Einführung: Der Islam im Kontext der Bibel und der Welt
Heute Morgen möchten wir uns im Rahmen der verschiedenen Religionen, die wir im Licht der Bibel bisher betrachtet haben, auch den Islam genauer ansehen – den Islam im Licht der Bibel.
Der Islam beschäftigt uns heute in besonderer Weise, wenn wir daran denken, dass es weltweit weit mehr als eine Milliarde Muslime gibt. Man muss sagen, dass ein bedeutender Teil der Menschheit dem Islam angehört. Hinzu kommt, dass durch starke Bewegungen in den letzten Jahrzehnten heute Millionen von Muslimen in Europa leben.
Das ist bedeutsam, wenn man bedenkt, dass der Islam in der Vergangenheit mehrmals versucht hat, Europa zu erobern. Jedes Mal war dies jedoch nur in sehr begrenztem Maße möglich. Das heißt, der Islam wurde immer wieder massiv zurückgeschlagen.
Heute erleben wir also eine Einwanderung von Millionen Muslimen nach Europa. Zudem haben die Ölmilliarden des 20. Jahrhunderts die finanzielle Grundlage für den größten islamisch-missionarischen Aufbruch aller Zeiten geschaffen. Der Islam ist heute eine der am schnellsten wachsenden Religionen. Dies liegt einerseits am massiven Geburtenzuwachs, andererseits aber auch an der Mission, besonders in Europa. Denn der Islam betrachtet Europa als wichtiges Missionsgebiet.
Eine weitere Methode sind die vielen Mischehen, durch die der Islam nach Europa gebracht wird. Es ist deutlich zu sehen, dass der Islam von seinen Grundaussagen her einen Angriff auf die Fundamente des christlichen Glaubens darstellt.
Ganz wesentlich ist die Leugnung der Trinität, also der Dreieinigkeit Gottes. Zweitens wird der Kreuzestod Christi geleugnet. Wir haben heute Morgen zu Beginn zwei Lieder gesungen, die mit dem Kreuzestod zu tun haben und das Herz des Evangeliums ausmachen – die Erlösung durch das Kreuz Jesu. Diese zentrale Botschaft wird im Islam bestritten.
Weiterhin wird auch die Zuverlässigkeit der Bibel massiv angezweifelt. Das bedeutet, dass das Fundament, auf dem das Christentum ruht, in Frage gestellt wird.
Man kann dies natürlich als eine Bedrohung sehen – viele tun das auch so. Ich sehe es jedoch eher als eine große Chance. Früher mussten Missionare unbedingt in weit entfernte Länder gehen. Heute kommen die Menschen zu uns und wohnen neben uns.
Das ist also die große Chance für das Evangelium. Außerdem sind viele Muslime in Europa offener für das Evangelium als in ihren Heimatländern.
Grundbegriffe und Charakteristika des Islam
Nun eine Erklärung zum Begriff Islam.
Das Wort Islam ist arabischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Unterwerfung oder Auslieferung. Gemeint ist dabei die Unterwerfung unter Allah, die Auslieferung an Allah, den Gott des Islam. Das Wort Muslim enthält dieselben Wurzelkonsonanten S-L-M und bedeutet „ein Unterworfener“ oder „einer, der sich ausgeliefert hat“.
Ein paar Ausdrücke, die den Islam charakterisieren:
Der Islam ist ganz deutlich eine Religion der Öffentlichkeit. Das heißt, der Moslem muss in der Öffentlichkeit zeigen, dass er ein Moslem ist, besonders zum Beispiel im Fastenmonat. Das muss sichtbar sein. In muslimischen Staaten wacht der Staat über das Einhalten der religiösen Gebote, etwa der Fastengebote. Jeder Moslem muss in der Öffentlichkeit zeigen, dass er es mit seiner Religion ernst meint.
Weiterhin ist der Islam eine politische Religion. Das geht zurück auf Muhammad, der sowohl politischer Führer als auch Heerführer war. Diese politische Dimension hat die ganze Religion geprägt.
Muslime sehen ihre Religion als eine Religion der Vernunft. Sie ist eine Religion, die über Vernunft und Verstand geht. Das Herz im Sinne der Empfindungen spielt keine so große Rolle. Darum ist es zentral im Islam, dass jeder vernunftbegabte Moslem verpflichtet ist, an Allah zu glauben. Ein Muslim sagt: Nur was vernünftig ist, kann wahr sein. Das ist ganz zentral. So lehnen sie zum Beispiel ab, dass Gott einen Sohn hat, weil das verstandesmäßig unvernünftig sei.
Weiter wird der Islam als Religion der Zukunft gesehen. Eine Religion, die schließlich alles verdrängen wird und gewissermaßen eine Garantie für die Zukunft ist. Damit hängt auch die Ansicht zusammen, dass der Islam die Religion des Erfolgs sei. Das hängt übrigens auch damit zusammen, dass die ersten Muslime unter Muhammad gewaltige militärische Erfolge hatten. Auch in den unmittelbar darauffolgenden Jahrhunderten konnten sie große militärische Erfolge erzielen, so dass der gesamte Nahe Osten und Nordafrika unterworfen wurden.
Daraus wurde gefolgert: Das ist der Beweis, dass diese Religion allen anderen überlegen ist. Vielleicht versteht man auch deshalb, warum es für eine muslimische Nation eine Katastrophe ist, wenn sie einen Krieg verliert.
Diese Entwicklung begann mit Napoleon, der muslimisches Gebiet eroberte. Im 19. Jahrhundert folgten die Kolonialmächte, die ebenfalls große muslimische Gebiete unterwarfen. Das löste einen Schock aus, der die Fundamente der Religion erschütterte.
Dann kam der Erste Weltkrieg. Die Osmanen, die praktisch den gesamten Nahen Osten beherrschten, stellten sich auf die Seite Deutschlands. Das führte dazu, dass die Alliierten das Osmanische Reich zerschlugen. Während dieses Krieges versprachen die Engländer den Juden Palästina als nationale jüdische Heimstätte. Das war eine Erschütterung, die wir uns heute kaum vorstellen können.
Dann kam der Zweite Weltkrieg mit der Verfolgung und Vernichtung von 6,5 Millionen Juden. Das weckte für kurze Zeit Mitleid in der Mehrheit der Vereinten Nationen. Im November 1947 stimmte die Mehrheit für die Schaffung eines jüdischen Staates auf islamischem Boden. Es wurde im Voraus klar erklärt: „Wenn das so weit kommt, dann werden wir den Judenstaat in der Wurzel vernichten und ausradieren.“
Dann kam der schreckliche Unabhängigkeitskrieg 1948/49, unmittelbar nach der Ausrufung des Staates Israel am 14. Mai 1948. Alle muslimischen Länder, die sich gegen Israel stellten, wurden besiegt. Danach folgte ein Krieg nach dem anderen, und jeder Krieg wurde verloren.
Das Verheerendste war der Krieg von 1967. Muslimische Führer hatten beschlossen: „Jetzt radieren wir den Judenstaat endgültig aus.“ Nach sechs Tagen waren alle Feinde an drei Fronten geschlagen, und noch viel mehr muslimisches Gebiet wurde dadurch erobert. Diese Niederlage verursachte eine derart tiefe Erschütterung, dass genau im Anschluss an den Sechstagekrieg der moderne Fundamentalismus unter den Moslems ausbrach.
Es ist also das letzte Zucken und Aufbäumen gegen das, was eigentlich nicht sein darf: Der Islam ist die einzige wahre Religion, die Religion der Zukunft, der Vernunft und der Überlegenheit. Deshalb muss es so weit kommen, dass schließlich alles, was sich gegen den Islam auflehnt, unterworfen wird. Daher rührt auch das blinde Zuschlagen, zum Beispiel durch Terrorismus. Dies muss im Zusammenhang mit diesen Überzeugungen gesehen werden.
Weiterhin ist der Islam eine Leistungs- und Gesetzesreligion. Es geht darum, dass der Mensch bestimmte Dinge tut und seine Pflichten erfüllt. Das Ziel ist klar formuliert: der Weltislam.
Die Welt wird eingeteilt in zwei Gebiete: Dar-ul-Islam, das Gebiet des Islam, das der Islam beherrscht, und den Rest der Welt, Dar-ul-Harb, das Gebiet des Krieges oder Schwertes. Das ist das Gebiet, das noch erobert werden muss. Europa wird hauptsächlich als Dar-ul-Harb angesehen.
Der Weltislam wird seine Vollständigkeit bei der Wiederkunft von Isa erreichen. Isa ist Jesus im Islam. Ich habe bewusst Jesus in Anführungszeichen gesetzt, denn wir werden noch sehen, dass der Jesus im Koran nicht derselbe Jesus ist wie in der Bibel.
Wir wollen jedoch die Zukunft des Islam nach der Bibel betrachten. Dabei möchte ich auf zwei Stellen aus Jesaja verweisen.
Die Zukunft des Islam im Licht der Bibel
Es geht hier effektiv um die Wiederkunft Christi, um die Endzeit, wenn Jesus Christus kommt, um das tausendjährige Friedensreich aufzurichten.
In Jesaja 19 lesen wir: „An jenem Tag wird inmitten des Landes Ägypten ein Altar dem Yahweh, das ist der Gott Israels, dem Herrn, dem Yahweh, geweiht sein. Eine Denksäule wird nahe an seiner Grenze dem Yahweh geweiht sein. Das wird zu einem Denkzeichen und zu einem Zeugnis für den Yahweh, den Herrn der Heerscharen, im Land Ägypten werden. Denn sie werden zu Yahweh schreien wegen der Bedrücker, und er wird ihnen einen Retter und Streiter senden und sie erretten. Yahweh wird sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden Yahweh an jenem Tag erkennen. Sie werden ihm mit Schlachtopfern und Speisopfern dienen und Yahweh Gelübde tun und bezahlen.“
Schließlich nennt Gott Ägypten sogar „Mein Volk Ägypten“ (Jesaja 19,25). Zusammen mit Assyrien – also Ägypten und dem Gebiet von Assyrien, das heißt Syrien und viele weitere Gebiete bis in den Irak – handelt es sich heute um muslimische Gebiete. Hier wird gesagt, dass der Tag kommen wird, an dem sich der Gott der Bibel den Ägyptern als Nation offenbaren wird. Auch Assyrien wird ihn erkennen, und sie werden schließlich von Gott als sein Volk angesehen werden.
In Jesaja 45,14, ebenfalls im Zusammenhang mit der Endzeit, heißt es: „So spricht Yahweh, der Herr: Der Reichtum Ägyptens und der Erwerb Äthiopiens, und die Saber, Männer von hohem Wuchs, werden zu dir, das ist Israel, übergehen und dir gehören.“
Hier muss man noch erklären, dass mit Ägypten klar das Land Ägypten gemeint ist. Was mit „Äthiopien“ übersetzt wird, ist im Hebräischen „Kusch“. Das bezeichnet das Gebiet südlich von Ägypten, also das Gebiet, das heute Sudan, Äthiopien und Eritrea umfasst. Der Sudan ist ein sehr bedeutendes Land unter den islamischen Ländern.
Hier ist also von Ägypten, dann vom Sudan und von den Sabeern die Rede. Die Sabeer sind ein Volk im Süden von Saudi-Arabien. Diese Völker werden zu Israel übergehen, ihnen werden Fesseln angelegt werden, sie werden sich vor Israel niederwerfen und zu Israel flehen. Es heißt: „Fürwahr, Gott ist in dir, und sonst ist kein Gott, gar kein Gott.“
Man merkt, was hier gesagt wird: Der Gott Israels ist der wahre Gott, und außer diesem Gott gibt es keinen anderen Gott. Das erinnert sehr an das Glaubensbekenntnis. Im Islam heißt es ja: „Es gibt keinen Gott außer Allah.“ Hier wird Israel bekennen: „Fürwahr, Gott ist in dir, und sonst ist kein Gott, gar kein Gott.“ Das ist also genau die Umkehrung.
Das soll als Einleitung dienen. Nun beschäftigen wir uns mit der Entstehung des Islam. Dabei müssen wir uns Klarheit über die Stammesverhältnisse in Arabien zur Zeit Mohammeds verschaffen.
Stammesverhältnisse und religiöse Situation in vorislamischem Arabien
Arabien war geprägt vom Nomadentum mit Kleinviehzucht, insbesondere Schafe und Ziegen. Dies war unter den arabischen Stämmen die übliche Lebensweise. Feste Niederlassungen gab es nur wenige, von denen zwei besonders wichtig waren: Mekka und Yathrib, das später Medina genannt wurde.
Mekka war damals das Handelszentrum der Karawanen und zugleich der religiöse Mittelpunkt der Araber. Dort befand sich die Ka'aba, was „Würfel“ bedeutet. Die Ka'aba war ein würfelförmiges Heiligtum und das Zentralheiligtum der arabischen Stämme. In ihr wurden viele arabische Götter verehrt, darunter auch die wichtigsten Hauptgötter der Stämme.
Es gab zudem landwirtschaftliche Siedlungen in Oasen, die hauptsächlich von Juden bewohnt waren. Jeder arabische Stamm wurde von einem Scheich regiert. Krieg und Razzien gehörten zum normalen Lebensstil. Wichtig war jedoch, dass es bestimmte Monate gab – der erste, neunte, elfte und zwölfte Monat im Jahr –, in denen absoluter Landfrieden herrschte. In diesen Monaten konnte man sicher sein, nicht überfallen zu werden. Das war auch wirtschaftlich bedeutend, denn in dieser Zeit konnten Waren sicher transportiert werden.
Nun einige Bemerkungen zur Religion der vorislamischen Araber in Saudi-Arabien: Dort herrschte ein Glaube an viele Götter und Geister. Erlösung war unbekannt, und es gab keine Bestattungsrituale für die Verstorbenen; das Diesseits stand im Vordergrund. Unter den vielen Göttern, von denen heute nur wenig bekannt ist, waren drei Göttinnen und ein Gott besonders wichtig.
Der Hauptgott war Allah. Dieser Name ist eine Zusammensetzung aus „Al-Ila“. „Ila“ bedeutet Gott; das semitische Wort für Gott ist verwandt mit dem hebräischen „Eloah“, das oft im Alten Testament vorkommt, oder „Elohim“, dem üblichen Wort für Gott im Alten Testament. „Al“ ist der bestimmte Artikel, also bedeutet „Allah“ wörtlich „der Gott“. Allah war der Obergott, der als Gott mit drei Töchtern angesehen wurde.
Diese drei Göttinnen waren Al-Lat, eine Sonnengöttin, Al-Uzza, eine Sternengöttin, und Al-Mänat, eine Schicksalsgöttin. Interessant sind die zwei Fassungen der Sure 53, Verse 19 bis 23 im Koran. In der ersten Fassung gab Mohammed die Erlaubnis, dass diese drei Göttinnen als Fürbitterinnen weiter verehrt werden durften. Dies war eine Art Kompromisslösung mit den arabischen Stämmen jener Zeit.
Später zog er diese Erlaubnis jedoch zurück und erklärte, dass dies eine satanische Eingebung gewesen sei. Diese Verse seien daher keine echten Offenbarungen und wurden gestrichen. Hier liegt der Hintergrund zu Ruschtis Buch über die sogenannten „satanischen Verse“. Es geht im Wesentlichen um das Problem, wie ein Prophet Gottes satanische Verse als Gottes Wort verkünden kann und diese später zurücknehmen muss. Dies erschüttert den Islam in seinen Fundamenten.
Dennoch kann niemand angeklagt werden, wenn er dieses Problem anspricht. Es ist einfach höchst peinlich, aber nicht das eigentliche Problem. Aus diesem Grund suchte man bei Rushti nach einem anderen Vergehen, um ihn der Tötung und Ermordung ausliefern zu können. Das ist der Hintergrund.
Die drei Göttinnen wurden schließlich abgeschafft. Es gab auch noch den Gott Wat, einen Liebesgott, sowie Hubal, den Gott der Ka'aba. Über ihn ist wenig bekannt. Für alle Götter gab es Symbole. So war beispielsweise der schwarze Stein in der Ka'aba in Mekka das Symbol für Allah. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen Meteoriten, der herabgekommen war und verehrt wurde.
Die jüdische und christliche Präsenz in Arabien vor Mohammed
Nun muss natürlich auch etwas über die arabischen Juden in dieser Zeit gesagt werden. Ab dem Jahr 70 nach Christus, dem Untergang des Judenstaates und der Zerstörung Jerusalems, gab es starke Fluchtbewegungen der Juden. Einerseits flohen sie nach Babylonien, dem heutigen Irak, andererseits auch nach Saudi-Arabien, sodass viele Juden in dieses Gebiet kamen.
Im Jahr 132 nach Christus unternahmen die Juden nochmals einen Aufstand gegen die Römer, um das Joch endgültig abzuwerfen. Dieser Aufstand führte zu einem grausamen Krieg, in dem mehr als eine Million Juden ums Leben kamen. 135 nach Christus war der Aufstand niedergeschlagen. Es handelte sich um einen Aufstand unter der Führung eines falschen Messias, Bar Kochba. Auch danach kam es zu weiteren Fluchtbewegungen, unter anderem nach Arabien.
So errichteten diese Juden in diesem Gebiet blühende Siedlungen. In Yatrib, dem späteren Medina, lebten neben zwei arabischen Stämmen auch drei jüdische Stämme, also Familienstämme oder Sippen. Dadurch wurde ein jüdisches Zeugnis unter den arabischen Heiden verbreitet, nämlich die Botschaft, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Dies wirkte sehr überzeugend auf die Araber.
In dieser vorislamischen Zeit herrschte ein gutes Zusammenleben und eine Koexistenz zwischen Arabern und Juden, weil beide Seiten von diesem Miteinander profitierten. Aus diesem Umstand erklärt sich teilweise das große Interesse Mohammeds am Monotheismus, am Glauben an einen einzigen Gott.
Nun muss aber auch die Situation der damaligen Christenheit betrachtet werden, insbesondere die sektiererische Christenheit im Osten. Dieses Thema wurde bereits an einem früheren Bibelstudientag angeschnitten. Im vierten und fünften Jahrhundert wurde die Christenheit von trinitarischen und christologischen Kämpfen erschüttert.
Zur Erklärung: Trinitarisch ging es um die große Frage, ob die Bibel eine Dreieinheit lehrt, also ob Gott nicht eine Person, sondern drei Personen ist. Damals war dies ein sehr heftiger Streit, der schließlich 325 am Konzil von Nizäa zu einer Erklärung führte. Dort wurde klar bezeugt, dass der Vater und der Sohn wesensgleich sind. Der Sohn ist also keine Schöpfung, wie es die Zeugen Jehovas noch heute lehren, sondern ewiger Gott und dem Vater wesensgleich.
Die Kämpfe gingen jedoch weiter. 381 kam es zum Konzil von Konstantinopel, bei dem die Dreieinheitslehre als biblische Lehre eindeutig bestätigt wurde. Dort wurde auch geklärt, dass der Heilige Geist Gott ist, nicht eine unpersönliche Kraft oder Ähnliches, sondern Gott selbst.
Weiterhin gab es Kämpfe bezüglich der Person Jesu Christi. Seine Gottheit wurde geleugnet, ebenso seine wahre Menschheit. Am Konzil von Chalcedon 451 wurde klar herausgestellt, dass die biblische Lehre besagt: Christus ist sowohl wahrer Gott als auch wahrer Mensch in einer Person.
Besonders in den östlichen Randgebieten der Christenheit hielten sich jedoch weiterhin Irrlehren. So findet man zum Beispiel die Jakobiten in Syrien. Sie behaupteten, Christus habe nicht zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche, sondern nur eine göttliche. Das Menschliche wurde gewissermaßen im Göttlichen aufgesogen. Dies führte dazu, dass sie besonders scharf auf die Bezeichnung Marias als Gottesgebärerin waren. Das führte bei vielen dazu, Maria letztlich auch als göttlich anzusehen.
Es gab auch die Nestorianer. Ob Nestor selbst ein Irrlehrer war, lässt sich offenlassen, da die Überlieferungen teilweise nicht eindeutig sind. Die Kämpfe waren so massiv, dass nicht sicher ist, ob alle Vorwürfe berechtigt waren. Bei seinen Nachfolgern war jedoch offensichtlich falsche Lehre vorhanden. Dort wurde scharf zwischen der göttlichen und der menschlichen Natur Christi getrennt. Diese Trennung führte leicht dazu, dass man Christus als zwei Personen sah: einerseits als Mensch, andererseits als göttliche Person, die sich irgendwie vereinigt hätten.
Diese Themen wurden in einem früheren Bibelstudientag ausführlich behandelt, als es um die Lehre der Gottheit ging („Wer ist ein Gott wie du?“). Wir müssen das alles jetzt nur kurz überfliegen, um zu sehen, dass es damals viele Sekten in den Randgebieten der arabischen Halbinsel gab, die weiterhin falsche Lehren über Gott und Christus vertraten.
Muhammad kam mit Jakobiten und Nestorianern, aber auch mit koptischen Mönchen und anderen sektiererischen Gruppen in Kontakt. Daraus erklärt sich zum Beispiel die falsche Dreieinheitsvorstellung im Koran. In Sure 5, Vers 116 wird den Christen vorgeworfen, sie würden Gott, Jesus und Maria als drei Götter verehren. Dies trifft jedoch weder auf die katholische Kirche noch auf die orthodoxe Kirche zu, und die reformierten sowie evangelikalen Kirchen erst recht nicht.
Dieser Vorwurf ist also völlig unbegründet, und es ist erstaunlich, wie man auf eine solche Idee kommt. Doch er hängt mit all den Irrlehren zusammen, die im östlichen Gebiet der Christenheit und bis nach Arabien verbreitet waren.
Weiterhin wird in Sure 19, Verse 16-36 Jesus als ein geschaffenes Wesen dargestellt. Allah habe Isa erschaffen. Es gibt keine Präexistenz; Jesus wurde einfach als Mensch in der Jungfrau Maria erschaffen. Sure 112 besagt, Gott sei nur eine einzige Person, und es wird als das größte Vergehen angesehen, wenn man eine weitere Person neben Gott stellt.
Aus all dem Gesagten wird deutlich, dass die fundamentalen Irrlehren im Christentum über die Person des Sohnes Gottes und über das Wesen der Gottheit einen wichtigen Faktor für die islamischen Irrlehren über Gott und Jesus darstellen.
Man kann also sagen, dass die Christenheit eine wesentliche Mitverantwortung an der Entstehung des Islam trägt. Das muss man sehen, weil die Christenheit in großen Teilen versagt hat, treu an den neutestamentlichen Lehren über Gott und Jesus Christus festzuhalten. Dieses Versagen hat gewissermaßen zur Geißel des Islam geführt.
Leben und Wirken Mohammeds
Im Blick auf die Christenheit
Unter diesem Hintergrund können wir uns mit dem Leben Mohammeds beschäftigen. Er lebte von 570 bis 632 nach Christus. Seine Geburt fand 570 in Mekka statt. Mohammed gehörte zur armen Sippe der Haschemiten, die damals arm war. Vielleicht ist es bekannt, dass der jordanische König Hussein ebenfalls ein Haschemit ist und somit aus derselben Linie wie Mohammed stammt. Zu dieser Zeit war die Sippe jedoch arm und gehörte zum Stamm der Quraischiten, dem Stamm von Mekka. Dieser Stamm bestand aus etwa zehn Sippen und war insgesamt wohlhabend, doch Mohammed stammte aus einer armen Sippe innerhalb dieses Stammes.
Mit fünf Jahren wurde Mohammed Vollwaise. Zunächst wurde er von seinem Großvater Mutellib aufgezogen. Nach dessen Tod übernahm sein Onkel Abu Talib die Erziehung. Mohammed verdiente sein Leben als Hirte. Mit zwanzig Jahren wurde er Angestellter bei einer reichen Dame namens Khadidscha. Dort hatte er großen Erfolg. Wo immer er im Handel tätig war, ging es aufwärts. So konnte er sich schließlich bis zum Karawanenführer hocharbeiten. Dadurch konnte er von Mekka aus Reisen bis nach Syrien unternehmen. Dabei kam er in Kontakt mit christlichen und jüdischen Kaufleuten.
Schließlich erhielt er 595 einen Heiratsantrag von Khadidscha. Es war ungewöhnlich, dass eine Frau einem Mann in dieser Gesellschaft einen Heiratsantrag machte. Umgekehrt war es nicht möglich, da ein armer Mann keiner reichen Frau einen Antrag machen durfte. So war es die Reiche, die dem Armen den Antrag machte. Mohammed war zwanzig, Khadidscha vierzig, und sie führten eine glückliche Ehe. Sie hatten sechs Kinder, zwei Jungen und vier Mädchen. Das wichtigste Kind war Fatima, also ein Mädchen. Durch sie wurde das Geschlecht fortgesetzt.
Mohammed war von Natur aus sehr religiös veranlagt. Wenn er die Religion seiner arabischen Umwelt betrachtete, war er betrübt über deren Oberflächlichkeit. Vieles war nur noch Tradition, und die Stämme selbst hingen gar nicht mehr an der Religion im Allgemeinen. Er führte Diskussionen mit jüdischen und christlichen Kaufleuten und zog sich jeden Monat in eine Höhle in der Nähe von Mekka zurück, um über diese Gespräche nachzudenken.
So beschäftigte er sich intensiv mit dem Glauben an einen Gott. Er fastete und stellte sich einer strengen religiösen Zucht. Das führte ihn manchmal bis an den Rand des Wahnsinns und zur Verwirrung. Um 609 oder 610, mit etwa vierzig Jahren, hatte er dann ein großes meditatives Erlebnis in einer Höhle. Ihm wurde eine Offenbarung oder Vision zuteil.
Interessant ist der Zustand, in dem er sich dabei befand, und auch bei späteren Offenbarungen. Diese waren begleitet von Stöhnen, Röcheln und Schreien, und es wurden krampfartige Muskelspannungen bei ihm festgestellt. Dies brachte ihm selbst Zweifel darüber, ob es wirklich Offenbarungen von dem einen Gott seien oder nicht. Damals gab es Stammeszauberer, die ebenfalls Visionen und Eingebungen von Dämonen oder Geistern empfingen, und diese zeigten genau die gleichen Merkmale wie Mohammed.
Er zweifelte also, doch Khadidscha, seine Frau, überzeugte ihn, dass er ein echter Prophet des einen Gottes, Allah, sei. Sie bestärkte ihn wesentlich darin, seinen Weg weiterzugehen. Von diesem ersten Ereignis an erhielt er immer wieder neue Offenbarungen. So soll ihm der Koran übermittelt worden sein. Übrigens nicht direkt durch Allah, sondern durch einen Engel, der sich als Engel Gabriel bezeichnete.
Die Mekkaner waren misstrauisch gegenüber seinen Offenbarungen. Sie sagten ihm, das sei nichts anderes als das, was ihre Zauberer auch hätten. Es sei dieselbe Art von Offenbarung unter denselben Umständen. Deshalb wollten die meisten ihm nicht folgen. Dennoch gab es einige Anhänger, vor allem unter den armen Mekkanern, aber auch einige reiche Kaufleute gehörten dazu. Dazu zählten unter anderem Abu Bakr und Omar, die später als erster beziehungsweise zweiter Kalif, also Nachfolger Mohammeds nach seinem Tod, wichtig wurden.
In dieser Zeit erlitt Mohammed einen schweren Schlag: Khadidscha starb, was einen massiven Einschnitt in seinem Leben bedeutete. Im Gegensatz zu seiner Heimatstadt Mekka war Medina, damals noch Yathrib genannt, sehr offen für den Islam. Aufgrund des massiven Widerstands und Drucks gegen die jungen Muslime in Mekka kam es 622 zur sogenannten Hijra. Das ist das arabische Wort für Loslösung oder Bruch. Mohammed brach mit seinem bisherigen Stammesverband und ließ sich in einen neuen Stamm in Medina eingliedern.
Von diesem Moment an, also von der Hijra, beginnt die islamische Zeitrechnung. Die Jahre werden ab diesem Zeitpunkt gezählt. Yathrib wurde in Medina umbenannt. Medina bedeutet auf Arabisch einfach „Stadt“ und ist gewissermaßen die Stadt des Propheten.
Mohammed wurde dort durch seine ausgeprägte Fähigkeit, zu führen und zu schlichten, sowohl politischer als auch religiöser Führer. Doch es gab ein Problem in Medina: Die Juden wollten ihn nicht anerkennen. Sie sagten ihm offen, dass seine Offenbarungen nicht mit der Bibel übereinstimmten. Mohammed war überzeugt, dass es keinen Unterschied gab und dass er ein Prophet in der Linie all der Propheten sei, die die Juden bereits kannten. Er glaubte, dass seine Offenbarungen in völliger Harmonie mit der bisherigen göttlichen Botschaft stünden.
Die Juden jedoch lehnten dies ab und erklärten, dass sie ihn nicht als Propheten des einen Gottes anerkennen könnten. Daraufhin begann Mohammed Druck auszuüben. In den folgenden Jahren wurden ein Stamm nach dem anderen vertrieben, und viele Juden wurden durch ihn ermordet. Eine Jüdin nahm er sogar als Frau. Alle drei jüdischen Stämme in Medina wurden vertrieben oder getötet.
Es herrschte Kriegszustand mit Mekka. Etwas sehr Wichtiges geschah: Mohammed brach den Friedensmonat der arabischen Stämme. Das war ein Skandal sondergleichen, denn kein Heide hätte sich das gewagt. Er jedoch tat es. Natürlich erhielt er eine Offenbarung, die dies in seinem Fall als gerechtfertigt erklärte. Diese Rechtfertigung findet sich im Koran.
624 errang Mohammed mit einem kleinen Heer einen überwältigenden und totalen Sieg über die Mekkaner. Die Motivation für dieses mutige Kämpfen war, dass er sagte: „Mutige kommen ins Paradies, und Feiglinge in die Hölle.“ So wurde gekämpft.
625 kam es zu einem Angriffskrieg der Mekkaner, und die Muslime unter Mohammed erlitten eine schwere Niederlage. Diese Niederlage musste erklärt werden. Mohammed erklärte sie als Strafe Allas für die Beutegier, die die Muslime in den frühen Kämpfen gezeigt hatten. So konnte man diese kurzzeitige Niederlage akzeptieren.
Dann erklärte Mohammed Mekka den Heiligen Krieg, den Dschihad. Das ist der Kampf nach dem Willen Allas gegen Andersgläubige. Von hier stammen die Wurzeln des Dschihad, von dem heute oft gesprochen wird.
627 griff Mekka mit einem riesigen Heer von etwa zehntausend Soldaten, für die damaligen Verhältnisse eine große Streitmacht, Medina an. Mohammed sah die Übermacht und zog sich zurück, um sich zu verbarrikadieren. Er ging nicht in einen offenen Kampf. Die Verteidiger gruben sich in und um Medina ein, sodass die Angreifer nur belagern konnten.
Die Leute in Medina hatten jedoch nicht genügend Nahrung und Logistik für eine solche Situation. Das führte schließlich zu einem Sieg ohne Kampf. 628 wurde ein Friedensvertrag für zehn Jahre mit Mekka geschlossen. Dieser Vertrag enthielt eine besondere Klausel, die den Muslimen erlaubte, eine Pilgerfahrt zur Kaaba in Mekka zu unternehmen.
Mohammed nutzte diese Gelegenheit, um eine machtvolle Demonstration des Islam in Mekka zu vollziehen. Das führte dazu, dass es in Mekka viele neue Anhänger für den Islam gab. Doch nach zwei Jahren brach er den Friedensvertrag und eroberte Mekka.
In der Folge bat ein arabischer Stamm nach dem anderen um Aufnahme in den Islam. Das ist ein wichtiger Punkt: Der Friedensvertrag wurde gebrochen. Auch dafür erhielt Mohammed eine Offenbarung, die die Rechtmäßigkeit dieses Handelns bestätigte.
Daraus leitet sich die heutige Überlegung ab, dass man mit einem Feind einen Friedensvertrag schließen kann, aber gegenüber Ungläubigen, also Nicht-Muslimen, nicht verpflichtet ist, diesen einzuhalten.
Das ist auch der Hintergrund für die Rede von Arafat kurz nach dem Friedensschluss mit Israel im Weißen Haus in Washington vor einigen Jahren. Kurz darauf sagte er in einer Moschee in Südafrika, dass er überhaupt nicht an das Abkommen gebunden sei, weil Mohammed ebenfalls einen Friedensvertrag gebrochen habe. Diese Rede ist schriftlich dokumentiert und im Internet veröffentlicht worden.
Trotzdem wird weiterhin von Frieden und Fortschritt gesprochen. Das ist erstaunlich. Man fragt sich wirklich, wie gut die Menschen im Westen den Islam kennen. Sie denken westlich, aufgeklärt und tolerant und meinen, so denken letztlich alle Menschen. Das stimmt jedoch nicht.
Mohammed starb am 8. Juni 632.
Pause
Jetzt ist genau die Zeit für eine Pause. Wir machen eine Viertelstunde Pause und fahren danach mit der Lehre des Islam fort.
Bedeutung der Kenntnis des Islam für das Verständnis der Welt
Hier möchte ich Ihnen das Evangelium bringen, damit Sie es auch annehmen können und so weiter.
Wenn man die Lehre des Islam kennt, versteht man auch Dinge, die heute die Welt beschäftigen und die Weltpolitik beeinflussen. Wenn man diese Lehre jedoch nicht kennt, erscheint vieles absurd und unlogisch.
Dazu eine kleine Anekdote: Ein Skorpion und ein Kamel begegneten sich im Nahen Osten. Beide wollten über einen breiten Fluss gehen. Der Skorpion sagte zum Kamel: „Nimm mich doch auf deinen Rücken und bring mich rüber.“ Das Kamel antwortete: „Auf keinen Fall! Ich weiß ganz genau, dass du mich stechen würdest. Das mache ich nie.“
Der Skorpion entgegnete: „Ja, aber überleg doch einmal logisch: Wenn ich dich auf deinem Rücken stechen würde, würdest du im Fluss untergehen. Dann würde ich ja auch sterben.“ Das leuchtete dem Kamel ein. „Natürlich, das stimmt. Also gut, komm!“
Sie gingen über das Wasser, doch in der Mitte des Flusses stach der Skorpion plötzlich zu. Das Kamel sagte: „Aber du hast doch gesagt, das sei unlogisch!“ Der Skorpion antwortete: „Ja, sag mir mal: Was ist im Nahen Osten logisch?“
Verkündigung und Lehren Mohammeds
Zunächst, nachdem wir das Leben von Mohammed gemeinsam betrachtet haben, kommen wir nun zu seiner Verkündigung. Eine kleine Korrektur: Ich habe nicht alle Zahlen mit dem Taschenrechner durchgerechnet. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass die Heirat mit zwanzig Jahren im Jahr 595 nicht ganz stimmt. Er war also nicht zwanzig, sondern fünfundzwanzig Jahre alt.
Jetzt verstehen Sie auch, dass die Differenz nicht so groß war – nur 15 Jahre. Mit 20 Jahren kam er nämlich in den Dienst von Khadija. Es vergingen jedoch noch fünf Jahre, bis es schließlich zur Heirat kam.
Die Verkündigung Muhammads unter den Arabern betonte sehr stark das Endgericht, das göttliche Endgericht. Ebenso wichtig war das Jenseits, das Paradies. Im Koran wird das Paradies als ein sehr sinnliches Paradies beschrieben. Zentral steht Allah, also der Gott, der einzige Gott, und die Verkündigung eines Gesetzes.
Dieses Gesetz ist deutlich durch die zehn Gebote aus der Bibel beeinflusst, aber man erkennt auch Einflüsse der arabischen Stammesgesetze jener Zeit. Der Koran betont fünfzehn Gesetze, die alle in der Sure 17 zusammengestellt sind. Dort geht es um Regelungen zu allen möglichen zwischenmenschlichen Verhältnissen, etwa das Verhältnis von Kindern zu Eltern, Respekt und Ähnliches.
All diese Dinge werden dort zusammengefasst. Weiterhin sind fünf kultische Gesetze ganz zentral. Man spricht auch von den fünf Säulen des Islam. Dazu gehört das Glaubensbekenntnis zu Allah, also „La ilaha illa Allah“, was bedeutet: Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist sein Prophet.
Dann folgt das rituelle Gebet zu bestimmten Zeiten am Tag, mit genau vorgeschriebenen Riten und Waschungen. Weiterhin das Fasten, besonders das Fasten im Monat Ramadan. Außerdem gibt es eine Besteuerung, die als Almosen verstanden wird – eine Art Kapitalsteuer.
Die fünfte Säule ist die Pilgerfahrt, die Hadsch, eine Pilgerreise nach Mekka. Man könnte eventuell noch eine sechste Säule hinzufügen: den Dschihad, den Heiligen Krieg.
Der Koran: Entstehung und Bedeutung
Nun einige Bemerkungen zum Koran. Der Koran betrachtet sich selbst als das Wort Allahs. Um das Jahr 632, dem Todesjahr Muhammads, war er nur teilweise schriftlich festgehalten. Viele dieser Texte befanden sich jedoch im Gedächtnis von Anhängern, die sie auswendig kannten.
Der erste Kalif, also der rechtliche Nachfolger Muhammads, war Abu Bakr, den wir bereits kennengelernt haben. Er veranlasste eine erste Sammlung von all dem, was an Texten noch vorhanden war, sowie von den auswendig Gelernten. Erst der dritte Kalif, Osman, veranlasste eine einheitliche Buchfassung des Korans. Diese entstand also erst etwa zwanzig Jahre nach Muhammads Tod. Man spricht daher von der osmanischen Textfassung, die als Endfassung gilt.
Dabei wurden Suren oder Verse, die nicht eindeutig auf Muhammad zurückgehen oder als nicht authentisch betrachtet wurden, vernichtet. Die Suren sind die Kapitel im Koran. Es gibt 114 davon. Sie sind nicht in zeitlicher Reihenfolge geordnet, sondern im Wesentlichen nach der Länge.
Ein Vergleich: Ich musste vor kurzem, als wir umgezogen waren, die Bibliothek ganz neu ordnen. Ich hätte das auf verschiedene Arten tun können, zum Beispiel mit den dicksten Büchern oben links beginnend und dann der Reihe nach bis zu den kleinen Broschüren. Das wäre ein Ordnungsprinzip gewesen. Ich habe mich anders entschieden. So ähnlich ist das Ordnungsprinzip im Koran. Der Anfang ist noch kurz, doch dann sieht man, dass die Suren im Wesentlichen nach der Länge geordnet sind.
Weiter ist zu erklären: Der Ausdruck Koran heißt auf Arabisch eigentlich „Rezitation“. Kara'a bedeutet auf Arabisch „lesen“. Der Koran ist also das, was gelesen oder rezitiert werden soll. Im Islam wird betont, dass es nicht wichtig ist, alles zu verstehen, sondern das Rezitieren des Textes an sich.
Es gibt tatsächlich Muslime, die große Teile des Korans auf Arabisch auswendig können, aber die Sprache nicht verstehen. Für sie hat das dennoch einen Wert. Ich habe einen Afghanen in Tadschikistan kennengelernt, der mir sagte, er habe den Koran dreimal auf Arabisch gelesen, obwohl er kein Arabisch kann. Er war ein Intellektueller. Lesen konnte er, weil Farsi, also Persisch, in Afghanistan und Persien mit arabischen Buchstaben geschrieben wird. Die Tadschiken hingegen mussten das kyrillische Alphabet von der Sowjetunion übernehmen.
Das Rezitieren ist also wichtig, ebenso der Glaube an die Wortkraft, die Wortmagie. Das erinnert mich sehr stark an das heutige Zungenreden, das ebenfalls einfach ein Rezitieren oder Lallen ist, das der Sprecher normalerweise nicht versteht. Trotzdem sieht man darin eine Erbauung.
Das biblische Sprachenreden war hingegen das Beherrschen von Fremdsprachen, ohne sie gelernt zu haben. Das Zungenreden, also das unverständliche Lallen, erinnert stark daran, dass man im Klang der Worte selbst Erbauung sucht.
Das wäre so, als würde man ein Büchlein mit den Psalmen herausgeben, in dem der hebräische Text mit unseren Buchstaben umgeschrieben ist. Dann könnte jeder zuhause die Bibel in der Sprache des Heiligen Geistes lesen. Denn so sind ja die Psalmen inspiriert worden. Man könnte mit Psalm 1 beginnen und schön rezitieren: „Achre ha-I-sha-scher lo ha-lach ba-at-satt-ra-scher-im uve der-chad-a-im lo-am-ad-u-be-schab-le-tzim lo-ja-schab-ki-im“ usw.
Aber was bringt das? Es bringt keine Erbauung. Gottes Wort bringt Erbauung, wenn die Botschaft verstanden wird. So wird der Mensch aufgebaut. Wenn aber nur der Klang der Sprache gesucht wird, ist das magisches Denken und widerspricht dem Grundanliegen der Sprache. Sprache dient der Kommunikation von A nach B und einer Antwort von B zu A. Gott spricht zu uns und möchte, dass wir zu ihm sprechen.
Der Koran betrachtet sich als Offenbarung aus einem Urbuch, das sich bei Allah befindet. Muslime sehen den Koran als das größte aller Wunder an. Muhammad hat selbst keine Wunder getan, aber das größte Wunder sei dieses Buch selbst.
Der Koran gilt als Offenbarung von Allah, übermittelt durch den Erzengel Gabriel. Dazu eine Stelle aus dem Neuen Testament: Zuerst Galater 1,8, dann 2. Korinther 11. Paulus sagt den Galatern im Jahr 48/49, als sie vom ursprünglichen Evangelium der Gnade zu einem gesetzlichen Evangelium umgekehrt waren:
„Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigte, als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht.“ (Galater 1,8)
Das sagt schon das Neue Testament. Wenn also ein Engel vom Himmel kommt und ein anderes Evangelium als das Neue Testament verkündet, dann sei er verflucht.
In 2. Korinther 11,14 sagt Paulus: „Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an.“ Der Engel Gabriel kommt ja in der Bibel vor, zum Beispiel in Lukas 1 und Daniel 9, als ein Engel des Lichts. Es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird.
Das ist bereits eine Warnung im Neuen Testament aus dem ersten Jahrhundert, also Jahrhunderte vor Muhammad.
Muslime erklären den Koran im Verhältnis zum Alten Testament und sagen, dass auch das Alte und das Neue Testament aus diesem Urbuch stammen. Was aber nicht mit dem Koran übereinstimmt, sei schlicht eine Fälschung.
Hier sehen wir das Grundproblem im Gespräch mit Muslimen: Der Koran spricht zwar auch über das Alte Testament, das Gesetz Mose und die Psalmen Davids sowie über das Incil, das Evangelium. Doch diese Schriften haben für Muslime keine Autorität. Sobald man etwas daraus vorliest, das im Widerspruch zum Koran steht, wird das als Fälschung abgetan. Sie sind also von vornherein immunisiert.
Der Koran wird auch als das Ende aller Offenbarungen betrachtet. In der Kette seit Adam hätten all diese Offenbarungen nun ihren Abschluss, ihr Siegel, in Muhammad und dem Koran gefunden.
Demgegenüber lesen wir in der Offenbarung, dem letzten Buch im Neuen Testament, das um das Jahr 95 entstand und die biblische Offenbarung krönt und abschließt:
„Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buchs hört: Wenn jemand zu diesen Worten hinzufügt, wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind.“ (Offenbarung 22,18)
Das ist eine ganz wichtige Stelle dazu.
Der Koran bildet schlicht die Grundlage des Islam. Aus dem Koran selbst lassen sich verschiedene Quellen erkennen. Man kann eigentlich fünf Quellen unterscheiden.
Erstens sieht man Einflüsse aus den arabischen Stammesreligionen. Deshalb ist es wichtig, die Umwelt von damals zu kennen.
Zweitens findet man deutliche Einflüsse aus dem Judentum. Ich sage Judentum und nicht Altes Testament, weil der Koran neben Dingen aus dem Alten Testament auch rabbinische Ideen und Gedanken enthält.
Drittens gibt es Einflüsse eines sektiererischen Christentums. Es enthält Anspielungen auf das Neue Testament, aber auch auf neutestamentliche Apokryphen, die heute von keiner Kirche anerkannt werden, auch nicht von der katholischen Kirche. Diese erkennt nur sogenannte alttestamentliche Apokryphen an.
Viertens sind Mohammeds eigene okkulte Einflüsse erkennbar. Wir müssen diese Offenbarungen nicht als Einbildung abtun. Auch das Röcheln, Stöhnen und Verkrampfen, wie es bei anderen Religionen, etwa im Animismus, vorkommt, ist real. Man muss mit realen Offenbarungen und Visionen rechnen.
Fünftens spielt Mohammeds persönlicher Ehrgeiz und Selbstbehauptungswille eine Rolle.
Der Koran ist relativ kurz, daher brauchte es Klärungen für viele offene Fragen. Im achten Jahrhundert tauchten Überlieferungen auf, die schwierige Koranstellen erklären und erhellen sollten. Diese Überlieferungen, von denen man glaubte, dass sie auf Muhammad zurückgehen, wurden gesammelt. Das führte zum zweiten Überlieferungsstrang, dem Hadith.
Der Hadith hat nach dem Koran den zweiten Rang. Es gibt weitere Überlieferungen mit geringerem Rang. Hier muss man unterscheiden: Es gibt zwei verschiedene Hadithe, den schiitischen und den sunnitischen.
Der Islam ist hauptsächlich in zwei Richtungen gespalten, mit vielen weiteren Spaltungen und Untergruppen. Die Hauptspaltungen sind die Sunniten, denen etwa 90 Prozent angehören, und die Schiiten. Sie unterscheiden sich auch im Hadith.
Damit etwas als Hadith gelten konnte, musste eine Überlieferungskette bis auf einen Augenzeugen Muhammads nachgewiesen werden.
Diese Spaltung ist sehr wichtig: Nach Muhammads Tod war Abu Bakr, der Schwiegervater Muhammads, der erste Kalif. Er starb jedoch bald. Danach kam Ali, der Schwiegersohn Muhammads. Er konnte sich nicht durchsetzen.
Die Schiiten waren die Partei für Ali. Sie sagten, Ali habe ein göttliches Recht, Nachfolger Muhammads zu werden, denn er stamme aus der heiligen Familie. Das wird im schiitischen Hadith festgehalten.
Ali wird als Bevollmächtigter und Schutzherr der Gläubigen angesehen. Im schiitischen Islam wird die heilige Familie – Muhammad, Ali, Fatima sowie die Söhne Hassan und Hussein – besonders verehrt. Man betet zum Beispiel noch heute am Grab von Ali. Die Nachfolger Alis, also die religiösen Führer, werden als Imame verehrt. Man macht Wallfahrten zu ihren Gräbern, und sie gelten als Fürsprecher bei Allah.
Später gab es ein Problem: Der elfte Imam starb im Alter von vier Jahren. Dann wurde erklärt, er sei verborgen worden. Deshalb spricht man vom elften Imam als dem verborgenen Imam, an den nur im schiitischen Islam geglaubt wird. Die Sunniten lehnen das ab.
Die Schiiten glauben, dass dieser verborgene Imam als Mahdi, als Welterlöser, wiederkommen wird. Das ist ein messianischer Glaube.
Die Sunniten sehen die Zukunft anders. Sie betonen die Wiederkunft Isas, also Jesu im Islam. Er wird wiederkommen, und dann gibt es eine Zeitspanne von vierzig Jahren. Das wird die letzte Gelegenheit sein, zum Islam überzutreten. Danach kommt das göttliche Endgericht.
Dabei müssen die Menschen über einen Graben auf einer messerscharfen Klinge gehen. Wer herunterfällt, fällt in die Hölle, die anderen kommen ins Paradies.
Der Gedanke des tausendjährigen Reiches wird hier auf vierzig Jahre verkürzt. Diese Zeit gilt als letzte Chance für die Menschheit, zum Islam überzutreten.
Jesus wird also als zukünftiger Vertreter des Islam betrachtet, der die Welt zum Islam führt.
Wir sehen, dass Schiiten und Sunniten eine unterschiedliche Sicht auf die Zukunft haben. Theologen würden sagen, sie unterscheiden sich in ihrer Eschatologie, also der Lehre von den letzten Dingen. Darin unterscheiden sie sich deutlich.
Ethik und Moral im Islam
Jetzt ein paar Worte zur Ethik und Moral im Islam. Natürlich ist das hier nur eine Auswahl, das ist ganz klar. Aber vielleicht einige Punkte, die wichtig sind, weil sie im Vordergrund stehen und immer wieder diskutiert werden.
Zuerst einmal die Frage der Heirat. Im Koran sind bis zu vier Frauen erlaubt, allerdings sind Konkubinen unbeschränkt. Das kann man in Sure 4, Vers 3 nachlesen. Aber auch nur, wenn der Mann in der Lage ist, das finanziell zu tragen. Heute können die meisten das gar nicht finanzieren. Eine Frau kostet schon viel, und dann kommen noch die Kinder dazu. Das führt dazu, dass in der Praxis in vielen muslimischen Ländern die Einehe die Norm ist.
Diese Beschränkung auf vier Frauen war eine Einschränkung gegenüber früher, als es keine Begrenzung gab. Muhammad hatte allerdings dreizehn Frauen. Mit Khadija hatte er eine monogame Ehe. Nachdem sie gestorben war, heiratete er eine Frau nach der anderen. Er beging sogar Blutschande, indem er eine enge Verwandte, Zainab, heiratete, obwohl Blutschande im Koran in verschiedenen Graden ausdrücklich verboten ist. Für ihn gab es jedoch eine spezielle Offenbarung, Sure 33, Verse 50-52, die ihm dies ausnahmsweise erlaubte, weil er der Prophet war.
Die Frau ist im Koran für die sexuelle Beziehung mit dem Mann erschaffen, so heißt es in Sure 7, Vers 89 und Sure 30, Vers 21. Ungehorsame Frauen soll man schlagen, steht in Sure 4, Vers 38. Das ist sehr ernst. Dieses Thema wird in unserer Gesellschaft kaum besprochen. Wenn es jedoch bekannt wird, gilt es hier als schweres Vergehen. Man muss sich vorstellen, wie leicht es zu Übergriffen kommen kann, wenn solche Anweisungen sogar religiös abgesichert werden.
Das ist ein Bild vom Islam. Doch dann ist man überrascht, dass es auch Frauenbewegungen im Islam gibt. Warum kann zum Beispiel in Pakistan eine Frau Präsidentin werden? Das erscheint widersprüchlich, und wie lässt sich das zusammenbringen? Ganz einfach: Diese Bewegungen berufen sich auf Khadija. Das Verhältnis von Mann und Frau in ihrer Ehe war ganz anders. Es war kein Verhältnis der Unterdrückung, sondern geprägt von Beziehung, gegenseitigem Respekt und Achtung.
Darum kann im Islam je nachdem, was man betonen möchte, das eine mehr hervorgehoben werden als das andere. Das erklärt die für uns schwer verständlichen Widersprüche.
Die ganze Problematik mit der Frau zeigt sich auch in den Paradiesvorstellungen, die man als sexistisches Paradies bezeichnen kann. Der Koran sagt, im Paradies hat jeder Mann unzählige großäugige Jungfrauen zur Verfügung. Er kann sich außerdem ständig am Alkohol erfreuen, ohne betrunken zu werden. Das ist das Ideal, auf das der Mann im Paradies wartet.
Der Islam sieht den Menschen zugleich als böse und zugleich als gut an. Im Hinduismus wird der Mensch grundsätzlich als gut gesehen. Es gilt dort als Sünde, den Menschen einen Sünder zu nennen. Im Islam hingegen gibt es ein Zwischending: Der Mensch hat die Möglichkeit zum Guten und zum Schlechten. Das erklärt die ganze Gesetzlichkeit.
Es gibt aber keine Heilsgewissheit, ganz im Gegensatz zum Evangelium. Dort sagt der Herr Jesus in Johannes 10, Vers 27: Von denen, die an ihn glauben, wird niemand aus seiner Hand gerissen, sie gehen nicht verloren ewiglich. Ebenso in Römer 8, Vers 1: Es gibt keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind. Die Schlussverse von Römer 8 sind sehr schön: „Nichts, aber auch gar nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen.“ Das bezieht sich auf die, die wirklich wiedergeboren sind.
Der Islam kennt keine Neugeburt, also keine Erneuerung des Menschen durch Gott von oben, wie es in Johannes 3 durch den Herrn Jesus gelehrt wird. Der Mensch muss von Gott völlig erneuert werden, das kennt der Islam nicht.
Wie wird man dann Muslim? Man muss das Glaubensbekenntnis ablegen, in Gegenwart von Zeugen, und versprechen, die fünf Säulen des Islam einzuhalten. Es braucht keine Reue oder Beugung über das vergangene Leben, was die Bibel als Buße und Umkehr bezeichnet. Das ist der Punkt, der unserem stolzen, rebellischen Wesen so schwerfällt.
So ist es natürlich viel einfacher, sich auf diese Weise zu bekehren.
Gottesbild und Menschenbild im Islam
Wer ist Gott, wer ist der Mensch im Islam? Die Sure 112 ist eine der wichtigsten Suren. Sie ist ganz kurz, und wenn man sie durchliest, hat man das Wesentliche bereits verstanden.
Im Islam gibt es nur einen Gott, und niemand steht neben ihm. Gott hat keinen Sohn. Der Koran leugnet ausdrücklich die Vorstellung von Gott als Vater. Allah darf niemals als Vater gesehen werden. Dies gilt als Lästerung, als Gotteslästerung. Es gibt keinen Sohn Gottes, und auch die Gottheit des Heiligen Geistes wird geleugnet. Die Begriffe Vater und Sohn dürfen auf keinen Fall mit Gott in Verbindung gebracht werden.
Dazu ein Blick in den Ersten Johannesbrief, der etwa um das Jahr 90 nach Christus geschrieben wurde. Er entstand im Kontext von Irrlehren, die unter den Christen damals stark kursierten. Diese Irrlehren waren auch in der Zeit von Mohammed bedeutsam. Dabei wurden die Vaterschaft und die Sohnschaft Christi angegriffen. So sagt der Apostel Johannes um das Jahr 90 oder sogar zwischen 95 und 100: „Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet.“
Das wurde schon Jahrhunderte vor Mohammed in der Bibel so festgehalten. Der Antichrist ist also derjenige, der sich gegen Christus wendet und den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Johannes ermahnt weiter: „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch.“ Das sind die Fundamente des Christentums, die von Anfang an gelehrt wurden. Wenn das in euch bleibt, dann ist Gemeinschaft mit Gott möglich.
Im Islam wird Glaube vielmehr als intellektuelles Wissen verstanden. Natürlich ist das eine Verallgemeinerung. Es gibt Moslems, die das anders sehen. Aber überwiegend wird der Glaube so dargestellt. Es gibt zum Beispiel auch die Mystiker im Islam, die Sufis, eine kleine, spezielle Gruppe. Glaube wird meist als intellektuelles Wissen, als Wahrhaben verstanden: Es gibt einen Gott, sein Prophet ist Mohammed. Eine Herzensbeziehung oder Vertrauensbeziehung ist dabei nicht vorgesehen.
Im Islam wird auch geleugnet, dass der Mensch im Bild Gottes erschaffen wurde, wie es in 1. Mose 1,27 steht. Das ist logisch, denn Allah wird als der Unnahbare, der ganz Andere gesehen. Deshalb kann der Mensch nicht in seinem Bild geschaffen sein. Das führt dazu, dass Muslime Allah keine persönlichen Gebetsanliegen bringen und keine Fürbitte halten dürfen. Das ist sehr wichtig.
Ich habe jetzt einiges erzählt, was im Islam als peinlich empfunden wird. Wenn wir mit Muslimen sprechen, sollten wir diese Dinge nicht ansprechen. Das ist wichtig, denn wir dürfen niemanden verletzen oder herausfordern. Sonst verschließt sich die Person. Es ist auch nicht anständig, jemanden zu verletzen. Wir sollten Menschen mit Achtung begegnen. Das lehrt uns das Neue Testament. Dennoch müssen wir diese Unterschiede kennen.
Positiv können wir sagen: Wir haben eine Beziehung zu dem einen Gott. Wir dürfen ihm vertrauen und alle unsere Probleme, alles, was uns belastet – auch in Familie und Beruf – ganz vertrauensvoll vor Gott bringen. Wir wissen, dass er hört. Er greift nicht immer sofort ein, aber wir erleben, wie Gott uns führt und sich sogar für die kleinen Dinge des Lebens interessiert. Das kennen Muslime nicht. Das ist etwas Eindrückliches.
Wir können auch für andere beten. Ich kenne einen Bekannten, der in Lausanne in ein Viertel ging, wo viele Ausländer leben, etwa Pakistaner. Er ging von Tür zu Tür, zu zweit, und sagte: „Wir glauben an einen Gott, der die Ausländer liebt, und wir möchten das mit euch teilen.“ Die Türen wurden geöffnet. So etwas ist dort unbekannt. Das ist ganz anders als das, was wir in Philipper 4,6-7 finden: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden, und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.“
Im Islam kennt man nur Anbetung. Für Gläubige gibt es kein Vater-Kind-Verhältnis, sondern ein Herr-Sklaven-Verhältnis. Surah 19,94 zeigt das. Im Gegensatz dazu steht Johannes 1,12: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“
Auch im Paradies gibt es nach dem Islam keine Begegnung mit Allah. Das ist wichtig: Er ist der Unnahbare, und das bleibt so. Der Christ hingegen wartet darauf, seinen Herrn einmal zu sehen und die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott in Ewigkeit zu genießen. Allah kann keine Gemeinschaft mit Menschen haben. Das ist ganz wichtig.
Ich spreche hier nicht von den Sufis, dieser Spezialgruppe, die durch ekstatische Erlebnisse so etwas behauptet, sondern vom normalen Islam, der das nicht kennt. Ich lese aus 1. Johannes 1,3: „Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf dass auch ihr Gemeinschaft mit uns habt, und zwar unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, auf dass eure Freude völlig sei.“
Wir sehen diese Gegensätze: Zwischen Gott und Mensch gibt es eine absolute Wesensungleichheit. Allah im Islam kann nicht als Liebe bezeichnet werden, im Gegensatz zu 1. Johannes 4,8-10: „Gott ist Liebe. Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, auf dass wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.“
Es gibt also kein Verhältnis von Liebe Gottes zu Menschen im Islam. Natürlich wird über Allah als den Barmherzigen und Allbarmherzigen gesprochen, aber das arabische Wort „Rahman“ bezeichnet eher Mitleid. Es ist nicht das Lieben, das die Liebe ausdrückt.
Vor Allah ist der Mann ein Nichts, und die Frau ist gar nichts.
Jesus im Islam
Jetzt kurz etwas über Jesus im Islam. Verschiedene Themen werden behandelt, zum Beispiel seine Geburt, Sure 19,16-36, die Jungfrauengeburt. Diese wird jedoch so verstanden, dass Jesus aus dem Nichts erschaffen wurde, und zwar in Maria, nicht durch eine Zeugung. Damit wird auch die Präexistenz Jesu, also dass Jesus Christus schon vorher existierte, und damit auch seine Gottheit, geleugnet.
1. Johannes 4,1 sagt jedoch: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott. Und jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.“
Jesus Christus ist gekommen, präexistent, er ist im Fleisch gekommen, er ist Mensch geworden. Wer das leugnet, ist aus dem Geist des Antichrists.
Dann wird auch über die Wundertaten Jesu gesprochen, zum Beispiel in Sure 5,110. Dort werden Heilungen und Totenauferweckungen erwähnt. Diese Stelle hat übrigens auch schon Muslime dazu geführt, an Jesus Christus zu glauben. Denn sie sehen, dass der Koran sagt, Isa habe Wunder getan, aber Mohammed nicht.
Die Verkündigung Jesu wird in Sure 43,63-64 umschrieben. Dort wird er gewissermaßen als Verkündiger des Islam dargestellt. Dann wird über den Tod gesprochen, in Sure 4,56. Dort heißt es, Jesus sei nicht am Kreuz gestorben, sondern ein anderer, der ihm ähnlich sah. Allah habe das so gewirkt, und den haben sie gekreuzigt.
Warum ist das für Muslime so wichtig? Für sie ist der Glaube an eine Kreuzigung Jesu gewissermaßen der Glaube an einen ohnmächtigen Gott. Der Islam ist zutiefst eine Religion der Macht, des Sieges und des Krieges. Der Glaube an einen Gekreuzigten ist für sie ein Ärgernis, weil er einen ohnmächtigen Gott voraussetzt.
Paulus hat dies jedoch schon Jahrhunderte zuvor in 1. Korinther 1,18 geschrieben: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.“
Im Islam wird auch über die Wiederkunft Jesu gesprochen, was wir bereits angedeutet haben.
Jetzt zur Bibel im Koran.
Die Bibel im Koran und ihre Glaubwürdigkeit
Ich habe bereits gesagt, dass der Koran als Bestätigung aller früheren Offenbarungen angesehen wird. Allerdings wird den Juden und Christen vorgeworfen, sie hätten die Bibel verfälscht. Deshalb stimmt sie oft nicht mit dem Koran überein.
Dieser Vorwurf wird neunmal in Sure 2, fünfmal in Sure 3 und viermal in den Suren 4 und 5 genannt.
Der Herr Jesus hat jedoch in Matthäus 5,17-18 gesagt, dass kein Jota und kein Strichlein vom Gesetz je vergehen wird. In Lukas 21,33 hat er außerdem gesagt: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Heute, fünfzig Jahre nach den Entdeckungen der ersten Rollen von Qumran, können wir sagen, dass wir mit der Kenntnis des Alten Testaments bis in vorchristliche Zeit zurückgehen können. Die Bibel ist nicht verändert worden. Es wurde keine neue Bibel geschaffen. Vielmehr sehen wir eine ganz getreue Überlieferung bis in vorchristliche Zeit zurück.
Außerdem haben wir heute fünf griechische Handschriften vom Neuen Testament. Seit dem zwanzigsten Jahrhundert gibt es sogar Handschriften, die ins erste Jahrhundert zurückgehen. Diese zeigen, dass die Bibel nie geändert worden ist.
Zum Beispiel umfasst der Papyrus 47 (P47) 80 Prozent der Paulusbriefe und stammt aus der Zeit von 75 bis 100 nach Christus. Das ist die gleiche Bibel, die die ägyptischen Bauern damals hatten, wie wir sie schon immer hatten.
Es ist wichtig, solche Dinge zu wissen – nicht, um mit Muslimen zu streiten. Ein Schlagabtausch nützt nichts. Wenn jemand fragend ist und wissen will, wie man begründen kann, dass die Bibel nicht verändert worden ist, dann helfen diese Informationen. Aber bitte nicht zum Streiten verwenden. Wir gewinnen keinen Muslimen, sondern verlieren ihn.
Der letzte Punkt ist eigentlich eine Wiederholung von dem, was wir an einem früheren Bibelstudientag unter dem Thema „Wer ist ein Gott wie du?“ schon behandelt haben.
Das soll man quasi mit nach Hause nehmen. Ich habe zusammengestellt, wie man aus der Bibel die Dreieinigkeit, die Trinität, wirklich begründen kann.
Ein paar Punkte daraus: 5. Mose 6,4 zeigt klar, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Im Neuen Testament geschieht die christliche Taufe nach Matthäus 28,19 auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dabei ist wichtig: nicht auf die Namen, sondern auf den Namen!
Warum geschieht die Taufe so? Das ist ganz wichtig, denn damit wird geklärt, dass der Glaube an den dreieinigen Gott fundamental für den christlichen Glauben ist. Darum ist er in der Taufe verankert.
Ich habe weitere Stellen angegeben, in denen Gott im Alten Testament in der Mehrzahl von sich spricht, zum Beispiel 1. Mose 1,26; 11,7 und Jesaja 6,8.
Außerdem habe ich einige Stellen in Hosea und Sacharja genannt, wo ganz deutlich über zwei Personen gesprochen wird, die beide Yahweh heißen. In Sacharja 2 sendet Yahweh Yahweh. Wie ist das möglich? Ein Gott, ein Yahweh, aber mehr als eine Person.
Es ist wichtig zu sehen, dass die Bibel uns verschiedene, sich ergänzende Wirkungen in der einen Gottheit zeigt.
Die Pläne stehen speziell in Verbindung mit dem Vater. Er hat die Schöpfung geplant (1. Korinther 8,6). Alles kommt von ihm. Aber der Sohn hat die Schöpfung ausgeführt (1. Korinther 8,6). Alles ist durch ihn geworden, und nach Psalm 33,6 geschah es durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Auch die Erlösung ist so zu verstehen: Gott hat die Erlösung geplant (Epheser 1,3). Die Auserwählung und Vorherbestimmung kommt von ihm. Christus ist gekommen, um zu sterben. Hebräer 9,14 sagt, dass er sich in der Kraft des ewigen Geistes geopfert hat.
Ich habe außerdem einige Stellen zusammengestellt, die deutlich machen, dass der Heilige Geist eine Person ist und dass er Gott ist.
Weiterhin habe ich die Gottheit und Menschheit Christi betrachtet, wie sie ausführlich im Neuen Testament bezeugt wird. In Römer 9,5 wird Jesus sogar genannt „Gott über alles, gepriesen in Ewigkeit“.
Wir sehen also Gegensätze, die absolut unvereinbar scheinen. Diese müssen wir jedoch kennen.
Ich habe auch einige Quellenhinweise angegeben. Der letzte Punkt stammt von Christine Schiermacher. Sie hat in zwei Bänden eine umfassende Studie über den Islam veröffentlicht. Dort sind alle Punkte sehr gut zusammengestellt und nach Lektionen geordnet.
Sie selbst ist Christin – und nicht nur das, sie hat auch Islamwissenschaft studiert und promoviert.
Es gibt noch weitere Literatur, die ich angegeben habe. Als Koranausgabe wird allgemein unter Islamwissenschaftlern die Reklamausgabe als die genaueste deutsche Ausgabe angesehen. Das ist nur ein Tipp. Diese kleine Ausgabe ist auch preiswert.
Ja, es ist Zeit, wir müssen zum Schluss kommen.
