Ankunft und Berufung am Sinai
Zweiten Mose 19
Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Sie waren von Rephidim ausgezogen und erreichten die Wüste Sinai. Dort lagerten sie sich in der Wüste gegenüber dem Berg. Mose stieg hinauf zu Gott.
Der Herr rief ihm vom Berg zu und sprach: „So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen: Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und zu mir gebracht habe. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein. Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.“
Mose kam und berief die Ältesten des Volkes und legte ihnen alle diese Worte vor, die ihm der Herr geboten hatte. Das ganze Volk antwortete einmütig und sprach: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun.“ Mose sagte die Worte des Volkes dem Herrn wieder.
Der Herr sprach zu Mose: „Siehe, ich will zu dir kommen in einer dichten Wolke, damit das Volk hört, wenn ich mit dir rede, und euch immer glaube.“ Mose verkündete dem Herrn die Worte des Volkes.
Der Herr sprach zu Mose: „Gehe hin zum Volk und heilige sie heute und morgen, damit sie ihre Kleider waschen und bereit sind für den dritten Tag. Denn am dritten Tag wird der Herr vor dem ganzen Volk herabfahren auf den Berg Sinai. Ich werde eine Grenze um das Volk ziehen und zu ihnen sprechen: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder seinen Fuß anzurühren. Wer den Berg anrührt, soll des Todes sterben. Keine Hand soll ihn anrühren, sondern er soll gesteinigt oder erschossen werden – sei es Tier oder Mensch. Sie sollen nicht leben bleiben. Wenn aber das Widderhorn lange tönen wird, dann darf man auf den Berg steigen.“
Mose stieg vom Berg zum Volk herab und heiligte sie. Sie wuschen ihre Kleider, und er sprach zu ihnen: „Seid bereit für den dritten Tag, und keiner rühre eine Frau an.“
Die Erscheinung Gottes am Berg Sinai
Als der dritte Tag anbrach und es Morgen wurde, erhob sich Donner und Blitz, und eine dichte Wolke lag auf dem Berg. Ein sehr starker Posaunenton ertönte, und das ganze Volk im Lager erschrak. Mose führte das Volk aus dem Lager Gott entgegen. Sie traten an den Fuß des Berges.
Der ganze Berg Sinai rauchte, weil der Herr im Feuer auf den Berg herabkam. Der Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte heftig. Der Posaunenton wurde immer lauter. Mose sprach, und Gott antwortete ihm laut.
Als der Herr auf dem Berg Sinai oben auf dem Gipfel herabgekommen war, rief er Mose hinauf. Mose stieg auf den Gipfel des Berges. Der Herr sprach zu ihm: „Steig hinab und verwarne das Volk, dass sie nicht versuchen, zum Herrn durchzubrechen, um ihn zu sehen. Viele von ihnen könnten dabei sterben.“
Auch die Priester, die sonst zum Herrn nahen dürfen, sollten sich heiligen, damit der Herr sie nicht vernichte. Mose antwortete dem Herrn, dass das Volk nicht auf den Berg Sinai steigen könne, da dies verboten sei. Er erinnerte daran, dass Jesus eine Grenze um den Berg gezogen und ihn geheiligt habe.
Der Herr sprach zu Mose: „Geh hin, steig hinab und komm wieder herauf, du und Aaron mit dir. Aber die Priester und das Volk sollen nicht versuchen, zum Herrn hinaufzusteigen, damit er sie nicht vernichte.“
Mose stieg hinunter zum Volk und übermittelte ihnen diese Anweisung.
Das Geheimnis des Volkes Israel
Ich weiß nicht, ob Ihnen bewusst ist, dass dieses Kapitel 19 das Geheimnis des Volkes Israel beschreibt. Was die Juden in aller Welt verbindet, ist nicht Blut oder Rasse. Für jeden Israel-Touristen ist es unfassbar, wenn er etwa bei den Kindern einer Schulklasse in Israel regelmäßig ein bis zwei schwarze Kinder sieht, die Juden sind – also rassisch bestimmt nicht einheitlich.
Es gibt jemenitische Juden, spanische Juden, russische Juden und sogar chinesische Juden. Man erkennt daran, dass der Wahn des Dritten Reiches eine Ideologie war, die nicht einmal mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Die Gegensätze sind so groß, dass man das blutsmäßig nicht erklären kann.
Die jemenitischen Juden sind kleine Figürchen, ähnlich wie die Araber im Jemen. So kann man viele Typen finden. Andere sind die äthiopischen Juden, die ganz schwarz sind. Blut und Rasse bestimmen nicht den gesamten Vorderen Orient, und auch Israel war immer ein Schmelztiegel der Rassen und Völker.
Trotzdem ist das Volk Israel ein Geheimnis, das es so nie mehr in der Weltgeschichte gegeben hat: Ein Volk, das über zweitausend Jahre hinweg besteht und sich nicht vermischt. Viele Amerikaner haben deutsche Namen, doch wenn man sie fragt, wissen sie oft nicht einmal mehr von ihrer deutschen Herkunft. Nach wenigen Generationen ist das verwischt, und sie haben sich in andere Völker aufgelöst.
Nicht anders ist es in Brasilien. In Südafrika haben sie sich mit krampfhaften Mitteln noch ein wenig abgesondert und abgesichert – aber das geht nur, wenn sie Land haben. Die Juden hatten kein Land; sie lebten unter anderen Völkern.
Das Geheimnis Israels wird am besten bei Bileam beschrieben. Bileam war jener Prophet aus dem heutigen Irak, dem Zweistromland, der geholt wurde, um das Volk Israel zu verfluchen. Doch Bileam kann nicht fluchen, weil ihm ein Engel den Weg versperrt. Schließlich spricht sogar sein Esel zu ihm und fragt, warum er ihn schlägt. Am Ende muss Bileam sagen, was Gott ihm eingibt.
Dabei verwendet er eine Formulierung über das sich dort lagernde Israel: „Ich sehe ein Volk, gesammelt und zerstreut.“ Warum steht in der Bibel so ein Widerspruch – gesammelt und zerstreut? Sie gehören zusammen und sind doch zerstreut.
Die Juden machen gerne Witze darüber, dass es kein Volk gibt, das so sehr in so viele Meinungen zerfällt. Das israelische Parlament ist ein Musterbeispiel der Uneinigkeit, noch schlimmer als viele andere Parlamente. Denn die Israelis haben mit ihrer großen Intelligenz und Denkweise unheimlich viele unterschiedliche Meinungen.
Dieses Volk Israel gehört zusammen. Was das Volk Israel allein verbindet, ist nicht einfach Religion, sondern die Berufung Gottes. Hier ist sie beschrieben: 2. Mose 19.
Berufung und Priesteramt Israels
Sie haben Recht, es ist noch mehr. Es ist auch die Geschichte von der Erlösung durch den Durchzug durchs Rote Meer, als Israel aus Ägypten gerufen wurde. Es ist die Erlösung und dann die Berufung durch Gott, die Annahme in seinen Dienst. Das, was unter Abraham angekündigt war, nämlich ein Segen für die Welt zu sein.
Hier wird Israel berufen, ein heiliges Volk zu sein, ein Volk der Priester. Was sollen Priester tun? Wir freuen uns, dass es so junge Sprachkursteilnehmer sind, und wünschen euch, dass ihr in den Dienst kommt und dass es bis dahin wieder bessere Möglichkeiten in der Kirche gibt als heute. Aber der Priester ist niemals jemand, der sich vom Volk absetzt. Das ist ein falsches katholisches Verständnis, das biblische Verständnis ist ein anderes.
Der Priester ist jemand aus dem Volk, der im Dienst für die anderen da ist und fürbittend eintritt. Mose war ein Musterbeispiel für priesterliches Handeln, David bat für das Volk. Im Neuen Testament haben wir das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Das ist unser Auftrag. Nicht, dass wir uns vom Volk absetzen, sondern dass wir sagen: Wir leben deshalb in einer gottlosen Welt, um hier zu sorgen, Fürbitte zu tun, für die Menschen zu beten, die Ehre Gottes aufzurichten und einen Priesterdienst für die anderen zu leisten.
Und eine Führerstellung, nicht im höheren Sinn, sondern im Vorangehen. So wie das Hauspriestertum des Vaters nicht bedeutet, dass er sich religiös zurückzieht, sondern dass er die Familie mitzieht und sie lehrt. Das ist das biblische Priestertum. Und das ist die Berufung Israels.
Fragen Sie sich: Was ist denn noch davon übrig geblieben? Ganz richtig, Israel hat aus dieser Berufung Gottes etwas anderes gemacht: eine Buchstabenreligion, eine Gesetzesreligion. Und das war nicht am Sinai so gesagt.
Man muss sehen, dass das, was hier in der Bibel steht, etwas ganz anderes ist als das, was später im Judentum herauskommt. Deshalb habe ich Sie immer ein wenig gewarnt: Lassen Sie sich nicht täuschen. Sie sagen vielleicht, ach, es ist so beeindruckend, wie die dort an der Klagemauer beten. Aber es gibt natürlich auch diese andere Art, die wir alle kennen, aus einer überspannten Frömmigkeit. Da betet jemand, wie ich gern sage, „nicht gescheit“, also wahnsinnig, und dann sagt er: So, jetzt habe ich es hinter mir, und dann machen wir weiter.
Darum ist das islamische Gebet für uns kein Vorbild. Mir gefällt es vielmehr, wenn jemand sagt: „Lieber Heiland, gute Nacht“, wenn es aus dem Leben kommt, als dieses verkrampfte „Ich habe meine Gebetszeiten, dann ist es erledigt“. Vielmehr soll mein ganzes Leben ein Reden mit dem lebendigen Gott sein, in einer Offenheit ohne Gleichgültigkeit.
Und das hat Gott doch gesagt: „Ich will mit euch reden, und ihr sollt mich suchen.“ Da soll ein Liebesverhältnis mit dem lebendigen Gott sein. Und deshalb verstehen Sie, dass Jesus hier mit Recht ansetzt und eine Korrektur bringt. Denn vielen Christen stellt sich die Frage: Warum halten wir uns im Gesetz an manches anders?
Weil Jesus selbst schon angefangen hat zu sagen: Das war nicht der Sinn des Sabbatgebotes. Und das war nicht der Sinn, wie ihr damit umgeht und sagt: Wenn man ein Opfer gibt, ist Hauptsache das Opfer, und so weiter, und dabei vergesst ihr die Eltern und andere Dinge. Sondern das Gesetz ist etwas Lebendiges.
So haben wir es bis heute verstanden: ein Wort zum Leben, ein Wort, das uns den Alltag zu einem Gottesdienst für den Herrn macht und das Leben für den Herrn bestimmt. Das Geheimnis Israels und der Juden ist die Sinai-Offenbarung. Sie ist der Mittelpunkt des Alten Testaments (2. Mose 19 mit den nachfolgenden Kapiteln).
Das Erntefest und die Bedeutung der Offenbarung
Wo hat man in Israel das Schabbat- und Erntefest gefeiert? Wir nennen es Pfingsten. Wenn man die Predigt des Petrus in Apostelgeschichte 2 noch einmal liest, fällt auf, wie stark er hier auf die gesamte Bibelgeschichte Bezug nimmt.
In Israel ist das Pfingstfest die Einbringung der ersten Früchte vom Feld. Schon so früh, dass wir uns das kaum vorstellen können. Dort ist es etwas wärmer als bei uns, und deshalb gibt es eine frühe Ernte. Das Pfingstfest, Schawuot, findet sieben Wochen nach Pessach statt. Es ist das Erntefest, die Einbringung der ersten Früchte. Dabei geht es nicht um die abgeschlossene Ernte, wie bei uns das Erntedankfest, sondern um die Erstlingsgabe, die Gott geweiht wird.
Dieses Fest erinnert auch an die Offenbarung Gottes am Sinai und die Gesetzesgabe. Die Juden nennen das Tora. Ich würde diesen Begriff mit Vorsicht verwenden, denn für uns ist die Tora oft nur ein Buch mit abgezählten Geboten. Dabei vergessen wir leicht, dass Gott auch ruft.
Die Bezüge, die wir haben, wo Jesus ebenfalls darauf eingeht, sind ganz anders. Darauf kommen wir später im Neuen Testament noch einmal zurück. Wichtig ist für mich, das Geheimnis Israels in diesem Zusammenhang zu erkennen.
Wir wissen jetzt noch einmal: Von hier aus führt eine Linie, dass die Geschichte der Juden noch nicht zu Ende ist. Paulus spricht in Römer 11 darüber. Gott wird sich seines Volkes erbarmen, Israel die Binde von den Augen nehmen und es dann selig machen.
Über dieses Geheimnis können wir nur sprechen, aber es ist nicht gut, zu viel darüber zu philosophieren. In diesen Tagen habe ich auch einen Brief geschrieben. Eine Gruppe in Rinteln, die Jesus-Gemeinde, hat einen Brief verfasst, in dem sie sagt, Gott wolle jetzt ganz neue Offenbarungen geben. Joel werde erfüllt und so weiter.
Daraufhin habe ich einen Brief geschrieben, weil zunächst die Zitierung nicht stimmte, die sie von einem amerikanischen Propheten abgedruckt hatten. Es ist immer wieder gut, in der Bibel nachzuschauen. Dort steht doch, dass Gott noch einmal seinen Geist ausgießen wird. Petrus sagt in seiner Pfingstgeschichte, dass das schon geschehen ist: der Heilige Geist wurde ausgegossen – und zwar in den letzten Tagen.
Jetzt hat man zweiseitig zurückgeschrieben. Man muss heute aufpassen, denn oft wird Unsinn erzählt. Es lohnt sich nicht immer, darauf einzugehen.
Wir bleiben dabei: Dieses Volk Israel hat eine Geschichte. Dabei wollen wir uns nicht in Kleinigkeiten verlieren. Wir wissen nicht, wann das Geschehen sein wird, aber am Ende wird Israel selig werden.
Wenn Paulus nicht mehr darüber sagt, wollen wir auch nicht mehr wissen. Wir wissen, dass wir jetzt in der Zeit leben, in der der Geist Gottes wirkt. Seit Pfingsten ist er da und sammelt die Gemeinde aus allen Nationen.
Am Ende, wenn die Zeit der Heiden erfüllt ist, wird Israel gerettet werden. Wie viel von Israel oder der Rest von Israel gerettet wird, lassen wir Gottes Sache sein. Die Bibel gibt ein paar Andeutungen, aber auf diesen Andeutungen sollte man keine ganze Lehre gründen.
Gottes Wort und die Offenbarung am Sinai
Wir sprachen darüber, dass das Wunder der Erlösung der Auszug aus Ägypten ist. Das heutige Wunder der Erlösung besteht darin, dass Gott reden will und wir hören sollen.
Es war ganz überraschend. Wir hatten in den letzten Losungen, ich glaube, es waren drei oder vier Mal, immer wieder Losungsworte, auch heute wieder, die betonen, dass Gott redet und sein Wort nicht bricht.
Neulich hat sich jemand im Gottesdienst sehr über eine Predigt von mir aufgeregt. Diese Person kommt aus einer charismatischen Gemeinde und kritisierte, dass ich so viel vom Wort rede.
Schauen Sie sich die Losungen der letzten Tage noch einmal an. Tatsächlich redet Gott am Sinai, er offenbart sich, und wir sollen hören. Er sagt: Hört, was Mose sagt. Mose verkündet es euch. Mose ist der Übermittler der Gottesoffenbarung. Gott hat sie nur durch Mose gegeben und später durch seine Propheten.
Nicht jeder hat die Gabe, sich heute in dieses prophetische Amt einzumischen. Im Neuen Bund gibt es nur noch das Zeugnis der Apostel. Über dieses Zeugnis hinaus gibt es keine neue Offenbarung.
Das ist Unsinn, und ich finde in der Bibel keinen Beleg dafür, dass es darüber hinaus neue Offenbarungen geben könnte. Denn in Christus ist die ganze Offenbarung vollendet. Mit Christus beginnt die Zeit der Evangelisation, in der man das Evangelium allen Völkern verkündigen kann.
Gott hat sich in seinem Volk geoffenbart. Das ist Ihnen sicher noch bekannt, auch aus der letzten Predigt, wo ich immer wieder gesagt habe: Die UNO in Jugoslawien redet, der Weltsicherheitsrat redet.
Das Wort ist oft machtlos und kraftlos, wie bei dem Märchen von Tobias. Es wird viel geredet, doch Gott benutzt dieses verachtete Wort und legt seine ganze Kraft in dieses Wort hinein.
Wenn Sie heute Abend zusammenkommen, nur weil Sie das Wort Gottes studieren wollen, dann liegt darin alles Heil. Dein Wort macht Leib und Seele gesund, dein Wort erfreut mein Herz, dein Wort schenkt Trost und Seligkeit.
Durch das Wort wächst der Glaube. Mir ist das so wichtig: Bibelstunde, Jugendbibelkreis und was wir machen. Dort wird unser Leben verändert, das Wort arbeitet an uns. Wenn Sie im Wort lesen, bin ich ganz sicher, dass es Ihr Leben prägt. Das Wort geht nicht spurlos an Ihnen vorüber.
Gott will reden. Und dann kommt die Berufung: Das ganze Volk soll Gott dienen und in seinen Dienst treten.
Der Ort der Offenbarung und seine Bedeutung
Jetzt muss ich noch ein Wort zum Sinai sagen. Touristen waren ja immer wieder dort. Wir wissen nicht, welcher Berg es tatsächlich war. Mit Sinai bezeichnet man die ganze Halbinsel. Es gibt also lange Traditionen, die sagen, dass die Gottesoffenbarung auf einem ganz anderen Berg stattgefunden hat.
Ich finde das auch gut, denn das ist ja nicht wichtig. So kennen wir zum Beispiel auch nicht den Berg der Verklärung. Es gibt keine Spur davon, wo Jesus verklärt wurde. Schön zu sagen, es war der Tabor, aber das steht nicht in der Bibel. Und genauso ist es mit dem Sinai: Wo genau das war, ob es der Berg des Mose war, weiß man nicht.
In den ersten Jahrhunderten wurde ein ganz anderer Berg verehrt. Warum heute der Sinaiberg genommen wird, liegt an dem Kloster dort. Die Orthodoxen haben dieses Kloster, und dadurch ist die Tradition dort stärker geworden.
Ich bin aber immer auch froh, wenn man den Sinaiberg besteigt, dass man nicht nach etwas Äußerem sucht. Der Sinaiberg hat etwas Majestätisches. Ich meine, so etwas in den Alpen nicht gefunden zu haben, aber vielleicht irre ich mich. Für mich sind immer wieder diese riesigen Felsbrocken beeindruckend. Wenn man da hinübergeht und die sehr strapaziösen Aufstiegstouren macht, ist das schon gewaltig.
Heute ist es allerdings nicht mehr sehr schön, weil es durch viele Budenbesitzer oben wie ein Jahrmarkt zugeht. Man kann kaum noch durchkommen, es ist furchtbar laut. Die ganze Würde des Ortes ist verloren gegangen. Es gibt eine kleine Kapelle, aber darin stinkt es schrecklich. Vom Äußeren her ist dort also nichts Schönes mehr.
Wir müssen uns wieder davon entfernen und sagen: Das Äußere des Sinai hat uns gar nichts vermittelt. Mir geht es an vielen anderen Stellen ähnlich. In Jerusalem kann ich viel mehr sagen: das Tal Gehenna, dass hier David war, die Davidstadt und so weiter. Ich habe immer den Eindruck, dass das Äußere gar nicht wichtig ist.
Wenn wir uns noch einmal vergegenwärtigen, was dort ist, wenn man die paar Hotels am Fuß des Sinai und das Kloster wegdenkt: Was bleibt dann? Die trostloseste Wüste. Und das müssen Sie wissen.
Genau an diesem Punkt sind wir. Das können die, die nicht am Sinai waren, sich vielleicht besser vorstellen. Gerade weil sie nicht dort waren. Diese trostlose Stelle hat Gott erwählt, wo das Volk am Ende war, pleite und nichts mehr wusste. Sie sind durch große Not gegangen, durch viele Wunder, um überhaupt an diesen Platz zu kommen. Aber im Grunde war es eine Mausefalle.
Wo sollten sie denn hingehen? Es gab keinen Ausweg mehr, kein Wasser, keine Zukunft. Und genau dort hat Gott dieses Volk noch einmal gerufen. So, wie er Mose an seinem dunkelsten Tiefpunkt gerufen hat. Das meine ich ist die Botschaft.
Dann sind wir viel näher dran, als wenn wir jetzt irgendetwas Touristisches am Sinai suchen. Man kann sagen, es ist ein geografisches Erlebnis. Aber das Entscheidende ist: Gott holt sein Volk in der schlimmsten Not, wenn sie nicht mehr weiterwissen.
Die Kranken und Alten haben sie mitgeschleppt, die Kinder quengeln, und dann fragen sie: Wann kommen wir denn ans Ziel? Neuerlich hat sich eine Familie bei mir vom Gottesdienst verabschiedet und gesagt, sie gehen jetzt neun Monate auf Weltreise. Da habe ich gesagt: Oh, ihr Armen!
Ich finde das furchtbar, selbst wenn man das nur träumt und das nötige Kleingeld hat. Ich persönlich finde es schrecklich. Nach drei Wochen komme ich furchtbar gern wieder heim, und mein Bett ist mir dann richtig lieb.
Können Sie sich die Israeliten vorstellen, die in der Wüste sagen: Wann hat diese Wanderung endlich ein Ende? Das ist doch gar nicht mehr schön. Wo soll das hinführen, ohne Ziel und ohne Sinn durch die Welt zu ziehen?
Und nun spricht der lebendige Gott. Ich habe Ihnen am Sonntag gesagt: In der großen Frage, wenn man in der Depression ist, über die schwere Lebensführung, ist es das Allergrößte, wenn man plötzlich meint, jetzt spricht Gott mit mir. Und jetzt spricht der Herr, der dich gemacht hat. Das hat Israel gekannt.
Die Größe und Macht Gottes
Ich finde es heute Abend besonders wichtig, einmal über den Herrn zu sprechen, weil wir fast nie darüber reden. Vielleicht haben wir in unserer heutigen Zeit nicht mehr den richtigen Blick dafür, was es bedeutet, dass der Herr vor dem die Berge zittern und schmelzen.
Der Herrgott ist der Herr, der die Planeten in seiner Hand hält. Wenn er spricht, geschieht es. Es gibt Naturkatastrophen, so wie der junge Martin Luther als Student Gottes Reden hörte, als sein Freund tot von einem Blitz erschlagen dalag. So etwas gibt es auch bei Ihnen. Ein Freund erzählte, dass sie einmal einen Seesturm erlebt haben, und das war für ihn ein Moment, in dem Gott zu ihm gesprochen hat.
Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir Gott nicht nur in der Natur suchen, so wie viele Menschen es tun. Der Gott, von dem wir sprechen, ist mächtiger und größer als Vulkane und Katastrophen. Das ist der Grund, warum ich die ganze Panikmache über Ozon und Klimakatastrophen nicht verstehe. Der Herr sitzt im Regiment – lassen wir ihn doch wirken.
Ich möchte meine Tage nicht mit unsinnigem Geschwätz verbringen. Lassen wir die Fachleute darüber beraten, bis sie etwas Vernünftiges herausbringen. Der Herr ist so groß, dass die Menge Ozon, die bei einem Blitzschlag entladen wird, wahrscheinlich weit größer ist als vieles andere. Aber ich möchte jetzt nicht zu sehr auf diese Fragen eingehen.
Mir ist nur wichtig zu betonen: Der Gott, der diese Welt geschaffen hat und erhält, hat bestimmt, dass sie bleiben soll. Am Sonntag waren wir in Gönningen bei einem Missionstag auf dem Brunnenhof auf der Alb. Dort haben wir auch über das Wetter gesprochen. Jemand sagte, sein Sohn habe schon gesagt, es regnet immer. Ich habe ihm geantwortet, dass er gar kein Wort verlieren müsse. Er werde sehen, dass der Herr dieses Jahr noch ganz heiß kommen lässt. So war es immer schon, denn im Bund mit Noah ist das geregelt.
Man kann stolz erzählen, dass es richtig ist, die Sorgen über den Winter oder das Wetter Gott zu überlassen. Gott bestimmt, wie weit es geht und wo die Grenzen liegen. Er ist der Herr, der über Kosmos und Schöpfung herrscht.
Es ist für mich immer rätselhaft, dass selbst die Planeten, die man erst mit den größten Teleskopen sehen kann, von Gott auf ihren Bahnen gehalten werden. Wenn sie nur ein kleines bisschen von ihrer Bahn abweichen würden, würde das ganze Universum zusammenbrechen. Wie groß ist der Herr!
Israel hat etwas von diesem großen Herrn erlebt, den Gott einmal wirksam werden ließ und dann nicht mehr. Ganz wunderbar wird das in den Psalmen besungen: Der Herr erschüttert die Berge, und vor ihm weichen die Felsen. Wir wissen, dass Gott das in seiner Größe kann.
Wir dürfen wieder einen ganz kindlichen Glauben an einen großen und mächtigen Gott haben. Letzte Woche bei der Gebetsgemeinschaft fragte ich meinen Vater Siegfried, wie es seinem Vater geht, der Krebs hat. Er antwortete: „Ach, das will nichts mehr werden.“ Es ist merkwürdig, denn wir erleben doch auch viel, was Gott tut.
Wissen wir auch, dass Gott alles wenden und enden kann? Rechnen wir noch damit? Gott ist so groß, und das Volk steht vor ihm. Das ist wahr: Der Herr ist wirklich Herr der Welt. Die menschlichen Herren sind dagegen so klein. Es tut einem leid, wenn man sieht, wie Staatsmänner bei jedem Fehler gleich zurücktreten müssen. Was sind die Mächtigen der Welt?
Beim Jelzin wurde am Mittag über ihn gelacht, wie er immer bei Sofa auftrat. Was sind die Mächtigen der Welt? Es gibt doch gar keine mehr. Denn der Herr ist der Mächtige.
Wenn wir vor dem Herrn stille stehen, ist mir das auch in unseren Gottesdiensten immer wichtig. Ich sage immer wieder, dass manche mich vielleicht für verrückt halten. Aber ein bisschen Würde wollen wir uns bewahren, wenn das Wort des Herrn verkündigt wird. Es ist nicht wichtig, ob jemand einen Sitzplatz findet. Man kann still vor dem Herrn stehen und warten.
Wenn wir mit dem Herrn im Gebet reden, ist das auch für uns wichtig. Jetzt spricht der Herr. Er hat uns etwas zu sagen. Wir wollen hören. Es gibt keine Ablenkung.
Der Herr, der die Welt erfüllt und hinter allem steht, ist der Große der Welt. Ich kann Gott nicht in der Natur allein finden. Ich kann Gott nur in seinem Wort finden. Aber ich muss wissen, dass er hinter der ganzen Welt steht.
Darum ist es großartig, dass ich mich nicht fürchten muss vor Erdbeben. Gott weiß, was geschehen wird und wann er es zulässt. Er weiß auch, warum es mich trifft und warum nicht.
Wenn ich in Angst lebe, hat das keinen Wert. Stattdessen vertraue ich mich dem Herrn an, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Lesen Sie noch einmal im Psalm, wie das die Menschen in ihrem Glauben und ihrer Freude erfüllt hat. Vertraue dich deinem Gott an – er redet mit uns. Und das ist jetzt wichtig.
Der Zugang zu Gott und die Rolle des Mittlers
Alle Religionen liegen an dem Punkt falsch, dass sie meinen, sie könnten zu Gott hinaufsteigen. Kein Mensch kann mit seinen Gedanken zu Gott aufsteigen, weil der Weg zu Gott versperrt ist. Das wird hier sehr anschaulich beschrieben: Der Berg ist umzäunt, und der Weg ist versperrt.
Es gibt nur einen Weg, und zwar, dass Gott einen Mittler hat, durch den er sein Wort verkündigen lässt. Die Offenbarung wird zunächst durch Mose gegeben, und dann kommt Jesus Christus als der Offenbarer, der das Wort Gottes erfüllt. In ihm sind alle Gottesverheißungen Ja und Amen.
Ich kann Gott nicht anders finden, und es hat keinen Wert, darüber zu streiten oder mit anderen Menschen zu sagen, ich stelle mir Gott anders vor. Das darf man zwar, aber Gott ist nicht anders. Gott ist so, wie er verkündigt hat. Er ist der Herr, der heilige Gott, der gerechte Volk-Gott, der Herr, der Schuld heim sucht und sich in unserem Leben mächtig zeigt – in der Schöpfung und in der Geschichte.
Auch die Abläufe im Nahen Osten sind vom Herrn so bestimmt, dass er am Ende seine Heilsgeschichte führt. Sie werden erleben, dass die Gebete der Gläubigen die Heilsgeschichte beeinflusst haben. Wenn wir dieses Gebet versäumen, werden wir schuldig an der Welt.
Der politische Auftrag der Christen ist die Fürbitte. Das ist die Macht, die wir haben: Wir können zu Gott durchdringen, andere können das nicht. Wir dürfen beten.
Aus diesem Hören werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen. Da steht das Wort „Gehorsam“, und im Neuen Testament steht es genauso: den Gehorsam des Glaubens aufzurichten. Darin liegt die Hauptsünde der gegenwärtigen Christenheit – dass man meint, das Evangelium sei vielleicht nur eine Gesprächsgrundlage, so ein Wort. Dabei ist es gebietend, und die Lebensordnungen des Neuen Testaments sind verpflichtende Ordnungen.
Die Frage ist, wie weit man das Nichtgläubigen sagen kann. Aber für uns als Gläubige sind sie absolut verpflichtend. Und da müssen wir immer aufeinander achten, dass wir das immer wieder erkennen: Gehorchen! Hier steht es: meiner Stimme gehorchen, und dann sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern. Denn das ist das große Vorrecht, dass sich Gott zu denen bekennt, die ihm gehorchen.
Es gibt keinen Glauben ohne Gehorsam. Das möchte ich Ihnen noch einmal in Erinnerung rufen: Im biblischen Wort „Glauben“ steckt nicht nur Vertrauen, sondern auch Gehorchen.
Ich kann Ihnen das ganz einfach zeigen: Wenn die zehn Aussätzigen von Jesus gesagt bekommen „Geht zum Priester“, dann glauben sie Jesus, das heißt, sie gehen. Im ganzen Neuen Testament können Sie jede Geschichte nehmen, wo Sie wollen: Matthäus stand auf und folgte Jesus nach – das war Glauben. Er steht auf, verlässt seinen Platz und geht mit Jesus.
Es gibt nie ein rein theoretisches Verwahren allein. Dass zum Glauben dieses Verwahren auch dazugehört, ist klar. Das muss ja wahr sein. Manche Theologen sagen, es sei gar nicht wichtig, ob das passiert ist. Doch, das ist wichtig. Das Verwahren und das Gehorchen gehören zusammen.
Und es ist genauso hier: Zu denen bekennt sich Gott, die ihm gehorchen.
Berufung zum Dienst und Gottes Ordnungen
Und nun die Berufung
„Für unseren Dienst: Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“
Die Berufung: Gott will König sein in dieser Welt. Dazu möchte ich später noch etwas sagen, wenn ich das vielleicht noch einmal zurückstellen kann zum Königreich dieser Welt.
Zum Priesteramt habe ich bereits einiges gesagt. Jetzt gehen wir die Verse noch einmal durch, und dann schließe ich vielleicht mit dem Königstitel Gottes ab.
Vers 7: Mose legt die Weisungen vor. Hinter allen Weisungen steht Gottes ordnende Hand. Es ist auch so schön in den Mose-Büchern, dass alle Ordnungen zum Leben bis hin zu den Hygienevorschriften geregelt sind – zum Beispiel, wie sie ihre Toiletten anlegen sollen. Das finde ich super, die Reinlichkeit.
Übrigens war in den Mose-Büchern das einzige Bibelkritik-Beispiel enthalten, das als Beispiel dienen konnte, dass die Bibel auch Irrtümer enthält. Das war die Geschichte mit dem Hasen als Wiederkäuer. Das ist ja neulich durch irgendjemanden widerlegt worden wegen einer Hasensorte.
Mir interessieren diese Spezialitäten gar nicht. Aber wenn jemand bei Ihnen mal dieses Beispiel gebraucht hat, dann lachen Sie darüber. Denn wenn das alles ist, was gegen die Wahrheit der Bibel vorgebracht wird – das ist irgendwo im dritten oder vierten Buch Mose, ich weiß auch nicht genau wo – dann ist das kaum relevant.
Aber die ganzen herrlichen Sachen, die ganzen Ordnungen: Wie wir umgehen, wenn jemand versehentlich verletzt wird, wie er sich von der Schuld wieder freimachen kann, was zu tun ist, wenn jemand einen anderen mit Unrecht schädigt usw. Das sind ganz wichtige Ordnungen. Gott will im Alltag des Lebens geehrt sein. Das gilt bis hin zur ganzen Treue und der Ehefrage.
Man kann sich diese Stellen noch einmal anschauen, es wird sich lohnen, denn es gibt alleine fünf Stellen in den fünf Büchern Mose, die sich mit vorbildlichem Verhalten beschäftigen. Das folgt ganz eindeutig bis hin zur Steinigung der Priestertochter, wenn sie nicht mehr Jungfrau ist.
Das sage ich nicht, um irgendjemanden anzuklagen, sondern weil Gottes Lebensordnung unser Heil will. Diese Ordnung ist uns im Wort Gottes gegeben, und wir werden von Gott zu diesem Dienst gebraucht.
Das Wort der Weisung wird vorgelegt, und er sagt nun diese Worte: „Siehe!“ Dann kommt Gott in einer dichten Wolke. Man kann Gott nicht sehen, und die Wolke bleibt eigentlich nur die Verhüllung.
Wo ist Gott? Wo überhaupt in der Bibel eine Gotteserscheinung berichtet wird, bleibt sie immer unfassbar. Jesaja sah den Herrn auf einem erhabenen Thron, und der Saum seines Gewandes füllte den ganzen Raum.
Wie war das? Wenn der Saum den ganzen Raum füllt, was sah er denn? Dann sieht er die Cherubim mit ihren Flügeln. Es ist immer so, dass plötzlich nichts mehr gesehen wird. Er sah ein helles Licht. Wie sieht man ein helles Licht? Dann sieht man nichts mehr, man ist geblendet.
Gott ist nicht sichtbar und entzieht sich uns. Nur Mose darf ihn sehen. Später liegt der Glanz, der Lichtglanz Gottes, auf dem Gesicht Moses. Aber hören kann man Gott.
Dann werden die Kleider gewaschen. Vers 10: „Reinige dich, heilige sie heute.“ Äußere Reinlichkeit.
Und dann wird in Vers 12 ein Kranz gezogen. Man darf nicht näher herangehen, weil Gott den Zugang versperrt. Nur auf dem Weg, den er bestimmt hat, kann ich ihn finden.
Niemand darf hier antasten, auch kein Tier. Niemand wird am Leben bleiben.
Unten steht sicher auch die Verweisstelle in Vers 13: Hebräer 12, Vers 18. Kennen Sie die schöne Stelle, wo im Hebräerbrief heißt: „Ihr seid nicht zum Berg Sinai gekommen, ihr seid nicht zu dem Berg gekommen, der mit Feuer brannte.“ Lesen Sie das noch einmal durch.
Sondern: „Ihr seid zu dem himmlischen Jerusalem gekommen. Ihr seid, wo ihr Jesus kennengelernt habt, zu dem Vaterherzen Gottes gekommen.“
Wisst ihr auch, was euch heute offensteht? Dass ihr nicht mehr am Sinai am Zaun steht, sondern hindurchtreten dürft ins Heiligtum.
Ganz wunderbar immer wieder die Bezüge auch zum Neuen Testament.
Dann kommt das große Beben. Vor ihm zerfließen die Berge, heißt es mal in der Bibel – immer wieder ein Prophetenwort. Das ganze Volk erschrickt. Wir wollen einen Schrecken vor der Heiligkeit Gottes haben.
Können Sie es ahnen, wenn Sie, nachdem der Herr von dieser Welt weggenommen wird, den Herrn aller Herren sehen dürfen? Die Heiligkeit Gottes sollte auch in unserer Mitte etwas sein, das uns Gott fürchten lässt. Auch das ist im Neuen Bund nicht aufgehoben, dass wir den Herrn fürchten.
Wie sollte ich so großes Übel tun und wieder den Herrn sündigen?
Der ganze Berg bebte (Vers 19). Die ganze Natur ist aufgewühlt. Dann kommt der Ton, der Posaunenton, der immer stärker wurde.
Das geht bis hin zur Offenbarung, wo wieder von diesem Klang der Posaunen die Rede ist. Das sind Bilder der Ankündigung Gottes.
Und wieder redet Mose, und Gott antwortet ihm. Mose steigt hinauf auf den Gipfel, und die Priester dürfen auch nicht in die Gegenwart Gottes treten.
Es ist so groß, dass uns durch Jesus der Zugang zu Gott ermöglicht ist, dass wir zu Gott Vater sagen dürfen, wie Kinder ganz schlicht. Wir haben einen unmittelbaren Zugang.
Selbst Aaron darf mit, aber die Priester dürfen nicht mit.
Das Bilderverbot und Gottes Unfassbarkeit
Jetzt darf ich nur noch einen Hinweis geben, weil wir das nicht mehr behandeln. Wir hören im Sommerfilm mit der Wüstengeschichte auf, bei der das furchtbare Unglück passiert ist: Ausgerechnet Aaron macht sich wenig später ein Bild, weil er einen sichtbaren Gott will – ein Götzenbild.
Das ist nur etwas, was seine Phantasie ausmalt: einen Gott, den man fassen und verstehen kann. Genau das ist mit dem Bilderverbot gemeint. Wir sollten uns kein Bild machen – nicht, dass man nicht ein Bild malen dürfte, aber von Gott soll man keines malen, von Gott nicht.
Mich stört das bei gewissen Bilderbüchern, auch bei den alten Meistern. Mich stört immer dieses wirklich blöde Gottesbild, weil Gott ganz anders ist, als wir uns vorstellen können.
Bei den Feministen wird das so dumm und so gottlos, dass sie Gott sogar sexualisieren – zur Frau. Da wollen wir gar nicht mehr drüber reden. Dass so etwas überhaupt noch in Menschen Gedanken in den ganzen Jahrhunderten vorgekommen ist, ob Gott ein männliches oder weibliches Geschlecht hat.
Aber darüber will ich gar nicht mehr diskutieren. Das ist so schmutzig und so gemein, dass man nur weglaufen will.
Wir sollten uns kein Bild machen vom Heiligen Gott. Das gibt es auch in der Bibel nicht. Das gibt es auch im ganzen Judentum nicht, weil das Gebot Gottes eindeutig ist.
Gottes Königtum und seine Herrschaft
Und jetzt möchte ich noch ein Wort sagen zum König, zum Königstitel, dass der Herr König ist – immer und ewig. Das ist etwas, das natürlich in den Psalmen ganz stark zum Ausdruck kommt. Wenn ich das noch einmal erwähne, vielleicht gerade im Zusammenhang mit Jesaja, dem Herrn, der da sitzt auf seinem Thron, dann ist das jetzt wichtig.
Da spielt eine ganz große Rolle im Glauben Israels, dass die ganze Welt zittern kann. Gott hält diese Welt. Was kann denn geschehen? Gott hat die Welt in seiner Hand, und das dürfen wir auch wissen, egal was geschehen soll. Es gibt keine Macht der Welt, die Gott von seinem Thron stürzen kann. Und dazu gibt es ganz, ganz viele Psalmen in der Bibel.
Jetzt schlagen wir mal Psalm 50 auf: „Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes, unser Gott kommt und schweigt nicht. Gott, der Herr der Mächtige, redet und ruft der Welt zu, vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Fressendes Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein mächtiges Wetter. Er ruft Himmel und Erde zu, dass er sein Volk richten wolle: Versammelt mir meine Heiligen!“
Und dann ist es so wunderbar, dass ich jetzt in der Gegenwart Gottes meine Not vor diesem Herrn ausbreiten darf: „Alles Wild im Walde ist mein, die Tiere auf den Bergen zu tausenden, ich kenne alle Vögel auf den Bergen.“ Das ist auch die Antwort, die Hiob bekommt. Nicht, dass sich Gott in der Natur finden kann, sondern dass der Glaubende sich an der Natur freuen kann.
Wenn Sie jetzt in diesen Sommertagen durch die Welt gehen, freuen Sie sich an dem Gott, der alles so groß und so mächtig geschaffen hat. An die Weite der Welt, die man ja nur ahnen kann – bis zum Polareis und bis zu den Tiefen des Pazifik, wo unten die Fische schwimmen. Wenn man durch die Vehelma läuft, freut man sich und sagt: „Das ist doch herrlich, was Gott alles gemacht und geschaffen hat.“ Diesen Gott will ich anbeten.
Psalm 50, Vers 23 sagt: „Wer Dank opfert, der preist mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil.“ Psalm 81 zeigt, dass es noch viel mehr gibt, wenn nur ein paar herausgeben. Das mündet im Gottesdienst, wo gesungen wird: „Singet fröhlich Gott, der unsere Stärke ist, jauchzet zum Gott Jakobs!“ Seht an mit Psalmen und lasst hören die Pauken, liebliche Zithern blast, am Neumann die Posaune usw.
„Du hast mich aus der Not gerettet, ich antworte dir aus der Wetterwolke. Höre, mein Volk, höre Israel, höre, kein anderer Gott! Ich rufe dich!“ Hör doch das Wort! Gott will jetzt zu uns reden. Der Gott, der die Welt geschaffen hat, der mächtige Gott, der lässt sich hören in seinem Wort.
Die Kraft des Wortes Gottes
Das Hauptübel heute ist, dass die Menschen nicht mehr wissen, was uns im geoffenbarten Gotteswort gegeben ist. Das geoffenbarte Gotteswort ist natürlich von Menschen geschrieben. Doch dazwischen wirkten die Apostel durch Gottes Heiligen Geist, um uns einen festen Grund unseres Glaubens zu geben, auf dem wir nicht wanken können.
In diesem Wort lässt sich Gott finden, dort redet er. Das merken Sie. Die liebe Frau Wette macht das immer so schön mit den Dankbriefen. Sie setzt oben ein Bibelwort darauf. Danach folgt oft gar keine Antwort mehr, sondern nur das Bibelwort. Und dieses Bibelwort redet mit den Menschen und ihrer Kraft. Ich selbst habe im Krankenhaus ein Bibelwort über meinem Bett hängen. Sie wissen genau, welche Kraft im Bibelwort steckt.
Gehen wir noch weiter: Die richtigen Königspsalmen kommen bei Psalm 97, 98 und 99. Psalm 97 beginnt mit: „Der Herr ist König! Das Erdreich freue sich, seien fröhlich die Inseln! Feuer geht vor ihm her und verzehrt rings um seine Feinde. Blitze erleuchten den Erdkreis, Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn. Schämen sollen sich alle, die den Bildern dienen und sich der Götzen rühmen.“
Das ist auch so witzig: Manchmal rufen Leute an und sagen, man müsse doch etwas tun, weil in der Zeitung etwas Gottloses stand. Aber lohnt sich der Aufruhr? Nein, denn der im Himmel sitzt, lacht darüber. Es sind Spötter, doch wir sollen in der Heiligkeit stehen.
Dann Psalm 98: „Der Richter singt dem Herrn ein neues Lied, er tut Wunder.“ Die Schöpfung jauchzt, die Ströme singen, das Meer braust, und sie stimmen einen Lobgesang an. Gott sei Ehre! Leider ist der Mensch dumm und stimmt nicht in den Lobgesang ein.
Psalm 99 beschreibt den heiligen Gott als König. Das Königtum Gottes war so groß, dass der Prophet Samuel dagegen protestierte, als das Volk einen König wollte. Er sagte: „Genügt euch nicht, dass Gott König ist? Der soll euch doch führen. Warum wollt ihr einen irdischen König? An dem König werdet ihr noch scheitern.“
Dann kommt bei den Propheten eine wunderbare Botschaft: Der König hat alles in der Hand, auch die politische Führung. In der wunderbaren Verheißung, den Messiasverheißungen, heißt es in Jesaja 11, dass ein Reis hervorgehen wird und der Geist des Herrn auf ihm ruhen wird. Der neue König wird in dem Kind kommen, das geboren wird. Das sind die Messiasverheißungen.
Dann kommt das Königtum Jesu. Wir singen mit Recht: „Jesus Christus herrscht als König.“ Das wird ganz wunderbar. Ich kann es hier nur kurz anreißen. Es müsste die ganze Bibel entlanggehen, die ganzen Propheten, bis hin zur Offenbarung, wo die Ältesten ihre Kronen vor Jesus niederwerfen und niederfallen. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das gibt unserem Glauben Ruhe, weil unser Leben von ihm bewahrt ist und er seine Liebe zu uns nicht brechen kann. Darum habe ich Ihnen gesagt: 2. Mose 19 ist der Mittelpunkt Israels. Für uns ist es das Königtum Gottes und das Königtum Jesu, wo wir genug sehen von der Herrlichkeit des Vaters. In ihm ist alles für uns im Glauben offenbar genug.