Einführung in die Predigtreihe und das Kapitel Römer 7
Wir setzen heute Morgen die Predigtreihe über den Römerbrief fort. Es ist schon eine Weile her, seit wir uns mit Römer 6 beschäftigt haben. Heute kommen wir zu Römer 7.
Römer 7 ist ein sehr spannendes Kapitel. Es gibt eine Frage, die immer wieder gestellt wird, wenn Leute diesen Abschnitt lesen: Redet Paulus hier eigentlich von der Zeit, als er den Herrn Jesus noch nicht kannte? Oder beschreibt er eine Zeit, die er jetzt als Christ erlebt? Ist das, was er schildert, sein Alltag?
Bevor wir uns dieser Frage zuwenden, wollen wir uns zunächst in das Kapitel hineinlesen. Wie gesagt, es ist Römer 7. Paulus schreibt dort an die Gemeinde in Rom:
„Oder wisst ihr nicht, Brüder, denn ich rede zu denen, die das Gesetz kennen, dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? Denn die verheiratete Frau ist durchs Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt. Wenn aber der Mann gestorben ist, so ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes.
So wird sie nun, solange der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird. Wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei vom Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird.
So seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, nämlich des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gottfrucht bringen.
Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz erregt wurden, in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen.
Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir im Neuen des Geistes dienen und nicht im Alten des Buchstabens.“ (Römer 7,1-6)
Die Spannung und Herausforderung des Gesetzes und der Sünde
Was sollen wir nun sagen: Ist das Gesetz Sünde? Auf keinen Fall.
Aber die Sünde hätte ich ohne das Gesetz nicht erkannt. Denn auch von der Begierde wüsste ich nichts, wenn das Gesetz nicht sagen würde: „Du sollst nicht begehren.“ Die Sünde aber nutzte das Gebot, um Gelegenheit zu ergreifen, und entfachte in mir alle Begierde. Ohne Gesetz ist die Sünde nämlich tot.
Ich aber lebte einst ohne Gesetz. Als aber das Gebot kam, erwachte die Sünde zum Leben, ich aber starb. Das Gebot, das zum Leben gegeben wurde, erwies sich für mich zum Tod. Denn die Sünde nutzte das Gebot, um Gelegenheit zu ergreifen, täuschte mich und tötete mich dadurch.
So ist das Gesetz also heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut. Ist nun das Gute für mich zum Tod geworden? Auf keinen Fall! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde offenbar werde, indem sie mir durch das Gute den Tod brachte. Dadurch sollte die Sünde durch das Gebot überaus sündig werden.
Wir wissen nämlich, dass das Gesetz geistlich ist. Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn was ich tue, erkenne ich nicht als das, was ich will. Ich tue nicht, was ich will, sondern das, was ich hasse, das tue ich.
Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so stimme ich dem Gesetz zu, dass es gut ist. Nun vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.
Das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich also das tue, was ich nicht will, dann vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
Der innere Konflikt und die Erkenntnis des Paulus
Ich finde also das Gesetz, das bei mir, der ich das Gute tun will, nur das Böse vorhanden ist. Denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes. Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.
Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes? Ich danke Gott, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Also diene ich nun selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr so diesen Text lest. Als ich mich mit diesem Text beschäftigt habe, kam mir der Gedanke: Das hört sich aber sehr gequält an, oder? Das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, aber das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Das ist ein Satz, der nicht gerade Werbung für ein Leben mit Jesus macht.
Und die Frage ist: Ist es auch deine quälende Erfahrung? Ist es die Erfahrung, die ich als Christ sozusagen als Standarderfahrung immer wieder machen soll? Dann war das ziemlich gelogen, was wir auf unseren Einladungen geschrieben haben: Christ sein lohnt sich.
Also wenn ich jetzt so Römer sieben auf mich wirken lasse, dann frage ich mich: Was lohnt sich denn am Christsein? Und vor allen Dingen bekomme ich ja ein Problem. Ich habe ja vorher Römer sechs gelesen, und Paulus sagt zum Beispiel in Römer 6,14 – das haben wir hier im Gottesdienst miteinander gelesen: „Die Sünde wird nicht über euch herrschen.“ Punkt. Keine Fußnote, keine Klammer und so weiter, das ist einfach eine Aussage, die stellt er in Römer 6,14 in den Raum.
Und dann lese ich hier Römer sieben, und da scheint er genau das Gegenteil zu behaupten, wenn er hier sagt: Ja, wenn ich das tue, was ich nicht will. Ja, was heißt das im Klartext? Das heißt doch, die Sünde herrscht auch in meinem Leben, wenn ich Christ bin. Ich tanze also nach der Pfeife der Sünde. Ich stecke in einer Zwangsjacke, und aus dieser Zwangsjacke kann auch der Herr Jesus mich anscheinend nicht rausholen.
Das ist das, was Paulus vielleicht hier in Römer sieben sagt. Also wenn ich da ein passendes Lied raussuchen soll, so als Moderator des Gottesdienstes, würde ich sagen: Wenn wir über Römer sieben predigen, dann singen wir doch gleich „Steck den Kopf doch in den Sand, aus deinem Leben mit Jesus kommt sowieso nicht so viel heraus“, oder? Passt super zu Römer sieben.
Und die Frage ist: Ist das die Botschaft, die Paulus in Römer sieben weitergeben will? Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin überzeugt, nein, das ist sie nicht.
Die richtige Perspektive auf Römer 7
Wir haben in Römer 6 sehr deutlich gehört, dass Paulus sagt: Wenn du mit Jesus lebst, kann die Sünde nicht mehr mit dir machen, was sie will. Du hast die Kraft, der Sünde Nein zu sagen. Du musst nicht mehr Opfer deiner Lust sein, du musst deinen sündigen Emotionen nicht mehr folgen. Auch musst du nicht mehr Opfer deines schwierigen Charakters sein. Denn genau das bedeutet es, wenn Paulus sagt, die Sünde kann nicht über mich herrschen.
Wenn ich das auf den Alltag übertrage, stellt sich natürlich die Frage: Was meint Paulus damit, wenn er sagt: „Ich tue das, was ich nicht will“ oder sogar „Ich tue das Böse“?
Paulus schreibt hier offensichtlich an Christen. Das ist sehr schnell ersichtlich, denn er beginnt im ersten Satz mit „Wisst ihr nicht, Brüder!“ So würde er keinen Nichtchristen anreden. In Vers 4 sagt er sogar noch einmal: „Ihr, meine Brüder, ihr seid dem Gesetz getötet.“ Das heißt, Römer 7 ist, um das schon mal klarzustellen, an Gläubige gerichtet.
Wenn man so ein schwieriges Kapitel hat, muss man sich zunächst fragen: Was ist offensichtlich? Und sich nicht zuerst mit dem beschäftigen, was nicht offensichtlich und fraglich ist.
Was ist offensichtlich? Offensichtlich ist, dass dieses Kapitel an Gläubige gerichtet ist, die das Gesetz kennen, also ihre Bibel kennen und zu Gottes Ehre leben wollen.
Ich nehme es schon mal vorweg: Das Ziel dieses Kapitels ist nicht, dir zu sagen, dass du auf keinen Fall über die Sünde herrschen kannst. Das will Paulus in Römer 7 nicht sagen, und ich werde noch zeigen, warum.
Ich habe dieses Kapitel deshalb mit dem Satz überschrieben, der meiner Meinung nach Römer 7 einigermaßen charakterisiert: „Folge dem Geist und nicht deinem Fleisch.“ Ich glaube, das ist sein Thema: Folge dem Geist und nicht deinem Fleisch.
Thematische Herangehensweise an Römer 7
Und ihr werdet es merken: Ich werde heute Morgen nicht versuchen, dieses Kapitel Vers für Vers auszulegen, sondern thematisch. Ich habe es versucht, Vers für Vers, muss ich euch ganz ehrlich sagen. Irgendwann habe ich dann völlig frustriert in meinen Bleistift gebissen und gedacht, ich kriege es nicht hin.
Deshalb werde ich es thematisch machen. Darum läuft auch die PowerPoint nicht mit. Das überfordert mich nämlich. Da müsste bei mir einiges mehr an Multitasking laufen. Und da habe ich gedacht: Dann müsste eine Frau hier predigen, die kann sich auf mehrere Sachen gleichzeitig konzentrieren. Aber es darf nicht für biblisch gehalten werden, dass eine Frau im Gottesdienst predigt. Deshalb seid ihr herausgefordert, den Text intensiv mitzulesen.
Mir geht es darum, die großen Linien dieses Kapitels zu verstehen. Der Hauptgedanke dieses Kapitels steckt für mich in Vers 6. Paulus sagt dort: Wir dienen im Neuen des Geistes und nicht im Alten des Buchstabens. So endet dieser Vers. Ich lese ihn noch einmal ganz: "Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht." Das ist also eine Tatsache, von der Paulus hier redet.
Dann heißt es weiter: "Da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden." Ihr merkt, wie die Hoffnung hier durchkommt. Und dann sagt er eben: "So dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens." Das ist hier die Folge.
Ich diene Gott in der Kraft seines Geistes. Und das bedeutet auch: Der Geist Gottes ist kein Knecht der Sünde. Das würde ich sagen, wenn ich die Normalerfahrung des Paulus hier als Standarderfahrung von Christen beschreiben würde.
In Vers 5 sagt Paulus übrigens auch: "Wir waren im Fleisch." Das heißt, wir sind es nicht mehr. Und wenn er davon redet, wir waren im Fleisch, dann ist es hier im Sinne gemeint, dass es mein ganz normales Lebensumfeld war. Nicht, dass ich da wieder reinkommen könnte, aber ich lebe nicht mehr darin.
Ihr werdet den Willi am nächsten Sonntag hören. Da wird er über Römer 8 predigen. Ich habe mir erlaubt, das ist ja heute nicht da, schon mal einen Vers daraus zu nehmen, um das hier noch einmal zu unterstreichen. Römer 8, Vers 4: Da sagt Paulus: "Wir leben nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist."
Das ist eigentlich genau das Gleiche, was er hier schon in Römer 7 gesagt hat. Also das ist ganz wichtig, diesen Vers im Hinterkopf zu haben. Das ist, wovon Paulus ausgeht, wenn er Römer 7 schreibt. Deshalb: Folge dem Geist und folge nicht dem Fleisch.
Das Geistometer – eine anschauliche Entscheidungshilfe
Manchmal ist es gut, Dinge anschaulich darzustellen, auch wenn es etwas primitiv wirkt – das gebe ich zu. Hier steht: Ihr könnt es wahrscheinlich von dort hinten nicht gut lesen, auch nicht mit Ferngläsern oder so. Dort steht „Fleisch“ und „Geist“. Ich nenne das mal das „Geistometer“.
Entscheidend ist, wofür ich mich entscheide. Genau das sagt Paulus hier: Folge ich dem Fleisch nach oder dem Geist? Das ist das Thema von Römer 7.
Paulus sagt: Stell deinen Zeiger nicht auf das Fleisch. Folge nicht dem Fleisch. Wenn du Christ bist, musst du das nicht tun. Du musst nicht den Eingebungen deiner sündigen Natur auf den Leim gehen. Stattdessen sollst du nach dem Geist leben, nach dem Leben, das Gott dir geschenkt hat.
Leben nach Fleisch und Leben nach Geist – zwei Lebensweisen
Die Frage ist natürlich: Was bedeutet es, hier nach dem Fleisch zu leben? Das kann ganz verschiedene Erscheinungsformen haben.
Wenn ihr mit der Bibel vertraut seid, denkt ihr jetzt sicherlich sofort an den Galaterbrief. Paulus spricht dort von den Werken des Fleisches, zum Beispiel in Römer 5. An den Werken des Fleisches erkenne ich, dass jemand nach dem Fleisch lebt. Dort stehen Dinge wie Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zornausbrüche und Neid. Das sind die Auswirkungen. Die Einstellung dahinter ist jedoch: Ich lebe nach der Lust meines sündigen Menschen. Ich handle nach dem, was mir passt, ohne den Willen Gottes zu beachten. Ich werde bestimmt von meinem Egoismus und meinem Stolz. Das sind nur die Folgen, die wir in Galater 5 lesen.
Es ist also ein Leben unter dem Diktat des Fleisches. Ich tue Dinge, von denen Gott sagt, dass sie Sünde sind. Mit meinem Leben im Fleisch schlage ich Gott ins Gesicht. Das ist für uns Menschen die negative Seite des Lebens im Fleisch.
Aber das Leben im Fleisch hat auch eine andere Seite, einen sogenannten Sonntagsanzug. Von diesem Sonntagsanzug spricht Paulus hier. Das ist vielmehr der Fokus, auf den er sich ausrichtet. Menschlich betrachtet tue ich gute Dinge: Ich helfe anderen Menschen, ich bin da, wenn in der Gemeinde etwas zu tun ist.
Doch das Problem ist meine Motivation: Ich will gesehen werden. Es geht um mich, nicht um Jesus. Ich benutze meinen Glauben, um mich selbst darzustellen. Vielleicht helfe ich anderen, um mir ihre Liebe zu erkaufen. Wenn ich dir etwas Gutes tue, dann musst du mich auch liebhaben. Es geht mir darum, gesehen zu werden, nicht darum, dass Jesus groß gemacht wird.
Gott kommt es nicht nur darauf an, was ich tue. Es ist ihm ganz wesentlich wichtig, warum ich es tue. Mache ich es aus Liebe zu ihm, oder aus Liebe zu mir selbst? Alles, was ich aus Liebe zu mir selbst tue, ist biblisch gesehen Leben aus dem Fleisch. Ich tue es für mich, um mich selbst darzustellen – egal, wie gut es von außen aussieht.
Wir sprechen hier von Menschen, die den Sonntagsanzug tragen und von ganzem Herzen dem Gesetz folgen wollen. Dabei geht es nicht in erster Linie um all die negativen Eigenschaften, von denen Paulus in Galater 5 spricht.
Ich sage es noch einmal: Alles, was ich aus Liebe zu mir selbst tue, ist biblisch gesehen Leben aus dem Fleisch.
Abhängigkeit von Gott als Unterscheidungsmerkmal
Es gibt übrigens ein gutes Erkennungsmerkmal: Wenn ich aus dem Fleisch lebe, bin ich nicht abhängig von Gott. Das kann ich selbst. Dann muss ich gar nicht beten. Das kriege ich alleine geregelt, ich muss nur die Ärmel hochkrempeln. Ich bin nicht abhängig von ihm.
Leben aus dem Geist heißt, ich bin mir bewusst, dass ich aus mir selbst nichts tun kann, was wirklich Jesus groß macht. Das ist eine ganz andere Ausrichtung.
Leben aus dem Geist bedeutet auch: Ich weiß, wenn Gottes Licht durch mich strahlen soll, so wie diese Lampe jetzt leuchtet, dann muss ich ständig mit dem Strom verbunden bleiben. Es geht nicht, dass ich das Kabel abnehme und denke, na ja, das wird auch noch eine ganze Zeit lang nachleuchten. Das funktioniert nicht.
Leben aus dem Geist heißt auch: „Gott lebt durch seinen Geist sein Leben durch mich.“ Das, was ich tue, ist, ich stelle ihm mein Leben zur Verfügung. Ich sage: Herr, hier sind meine Hände, hier sind meine Füße, hier ist mein Denken. Ich stelle es dir zur Verfügung. Bitte gebrauche du es, Herr. Lebe durch mich deine Liebe, deinen Frieden, deine Freude.
Diese Abhängigkeit bringt Jesus auf den Punkt in seinem Gleichnis von der Rebe, die am Weinstock bleibt. Das ist entscheidend. Dann wirkt einfach – oder es fließt – dieses Leben des Weinstocks durch die Rebe und wird an der Rebe sichtbar. Es ist nicht das Leben, das diese Rebe selbst hat, sondern sie wird von dem Leben des Weinstocks durchflutet.
Genau das will Gott machen. Er will zum Beispiel meinen Charakter dem Charakter des Herrn Jesus ähnlicher machen. Das ist Leben aus dem Geist und nicht Leben aus dem Fleisch.
Die Situation der Menschen ohne Christus
Als jemand, der Jesus nicht kennt – also wenn ich Jesus nicht kenne – habe ich gar keine Wahl. In meinem Leben gibt es keinen Geistometer, sondern es steht einfach nur „Fleisch“ darauf.
Was wähle ich heute? Fleisch oder Fleisch? Ja, es gibt nichts anderes, weil ich keine Verbindung zum Herrn habe. Das ist logisch. Alles, was ich tue, geschieht aus Liebe zu mir selbst, aber nicht aus Liebe zu Gott.
Selbst wenn ich etwas für Gott tue, erwarte ich, dass Menschen mich dafür loben oder dass Gott mich besonders belohnt. Vielleicht erwarte ich auch, von ihm besondere Gutscheine oder Ähnliches zu bekommen.
Die Aufforderung hier in Römer 7 ist jedoch: Folge dem Geist und nicht deinem Fleisch. Das kann ich nur, weil ich Jesus als meinen Retter kennengelernt habe.
Dann kommt eine weitere Option in mein Leben hinein. Ich habe den Heiligen Geist, und ich kann aus einer anderen Quelle leben. Ich habe die Kraft, zur Sünde Nein zu sagen und Gottes bedingungslose und hingebungsvolle Liebe zu leben.
Die Entscheidung als Christ: Hebel umlegen
Als Christ stehe ich in meinem Leben sozusagen vor einem Hebel. Es geht als Christ. Das heißt, ich kann einmal entscheiden: Lebe ich nach dem Geist?
Ich kann aber auch als Christ – und das ist das Entscheidende, die Grundlage von Römer 7 – den Hebel umlegen und sagen: Ich kann auch nach dem Fleisch leben. Das funktioniert. Dann geht es wieder um mich.
Paulus versucht in Römer 7, mir hier deutlich zu machen: Thomas, du hast die Möglichkeit, den Hebel umzulegen, also tu es auch. Lebe nicht mehr nach deiner sündigen Natur, sondern lass Gottes neue Natur in dir zum Zug kommen.
Paulus schreibt diese Zeilen als jemand, der wirklich versucht, für Gott zu leben. Aber sein Hebel steht auf der verkehrten Position. Er versucht mit eigener Kraft, das Leben des Geistes Gottes zu imitieren.
Ein Vers, der mir hier besonders gefällt, ist Johannes 14,10. Da sagt der Herr Jesus: "Der Vater in mir tut seine Werke." Das heißt also, alles, was Jesus getan hat, war im Grunde genommen die Handschrift des Vaters in seinem Leben.
Jesus ist so abhängig von Gott, dass er sagt, es ist wichtig, dass es die Handschrift des Vaters ist. Und genauso soll es auch bei mir sein. Ich könnte es übertragen und sagen: Der Geist Gottes tut seine Werke in meinem Leben. Was ich tue, soll die direkte Handschrift Gottes in meinem Leben sein.
Das Problem ist, ich meine es gut. Ich kann es genauso gut, wenn ich durch meine eigene Kraft die Werke des Heiligen Geistes imitiere. Mein Problem ist, ich habe nicht verstanden, dass das gar nicht funktionieren kann.
Das ist sehr anstrengend, sehr frustrierend, aber es hat eine Verheißungsgarantie: Es wird nicht klappen. Ja, vielleicht am Anfang, vielleicht mal ganz kurz Strecke, aber nicht auf der langen Strecke.
Die Rolle des Heiligen Geistes im Leben des Gläubigen
Wenn ich Jesus kennenlerne, dann kommt der Heilige Geist in mein Leben – das möchte ich noch einmal anhand der Bibel erklären. Paulus sagt in 1. Korinther 6,19: „Mein Leib, in dem ich jetzt unterwegs bin, ist ein Tempel des Heiligen Geistes.“ Der Geist, der damals den Tempel von Jerusalem zu einem Ort machte, an dem die Menschen sagten: „Wow, hier wohnt Gottes Herrlichkeit“, ist genau dieser gleiche Geist, der auch in deinem Leben wohnt.
Paulus sagt an einer anderen Stelle: „Der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit ist, der ruht auf euch.“ Dieser Geist will in meinem Leben sichtbar werden. Er sagt: „Hey Thomas, ich will sichtbar werden.“ Doch Thomas reagiert so, als wäre er zu stolz oder zu unsicher und sagt: „Nettes Angebot, aber nein danke, das schaffe ich schon selbst.“ Er meint, er müsse nicht erst in die höchsten geistlichen Etagen aufsteigen, sondern könne das hier auf der Erde auch allein erledigen.
Mit dieser Einstellung wird man jedoch scheitern, weil man aus der völlig falschen Quelle lebt. Es sieht zwar unheimlich super aus, ist aber ein Leben aus dem Fleisch.
Grundlegende Erkenntnisse und die Bedeutung des Gesetzes
Und deshalb beginnt Paulus in Römer 7 mit der Frage: Wisst ihr nicht? Eine ganz entscheidende Frage, nach dem Motto: Wenn ihr das nicht wisst, dann seid ihr auf dem falschen Dampfer.
Oder ich könnte es auch anders formulieren: Um Sieg im Leben mit Jesus zu haben, muss ich bestimmte Dinge wissen. Wenn ich diese nicht kenne, werde ich keinen Sieg über die Sünde haben, weil mir einfach grundlegendes biblisches Wissen fehlt.
Wie bekomme ich dieses Wissen? Indem ich die Bibel lese. Dabei ist es ganz wichtig, dass ich sie nicht irgendwo im Schrank stehen lasse.
Ein Grundprinzip, von dem Paulus hier spricht, ist: Das Gesetz, also die Anordnungen Gottes, herrschen über den Menschen, solange er lebt. Das ist eine klare Aussage. So ist es.
Er illustriert das in den Versen 2 und 3 mit dem Beispiel der Ehe. Es ist logisch, wie er hier aufeinander aufbaut. Er sagt: Wenn Mann und Frau miteinander verheiratet sind, dann sind sie aneinander gebunden. Erst wenn ein Partner gestorben ist, kann der andere wieder heiraten, vorher nicht.
Das war das Grundprinzip, von dem Paulus hier redet, ohne auf Ausnahmen einzugehen. Paulus will hier auch nicht über Ehescheidung diskutieren, sondern auf etwas ganz anderes hinaus.
Er macht deutlich: Die verheiratete Frau steht für uns Christen – das sind wir, auch die Männer, die verheiratete Frau. Diese Frau kann nicht wieder heiraten, solange der Mann – und er steht hier für das Gesetz – noch lebt. Das ist seine Aussage.
Wenn ich also als Christ mit dem Gesetz verheiratet bin, dann habe ich schlechte Karten. Mein Mann ist sehr perfekt, und weißt du, was ganz schlecht an ihm ist? Er tut alles, was er sagt, selbst. Und das erwartet er auch von mir. Ich komme überhaupt nicht hinterher, das drückt mich an die Wand.
Ich bemühe mich und bemühe mich, aber ich schaffe es niemals. Das ist keine glückliche Ehe. Ich werde von den Anordnungen Gottes erdrückt und merke, dass ich sie überhaupt nicht erfüllen kann.
Ich habe ein weiteres Problem: Ich brauche gar nicht darauf zu warten, dass mein Mann irgendwann stirbt. Und ich denke: Wow, wenn er tot ist, dann heirate ich jemand anderen. Natürlich auch keine Grundlage für eine glückliche Ehe.
Die Botschaft hier ist: Dein Mann wird nicht sterben. Wird er nicht. Du wirst die ganze Zeit mit ihm verheiratet sein. Das heißt, du kannst dich niemals mit Christus verheiraten.
Ich denke oft: Wenn ich es schaffe, so zu leben, wie das Gesetz es sagt, dann muss mich doch irgendwann mal dieser andere Mann nehmen, dann muss mich Jesus doch nehmen.
Und hier steigt Paulus in Römer 7 wieder ein und sagt: Du erlebst genau das Gegenteil. Er stellt die Frage: Ist das Gesetz Sünde, wenn es mir so viel Mühe macht?
Seine Antwort ist ganz klar: Nein, es ist keine Sünde.
Das Gesetz als Spiegel der Sünde
Das Gesetz Gottes ist wie eine Radarfalle. Ich erlebe ständig, wie es mich beim sündigen Handeln erwischt – Blitz, Blitz, Blitz den ganzen Tag lang. Und ich denke: Na super, ich warte auf meinen Strafzettel. Dieses Gefühl kennt ihr bestimmt auch, wenn man darauf wartet.
Paulus stöhnt hier stellvertretend für jeden Christen, der versucht, dem Gesetz zu gefallen und aus dem Fleisch lebt. Er sagt, dass das Gebot, das ihm eigentlich zum Leben gegeben war (Vers 10), sich für ihn zum Tod erwies. Das heißt, die Beschäftigung mit dem Gesetz macht ihm klar, wie sündig sein Leben ist. Erst wenn ich das Gesetz Gottes lese, merke ich, was alles in mir steckt – das sehen wir auch in Vers 8.
Paulus schaut hier also hinter die Fassade. Ihm geht es nicht nur um ein paar soziale Taten, die ich als Christ tue, sondern er hinterfragt meine Motivation. Wenn er das tut, kommt er zu dem Schluss: Mensch, wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich von meinen eigenen Begierden getrieben werde. Ich bin ständig auf der Jagd nach Anerkennung. Ich lebe nach dem Motto „Hauptsache, ich habe Recht“. Meine sexuellen Gedanken habe ich nicht unter Kontrolle. Ich kann anderen nichts gönnen, weil der Neid mich so sehr bestimmt.
Das sind die Begierden, die mein Leben bestimmen. Und ich falle immer wieder auf die Sünde herein. Davon redet Paulus hier. Ich sage ja, obwohl doch klar sein sollte, dass ich „Nein, nein, nein“ sagen sollte, bin ich so blöd und sage immer wieder „Ja“. In dieser Spannung steht er hier.
Aber Paulus sagt: Keine Frage, was Gott von mir will, das ist gut. Das Problem ist nur, ich schaffe es nicht. Ich habe da eine Hochsprunglatte auf Olympianiveau. Manchmal schaffe ich es gerade noch, darunter durchzulaufen, aber rüberzuspringen, das schaffen andere – nur ich nicht.
Er sagt: Die guten Gebote Gottes bringen mich immer weiter von ihm weg. Weil sie mir zeigen, was für ein Versager ich bin. Sie stellen den Sündenmüll in meinem Leben so richtig ins Scheinwerferlicht, dass ich ihn genau betrachten kann: Okay, so sieht mein Herz aus.
Paulus spricht in Römer 8 von der Sünde sogar wie von einer Person oder Macht. Da steht nicht nur „ich sündigte“, sondern auch: „Die Sünde bewirkte jede Begierde in mir“ (Vers 11) oder „Die Sünde täuschte mich“ (Vers 11). Die Sünde ist also eine Macht, die Paulus in der Hand hatte, als er im Fleisch unterwegs war.
Ich glaube, das ist ganz wichtig zu verstehen: Wenn er im Fleisch lebte, hatte die Sünde ihn in der Hand. Seine Verzweiflung von Vers 7 bis Vers 12 kann man mit Händen greifen. Vielleicht ist das sogar seine persönliche Erfahrung gewesen.
Und man fragt sich: Gibt es denn keine Hoffnung?
Die Hoffnung und die Diagnose des Lebens im Fleisch
Paulus stellt die Frage: Ist denn nicht das Gute mir zum Tod geworden? Und er antwortet klar: Auf keinen Fall ist das Gute mir zum Tod geworden. Ich muss nur verstehen, dass ich Gottes Gebote nicht von Herzen halten kann. Aber genau deshalb stehen sie auch in der Bibel. Gottes Gebote sind wie ein Spiegel für mich. Sie zeigen mir: Du bist schuldig, du bist dreckig, und du hast den Tod verdient. Das ist die Aussage, die die Gebote mir nahebringen wollen.
Paulus sagt dann in Vers 14: Stopp, stopp! Das Problem ist, das Gesetz ist geistlich, und ich bin fleischlich. Das ist seine große Erkenntnis. Er sagt: Hier liegt das Problem. Das Gesetz ist geistlich, ich bin fleischlich. Das heißt, ich kann es gar nicht halten. Immer wenn ich versuche, Gottes Gebote aus meiner Kraft zu halten, muss ich zugeben, ich fühle mich wie ein Sklave der Sünde. Ich bin ihr ausgeliefert, ich bekomme das nicht hin.
Ausgehend von diesem Gedanken beschreibt Paulus dann von Vers 14 bis Vers 24, also zehn Verse lang, den aussichtslosen Kampf eines Menschen, der versucht, das Gesetz Gottes aus eigener Kraft zu halten. Diese Sätze sollen mich nicht darin bestärken zu sagen: So ist meine Erfahrung, und deswegen bin ich als Christ wahrscheinlich hilflos ausgeliefert. Die Sünde kann mit mir machen, was sie will.
Ich habe überlegt, wie ich diese Sätze lesen muss. Für mich ist die logischste Erklärung, dass ich sie wie einen Medizinratgeber lese. Du hast dich geschnitten und eine Wunde. Als verantwortungsvoller Mensch liest du einen Medizinratgeber. Dort erfährst du, welche Krankheiten aus der Wunde entstehen können und dass du dem Tod sehr nahe bist.
Wenn du dann das entsprechende Kapitel liest, steht dort: Wenn die Wunde rötlich wird, anschwillt und schmerzt – Rötung, Schwellung, Schmerz –, dann ist sie entzündet. Das heißt, wenn ich das lese und merke: Oh ja, die Wunde tut weh, sie ist rot und geschwollen, dann weiß ich: Die Wunde ist entzündet. Das ist das Symptom.
Hier beschreibt jemand Symptome, und ich begreife: Das ist meine Situation. Übertrage ich das auf Römer 7, dann bedeutet es: Wenn ich merke, dass das, was Paulus hier beschreibt, genau meine Erfahrung ist – das Wollen ist bei mir vorhanden, das Gute kann ich aber nicht tun –, dann sind das ganz sichere Symptome dafür, dass ich aus eigener Kraft versuche, Gottes Geist zu imitieren. Ganz sicher ist das die Erfahrung jedes Menschen, der auf diesem Weg unterwegs ist.
Ich glaube, es ist wichtig, das so zu verstehen. Es ist, als würde man einen Medizinratgeber lesen. Es ist Gottes Diagnose: Du lebst nach deinem Fleisch und nicht im Geist. Paulus bringt das in Vers 23 noch einmal auf den Punkt und sagt: Das Gesetz der Sünde ist stärker als meine eigene Kraft. Er beschreibt also ein Leben, wie es aussieht, wenn ich aus meiner fleischlichen Kraft versuche, Gottes Geist zu imitieren.
Die Therapie: Folge dem Geist und nicht deinem Fleisch
In der Medizin ist es problematisch, wenn man bei Diagnosen stehen bleibt und dann dem Medizinratgeber folgt, um zu sagen: „Schade eigentlich, dass es entzündet ist, was mache ich jetzt?“ Es geht immer wieder auch um die Therapie. Die Frage ist: Wie sieht die Therapie hier in Römer 7 aus?
Die Therapie lautet, wie die Überschrift der Predigt sagt: Folge dem Geist und nicht deinem Fleisch. Aber was bedeutet das praktisch? Stütze dich auf Gottes Handeln in der Vergangenheit und rechne damit, dass Gott heute durch dein Leben wirkt.
Gott hat in der Vergangenheit gehandelt, das lesen wir in Vers 4 bis 6. Den aufmerksamen Lesern von euch ist sicher nicht entgangen, dass ich diesen Abschnitt vorhin übersprungen habe. Also erinnern wir uns noch einmal an das Beispiel der Ehe: Der Mann, also das Gesetz, will nicht sterben. Er will mich weiterhin zwingen, aus eigener Kraft zu versuchen, das Gesetz zu halten.
Und weil das Gesetz mich festhält, gibt es der Sünde in meinem Leben die Kraft, über mich zu herrschen. Es gibt sogar Bibelverse, die das wortwörtlich so ausdrücken: Das Gesetz gibt der Sünde die Kraft, über mich zu herrschen. Deshalb hat Gott gehandelt. Der Mann stirbt nicht, also muss etwas anderes passieren: Die Frau muss sterben, oder? Dann ist die Ehe auch auseinander. Genau das ist passiert.
Das sagt Paulus, wenn er in Römer 7 hier sagt: Ihr seid dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden. Oder ähnlich formuliert er es auch in Vers 6: Ihr seid von dem Gesetz losgemacht, weil ihr dem gestorben seid, worin ihr festgehalten wurdet.
Das ist also Tatsache. Das hat Gott getan. Hier greift Paulus das Thema von Römer 6 auf: Ich bin mit Christus gestorben, ich muss das Gesetz nicht mehr halten, um in einer tiefen Beziehung mit Gott leben zu können.
Ich kann nur Danke sagen: Danke, Herr Jesus, ich bin mit dir gestorben. Das wird bei jeder Taufe sichtbar. Übernächsten Sonntag wird es hier wieder sichtbar werden. Ich bin mit ihm gestorben, egal ob du das fühlst oder verstehst – es ist Tatsache.
Stell dir vor, du bist so ein kleiner Marker, der das Leben markiert. Du bist in einer Hand. In dem Moment, in dem du in dieser Hand bist, passiert mit dir das, was dieser Hand passiert. Wenn ich diese Hand ins Wasser tauchen würde, bleibst du als Marker nicht trocken. Wenn ich in einen sehr heißen Urlaub flöge, würdest du dich als Marker nicht wie im Kühlschrank fühlen.
Du bist in dieser Hand und mit ihr verbunden. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Gott sagt in 1. Korinther 1,30: Du bist in Christus. Es liegt nicht an uns, dass wir uns in diese Beziehung hineinarbeiten können, sondern Gott hat mich in Christus hineingelegt. Das ist die Grundlage, auf die Paulus zurückgreift, wenn er hier in Römer 7 davon spricht: Ihr seid gestorben, ihr seid im Gesetz gestorben, weil ihr in Christus seid.
Als ich begann, Jesus im Blick auf meine Schuld zu vertrauen und überzeugt war, dass das Opfer des Herrn Jesus für mich ausreicht, habe ich es auch erlebt. Genau so darf ich daran glauben, was Paulus in Römer 6 schon erwähnt hat: Ich bin mit Jesus gestorben.
Da sind der Marker und das Mikrophon miteinander verheiratet. Das Mikrophon will nicht sterben, also macht Gott es so, dass er den Marker in die Hand des Herrn Jesus nimmt und er mit Christus stirbt. Deswegen darf das Mikrophon gerne noch alleine stehen, aber dieser Marker gehört jetzt jemand anderem.
Römer 7 ist nicht schwierig – es ist schwierig, ich muss es euch heute Morgen zumuten – aber es sind Grundprinzipien, es sind Tatsachen, mit denen ich in meinem Leben umgehen muss. Es gibt keinen Rechtsanspruch des Gesetzes mehr.
Darüber wird euch am nächsten Sonntag der Willi noch einiges erzählen. Diesen Vers wollte ich nicht aus seinem Text herausnehmen: Das Gesetz darf mir nicht mehr sagen, du musst mir folgen. Um mich zu erfüllen, muss ich nicht mehr dem Gesetz folgen, weil hier steht: Ich bin dem Gesetz getötet worden.
Damit kann ich nach Vers 4 in Römer 7 Gott Frucht bringen. Das konnte ich vorher überhaupt nicht. Paulus betont hier: Nur so kannst du Gott Frucht bringen, weil du nach Vers 6 dem Geist dienst und nicht dem Fleisch.
Das heißt praktisch: Ich stehe mit leeren Händen da und versuche nicht, aus eigener Kraft Gottes Gesetz zu halten. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, sondern der Heilige Geist lebt sein Leben in mir.
Ich kann immer wieder nur beten und sagen: Herr, ich kann den anderen nicht lieben. Ist euch das vielleicht auch schon mal passiert? Ich kann den anderen nicht lieben und will es auch gar nicht erst versuchen.
Was ist das? Als Christ muss ich mich doch anstrengen? Ha, es geht hier weiter. Ich sage: Ich will es gar nicht erst versuchen, mich anzustrengen. Ich will damit rechnen, dass du deine Liebe in mir lebst.
Deshalb gehe ich auf den anderen zu, tue ihm etwas Gutes, begrüße ihn – denn Liebe ist Tat und nicht nur Gedanke. Aber ich will damit rechnen, dass du dein Leben in mir zur Auswirkung bringst.
Das heißt ganz praktisch: Nach dem Geist leben und nicht nach dem Fleisch. Ich bin befreit, aber ich muss bewusst diesen Hebel umlegen. Ich muss mit dem Herrn in mir rechnen.
Ich glaube, unser Problem ist, dass wir uns der Sünde gegenüber viel zu stark fühlen. Wir denken, wir können es irgendwie doch managen. Deshalb muss Gott uns immer wieder auf die Nase fallen lassen.
Deshalb ist die Erfahrung von Römer 7 auch unsere Erfahrung, bis wir endlich begreifen: Hey, das sind wir. Medizinratgeber – das ist meine Situation, das Symptom ist eindeutig: Ich lebe aus meinem Fleisch.
Zusammenfassung und Ausblick
Und jetzt komme ich zum Schluss des Kapitels. Paulus fasst im Grunde genommen ab Vers 24 das ganze Kapitel noch einmal zusammen. Er sagt: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten von dem Leibe dieses Todes?“ Damit bringt Paulus im Grunde genommen auf den Punkt, was er in den ersten drei Versen und dann von Vers 7 bis 24 beschrieben hat.
Solange ich in dieser Hülle stecke, bin ich nicht in der Lage, das Gesetz zu erfüllen. Das ist natürlich schon heftig, was er hier sagt. Es ist ein Leib des Todes, in dem ich stecke – in dem du auch steckst. Es ist ein Leib des Todes. Ich kann das Gesetz nicht erfüllen, und deshalb ist Vers 25 meine Hoffnung. Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Es ist jetzt, wie in der Kinderstunde, die Antwort aus dem Dilemma ist Jesus. Aber es ist wirklich so. Paulus fixiert es darauf, um uns auch deutlich zu machen: Es geht hier nicht um eine bestimmte Kraft, die du brauchst, um Kraft gegen die Sünde aufzutanken und ihr zu widerstehen. Nein, es geht um Jesus, sodass du merkst, es ist sein Leben in dir, und er in dir ist stärker als der, der in der Welt ist – so formuliert es Johannes einmal.
Es darf mir nicht zuerst darum gehen, ich will der Sünde widerstehen, sondern es muss mir darum gehen, dass Jesus in meinem Alltag sichtbar wird. Wenn ich auf mich schaue, dann wird es mir immer so gehen, wie Vers 25 es beschreibt: Ich will Gottes Gebote tun, aber ich kann es nicht. Das ist ein Gesetz. Und gegen ein Gesetz, zum Beispiel ein Naturgesetz, kannst du nichts machen.
Du kannst mal ab und zu versuchen, gegen ein Naturgesetz anzukämpfen, etwa gegen die Schwerkraft, indem du etwas hochhältst. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis es doch wieder herunterfällt. Wenn ich meinen Hebel hier an diesem Geistometer auf „Fleisch“ stelle, werde ich immer den Kürzeren ziehen.
Aber wenn ich bewusst sage: „Ich will, dass Gottes Geist in mir wirkt“, dann werde ich den Sieg erleben, von dem Willi euch am nächsten Sonntag in Römer 8 predigen wird.
Klärung der Frage nach dem Zeitpunkt der Erfahrung
Nun fragen sich einige vielleicht: Wovon redet Paulus hier? Bezieht er sich auf die Zeit, als er den Herrn Jesus noch nicht kannte, oder auf die Zeit, die er als Christ erlebt?
Die Antwort ist einfach, und es könnte auch eine dritte Möglichkeit geben: Weder das eine noch das andere. Paulus spricht hier als Christ. Das ist eindeutig, denn er schreibt an die Brüder. Er beschreibt, dass er Niederlage erlebt, wenn er sich dafür entscheidet, nach dem Fleisch zu leben. Gleichzeitig erfährt er Sieg, wenn er sich entscheidet, nach dem Geist zu leben.
Deshalb muss ich die Frage nicht so stellen, wie ich sie anfänglich formuliert habe. Vielmehr geht es darum: Aus welcher Kraft heraus lebe ich? Lebe ich im Fleisch oder in der Kraft des Geistes?
Die gute Nachricht, die am Ende hier im Mittelpunkt steht, lautet: In Jesus habe ich die Möglichkeit, im Neuen des Geistes zu dienen.
Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf die kommende Woche zu werfen: Nimm diese Möglichkeit in Anspruch und folge dem Geist, nicht deinem Fleisch.
Amen.
Schlussgebet
Ich möchte am Schluss noch beten.
Herr Jesus, ich wünsche mir, dass ich immer wieder erkenne, was es bedeutet, aus dem Geist heraus zu leben. Ich bitte dich, dass du deutlich machst, wo wir versuchen, dein Leben zu imitieren und dabei nur frustriert sein können.
Danke, dass du uns deinen Geist geschenkt hast. Danke, dass du selbst der Ursprung allen Lebens bist. Danke, dass du uns hilfst, uns von allem abzuwenden, was uns belastet, und auf dich zu schauen sowie mit dir zu rechnen.
Amen.