Einführung in das Thema der Kindheit Jesu und mystische Schriften
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 57: Jakob Lorbeer und ein Prophetentest.
Gestern haben wir uns mit dem Kindheitsevangelium des Thomas beschäftigt, einer Sammlung von wundersamen Berichten über die Kindheit Jesu aus dem vermutlich zweiten Jahrhundert nach Christus.
Mir persönlich sind solche Berichte zum ersten Mal vor Jahren begegnet, als ich mich mit dem Werk von Jakob Lorbeer, einem Mystiker aus dem neunzehnten Jahrhundert, auseinandersetzte. Zu seinem großen Werk an Neuoffenbarungen gehört unter anderem auch das Buch „Die Jugend Jesu“. Interessanterweise wird auch dort Jesus als ein ungewöhnliches Wunderkind dargestellt – etwas unkontrollierbar, aber allen anderen Menschen von klein auf überlegen.
Um es ganz klar zu sagen: Diese Neuoffenbarungen sind nicht göttlichen Ursprungs. Sie erklären nicht das Evangelium, sondern beschreiben insgesamt einen Prozess, durch den der freie Mensch durch Überwindung seiner Selbstsucht schrittweise erst die Wiedergeburt und schließlich die Wiedervereinigung mit Gott erreicht.
Die zentrale Bedeutung des Herrn Jesus liegt in diesen Schriften, in diesen mystischen Schriften, nicht in seinem stellvertretenden Opfertod oder seiner Auferstehung als Grundlage für unsere Wiedergeburt, sondern allein darin, dass er als Mensch den Weg der Erlösung, sprich den Weg der Gottwerdung, vorlebt und erklärt.
Kritik an apokryphen Darstellungen der Kindheit Jesu
Ich habe mich gefragt, warum die Bibel so wenig über die Kindheit Jesu berichtet und warum spätere Fälschungen sowie okkulte Versionen seiner Jugend einen besonderen Schwerpunkt darauf legen, Jesus von klein auf als ein völlig untypisches, leicht reizbares Kind darzustellen. In diesen Darstellungen steht Jesus mit seinem Wissen alle anderen in den Schatten, verflucht aber auch schnell jemanden, der ihn ärgert.
Was gewinnt der Teufel durch diese Art der Darstellung? Mir erscheint, dass er damit ein doppeltes Ziel verfolgt.
Erstens betont die Bibel, dass in Jesus von Nazareth der Schöpfergott wahrer Mensch wird. Bei Autoren wie Jakob Lorber und anderen wird Gott hingegen nicht wirklich Mensch, sondern als Übermensch dargestellt. Der wirkliche Jesus hingegen identifiziert sich mit den Menschen. Wir werden noch sehen, dass er sich sogar taufen lässt und versucht wird.
Während der wahre Jesus dies tut, ist der falsche Jesus von Anfang an ein ganz anderer. Er ist nicht wirklich normal, nicht wirklich einer von uns – eben kein Mensch vom Himmel, der, wie Paulus ihn nennen würde, der letzte Adam ist.
Ich habe mir für dieses Thema im Podcast deshalb etwas Zeit genommen, weil es typisch für falsche Propheten ist, Jesus falsch darzustellen. Hören wir dazu kurz den Apostel Johannes.
Prüfung von Propheten anhand der christlichen Lehre
Erster Johannesbrief Kapitel 4, Verse 1 und 2:
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen.
Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott.
Wir leben in einer Welt voller Geister. Unsichtbare Mächte wirken in unsere Welt hinein. Sie inspirieren Medien, Irrlehrer und falsche Propheten.
Die Frage lautet: Wie kann ich prüfen, ob jemand, der sich als Bote Gottes ausgibt, die Wahrheit sagt?
Prophetien haben das Problem, dass wir erst dann wissen, ob sie wahr sind, wenn sie eintreffen. Aber wie kann ich Personen testen, die behaupten, dass Gott durch sie spricht, bevor die Prophetie eintrifft?
Genau genommen geht es nicht um die Personen selbst, sondern um die Prüfung des Geistes, der ihnen ihre Offenbarungen eingibt.
Johannes, dem in seinem Evangelium sehr daran gelegen ist, dass wir die Göttlichkeit Jesu begreifen, gibt uns eine Testfrage mit: Sagt der Geist, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist?
Die Formulierung „im Fleisch gekommen“ bedeutet so viel wie „wahrer Mensch geworden“. Also nicht Übermensch, sondern Mensch – ganz ohne Wunderkräfte, ohne Allwissenheit, einfach nur Mensch.
So wie Paulus es formuliert, wenn er schreibt: Philipper 2,7: „Aber er, Jesus, entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, indem er dem Menschen gleich geworden ist.“
Darum geht es. Und genau dieser Aspekt wird in okkulten und apokryphen Berichten über die Kindheit des Herrn Jesus falsch dargestellt.
Die Folgen einer verzerrten Darstellung Jesu
Ein zweiter Punkt: Was gewinnt der Teufel noch, wenn er den Herrn Jesus als aufmüpfigen, unberechenbaren Schreck der Nachbarschaft darstellt? Genau, die Andersartigkeit dieses Jesuskindes wirkt abstoßend.
Ja, er tut Wunder, aber er hat kein gutes Wesen. Dieses Kind ist charakterlich ein Raudi – gemein und unberechenbar. Definitiv nicht der Typ eines sanftmütigen, sündlosen Retters. Man bekommt fast ein wenig Angst, was wohl aus so einem Kind einmal werden wird.
Dieses Kind mag besonders sein, aber es qualifiziert sich nicht als reines Opferlamm, das die Sünden der Welt wegnimmt. Falsche Propheten stellen Jesus falsch dar. Warum tun sie das?
Weil ein falsches Bild von Jesus, also eine falsche Christologie, fatale Folgen für unseren Glauben hat. Hören wir dazu noch einmal Johannes, den Apostel.
Warnung vor Verführern und Bedeutung der apostolischen Lehre
2. Johannes 1,7: Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Dies ist der Verführer und der Antichrist.
Diese Gedanken kennen wir bereits aus der Stelle, die ich vorhin aus dem 1. Johannesbrief vorgelesen habe. Nun lesen wir weiter in 2. Johannes 1, die Verse 8 und 9:
Seht auf euch selbst, damit ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt. Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht.
Ein wichtiger Satz: Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht. Das ist eine sehr deutliche Aussage.
Es geht hier um Wissen, um konkrete Inhalte des Glaubens über Jesus, also um Christologie. Wenn wir „weitergehen“, bedeutet das, nicht mehr das zu glauben, was die Apostel über Jesus gepredigt haben. Wenn wir nicht in der Lehre des Christus bleiben, also in der Lehre über Christus, dann haben wir Gott nicht.
Nochmal Vers 9, 2. Johannes 1,9: Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht.
Wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Es gibt Vater und Sohn nur im Doppelpack und auch nur auf der Basis einer apostolisch legitimierten Christologie.
Dazu gehört, dass wir Jesus als wahren Menschen verstehen, der ohne Sünde war. Wenn wir an dieser Beschreibung des Herrn Jesus zweifeln oder sie infrage stellen, dann reihen wir uns in die Schlange der Verführer und Antichristen ein, die schon seit Jahrhunderten Jesus diskreditieren.
Diese Verführer wollen nur eines nicht: dass die Lehre vom Christus unverfälscht weitergegeben und von den Menschen geglaubt wird.
Schlussfolgerung und Ermutigung zum Glauben
Und deshalb, weil wir eine Beziehung zum Vater und zum Sohn haben wollen, weil wir uns nicht nur wünschen, selbst gerettet zu werden, sondern auch anderen diesen Weg weisen möchten, können wir gut damit leben, dass sich die Bibel im Blick auf die Kindheit Jesu in Schweigen hüllt.
Gott hat uns alles offenbart, was wir zum Leben brauchen. Geschichten über den Herrn Jesus als Kind gehören anscheinend nicht dazu. Falls sie uns doch interessieren, warten wir einfach noch ein paar Jahre. Dann können wir Jakobus, den Halbbruder Jesu, oder Joseph, seinen Vater, oder Maria, seine Mutter, fragen. In der Ewigkeit wird genug Zeit sein, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Gott darum anflehen, dass er dich vor dem Einfluss falscher Propheten in deinem Leben bewahrt.
Das war's für heute. Wenn du die Arbeit von Answers in Genesis noch nicht kennst, dann schau dir doch mal ihre Videos und Artikel an. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
