Lebensgefühl und kulturelle Herausforderungen
Folgt das nächste Lied, weil ich wahrscheinlich nicht mehr daran denke. Ja, sterben muss ich sowieso – schneller geht es mit Malboro. Sterben muss ich sowieso – schneller geht es mit Malboro. Das war so ein geflügeltes Wort in meiner Teeniezeit, als Rauchen noch nicht ganz so verpönt war.
Und das hat ein bisschen etwas zum Ausdruck gebracht, nämlich: Das Leben hier ist endlich. Also lass uns Spaß haben! Oder das Jugendwort 2023: YOLO – You only live once. Du lebst nur einmal. Und auch das hat im Hintergrund die Botschaft: Also geh ein bisschen Risiko, hab Spaß, weil das Leben eh irgendwann vorbei ist.
Das YOLO einer Hochkultur, die alles erreicht hat und der es sehr gut ging mit dem Leben, lässt sich vielleicht mit ein paar oder drei Beispielen zusammenfassen. Das Wichtigste im Leben ist Genuss: exklusives Essen, hochwertiger Alkohol und viel Wellness. Liebe heißt mehr, mein Leben wird befriedigt, meine Bedürfnisse bekommen ihre Erfüllung. Und wenn jemand anders etwas hat, das ich gerne hätte, dann hole ich mir das selbst – auch wenn das richtig viel Stress bedeutet.
Die Reichen und Schönen geben den Takt vor, und alle anderen laufen hinterher. Ähnlichkeiten zu unserer westlichen Hochkultur sind rein zufälliger Natur. Ich rede natürlich nicht von unserer Zeit, sondern von Rom auf dem Höhepunkt seiner Macht und Kultur. Rom, wo sich alles darum drehte, den Genuss und die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zum höchsten Lebensziel und Zweck zu machen.
Für die Christen in so einer Gesellschaft war das nicht gerade einfach. Die Gefahr war ziemlich groß, da in Konflikt zu geraten, unter die Räder zu kommen, in Clinch zu sein mit der Gesellschaft um sich herum, Herausforderungen zu haben. Nein, die Herausforderung war ziemlich groß, diese Dinge zum eigenen Lebensmittelpunkt zu machen. Die Herausforderung war groß, sich von der Gesellschaft, die mich umgibt, mitreißen zu lassen und genauso zu leben.
Das Ziel der Leute um mich herum war es, auch zu meinem Ziel zu machen. Wenn alle um mich herum leben, als gäbe es kein Morgen, dann siehst du auch schnell nur noch die Party der Nacht als den einzigen Sinn und Zweck.
Und ja, das oben war ein bisschen Ironie. Dass Zufälligkeiten nicht gewollt sind, sie sind gewollt, weil das wahrscheinlich auch perfekt das Lebensgefühl unserer Zeit beschreibt: Mit dem Tod ist alles aus, also lass uns dieses Leben genießen, nimm den Moment mit, es ist eh irgendwann vorbei.
Und selbst wer in unserer Zeit gesund lebt, Sport treibt und sich gesund ernährt, tut es doch hauptsächlich deswegen, um noch mehr von diesem Leben mitzunehmen und noch mehr reinpacken zu können. Selbst eine Krebsdiagnose im hohen Alter führt zum Erstellen der Bucketlist. Für die, die damit nichts anfangen können: Das ist eine Liste mit Dingen, die ich unbedingt noch erleben will, bevor es vorbei ist. Damit die Frage „Gibt es danach noch mehr?“ erst gar nicht aufkommt.
Jennifer Lopez, eine der großen Philosophinnen unserer Zeit, bringt es in dem Lied wunderbar zum Ausdruck: „Live it up, leb es aus, oh we can do anything we want, live it up, so live it up, live it up, go, oh and we end, stop it, till we are done, live it up, so live it up, live it up, leb es aus, leb es aus, leb es aus, leb es aus.“ Danach kommt noch „Make laugh, don't fight.“ Und dann folgen noch zwei Wiederholungen, die hier jetzt ausgepiepst werden müssten.
Einer der großen Hits unserer Zeit. Und du findest noch einige andere Lieder, die vom Inhalt nicht viel anders sind. Im Englischen heißt es dann oft: „Live it up, leb es aus, stopp nicht, hör nicht auf, bis du es ausgelebt hast.“ Genieß dieses Leben, hau was rein, setz alles darauf. Der Moment ist irgendwann vorbei, also pack alles da rein.
Wenn alle um dich herum „YOLO leben“ – You only live once – dann lässt dich das nicht kalt. Und im ersten Moment hat so ein Leben eine gigantisch hohe Anziehungskraft. Wenn ich ehrlich bin, verwende ich unheimlich viel Zeit darauf, mein Leben doch ähnlich genießen zu können, vielleicht nicht so in den Extremen.
Aber die Frage, wo ich das beste Angebot für den nächsten Urlaub finde oder welches neue Elektronik-Gadget mich doch irgendwie glücklicher machen könnte, beschäftigt mein Leben mehr. Was manchmal gut ist. Die Frage, ob ich in freier Liebe nicht doch viel mehr Erfüllung finden würde, kommt bei jedem Film auf.
Und das Foto aus dem Steakhaus führt bei mir in der Regel nicht dazu, dass ich mir denke: „Oh Micha, schön, dass du einen tollen Abend hattest mit dem Steak.“ Sondern ich denke eher: „Will ich auch! Warum hat er das jetzt und ich nicht?“ Das ist eigentlich das, was bei mir passiert.
Am Ende verwende ich am Tag mehr Zeit auf YouTube, KI und Co., um mich mit meinen Wünschen zu beschäftigen und die perfekte Lösung für den neuen Computer, das Smartphone, den Thermomix oder was auch immer zu finden, als ich an dem Tag in Gottes Wort verbracht habe.
Die Gefahr der Lebensausrichtung auf Vergängliches
Und hier sind wir beim Problem. Die Dinge sind vielleicht in ihrem Kern erst einmal gar nicht so schlecht. Ich darf gutes Essen genießen, ich darf die Intimität mit meiner Frau feiern – es sind Geschenke Gottes.
Aber dort, wo sie lebensbestimmend werden, wo sie zu meinem Lebensziel werden, werden sie zum großen Problem. Wenn ich immer mehr davon brauche, immer mehr will und nicht genug bekommen kann, reißen sie mein Leben in den Strudel hinein. Das Anfangen wird mich zerstören. Rasend schnell werden gute Dinge zur Sünde, und ich werde zum Sklaven ihrer selbst.
Ich bin mir sicher, dass wahrscheinlich die meisten von euch nicht wie in Rom damals von einer Orgie zur nächsten rennen. Aber worum dreht sich dein Leben? Ist hier vielleicht mehr Yolo – You only live once – drin als Gutes? Ist dein Leben das, was dich beschäftigt, das, was dich aufstehen lässt? Das, was dich auf die Arbeit treibt, das, was dich vorwärts bringt? Vielleicht bist du mehr auf den Moment hier und jetzt fokussiert, willst noch etwas mitnehmen, noch ein bisschen mehr Genuss haben, als dir gut und recht ist.
Vielleicht bestimmt das Gefühl unserer Zeit, dass dieses Leben alles ist – dein Leben mehr, als du wahrhaben willst.
Für die Christen in Rom war das ein Problem. Die Gefahr, die Paulus sieht, war gar nicht, dass sie in Verfolgung geraten oder einen staatlichen Konflikt haben oder so etwas. Die Gefahr, die Paulus gesehen hat, war, dass die Christen in Rom sich mitreißen lassen in diese Spirale.
Keine Sorge, Christian, wenn ich im Römerbrief unterwegs bin – du hast noch lange nicht die Verse erreicht, denn wir schlagen Kapitel 13 auf und schauen uns einen klassischen Adventstext an, den man vielleicht gar nicht darunter erwarten würde. Wir lesen zuerst die Verse 11 bis 12, und wir werden sehen, dass Paulus die Beispiele, die ich genannt habe, in Römer 13,13 später bringen wird. Wir lesen:
Der Aufbruch aus der Dunkelheit
Römer 13,11-12 – Verse, die Paulus schreibt, weil er eine Gefahr sieht
Römer 13,11: "Bei alledem seid euch bewusst, in welcher entscheidenden Zeit wir leben. Unsere Rettung ist jetzt noch näher als damals, als wir zum Glauben kamen. Es ist höchste Zeit, dass wir aus dem Schlaf aufwachen. Die Nacht geht zu Ende, bald bricht der Tag an. Darum lasst uns alles ablegen, was zum Dunkel gehört, und die Waffen des Lichts ergreifen."
Paulus verwendet hier sehr eindrückliche Bilder. Wenn du schon einmal in der Morgendämmerung unterwegs warst, vor dem Hellwerden aufgestanden bist und vielleicht eine Bergtour gemacht hast, dann kennst du diesen Moment besonders gut. Auch wenn du im Sommer nachts losfährst, um an deinen Urlaubsort zu kommen, und der Augenblick kommt, in dem du merkst, wie das Licht langsam durchbricht, die Dunkelheit Stück für Stück weniger wird und es immer heller wird – irgendwann steigt die Sonne über den Horizont und bahnt sich ihren Weg.
Es wird hell, und genau diesen Moment beschreibt Paulus hier aus verschiedenen Perspektiven. Er möchte, dass seine Leser sich diesen Augenblick vorstellen. Daraus zieht er eine Konsequenz: Raus aus dem Schlafanzug, rein in den Sonntagsanzug.
Dabei sieht Paulus etwas Größeres hinter diesen Bildern. Es geht ihm nicht einfach darum, den Sonnenaufgang zu beschreiben und den Leuten zu sagen: "Der Tag fängt an, jetzt solltest du aufstehen." Das ist nicht der Wecker, den er hier stellen will. Vielmehr sieht er etwas, das er nicht wörtlich beschreibt, das aber offensichtlich im Hintergrund steht.
Er setzt die Finsternis, die aktuell ist, mit dem jetzigen Zeitalter und der damaligen Lebensphilosophie gleich – mit Rom. Das Licht, das aufbricht, steht für das Zeitalter des Reiches Gottes. Wenn Paulus vom Moment spricht, in dem das Licht aufgeht, hat er die Wiederkunft Jesu und die Errichtung seiner Königsherrschaft im Blick.
Wenn er von unserer Rettung spricht, die näher ist als der Moment, in dem wir zum Glauben kamen, meint er genau das. Paulus sieht den endgültigen Beginn von Gottes großartigem Königreich, den Moment, in dem Jesus wiederkommt.
Deshalb ist dieser Text ein klassischer Adventstext. Tatsächlich ist er in der evangelischen Kirche in der Perikopenordnung für Weihnachten oder den Advent enthalten. Warum? Weil er das Warten auf den König beschreibt – das Warten darauf, dass Jesus noch einmal kommt.
Dass es einen Moment geben wird, in dem er zum zweiten Mal erscheint. Die Versuchung ist groß, jetzt zu sagen: "Jesus kommt wieder, bist du bereit?" Und ich glaube, das würde den Text verfehlen. Solch ein Satz passt gut zur Evangelisation, um jemanden zu fragen, der Jesus nicht kennt.
Aber ich glaube nicht, dass das Paulus hier an dieser Stelle will. Denn er schreibt in Vers 11: "Da ihr gläubig wurdet." Paulus geht also nicht davon aus, dass er an Leute schreibt, die nicht dabei sein werden, wenn Jesus wiederkommt – die nicht Teil von Gottes Königsherrschaft und Königreich sein werden.
Er schreibt an Menschen, bei denen er in Römer 8,17 sagt: "Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden."
Der ganze Römerbrief geht davon aus, dass Paulus an Menschen schreibt, die wiedergeboren sind, deren Erbe sicher ist und die Teil von Gottes Königreich sein werden, wenn Jesus wiederkommt.
Ich gehe davon aus, dass ich vor allem zu solchen Menschen predige – zu Erben, Miterben Christi, die Teil dieses Königreichs sind. Menschen, für die gilt, dass ihre Rettung näher ist als der Moment, in dem sie zum Glauben gekommen sind.
Man muss kurz darüber nachdenken, was Paulus meint: Du bist vor einigen Jahren zum Glauben gekommen, bist älter geworden. Es ist definitiv so, dass Gottes Königreich näher ist. Eigentlich ganz simpel: Morgen ist es noch ein Stück näher.
Zu solchen Menschen spricht Paulus.
Das Problem ist also nicht, dass hier Leute wären, die ihre Hoffnung nicht in Jesus Christus gesetzt hätten oder nicht dabei sein werden, wenn Gottes Königsherrschaft anbricht. Das Problem ist ein anderes, und Paulus macht das ziemlich deutlich, indem er vom Schlaf spricht.
Was will Paulus damit sagen? Ich glaube, er meint, dass du mit dem Adventskalender so zufrieden sein kannst, dass Weihnachten für dich keine Rolle mehr spielt. Du kannst mit dem Zeitalter des Wartens dieser Welt so glücklich sein, dass das kommende Königreich Gottes in deinem Leben keine Auswirkung mehr hat.
Du kannst es für wahr halten, dass eines Tages Jesus wiederkommt und Gottes Königreich anbricht – aber es spielt keine Rolle in deinem Alltag. Du kannst so im Schlaf von den Träumen dieser Welt gefangen sein, dass du gar nicht merkst, wie du das wahre Leben verpasst.
Wenn Jesus für deine Schuld gestorben ist, wirst du eines Tages in Gottes Königreich eintreten. Trotzdem hat das heute und jetzt keine Auswirkung auf dein Leben.
Wie kann das sein? Vielleicht liegt es daran, dass wir eine falsche Vorstellung davon haben, was uns erwartet. Eine falsche Vorstellung davon, was dieser Tag bedeutet, an dem Jesus wiederkommt – was dieser Moment bedeutet, in dem das Licht aufgeht.
Deshalb machen wir einen kleinen Exkurs und schauen, was dieser Tag wirklich mit sich bringt.
Die wahre Hoffnung auf das kommende Reich
Davor noch kurz: Wenn ich hinter den Vorhang von "Your Only Live Wants" schaue, erkenne ich, dass gerade diejenigen, die ihre Wünsche in Perfektion ausleben – Schlagwort Hollywood und Co – oft die größte Lehre erfahren. Gerade dort, wo die Wünsche, von denen man sich das größte Glück erhofft, in Perfektion in Erfüllung gehen, werden die Menschen von diesen Wünschen gefressen. Ihr Leben geht kaputt, und sie erleben eben gerade nicht das, was sie sich vorgestellt hatten.
Vielleicht ist dein Leben auch eher ein Haschen nach Wind, und du bist müde davon, einem Wunsch nach dem anderen hinterherzujagen. Oder dieses Leben spielt dir sogar so hart mit, dass dir nur noch der Neid auf diejenigen bleibt, die scheinbar alles besser haben. Vielleicht spürst du auch immer mehr die Endlichkeit dieses Lebens und merkst, dass es schier unmöglich ist, hier Erfüllung zu finden.
Deshalb brauchen wir den Blick auf eine bessere, schönere Welt. Auf eine Welt, die eben nicht das Motto hat: „Mit dem Tod ist alles aus, und jetzt gib richtig Gas“, sondern eine, die sagt: „Hier beginnt erst das Leben wirklich.“
Lass uns kurz Offenbarung 21,1-5 aufschlagen, nur als ein Beispiel – es gibt so viel mehr.
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thronherrn, die sprach: „Sieh da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird mit ihnen ihr Gott sein. Er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ Und der auf dem Thron saß, sprach: „Siehe, ich mache alles neu!“ Und er sprach: „Schreibe, denn diese Worte sind wirklich wahr und gewiss.“
Auf dich wartet kein ewiges Sitzen auf Wolken und Harfe spielen, sondern eine neue Erde – von dem Schöpfer, der all die schönen Dinge dieser Erde geschaffen hat. Das, was wirklich Genuss ist, wird nicht weg sein, sondern perfektioniert werden. Jesaja 25 beschreibt uns ein Riesenfestmahl. Auf dich wartet eine neue Erde, in der alles, was diese Erde kaputt macht, weg sein wird.
Hast du diese Woche irgendwo schwere Momente gehabt? Momente, in denen es dir nicht gut ging? Weg – einfach nicht mehr da. Hast du diese Woche etwas genossen, dankbar aus Gottes Hand? Vielleicht warst du in der Natur unterwegs. Vielleicht hast du ein gutes Steak gegessen – sorry an die Vegetarier, aber ich glaube, ihr könnt den Bogen schlagen und für euch etwas finden. Es wird zehnmal besser, genialer, schöner.
Wenn du keine Sehnsucht nach der Ewigkeit hast, hast du vielleicht die falsche Vorstellung davon. Hast du in den Bergen einen Sonnenaufgang erlebt? Du wirst ihn jeden Tag haben – schöner, genialer, besser, herrlicher. Manchmal führen diese Dinge dazu, dass du sie missbrauchst und sie dein Leben bestimmen. Das wird dann nicht mehr der Fall sein, weil die Sünde weg ist.
Dich verletzen Menschen? Das wird weg sein. Dein Herz schmerzt, wenn jemand anderes mehr hat als du? Das wird kein Problem mehr sein. Aber mehr noch: Auf dich wartet die Gegenwart dieses Schöpfers. Adam ging mit Gott im Garten Eden spazieren. In seinem neuen Reich wird Gott bei dir wohnen.
Macht dir das Angst? Ich glaube leider ist das oft der Fall bei uns. Denn auch als Gläubige denken wir, es wäre der Moment des Strafgerichts über unser Leben. Deshalb haben wir Angst vor dem Moment, wenn Jesus wiederkommt. Deshalb haben wir Angst davor, wenn Gott sagt, er wird bei uns wohnen.
Wir vergessen aber etwas: Wir vergessen, dass der Gott, der bei uns wohnen wird, der Gott ist, der in Vers vier sagt, er wird sich zu uns setzen und alle unsere Tränen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, kein Leid, kein Geschrei und Ähnliches. Warum? Weil in der Offenbarung vorherzigmal darauf hingewiesen wird, dass dieser Gott, dieses Lamm, alle deine Schuld längst weggetragen hat.
An diesem Tag wirst du, wenn Jesus für dich gestorben und auferstanden ist, nicht in das Strafgericht Gottes kommen. Stattdessen wirst du an diesem Tag deine Hand nehmen und sie in die Hand dessen legen, der sein Leben für alles andere gelebt hat als für sich selbst – nämlich für dich. Du wirst deine Hand in seine Nägelmale legen, die die Erfüllung von Jeremia 31,3 sind und die Hoffnung deines Lebens: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“
Du wirst deine Hand in die Hand Gottes legen, wo du sehen wirst, wie diese Male von Golgatha der tiefste Beweis sind, dass er dich über und über geliebt hat. Das ist der Moment, auf den du zugehst, wenn du sein Kind bist. Das ist der Moment, dem du begegnen wirst, wenn du in die Ewigkeit gehst: dem Gott, der sich für dich geopfert und aufgegeben hat.
Auf diesen Moment warten wir. Das ist der Advent, in dem wir stecken. Das ist die Vorfreude des Adventskalenders, wenn wir in die Bibel schauen und immer wieder einen kleinen Blick darauf werfen dürfen, worauf wir zugehen.
Aber dieser Advent heißt auch, dass Weihnachten vor der Tür steht, dass Jesus zum zweiten Mal kommt und dich nach Hause bringt. Warum kannst du dir da so sicher sein? Weil er auf Golgatha deine Sicherheit geschaffen hat. Weil dieser Moment kommen wird.
Wir als Christen sind nicht diejenigen, die den Blick auf die Nacht gerichtet haben, sondern diejenigen, die den Silberstreif am Horizont erkennen. Wir sehen, wie Petrus im zweiten Brief schreibt, den Morgenstern in unserem Leben aufgehen – und das ist niemand anderes als Jesus Christus.
Wir haben diese Hoffnung, diese Zuversicht, dass mit diesem Leben hier nicht alles vorbei ist. Dass wir nicht alles hier reinpressen müssen, sondern dass an dem Tag, der anbricht, erst das Leben wirklich beginnt. Dass dort wirklich Freude und Schönheit sind.
Die Konsequenz für das tägliche Leben
Deswegen soll die Realität dieses anbrechenden Tages jetzt, heute und hier dein Leben bestimmen. Das ist die Botschaft von Paulus in Römer 13. Paulus sagt: Weil dieser Tag anbricht, raus aus dem Schlafanzug – den trägt man in der Nacht – und rein in den Sonntagsanzug. Er bringt hier nämlich die Parallele, dass wir einige Dinge ausziehen und andere anziehen sollen.
Was ist das, was unser Leben jetzt bestimmen soll? Ich lese noch einmal Abvers zwölf und dann dreizehn bis vierzehn:
„Die Nacht geht zu Ende, bald bricht der Tag an. Darum wollen wir uns von allem trennen, was man im Dunkeln tut“ – das ist das Schlafanzug-Ausziehen – „und die Waffen des Lichts ergreifen. Lasst uns ein einwandfreies Leben führen, mit dem wir im Licht des Tages bestehen können, ein Leben ohne Schlemmen und Saufen, ohne sexuelle Ausschweifung und ohne Streit und Rechthaberei. Legt das alles ab und zieht ein neues Gewand an, Jesus Christus, den Herrn. Beschäftigt euch nicht länger damit, wie ihr die Begierden eurer eigenen Natur zufriedenstellen könnt, weil dieser große Tag kommt, weil dein Leben nicht sinnlos ist, weil du ein Leben hast, das über dieses Leben hinausgeht.“
Lass diese Realität dein Leben bestimmen!
Wenn Paulus diese Verse schreibt, schließt sich hier ein Kreis, den er in Römer 12 begonnen hat und der eine Überleitung seiner gesamten Theologie darstellt. Römer 12,1-2 lautet:
„Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist! Die einzige angemessene Antwort darauf ist, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges, heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst. Und dazu fordere ich euch auf: Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist, ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.“
Paulus geht es in Römer 13, und woher er kommt, nämlich von Römer 12, um eine Sache: dass du dein Denken änderst, dass du die Prinzipien deines Lebens änderst, sodass sie nicht mehr auf das Leben hier ausgerichtet sind, sondern auf das zukünftige Leben.
Man kann die Dinge, die in Römer 13,13 genannt werden und die ich am Anfang als Kennzeichen der römischen Kultur verwendet habe, mit einem kleinen Wort zusammenfassen, das sehr viel Wirkung hat: Ich, ich, ich, ich, ich. Das ist das Motto, die Philosophie unserer Kultur, das Motto der Kultur von Rom damals.
Es geht um mich, meine Bedürfnisse, das, was mir Spaß und Freude macht. Ich habe vorhin gesagt: Gutes Essen, gutes Trinken, das ist nicht unbedingt falsch. Wir dürfen es dankbar aus Gottes Hand nehmen. Aber da, wo es anfängt, dass es zu meinem Lebensmittelpunkt wird, dass ich alles darauf ausrichte, dass dieses Bedürfnis gefüllt wird, gefüttert wird, wird es zur Begierde.
Das passt dann zusammen mit den Lasterkatalogen in 2. Korinther 12 und Galater 5. Im Endeffekt zeichnet die Werke der Finsternis eine Sache aus: Sie sind von dem Motto geprägt, das mich als Nabel der Welt sieht und mich ins Zentrum setzt. Es geht darum, dass es mir gut geht, dass ich Spaß und Freude habe. Warum? Weil das Leben eh hart genug ist, weil ich nur das eine habe. Deswegen muss es mir möglichst viel bieten.
Wenn wir von Liebe reden, meinen wir in unserer Zeit in der Regel, dass wir Leute um uns brauchen, die uns gut tun und uns etwas zu bieten haben. Deshalb trennt man sich ja auch, wenn man sich nichts mehr zu geben hat – weit weg von dem, was wir nachher noch als Liebe sehen werden.
Paulus’ Aussage ist jetzt folgende: Weil ich aber weiß, dass eines Tages meine wahren Bedürfnisse erfüllt werden, muss ich mich heute nicht mehr der Marketingkampagne des Teufels hingeben, die seit dem Garten Eden durch diese Welt läuft, unsere Herzen prägt und uns erklärt, dass wir in der Gabe die Erfüllung finden würden und nicht im Geber selbst.
Diese Kampagne erklärt mir, dass ich in vielleicht scheinbar guten Dingen, in denen ich sie hamstere und möglichst viel mitnehme, in denen ich mein Leben darauf ausrichte, irgendwann an den Punkt komme, wo ich zufrieden und glücklich wäre – und dabei übersehe ich den, der es gibt.
Deswegen, weil ich weiß, dass mehr kommt, weil ich weiß, dass etwas Besseres, Schöneres, Herrlicheres kommt, muss ich da nicht drauf reinfallen. Paulus sagt: Es lohnt sich nicht. Wenn ich aber jetzt Platz mache in meinem Leben, wenn ich den Schlafanzug ausziehe, dann sollte ich wieder etwas anderes anziehen.
Was ist das jetzt? Unsere erste Intuition wäre: mehr für das Reich Gottes tun, mehr in Gemeinden mitarbeiten, ab in die Mission, Kinderheim gründen, Suppenküche aufmachen, Büchertisch, Bücherladen. Müsste jetzt nicht so ein Aufruf kommen? Mehr predigen, mehr Kinderstunde, was auch immer.
Steht nicht da. Wer weitergelesen hat, weiß, dass es nicht drinsteht. Paulus bringt etwas Spannendes, worüber wir schnell hinweglesen.
Was bereitet uns vor, damit unser Leben gelebt wird in der Perspektive auf das zweite Kommen Jesu? Vers 14:
„Indem du Jesus Christus anziehst.“
Wie soll das denn jetzt gehen? Was meint Paulus damit?
Paulus meint damit, knapp zusammengefasst, dass Jesus und sein Leben immer mehr zur Identität deines Lebens wird. Anstelle deiner Bedürfnisse und ihrer Erfüllung soll sich dein Leben um Jesus drehen.
Wenn du im Licht dieses kommenden Tages leben möchtest, dann musst du eine Sache tun: Jesus Christus besser, tiefer und mehr kennenlernen.
Die Grundlage, dich auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten, ist deine Beschäftigung mit seinem ersten Kommen. Die Grundlage, dich auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten, ist sein persönliches Kommen für dich.
Der Schlüssel, deinem Leben die Ausrichtung auf die Realität von Gottes Reich zu geben, liegt nicht im Aktivismus, sondern darin, dass Jesus zum bestimmenden Motto deines Lebens wird.
Warum? Weil dadurch Sehnsucht bei dir entstehen wird nach dem Moment, wo das Licht die Finsternis verdrängt. Weil die Finsternis für dich vielleicht immer wertloser wird und das Licht immer schöner und herrlicher.
Ich halte viel davon, einen Brief als Ganzes anzuschauen. Deswegen lasst uns kurz noch in Römer 5 ein paar Verse lesen, die uns nämlich einen Blick darauf geben, was wir feststellen, wenn wir uns mit Jesus beschäftigen.
Die Kraft der Hoffnung durch Christus
Und in unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht, denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt. Christus starb ja für uns zu einer Zeit, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren. Er starb für Menschen, die Gott den Rücken gekehrt hatten.
Nun ist es ja schon unwahrscheinlich genug, dass jemand sein Leben für einen unschuldigen Menschen opfert. Eher würde man es vielleicht für einen besonders edlen Menschen tun. Gott hingegen beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.
Deshalb kann es jetzt, nachdem wir aufgrund seines Blutes für gerecht erklärt worden sind, keine Frage mehr sein, dass wir durch ihn vor dem kommenden Zorn Gottes gerettet werden. Wir sind ja mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden, als wir noch seine Feinde waren. Dann kann es doch gar nicht anders sein, als dass wir durch Christus jetzt auch Rettung finden werden, jetzt, wo wir versöhnt sind und Christus auferstanden ist und lebt.
Aber es ist nicht nur diese Hoffnung, die uns mit Freude erfüllt. Nein, es ist auch die Tatsache, dass wir durch Christus schon jetzt die Versöhnung empfangen haben. Dafür preisen wir Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Ich kann dir viel sagen, dass dieses Leben dich doch nicht erfüllen wird und ähnliches. Vielleicht nickst du, glaubst mir, probierst morgen anders zu leben. Und nächsten Sonntag, wenn ich dich frage, wie es lief, sagst du: Ja, Montag, Dienstag war ganz gut, ab Mittwoch wird es wieder schlechter. Und dann kam dieser Black Friday und die Angebote.
Ich hatte so viel Hoffnung, dass mir danach besser geht. Ich kenne mich, vielleicht bin ich da nicht wie ihr, vielleicht aber doch. Dein Wille wird die Veränderung nicht allein bewirken. Die Veränderung, dass du diese Marketingstrategie des Teufels durchschauen kannst, der dir vorgaukelt, in diesen Dingen Erfüllung zu finden, wird dann gelingen, wenn du den Mehr, besser, tiefer kennenlernst, der dir so viel mehr zu geben hat.
Wenn du anfängst, in der Schönheit und Herrlichkeit Jesu zu baden, wenn er dir größer und herrlicher wird, werden diese anderen Dinge ihre Bedeutung verlieren. Wenn du anfängst, dich damit zu beschäftigen, was auf dich wartet, wenn Jesus wiederkommt, dann wird dieses Leben hier und das Glück, das es dir vorgaukelt zu bieten, unwichtig werden.
Du suchst Motivation, besser, anders zu leben. Du findest sie in Jesus, du findest sie in dem, wer er ist. Und indem er dir immer mehr größer wird, wirst du immer mehr Sehnsucht nach dem Moment haben, in dem du ihm begegnest, wo er wiederkommt, wo er vor dir steht.
Das Spannende ist, dass etwas passiert, wenn ich mich mit jemandem intensiv beschäftige und Zeit mit ihm verbringe. Es führt nämlich dazu, dass ich immer mehr werde wie er. Ein lang verheiratetes Ehepaar prägt sich gegenseitig, man formt sich und wird einander ähnlicher. In dieser Welt im Positiven, und manchmal gibt es auch negative Beispiele. Aber man prägt sich.
Wenn ich Zeit mit Jesus verbringe, werde ich wie er. Und ich denke, das meint Paulus, wenn er sagt, wir sollen auch die Waffen des Lichts anziehen, weil es die Waffen Jesu sind. Und natürlich erwartet jetzt jeder, dass ich Epheser 6 mit euch aufschlage. Das dürft ihr zuhause gerne machen, die Waffenrüstung.
Es gibt noch zwei andere Stellen, die viel paralleler zu unserer Römerstelle sind, die nämlich auch irgendwie von Dingen sprechen, die man anziehen soll und die, glaube ich, auch Waffen des Lichts beschreiben. Nämlich Kolosser 3,12. Da hat Paulus auch davor gesprochen, dass man ein paar Dinge ausziehen soll, und er sagt hier, was man anziehen soll:
Kolosser 3,12: Geschwister, ihr seid von Gott erwählt, ihr gehört zu seinem heiligen Volk, ihr seid von Gott geliebt. Darum kleidet euch nun in tiefes Mitgefühl, in Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Geduld.
Und dazu gibt es eine andere Parallelstelle in Epheser 4,24, wo Paulus auch von Ausziehen und Anziehen spricht:
Epheser 4,24: Und den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gottes Bild erschaffen ist und dessen Kennzeichen Gerechtigkeit und Heiligkeit sind, die sich auf die Wahrheit gründen.
Hier werden zwei Dinge beschrieben, die Christen anziehen sollen und wo ich mir traue zu sagen, dass sie viel Ähnlichkeit mit den Waffen des Lichts haben. Zwei Dinge, die Jesus gekennzeichnet haben und mit denen Jesus in dieser Welt unterwegs war:
Tiefe Zugewandtheit zu den Mitmenschen und Sündern – Mitgefühl, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Geduld – sowie Gerechtigkeit und Heiligkeit, gegründet auf Gottes Wort.
Das ist, was Jesus war und ist. Und das ist das Spannende, was passiert, wenn ich mich mit Jesus beschäftige. Ich höre auf, mich selbst und meine oft sündigen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, und ich fange an, mein Leben in die Leute um mich herum zu investieren. Nicht, weil sie mir etwas liefern, sondern weil ich sie liebe und mich ihnen wirklich hingebe.
Christus anzuziehen bedeutet, das Gegenteil der römischen Kultur zu leben: nicht Selbstliebe, sondern Nächstenliebe. Und das ist ein spannender Punkt, weil etwas passiert, wenn du das tust: Dein Leben beginnt sinnvoll zu werden. In dem Moment, wo deine Perspektive von dir weggeht, du geprägt bist von dem, was Jesus für dich getan hat, und du anfängst, für andere zu leben, bekommt dein Leben Sinn und Erfüllung.
Warum bin ich so tief davon überzeugt? Weil es jahrtausendelang Leute in der Kirchengeschichte erlebt haben. Aber vor allem, weil es kein sinnvolleres Leben gab, das je gelebt wurde, als das von Jesus Christus. Es hatte genau einen Sinn: sich aufzuopfern und hinzugeben für dich und mich. Damit ist das Muster gesetzt, was der Sinn des neuen, des ewigen Reiches ist: Liebe und Hingabe für den anderen.
Wenn du dich von dir selbst wegbewegst und nicht mehr Vorsorge für dein Fleisch treibst, was Römer 13,14 aussagt, also nicht mehr den Genuss um des Genusses Willen ins Zentrum setzt, sondern dich mehr und mehr mit Christus beschäftigst, wirst du anfangen, wie er zu werden. Du wirst anfangen, andere zu lieben, und das wird deinem Leben Sinn und Erfüllung geben.
Spannend! Weil unsere ganze Kultur uns sagt, du findest den Sinn und die Erfüllung darin, indem du dich in den Mittelpunkt stellst. Gottes Reich, das Leben Jesu, setzt den Kontrapunkt und sagt: Du findest Erfüllung und Sinn gerade darin, wo du dich selbst aufgibst und den anderen in den Mittelpunkt stellst. Das ist das Paradoxe in Gottes Reich: Erfüllung und Sinn gerade in der Selbstaufgabe.
Warum sage ich das? Weil Paulus in den Versen vor Römer 13,11 genau davon herkommt und weil der Beginn von Römer 13,11 es mit den Versen davor verbindet.
Römer 13,8: Bleibt niemandem etwas schuldig. Was ihr einander jedoch immer schuldet, ist Liebe. Liebe kannst du nie erfüllen. In dem Moment, wo du aufhörst zu lieben, hast du sie nicht erfüllt. Denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt.
Wenn nämlich das Gesetz sagt: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst keinen Mord begehen, du sollst nicht stehlen, du sollst der Begierde keinen Raum geben, dann sind diese und alle anderen Gebote in dem einen Wort zusammengefasst: Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst. Die Liebe tut dem Mitmenschen nichts Böses an. Darum ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
Römer 13,11 beginnt damit, und das tut es, weil die Aufforderung, andere zu lieben, aus der Perspektive des zweiten Kommens Jesu kommt. Sie kommt aus dem Verständnis, wer Jesus für mich ist, aus dem Ort, wo ich die tiefste Liebe zu mir erfahre. Weil wir das eben wissen, weil wir diese Perspektive haben, dass mit diesem Leben nicht alles vorbei ist. Weil wir wissen, dass YOLO – you only live once – nicht stimmt. Du lebst zweimal.
Lasst uns das einzig Sinnvolle tun und leben, dieses Leben hier: Liebe und Hingabe! Ja, vielleicht startest du dann eine Suppenküche, ein Kinderheim oder schlägst dir die Nacht um die Ohren, um eine Predigt noch halbwegs hinzubekommen. Vielleicht bist du einfach zu Hause und lebst dein Leben als Hingabe für deine Kinder, um ihnen zu zeigen, wie Jesus so Hingabe für sie aussieht.
Was ist die Waffe, mit der Jesus gekämpft hat? Es sind nicht die Waffen der Finsternis. Und lasst uns als Christen nicht dieselben gehen, dass wir hartherzig und Ähnliches gegeneinander werden. Jesus hat mit einer Waffe gekämpft: Hingabe und Liebe.
Der Moment kommt jeden Tag ein Stück näher, wo Gottes Königreich sichtbare Realität wird. Dieses Königreich ist bestimmt von der Hingabe seines Königs, bestimmt von der Liebe des Schöpfers zu seinen Geschöpfen. Er hat das Motto für dieses Königreich gesetzt.
Sitzt du heute hier und denkst: Hm, ob das wirklich stimmt? Bisher dachte ich, diese Welt wäre alles. Dann will ich dich einladen, dem zu begegnen, der der Mittelpunkt dieser zukünftigen Welt ist: in Jesus Gott zu begegnen, der in diese Welt gekommen ist, mit einem einzigen Ziel – sein Leben aufzugeben für dich und mich.
Schenke ihm dein Vertrauen, kehre zu ihm. Bist du eingeschlafen, so gefangen von dem Hier und Jetzt um dich herum, dann ist heute der Tag aufzustehen, zu realisieren, dass wir wirklich im Advent leben – und zwar im zweiten Advent – und darauf warten, dass Jesus wiederkommt. Realisiere, dass eine Welt auf uns wartet, die unsere kühnsten Vorstellungen bei Weitem übertrifft.
Beschäftige dich mit dem, was da kommt. Setze deine Hoffnung darauf, freu dich darauf. Beschäftige dich aber vor allem mit dem, der gekommen ist und kommen wird. Beschäftige dich mit Jesus, seiner Herrlichkeit und Schönheit. Weißt du, wie nichts dein Leben verändern wird?
Und dann richte dein Leben ganz neu, ganz bewusst, Tag für Tag wieder auf diesen Jesus aus. Setze deine Hoffnung in diesen Tag. Wende dich ab von den Dingen, die dich ins Zentrum stellen und am Ende nur dein Leben zerstören, und wende dich dem zu, bei dem du wahre Erfüllung findest.
Der Adventskalender meiner Kinder macht eine Sache gerade ziemlich klar: Weihnachten kommt. So macht Gottes Wort uns im Advent unmissverständlich klar: Jesus kommt wieder. Wenn du sein Kind bist, ist das keine Drohung, sondern die Übererfüllung deiner kühnsten Träume und Wünsche – ein Reich, das alle Schlechte dieser Welt wegnimmt, das schöner macht und noch schöner.
Hast du Sehnsucht danach? Ist es das nicht wert, dass diese Zukunft dein Leben bestimmt? Amen.