Einleitung und historischer Hintergrund
Wir haben heute den Predigttext aus Lukas 3, Verse 1 bis 6. Dort heißt es:
„Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war, Herodes Vierfürst in Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst in Iturea und in der Landschaft Drachonitis, und Lysanias Fürst zu Abilene, da waren Hannas und Kaiphas hohe Priester.“
Jetzt muss ich noch etwas ergänzen. Es gibt Bibelkritiker, die sagen: „Typisch, wie sich die Bibel täuscht, das kann man nicht ernst nehmen.“ Das ist einer der Punkte, an denen Bibelkritik betrieben wird. Man behauptet, es habe immer nur einen hohen Priester gegeben und nicht zwei.
Aber Sie müssen wissen, dass Hannas aus politischen Gründen abgesetzt wurde. Der neue Hohepriester wurde eingesetzt. Im Volk hatte sich jedoch eingebürgert, dass auch der abgesetzte Hohepriester eine gewisse Bedeutung behielt. Das wissen wir genau aus der jüdischen Geschichte.
Ähnlich wie bei uns, wenn Altbundeskanzler oder andere ehemalige Amtsträger eine gewisse Vorrangstellung einnehmen und weiterhin politische Bedeutung ausstrahlen, war es auch damals. So kommt es in der Bibel immer wieder vor, auch in der Passionsgeschichte, dass von zwei Hohenpriestern gesprochen wird.
Natürlich war nur einer offiziell im Amt. Aber so einfach ist es manchmal nicht, die Bibel zu kritisieren.
Die Botschaft des Johannes in der Wüste
Zu dieser Zeit geschah der Befehl Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste. Er zog durch das ganze Land am Jordan und predigte die Taufe zur Buße zur Vergebung der Sünden.
Wie es im Buch der Worte Jesajas, des Propheten, geschrieben steht: „Es ist die Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige gerade! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden. Was krumm ist, soll gerade gemacht werden, und was uneben ist, soll eben werden. Dann wird alles Fleisch das Heil Gottes sehen.“
Bereitet euch auf sein Kommen vor! Amen!
Advent als Zeit der Vorbereitung
Liebe Gemeinde,
an den Eisenbahnübergängen sind Barken angebracht. Sie dienen dazu, den Autofahrer zu warnen, damit er nicht gegen die verschlossene Schranke fährt. Diese Barken sind in gleichmäßigem Abstand von 80 Metern angebracht: 240 Meter vorher, 160 Meter vorher, 80 Meter vorher.
Viele Menschen empfinden die Adventssonntage ähnlich wie diese Warnsignale. Man prallt nicht einfach so, ohne Vorwarnung, in die Weihnachtszeit hinein. Die Adventssonntage sind wie Warnsignale, die uns sagen: Jetzt gleich kommt die Festzeit.
Die Adventssonntage haben aber noch einen anderen Sinn, und es ist wichtig, dass wir diesen ebenfalls verstehen. Sie sind uns zur Vorbereitung gegeben. Das hat schon einen äußeren Sinn. So sagt man heute zum Beispiel: Jetzt muss ich noch ein Päckchen fertig machen, jetzt eilt es noch, oder in der nächsten Woche muss ich noch eine Besorgung in der Stadt erledigen. Man muss auch schauen, dass man jetzt noch zu seinem Christbaum kommt.
Wir haben schon den dritten Advent. Wenn wir in äußeren Dingen so viel Mühe aufwenden, um die ganze Festfreude zu finden, wie viel mehr sollten wir uns dann erst in dieser Adventszeit vorbereiten und rüsten, um in den entscheidenden geistlichen Dingen bereit zu sein.
Worum geht es eigentlich? Was will unser Herr uns mit der Adventsbotschaft sagen? Ich möchte heute meine Predigt überschreiben mit: Einiges muss noch erledigt werden, einiges muss noch erledigt werden.
Der Besuch beim Prediger in der Wüste
Zuerst muss noch etwas erledigt werden: Ein Besuch beim Prediger in der Wüste steht noch aus.
Das ist so eine Sache. Wenn hier in der Predigt etwas gesagt wird, dann lassen viele Leute das einfach geschehen. Was von der Kanzel verkündet wird, tut niemandem weh. Man sagt sich: „Lass ihn nur reden, der dreht jetzt seine Bilder.“
Wenn ich Ihnen aber einen praktischen Ratschlag geben würde, zum Beispiel: „Sie müssen vor Weihnachten dringend noch eine polnische Pute besorgen, das braucht man“, dann würden Sie wahrscheinlich sagen: „Nein, das brauche ich nicht, das esse ich nicht.“ Andere würden vielleicht fragen: „Wo gibt es eine billige? Das ist etwas Praktisches, Handfestes, womit man etwas anfangen kann.“
Ich möchte den schönen Brauch nicht ändern, dass man sich in der Predigt manches sagen lässt. Aber in diesen Adventstagen geht es um etwas Handfestes.
Heute, am dritten Advent, geht es darum, dass wir einen Besuch machen beim Prediger Johannes in der Wüste. Und ich meine das tatsächlich so. Ich meine, dass man Weihnachten nicht feiern kann, wenn man nicht im Geiste hinauszieht in die Wüste zu diesem merkwürdig gekleideten Prediger, bei ihm stehenbleibt und ihm zuhört.
Diese Predigt draußen in der Wüste hat überhaupt nichts Adventliches an sich. Es ist keine festliche Stimmung, es wird keine Flöte geblasen und keine Orgel gespielt. Es sieht ganz karg und verlassen aus.
Aber es ist ganz entscheidend wichtig, dass wir jetzt diese Botschaft hören.
Bedeutung der Wüste als Ort der Erinnerung und Prüfung
Ich habe immer wieder den Eindruck, dass wir als Christen in diese Weihnachtstage hineingehen mit großer Freude. Jetzt muss es doch schön werden, wir singen Weihnachtslieder – und dann hat diese merkwürdige Wüstenpredigt dieses eigentümlich gekleideten Predigers gar keinen Platz. Was will er uns sagen? Was bedeutet das für mich?
Ich wundere mich, warum Johannes eigentlich nicht im Tempel von Jerusalem aufgetreten ist. Er war doch schließlich Pfarrers Kind. Sein Vater Zacharias hatte dort im Tempel ein Amt. Es wäre doch für ihn ein Leichtes gewesen, unter den Wechslern und denjenigen, die die Opfertiere verkauften, einen Platz zu finden und zu predigen.
Man hätte die Botschaft jedoch nicht verstanden, wenn Johannes im Tempel gepredigt hätte. Es ist ganz wichtig, dass Johannes in der Wüste predigt. Ich frage mich manchmal, ob man diese Botschaft des Johannes richtig verstehen kann, wenn wir sie heute in der Feierlichkeit eines Adventsgottesdienstes hören. Geht sie nicht an unseren Ohren vorüber, weil wir schon ganz gefangen genommen sind von den anderen Dingen?
Ich möchte jetzt erklären, was es mit dieser Wüstenpredigt auf sich hat. Da zog das ganze Volk Juda hinaus in die Wüste und hörte ihm zu. Warum denn in die Wüste? Was hat es mit dieser Wüste auf sich?
Die Wüste war eine Erinnerung daran, dass einst bei den Vätern die Geschichte Gottes mit dem Volk in der Wüste angefangen und begonnen hat. Erinnern Sie sich noch, wie damals das Volk Israel in der Wüste stand? Da hingen die Kinder an den Händen der Mütter und schrien: „Wir haben Durst, wir haben Hunger.“ Und wenn die Väter sich umsahen, dann sahen sie hinter sich die Heere des Pharao, die heranrückten, um sie auszurotten.
Dann schrien sie zum Herrn, und Mose reckte seinen Stab vor das Schilfmeer. Sie haben zum ersten Mal richtig begriffen: Unser Gott lebt. Wenn Johannes das Volk noch einmal raus in die Wüste bittet, dann sagt er: Merkt ihr eigentlich, was Gott euch gegeben hat? Alles, was ihr habt und was ihr seid, kommt von ihm.
Die Wüste ist auch eine Erinnerung an den ersten Tag der Schöpfung, als die Erde wüst und leer war und Gott anfing zu reden.
Persönliche Reflexion und Einladung zur Einkehr
Wir haben in der vergangenen Woche mit verschiedenen Menschen Gespräche geführt, auch mit unseren Konfirmanten. Dabei war es immer wieder interessant zu hören, dass manche sagen: „Ich brauche doch keinen Gott, ich habe doch mein Leben.“ Dann pocht man darauf und sagt: „Ich habe doch alles.“
Wenn Johannes uns hier in die Wüste führt, möchte er uns sagen: „Hör doch her, ich habe doch alles für dich.“ Was haben wir? Wir haben schon das ganze Kleid abgelegt. Es ist gut, wenn man lieber unterbricht.
Ein K-siebzig, S-A-Z, neunzehnhundertzehn oder zweitausendeinhundertzehn – da ist ein Nachbar, und wir wollen die Nachbarn ja ehren und lieben. Können wir hier weitermachen?
Sehen Sie, an dieser Stelle ist es so wichtig: Da draußen, in der Wüste, merkt man plötzlich, dass Gott einem noch einmal sagt: Eigentlich steht dort ein Leben im Nichts, und der lebendige Gott steht vor dir. Was hast denn du?
Ich bin so froh, wenn wir in dieser Weihnachtszeit noch einmal innehalten können vor diesem lebendigen Gott. Noch einmal innehalten und hören, welche Botschaft er uns sagt – in diesem Prediger in der Wüste.
Was ist dein Leben, wenn du noch einmal da stehen könntest in deiner Lebensgeschichte und zurückdenken würdest? Ich möchte jetzt noch einmal zurückdenken an die Zeit, als ich 15 Jahre alt war. Damals saß ich in einer Kirche in Bayern, und die Predigt Jesu hat mich so besonders getroffen. Ich zog Bilanz vor dem lebendigen Gott: „Was hast du in deinem 15-jährigen Jugendleben?“
Und der heilige Gott predigt vor dir in der Wüste. Vielleicht war das bei Ihnen einmal in einer schweren Krankheitszeit, in der Sie Bilanz vor Gott zogen. Vielleicht hatten Sie Angst und merkten: Mein Körper zerfällt. Ich spüre schon den Krankheitskeim, den Leib der Verwesung. Ist da noch Gott, der mich trägt und mir das Leben gibt?
Oder eine Mutter, die ihr Kind erwartete, in der Angst, ob sie diese Stunde der Geburt übersteht, und die zu Gott geschrien hat – Stunden in der Wüste. Dort lädt uns der Prediger in der Wüste noch einmal ein: Macht eine Pause, bevor Weihnachten wird.
Ihr versteht gar nicht, was geschieht, wenn man nicht noch einmal in der Wüste steht. Die Propheten haben gern an dieses Bild angeknüpft von der Wüste. Hosea sagt: „Ich nahm dich meiner an in der Wüste, im dürren Land. Aber als du satt wurdest und genug hattest, erhob sich dein Herz, und du vergasst mich.“
Ich meine, dass man sich jetzt, wenn man sich richtig auf den Heiligen Abend vorbereitet, noch einmal jeder für sich – Sie können das zu Hause tun – in der Wüste eine Station machen muss. Noch einmal hören muss, wie dieser Prediger in der Wüste uns einlädt, still zu werden vor dem Herrn und nachzudenken.
Hindernisse auf dem Weg zu Jesus
Noch das Zweite: Da liegen noch blockierende Hindernisse im Weg. Mein Kohlenmann macht immer Reklame, dass der nächste Winter bestimmt komme. Darauf kann man sich verlassen. Und wie der Winter kommt, so kommt Weihnachten bestimmt. Und so bestimmt kommt Jesus.
Aber es ist die große Frage, ob Jesus zu mir kommt. Es ist meine große Sorge, ob Sie dieses Jahr ein Weihnachten erleben, das alle Ihre Sorgen wegnimmt. Ob Sie dieses Jahr ein Christfest erleben, das alle Ihre Traurigkeit weggenommen hat, sodass Sie mit großer Gewissheit ins neue Jahr hineingehen können und Ihre Angst weggenommen ist. Darum geht es doch.
Es kann jemand sagen: Was brauche ich in der Adventszeit noch den Johannes den Täufer? Wir können auch sagen: Was brauche ich einen Christbaum? Stell einen Besenstiel ins Zimmer, mir genügt das.
Wer ein echtes Christfest erleben will, der muss diesen Prediger in der Wüste hören. Und er hört auf einmal dieses Wort dieses Predigers, der davon redet, dass der Weg gar nicht vorbereitet ist. Der König kommt, aber ob er zu dir kommt – der Weg ist blockiert, Hindernisse sind aufgebaut, und er kann nicht kommen.
Jedes Jahr bedrückt mich das, wenn wir unsere Weihnachtsgottesdienste halten, dass so viele Menschen diese Weihnachtsbotschaft nicht hören können. Doch sie hören sie, aber sie sagen ganz verwundert: Stimmt doch gar nicht, ich sehe nichts vom Frieden. Wo ist denn Jesus? Schau doch an, wie es unfriedlich in der Welt zugeht.
Deshalb muss man diesen Umweg machen am dritten Advent über den Johannes den Täufer. Man kann die Weihnachtsbotschaft nicht verstehen. Jesus hat doch keinen Weltfrieden aufrichten wollen, dann wäre er in Rom erschienen.
Jesus hat ihnen Frieden geben wollen. Jesus hat ihnen den Frieden mit Gott verschaffen wollen, damit sie wissen: Ich weiß, der lebendige Gott ist bei mir. Er löst meine alltäglichen Probleme. Er sorgt für mich, er kümmert sich um mich.
Das wird erst sichtbar an dieser Predigt des Johannes, dass er den Menschen diese Zuspitzung bringt: Im Kommen Jesu geht es um dich und um dein Leben und um das Kommen Gottes zu dir.
Die Notwendigkeit der Umkehr und Vergebung
Deshalb ist es so wichtig, dass Johannes genau die Not aufzeigt, auf die das Kommen Jesu hinzielt. Er spricht von Schuld und von Hindernissen, von Abgründen, die dazwischen liegen, von hohen Bergen, über die man nicht hinübersteigen kann. Er sagt, dass all das weggeräumt werden muss, wenn Jesus kommen will.
Bei uns stößt diese Predigt des Johannes oft auf Widerstand. Sie passt schlecht zur Weihnachtsbotschaft der Freude, wenn immer wieder vom Negativen die Rede ist. Doch ein Arzt macht vor einer Behandlung oder Operation eine gründliche Untersuchung. Dann stellt er den Befund fest und sagt, was zuerst geklärt werden muss.
Wie wollen wir den Heiland an Weihnachten sehen, wenn wir den Krankheitsbefund nicht kennen, den er heilen will? Wenn wir in diesen Adventssonntagen unsere Weihnachtslieder singen, worum geht es dann? Jesus will in mein Leben hineinkommen, in ihr Leben. Er trägt seit Jahren mit, wie ihr Leben geplagt verläuft. Er kennt ihre Nöte, weiß, was sie bewegt und umtreibt. Er kennt ihre Schwäche besser, als ihr Mann sie kennt, besser als ihre Mutter.
Er kennt sie und weiß um das, was sie bewegt. Er sucht sie und will in diesen Weihnachtstagen bei ihnen einkehren. Doch er sagt: Zwischen dir und mir liegt eine große Barriere, und die muss ausgeräumt werden. Deshalb hat Johannes die Leute taufen lassen. Diese Taufe war anders als die, die wir heute bei Kindern kennen. Es war eine reine Taufe der Sündenvergebung.
Diese Taufe war ein einfaches Symbol: So wie man untertaucht und sich wäscht, so ist mein Leben voll von Schmutz und Dreck. Das war für die Leute anstößig. Sie sagten: Ich bin doch sauber, ich bin doch ein Ehrenmann. Trotzdem stiegen sie in den Jordan hinab und brachten damit zum Ausdruck: In meinem Leben ist etwas zerbrochen.
Sie konnten nicht einfach in die Weihnachtstage hineingehen und vom Heil der Welt reden. Unser Gott redet von ihrem Unheil, von ihrer Not, von dem, was gegen den Himmel schreit und was in ihrem Leben den lebendigen Gott abhält, dass er nicht kommen kann.
Ich bin froh, dass Johannes das ins Licht stellt und sagt: Es kann jetzt alles neu werden in deinem Leben. Er will bei dir einkehren, alles erneuern und neu machen. Er will die sperrigen, blockierenden Hindernisse wegräumen.
Die Freude an der Heilung und Erneuerung
Das waren meine ersten beiden Punkte. Was noch erledigt werden muss: Der Besuch beim Prediger in der Wüste steht noch aus, die blockierenden Hindernisse müssen weggeräumt werden, und schließlich das Letzte – das Entscheidende muss erkannt werden.
Man sieht den Johannes den Täufer oft als einen Prediger, der das Negative betont, als einen Bußprediger. Viele sagen, er gehöre eigentlich noch zum Alten Testament und habe keine fröhliche Weihnachtsbotschaft. Doch wenn Sie Johannes so sehen, dann sehen Sie ihn falsch.
Manche heben auch den starken Unterschied zwischen Johannes und Jesus hervor. Ich sehe diesen Unterschied nicht so deutlich. Natürlich gibt es den Unterschied, dass Johannes nur der Ankündiger ist und Jesus der Vollstrecker. Aber das, was Johannes sagt, war für Jesus doch ebenso wichtig: dass das Krumme gerade wird.
Denn nur so gibt es Heilung in unserem Leben. Was geschah bei Zachäus, als das Krumme gerade wurde? Genau das ist die Freude an Weihnachten: dass Jesus bei uns zurechtbiegt. Die ganz krummen Lebensführungen von uns, das, was wir in der Vergangenheit verbogen haben, das, was wir an unseren Kindern falsch gemacht haben.
Ich habe gestern mit meinen Kindern einen Spaziergang gemacht. Wir sind durch den Schnee gestapft, und dabei kam mir ein Gedanke: Es ist eine kühne Sache, dass Eltern überhaupt Kinder haben. Denn die Kinder erben von ihren Eltern fast alle negativen Eigenschaften, wenn man sie genau beobachtet.
Wenn man sich selbst wirklich kritisch prüft, merkt man, wie viel in einem Leben verborgen, krumm und verkrampft ist. Wie oft erzieht man seine Kinder falsch? Ich spreche jetzt einfach als Vater.
Johannes redet davon, dass gerade gemacht wird, dass Hügel weggeräumt werden, Täler aufgefüllt. Er ist ein Freudenbote. „Alle Fleisch wird das Heil unseres Gottes sehen.“ Johannes kündigt eine große Freudenbotschaft an.
Doch er warnt uns auch davor, sich einfach auf diese Botschaft zu stürzen, ohne zu verstehen, was sie wirklich in uns bewirken will. Ohne die nötigen Vorbereitungen, die wir durchlaufen müssen, können wir das Heil nicht erleben.
Die Herausforderung der Umsetzung im Alltag
Ich habe mir noch einmal im Geist vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn Johannes im Tempel von Jerusalem gepredigt hätte. Da wären Hausfrauen mit ihren vollen Einkaufstaschen an ihm vorbeimarschiert und hätten gesagt: „Der hat Recht, man muss sich mehr um Gott kümmern.“
Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich es Ihnen sagen kann. Dabei habe ich gemerkt, dass ich es Ihnen auch nicht durch Bilder oder irgendetwas anderes besser erklären kann. Sie können jetzt im Gottesdienst sitzen und sagen: „Der hat Recht, man sollte mehr tun.“ Dann kommen Sie nach Hause, und das ist das Erste: Wie machen wir jetzt unser Essen richtig? Danach stehen die anderen Dinge wieder im Vordergrund, und alles wird zugeschüttet. Ob Sie morgen früh überhaupt noch Zeit finden, um 15 Minuten in die Wüste zu gehen, in die Stille, allein mit Gott zu beten und auf sein Wort zu hören.
Ich kann es Ihnen nicht erklären, aber ich weiß, dass der lebendige Herr Jesus Christus in diesen Tagen mit Ihnen redet. Ich weiß, dass er Sie selbst in diesen Tagen aufrichten, beglücken und beschenken will. Sie kommen an dieser Vorbereitung nicht vorbei. Erst dann kann das Christfest kommen, die große Freude.
Das große Heil liegt darin, dass sich Jesus an mich binden will. Er will sich ganz fest an mich hängen und sich verpflichten – an mein Leben, an meinen Beruf, an meinen Leib, an meine Familie, an die Tage, die er mir noch gibt, als Auftrag in dieser Welt. Er will etwas aus mir machen.
Wenn Sie sich dann vorbereiten und rüsten, verstehen Sie, warum Johannes doch voranmarschieren musste, bevor Jesus kam. Nur so konnten die Menschen überhaupt das Heil verstehen und sprechen.
„Komm, o mein Heiland, Jesus Christ, meines Herzens Tür, die ihr offen ist, sagt: Zieh mit deiner Gnade ein, deine Freundlichkeit auch uns erscheine!“ Amen!
Schlussgebet und Segenswünsche
Woll mit Jesus reden!
Herr Jesus Christus, äußerliche Feste allein können uns nicht glücklich machen. Es geht uns darum, dass du uns in diesen kommenden Weihnachtstagen begegnest. Wir bitten dich, dass dies unser ganzes Leben umgestaltet und alles neu werden muss.
So wollen wir vor dir ganz offen sein. Oft sind wir vor Menschen verschlossen und können uns ihnen nicht anvertrauen. Aber du siehst in die Tiefe unseres Lebens hinein. Du kennst die ganzen Abgründe, weißt, wohin unsere Sehnsüchte zielen, welche Hoffnungen wir haben und welche Lust uns irgendwohin zieht, wo wir keine Befriedigung finden.
Du kennst auch die Gedanken, die uns unruhig machen, und all das, was uns belastet – die Taten, bei denen wir Menschen gestoßen und getreten haben, und das Chaos, das in unserem Leben entstanden ist. Wir merken, dass wir das alles nicht mehr aufarbeiten können.
Aber Herr, du kannst das aufarbeiten. Du kannst Krummes gerade machen, Berge von Schuld abtragen und Täler auffüllen. So wollen wir dir das bekennen, was an Schuld in unserem Leben liegt. Herr, bewahre uns vor dem Hochmut!
Wir bekennen offen, dass wir viel Schuld vor dir haben und allein von deinem Erbarmen leben können. Komm zu uns! Du stehst vor der Tür und klopfst an. Herr, wir wollen dir die Tür öffnen, damit du mit großer Freude zu uns kommen kannst.
Komm mit dem Wort, das du uns zusprechen lässt, damit wir ganz gewiss werden, dass uns nichts mehr von dir trennen kann. Wir bitten dich auch für die Gottesdienste, die vor uns liegen. Lass alle Menschen, die kommen, dein Wort verstehen, sodass es nicht nur durch die Ohren, sondern durch das Herz geht und das Leben durchdringt. Lass daraus Taten folgen.
Wir bitten dich für die, die nicht unter uns sein können – die Kranken, die Alten, die Schwermütigen und Betrübten. Kehre auch in den Weihnachtstagen bei all denen ein, die große Not leiden.
Wir bitten dich für die Menschen in den Krisengebieten der Welt, wo so viel Not herrscht – für die Obdachlosen, die Hungernden und die, die Unrecht erleiden müssen. Du hast eine Botschaft des Lebens und der Freude auch in großer Not.
Gib du überall, wo dein Wort verkündigt wird, Nachdruck, damit die Menschen es verstehen und fröhlich werden in dir.
Lass uns gemeinsam das Gebet des Herrn beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.