Einleitung und zentrale Frage
Meine Freunde, heute Abend wollen wir über das Thema sprechen: Wie kann ich vor dem heiligen Gott bestehen?
Dazu möchte ich ein Wort aus dem Römerbrief lesen. Es ist nicht ganz leicht zu verstehen, aber es stammt aus dem Neuen Testament. Dort heißt es: Es gibt unter uns allen keinen Unterschied. Wir ermangeln des Ruhms, den wir vor Gott haben sollten, und werden ohne unser Verdienst gerecht vor Gott aus seiner Gnade, durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
Wie kann ich also vor dem heiligen Gott bestehen?
Neulich hatte ich in einer westdeutschen Stadt einen ähnlichen Vortrag. Vorher kam ein junger Mann zu mir und sagte: „Sie sind ja verrückt, das interessiert doch gar keinen Menschen, diese Frage. Habe ich recht? Wie kann ich vor dem heiligen Gott bestehen?“
Er fauchte mich richtig an und sagte: „Könnt ihr Pfarrer denn nicht mal Fragen besprechen, die moderne Menschen interessieren? Zum Beispiel Fragen über die moderne Gesellschaft oder über die Probleme der Geschlechter untereinander oder Wirtschaftsfragen – das interessiert doch! Aber wie kann ich vor dem lebendigen Gott bestehen? Wen interessiert denn so etwas?“
Die Wichtigkeit der Frage und das Beispiel vom sinkenden Schiff
Da habe ich ihm gesagt: Weißt du, wie du mir vorkommst?
Ja, sagt er, wie denn?
Ich antworte: Das will ich dir an einem Beispiel deutlich machen. Stellt euch vor, da fährt ein großer Dampfer über den Ozean. Er prallt auf einen Eisberg und bekommt ein Leck. Das Schiff sinkt sehr schnell, doch die Passagiere haben es noch gar nicht bemerkt. Nun rennt der Obersteward durch die Gänge und ruft: "Los in die Rettungsboote, rette sich, wer kann!"
Da kommt er an der Küche vorbei. Dort steht ein Koch und brät Hähnchen. In die Rettungsboote schreit der Obersteward. Doch der Koch sagt: "Ach, Rettungsboote interessieren mich nicht, das ist gar nicht meine Sparte. Mich interessieren nur die Hähnchen." Und so geht er mit seinem Hähnchen unter.
Der Obersteward rennt weiter und kommt am Spielsalon vorbei. Dort sitzen einige und spielen um hohe Einsätze. "Los!", brüllt der Obersteward, "wir sinken, ab in die Rettungsboote!"
Doch die Spieler antworten: "Das interessiert uns doch nicht. Mensch, ich habe gute Karten, das ist, was mich interessiert." Und so gehen sie mit ihren Einsätzen und guten Karten unter.
Schließlich kommt der Obersteward an einem Mann vorbei, der im Salon sitzt und grübelt. Der Steward sagt: "Los, mach, dass du in ein Rettungsboot kommst!"
Der Mann antwortet: "Das interessiert mich doch nicht. Mein Pass ist nicht in Ordnung, mich interessiert, wie ich nachher an Land kommen soll."
So geht er mit seinem falschen Pass unter.
Ich sage dem jungen Mann: So kommst du mir vor. Du weißt gar nicht, was die Wirklichkeit ist.
Und ich erkläre ihm jetzt: Ich persönlich halte das für die wichtigste Frage der Welt: Wie kann ich vor dem Heiligen Gott bestehen?
Die Existenz Gottes erkennen
Zunächst muss man das Wesentliche verstehen, was ich sagen möchte: Gott ist wirklich da.
Ich war dreißig Jahre Jugendpfarrer im Ruhrgebiet. Dort hatten wir ein großes Clubhaus mit allem, was dazugehört. Ich hatte etwa dreihundert freiwillige Mitarbeiter, so wie Hirschbach. Diese waren Sonntagmorgen im frühen Gottesdienst dabei. Danach gingen sie in die Häuser, um junge Burschen einzuladen. So hatten wir zwischen zweitausend und dreitausend Besucher.
Bevor meine Mitarbeiter zu diesem schweren Dienst aufbrachen, wurden sie oft ausgelacht. Man fragte sie: „Was gibt euch der Pfarrer dafür, dass ihr diese Besuche macht?“ Die Leute glaubten nicht, dass sie das um Jesu Willen taten.
Wir hatten eine Gebetsgemeinschaft, in der sich die dreihundert Männer niederknieten und beteten, wenn sie wollten. Eines Tages kam ein Ausländer zu Besuch und nahm an der Gebetsstunde teil. Am nächsten Tag kam er zu mir. Er war Niederländer und sagte: „Ich muss noch einmal mit Ihnen reden.“ Er erklärte: „Ich habe gedacht, ich wäre ein Christ, aber ich bin keiner.“ Ich fragte ihn, warum er das so sehe. Er antwortete: „So wie diese jungen Leute kann ich nicht beten.“
Dann sagte er einen Satz, der mir sehr interessant erschien: „Die haben ja gebetet, als wenn da einer wäre, mit dem sie reden.“ Ich fragte ihn: „Pastor Busch, ist denn da einer?“ Ich antwortete: „Ja, da ist einer. Einer, der meine Stimme hört, der mich kennt, der mich geschaffen hat und vor dem ich einmal stehen werde – der lebendige Gott.“
Missverständnisse über Gott
Sehen Sie, wir Pfarrer haben es eigentlich sehr schwer, uns verständlich zu machen. Da kommt jemand und sagt: „Ich glaube auch an Gott, aber mein Gott ist die Natur, der Mensch.“ Das ist genauso, als wenn jemand sagt, er sei ein Fischer, aber kein echter Fischer ist. Die Natur ist ein Werk Gottes, aber nicht Gott selbst.
Dann kommt der Zweite und sagt: „Mein Gott ist mein Nächster.“ Der Nächste wiederum sagt: „Der Nächste ist der Nächste, und Gott ist Gott.“ Ein anderer behauptet, seine Großmutter sei Gott – niemals.
Der Dritte sagt: „Die Menschheit ist für mich Gott.“ Der Vierte sagt: „Mein Volk ist mein Gott.“ All das ist Schöpfung Gottes, aber nicht Gott selbst. Das hat Gott geschaffen, er steht darüber, er ist da.
Und sehen Sie, das muss man erst einmal verstehen: Gott ist nicht bloß ein Problem oder ein Diskussionsgegenstand, sondern er ist da.
Die Geschichte von Kain und Abel als Beweis für Gottes Gegenwart
Ich muss Ihnen eine Geschichte aus der Bibel erzählen. Da waren zwei Brüder, die konnten sich überhaupt nicht leiden, wie man bei uns sagt. Das kommt vor, dass Geschwister sich nicht riechen können.
Eines Tages waren Kain und Abel draußen auf dem Feld. Kain hatte eine Hacke dabei. Plötzlich sieht er Abel kommen. Er denkt bei sich: „Dieser sanfte Heinrich, ich kann ihn nicht ausstehen. Hoffentlich kommt er nicht hierher.“ Doch Abel kommt auf ihn zu und spricht ihn an.
Da sieht Kain plötzlich rot. Er nimmt seine Hacke, weiß gar nicht, was er tut, und schlägt Abel damit ins Gesicht. Der Bruder fällt tot vor ihm zu Boden.
Kain wird es plötzlich übel. Er schaut sich um, aber kein Mensch ist da. Schnell gräbt er eine flache Grube, rollt die Leiche hinein, deckt sie zu und geht davon. Er ist ganz allein, und niemand weiß, was geschehen ist.
Plötzlich hört er eine Stimme rufen: „Kain!“ Er schaut sich um, aber sieht niemanden. „Kain!“ – da läuft es ihm kalt den Rücken herunter. Da ist jemand, der sich ihm in den Weg stellt: der lebendige Gott.
Gott fragt: „Kain, wo ist dein Bruder Abel?“ Kain denkt, er könne Gott täuschen. Viele denken das, aber er sagt: „Ich bin doch nicht das Kindermädchen für meinen Bruder.“
Da antwortet Gott: „Das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde.“ Auf einmal wird Kain klar: Gott ist wirklich da!
Die Notwendigkeit, mit Gott in Ordnung zu kommen
Meine Freunde, ich weiß nicht, ob Sie alle Gott als lebendig ansehen. Ich möchte Ihnen sagen: Solange Sie ohne Gott in der Welt leben, leben Sie an der Wirklichkeit vorbei. Sie tragen gewissermaßen Scheuklappen!
Gott lebt, und deshalb ist das Allerwichtigste, dass ich mit ihm in Ordnung komme.
Nun zum Zweiten: Wenn ich das Thema verstehen will, muss ich erstens wissen, dass Gott wirklich lebt. Zweitens muss ich begreifen, dass ich mit ihm nicht in Ordnung bin. Wissen Sie das?
Ich vergesse nicht, wie ich einmal einen Mann im Krankenhaus besucht habe, der sagte: „Ich mache Frieden mit Gott, ich habe nichts gegen ihn.“ Da musste ich lachen und sagte: „Mein Freund, das Problem ist, dass Gott einiges gegen dich hat.“
Wie könnte ich Ihnen das deutlich machen? Ich habe heute Mittag lange darüber nachgedacht. Ich möchte Ihnen einige Erlebnisse aus meinem Leben erzählen, damit Sie es besser verstehen können.
Begegnung mit Fritz Koch: Der Kampf mit dem Glauben
Sehen Sie, wie ich noch jung und schön war, junger Pfarrer in Essen. Damals hatten wir in Essen, ja, es ist beinahe vierzig Jahre her, im Ruhrgebiet eine große Freidenkerbewegung, eine atheistische Bewegung.
Da war nämlich ein junger Mann, der nimmt mir nicht übel, wenn ich seinen Namen nenne: Fritz Koch. Er war der eifrigste, feurigste Kämpfer für die Lehre „Es gibt keinen Gott“. Ich sehe ihn noch vor mir. Er ist im Krieg umgekommen, bei Bombenangriffen. Schwarze Haare, eine Locke, wie ich sie mir wünschen würde, die ins Gesicht fiel. Er hatte sich viel selbst beigebracht.
Kurz nachdem ich wieder nach Essen gekommen war, gab es eine große Versammlung im Nordparksaal. Es war ein riesiger Saal. Dort sprachen die Leute darüber, wie Fritz Koch zwei Stunden lang die Zuhörer gefesselt hatte. Er bewies wissenschaftlich, dass es keinen Gott gibt. Dass da keiner ist, mit dem man reden kann. Alles sei Einbildung.
Sie können sich meinen Schrecken fast vorstellen, als eines Tages Fritz Koch in meinem Studierzimmer vor mir saß. Wir waren beide damals junge Männer. „Mensch“, sagte ich, „sind Sie das, Fritz Koch, der berühmte Fritz Koch?“ „Ja“, antwortete er, „und Sie kommen zum Pastor. Womit kann ich Ihnen dienen?“
Da sagte Fritz Koch: „Pastor Busch, ich möchte Frieden mit Gott.“ Mich hat es beinahe auf dem Stuhl gehalten. Ich sagte: „Fritz Koch, es gibt doch keinen Gott. Das haben Sie doch noch letzte Woche in Ihrer zweistündigen Rede im Nordparksaal bewiesen.“ Da sagte Fritz Koch, ich wiederhole es wörtlich, wie er es mir sagte: „Gegen meine Vernunft hat der lebendige Gott sich mir bewiesen. Ich bin auf ihn geprallt.“
Dann erzählte er mir einige Dinge. Seine Ehe war plötzlich zerbrochen, er wusste nicht wie. Ein Kind war gestorben. In seinem Herzen sang es nicht mehr. Innerhalb von drei Tagen war alles anders. Da sagte er: „Das sind Kleinigkeiten, das sind Zeichen. Ich weiß, er ist da und ist gegen mich. Ich muss kapitulieren. Ich kapituliere.“
„Oh“, sagte ich, „das ist aber eine Sache, Fritz Koch. Gott ist ja da. In der Bibel steht: ‚Von allen Seiten umgibst du mich‘.“ Da wollten wir ihm doch sagen, dass er jetzt zu Gott zurückkehren wolle. „Wollen wir das ihm sagen?“ „Das nennt man beten.“
Da sagte Fritz Koch: „Ja, das kann ich doch nicht. Zwischen ihm und mir steht wörtlich meine Schuld. Ich habe so viele Tausend Menschen zum Unglauben verführt. Das muss ich erst in Ordnung bringen.“
„Das ist doch Schuld!“, sagte er. „Zwischen Gott und uns steht Schuld.“ „Herr Fritz Koch, passen Sie auf! Da setzen Sie jetzt alle Zeitungen ins Rat: ‚Ich, Fritz Koch, nehme alles zurück, was ich am Sonntag gesagt habe. Es ist nicht wahr, Gott lebt.‘“
Da sagte Pastor Busch: „Wenn nur einer das nicht liest, wenn nur einer das nicht hört, dann bin ich daran schuldig.“ Da sagte ich dann: „Verteilen Sie Handzettel in Essen. ‚Ich, Fritz Koch, erkläre, ich habe mich geirrt. Gott lebt. Er hat sich mir gegen meine Vernunft bewiesen.‘“
Da sagte er: „Es könnte sein, dass einer das nicht hört. Dann bin ich schuldig, wenn der in die Hölle kommt.“ Da sagte ich: „Fritz Koch, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Dann können Sie es nicht mehr gut machen.“
Dabei sehe ich noch, wie dieser große, starke Kerl – der hätte mich mit einem Boxhieb zusammenhauen können, so breit und stabil war er – wieder zusammensackte und sagte: „Das kann ich nicht gut machen. Dann kann ich keinen Frieden mit Gott kriegen. Dann steht meine Schuld zwischen ihm und mir. Dann bin ich verloren. Dann bin ich verloren.“
Jetzt lassen Sie mich, ich erzähle nachher weiter. Ich muss hier die Geschichte erst einmal unterbrechen.
Die Erkenntnis der eigenen Schuld
Wenn ich über das Thema spreche: Wie kann ich vor dem heiligen Gott bestehen, dann verstehe ich es nur, wenn ich weiß, dass zwischen dem lebendigen Gott und mir meine Sünde steht.
Ich lese noch einmal: Wir sind alle Sünder und haben keinen Ruhm vor Gott zu bringen – Sie und ich. Das muss man wissen, wenn man das Thema verstehen will.
Wenn einem das klar wird, erkennt man: Ich muss Frieden mit Gott haben. Doch Gott klagt mich an, mein Gewissen klagt mich an, und das Gesetz klagt mich an. Und ich kann keine Sünde gutmachen.
Persönliches Beispiel: Die Unwiederbringlichkeit von Fehlern
Ich möchte Ihnen dazu wieder ein Beispiel erzählen. Verzeihen Sie, wenn ich so viele Geschichten erzähle. Ich tue das, weil ich weiß, Sie waren den ganzen Tag fleißig, und da sind Sie müde. Das Schlimmste wäre, wenn Sie einschlafen, nicht wahr? Das wäre mir schrecklich. Wenn ich Ihnen Geschichten erzähle, schlafen Sie nicht so schnell ein.
Ich habe selbst einmal so unheimlich erlebt, wie man keine Sünde gutmachen kann. Nicht eine Sünde kann man wieder gutmachen. Ich hatte einen wundervollen Vater, wie es ganz wenige gibt. Wir hatten ein wundervolles Verhältnis.
Als ich Student war, war ich in den Ferien mal zu Hause. Wir bewohnten so ein Haus, und ich wohnte oben in einer kleinen Bude und arbeitete an meiner wissenschaftlichen Arbeit. Da ruft mein Vater von unten: „So, ich heiße dich!“ Ich hänge den Kopf über das Treppengeländer und sage: „Was gibt’s?“ Da sagt er: „Ich muss in die Stadt, willst du mich nicht begleiten?“
„Ach“, sage ich, „Papa, weißt du, ich bin gerade mitten in der wissenschaftlichen Arbeit.“ Er sagt: „Dann gehe ich alleine.“ In diesem Moment hatte ich das Gefühl, ich sollte mit ihm gehen. Und denken Sie: Vierzehn Tage später war mein Vater tot.
Es war bei uns eine Sitte, dass der Verstorbene im Haus aufgebahrt wurde, im offenen Sarg. Ich war als ältester Sohn eine stille Nacht an diesem Sarg wach. Da liegt der tote Vater, und mein Herz war mir schwer, denn ich hatte ihn sehr geliebt. Mit seinem Tod stürzte unsere ganze Familie in ein schreckliches Elend. Das kann ich jetzt nicht schildern.
Auf einmal fällt mir ein: Vor vierzehn Tagen hat der Vater gesagt: „Begleitest du mich nicht hier in die Stadt?“ Ein kleiner Liebesdienst. Und ich hatte gesagt: „Nein.“ Das können Sie verstehen, das wiegt schwer aufs Herz. Ich sehe mich noch vor dem Sarg stehen und sagen: „Papa, bitte mich noch einmal, ich will hundert Meilen mit dir laufen, wenn du willst.“ Und der Mund blieb stumm.
Da ging mir auf: Diese kleine Sache, diese Lieblosigkeit, kann ich in alle Ewigkeit nicht wieder gutmachen. So geht es mit all meinen Sünden: mit Lügen, mit Streit, mit Unsauberkeit, Unkeuschheit, Lüge, kleinen Diebstählen und manchmal noch mehr. Ich kann nichts gutmachen.
Auf einmal erschrieb ich: Wie kann ich Frieden mit Gott haben, wenn ich nicht eine einzige Sünde wiedergutmachen kann? Wenn man dieses Thema verstehen will, muss man erstens wissen, dass Gott da ist, und zweitens, was es heißt, dass wir alle Sünder sind.
Das Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit
Ich hatte jahrelang mein Büro in Essen, etwa fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt. Dort diktiert mir ein Mensch noch eben einen Brief, während die Sekretärin gerade weggeht. Ich stehe ohne Mantel da und renne los. Dabei stoße ich mich ein wenig.
Essen ist eine Stadt, in der viel Ruß von der Industrie herunterkommt. Unter der Erde gibt es Bergschäden, sodass sich das Pflaster senkt. All diese Umstände treffen zusammen, als ich an diesem Abend hinausrenne. Ich stolpere über das unebene Pflaster und falle fast hin. Zum Glück fange ich mich mit den Händen auf. Damals war ich noch jünger, und es war stockdunkel.
Ich wische mir die Hände ein bisschen ab und denke, es ist alles in Ordnung. Als ich in mein Büro komme, fängt meine Sekretärin an zu lachen und sagt: „Na, wie sehen Sie denn aus?“ Ich schaue in den Spiegel und denke: „Ach du liebe Zeit!“ Ich hatte den Dreck zwar weggewischt, aber offenbar nur mit dem Taschentuch im Gesicht herumgefummelt. Ich war voller Dreck, mein ganzer Anzug war schmutzig!
Sehen Sie, so geht es uns, solange wir ohne Gott leben. Wir meinen, wir seien großartige Leute und wünschen uns, dass alle so wären wie wir. Aber wenn ich ins Licht schaue, erkenne ich, wie verloren, böse und schmutzig ich bin. Das kann ich Ihnen nicht zeigen, aber ich hoffe, dass Sie es erkennen können: die Verlorenheit unseres Lebens.
Wir sind alle Sünder und haben keinen Ruhm vor Gott.
Der Weg zur Versöhnung mit Gott
So, und jetzt kommt mein dritter Teil. Wenn ich das Thema richtig verstehe, muss ich zunächst wissen: Gott lebt. Zweitens muss ich begreifen, dass ich mit ihm nicht in Ordnung bin, weil Schuld dazwischensteht. Haben Sie das verstanden?
Nun zum dritten Teil: Wie komme ich mit ihm in Ordnung? Sind Sie alle noch dabei? Da hinten, ja? Verstehen Sie mich? Spreche ich laut genug? Wenn nicht, dürfen Sie gerne dazwischenrufen. Ich gebe mir wirklich Mühe, rede mir schon die Seele aus dem Hals, damit Sie es verstehen können.
Drittens: Wie komme ich nun mit Gott in Ordnung? Jetzt erzähle ich die Geschichte von Britze Koch weiter. Wie gesagt, er wird es mir nicht übelnehmen, ich weiß, dass er bei Gott ist, jetzt im Himmel, dieser wilde Kerl. Und wenn man ihn zu Lebzeiten gefragt hätte, ob ich hier in Sassnitz von ihm erzählen darf, hätte er gesagt: „Ja, Mann, noch lieber wäre es mir gewesen, ich hätte ihn selber mitbringen können.“
Also saß er da und sagte: „Ja, ich kann das nicht wiedergutmachen, dass ich Menschen verführt habe. Jetzt bin ich verloren.“ Seine Schuld lag schwer auf ihm. Es ging ihm wie dem König David, der einmal sagte: „Meine Sünden gehen über mein Haupt, wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden.“
Ich bin überzeugt, dass hier Leute sitzen, deren Herz schon lange schreit: „Meine Sünden, sie tun mir leid. Sie sind mir wie kalte Pappe, sie gehen über mein Haupt wie eine schwere Last, sie sind mir zu schwer geworden.“ Da sage ich: Herr Fritz Koch, du kannst nichts gutmachen.
Jetzt pass mal auf: Wenn ein anderer käme und deine Sünden und Schuld ausradieren würde, sie auf sich nehmen würde – würdest du das wollen? Das können sie doch gar nicht. „Nein“, sage ich, „das kann ich nicht. Ich habe mit meinen eigenen Sünden genug zu tun, das gibt es doch nicht.“
Doch, sage ich, jetzt pass auf: Es ist einer in die Welt gekommen, von Gott, dem Sohn des lebendigen Gottes. Er heißt Jesus. Dieser Jesus ist am Kreuz gestorben und dann von den Toten auferstanden. Und jetzt steht er hier, Fritz Koch, und sagt: „Komm, wir machen einen Tausch. Gib mir deine Sünde und Schuld, ich trage sie an das Kreuz, und ich gebe dir meine Gerechtigkeit vor Gott, dass du sein Kind bist.“
Da sagt er: „Das wäre aber ein Tausch.“ Ich sage: „Fritz, den habe ich gemacht, und du darfst ihn auch machen.“ Da sind wir niedergekniet, und Fritz Koch, dieser starke Kerl, hatte Tränen in den Augen. Man hörte die Stimme beim Gebet: „Herr Jesus, jetzt werfe ich den Stoffesel neben dir hin. Du nimmst das in dein Sterben hinein, und ich nehme im Glauben deine Gerechtigkeit und deine Gotteskindschaft an.“
Das ist das Wunder aller Wunder, das in der Bibel steht: Er trug unsere Missetat, er wurde verwundet um unserer Sünden willen – Jesus, der Sohn Gottes.
Das Bild vom Kreuz und die Vergebung
Sehen Sie ihn am Kreuz, sehen Sie ihn am Kreuz! Ich möchte das vor Ihren Augen malen: den Mann mit der Dornenkrone, mit den angenagelten Händen. Sehen Sie ihn an! Er ist um unserer Missetat willen verbunden und um unserer Sünde willen geschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten, damit wir Frieden hätten, das Schöne. Durch seine Wunden sind wir geheilt.
Habe ich Ihnen schon einmal die Geschichte vom Kapitän Müller erzählt? Das war vor sechs Jahren. Wissen Sie nicht? Dann muss ich sie Ihnen erzählen. Watch out! Ich habe mal irgendwo gelesen, dass es ein Schiff gab, und Kapitän Müller war der Kapitän. Er war ein wilder Bursche und fluchte oft. Auf einmal, auf hoher See, wurde ein Mann krank und kam ans Sterben.
Der Kapitän rief seinen ersten Offizier und sagte: „Du, ich muss sterben.“ Eine verdammte Angelegenheit jetzt vor Gott, wegen des Mannes. „Das kann ich nicht, ich bin Sünder. Was mache ich denn?“ Er bat den Offizier zu beten. Der erste Offizier antwortete: „Fluchen kann ich, aber beten kann ich nicht.“
Dann rief ein zweiter Offizier: „Keiner kann beten.“ Da sagte plötzlich jemand, der kleine Junge beim Kochen, der Schiffsjunge. „Ach,“ sagte Kapitän Müller, „dann bringt mal den Jungen her!“ Der Junge wurde geholt, zum strengen Kapitän.
Der Kapitän fragte ihn: „Hast du eine Bibel?“ „Ja, ja,“ sagte der Junge, aber er las nicht, er hatte gleich Angst. „Die sollst du aber lesen! Hol sie mal her!“ Der Junge verstand nicht, was los war, und brachte die Bibel, die seine Mutter ihm mitgegeben hatte.
„Setz dich da hin, lies mir mal vor,“ sagte der Kapitän. „Ja, wo denn? Ich weiß es doch auch nicht,“ antwortete der Junge. Da sagte der Kapitän: „Dann lies ich dir das Vorbuch, das meine Mutter immer so gern gelesen hat.“ Die Bibel klappte von selbst auf Jesaja 53.
Dann las der Junge dem sterbenden Kapitän vor: „Jesus ist um unserer Missetat willen verwundet am Kreuz und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ „Au,“ sagte der Kapitän, „Mensch, das ist aber fein.“
Da bekam der Junge Mut und fragte: „Kapitän, soll ich das mal so vorlesen, wie meine Mutter es immer vorgelesen hat?“ „Ja, wie denn?“ „Da musste ich meinen Namen einsetzen.“ Jetzt weiß ich immer, wie der Junge hieß – sagen wir mal Frau Bumskopf oder so.
„Lies mal so,“ sagte der Kapitän. Und dann las der Junge: „Jesus ist um Karls Missetat willen verwundet und um Karls Sünde willen gekreuzigt und geschlagen. Die Strafe, die Karl haben sollte, liegt auf Jesus, auf dass Karl Frieden hätte.“
Der Kapitän sagte: „Lies das noch einmal und setze mal meinen Namen ein.“ Der Junge las: „Jesus ist wegen Kapitän Fritz Müllers Missetat willen verwundet und wegen Kapitän Müllers Sünde zerschlagen am Kreuz. Die Strafe von Kapitän Müller liegt auf Jesus, auf dass Kapitän Müller Frieden hätte.“
Der Junge fragte den Kapitän: „Geht das so?“ „Ja, jetzt kann ich sterben.“
Liebe Freunde, so kann man leben, wenn man einen Heiland hat, der meine Schuld wegnimmt, mir die Sünde vergibt und mir Frieden mit Gott schenkt.
Frieden mit Gott als zentrale Botschaft
Auch meine Freunde, mit denen ich mich in der Welt bewege, diskutieren oft darüber, wie Gott ist und ob Gott überhaupt existiert. Dann lache ich und sage, dass das gar nicht das eigentliche Problem ist. Das Problem ist vielmehr, ob ich Frieden mit diesem Gott habe.
Neulich sagte mir jemand: „Das haben Sie ja, dann sind Sie wohl ein Heiliger.“ „Ja“, antwortete ich. „Wieso sind Sie ein Heiliger?“, fragte er weiter. Ich erklärte ihm, dass die Bibel nicht die Leute als Heilige bezeichnet, die einen besonderen Hut tragen. Heilige sind vielmehr Menschen, die Frieden mit Gott haben, weil Jesus ihre Sünden weggenommen hat.
Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben. Dieser Jesus, wissen Sie, der Sohn Gottes, den müssen Sie unbedingt kennenlernen. Das ist kein verrücktes Hobby von mir. Ihr Glück in diesem Leben und Ihr ewiges Schicksal hängen davon ab, dass Sie Jesus kennenlernen und so Kinder Gottes und Heilige werden.
Können Sie mir zuhören, oder ist das zu anstrengend? Es geht doch, oder? Wenn man so alt wird wie ich, redet man manchmal etwas zu lange. Das ist wie bei Halsschmerzen. Aber ich habe noch ein paar wichtige Dinge zu sagen.
Ich muss Ihnen meine Geschichte erzählen, die einige Jahre zurückliegt. Sie macht das Ganze noch einmal deutlich.
Begegnung mit Günther: Die Herausforderung der Gerechtigkeit vor Gott
Da hatte ich einen Jungen kennengelernt, Günther, seinen Nachnamen nenne ich jetzt nicht. Ich habe ihn aus den Augen verloren. Immer wieder kam er für eine Zeit lang in meine Gottesdienste, Bibelstunden und Jugendkreise. Doch eines Tages war er weg.
Dann traf ich Günther eines Tages und sagte: „Sag mal, Günther, was machst du? Alles Gute!“ Er antwortete. Ich sagte zu ihm: „Günther, es ist schade, dass du nicht mehr Gottes Wort hörst.“ Da sagte er: „Ich will dir was sagen: Das brauche ich doch nicht, mit ihrem Jesus. Das brauche ich doch nicht, Sünde und so.“
Wissen Sie, sagte er, wenn es einen Gott gibt – was ich nicht weiß –, wenn es ihn gibt, dann will ich vor ihm treten wie ein Mann und für mein ganzes Leben gerade stehen.
„Um“, sagte ich zu Günther, „das war stolz. Du hast dich vor Gott aufs Recht berufen, du willst gerade stehen, du hast dich vor Gott aufs Recht berufen. Günther, hoffentlich bist du dann untadelig, wenn du mal vor Gott stehst, du stehst vor ihm.“
Er sagte: „Ja, ich glaube, ich bin gut.“
Ich sagte: „Sei mal mitmachend: In Frankreich gilt französisches Recht, in Russland russisches Recht, in England englisches Recht – und bei Gott gilt Gottes Recht! Da gibt es zehn Gebote, dass du ihn ehrst, dass du nicht lügst, ein reines Leben führst, die Eltern ehrst, den Sonntag heiligst, Gottes Wort ehrst, nicht neidisch bist und dass du deinen Nächsten, deinen Feind liebst. Günther, hoffentlich hast du nicht ein Stückchen übertreten. Du hast dich aufs Recht berufen, nicht wahr? Wie willst du da gerade stehen?“
Da sagte Günther: „Na, so genau wird es hier wohl nicht ankommen bei Gott.“
„Och“, sagte ich, „was hast du für eine Idee? Pass mal auf: Stell dir vor, du hast fünfzig Jahre ordentlich gelebt und dann klaust du mal drei Minuten – das geht ganz fix. Und jetzt kommst du vor Richter. Da sagst du: ‚Herr Richter, seien Sie mal nicht so kleinlich, ich habe 50 Jahre gut gelebt und drei Minuten geklaut, das hebt sich doch auf.‘ Glaubst du, dass der Richter so sagen wird?“
Da sagte der Richter: „Nein, nein, nein, ich rede nur von dem Diebstahl.“
Und Gott wird mit dir nur von deiner Sünde reden. Ich wünsche dir, dass du dich aufs Recht berufen hast, damit du da bestehen kannst. Auf Wiedersehen.“
Da war ich. Nach fünf Schritten drehte ich mich um und sah Günther an der Wand stehen, käsebleich. Da war ihm aufgegangen, dass man mit Gott nicht spielen kann, dass man nicht mit Phrasen kommen kann: „Ich kann vor ihm gerade stehen, wenn es ihn gibt.“ Das ist eine ernste Sache.
Da bin ich umgekehrt und sagte zu Günther: „Ich kann vor Gott nicht gerade stehen. Ich kenne meine Sünden. Aber dann darf ich glauben, dass der Sohn Gottes sie mit seinem Blut wegwischt.“
Wie heißt es hier? „Wir werden gerecht ohne unser Verdienst, aus seiner Gnade, durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ (Römer 3,24)
Vertrauen auf das Blut Jesu Christi
Der Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde, sagt mein Pastor Busch. Kann man sich darauf verlassen? Da sage ich: Pass mal auf, das ist die Frage meines Lebens geworden, ob ich mich auf dieses Wort verlassen kann.
Wenn das nur halb oder viertel wahr ist, dann packe ich ein und werfe keine Kanzel mehr hin. Ich weiß und habe es erfahren, dass ich mich auf dieses Bibelwort verlassen kann. Darin steht, dass, wenn ein Sünder zu Jesus kommt, er angenommen wird. Jesus wäscht ihm die Sünde weg, und er darf Kind Gottes werden.
Wenn dieses Wort nicht mehr gelten soll, worauf soll der Glaube dann ruhen? Fangen Sie an, das Neue Testament zu leben, und verlassen Sie sich auf diese Worte!
Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht mich rein von aller Sünde. Wenn mir einer nur anfängt, diesen Bibelgott auch nur ein bisschen madig zu machen, dann halte ich ihn für den schlimmsten Feind meiner Seele!
Ich wünsche, dass sie den Heiler finden, den Herrn Jesus, dass sie aufschauen zu seinem Kreuz und begreifen, dass Blut fließt, um mich reinzumachen von aller Sünde. Er trägt meine Schuld. Ich darf an ihn glauben, ganz egal, was bisher war. Frieden mit Gott.
Frieden verstehen lernen
Sehen Sie, wenn ich den Leuten sage, dass sie Frieden mit Gott haben sollen, dann machen sie oft ein Gesicht und fragen: Was ist denn das?
Dabei fällt mir immer eine alte Geschichte ein. Es gab einmal einen Dreißigjährigen Krieg in Deutschland. Wissen Sie, wie lange der gedauert hat? Genau, dreißig Jahre. Darum heißt er auch Dreißigjähriger Krieg.
In diesen dreißig Jahren wuchs eine ganze Generation heran, die gar nicht mehr wusste, was Frieden bedeutet. Es gibt eine schöne Geschichte von einem kleinen Dorf, das verborgen lag. Dort wurden jahrelang keine Glocken mehr geläutet, damit der Feind nicht aufmerksam wird und das Dorf nicht ausplündert.
Wie oft mussten die Menschen fliehen, wenn die wilden Schweden kamen! Sie suchten Schutz in den Wäldern und hatten große Angst.
Eines Tages kam ein Reiter ins Dorf und rief laut: „Es ist Frieden!“ Die kleinen Kinder begannen zu weinen und fragten: „Was ist das, Frieden? Muss man da auch in den Wald laufen? Muss man flüchten?“ Sie hatten Angst vor Frieden, denn sie wussten nicht mehr, was das bedeutet.
So geht es vielen Menschen heute, wenn sie hören, dass Jesus gekommen ist, damit sie Frieden mit Gott haben. Sie bekommen Angst, weil sie nicht mehr wissen, was Frieden mit Gott heißt. Doch wenn sie ihr Herz öffnen, erkennen sie, dass dies eine frohe Botschaft ist: Jesus ist gekommen, um Frieden mit Gott zu bringen.
Im Dorf erklärten sie den Kindern, was Frieden bedeutet. Als die Jungen es verstanden hatten, war das eine schöne Zeit. Sie riefen vor Freude und Jubel. Wenn ein Herz sich Jesus ergeben hat, der für uns gestorben und auferstanden ist, der Vergebung schenkt und Frieden bringt, dann läuten alle Glocken des Herzens.
Da ist Freude. Und meine Freunde, das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.