Ermutigung zum Hören auf Gottes Wort
Himmlischer Vater, wir bitten dich, dass du uns die Ohren öffnest, damit wir aufmerksam sind. Vor allem aber bitten wir dich, dass du uns das Herz öffnest, damit wir wirklich aufmerksam sind und verstehen können, was du uns durch dein heiliges Wort sagen möchtest.
So bete ich, dass du mir hilfst, nur das zu sagen, was du sagen möchtest. Ich bete auch für uns als Gemeinde, dass du uns bereit machst, auf dich zu hören, unseren himmlischen Vater, der uns liebt, der es gut mit uns meint und der mitten in unser Leben spricht mit seinem Wort, das lebendig und kräftig ist. Tu das auch heute Morgen, das bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Jesus Christus spricht: „Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Diese Worte aus Matthäus 16,18 haben wahrscheinlich die meisten von uns schon oft gehört. Doch in diesen Tagen können Zweifel aufkommen, ob Jesus vielleicht eine Pause macht mit diesem Plan.
Die Gottesdienste waren lange Zeit gar nicht richtig möglich, nur online. Auch jetzt muss man sich anmelden, alles ist sehr limitiert. Man kann nicht spontan einfach jemanden zum Gottesdienst mitbringen, den man vielleicht eingeladen hat, damit er unter Gottes Wort kommt und das Evangelium hört. Wir sind eine gemeindegründende Gemeinde, aber Gemeindegründung ist in diesen Tagen unendlich schwierig.
Wie sollen wir das machen? Wie soll man Menschen in eine evangelikale Gemeinde einladen, wenn die Medien berichten, dass sich gerade bei den Evangelikalen ständig Menschen anstecken? Macht Jesus gerade eine Pause in seinem Gemeindegründungsprojekt? Wie sollen wir das alles einordnen?
Diese Fragen, die für uns heute hochaktuell sind, waren sicher auch schon Fragen, die sich der Apostel Paulus und seine Mitreisenden gestellt haben, als sie auf ihrer zweiten Missionsreise unterwegs waren. Sie mussten erleben, dass ihre Reisepläne immer wieder durchkreuzt wurden.
Wenn ihr letzte Woche hier wart, habt ihr gehört, wie sie auf die zweite Missionsreise aufbrachen. In Kapitel 16, Verse 6 und 7 heißt es: „Sie zogen aber durch Phrygien und das Land Galatien, da ihnen vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort zu predigen in der Provinz Asien.“ Als sie bis nach Mysien gekommen waren, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, doch der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu.
Sie hatten ein missionarisch-evangelistisches Anliegen, doch überall stießen sie auf verschlossene Türen. Wenn mir das passiert wäre, hätte ich mich wahrscheinlich gefragt, ob Gott mich jetzt nicht mehr gebrauchen möchte. Ich kann mir vorstellen, dass Paulus sich diese Frage auch gestellt hat.
Immerhin hatte er sich direkt vor der zweiten Missionsreise mit Barnabas gestritten, mit dem er auf der ersten Missionsreise unterwegs war. Vielleicht hatte Gott sich jetzt entschieden, sein Werk durch Barnabas weiterzuführen, und Paulus sollte an die Seite gestellt werden. Dann kam dieser seltsame Ruf nach Europa, diese Erscheinung in der Nacht, in der Paulus einen Mann aus Mazedonien sieht, der ihn ruft.
Was soll das jetzt? Wird Paulus ins europäische Exil geschickt? In unserem heutigen Predigttext sehen wir, was auf dieser ersten Station in Europa geschieht. Wir werden sehen, wie Jesus ganz ungewöhnlich seine Gemeinde baut. Wir werden sehen, dass die Pforten der Hölle ihn tatsächlich nicht daran hindern können. Satan kann ihn nicht aufhalten.
Meine Hoffnung für uns heute Morgen in dieser Predigt ist, dass sie uns ermutigt, neu darauf zu vertrauen, dass der Herr alles im Griff hat und seinen guten Plan ausführt – in allen Dingen.
Dafür möchte ich noch einmal beten: Himmlischer Vater, wir brauchen diese Ermutigung. Unser Glaube ist oft so schwach. So oft erleben wir Hochphasen in der Begeisterung über das, was du tust, aber auch Tiefphasen mit vielen Fragen und Zweifeln.
Herr, hilf uns, neu Vertrauen zu fassen – in guten und in schlechten Tagen. Hilf uns zu glauben, dass du der Herr bist, der in allen Dingen seine Gemeinde baut und seine Pläne ausführt. Das bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Die Gemeindegründung in Europa – Drei Bekehrungsgeschichten
Dieser Predigttext lässt sich leicht in drei Einheiten gliedern: drei Bekehrungsgeschichten. Diese wollen wir nacheinander betrachten und dabei sehen, wie der Herr seine Gemeinde baut.
In den Versen 11 bis 15 sehen wir, dass der Herr seine Gemeinde baut, indem er Herzen öffnet. In den Versen 16 bis 22 zeigt sich, dass der Herr seine Gemeinde baut, indem er Gefangene freisetzt. Und in den Versen 23 bis 40 erkennen wir, dass der Herr Gemeinde baut und alle Dinge für seine Zwecke gebraucht.
Das sind die drei Punkte dieser Predigt. Wir beginnen mit den Versen 11 bis 15 und der ersten Bekehrung in Europa. Es ist nicht sicher, ob das Evangelium vorher schon irgendwie nach Europa gekommen war oder ob dort schon jemand zum Glauben gekommen war. Diese Bekehrung ist die erste, die uns in der Bibel überliefert ist.
Wir haben den Text gerade gehört, deshalb lese ich ihn jetzt nicht noch einmal vor. In den Versen 11 bis 15 sehen wir, wie die Reisegruppe um Paulus, Silas, Timotheus und Lukas von Troas sehr zügig nach Philippi kommt.
Dort merken sie in den ersten Tagen, dass es keine jüdische Synagoge gibt. Normalerweise ging Paulus zuerst in eine Synagoge, um dort zu predigen. Das war das Muster bei allen Missionsstationen, bisher so und auch in Zukunft. Hier scheint jedoch keine Synagoge zu sein.
Sie erfahren aber von einigen gottesfürchtigen Frauen, also Frauen, die zumindest an den Gott der Juden glauben, wahrscheinlich selbst noch keine Juden sind, die sich regelmäßig zum Gebet treffen. Diese Frauen beten außerhalb der Stadt.
So gehen Paulus und seine Weggefährten an einem Sabbat zu dem Ort, an dem sie vermuten, dass diese Gebetsversammlung stattfindet. Tatsächlich finden sie diese Frauen dort und verkündigen ihnen das Wort des Herrn, das Evangelium.
Unter diesen Frauen ist Lydia, eine Purpurhändlerin, also eine wohlhabende Frau. Dann lesen wir, dass das geschieht, was immer geschieht, wenn Menschen zum Glauben kommen. Das steht nicht immer explizit in der Bibel, aber es geschieht immer.
Hier heißt es: Der Herr tat Lydia das Herz auf, sodass sie darauf achtete, was Paulus sagte. Das ist exemplarisch der Weg, wie Menschen zum Glauben kommen. Der Herr ruft die Gläubigen dazu auf, sein Wort zu verkünden. Das ist unsere Berufung.
Wir sollen das Wort des Herrn weitersagen, wo immer wir können. Wir sollen Christi Zeugen sein. Dafür sind wir in dieser Welt belassen worden. Der Herr hätte uns auch gleich aus dieser Welt herausrufen können, indem er sagt: Kommt alle in meine Gegenwart.
Doch er belässt uns hier, weil er durch Menschen wirken will. Er möchte Menschen gebrauchen, um andere Menschen zum Glauben zu rufen. Paulus versteht das. Deshalb geht er zu diesen Frauen und verkündet ihnen, dass der jüdische Messias, von dem sie wahrscheinlich schon einiges gehört haben, gekommen ist.
Jesus Christus ist dieser Messias. Doch das allein reicht nicht aus. Dann greift der Herr direkt ein: Er tut Lydia das Herz auf, sodass sie wirklich versteht, was es mit diesem Wort Gottes, mit dem Evangelium, auf sich hat.
Ich denke, wir haben das auch schon erlebt: Wir haben Menschen das Evangelium gesagt, und es schien, als ginge es ins eine Ohr hinein und durchs andere wieder heraus. Es blieb nichts hängen, es kam nicht ins Herz.
Hoffentlich hat der eine oder andere auch schon erlebt, wie das Wort bei Menschen Raum einnimmt, die zuhören, verstehen, die die richtigen Fragen stellen und anfangen zu glauben. Genau das sehen wir hier: Der Herr tut das Herz auf.
Ich hoffe, uns ist klar: Der gleiche Rettergott, der damals durch die Verkündigung von Paulus, Silas und Timotheus Lydia zum Glauben brachte, ist auch heute noch aktiv. Er gebraucht menschliche Worte und öffnet die Herzen der Menschen.
Jeder Christ hier kann das bezeugen. Vielleicht hast du bewusst erlebt, wie das, was du oft gehört hattest, plötzlich Sinn machte – wie wenn jemand den Schalter umlegt und Licht angeht, wo vorher Dunkelheit war.
Vielleicht hast du das sehr bewusst erlebt, vielleicht auch nicht. Vielleicht hast du immer wieder dasselbe gehört, und Gott hat dein Herz langsam geöffnet. Was du konkret erinnerst, ist nicht entscheidend.
Wichtig ist, dass der Herr das Wunder tut: Ein Herz, das von Natur aus verschlossen und steinern ist, öffnet sich plötzlich, und die göttliche Botschaft nimmt Raum ein.
Preist den Herrn dafür, dass er seine Gemeinde baut, indem er Menschen die Herzen öffnet, sodass sie auf sein göttliches Wort achten.
Wenn der Herr das bei dir noch nicht getan hat, ist mein Gebet heute Morgen, dass er dein Herz öffnet und du achtest. Vielleicht erlebst du heute zum ersten Mal, wie das, was bisher wenig Sinn machte oder nur den Kopf erreichte, jetzt auch dein Herz trifft.
Möge der Herr das schenken! Das soll uns ermutigen, das Wort des Herrn weiterzusagen, auch wenn wir es nicht perfekt können oder keine großen rhetorischen Fähigkeiten haben.
Immer wieder dürfen wir erleben, wie Menschen durch andere Menschen zum Glauben kommen, die intellektuell oder rhetorisch nicht besonders begabt sind oder theologisch nicht fit. Das entbindet uns nicht von der Verantwortung, uns zuzurüsten.
Aber der Herr ist nicht abhängig davon, dass ein Apostel Paulus oder ein großartiger Prediger kommt. Ich frage hier in die Runde: Wer von euch ist durch die treue Evangeliumsverkündigung von Eltern oder anderen Menschen, die keine ausgebildeten Pastoren oder Prediger waren, zum Glauben gekommen?
Das dürften sicherlich mehr als die Hälfte sein. Das darf uns alle ermutigen. Nur der Herr tut das – er öffnet das Herz.
Nicht nur Lydia, sondern auch andere Mitglieder ihres Haushalts werden ergriffen von diesem Wort. Sie werden alle getauft. Das muss ein Freudenfest für Paulus gewesen sein.
Nach all den verschlossenen Türen und dem seltsamen Ruf, weg von den Orten, an denen er eigentlich evangelisieren wollte, erlebt er hier, wie Türen aufgehen: Die Tür zum Herzen Lydias und wohl auch anderer.
Dann öffnen sich auch die Türen ihres Hauses. Sie lädt die Missionare ein und drängt sie förmlich, bei ihr die Basis für ihren weiteren Dienst zu finden.
Hier entsteht die Gemeinde – ihr Hausstand. Das sind wahrscheinlich die ersten Mitglieder der Gemeinde in Philippi.
Befreiung und Widerstand – Die zweite Bekehrung
Ab Vers 16 lesen wir, wie es weitergeht. Wir sehen, dass der Herr Menschen freisetzt. Dabei begegnen wir einer zweiten, sehr viel dramatischeren Bekehrung, die ernste Konsequenzen mit sich bringt.
Nicht nach der Bekehrung dieser wohlhabenden Geschäftsfrau Lydia – wahrscheinlich war sie eine Witwe und schon älter. Wenn es ihr Haus war, ist das bemerkenswert, denn Frauen besaßen typischerweise keine Häuser. Wahrscheinlich war sie verheiratet mit einem Purpurhändler, dessen Geschäfte sie nach seinem Tod weiterführte. Sie hatte vermutlich Bedienstete, vielleicht auch Kinder im Haushalt. Es war ein größerer Hausstand.
Jetzt rückt eine ganz andere Person in den Blick: eine junge Frau ohne Besitz, eine Magd. Sie war in gewisser Weise doppelt versklavt. Zum einen diente sie einem Herrn als Magd, war also eine Dienerin oder Sklavin. Der Herr wollte mit ihr Gewinn machen. Zum anderen hatte die Frau, wie es hier heißt, einen Wahrsagergeist, das heißt, sie war von einem Dämon besessen. Etwas Teuflisches war in ihr.
Dieser Wahrsagergeist hatte offenbar die Fähigkeit, Dinge zu erkennen und auszusprechen, die den meisten Menschen verborgen blieben. Der böse Geist hatte Besitz von ihr ergriffen und brachte die Frau dazu, den Missionaren überall hinzufolgen. Wo Paulus und die anderen hingingen, war sie dabei und rief ständig aus: „Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen.“
Ein Dämon, ein teuflischer Geist, proklamierte hier also: „Da kommen die Evangelisten, hört ihnen zu!“ Ich habe mich gefragt, wie ich das finden würde, wenn ich so durch die Stadt gehe und immer wieder eine junge Frau auftaucht, die sich vor mich stellt und sagt: „Das ist der, der euch den Weg zum Heil zeigt!“ Das könnte missionarisch durchaus interessant sein.
Andererseits muss uns klar sein, dass diese Frau mit dem Wahrsagergeist in Philippi nicht gerade erst ihren Dienst begonnen hatte. Sie war bekannt als eine okkulte Frau. Ich weiß nicht, ob ich so einen Wegweiser haben möchte – jemanden, der vielleicht schon viele schlimme Dinge gesagt hat und Menschen immer wieder zu dämonischen Dingen geführt hat, die im Widerspruch zum Evangelium standen.
Wie dem auch sei: Ob das, was sie sagte, oder wie sie wahrgenommen wurde, oder ob es einfach das Mitleid war, das Paulus für diese geplagte, geknechtete Frau empfand – nach vielen Tagen hält er es nicht mehr aus. Er greift ein und setzt die Frau frei. In seiner apostolischen Autorität treibt er den Geist aus.
Befreit er das Mädchen? Im 2. Korinther 12,12 lesen wir, dass ein Zeichen der Apostel besondere Fähigkeiten waren, unter anderem auch die Fähigkeit, böse Geister auszutreiben. Das tut Paulus hier.
Es wird nicht explizit gesagt, dass die Frau zum Glauben kommt. Aber wir wissen aus den Reden Jesu: Wenn ein böser Geist ausgetrieben wird und Gottes Geist nicht in den Menschen einzieht, also wenn dieser Mensch nicht zum Glauben kommt, nützt das letztlich nichts. Denn Dämonen kehren zurück und es geht dem Menschen danach schlechter als zuvor.
Paulus wird das bei diesem jungen Mädchen sicherlich nicht zugelassen haben. Deshalb können wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie ihre eigenen Worte nun ganz anders verstand und sich dem Herrn im Glauben zuwandte. Sie wurde Teil der ersten Gemeinde.
Doch dieser Akt der Barmherzigkeit sollte ernste Konsequenzen haben. Der Herr der Magd war gar nicht froh über das, was geschah. Die Einkommensquelle war nun weg. Die Frau war jetzt eine ganz normale junge Frau, die kein Geld mehr verdienen konnte, indem sie Menschen bestimmte Dinge sagte.
Der Herr wurde zornig – zornig auf Paulus und das, was er getan hatte. Oft brauchen Menschen, die auf Christen zornig sind, einen Vorwand, um sie anklagen zu können. Er nahm Paulus und Silas gefangen – interessanterweise die beiden der Reisegruppe, die eindeutig jüdisch waren. Timotheus und Lukas hatten eher einen griechischen Hintergrund.
Er schleppte Paulus und Silas vor den Stadtrichter der römischen Stadt Philippi. Philippi war eine römische Provinzstadt, außergewöhnlich im griechischen Gebiet. Historisch waren dort sehr wichtige Ereignisse für das römische Reich geschehen. Deshalb hatte die Stadt das Recht einer römischen Stadt erhalten. Die Menschen dort waren sehr stolz darauf.
Der Herr der Magd appellierte an diesen Stolz der Römer. Er nutzte auch einen vorherrschenden Antisemitismus in Philippi. Er sagte: „Diese Menschen bringen unsere Stadt in Aufruhr, sie sind Juden und verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind.“
Dieser doppelte Appell an den Stolz der Menschen und den Antisemitismus führte dazu, dass das zuvor fruchtbare Missionsfeld Philippi plötzlich feindlich gegenüber den Christen und Missionaren wurde.
Wir hören, wie Paulus und Silas brutal mit Stöcken geschlagen wurden – eine schlimme Form der Folter – und dann inhaftiert wurden.
Vertrauen inmitten von Leid und Widerstand
Was soll das denn jetzt? Versetzt euch noch einmal in die Situation von Paulus hinein.
Es war doch gerade klar: Der Herr hatte uns nach Mazedonien gerufen. Der Ruf durch diese seltsame Erscheinung in der Nacht musste doch das Werk Gottes gewesen sein. Nun war es zur Bekehrung gekommen, und eine Gemeinde entsteht. War das alles jetzt nur ein Strohfeuer? Was für ein emotionales Auf und Ab muss das gewesen sein? Wie viele Fragen müssen Paulus und Silas gehabt haben?
Mal ganz ehrlich, kennst du das nicht auch? Es gibt Zeiten, in denen wir meinen, dass der Herr uns wunderbar führt und wir seinen reichen Segen erleben. Alles ist klar: Gott ist gut, er geht mit uns, er gebraucht uns, und unsere Herzen sind voller Freude und Anbetung. Und dann hört das manchmal plötzlich auf. Manchmal wird alles schwierig, und wir fragen uns, was das denn nun zu bedeuten hat.
Ganz ehrlich: Als ich diese Predigt geschrieben habe, wurde mir klar, dass ich so ein Mensch bin – ganz aktuell. Bis Anfang des Jahres war mein Dienst hier in der Gemeinde so froh. In den letzten drei Jahren haben wir mehr als 150 neue Gemeindemitglieder aufgenommen. Wir durften erleben, wie unsere Tochtergemeinden sich toll entwickeln. Wir haben einen Mittagsgottesdienst gestartet, der sich ebenfalls gut entwickelt hat. Jeden Tag, an dem ich in meinem Büro hier unten im Haus saß, erlebte ich, wie um mich herum ein reges und frohes Gemeindeleben war. Das waren Jubeljahre meines Pastorendienstes.
Und dann kam Corona. Und dann kamen all diese Einschränkungen. Egal, wie wir das jetzt politisch einordnen oder was wir davon halten – plötzlich konnten wir keine Gottesdienste mehr feiern. Der Höhepunkt der Woche eines jeden Pastors und Predigers ist doch, sich mit der Gemeinde zu treffen und in eure Gesichter zu schauen. Doch das war weg. Stattdessen stand da so eine blöde Kamera, mit der ich mal reden durfte, aber ich sah euch nicht mehr.
Und selbst jetzt, nach fast sechs Monaten, sind hier nur ein paar verstreute Menschen – vielleicht achtzig Geschwister. Ich freue mich ja schon so auf heute Nachmittag, wenn wir endlich mal wieder 200 sein dürfen. Aber vorher hatten wir jeden Sonntag hier 270 bis 280 Geschwister sitzen, am Mittag noch einmal 80 und abends weit über 100, plus viele, viele Kinder und Jugendliche. Das ist so frustrierend.
In meinem Dienst lebe ich doch davon, dass ich für euch da bin, dass ich weiß, wie es euch geht, dass ich weiß, wie ich für euch beten kann, dass ich Beziehungen zu euch habe. Dafür habt ihr mich angestellt. Und jetzt gibt es so viele Gemeindemitglieder, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen habe. Ist das frustrierend? Ganz ehrlich: Ich frage mich, was soll das alles? Was hat Gott mit Corona vor? Warum lässt er das zu? Warum greift er nicht endlich ein?
Vielleicht kennst du das auf andere Weise. Vielleicht sind das nicht deine Nöte, vielleicht hast du andere Sorgen. Vielleicht sind es ganz andere Themen und haben gar nichts mit Corona zu tun. Wir haben gerade vorhin Irene verabschiedet. Du hast gesagt, wie der Herr deine Pläne durchkreuzt hat: Krankheit, der Plan, in die Mission zu gehen – plötzlich geht das alles nicht mehr.
Vielleicht hattest du Pläne für dein Leben, Hoffnungen, ja vielleicht sogar die Gewissheit, dass Gott einen guten Weg für dich hat – und plötzlich doch nicht. Erkennen wir nicht alle dieses emotionale Auf und Ab und die Fragen, die dann kommen? Die Fragen, die auch gegenüber Gott auftauchen: Ist er wirklich so gut? Hat er wirklich alles im Griff?
Wenn du diese Fragen hast, dann ist es meine Hoffnung für dich, mein Gebet für dich, dass dich der dritte Teil dieser Predigt – das, was wir jetzt sehen werden – genauso ermutigt, wie es mich in dieser Woche ermutigt hat, als ich mich mit diesen Versen auseinandergesetzt habe.
Denn wir werden sehen, in Versen 23 bis 40, dass der Herr alles gebraucht für seine Zwecke. Konkret sehen wir, dass der Herr sogar scheinbar ganz schlimme Dinge zum Guten gebraucht.
Gottes Eingreifen und die Kraft des Lobpreises
Der Abschnitt beginnt nicht gerade ermutigend, besonders in den Versen 23 und 24. Dort lesen wir, dass man Paulus und Silas, nachdem man sie hart geschlagen hatte, ins Gefängnis warf und dem Aufseher befahl, sie gut zu bewachen. Als der Aufseher diesen Befehl erhielt, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.
Selbst der Gefängniswärter zeigt hier kein Mitgefühl für die Gefangenen, die ja zu Unrecht ins Gefängnis gekommen sind. Nachdem sie brutal gefoltert und mit Stöcken geschlagen worden waren, wurden sie im innersten Teil des Gefängnisses angekettet – an einem Ort, von dem man wirklich nicht entkommt. Die Fußfesseln waren eine weitere Form der Folter. Das war ein Schrei nach Hilfe! Doch Paulus und Silas reagieren anders.
Wir lesen hier völlig unvermittelt: „Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott, und die Gefangenen hörten sie.“ Findet man das normal? Ich bin mir sicher, die anderen Gefangenen dachten: „Die beiden haben doch nicht alle Tassen im Schrank. Da stimmt etwas nicht.“ Es sind doch genau die beiden, die eben hereingeschleift wurden, blutend und verwundet, die jetzt im hintersten Teil liegen. Wir haben gehört, wie die Füße in den Block gelegt wurden, wir haben ihr Stöhnen gehört – und trotzdem loben sie Gott.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich frage mich, ob ich in so einer Situation anfangen würde, ein frohes Lobpreislied anzustimmen. Wenn ich schon mal Rückenschmerzen habe, ist meine gute Laune schnell weg. Und diese beiden Männer liegen hier schwer verwundet und angekettet und beten und loben Gott. Ich hoffe, uns wird klar, dass das hier Gottes Wirken ist. Das ist nicht normal, das ist übernatürlich.
Tatsächlich schenkt der Herr das immer wieder: dass wir auch in ganz schwierigen Situationen auf erstaunliche Weise den Trost Gottes erleben und Freude an ihm unser Herz erfüllt. Manchmal tut er das ganz praktisch, zum Beispiel wenn wir eine Predigt schreiben und zu Versen kommen, die uns ermutigen – so wie bei mir diese Woche. Vielleicht tut er es auf ganz andere Weise. Aber das dürfen wir erleben, und das erleben Paulus und Silas.
Dann dürfen sie erleben, wie der Herr auch ganz praktisch eingreift. In Vers 26 heißt es: „Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten, und sogleich öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab.“
Als der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und sah, dass die Türen des Gefängnisses offenstanden, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten, denn er meinte, die Gefangenen seien entflohen. Derjenige, der die Gefangenen bewachen sollte und sie entkommen ließ, wurde normalerweise getötet oder zumindest lebenslang eingesperrt.
Doch Paulus und Silas – und sicher durch sie auch die anderen Gefangenen – flohen nicht. Ganz im Gegenteil: Paulus wusste, dass es etwas viel Wichtigeres gab als seine persönliche Freiheit. Es ging um das Leben und das ewige Seelenheil des Gefängnisaufsehers. Das lesen wir ab Vers 28: „Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an, denn wir sind alle hier.“
Der Aufseher forderte ein Licht, stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Er führte sie heraus und sprach: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“ Sie antworteten: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Dann legten sie ihm das Wort des Herrn aus, ebenso allen, die in seinem Haus waren.
Er nahm sie noch in derselben Stunde der Nacht zu sich, wusch ihnen die Striemen, ließ sich selbst und alle in seinem Haus taufen, führte sie in sein Haus, deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Haus, dass er zum Glauben an Gott gekommen war.
Ist das nicht wunderbar? Was für eine Wendung! In dieser scheinbaren Sackgasse im Gefängnis gibt der Herr Paulus plötzlich ein neues Missionsfeld. Die Stadtrichter hatten gedacht, sie könnten Paulus und Silas aus dem Verkehr ziehen, die entstehende Gemeinde zerstören und Chaos anrichten. Aber tatsächlich hat Gott selbst diesen Stadtrichter gebraucht, um Paulus und Silas genau dorthin zu führen, wo er die nächsten Menschen bekehren wollte.
Er baut seine Gemeinde inmitten von dem, was scheinbar wie eine Katastrophe aussieht. Lieber Christ, ich hoffe, dich ermutigt das zu erkennen: Wo auch immer der Herr dich hinführt, du darfst wissen, dass er etwas mit dir vorhat. Ja, es mögen widrige Umstände sein, es mögen Dinge sein, die falsch sind, aber der Herr hat alles im Griff.
Die, die zu ihm gehören und auf ihn vertrauen, dürfen wissen: Dort, wo er dich hinführt, will und wird er dich gebrauchen. Vielleicht schickt er dich ins Krankenhaus – ein Ort, an den wir nicht gern gehen. Aber vielleicht stellt er dich dorthin, um anderen Menschen von dem ewigen Heil zu erzählen, von der wahren, ewigen Gesundheit, die weder Krankenhaus noch die besten Ärzte geben können.
Manche ältere Geschwister müssen sich von Dingen im Leben verabschieden, manchmal sogar ihr geliebtes Haus oder ihre Wohnung verlassen und in ein Alten- oder Pflegeheim ziehen. Ich erinnere mich an ein langjähriges Gemeindemitglied, Gisela Schürmann, die mir erzählte, wie sie das am Anfang als sehr schwierig empfand. Doch dann erlebte sie, wie der Herr sie ins Augustinum gestellt hatte, damit sie dort Zeugin für ihn sein und evangelisieren konnte.
Einige unserer Flüchtlinge, die hier zum Glauben gekommen sind, werden in ihr Heimatland zurückgeschickt. Wir wissen von einigen, und das ist lebensgefährlich. Aber mindestens zwei von ihnen haben gesagt: „Dann gehen wir zurück und werden Missionare sein, denn in unserer Heimat kennt keiner den Herrn Jesus. Wenn der Herr uns dorthin führt, dann hat er etwas mit uns vor.“
Das möchte ich dir auch sagen: Wo immer dich der Herr hinführt – an deinem Arbeitsplatz, in deiner Wohngegend, wo auch immer – er will dich gebrauchen als seinen Zeugen. Damit durch dein Zeugnis Menschen ihr Herz öffnen und auf das achten, was er ihnen sagen will.
Der Herr macht keine Fehler. Das heißt nicht, dass wir nicht verantwortlich sind, selbst gute Entscheidungen zu treffen. Ich sage nicht, dass immer alles gut ist, egal wohin du gehst. Bevor du zum Beispiel aus München wegziehst oder eine Gemeinde verlässt, in der du gesegnet bist – ich hoffe, das ist hier in dieser Gemeinde für dich so – stelle sicher, dass du an deinem neuen Ort eine Gemeinde findest, in der du deinen Glauben weiter leben und ermutigt werden kannst.
Es gibt Dinge, die wir bedenken sollten. Aber wir dürfen wissen: Wo immer der Herr seine Kinder hinführt, da will und wird er sie gebrauchen. Paulus und Silas haben das verstanden. Sie ließen sich von Gott gebrauchen und bekannten ihren Herrn selbst im Gefängnis. Dort, wo sie aufgrund der falschen Anklage gelandet waren, bekennen sie ihren Herrn.
Vielleicht ahnten sie sogar, dass der Herr die Worte dieses Wahrsagergeistes gebraucht hat, um Türen zu öffnen. Ist euch das aufgefallen? Der Wahrsagergeist rief immer wieder: „Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen.“
Der Gefängniswärter kommt zu Paulus und Silas und fragt nicht: „Warum seid ihr nicht abgehauen?“ Er fragt genau diese Frage: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ Vielleicht hat er den Wahrsagergeist gehört, dieses Rufen der Frau, denn er sagt: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“
Das ist eine gute Frage, nicht wahr? Wie würdest du antworten? Was muss man tun, um gerettet zu werden? Es gibt viele Antworten: Manche sagen, man müsse besonders gut sein oder zumindest mehr Gutes als Schlechtes tun. Andere sagen, es brauche gewisse Rituale, man müsse getauft werden, das Abendmahl empfangen, in den Gottesdienst gehen, jeden Tag die Bibel lesen und beten.
Als ich zum Glauben kam und der Herr mir das Herz öffnete, hatte ich genau diese Frage. Ich war damals 26 Jahre alt. Die Frage klingt vielleicht, als wäre ich zwölf gewesen, aber so war ich damals. Ich fragte den Mann, der mit mir im Gespräch war: „Heißt das, wenn ich Christ werde, dass ich sonntags früh nicht mehr Fußball spielen darf? Denn das habe ich immer getan, sonntags früh oder oft, sondern in die Kirche gehen muss?“
Das war eine gute Antwort für mich. Er sagte: „Nein, wenn du wirklich an den Herrn glaubst, wird er dein Herz mehr und mehr verändern. Du wirst irgendwann andere Dinge mehr wollen als vielleicht Fußball zu spielen.“ Recht hatte er. Es dauerte nicht lange, bis ich sonntags regelmäßig in die Kirche ging – und das tue ich bis heute.
Die Bibel gibt eine klare Antwort auf diese Frage. Der Apostel sagt deutlich: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Glauben allein, nichts anderes kannst du tun. Glaube an den Herrn, denn er hat schon alles getan.
Dann heißt es weiter, dass Paulus dem Gefängniswärter das Wort Gottes erklärte, ihm das Wort des Herrn auslegte und ihm deutlich machte, dass Jesus Christus, der heilige Gott, zu uns sündigen Menschen gekommen ist. Wir könnten niemals aus eigener Kraft zu diesem heiligen Gott kommen. Du kannst dich noch so sehr anstrengen, du wirst nie gut genug sein, um in der Gegenwart des heiligen Gottes bestehen zu können. Du würdest vergehen im hellen Licht seiner Heiligkeit.
Und du würdest es auch nicht wollen. Dein Herz sagt: „Da will ich nicht hin, ich gehe meine eigenen Wege.“ Deshalb kommt Jesus Christus zu uns Menschen und führt das Leben, das wir hätten führen müssen. Er allein lebte hier auf Erden heilig, voller Liebe, Güte und Weisheit, immer im Gehorsam gegenüber seinem himmlischen Vater.
Er allein musste das Gericht Gottes nicht fürchten, denn er konnte im Gericht Gottes bestehen. Gott ist ein gerechter Richter – und nur Jesus kann vor Gott bestehen. Aber Gott ist nicht nur ein gerechter Richter, sondern auch ein gnädiger Retter. Deshalb haben Gott der Vater und Jesus Christus vor aller Zeit einen großen Plan gemacht, wie sündige Menschen gerettet werden können, damit sie in die Gegenwart des heiligen Gottes kommen können.
Jesus wurde Mensch, nicht nur um das gute Leben zu leben, das wir hätten leben sollen, sondern auch, um den Tod zu sterben, den wir alle verdient haben. Das Vergehen in der Heiligkeit Gottes, den gerechten Zorn Gottes über alle Sünde dieser Welt nahm Jesus am Kreuz auf sich, damit jeder, der an ihn glaubt, der sich ihm anvertraut und zu ihm flieht, gerettet werden kann.
Dann hat er den Tod besiegt und ist auferstanden, sodass wir wissen dürfen, dass es bei ihm Rettung gibt hin zu ewigem Leben. Das ist die Botschaft, die Paulus und Silas dem Gefängniswärter und seinem ganzen Haus verkündigen. Diese Botschaft nehmen sie mit Freude an, setzen ihr ganzes Vertrauen auf den Retter Jesus Christus und vertrauen sich ihm an.
Dann werden sie aufgrund ihres Glaubens getauft. Das Gleiche werden wir heute Nachmittag tun, denn fünf Menschen, die wir taufen werden, haben Jesus Christus als ihren Retter und Herrn anerkannt. Der Herr hat ihnen das Herz geöffnet, sie wurden zum Glauben berufen durch Menschen, und sie haben diese frohe Botschaft angenommen.
Ich möchte dich heute früh fragen: Wie ist das bei dir? Ist Jesus Christus wirklich dein Retter? Ist er der Herr deines Lebens? Nicht nur ein guter Ratgeber, sondern der Herr deines Lebens? Dann wirst auch du gerettet werden. Du musst nichts anderes tun, als dieser frohen Botschaft zu glauben.
Wenn du dieser Botschaft wirklich glaubst und dich Jesus als deinem Herrn anvertraust, wirst du ewig leben. Doch dein Glaube wird sich auch offenbaren. Wahres Vertrauen zeigt sich darin, dass wir tun, was er sagt – mehr und mehr.
Ein erster Schritt des Glaubens ist die Taufe, ein Gehorsamsschritt. Ich möchte das heute früh noch einmal deutlich sagen, weil ich letzte Woche mit zwei Geschwistern Gespräche darüber hatte, ob sie sich taufen lassen. Ich glaube, beide glauben an den Herrn, aber beide meinten, nicht bereit zu sein für die Taufe – aus unterschiedlichen Gründen, emotional nicht bereit oder warum auch immer.
Doch das ist falsch. Du musst nichts tun, um bereit zu sein, außer zu glauben. Dann zeigt dein Glaube, dass du dem Herrn vertraust, indem du tust, was er sagt. Lass dich taufen – egal, ob das Wetter gut oder schlecht ist, egal, ob die Taufe im See oder in einem kleinen Taufbecken im Gemeindehaus stattfindet.
Egal, ob du gute oder schlechte Laune hast, ein einfaches oder ein schweres Leben führst: Gehorsam ist die logische Konsequenz des Glaubens. Wer getauft wird, wird der Gemeinde hinzugefügt. Das tun wir heute mit diesen fünf Geschwistern. Sie werden getauft und werden Mitglieder der Gemeinde.
Vielfalt und Gemeinschaft in der Gemeinde
Das sehen wir auch im allerletzten Vers unseres Predigttextes, in Vers 40. Dort erkennen wir, dass es nun eine Gemeinde in Lydias Haus gibt. So zeigt uns dieser Text, wie der Herr seine Gemeinde baut. Er baut sie aus ganz unterschiedlichen Menschen.
Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist: Diese verwitwete Geschäftsfrau, eine gestandene Frau, die es draufhat und offensichtlich ein großes Haus besitzt, in dem die Missionare wohnen können und wo sich die Gemeinde treffen kann. Dann diese junge Magd, die Geschäftsfrau war zudem gottesfürchtig, das heißt, sie glaubte bereits irgendwie an den Gott Israels. Und dann diese junge Magd, die von einem Dämon besessen war, eine Sklavin – also im Prinzip am anderen Ende des Spektrums in jeder Hinsicht. Und schließlich noch der Gefängnisaufseher, der mit den Römern unter einem Hut war und quasi das tat, was die Römer taten.
So unterschiedlich hätte die Gemeinschaft kaum sein können. Wer bringt solche Leute zusammen? Diese Gemeinschaft findet man in der Welt nicht, aber in der Gemeinde.
Heute werden wir fünf Menschen in die Gemeinde hineintaufen, die sehr verschieden sind: zwei Iraner mittleren Alters, eine etwas reifere Dame aus Mexiko mit katholischem Hintergrund, eine Person mit muslimischem Hintergrund und zwei junge Leute aus gläubigen Elternhäusern.
Das sehen wir hier auch: jung und alt, hochgebildet und eher weniger gebildet, sehr reich und eher ärmlich, laut und eher schüchtern.
Das ist ein Beleg dafür, dass diese Gemeinde nicht von Menschen gebaut wird. Wenn eine Gemeinde so aussieht, dass alle auch sonst gut befreundet sein könnten, dann kann das eine Gemeinde des Herrn sein, muss aber nicht unbedingt. Aber wenn eine Gemeinde so aussieht wie hier oder wie in Philippi, dann wissen wir, dass es das Werk des Herrn ist. Er baut seine Gemeinde.
Lasst uns das leben und einander als Geschwister im Glauben annehmen, die der Herr so zusammengestellt hat. Das ist Ausdruck seiner großen Gnade.
Wir sehen nicht nur, dass der Herr seine Gemeinde durch ganz unterschiedliche Menschen baut, sondern auch, dass er dabei schlimme Dinge zum Guten gebraucht. Selbst die Verhaftung von Paulus und Silas gebraucht der Herr für seine Zwecke.
Gottes Plan trotz widriger Umstände
In den letzten Versen, die vorhin nicht gelesen wurden und hier nur ganz kurz angesprochen werden, sehen wir noch einmal, wie der Herr Dinge gebraucht, die scheinbar schlecht sind, um Gutes zu tun.
Zum einen sehen wir, wie Paulus und Silas aus dem Gefängnis entlassen werden. Sie werden freigelassen, weil der Stadtrichter wahrscheinlich denkt: Das reicht jetzt. Er glaubt, sie so eingeschüchtert zu haben, dass sie bestimmt gleich abhauen. Man sagt ihnen auch, sie sollen jetzt schön still und leise gehen und sich davonmachen.
Doch Paulus und Silas spielen eine Karte aus, die sie vorher noch nicht ausgespielt haben. Sie machen deutlich, dass sie römische Bürger sind. Römische Bürger durfte man nicht schlagen oder einfach so einkerkern. Das durfte man mit anderen machen, aber nicht mit Römern.
Jetzt bekommt der Stadtrichter es mit der Angst zu tun und sagt: „Bitte geht doch einfach leise!“ Paulus antwortet: „Wenn ich das jetzt machen würde, dann würde in der Stadt jeder denken: ‚Oh, die haben bestimmt etwas Falsches gesagt, jetzt wurden sie eingeschüchtert, jetzt sind sie abgehauen.‘ Das würde der Gemeinde nicht helfen.“
Der Herr gebraucht genau diese Situation – den Umstand, dass Paulus und Silas Römer sind und auf ihr Recht beharren. So muss der Stadtrichter sie aus dem Gefängnis führen. Er muss sie zum Haus der Lydia bringen, wo sie zur Gemeinde gehen. Der Stadtrichter steht draußen vor der Tür, und sie ermutigen die Geschwister. Dann gehen sie unter dem Schutz des Stadtrichters weiter.
Seht ihr, wie Gott wirkt? Jesus Christus hat gesagt: „Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Genau so ist es – genau das tut er auch hier und heute, trotz Corona, auf unseren Herrn ist Verlass in allen Dingen.
Der Herr sagt dir zu, egal was in deinem Leben gerade los ist: Wenn du Kind Gottes bist, hör dieses Wort: „Denn denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“ Dies gilt für die, denen er das Herz geöffnet hat.
So möchte ich beten, dass diese Gewissheit dich tief erfüllt, dir Frieden schenkt und dich froh macht.
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Danke, dass du der Allmächtige bist und danke, dass du durch deinen Sohn Jesus Christus tust, was wir niemals tun könnten. Du baust Gemeinde auf eine Art und Weise, die menschlich keinen Sinn macht. Du führst uns in unserem Leben so, dass wir als deine Kinder wissen dürfen: Du bist bei uns alle Tage.
Du wirst uns gebrauchen, wo auch immer du uns hinführst. Herr, schenke uns diese Zuversicht, diesen Trost, diesen Frieden und diese Freude, so dass wir – so wie Paulus und Silas im Gefängnis – allezeit zu dir beten und dich loben können.
Das beten wir in Jesu Namen. Amen.