Einführung in die Predigtserie und Kontextualisierung
Wir kommen heute zur zweiten Predigt in unserer Predigtserie durch das Buch des Propheten Hosea. Ihr habt vielleicht die Buchzeichen gesehen, die ausliegen. Viele von euch haben sie schon mitgenommen. Auf der Rückseite sind die jeweiligen Predigttexte angegeben. Es lohnt sich, vielleicht im Vorfeld des Sonntags diese Texte schon einmal zu lesen und dann gut vorbereitet zum Gottesdienst zu kommen.
Ich wurde gefragt, warum wir jetzt eine Predigtserie durch Hosea machen, da es ja ein ungewöhnliches Buch ist. Zum einen glauben wir, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist und nützlich. Insbesondere haben wir uns gedacht, dass es gerade nach einem Jahr, das für viele von uns sehr herausfordernd war, gut ist, sich ganz neu auf Gott zu besinnen – einen Gott, der uns mit einer erstaunlichen Liebe liebt, einen Gott, der so treu ist. Das zeigt uns der Prophet Hosea wie kaum ein anderes Buch in der Bibel.
Letzte Woche hat Jotham die Predigtserie begonnen und uns von Kapitel eins und den ersten Versen aus Kapitel zwei ein bisschen beschrieben, was die historische Situation war, in die hinein Hosea seinen Dienst versah. Er hat uns dann anhand von Römer 9 gezeigt, dass das, was Hosea ankündigt, nicht einfach nur etwas ist, das irgendwann in der Geschichte einmal stattgefunden hat, sondern dass es einen ganz direkten Bezug zu uns hier und heute hat.
Noch einmal zur Erinnerung: Hosea versah seinen Prophetendienst circa 755 bis vielleicht 720 vor Christi Geburt. Er war gesandt worden zum Nordreich Israel. Gut zweihundert Jahre zuvor hatte sich das Volk Gottes in zwei Teile gespalten. Die zehn Nordstämme bildeten das Volk Israel, im Süden blieb Juda zurück mit der Hauptstadt Jerusalem.
Das Nordreich hatte sich von Anfang an durch böse Könige ausgezeichnet, durch Leiter, die nicht wirklich viel von Gott wissen wollten. Aber um 750 vor Christus herum ging es diesem Volk sehr gut. Das Nordreich Israel erlebte eine Blütezeit trotz aller Gottlosigkeit. In dieser Situation kommt dann der Prophet Hosea mit seinen Worten.
Dabei spricht er nicht nur: Gott trägt ihm auf, dass er durch eine Ehe mit einem Hurenweib, Gomer, in gewisser Weise symbolisch darstellen soll, wie Gott sich zu seinem Volk stellt. Das heißt, die ersten drei Kapitel des Buchs Hosea sind eine interessante Vermischung von dem symbolischen Darstellen einer Situation und dem direkten Reden über die Situation. Das habt ihr letzte Woche vielleicht schon gemerkt.
Die doppelte Ebene von Hoseas Botschaft
Es begann mit Gomer, die Hosea zur Frau nimmt – dieses Hurenweib. Dann werden drei Kinder geboren. Doch in den Ankündigungen geht es plötzlich um Gott und Israel. Das werden wir auch heute sehen. Im heutigen Teil ist es sogar noch viel komplizierter.
Die Sprache ist immer ein wenig die von Liebe, Beziehung und Ehe. Zugleich werden immer wieder Dinge erwähnt, bei denen deutlich wird, dass es nicht mehr um eine Ehesituation geht, sondern um Gottes Denken und Handeln gegenüber seinem Volk.
Ich möchte ermutigen, nicht zu versuchen, genau herauszufinden, wann was gemeint ist. Ich habe das diese Woche probiert und kann sagen: Ich bin im Wald gelandet. Daher meine Ermutigung: Einfach anerkennen, dass wir hier beide Ebenen sehen. Letztendlich haben beide eine gemeinsame Funktion.
Denn was zuvor geschrieben steht, so heißt es in Römer 15, ist uns letztlich zur Lehre geschrieben. Lasst uns einfach schauen, was wir lernen können – sowohl aus der Beziehung zwischen Hosea und Gomer als auch aus dem, was Gott direkt zum Volk Israel sagt.
Ich denke, unser Predigttext lehrt uns vor allem eins: Gott geht in seiner einzigartigen Liebe unwiderstehlich denjenigen nach, auf die er seine besondere Rettung und seine besondere Vaterliebe gesetzt hat.
Gebet und Einführung in den Predigttext
Bevor wir uns den Text genauer anschauen, möchte ich noch einmal beten, dass er uns hilft, diesen wirklich schwierigen Abschnitt zu verstehen und dass er zu unseren Herzen spricht.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet. Wir wollen zu dir kommen und auf dich hören. Ich bitte dich, mir zu helfen, nur das zu sagen, was du sagen möchtest. Denn meine Worte sind unwichtig, dein Wort aber ist heilig und von ewigem Bestand. So sprich du zu uns und öffne unsere Herzen, damit wir auf dein heiliges Wort hören. Dann gebrauche dein Wort, um unsere Herzen zu dir hinzuziehen. Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Ich möchte den Predigttext mit euch in drei Abschnitten betrachten. Ich hoffe, das hilft uns ein wenig, uns in diesem, wie gesagt, schwierigen Kapitel zurechtzufinden. Wenn ich es lese, werdet ihr das merken.
Der Text beginnt in Kapitel zwei, Vers vier. Letzte Woche haben wir gesehen, dass die ersten drei Verse gewissermaßen noch zu Kapitel eins gehören. Kapitel zwei, Verse vier bis sieben zeigen uns, wie Gottes einzigartige Liebe missachtet wird und wie Gott das anklagt.
In den Versen acht bis fünfzehn sehen wir, dass Gottes einzigartige Liebe nicht loslässt, sondern aktiv wird. Schließlich sehen wir in den Versen sechzehn bis fünfundzwanzig, wie Gottes einzigartige Liebe zu ihrem Ziel kommt.
Das sind die drei Punkte dieser Predigt.
Gottes Liebe wird missachtet (Kapitel 2, Verse 4-7)
Lasst uns also zuerst die Verse vier bis sieben betrachten. Hier wird beschrieben, wie die Liebe Hoseas von Goma missachtet wird und wie wirklich Gottesliebe vom Volk Israel missachtet wird.
Ich lese uns die Verse vier bis sieben vor:
Fordert von eurer Mutter, sie ist ja nicht mehr meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann, dass sie die Zeichen ihrer Hurerei von ihrem Angesichte wegtue und die Zeichen ihrer Ehrbrecherei zwischen ihren Brüsten, damit ich sie nicht nackt ausziehe und hinstelle, wie sie war, als sie geboren wurde, und sie nicht mache wie eine Wüste und wie ein dürres Land und sie nicht vor Durst sterben lasse. Und ich will mich ihrer Kinder nicht erbarmen, denn sie sind Hurenkinder, ihre Mutter ist eine Hure. Und die sie getragen hat, treibt es schändlich und spricht: Ich will meinen Liebhabern nachlaufen, die mir mein Brot und Wasser geben, Wolle und Flachsöl und Trank.
Wir hören hier harte Worte. Schon in Kapitel 1 wurde Goma als ein Hurenweib bezeichnet, und das wird jetzt noch viel offensichtlicher. Nun hat sie sich tatsächlich anderen Männern hingegeben. Sie hat ihren Ehemann verlassen und läuft diesen anderen Männern nach. Sie hat die Ehe aufgekündigt, sodass Hosea nur noch feststellen kann, dass sie nicht länger Mann und Frau sind. Das sehen wir gleich zu Beginn in Vers vier.
Wahrscheinlich war es sogar so, dass Goma ihren Mann schon zuvor betrogen hat. In Vers sechs ist ja die Rede von Hurenkindern, was andeutet, dass vielleicht nicht alle drei ihrer Kinder wirklich von Hosea gezeugt wurden. Das lässt sich auch in Kapitel 1 schon erahnen, denn nur beim ersten Sohn heißt es, dass Goma ihm, also Hosea, einen Sohn gebar. Beim zweiten und dritten Kind heißt es einfach nur, dass Goma schwanger ward und gebar.
Dazu passen auch die Namen. Welcher Vater würde seinen Sohn schon Loami, „nicht mein Volk“, nennen?
In Vers sieben sehen wir, was Goma dazu gebracht hat, sich von Hosea abzuwenden. Es war wohl zum einen eine gewisse sexuelle Begierde, ein Verlangen nach Liebhabern. Sie meinte, diese Liebhaber könnten ihre Begierden besser stillen als ihr Ehemann. Zum anderen versprach sie sich wohl ein besseres Leben. So lesen wir hier in Vers sieben von der Versorgung mit Brot und Wasser, Wolle, Flachs, Öl und Trank.
Ja, lieber Leser, ich denke, so ist es doch bei den meisten Fällen von Ehebruch, oder? Eheleute werden untreu, weil sie meinen, außerhalb der Ehe etwas Besseres finden zu können als beim eigenen Ehepartner. Und die Sehnsucht nach dieser vermeintlichen Erfüllung wächst dann immer weiter an. Sie wird so groß, dass irgendwann alle Treueschwüre über Bord geworfen werden und die Liebe des eigenen Ehepartners gering geschätzt wird.
Zurück bleibt dann oft ein sehr verletzter Ehepartner. Ich weiß, dass einige von euch das durchleiden mussten. Manche ganz persönlich, andere in der Beziehung ihrer eigenen Eltern oder der eigenen Kinder oder in ihrem persönlichen Umfeld. Aber wir wissen, das ist schlimm. Und Gott nimmt uns jetzt ganz bewusst mit hinein in diesen tiefen Schmerz. Er möchte, dass wir mit Hosea mitleiden, dass wir uns in seine Situation hineinversetzen.
Lasst uns das für einen Moment tun. Stell dir vor, deine Frau sagt dir, sie ist schwanger, und du ahnst, du bist gar nicht der Vater. Aber du entscheidest dich, sie einfach weiterzulieben, darüber hinwegzusehen, worüber man eigentlich nicht hinwegsehen kann, bis sie dich dann eines Tages einfach verlässt, irgendwelchen Liebhabern hinterherläuft, die deine Frau mit Versprechungen in ihr Bett locken.
Oder du bist eine Ehefrau, deren Mann ständig anderen Frauen hinterherschaut, der ständig irgendwie flirtet, bis er dich schließlich für irgendeine dieser Frauen verlässt. Und du bleibst zurück – betrogen und verlassen.
Wie würdest du reagieren? Ich denke, die meisten von uns wären schnell dabei zu sagen: „Dieser Mann, diese Frau kann mir gestohlen bleiben. Die Scheidungspapiere unterschreibe ich sofort. Von einem solch untreuen Ehepartner will ich nichts mehr wissen.“ Wahrscheinlich wäre längst aus Liebe Hass, Ablehnung und Ekel geworden.
Jetzt lasst uns sehen, was Hosea tut. Lasst uns auf Hosea schauen, denn er wendet sich nicht einfach von Goma ab. Er sendet seine Kinder der Mutter hinterher. Sie sollen die Mutter warnen, denn wenn sie mit ihrer Hurerei so weitermacht, wird das ihren sicheren Tod bedeuten.
Wir lesen hier diese konkrete Drohung: „Damit ich sie nicht mache wie eine Wüste und wie ein dürres Land und sie nicht vor Durst sterben lasse.“ Das lässt schon erahnen, dass wir hier auf einmal den Wechsel haben von Goma zu Israel, beim Führen in die Wüste, beim Verdursten und Sterben.
Und das sehen wir in der Geschichte Israels. Wir sehen doch diese Untreue, die hier angeklagt wird, immer wieder in der Geschichte Israels. Wir sehen, wie Gott seine Liebe auf ein Volk setzt – auf Abraham und dann auf das Volk, das aus ihm entstehen soll. Er gibt seinem Volk große Verheißungen eines guten, gesegneten Lebens. Und er gibt nicht nur Verheißungen, er erfüllt sie.
Er lässt aus Abraham und Sarah ein großes Volk erwachsen. Er führt dieses große Volk in ein gesegnetes, in ein gelobtes Land. Und doch wendet sich das Volk immer wieder von Gott ab. Immer wieder sind sie schnell dabei zu klagen und zu murren über Gott, und sie gehen ihre eigenen Wege.
Aber in seiner großen Barmherzigkeit und Geduld sendet Gott Propheten wie Hosea, Propheten, die das Volk warnen und sagen: „Wenn ihr diesen Weg weitergeht, wenn ihr weiter in solcher Untreue lebt, wenn ihr weiter so ungehorsam lebt, wird es euch nicht gut ergehen. Kehrt um!“
Ich hoffe, uns ist klar: Das ist nicht nur die Geschichte Israels. Das ist unsere Geschichte.
Die fortwährende Liebe Gottes trotz Untreue
Gott hat doch auch auf uns seine besondere Liebe gesetzt. Wir sind nun Gottes Kinder, von ihm angenommen. Allein aufgrund seiner großen Gnade und Barmherzigkeit dürfen wir uns Kinder des ewigen Gottes nennen. Die Bibel ist voller großartiger Verheißungen für uns.
Wir sind oft wie Israel. Schnell sind wir bereit, Gott große Versprechungen zu machen, so wie Israel es immer wieder tat: „Herr, wir wollen dir lebenslang dienen in Liebe und Treue.“ Solche Lieder singen wir sogar oft. Aber dann gehen wir unsere eigenen Wege. Wir versprechen Treue, doch sind wir nicht treu. Wir gehen eigene Wege, jagen allem nach, was uns Lust, Anerkennung und Wohlstand verspricht, und lassen Gott und seine guten Gebote links liegen. Immer wieder missachten wir den Gott, der uns doch liebt.
Ihr Lieben, wir sind wie Gomer, aber Gott ist treu, seine Liebe ist beständig. Gott sagt nicht einfach: „Okay, dann eben nicht, dann suche ich mir halt eine andere.“ Was wir hier sehen, ist, dass Gott mit einer Treue liebt, mit einer Intensität, die wir wahrscheinlich nicht einmal erahnen können. Das sollten wir hier erkennen.
Durch Hosea offenbart Gott seinem Volk und letztlich auch uns seine große Liebe. Er verwirft untreue Menschen nicht einfach, er lässt sie nicht einfach ziehen. Nein, er warnt sie. Er warnt diejenigen, die er mit seiner einzigartigen Liebe zuerst geliebt hat. Er warnt diejenigen, die diese einzigartige Liebe missachten. Er warnt sie, dass alles zum Verderben führen wird, wenn wir den Weg der Untreue weitergehen.
Das hat Gott durch die ganze Geschichte hindurch getan. Prophet um Prophet wurde gesandt, um sein Volk zu warnen und zurückzurufen zu Gott. Das sehen wir auch im Neuen Testament. Die Apostel ermahnen immer wieder, umzukehren, Buße zu tun und Gott wieder treu zu sein.
Denn in der Tat tut Gott das noch heute, dort, wo sein Wort verkündigt wird – so wie hier und heute. Wenn du Gott untreu geworden bist, wenn du den Verlockungen der Sünde nachgegangen bist, dann höre Gottes Warnung. Der Weg der Sünde führt ins Verderben. Doch der dich liebende Gott ruft dir zu: Kehre um zu mir.
Gottes aktives Eingreifen zur Rückführung (Kapitel 2, Verse 8-15)
Und er tut noch viel mehr. Er ruft nicht nur, er warnt nicht nur – er wird aktiv, um sein untreues Volk zu sich zurückzubringen. Das sehen wir in den Versen 8 bis 15.
Ich möchte uns zuerst die Verse 8 bis 10 vorlesen. Dort spricht Gott, dort spricht Hosea: „Darum siehe, ich will ihr den Weg mit Dornen versperren und eine Mauer ziehen, dass sie ihren Pfad nicht finden soll. Und wenn sie ihrem Liebhaber nachläuft und sie nicht einholen kann, und wenn sie nach ihnen sucht und sie nicht finden kann, so wird sie sagen: ‚Ich will wieder zu meinem früheren Mann gehen, denn damals ging es mir besser als jetzt.‘ Aber sie will nicht erkennen, dass ich es bin, der ihr Korn, Wein und Öl gegeben hat und viel Silber und Gold, das sie dem Baal zu Ehren gebraucht hat.“
Was wir hier sehen, ist, dass Gomer oder Israel unbedingt zur Sünde hin will – ein Streben hin zur Sünde. Und wir sehen, dass Gott eingreift. Er baut quasi eine Mauer, eine Dornenhecke; er versperrt den Weg. Das ist Ausdruck seiner großen Gnade, dass er nicht einfach zulässt, dass der Weg in die Sünde weitergeht, sondern dass er sagt: Diesen Weg gehst du nicht mehr weiter.
Mit anderen Worten sorgt Hosea dafür, dass seine untreue Frau nicht das bekommt, wonach sie so sehnsüchtig sucht. Wir sehen in Vers 9, wie es heißt, dass sie ihrem Liebhaber nachläuft, aber ihn nicht einholen kann, dass sie nach ihm sucht, aber ihn nicht finden kann, weil Gott ihr den Weg versperrt.
Dann kommt sie letztendlich zu ihrem Sinn und sagt: „Dann will ich zu meinem Mann zurückkehren, denn da ging es mir besser.“ Ich weiß nicht, ob wir uns ein bisschen in Gomer, in diese untreue Frau, hineinversetzen können. Wir haben der Versuchung nachgegeben, wir werden von der Sünde gelockt. Sünde ist ja verlockend. Sünde schmeckt erst einmal sehr süß, der bittere Nachgeschmack kommt oft später.
Sünde verspricht uns viel, hält aber nur sehr wenig von dem, was sie verspricht. So gehen wir erst einmal diesen Weg, lassen uns verführen, verlocken, wir geben nach – wir alle tun das, oder? Wir gehen diesen Weg. Und dann erleben wir manchmal, dass das, was so verlockend aussah, irgendwie zu keinem Ziel führt. Wir suchen nach etwas, aber wir finden es nicht. Wir streben nach etwas, wir laufen etwas nach, aber wir können es nicht ergreifen.
Wenn wir dann feststellen müssen, dass all unser Bemühen, Erfüllung in der Sünde zu finden, scheitert, dann kommt es vor, dass wir zu unserem Verstand zurückkehren und sagen: „Ich gehe zurück zu meinem Mann“, zu Gott. Und das ist genau das, was wir hier in Vers 9 oder 10 lesen.
Man könnte denken, Gott hat sein Ziel erreicht. Aber dem ist nicht so. Denn warum kehrt die Frau in Vers 9 zu ihrem Ehemann zurück? Tut sie es, weil sie erkannt hat, wie liebevoll und gut ihr Ehemann ist? Dass er wirklich ihre Liebe und Treue verdient? Nein, nein. Es ist kühl kalkulierend. „Ich habe nach Erfüllung dort gesucht, ich habe sie dort nicht gefunden, das war irgendwie besser, also gehe ich halt dahin zurück.“
Und ganz ehrlich, so ist das manchmal. Ich weiß nicht, wie das bei dir ist. Bist du Christ, einfach weil du denkst, das ist die beste Option für dein Leben? Denn ganz ehrlich, ich befürchte, dass das bei einigen von uns so ist. Ich befürchte das, weil ich weiß, dass oft genau so evangelisiert wird: „Komm zu Jesus und dein Leben wird besser.“ Okay, das hat nicht funktioniert, das hat nicht funktioniert, dann probieren wir halt mal Jesus aus. Und dann gehen wir wieder von Jesus weg, probieren etwas anderes aus, es funktioniert nicht, dann gehen wir wieder zurück zu Jesus.
Aber Gott will mehr. Er will mehr, als dass Menschen einfach nur kühl kalkulierend sagen: „Bei Gott ist es wahrscheinlich irgendwie besser.“ Er will unsere Herzen, er will deine Liebe. Und genau das hat er hier nicht. Gomer geht nicht zurück, weil sie ihren Mann wirklich liebt. Sie geht zurück, weil es besser war.
Dabei hat sie verkannt, dass das, was sie vormals für gut hielt bei ihren Liebhabern, selbst von Gott kam. Ich weiß nicht, ob Ihnen das aufgefallen ist. In Vers 7 hat sie gesagt, sie geht zu diesen Liebhabern, sie läuft ihnen nach wegen all der Dinge, die sie dort bekommen kann. Und hier in Vers 10 lesen wir: Wo kommt das alles her? „Aber sie will nicht erkennen“, spricht Hosea oder Gott, „dass ich es bin, der ihr Korn, Wein und Öl gegeben hat und viel Silber und Gold, das sie dem Baal zu Ehren gebraucht hat.“
Das ist die Situation. Israel hat sich allen möglichen Götzen, allen möglichen Baalen hingegeben und den einen angebetet für eine gute Ernte, den anderen für dies und das, und dem Dritten, dass er sie so versorgt – und dann Opfer gebracht, davon zurück dem Baal, diesen Götzen. Dabei verkennt sie, wo das alles wirklich herkommt. Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt von Gott.
Haben wir schon einmal gebetet: „Ja, ich danke dir dafür“? Ja, aber das verkennen wir oft. Wir denken, das kommt irgendwo anders her. Und das ist das Problem hier. Wir verkennen, wie gut und großzügig unser Gott ist. Jeder Segen in deinem Leben kommt von Gott.
Gerade auch da, wo wir Gott untreu werden, wo wir Gott vielleicht aus dem Blick verloren haben, ist Gott in seiner einzigartigen Liebe bereit, uns weiter Gutes zu tun. Erleben wir das nicht? Hast du nicht Phasen in deinem Leben gehabt, wo du Gott untreu warst und es trotzdem in deinem Leben nicht sofort schlecht lief? Was meinst du, woran das lag? Weil Gott dich einfach weiter geliebt hat.
Gottes radikales Eingreifen und Gericht (Kapitel 2, Verse 11-15)
Wir müssen uns im Moment noch einmal in das Bild von Hosea und Gomer hineinversetzen. Hier ist dieser betrogene Ehemann. Gomer ist irgendwo bei einem Liebhaber abgetaucht. Er geht zum Haus und klingelt an der Tür. Der Liebhaber macht die Tür auf, erschrickt und sagt: „Oh, hier ist Gomers Ehemann, jetzt gibt es Stress.“
Der Ehemann sagt: „Du, ich habe ein paar Sachen mitgebracht: Gold, Silber, Öl, Flachs und alle möglichen guten Dinge. Damit habe ich für meine Frau gesorgt.“ Dann geht er wieder weg. Der Liebhaber ist erstaunt, macht die Tür zu und Gomer fragt: „Wer war da?“
Der Liebhaber antwortet: „Oh, niemand, ich hatte für dich ein paar schöne Sachen bestellt.“ Gomer sagt: „Ach, du bist der beste Liebhaber, den ich mir vorstellen kann.“
Das ist die Situation, und so sind wir doch oft auch. Wir beten uns selbst an oder beten andere an, weil wir denken, dorther kämen die guten Dinge. Dabei vergessen wir Gott. Ich hoffe, wir sehen, wie gut und treu Gott ist. Ich hoffe, das bringt uns dazu, wieder zu ihm zurückzukehren, mit dankbarem Herzen seine Liebe anzuerkennen und ihn zurückzulieben.
Israel hat das nicht erkannt. Israel kam immer nur halbherzig zurück. Immer nur dann, wenn andere Optionen sich nicht als gut erwiesen – für einige Zeit ein bisschen. Aber das Erstaunliche ist: Gottes einzigartige Liebe gibt immer noch nicht auf. Das sehen wir ab Vers elf:
„Darum will ich meinen Korn und meinen Wein mir wieder nehmen zu seiner Zeit und meine Wolle und meinen Flachs ihr entreißen, womit sie ihre Blöße bedeckt. Dann will ich ihre Scham aufdecken vor den Augen ihrer Liebhaber, und niemand soll sie aus meiner Hand erretten. Und ich will ein Ende machen mit allen ihren Freuden und Festen, Neumonden, Sabbaten und allen ihren Feiertagen. Ich will ihre Weinstöcke und Feigenbäume verwildern lassen, weil sie sagt: ‚Das ist mein Lohn, den mir mein Liebhaber gegeben hat.‘ Ich will eine Wildnis aus ihr machen, dass die Tiere des Feldes sie fressen sollen. So will ich heimsuchen an ihr die Tage der Bahle, an denen sie Räucheropfer darbringt und sich mit Stirnreifen und Halsbändern schmückt und ihrem Liebhaber nachläuft, mich aber vergisst, spricht der Herr.“
Wir sehen hier, dass Gott jetzt radikal eingreift. Eben hat Gott quasi um sie geworben, jetzt kommt die Zeit der Züchtigung. Er nimmt ihr alles: Reichtum, Freudenfeste, alles Werk. Sie ist bloßgestellt, weil sie Gott vergessen hat und falschen Göttern nachgelaufen ist. Sie wird gedemütigt vor aller Augen.
Genau das musste Israel erleben. Im Jahr 722 geschah, was Hosea ankündigte: Die Assyrer kommen und besiegen Israel vollständig. Das Volk wird unter die Völker verstreut. Die zehn Nordstämme gibt es nicht mehr. Sie gehen auf in allen möglichen Völkern dieser Welt.
Hier scheint nun Gottes Liebe endgültig zu einem Ende gekommen zu sein. Seine Geduld hat ein Ende gefunden, seine Treue hat ein Ende. So könnte man denken.
Vielleicht bist du heute hier, vielleicht bist du gar nicht hier, sondern hörst noch im Livestream zu und denkst: „Das beschreibt mich. Ich war Gott untreu. Ich bin von ihm weggelaufen. Ich bin Götzen nachgelaufen. Ich habe mich anderen Dingen hingegeben, der Sünde ergeben, und ich habe verkannt, dass Gott noch für mich gesorgt hat. Jetzt hat Gott mich geführt in ein tiefes Tal. Mein ganzes Leben scheint auseinanderzufallen. Und ich denke, es ist vorbei, es ist zu spät.“
Aber so ist es nicht. So ist es nicht. Wir haben in der Textlesung Hebräer 12 gehört: Gott züchtigt die, die er liebt. Das ist es, was hier geschieht. In seiner einzigartigen Liebe gibt Gott nicht auf. Selbst diese Züchtigung dient dazu, sein Volk zurückzugewinnen.
Gottes Liebe führt zum Ziel (Kapitel 2, Verse 16-25)
Genau das sehen wir im letzten Abschnitt, in den Versen 16 bis 25. Dort heißt es:
„Darum siehe, ich will sie locken und will sie in die Wüste führen und freundlich mit ihr reden. Dann will ich ihr von dort her ihre Weinberge geben, und das Tal Achor soll zum Tor der Hoffnung werden. Dorthin wird sie willig folgen, wie zur Zeit ihrer Jugend, als sie aus Ägyptenland zog. Alsdann spricht der Herr: Du wirst mich nennen meinen Mann und nicht mehr meinen Baal, denn ich will die Namen der Baale von ihrem Mund wegtun, dass man ihrer Namen nicht mehr gedenken soll. Und ich will zur selben Zeit für sie einen Bund schließen mit den Tieren auf dem Felde, mit den Vögeln unter dem Himmel und mit dem Gewürm des Erdbodens. Ich will Bogen, Schwert und Rüstung im Lande zerbrechen und will sie sicher wohnen lassen. Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit, ja, in Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den Herrn erkennen. Zur selben Zeit will ich erhören, spricht der Herr, ich will den Himmel erhören, und der Himmel soll die Erde erhören, und die Erde soll Korn, Wein und Öl erhören, und diese sollen Israel erhören. Und ich will ihn mir in das Land einsehen und mich erbarmen über Lo-Ruhama, und ich will sagen zu Lo-Ammi: Du bist mein Volk, und er wird sagen: Du bist mein Gott.“
Seht ihr diese erstaunliche Wende in Vers 16? Wir sehen deutlich, wie Gott gehandelt hat. Er hat gewarnt, er hat die Kinder hinterhergeschickt – Hosea hat die Kinder geschickt, um zu warnen vor dem, was kommen wird. Er hat dann den Weg weiter in die Sünde versperrt und hat trotzdem treu weiter gesorgt.
Aber als Gomer, als Israel, dann nicht wirklich zurückkehren wollte oder nur kalt kalkulierend zurückkommen wollte, da hat er sie geführt in eine Steppe, in eine Wüste, in großer Not, um sich dort nun Israel, Gomer, wieder vor die Augen zu stellen.
Ist das nicht erstaunlich, was wir hier lesen? „Ich will sie locken und will sie in die Wüste führen und freundlich mit ihr reden.“ Mal ganz ehrlich: Welcher betrogene Ehemann würde so etwas tun? Er wirbt förmlich um seine untreue Frau.
Und dann lesen wir hier in Vers 17 vom Tal Achor. Dieses Tal kennen wir aus Josua 7. Dort wird berichtet, wie nach der Zerstörung von Jericho eine klare Anweisung von Gott gab, dass man keine Beute mitnehmen sollte, weil Gott diesen Sieg herbeigeführt hatte – es war nicht erlaubt. Das Volk Israel sollte nichts mitnehmen. Aber ein Mann, Achan, nahm Schätze mit. Das wurde offenbar, Gott machte es bekannt, und dann wurde er gerichtet. Im Tal Achor wurde er getötet.
Das heißt: Das Tal Achor ist ein Ort des Gerichts. Hier wird also davon gesprochen, wie an einem Ort des Gerichts etwas Erstaunliches geschehen soll: Das Tal Achor, der Ort des Gerichts, soll zum Tor der Hoffnung werden.
Weiter lesen wir, wie Gott einen allumfassenden neuen Bund schließen will. Wir lesen von einer neuen Verlobung, von einem ewigen Frieden, von einer Herrlichkeit.
Man fragt sich: Was hat es mit all dem auf sich? Was will Hosea uns damit sagen? Ich denke, die ursprünglichen Hörer von Hosea konnten das nicht einordnen. Aber eines konnten sie sicher verstehen: Dass inmitten von Gericht, inmitten von Leid und Not, Gottes Liebe nicht aufgehört hatte. Es gibt Hoffnung, eine große Hoffnung für eine gute, für eine bessere, für eine herrliche Zukunft.
Wir können heute etwas mehr verstehen von dem, was hier verheißt wird. Wir wissen, wo alle Verheißungen der Schrift ihre Erfüllung finden, weil uns das Neue Testament das sagt. 2. Korinther 1 erklärt, dass alle Verheißungen Gottes in Jesus Christus ihre Erfüllung finden. Das trifft eben auch auf diese Verheißung zu.
Dieser Gerichtsort, der zum Tor der Hoffnung führt, ist das Kreuz. Das Kreuz auf Golgatha ist der Ort, wo Gericht kommt und Hoffnung entsteht. Denn dort am Kreuz nahm Jesus die gerechte Strafe für unsere Untreue auf sich. Gerade dadurch gibt es Hoffnung für untreue Sünder wie dich und mich.
Jesus hat den Tod überwunden. Er ist der lebendige Herr, am dritten Tage auferstanden, sodass wir Hoffnung haben können. Durch sein Blut am Kreuz schloss Gott diesen neuen Bund, von dem hier die Rede ist, mit uns, mit allen, die Gott erkennen und sich ihm zuwenden.
Ja, er geht eine neue Verlobung ein. Wie wir in den Versen 21 und 22 lesen, gibt es dreimal den Hinweis auf diese Verlobung, die übrigens wohlgemerkt von Gott allein ausgeht:
„Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit, ja, in Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den Herrn erkennen.“
Seht ihr, wer hier der Handelnde ist? Das ist Gott, Gott gegenüber seinem untreuen Volk. Gott sagt: Ich werde mit dir einen Bund schließen, und ich tue alles dafür. Am Ende wirst du befähigt werden, mich zu erkennen. Du wirst dich mir wieder zuwenden, du wirst mir wieder willig folgen wie früher.
Wir wissen, diesen Bund hat Gott am Kreuz von Golgatha geschlossen, als Jesus für uns starb. Dann hat er uns seinen Geist gesandt – den Geist Gottes, den Geist Jesu Christi. Er ist es, der in uns bewirkt, dass wir Teil werden dieses Volkes.
Der Geist ist es, der uns die Augen auftut, sodass wir Gott wirklich erkennen und uns ihm willig zuwenden. Der Geist wirkt in uns Buße, er überführt uns von unserer Schuld und bringt uns so zurück zu dem treuen Liebhaber, sodass untreue Menschen immer wieder zurückfinden können zu Gott.
Genau das wird uns hier beschrieben. Und eines Tages wird das kommen, was hier verheißt wird. Die Verheißung gilt ganz offensichtlich für alle Ewigkeit. Uns wird zugesagt, dass die, mit denen er sich verlobt, für alle Ewigkeit in einzigartiger Liebe angenommen sein werden bei Gott. Sie werden in Frieden leben und in Fülle, wie hier in den Versen 20 und 23 beschrieben wird.
Es wird umfassend sein: Die Hurenkinder werden Erbarmen finden. Die, die vorher im Gericht kein Erbarmen fanden, finden wieder Erbarmen. Sie werden zu geliebten Kindern Gottes.
Schlussgedanken: Gottes Liebe bleibt treu
Ich will mich erbarmen über Loruhama und ich will sagen zu Loami: Du bist mein Volk. Und er wird sagen: Du bist mein Gott.
Ihr Lieben, ich möchte, dass wir eine Sache erkennen: Gottes einzigartige Liebe kommt trotz aller Untreue auf Seiten der Menschen zu ihrem Ziel, denn Gott ist treu. Wie Paulus es später an Timotheus schreibt: Sind wir untreu, so bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
So möchte ich dich fragen: Hast du diese Liebe erkannt? Ich weiß nicht, wo du Liebe suchst. Wir suchen Liebe an allen möglichen Orten. Aber ich kann dir eins sagen: Du wirst nirgends eine solche Liebe finden. Gottes Liebe ist einzigartig.
Mein Gebet diese Woche für dich, wenn du bisher noch nicht diese Liebe erkannt hast: Mein Gebet ist, dass Gott dir durch sein Wort diese Liebe zeigt und dass er dein Herz bewegt, damit du diese Liebe erkennst und zu diesem Gott kommst, diesem ewig treuen Gott. Er wird dich nicht zurückweisen, egal was in deinem Leben war.
Und die allermeisten von denen, die das schon getan haben, die gesagt haben, ich habe diese Liebe Gottes erkannt, ich hoffe, dass wir wieder neu erkennen, wie groß Gottes Liebe und Treue ist.
Mich hat dieser Text diese Woche überführt, weil mir klar wurde: Ich bin viel zu oft wie Goma. Viel zu oft gehe ich mit meinen Gedanken an andere Orte, andere Dinge werden mir wichtig, und Gott bleibt ganz im Hintergrund. Irgendwie verlasse ich mich auf seine Treue, aber ich lebe nicht mehr in Liebe und Hingabe für ihn.
Mein Gebet für mich und für dich ist, dass Gott uns neu begeistert, dass er unsere Herzen neu zu sich zieht und dass wir neu seine einzigartige Liebe erkennen. So dass wir nicht einfach nur zu ihm gehen, weil es irgendwie besser ist, sondern dass wir zu ihm kommen, weil er wunderbar ist, weil er herrlich ist.
Und dafür möchte ich beten: Herr, öffne du die Augen unserer Herzen, auf dass wir erkennen, wie treu du bist. Herr, ich bete, dass du uns hilfst zu erkennen, dass manchmal deine Gnade, deine Barmherzigkeit noch wirksam ist, da wo wir uns schon ganz weit von dir entfernt haben.
Herr, ich bete, dass da, wo du uns bewusst gegen die Wand hast laufen lassen, damit wir dich wiedererkennen, wir dich wirklich wiedererkennen. Viel zu oft klagen wir in solchen Situationen, anstatt deine Gnade zu preisen.
Herr, ich bete, dass du unsere Ohren auftust, dass du unsere Herzen auftust, sodass wir dein Wort der Warnung hören. Ich bete, dass wir neu erkennen, wie du in unserem Leben wirkst, um uns zum Ziel zu bringen.
Ich bete, dass du uns dahin bringst, dass wir kapitulieren und zu dir zurückkehren mit ungeteiltem Herzen. Und so bete ich, dass wir neu begeistert werden davon, wer du bist, auf dass wir dich lieben, immer mehr mit der Liebe, mit der du uns zuerst geliebt hast.
Das beten wir durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.