Einführung: Die Verbindung von Glauben und Alltag
Es ist durch die heutige Technik möglich, dass zur gleichen Zeit die Morgenfeier im Südwestfunk meine Auslegung zu Philipp 4,10-20 sendet. Genau den gleichen Text, den ich Ihnen hier heute Morgen in der Predigt sagen möchte.
Paulus berichtet dort, dass er von der Gemeinde in Philippi ein Paket mit brauchbaren Dingen erhalten hat. Paulus war sonst sehr stolz und nahm grundsätzlich keine Geschenke von Gemeinden an. Er hatte Sorge, dass das üble Nachrede geben könnte. Er hielt es zwar offen, sich auf Kosten der Gemeinden zu verhalten und von ihren Gaben zu leben. Doch er selbst wollte sein Geld mit eigenen Händen verdienen.
Dennoch hat er die Gabe der Philipper angenommen als ein Zeichen der engen Verbundenheit mit dieser Gemeinde. Am Ende des vierten Kapitels schreibt er: „Ich bin aber hoch erfreut in dem Herrn, dass ihr wieder Kraft habt, für mich zu sorgen, wiewohl ihr alle Wege darauf bedacht waret, aber die Zeit hat’s nicht wollen leiden.“
Er fügt hinzu: „Nicht sage ich das des Mangels halben, denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie ich’s finde. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein, mir ist alles und jedes vertraut. Ich kann beides: satt sein und hungern, beides: übrig haben und Mangel leiden. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“
Doch Paulus lobt die Philipper: „Ihr habt wohlgetan, dass ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt. Ihr aber von Philippi wisst, dass von Anfang meiner Predigt des Evangeliums an, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein.“
Er erinnert daran, dass die Philipper ihm auch nach Thessalonich zweimal für seinen Bedarf gesendet haben. Dabei betont er: „Nicht dass ich das Geschenk suche, sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich zugerechnet werde.“
Paulus sagt weiter: „Denn ich habe alles und habe überflüssig. Ich habe die Fülle, da ich empfing durch Epaphroditus, was von euch kam, ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, gottgefällig.“
Zum Schluss schreibt er: „Mein Gott aber wird ausfüllen all euren Mangel nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Christus Jesus.“ Herr, mach uns dieses Wort jetzt groß. Amen.
Liebe Gemeinde,
bei uns zerfällt das Leben oft in zwei ganz getrennte Bereiche. Alles, was mit Geld zusammenhängt, gehört in den Werktag hinein. Und heute, wenn Sonntag ist, wollen wir fröhliche Gedanken haben und nicht von unseren Berufsquerelen oder von schwierigen Menschen hören.
Wir trennen das, weil uns das Gebiet, das mit Geld in dieser Welt zusammenhängt, so viele Probleme bereitet. Doch dadurch entsteht in unserem Leben viel Zwiespältiges und Unwahres.
Gerade bei uns Christen wird das spürbar: Wenn von diesem Sonntag aus kein heller Schein in die Woche hineinfällt, dann werden wir unglaubwürdig. Wenn es nicht spürbar wird, dass unsere täglichen Geschäfte und das, was wir arbeiten, von unserem Glauben geprägt sind, dann fehlt etwas Wesentliches.
Daher ist uns dieser Abschnitt aus dem Brief des Apostels Paulus heute Morgen eine ganz wichtige Hilfe.
Der alltägliche Glaube in schwierigen Lebenslagen
Paulus hat nie daran gedacht, dass seine Briefe zweitausend Jahre später noch irgendwo in einer Kirche verlesen werden würden. Es waren Augenblicksbriefe, die er nur für seine Gemeinde in Philippi geschrieben hat. Der Rahmen für diesen Brief war also sehr eng.
Doch wenn es bei uns auch so wäre, dass unsere kleinen Dinge, die wir erledigen, so von Gott geprägt sind, dass sie für künftige Generationen noch wichtig werden, wäre das bemerkenswert. In seinem Brief spricht Paulus von einem ganz alltäglichen, leidigen Thema: vom Mangel und vom Überfluss, von Geld und Geldmangel, von Hilfe von anderen und davon, keine Hilfe zu bekommen.
Dieses ganz praktische Thema behandelt er hier, und man sieht, wie Paulus es vom Glauben erfüllt und geprägt wird. Wenn es bei uns ebenso wäre, dass unsere alltäglichen Nöte so vom Glauben erfüllt und geprägt sind, dann würden wir vielleicht erkennen, dass der Glaube nicht zu viel verspricht. Für Paulus war es ein ganz einfaches Wissen: Der lebendige Gott hat mich lieb.
Dieses Wissen war die bewegende Kraft in seinen täglichen Sorgen. „Er hat mich lieb, er hat mich lieb“ – dann sind auch diese Dinge von ihm geordnet, und es wird gut werden, was ihn bewegt.
Schauen Sie sich doch einmal ein junges, glückliches Brautpaar an. Solche gibt es ab und zu noch. Sie strahlen. Fragt man sie, ob sie schon ihr Examen fertig haben, sagen sie: „Ach nein, das steht noch wie ein Berg vor mir.“ Fragt man weiter, ob sie schon eine Wohnung haben, antworten sie: „Die ist auch noch nicht da.“ Und wenn man fragt, ob die finanziellen Probleme gelöst sind, sagen sie: „Auch das noch nicht.“ Dann fragt man: „Warum strahlt ihr denn so?“ Die Antwort lautet: „Ich weiß, dass der andere mich lieb hat.“
Oder schauen Sie sich Ihre Kinder an: Wie ist das? Sie können mit der billigsten Kässchachtel spielen – besser als mit teurem Spielzeug. Das Wichtigste für eine sonnige Kindheit sind Vater und Mutter, Oma und Opa, die sagen: „Ich habe dich lieb.“
Liebe macht glücklich. Und wenn schon die Liebe von Menschen so glücklich machen kann, wie viel mehr gilt das, wenn man weiß: Wenn ich einschlafe und aufwache, hat mein Vater im Himmel mich lieb und trägt mich.
Die befreiende Kraft des Glaubens in Paulus’ Leben
Ich muss heute darüber sprechen und möchte es in drei Punkten erklären, wie sich das bei Paulus in seinem ganzen Leben widerspiegelt. Dieses Wissen, dass Gott mich liebt, macht frei. Paulus hat diesen Brief in einer der dunkelsten Stunden seines Lebens geschrieben.
Niemand hier kann sich mit Paulus messen. Er weiß, dass sein Leben in wenigen Stunden zu Ende sein kann und dass er hingerichtet wird. So sitzt keiner von uns hier. Er wurde aufgrund falscher Anklagen wieder in eine trostlose Zelle gesperrt, ohne jegliches Menschenrecht. Dann sitzt er dort, hört nachts die Schlüssel klirren im Gang und fragt sich: Holen sie mich jetzt oder nicht?
In dieser Lage hat Paulus seinen fröhlichsten Brief überhaupt geschrieben. So frei war er – wie kann das sein? Wir wollen ehrlich bleiben und ruhig auch kritisch nachfragen. Es könnte ja sein, dass Paulus einfach resigniert hat, die Flinte ins Korn geworfen hat und gesagt hat: „Lass doch, die Sache ist aus, schick dich, du kannst nicht anders, die Sache wird nicht mehr gewendet, jetzt mach wenigstens noch das Beste aus deiner Lage.“ Nein.
Paulus war auch keiner, der sich verbissen in die Not seines Lebens hineingesteigert hätte. Selbst aus dem Philipperbrief spüren wir noch das weite Planen des Paulus. Er wollte doch Missionar seines Gottes sein, hatte Lebenspläne, wollte noch reisen und viel für seinen Gott tun. Er freute sich an der Welt, hatte Augen für das Schöne und war kein asketischer Typ. Er war nicht verbissen und hat sich nicht in das Böse dieser Welt geschickt.
Warum war er dann so frei, dass er sich darüber hinwegsetzen konnte? Wie hat er das geschafft? Paulus war ein Mensch, der von Energie und Vitalität sprühte. Nicht, dass jemand meint, Christentum bedeute Verzicht und Verbissenheit, dass man andere Dinge einfach aufgibt.
Wissen Sie, was es war? Paulus war wie betrunken von der Liebe Gottes. Jetzt verstehen Sie erst, was das heißt – nicht, dass er das Schlechte oder Böse einfach ignorierte, sondern dass er selbst in größter Not wie betrunken war von der Liebe Gottes.
Das war ihm so gewiss: Wenn er die rustikalen Gitterstäbe ansah, ging sein Blick weit hinaus. Wenn die Gefängnistür aufgeschlossen wurde und die rohen Wärter – ganz anders als die Gefängnisbeamten heute – die Tür öffneten, ihm das Essen brachten und ihre Witze mit ihm machten, dann war Paulus frei. Er war so erfüllt von der Liebe Gottes, die ihn von allen Seiten einhüllte.
Das war ihm ganz sicher: Gott hat Gedanken des Friedens und der Liebe mit mir und nicht des Leides. Und es wird alles gut werden. Davon war er fest überzeugt.
Die Frage nach der Liebe Gottes in Leid und Not
Ja, aber jetzt müssen wir Paulus doch noch einmal fragen: Wie kannst du denn davon überzeugt sein, dass Gott dich liebt, wenn er dich in dieses elende Loch hineinsperren lässt? Dann müsste er dir doch Freiheit geben. Woran siehst du denn die Liebe Gottes?
Das ist doch die Frage, die uns oft umtreibt: Woran sehe ich die Liebe Gottes in meinem Leben? Woran kann ich das ablesen? Es muss sich doch irgendwo niederschlagen – an der körperlichen Gesundheit, in Wundern, in Ereignissen oder in Beweisen Gottes.
Aber Paulus hätte uns da schnell über den Mund gefahren und gesagt: Ich bin doch durch alle Länder der Welt gereist. Warum? Um den Menschen zu sagen: Die Liebe Gottes seht ihr nur an einer Stelle, da ist sie offenbar. Das könnt ihr nicht an eurem Bauch ablesen, nicht an eurem gesunden Gebiss oder an euren Erfahrungen. Die Liebe Gottes könnt ihr am Kreuz ablesen.
Das war doch das Thema seiner Briefe. Dort hat Gott seinen Sohn sterben lassen, und das ist sein Pfand für dich. Egal, in welcher dunklen Lebenslage sich jemand befindet, darauf kann er sich berufen. Und wie wirr ein Lebensschicksal auch sein mag – wie jetzt bei Paulus – er sagt: Ich weiß, dass Gott mich liebt. Er hat seinen Sohn für mich geopfert, damit ich nicht einfach in diesem Leben verschleudert werde.
Er hat Gedanken des Friedens mit mir. Er wird seine Pläne mit mir zu Ende bringen. Er hat es angefangen in seinem Sohn Jesus. Jetzt bin ich guter Zuversicht, dass es auch gut zu Ende kommen wird. Er verstößt mich doch nicht. Sondern er hat mich lieb, trotz meiner Schuld, trotz meines Bösen, trotz all dem, was nicht recht war, trotz meines Unglaubens.
Aus dieser Liebe holt mich keiner mehr heraus. Das war Paulus so gewiss.
Freiheit trotz äußerer Bedrängnis
Und jetzt kann man den Gegensatz kaum extremer darstellen. Da sitzt ein namenloser Häftling in einer Zelle. Über ihn ist vielleicht schon das Todesurteil gesprochen. Kein Hahn kräht nach ihm, keine Bürgerinitiative setzt sich für ihn ein, kein Rechtsanwalt tritt für ihn ein. Es gibt keine Rechte und kein Komitee, das für ihn kämpft.
Keine Würde hat dieser ausgelieferte Mensch, mit dem man nach Belieben spielt. Und doch ist er freier als ein König. Freier als ein König, denn ihn bedrängt nichts mehr. Was wird aus ihm? Er ist nicht mehr darauf angewiesen, ständig zu überlegen: Wann bekomme ich meine Freiheit? Wird mein Gnadengesuch noch bearbeitet? Das ist ihm völlig egal.
Gott hat seine Hand liebend auf ihn gelegt, mehr braucht er nicht. Wissen Sie das? Sehen Sie, dann verbinden sich für Sie Werktag und Sonntag, wenn Sie das wissen – selbst im Sturm der kommenden Woche. Mein Gott hat mich lieb, und ich auch.
Zu diesem Bild gehört all das Wirre und Tumultartige, was gerade wild in mir vorgeht. Das gehört alles dazu: Er hat mich lieb, und er wird seinen Plan mit mir zu Ende führen – egal, was Menschen noch Böses mit mir vorhaben oder anrichten.
Und da sagt Paulus: „Ich kann alles, ich kann hoch sein, ich kann auch niedrig sein, ich kann Mangel leiden und satt sein. Ich kann alles, ich kann mich mit allem abfinden – nicht als Asket, nicht als Verzichter, sondern weil ich betrunken bin von dieser großen Liebe Gottes.“
Ich brauche keine Ehre, keinen Erfolg, keine Freiheit und was sonst noch wichtig scheint. Nicht einmal Freiheit – nein, auch Gesundheit ist nicht die Hauptsache. Hauptsache ist, dass Gott mich lieb hat, und das genügt.
Dankbarkeit als Ausdruck der Liebe Gottes
Das Zweite: Diese Liebe Gottes macht dankbar.
Ich habe Ihnen schon am Anfang gesagt: Der ganze Abschied handelt eigentlich vom Geld. Das ist einem gar nicht bewusst, wenn man an dieses schöne Wort denkt: "Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus." Paulus sagt, dass es bei ihm ursprünglich eigentlich um Geld ging. Er kann auch arm leben, denn Christus befähigt ihn dazu, mit allem fertig zu werden.
In diesen Geldangelegenheiten – das habe ich Ihnen am Anfang schon gesagt – war Paulus sehr penibel. Er wusste, dass man in finanziellen Dingen ganz korrekt sein muss, sonst gerät alles durcheinander. Nun hatte ihm die Gemeinde von Philippi ein Paket geschickt. Was war darin? Wollene Socken, ein paar Süßigkeiten und sicher auch ein Geldbetrag.
Paulus sagt: „Ich habe einen Grundsatz, ich nehme nichts an.“ Aber er ist kein Grundsatzmensch, deshalb nimmt er das Paket doch an. Ihm geht es nicht um die Sachen, auf die ist er nicht angewiesen. Er ist nicht von materiellen Dingen abhängig.
Er hat das nicht so gesagt, als würde jemand sagen: „Wir reisen abgeschieden, mit wenigem zufrieden“, und setzt sich dann in seinen Mercedes 300 und braust davon. Paulus war wirklich einer, der am Hungertuch nagte und sagte: „Ich brauche das nicht.“ Aber er nimmt trotzdem dieses Paket an. Warum? Weil er spürt, dass in diesem Paket Liebe von Mitbrüdern in seine Zelle kommt. Und er sagt, dafür ist er so dankbar.
Die Liebe Gottes spürt er in der Liebe seiner Brüder. Deshalb nahm er dieses Zeichen an. Das ist großartig, dass Paulus nicht so stolz war, dass er das Paket einfach zurückgeschickt hätte. Stattdessen sagt er: „Ich sehe doch, was in euch Philippern lebt, an echtem, lebendigem Glauben.“
Die Worte, die Paulus hier in diesem Dankschreiben benutzt, stammen aus dem Geschäftsverkehr. Wenn man den griechischen Text verfolgt, merkt man, wie Paulus mit Humor die Ausdrücke des Geschäftslebens für eine Quittung nachahmt. Er schreibt an die Philipper: „Ich habe das korrekt empfangen, ich bestätige dankend den Empfang“, so wie damals die griechische Geschäftssprache war.
Aber er sagt auch: „Ich merke, dass in diesem Paket mehr ist – ein Opfer, das Gott angenehm ist.“ Er merkt, dass sie etwas gegeben haben, was für Gott viel, viel mehr wert ist.
Ich habe, als ich jetzt vom Urlaub zurückkam, eine ganze Reihe Dankbriefe gefunden. Das hat mich tief bewegt, wie der Finanzressortleiter dort in Uganda schrieb: „Für die paar Pakete, die wir geschickt haben – das waren ja von Ihnen hergegebene alte Kleider –, aber es war ein Stück Mühe, das zu verpacken und auf die Post zu geben. Das hat bei uns einen Wert ergeben. Wir haben das bei unseren Gemeindegliedern verkauft und das Geld für die Ausbildung von Theologen verwendet, für 4 Schilling.“
Das waren nur ein paar Pakete, die anderen sind an ganz andere Stellen gegangen.
Wie der ganze Brief mich erfüllt hat, hat es mich gewundert, dass er überhaupt so einen langen Brief schreibt. „Wir haben nicht gewusst, dass ihr für uns da seid.“ Das haben Sie gar nicht geahnt. In dem Augenblick, als in Entebbe diese ganze Not mit dem Flugzeug war, sprach Ihre Liebesgabe dort unten eine Sprache der Liebe Gottes. Gerade zu dieser Zeit kam Ihr Paket mit den Kleidern an, die wir dorthin senden konnten.
Wenn diese Liebesgaben weitergehen, wenn es möglich ist, mit der Liebe Gottes zu anderen hineingreifen zu können und sie zu halten, dann ist das großartig.
Paulus sagt, er hat das als ein Opfer angenommen und dankt dieser Gemeinde. Er sagt, sie lebt von Eins zu Eins in ganz besonderer Weise. Eins zu Eins ist nämlich nicht eins, sondern zwölf, wenn man mit dem Segen Gottes rechnet. Da wird vervielfacht.
„Mein Gott wird all euren Mangel ausfüllen. Wo es euch fehlt, werdet ihr erfahren, dass unser Gott euch reichlich das erstattet, was ihr hergegeben habt.“ Dieser Gott gibt mehr, als man ihm schenken kann.
Ich muss jetzt noch ein Wort zu Ihnen sagen: Wenn man die ersten Gemeinden so ansieht, welche herzlichen Verbindungen dort bestanden, dann frage ich mich eigentlich, mit welchem Recht wir heute so kühlen Abstand voreinander halten.
Sie brauchen Ihrem Nebenmann jetzt kein Päckchen zu schenken. Aber finden Sie die kleinen Zeichen der Liebe, von denen wir als Christen leben? Wenn Paulus schon ein Paket annahm, weil er sagte: „Ich brauche das, ich brauche den Gruß meines Freundes, ich brauche das Andenken des anderen.“ Können Sie das entbehren, wenn ein Apostel das brauchte?
Es ist eine Frucht des Glaubens. Paulus sagt: „Ich kann mir genügen lassen, aber ich kann auch danken – danken für die Menschen, die mir Gott in den Weg stellt.“
Zuversicht durch die Liebe Gottes
Noch ein letztes, das Zuversicht macht: Von der Liebe Gottes zu wissen, macht zuversichtlich. Wir sagten, das macht frei, es macht dankbar, es macht zuversichtlich. Diesen einen Satz wollten wir dick unterstreichen. Am liebsten hätte ich nur über den gesprochen: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.
Ich spreche oft ganz anders. Dann sage ich: Ich kann nicht mehr, ich habe keine Kraft mehr, ich bin enttäuscht, ich bin mutlos, es wird doch alles nicht mehr gut werden. Enttäuschung macht sich breit. Wie war das denn bei Paulus? War er von diesen Gefühlen gar nicht bedrängt? Oh, ich denke, es wird ihn auch oft beschäftigt haben, und er wird oft auch davon bedrängt gewesen sein.
Wie kann er dann dieses Wort des Sieges sagen? Wie kann er das so fröhlich leben? Wie bringt er das fertig? Dann sagt er: Christus setzt mich dazu in die Lage. Christus setzt mich dazu in die Lage. Das ist mir nicht angeboren, das schwebt nicht einfach bei mir. Ich habe nicht so ein Naturell, dass das immer bei mir einfach so selbstverständlich wäre.
Paulus war vielleicht auch ein ganz schwerer Charakter, der alles gar nicht so leicht nehmen konnte. Aber dann sagt er: Dann ringe ich im Glauben darum, weil er mich befähigt. Er macht mich mächtig dazu, dass ich alles kann, dass ich mit allem fertig werden kann, dass nicht diese Gefängniszeit mich fertig macht, sondern dass ich sie fertig mache. Dass nicht der Tod mich aufreibt, sondern dass ich den Tod aufreiben darf im Glauben. Dass nicht die Krankheit mich zerstört, sondern dass ich mit der Krankheit fertig werde, die mir aufgelegt ist.
Wenn mir Stück um Stück aus der Hand gewunden wird, sagt Paulus, dann wird mir von Mal zu Mal dieser Jesus nur größer, der die Hand auf mich gelegt hat und der mich lieb hat. Da ist keiner auf die Seite geworfen, da ist keiner von ihm abgeschrieben, da ist keiner von ihm losgelassen, sondern dieser Herr hält uns ganz fest.
Paulus wusste: Das Leiden ist nicht das Endziel dieses Gottes und auch nicht einmal die Demütigung oder die Armut oder Gefangenschaft. Was will denn Gott am Ende? Selbst der Passionsweg Jesu hatte viel Leiden, aber am Ende stand der Sieg, da stand die Osterfreude.
Paulus weiß um dieses große Geheimnis der Wege Gottes. Deshalb ist er nicht der, der mit verbissenem Gesicht da sitzt und sagt: Man muss es ertragen, sondern einer, der sich freuen kann. Weil er sagt: Heute sind gerade die Leiden, die ich durchmache, ein Beweis dafür, dass es zur Freude durchgeht, dass es zum Sieg durchgeht.
Ich kann alles, weil ich mich an Christus halten kann und weil ich weiß, dass er noch große Pläne mit mir hat, sogar wenn es zur Hinrichtung geht. Es geht durch Leiden zur Herrlichkeit. Ich kann alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.
Er nahm jetzt jeden Tag als ein Geschenk aus der Hand dieses Gottes. Wenn die Tür aufging und die Wärter ihm die Suppe hinstellten, diese dünne Wassersuppe, dann konnte er die Hände falten und sagen: Danke, Vater, danke, dass du da bist.
Er war nicht der Held, der mit allem fertig wurde, sondern er klammerte sich an diesen Herrn, der ihn hielt und der mit seinem Leben fertig werden wollte. Und fertig wurde. Es kann ihm nichts geschehen als das, was er hat ersehen und was ihm nützlich ist.
Das hat ein junger Arzt gedichtet, der einst auf zwei schwierigen Expeditionen bis nach Persien gereist ist und als Todkranker zurückkam und mit 31 Jahren verstarb: Paul Fleming. Er wusste, dass, wenn man sein Leben in diese Hand des starken Gottes hineingibt, man ganz fröhlich sein kann. Man kann in der Welt das Kühnste wagen, man ist geborgen und behütet. Über diesem Leben liegt das gewisse Ziel, dass es am Ende gut werden muss.
Weil die Liebe Gottes einen hält. Amen!
Schlussgebet und Segenswunsch
Herr Jesus Christus, vor dir wollen wir die ganze Not unseres Lebens ausbreiten. Es sind so viele Dinge, die wir ohne dich angefangen haben, und dadurch sind wir in große Not gekommen. Wir sahen keinen Weg mehr, mit diesen Dingen fertigzuwerden. Die Wellen gingen über unseren Kopf, und wir meinten, wir würden ertränkt. Da kamen so viele Sorgen und Ängste.
Wir danken dir jetzt für dein Wort, dass wir ganz fest wissen können: Du hast uns lieb, jeden von uns. Du rufst jeden bei seinem Namen und willst, dass jeder von uns die Erfahrung macht, bei dir ganz fest gehalten zu sein.
Nun bringen wir dir all das, was uns beschäftigt: diese Ängste, diese Nöte, diese Sorgen, vor denen wir stehen, und die Aufgaben, die wir nicht bewältigen können. Herr, wir wollen größer und stärker sein als das, was uns bedrängt, weil du uns dazu befähigst – im Glauben an dich.
Wir danken dir, dass wir auf dich bauen können, auch in diesen Dingen, und dass du dich als Herr erweisen willst in allen täglichen Erfahrungen unseres Lebens. So dürfen wir deine Wundermacht kennenlernen.
Wir wollen auch jetzt Fürbitte tun für alle, die in unserer Mitte große Not haben: für die Kranken, die Alten und die Schwermütigen. Du kennst auch die Verfolgten in anderen Ländern, die Hungernden, die kein Dach über dem Kopf haben, die von Katastrophen Heimgesuchten. Wir bringen dir die Menschen, die in den Kriegsgebieten leben. Ja, lass du diese Menschen erfahren, wie du sie befähigst, stark zu sein. Lass sie dein Evangelium so vernehmen, dass es sie frei, dankbar und zuversichtlich macht.
Gib uns jetzt einen frohen Mut, auch dieses Wort weiter zu bezeugen in den kommenden Tagen, wenn wir Menschen treffen, die nicht glauben können. Mach uns zum Licht, das ihnen den Blick frei macht für dich.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Und nun gehen wir in diese Woche unter der segnenden Hand unseres Herrn.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.