Dann starten wir gleich wieder voll durch. Wir sind heute im Kapitel zwölf. Ich hoffe, dass wir heute Morgen sowohl Kapitel zwölf als auch Kapitel dreizehn schaffen. Das sind ziemlich intensive Kapitel, deshalb geht es danach ein bisschen schneller.
Vielleicht schaffen wir auch noch Kapitel vierzehn. Heute Abend machen wir dann Kapitel fünfzehn, sechzehn und siebzehn. Das geht dann locker. Morgen haben wir noch drei Stunden, um alles komplett abzuschließen.
Kapitel zwölf und dreizehn sind sozusagen Schlüsselkapitel. Wenn man sie nicht versteht, fällt es schwer, das Buch insgesamt zu begreifen. Deshalb möchte ich heute auch etwas mehr Zeit dafür einplanen.
Gebet und Einführung in die Bedeutung von Kapitel 12 und 13
Lieber himmlischer Vater, wir kommen heute Morgen vor dich und danken dir für das Vorrecht, dein Wort zu studieren und dich darin näher kennenzulernen. Herr, wir wollen uns immer daran erinnern, dass es sich um die Offenbarung Jesu Christi handelt. Es geht darum, den Autor des Buches besser zu verstehen – dein Denken, dein Planen und das, was du für uns vorgesehen hast.
Danke, Herr Jesus, dass du nicht nur ein Konzept oder eine Theologie bist, sondern eine lebendige Person. Als solche wollen wir dich kennenlernen, dich lieben lernen und deine Liebe jeden Tag neu empfangen. Danke, Jesus, dass du uns jetzt diese Zeit schenkst. Mögest du uns offene Herzen und einen offenen Geist geben, damit wir das erkennen, was du in deinem Wort für uns bereitet hast. Amen.
Bevor wir den Text lesen, möchte ich sagen, dass gerade Kapitel zwölf für mich ein echter Augenöffner war. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Wenn wir Kapitel zwölf nicht verstehen, haben wir Schwierigkeiten mit dem Buch der Offenbarung. Ich würde sogar behaupten, dass wir dann Schwierigkeiten haben, die Bibel in ihrem Heilsplan zu verstehen.
Das mag eine starke Aussage sein, aber ich möchte euch gleich zeigen, warum ich das so sage.
Die Rolle Israels im Heilsplan Gottes
Im Buch der Offenbarung spielt das Volk Israel eine relativ große Rolle. Natürlich ist das in der gesamten Bibel so. Die Nation Israel ist Gottes Volk, das erwählte Volk. Jesus sagt in Johannes 4,22: „Das Heil ist aus den Juden.“
Jesus selbst war auf dieser Erde als Mensch ein Jude, geboren von einem jüdischen Mädchen, der Maria. Wenn man die Geschichte zurückblickt, muss man sagen, dass das Volk Israel, die Juden, ein außergewöhnliches Volk sind. Viele Nationen in der gesamten Menschheitsgeschichte sind verschwunden oder haben sich zerstreut, aber nicht so die Juden.
Obwohl die Juden in der Menschheitsgeschichte oft gehasst und verfolgt wurden, sind sie als Nation wiederhergestellt worden. Eine tote Sprache, Hebräisch, ist wieder lebendig geworden. Übrigens ist es auch vorhergesagt, dass das Volk Israel wieder versammelt wird.
Prophetische Verheißung der Wiedervereinigung Israels
Jesaja Kapitel 11, Verse 11 und 12 sagt der Prophet:
„Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird der Herr noch einmal seine Hand erheben, um den Überrest seines Volkes, der übrig bleibt, loszukaufen aus Assur, in Ägypten, aus Batros und Kusch, aus Elam, China und Hamad und von den Inseln des Meeres. Und er wird den Nationen ein Feldzeichen aufrichten.
Und die Vertriebenen Israels zusammenbringen und die verstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde.“
Dies ist in der Geschichte schon einmal geschehen, als nämlich durch Nebukadnezar die Juden zerstreut wurden in die ganze Welt. Doch Gott hat sie wieder versammelt als Volk.
Dann wurden die Juden erneut zerstreut, und zwar nach der Tempelzerstörung, also nach dem Jahr 70 nach Christus. Sie wurden für fast zweitausend Jahre in die ganze Welt zerstreut.
Am 14. Mai 1948 wurden sie wieder zusammengeführt als Volk. Noch einmal, oder zum zweiten Mal, sagt Jesaja hier, werden sie zusammengeführt werden.
Beginn der Auslegung von Offenbarung Kapitel 12
Nun wenden wir uns dem zwölften Kapitel der Offenbarung zu. Wir lesen einige Verse und versuchen anschließend, die handelnden Personen zu identifizieren.
Offenbarung 12,1-6:
Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen. Sie war schwanger und schrie in Geburtswehen und Schmerzen, weil sie gebären sollte.
Dann erschien ein anderes Zeichen im Himmel: Ein großer feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, auf seinen Köpfen trug er sieben Diademe. Sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels fort und warf sie auf die Erde.
Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen, sobald es geboren wäre. Doch sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, das alle Nationen mit eisernem Stab hüten soll. Ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt.
Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Ort bereitet hatte, um sie dort 1.260 Tage, also dreieinhalb Jahre, zu ernähren.
Identifikation der Hauptfiguren in Offenbarung 12
Nun stellt sich die Frage: Wer ist diese Frau, wer ist das Kind, das geboren werden soll, und wer ist der Drache? Das sind die drei Charaktere hier.
Beginnen wir mit dem Einfachsten: Wer ist das Kind? Das Kind ist relativ einfach zu identifizieren. Im Vers 5 heißt es: „Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen mit eisernem Stab hüten soll.“ Wer ist das?
Wenn man nun Psalm 2 liest, findet man eine Antwort. Psalm 2 ist ein großartiger Psalm, der vom Messias spricht. Dort heißt es in Vers 7: „Ich will die Anordnung des Herrn bekanntgeben; er hat zu mir gesprochen: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.‘“
Weiter heißt es: „Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben, die Enden der Erde zu deinem Besitz. Mit eisernem Stab wirst du sie zerschmettern, wie Töpfergeschirr wirst du sie zerschlagen.“
Und dann richtet sich der Psalm an die Könige: „Nun, ihr Könige, handelt verständig...“
Das bedeutet, der Sohn, von dem hier die Rede ist, wird mit eisernem Stab über alle Nationen herrschen. Dasselbe lesen wir auch in Offenbarung 19.
Wer ist also dieses Kind? Es ist der Messias, Christus.
Die vier Frauen im Buch der Offenbarung und die Identität der Frau in Kapitel 12
Jetzt zweitens: Wer ist dann die Frau, die dieses Kind gebiert?
Dazu gibt es verschiedene Vorschläge. Bevor ich diese erläutere, möchte ich darauf hinweisen, dass im Buch der Offenbarung vier Frauen beschrieben werden.
Die erste ist die Isabel, die in Kapitel 2 erwähnt wird. Sie hat einen schlechten Charakter und ist keine nette Frau. Dann gibt es die Frau, die schwanger ist. Sie wird mit einem guten Charakter beschrieben, wenn ich das so sagen darf.
Im Kapitel 17 finden wir die Frau, die auf dem Tier sitzt. Das ist die Hure. Schließlich gibt es noch eine vierte Frau, die als die Braut bezeichnet wird. Diese vier Frauen sind im Buch der Offenbarung dargestellt.
Nun stellt sich die Frage: Wer ist die Frau, die dieses Kind gebiert?
Einige sagen, es sei die Jungfrau Maria, weil sie die Frau war, die Jesus, den Christus, geboren hat. Das ist jedoch ein schwieriges Argument, denn diese Frau wird in der Trübsalszeit verfolgt, während Maria in der Trübsalszeit nicht verfolgt wird. Das ist problematisch.
Andere meinen, die Frau sei die Kirche, da sie als die Braut Christi gilt. Doch die Kirche wird immer als die anvertraute Jungfrau beschrieben. Hier haben wir ein Problem: Die Frau in der Offenbarung ist schwanger, das Hochzeitsmahl steht noch aus und so weiter. Auch das ist schwierig zu deuten.
Die Frau als Symbol für Israel
Wer ist nun diese Frau? Wie wird sie beschrieben? Gehen wir zurück zu Offenbarung 12, Vers 1: „Ein großes Zeichen erschien im Himmel: eine Frau. Sie war bekleidet mit der Sonne, der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt trug sie einen Kranz von zwölf Sternen. Außerdem war sie schwanger.“
Wo finden wir Sonne, Mond und zwölf Sterne noch? Erinnert euch: Wir wollen immer mit der Schrift erklären und suchen die Schatzsuche, um zu identifizieren, wer wer ist.
Schauen wir kurz in 1. Mose 37. Dort lesen wir ab Vers 5, dass Josef immer wieder Träume hatte. Er war ein Träumer. In Vers 5 heißt es: Josef hatte einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern. Daraufhin hassten sie ihn noch mehr. In Vers 6 sagt Josef zu ihnen: „Hört doch diesen Traum, den ich gehabt habe: Siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, meine Garbe stand aufrecht, und eure Garben standen ringsum und verneigten sich vor meiner Garbe.“
Wir wissen, dass Josef geträumt hat, weil er nie auf dem Feld arbeitete; er war immer zu Hause. In Vers 9 hatte er einen weiteren Traum, den er ebenfalls seinen Brüdern erzählte: „Siehe, ich sah die Sonne, den Mond und elf Sterne, die sich vor mir verneigten.“ Natürlich war er selbst der zwölfte Stern.
Josef erzählte diesen Traum auch seinem Vater und seinen Brüdern. Sein Vater fragte ihn: „Was bedeutet dieser Traum? Sollen etwa ich, deine Mutter und deine Brüder vor dir niederfallen?“ Das heißt, der Vater verstand: Er ist die Sonne, die Mutter ist der Mond, und die elf Brüder sind die Sterne, die sich vor Josef verneigen sollten.
Wenn also Sonne, Mond und Sterne in diesem Traum vorkommen – und das war Jakob, der diesen Traum interpretierte – wie lautet ein anderer Name von Jakob? Israel. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Frau in Offenbarung Kapitel 12 Israel darstellt. Denn aus den Juden kommt das Heil, und Jesus wurde aus den Juden geboren.
Ich bin deshalb sehr überzeugt, dass die Frau, die hier beschrieben wird, Israel ist, besonders in der Zeit der Trübsal.
Übrigens verwenden wir die Begriffe Hebräer, Jude oder Israelit oft synonym. Es ist ein und dasselbe Volk, nur die Herkunft der Namen ist unterschiedlich. Warum sagen wir Jude? Es gab zwei Königreiche: Das nördliche Königreich hieß Israel, das südliche Königreich Judah. Aus diesem Judah stammt der Name Jude, der jüngste dieser Namen.
Der Name Israel oder Israelit kommt von Jakob. Er hatte am Fluss Jabbok ein Erlebnis, einen Kampf mit einem Engel. Danach sagte der Engel zu ihm: „Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel.“ Daher Israelit.
Der älteste Name ist Hebräer. Deshalb heißt auch die Sprache Hebräisch. Dieser Name stammt von Abraham. In 1. Mose 14, Vers 13 lesen wir: „Abram, der Hebräer.“ So sind Hebräer, Israeliten und Juden ein und dasselbe Volk, nur zu verschiedenen Zeiten wurden ihnen unterschiedliche Namen gegeben.
Jetzt haben wir also die Frau – Israel. Das Kind, das geboren wird, ist der Messias, der Christus. Und der Drache ist relativ leicht zu identifizieren: Er ist Satan.
Identifikation des Drachen als Satan
Warum wissen wir das? Geht zu Kapitel zwölf, Vers neun: „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird.“
Hier wird klar beschrieben, dass es sich um Satan handelt.
Gedanken über Satan und sein Wesen
Ich möchte nun ein paar Worte zu Satan sagen. Die Entschuldigung dafür nehme ich aus 2. Korinther 2,10-11. Schlagt mal auf:
2. Korinther 2,10-11:
Da sagt Paulus: „Wem ich aber etwas vergeb, dem vergebe auch ich; denn auch ich habe, wenn ich etwas zu vergeben hatte, um euretwillen vergeben – vor dem Angesicht Christi –, damit wir nicht vom Satan übervorteilt werden. Denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt.“
Es wäre interessant zu wissen, wie viel Christen, die in der Welt wohnen, über die Gedanken Satans wissen. Paulus sagt hier, dass seine Gedanken uns nicht unbekannt sind. Ich habe jedoch das Gefühl, dass die meisten Christen nicht viel über ihren Feind wissen und dass seine Gedanken ihnen weitgehend unbekannt sind.
Nicht nur das: Ich glaube auch, dass viele Christen ein völlig falsches Bild von Satan haben – eben weil ihnen seine Gedanken unbekannt sind. Wie ich schon gesagt habe, sehen viele Satan als eine Art Krampus, als hässliches, behaartes Ungeheuer mit Hörnern. Aber erinnert euch an 2. Korinther 11,14.
2. Korinther 11,14:
„Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an.“
Ursprünglich war Satan der gesalbte Cherub, der Engel Nummer eins. Er war der schönste aller Engel, die Gott geschaffen hatte. Wir haben bereits Jesaja 14 einmal durchgelesen. Schlagt jetzt bitte noch Ezechiel 28 auf.
Das ist die zweite Hauptpassage, die über den Ursprung Satans spricht. Ezechiel 28 handelt vom König von Tyrus. In diesem Abschnitt wird der König beschrieben. Wenn du den Abschnitt liest, stellst du fest, dass er weit über den König von Tyrus hinausgeht. Das kann nicht nur über diesen König reden, sondern spricht über mehr.
Ich will euch zeigen, wie man das leicht feststellen kann.
Ezechiel 28,11:
„Und das Wort des Herrn geschah zu mir: Menschensohn – so wird Ezechiel übrigens immer genannt – erhebe ein Klagelied über den König von Tyrus und sage ihm: So spricht der Herr, Herr Adonai Jachwe, erinnert euch?“
Du warst das vollendete Siegel. Denkst du, der König von Tyrus war das vollendete Siegel? Okay, vielleicht war er besonders schlau, voller Weisheit – ja, das kann sein. Salomo war auch sehr weise. Vollkommen an Schönheit? Das grenzt schon ein bisschen an. Weiß ich, ob das auch noch stimmen kann? Aber vielleicht war er sehr schön.
Vers 13:
„Du warst in Eden, dem Garten Gottes.“
Ups, jetzt haben wir ein Problem. Eins weiß ich: Der König von Tyrus war nie im Eden, im Garten Gottes. Hier erkennen wir, dass der Prophet mehr als nur über den König spricht. Er spricht über den, der hinter dem König steht, der dem König die Macht gibt. In diesem Fall ist das Satan.
Denn Satan war in Eden, das wissen wir. Er hat nämlich Adam und Eva dort verführt.
„Du warst in Eden, dem Garten Gottes. Aus Edelsteinen in jeder Art war deine Decke: Karneol, Topas, Jaspis, Türkis, Onyx, Saphir, Rubin, Smaragd. Arbeit in Gold waren deine Ohrringe, deine Bälge an dir. Am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet.“
Satan wurde geschaffen, nie geboren. Nur der Sohn ist gezeugt.
Vers 14:
„Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub.“
Erinnert euch an die Bundeslade: Da waren zwei schirmende Cherubim über der Bundeslade. Erinnert euch an die vier lebendigen Wesen – das sind vier Cherubim, die den Thron Gottes flankieren. So war er auch: ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub. „Schirmend“ heißt, er hatte Macht.
„Und ich hatte dich dazu gemacht, du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter vorigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand.“
Das müsst ihr unterstreichen: Die Vollkommenheit war da, bis sich Unrecht an ihm fand.
„Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Ich verstoß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub aus der Mitte der vorigen Steine. Dein Herz wollte hoch hinaus wegen deiner Schönheit. Du hast deine Weisheit zunichtegemacht um deines Glanzes willen. Ich habe dich zu Boden geworfen.“
Hier ist die Beschreibung, wie der Cherub aufgrund seiner Schönheit stolz wird, hoch hinaus will und deshalb auf die Erde geworfen wird.
Wir lesen auch an anderen Stellen: „Den Demütigen gibst du Gnade, die Stolzen aber werden fallen.“
Schlagt noch einmal Jesaja 14 auf, nur damit wir das nochmal lesen und es komplett ist.
Jesaja 14,12:
„Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, Überwältiger der Nationen! Und du, du sagtest in deinem Herzen: ‚Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten und mich niedersetzen auf dem Versammlungsberg im Äußersten Norden. Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, den Höchsten mich gleich machen.‘“
Satan wollte nie über Gott sein, er wollte wie Gott sein.
„Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube. Die, die dich sehen, betrachten dich, sehen dich genau an: Ist das der Mann?“
Auch hier wird der Fall Satans beschrieben, der zu Boden geschmettert wird.
Der Fall Satans und seine Engel
Gehen wir zurück zur Offenbarung, Kapitel 12. Dort lesen wir in den Versen 3 und 4:
„Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner hatte und auf seinen Köpfen sieben Diademe. Sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels fort und warf sie auf die Erde.“
Diese Stelle erklärt möglicherweise, warum oft gesagt wird, dass Satan und ein Drittel aller Engel gefallen sind. Die „Sterne“ sind hier ein Bild für Engel. Der Drache hat also ein Drittel aller Engel mit sich genommen, als er gefallen ist.
Im Vers 9 lesen wir weiter:
„Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.“
Hier sehen wir, dass der Drache, also Satan, zusammen mit seinen Engeln auf die Erde geworfen wurde. Es handelt sich also um den dritten Teil der Engel, die mit ihm gefallen sind.
Die Frage, die sich daraus ergibt, ist: Wann genau ist Satan mit einem Drittel der Engel auf die Erde geworfen worden? Zu diesem Thema gibt es verschiedene Theorien.
Die Lückentheorie zur Erklärung des Falls Satans
Eine Theorie, die mir relativ einleuchtend erscheint, ist die sogenannte Lückentheorie, im Englischen die Gap-Theorie. Diese besagt, dass Satan auf die Erde geworfen wurde.
Schauen wir dazu ganz am Anfang in eure Bibel, in 1. Mose 1,1-2. Der Kurt hat euch diese Möglichkeit sicher schon vorgestellt, nehme ich an.
1. Mose 1,1: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“
1. Mose 1,2: „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“
Die Erde war „wüst und leer“ – das hebräische Wort dafür ist „tohu wa bohu“. Dieses Wort verwenden wir heute noch, um ein großes Durcheinander zu beschreiben. In deiner Fußnote, sofern du eine vernünftige Bibel hast, steht wahrscheinlich, dass man es auch so übersetzen kann: „Die Erde wurde wüst und leer.“
Es kommt darauf an, wie man diese Satzkonstruktion deutet. Ich selbst kann kein Hebräisch, sondern lese nur, was Experten dazu sagen. Man kann das so oder so verstehen: Die Erde wurde wüst und leer. Wenn das stimmt, dann schuf Gott am Anfang Himmel und Erde, doch dann wurde sie plötzlich wüst und leer, und Finsternis lag über der Erde.
Warum wurde die Erde auf einmal wüst und leer und finster? Eine Antwort könnte sein: Weil Satan zu diesem Zeitpunkt auf die Erde geworfen wurde. Satan ist der Fürst der Finsternis.
Wenn hier steht „Finsternis war über der Tiefe“, verstehen wir das oft als „kein Licht“. Aber das steht so nicht ausdrücklich da. Es kann auch geistliche Finsternis bedeuten.
In Lukas 22 lesen wir von der Macht der Finsternis, und in Kolosser 1,13 heißt es: „Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis.“ Damit ist Satan gemeint.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Jesaja 45. Schlagen wir dort mal auf, speziell Jesaja 45,18-19. Hier finden wir einen Bericht über die Schöpfung der Erde, und es wird etwas Interessantes zu „tohu wa bohu“ – wüst und leer – gesagt.
Jesaja 45,18: „Denn so spricht der Herr, der die Himmel geschaffen hat, er ist Gott, der die Erde gebildet und sie gemacht hat: Er hat sie gegründet, nicht als eine Öde, sondern zum Bewohnen hat er sie geschaffen.“
Das Wort „Öde“ ist hier das hebräische „tohu“. Gott hat die Erde also nicht als wüst und leer geschaffen, sondern zum Bewohnen.
Das bedeutet: Wenn in 1. Mose 1,2 steht, die Erde war „tohu wa bohu“ – wüst und leer –, und Jesaja 45,18 sagt, Gott habe die Erde nicht wüst und leer geschaffen, sondern zum Bewohnen, dann könnte es tatsächlich so sein, dass die Erde erst später wüst und leer wurde.
Warum? Weil sie ursprünglich nicht so geschaffen wurde, sondern erst danach so wurde. Und der Grund dafür könnte sein, dass Satan zu diesem Zeitpunkt auf die Erde geworfen wurde.
Das ist eine mögliche Erklärung.
Außerdem wissen wir, dass Satan im Garten Eden war. Das steht in 1. Mose 3. Dort verführte er Adam und Eva.
Die Versuchung im Garten Eden und Satans Ziel
Auch interessant ist Genesis 3, Vers 1. Lesen wir zunächst den letzten Vers aus Kapitel 2, 1. Mose 2, Vers 25. Dort werden die Menschen beschrieben: Sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht.
Der nächste Vers ist nun interessant: Die Schlange kommt und verführt. Warum gerade jetzt?
Eines, was ich glaube, ist Folgendes: In Ezechiel 28 haben wir gelesen, dass Satan wunderbar bekleidet war – mit Onyx, Saphir, Smaragd, mit allen möglichen Edelsteinen, mit Gold und Perlen. Er war bekleidet und der schönste Engel.
Und wisst ihr was? Adam und Eva hatten nichts an, sie waren nackt. Satan besaß zwar allen Reichtum, aber wisst ihr, was er nicht hatte? Diese offene, transparente Beziehung. Er hatte nicht das Angesicht Gottes.
Der Mensch wurde im Ebenbild Gottes geschaffen – nackt. Satan war nie nackt, er war immer bekleidet.
Und wisst ihr, was Satan seitdem macht? Er will seine Bekleidung loswerden, und die Christen sind blöd genug, sie zu kaufen. Er will den Reichtum loswerden.
Was Satan möchte, ist, im Angesicht Gottes so zu sein wie Gott. Das ist nämlich der Mensch: Er ist geschaffen im Angesicht Gottes, im Ebenbild Gottes. Das war Satan nie.
Darum sieht er Adam und Eva hier nackt und versucht genau zu diesem Zeitpunkt, sie zu verführen.
Dieser Satan versucht nun, wie in Offenbarung Kapitel 12 beschrieben, das Kind, den Messias, zu töten.
Das Protoevangelium und der Kampf zwischen Samen der Frau und Samen Satans
Jetzt stellt sich die Frage: Warum? Warum will Satan das Kind töten?
Gehen wir noch einmal zu 1. Mose Kapitel 3, Verse 14 und 15. Das ist das sogenannte Protoevangelium, das erste Evangelium, das wir in der Bibel finden.
Nach dem Sündenfall sagt Gott: „Okay, Satan, weil du das getan hast, ist das die Konsequenz.“ Dann wendet er sich an die Frau Eva: „Weil du das getan hast, ist das die Konsequenz für dich.“ Und schließlich an den Mann: „Das ist die Konsequenz für dich.“
Gott beginnt mit Satan:
1. Mose 3,14: „Und Gott der Herr sprach zur Schlange: ‚Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allem Vieh und unter allen Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens.‘“
Und jetzt kommt das Protoevangelium:
„Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“
Jetzt müsst ihr mir helfen, ich zeichne das jetzt mal auf. Das ist so ein Vers, den man lesen kann, der eigentlich gar nichts sagt – oder sehr viel.
Gott spricht hier zur Schlange. Wie beginnt der Vers noch einmal? „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir...“ Zu wem spricht er? Wer ist „dir“? Ihr könnt ruhig etwas laut sagen. Satan, genau.
Also: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir“ – das ist Feindschaft – „und der Frau.“ Wer ist die Frau hier? Wer ist die Frau in diesem Vers? Leute, lest bitte den Vers noch einmal. Zu wem redet Gott? Zu Eva, genau, zu Eva.
Also: Er wird Feindschaft setzen zwischen Satan und der Frau.
Wie geht der Vers weiter? Könnt ihr bitte lesen? „Zwischen deinem Samen...“ Wessen Samen? Das heißt, Satan hat einen Samen oder Nachkommen. „Und ihrem Samen...“ Wessen Samen? Evas. Auch Eva hat einen Samen oder Nachkommen.
Wie geht es weiter? Könnt ihr das laut lesen, bitte?
„Und er“ – wer ist „er“? Er ist der Same der Eva. „Wird dir“ – wer ist „dir“? Satan. Stimmen die alle überein? – „Dir den Kopf zermalmen.“ Das heißt, der Same der Frau wird Satan den Kopf zermalmen. Wenn du den Kopf zermalmt hast, bist du tot.
Wie geht es weiter?
„Und er wird dir die Ferse zermalmen.“
Und „er“?
Wer ist jetzt wer? Lest ruhig laut, traut euch. Da steht nicht nur „er“ und „du“, traut euch ruhig zu lesen. Da steht: „Und du...“ Lest ihr das oder nicht? Wer ist „du“? Satan. „Du wirst ihm...“ Wer ist „ihm“? Der Same der Frau. Was wird er tun? Ihm in die Ferse stechen.
Das heißt: Bis Satan völlig zerstört ist, wird Satan dem Samen der Eva Schaden zufügen.
Das ist das erste Evangelium. Hier wird prophezeit, dass der Nachkomme der Eva eines Tages, wenn er Satan den Kopf zermalmt, ihn völlig vernichten wird. Aber bis er vernichtet ist, wird Satan dem Samen der Eva Schaden zufügen.
Die Bedeutung des Samens Satans und des Samens der Frau
Was ist jetzt unter Satans Same zu verstehen? Das ist eine gute Frage. Was ist der Same Satans? Wer weiß das? Dämonen, ja, es ist interessant: Die gefallenen Engel, die mit ihm gefallen sind. Auch die Riesen, die Gottessöhne, sind eine Möglichkeit. Ebenso die Ungläubigen und die Bosheit. Doch eigentlich nennt Jesus nur eine bestimmte Gruppe von Menschen „Otternbrut“.
Was ist eine Otter? Eine Schlange. Was ist eine Brut? Das sind die Nachkommen, der Same. Jesus nennt nur eine Gruppe von Menschen so, nämlich die religiösen Führer seiner Zeit, die Pharisäer. Das ist ganz interessant: Er nennt niemals Ungläubige „Otternbrut“, sondern nur jene. Das hat auch einen Grund, aber ich erkläre es kurz.
Ihr müsst euch vorstellen: Jesus nennt die Pharisäer „Otternbrut“ an einer Stelle. Die Pharisäer waren die religiösen Führer ihrer Zeit. Sie kannten das Alte Testament zum Teil auswendig. Arnold Fruchtenbaum, der manchmal im Fakultätszentrum unterrichtet, hatte einen Vater, der Rabbiner war. Der Abschlusstest für einen Rabbiner war, dass die fünf Bücher Mose genommen wurden und ein Nagel durchgetrieben wurde. Der Rabbiner musste dann sagen, welcher Buchstabe auf jeder Seite durchbohrt wurde. So genau kannten sie die Tora. Das waren die Pharisäer.
Darum sagt auch Jesus zu ihnen: „Ihr kennt die Schrift, und ihr glaubt, in ihr das Leben zu haben. Aber diese Schrift ist es, die von mir zeugt. Ihr wollt aber nicht zu mir kommen, sondern lieber zur Schrift gehen, doch die Schrift zeugt von mir.“ Diese Pharisäer kannten die Schrift. Das heißt, sie warteten ihr ganzes Leben lang auf den Messias. Jeder Jude hat auf den Tag geschaut, an dem der Messias kommen würde – und sie tun es immer noch, bis der Messias tatsächlich kommt.
Und wisst ihr, was die Pharisäer gesagt haben? In Matthäus könnt ihr das nachlesen: Sie haben gesagt, du bist Satan in Person. Sie nannten den Messias Satan. Und dann hat Jesus gesagt: „Ihr Otternbrut!“ Die einzigen, die als Nachkommen, als Same Satans genannt werden, sind also die Pharisäer.
Jetzt ist die andere Frage: Wer ist der Same der Frau? Das ist der Messias. Es wird gesagt, dass der Messias den Teufel zerstören wird. Und wisst ihr, was Satan seitdem tun möchte? Er möchte den Messias vernichten beziehungsweise verhindern, dass der Messias geboren wird. Denn wenn der Messias nie geboren wird, wird er nicht vernichtet.
Wenn wir das verstehen, verstehen wir auch das Alte Testament besser. Es ist interessant: Der gesegnete Sohn, der geboren wurde, war Abel. Was war das Erste, was Satan gemacht hat? Er sorgte dafür, dass Abel getötet wird. Statt Abel wurde dann Seth geboren. Aber Abel war die göttliche Linie, der Sohn, der wurde sofort getötet.
Wir lesen dann: Wisst ihr, warum die Sintflut kam? Weil die Gottessöhne zu den Menschentöchtern gingen, und ihre Nachkommen waren die Nephilim. Wir übersetzen das mit „Riesen“, aber das ist eine falsche Übersetzung. Es heißt eigentlich „die Gefallenen“. Das bedeutet wahrscheinlich, dass es keine reinen Menschen mehr gab; die Menschen waren verunreinigt.
Der Same der Frau muss aber von der Menschenrasse kommen. Wäre es Satan gelungen, die gesamte Menschenrasse zu verunreinigen, könnte der Messias nie geboren werden. Es gab nur eine Familie, die nicht verunreinigt war – das war Noah und seine Familie. Darum mussten sie gerettet werden. Noah wurde gerettet.
Später, im Kapitel 12, sagt Gott zu Abraham: „Durch dich, Abraham, werde ich die ganze Welt segnen.“ Diese Linie war gefährlich, denn durch sie würde der Messias kommen und die ganze Welt retten. Was macht Satan? Er attackiert Abraham und seine Familie. Sarah wird zunächst nicht schwanger. Dann wird sie schwanger, ziemlich alt, und Isaak wird geboren.
Isaak ist aber nicht interessiert an Frauen, jemand muss eine Suche für ihn machen. Diese bekommt auch keine Kinder. Schließlich bekommt sie Zwillinge, und es geht so weiter. Die Linie ist dauernd unter Attacke.
Dann kommen die zwölf Söhne Israels. Gott sagt in Genesis 49: „Judah, aus dir wird der Schilo, der Messias, hervorkommen.“ Jetzt weiß Satan, diese Linie ist zu attackieren. Und Juda wurde die königliche Linie über David und so weiter. Diese Linie wurde jetzt von Satan attackiert.
Es ist ihm fast gelungen, die königliche Linie auszurotten. In dem Buch der Könige liest man mehrfach, dass alle Söhne getötet wurden, bis auf einen. Einmal hat die Hebamme einen Sohn entkommen lassen, und so überlebt immer gerade einer.
Dann schafft Satan es, die königliche Linie zu verfluchen. Jeremia 29 könnt ihr das nachlesen. Er sorgt dafür, dass die königliche Linie verflucht wird. Jojachin war so ein schlimmer König, dass Gott sagt, er solle als kinderlos gelten. Ich kann mir vorstellen, dass Satan in der Hölle eine Party gefeiert hat. Endlich ist die Linie unterbrochen, durch die der Messias kommen soll. Es kann kein Messias mehr kommen.
Das einzige Problem bei Satan war, dass er das Kleingedruckte nicht gelesen hat. Man sollte immer das Kleingedruckte lesen: Der Same kommt von der Frau, nicht vom Mann.