Okay, wir haben vorhin gehört: Heute ist Himmelfahrt. Jesus Christus ist wieder im Himmel und regiert. Und wir wären allein und verlassen. Wenn das so wäre, dann wäre das richtig schlecht.
Ist aber nicht so.
Jesus Christus ist durch den Heiligen Geist bei uns. Er hat versprochen: „Ich werde einen Tröster schicken, der nach mir kommt.“ Er hat versprochen, dass er uns an alles erinnern und uns führen wird.
Deswegen sind wir hier.
Ich freue mich, dass Jesus unter uns ist. Ich freue mich, dass er mit uns vorwärtsgeht. Und ich freue mich über die Worte, die wir vorhin in der Apostelgeschichte gehört haben.
Jesus sagt: Sein letzter Wille ist, dass wir hingehen und das Evangelium predigen. Hier sagt er, fangt an in Jerusalem, dann immer so schneckenweise weiter, immer weiter nach Samarien und bis in die ganze Welt. Fangt an da, wo ihr seid, und dann wird es Kreise ziehen.
Das ist Nachfolge. Das ist mit Jesus leben. Das bedeutet, Christ zu sein.
Wir wollen uns heute die Frage stellen: Was kostet Nachfolge? Was kostet es mich?
Ich kann leider nicht sehen, deshalb werde ich immer ankündigen, wenn der nächste Punkt kommt. Jetzt ist es noch nicht so weit, hier steht erst einmal nur die Überschrift: Was kostet mich Nachfolge?
Es gibt in der Bibel viele Vorbilder. Aber nicht nur in der Bibel, auch im Leben haben wir Menschen, die uns als Vorbilder dienen. Gestern waren wir auf dem Rossert mit den Konfirmierten der letzten vier Jahre. Die Jungs und Mädels zeigen mir, dass ich nichts Falsches sage.
Es waren einige da, und neben uns feierte eine Gruppe. Sie hatten offenbar ihren Realschulabschluss gemacht oder so, und dann wurde gefeiert. Sie tranken ordentlich, so sehr, dass einer sogar mit dem Krankenwagen abgeholt wurde. Das waren sechzehn- bis siebzehnjährige Jungs und Mädels.
Dann kam einer zu uns. Zuerst hatten sie ein bisschen gepöbelt, von der Seite, und Sachen geworfen. Wir hatten ein bisschen Ärger miteinander. Ich sagte ihnen, sie sollen aufhören, Sachen nach uns zu werfen. Das war nicht absichtlich, trotzdem störte es uns.
Dann kam einer von ihnen aber zu uns herüber. Sie waren vorbeigelaufen, während wir Lobpreislieder sangen. Ich hatte die Bibel aufgeschlagen, und genau zu diesem Zeitpunkt kam er zu uns. Wir riefen ihn dazu, und er setzte sich mutig dazu – mit seiner Wodkaflasche.
Er hörte die Lieder mit, in denen wir Jesus lobten, und dann die Predigt beziehungsweise die Andacht, die vorbereitet war. Danach hatte ich ein Gespräch mit ihm. Wir redeten einfach miteinander über Gott und die Welt, über seine Familie und alles, was ihm auf dem Herzen lag.
Er erzählte mir, dass sein Vater ein Vorbild für ihn sei. Er liebe seinen Vater über alles. Sein Vater sei derjenige, von dem er lernt. Sogar über Gott stelle er seinen Vater, sagte er zu mir.
Er sagte: Wenn Jesus käme und fragen würde: „Entscheidest du dich für deinen Vater oder für mich?“ – dann würde er sofort für seinen Vater entscheiden. Er wolle nicht Gott.
Ich fragte ihn: Kennst du Gott? Er antwortete: Ja, klar kenne ich Gott. Ich bin ja konfirmiert und war im Rallyeunterricht.
Dann fragte ich weiter: Kennst du etwas über ihn? Hast du schon einmal wirklich von ihm gehört? Kennst du Gott wirklich? Hat er schon einmal zu dir gesprochen? Hast du schon Gemeinschaft mit ihm gehabt?
Er verneinte. Und darum geht es: Gott wirklich kennen. Von ihm gehört zu haben, das kann jeder behaupten, und das stimmt auch. In der Bibel steht sogar, dass die Dämonen Gott kennen.
Aber es geht um Nachfolge. Es geht um die Beziehung. Es geht darum, Gemeinschaft mit Gott zu haben und nicht nur irgendwann einmal etwas über ihn gehört zu haben, während er mit meinem Leben sonst nichts zu tun hat.
Vorbilder
In der Bibel finden wir viele Vorbilder. Meistens lese ich gerne im Neuen Testament über Menschen, die mit Jesus unterwegs waren, oder über Jesus selbst. Aber auch im Alten Testament gibt es kraftvolle, eindrucksvolle Geschichten, die uns zeigen, wie es ist, mit Gott zu leben.
Als ich mich auf die Predigt vorbereitet habe, hatten wir eigentlich abgesprochen, dass es um den reichen Jüngling gehen wird. Doch drei Tage vor der Predigt kam mir der Gedanke, dass es um Josia gehen soll. So spricht Gott: Er schenkt einen Impuls, einen Gedanken. Und dann merkst du, dass es nicht dein eigener Gedanke ist, dass es nicht nur aus deinem Kopf kommt.
Das muss man auch lernen: Gottes Stimme zu hören ist ein Lernprozess. Der Heilige Geist spricht so sanft, und dann ist der Impuls wieder weg. Wenn du nicht dranbleibst, ist es nur ein Gedanke, der kurz da war und dann wieder verschwindet. Aber wenn du lernst, deine eigenen Gedanken von den Impulsen Gottes zu unterscheiden, wirst du staunen.
So war es bei mir. Gott zeigte mir, dass es um Josia geht. Dann habe ich den Text gelesen. Sie haben den Zettel vor sich, Zweiter Chronik 34. Ich lese die ersten acht Verse. Sie haben nur sieben Verse, tut mir leid, ich habe mehr.
Josia war acht Jahre alt, als er König wurde. Er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem und tat, was dem Herrn wohlgefiel. Er wandelte in den Wegen seines Vaters David und wich weder nach rechts noch nach links.
Im achten Jahr seiner Herrschaft fing er an, obwohl er noch jung war, den Gott seines Vaters David zu suchen. Im zwölften Jahr begann er, Juda und Jerusalem von den Opferhöhen, den Bildern der Aschera, den Götzen und gegossenen Bildern zu reinigen. Vor seinen Augen ließ er die Altäre der Baal abbrechen und die Räucheropfersäulen niederhauen. Die Bilder der Aschera sowie die geschnitzten und gegossenen Götzenbilder zerbrach er, machte sie zu Staub und streute ihn auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten. Er verbrannte die Gebeine der Priester auf ihren Altären und reinigte so Juda und Jerusalem.
So tat er auch in den Städten Manasses, Ephraims, Simeons und bis nach Naftali auf ihren Plätzen. Als im ganzen Land Israel die Altäre und Bilder der Aschera abgebrochen und die Götzenbilder zertrümmert sowie alle Räucheropfersäulen umgehauen waren, kehrte er zurück nach Jerusalem.
Für mich ist das Nachfolge: Da geht es richtig zur Sache, da wird alles klein gemacht, was nicht zu Gott passt. Josia ist ein Vorbild. Ein Mann, der nicht nur sitzt, betet und meditiert, während ihm alles um ihn herum egal ist. Sondern er sucht Gott von klein auf und handelt. Er ist am Werk, tut etwas für Gott und ruht nicht, bis das ganze Land von oben bis unten, von links bis rechts komplett gereinigt ist.
Dann kehrt er zurück nach Jerusalem, zieht nach Hause und beginnt zu regieren. Wahnsinn, das ist ein Vorbild: Josia. Mit achtzehn Jahren fing er an, Gott zu suchen. Und dann heißt es, er wandelte in den Wegen Davids, seines Vaters.
Wisst ihr was? David lebte etwa 350 Jahre vor Josia. Sein Vater war doch Manasse, nein, Amon, und sein Großvater Manasse. Warum redet Josia von David, der schon vor über 300 Jahren wahrscheinlich gestorben ist?
Was sind deine Vorbilder? Josia sieht, dass sein Vater gottlos war, sein Großvater ebenfalls. Von den 15 Königen davor waren fast alle gottlos oder nur halbherzig gläubig. Manche haben erst Dampf abgelassen, dann, wenn es ganz schlimm wurde, sind sie zu Gott gekommen. Andere haben zuerst mit Gott angefangen, aber als sie an die Macht kamen, alles hingeschmissen und gebraucht haben sie Gott nicht mehr.
Die Könige davor sind für Josia keine Vorbilder. Also sucht er sich ein Vorbild, das vor 300 Jahren gelebt hat. Natürlich ist es in seiner Familie Ur-Ur-Ur-Urvater, Großvater, Urgroßvater – ich weiß nicht genau. Aber er weiß, das ist ein Mann Gottes. So wie David gelebt hat, so möchte Josia leben.
So wie David gelebt hat, hat das Segen übers Land gebracht. Das hat Segen für ihn gebracht, und das ist sein Leben.
Was kostet Nachfolge? Nachfolge kostet Josia sein ganzes Tun und seine ganze Zeit. Nachfolge bedeutet, Gott zu suchen. Nachfolge heißt, alles für Gott zu geben. Für Josia kostet Nachfolge sein ganzes Tun.
Micha, kannst du bitte das Erste anklicken? Josia ruht nicht, er gibt Gas. Für Gott ist er unterwegs.
Ich habe vor einiger Zeit ein Praktikum gemacht. Die Geschichte kennt vielleicht schon der eine oder andere. Dort habe ich Andre kennengelernt. Andre war stark drogenabhängig. Er hat alles genommen, was es so gibt. Er lebte auf der Straße, sein Leben war total kaputt. Seine Familie war zerbrochen, sie war weggezogen. Er hat gestohlen und vieles mehr getan – er war am Ende.
Dann kam er in eine Therapiestätte und lernte Jesus kennen. Als ich ins Praktikum kam, war er schon einige Jahre mit Gott unterwegs. Er lebte nicht mehr auf dem Gelände der Gefährdetenhilfe, wie diese Therapiestätte genannt wird. Er hatte bereits eine Wohnung und versuchte, seine Familie wieder in Ordnung zu bringen. Trotzdem war er fast jeden Tag dort.
Ich habe ihn immer arbeiten sehen. Er war in der Kirche, hat Stühle aufgestellt. Dann half er in der Gefährdetenhilfe, dann hier und dort. Von morgens bis abends war er beschäftigt.
Ich sagte zu ihm: „Andre, du wirst doch ausbrennen, wenn du so weitermachst. Irgendwann hast du keine Kraft mehr, irgendwann pfff.“
Daraufhin verriet er mir ein Geheimnis. Er sagte: „Pavel, ich weiß nicht, ob du weißt, wie das bei Drogenabhängigen ist. Es gibt zwei Möglichkeiten für mich: Entweder ich brenne für Jesus aus oder ich brenne für die Droge aus. Ich habe mich entschieden, für Jesus auszubrennen. Denn wenn ich zu Hause auf der Couch sitze, kommen mir nur dumme Gedanken.“
Damit das nicht passiert, tut er alles für Jesus. Er ist für Jesus unterwegs und gibt alle seine Zeit, seine Kraft und sein Tun.
Wie sieht es bei dir aus? Ich predige nicht, dass man durch Werke gerecht wird oder sich Gottes Gunst dadurch erarbeiten, erkaufen oder verdienen kann. Aber Jakobus sagt uns: Der Glaube ohne Werke ist tot.
Wie bist du mit deiner Nachfolge unterwegs? Kostet sie dich Zeit, Kraft und Tun? Oder ist es nur ein Nebending, das läuft, wenn du Lust und Zeit hast?
Josia ist ein Mann der Tat. Eigentlich könnte die Geschichte jetzt hier enden. Ich könnte mich hinsetzen, die Predigt wäre zehn Minuten lang, alle wären glücklich und gingen nach Hause. Aber so ist es nicht – es geht weiter.
Es gibt noch einige Verse, und die Geschichte ist länger. Ich werde sie nicht komplett vorlesen, aber man erkennt, dass Josia nach seiner getanen Arbeit eigentlich zufrieden sein könnte. Er könnte sich hinsetzen und sagen: „Alles ist getan, ich habe für Gott alles gegeben. Das ganze Land ist gereinigt, es gibt keinen einzigen Altar mehr, keinen einzigen Menschen, der auch nur an Götzen denken könnte. Alles ist rein. Jetzt kann man feiern, das Land regieren und sich ausruhen.“ So macht er es aber nicht.
Josia ist nicht nur ein Mann der Tat, sondern er erlebt noch etwas mit Gott, das auch im Stillen, im Verborgenen geschieht. Er lässt den Tempel ausbessern. Das Land ist rein, außenrum hat er alles zerstört, was von Gott ablenken könnte. Nun geht er nach innen und beginnt, den Tempel zu reinigen und aufzubauen.
Die Leute, die dafür beauftragt sind, finden dort Schriftrollen. In den Versen 14, 18 und 19 steht: Als sie das Geld herausnahmen, das zum Haus des Herrn gebracht worden war, fand der Priester Hilkia das Buch des Gesetzes des Herrn, das durch Mose gegeben war. Der Schreiber Schafan sagte dem König, der Priester Hilkia habe ihm ein Buch gegeben. Schafan las dann vor dem König daraus vor. Als der König die Worte des Gesetzes hörte, zerriss er seine Kleider.
Der König gebot Hilkia, Ahikam, dem Sohn Schafans, Achbor, dem Sohn Michanias, Schafan, dem Schreiber, und Asaja, dem Kämmerer: „Geht hin und befragt Gott für mich und für die übrigen von Israel über die Worte des Buches, das gefunden ist. Denn groß ist der Grimm des Herrn, der über uns entbrannt ist, weil unsere Väter das Wort des Herrn nicht gehalten und nicht alles getan haben, was in diesem Buch geschrieben steht.“
Josia ist König. Er hat alles getan und könnte stolz auf sich sein. Was soll das? Das ganze Land ist sauber, es gibt keinen einzigen Götzendiener mehr, alles ist in Ordnung, er hat für Gott alles gegeben. Doch dann kommt das Buch, und Gottes Wort trifft sein Herz. Josia ist nicht eingebildet oder stolz und denkt: „Ich habe doch schon alles getan.“ Stattdessen ist er demütig und zerreißt sein Kleid.
Damit zeigt er, dass, wenn etwas ganz Schlimmes passiert ist, wenn höchste Trauer angesagt ist, wenn Gott gelästert wurde, das Kleid zerrissen wird, Asche auf das Haupt gestreut wird und man tagelang weint. Das bedeutet für ihn sehr viel. Das tut Josia, der für Gott alles getan hat. Er ist nicht selbstgerecht.
Gestern sagte ein junger Mann, als ich ihn fragte, wie er vor Gott gerecht sein wolle: „Ich helfe halt ein paar Leuten, am besten ein paar alten Leuten, dann bin ich wieder gut bei Gott, dann passt das wieder.“ So einfach ist es für ihn. Aber das ist nicht die Wahrheit.
Obwohl Josia so viel Gutes getan hat und für Gott unterwegs war, merkt er: „Ich bin vor Gott verloren.“ Alles, was vorher geschehen ist – die Väter, seine Vorfahren, die Götzendienst getrieben haben, Hurerei, Menschen, die sie für ihre Götter verbrannt haben –, all das ist eine Verachtung Gottes. Gott sagt, wenn ihr euch von mir abwendet und den Bund bricht, dann passiert Folgendes.
In den Büchern Mose ist aufgelistet, was alles geschieht, wenn die Israeliten, das Volk Gottes, mit dem er einen Bund geschlossen hat, von ihm abfallen. Josia merkt, dass es ernst wird. Sie sind von Gott abgefallen, haben den Bund gebrochen, alles ist kaputt, und nun kommt Strafe auf sie zu.
Er hatte damals nicht die Bibel, wie wir sie heute haben, und auch nicht den Heiligen Geist, der jetzt unter uns wirkt, der uns tröstet und in jedem von uns wohnt, die mit Jesus leben und wiedergeboren sind. Das hatte Josia nicht. Im Alten Testament gab es Propheten, einzelne Menschen, zu denen Gott sprach. Sie konnten dem Volk sagen, was Gottes Wille ist. Oft erzählten Propheten aber vieles, nur nicht Gottes Willen. Da hieß es dann: Glauben oder nicht glauben.
Wir haben die Bibel, wir können prüfen, wir können mit Gott reden. Wir haben offenen Zugang zum Vater durch Jesus Christus und sein Opfer. Josia hatte das nicht, aber er wusste: „Ich muss zu Gott, bei ihm ist die Wahrheit.“ Und er tut es. Er schickt Leute zum Propheten und sagt: „Frag, was los ist.“ Der Prophet spricht: „So spricht der Herr. Das Urteil wird verlesen: Siehe, ich will Unheil bringen über diesen Ort und seine Einwohner, alle Flüche, die in dem Buch geschrieben stehen, aus dem vor dem König von Juda gelesen wurde, weil sie mich verlassen und anderen Göttern geopfert haben, um mich zu erzürnen mit allen Werken ihrer Hände. Mein Grimm soll über diesen Ort entbrennen und nicht ausgelöscht werden.“
Gott sagt, was es gibt. Und hier steht sogar: „Sie haben das gemacht, um mich zu erzürnen.“ So absichtlich. Kennt ihr das? Wenn jemand da ist, du sagst „Nein“, zum Beispiel bei Kindern, und sie wissen genau, dass es dich nervt, und grinsen dich an und machen es trotzdem. Dann schaust du, wie du reagierst, ob du wirklich dein Wort hältst, ob die Grenzen, die du gesetzt hast, Konsequenzen haben – oder vielleicht doch nicht. So sind wir Menschen oft. So haben die Väter hier gehandelt.
Um Gott zu erzürnen, haben sie Mist gebaut. Dann sagt Gott: „Ich habe gesagt, dass es dafür Konsequenzen gibt, und ich muss mein Wort einhalten.“ Dann spricht er zu Josia, dem Mann der Tat: „Weil du im Herzen betroffen bist und dich vor mir gedemütigt hast, als du meine Worte gegen diesen Ort und seine Einwohner hörtest, und dich vor mir gedemütigt hast, deine Kleider zerrissen hast und vor mir geweint hast, so habe ich dich auch erhört“, spricht der Herr. „Siehe, ich will dich versammeln zu deinen Vätern, damit du mit Frieden in dein Grab kommst und deine Augen nicht sehen all das Unheil, das ich über diesen Ort und seine Einwohner bringen will.“
Sie sagten es dem König, dem Mann der Tat. Hier sehen wir, dass es nicht nur um Äußerlichkeiten geht, nicht nur ums Tun. Josia geht es nicht darum, gut vor Gott dazustehen. Josia geht es um den Kern. Er ist im Herzen betroffen. Er hört Gottes Wort und ist innerlich bewegt.
Wie oft hast du Gottes Wort gehört, und es ist dir vorbeigegangen? Josia ist im Herzen betroffen. Er demütigt sich und gehorcht Gott. Er hört auf ihn, zerreißt seine Kleider und weint. Trauer, Reue, Umkehr, Buße – das sind die inneren Taten, die aus dem Herzen kommen müssen.
Nicht zuerst die Tat, während das Innere zweitrangig oder egal ist, so wie der junge Mann gestern sagte: „Ich tue halt ein paar alten Leuten etwas Gutes, und dann ist alles wieder okay.“ Es ist andersherum: Das Herz ist ausschlaggebend. Es steht in der Bibel: Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz.
Gott sieht, dass Josia es ernst meint, dass sein Herz bewegt wird und seine Leidenschaft für Gott brennt. Leidenschaft bedeutet, dass er unter den Umständen leidet, weil alles gottlos ist. Er leidet, weil er sieht, dass alle Gott verlassen haben. Er möchte es anders haben. Er fragt Gott, ob es noch eine Möglichkeit gibt, und kehrt zu Gott um.
Josia ist nicht nur ein Mann des Tuns, er ist ganz für Gott da. Sein Sein ist für Gott. Josia ist ein Mann der Tat, aber auch authentisch und leidenschaftlich. Er ist für Gott da.
Das Zweite ist: Nachfolge kostet das ganze Sein – mein Herz, mein ganzes Leben, meine ganze Leidenschaft.
Im Rallyeunterricht habe ich das Lobpreislied „Du bist der Mittelpunkt“ von der Outbreak Band gestartet. Darin geht es darum, dass man sagt: „Jesus, sei du mein Mittelpunkt in meinem Leben, in meinem Herzen“ und so weiter. Ein Lobpreislied, ein schönes Lied.
Dann habe ich die Schüler gefragt: Was drückt dieses Lied aus? Was geht euch durch den Kopf, wenn ihr dieses Lied hört? Es geht um Jesus, es geht um Gott. Sie sagten, das ist einerseits ein fröhliches Lied. Da dankt jemand Gott, ist total zufrieden und sagt: Super, so in deiner Nähe möchte ich sein, alles ist okay.
Aber gleichzeitig ist es auch ein trauriges Lied. Wieso ist das ein trauriges Lied? Man spürt etwas, konnte es aber nicht genau ausdrücken. Ich habe ihnen ein wenig nachgeholfen und gefragt, ob es vielleicht mit Leiden zu tun hat. Ja, sagten sie, es ist so etwas wie Schmerzen, als ob der Sänger etwas Trauriges erlebt hat. Sie konnten es nicht in Worte fassen, aber sie merkten: Das Lied drückt einerseits Freude aus, aber andererseits ist es so leidenschaftlich, dass es fast Schmerz ausdrückt.
Vor einiger Zeit waren wir auf einem Kongress in Bernhausen, es ging um Gemeinde 2.0 und so weiter. Dort war ein Chor, der „Gospel im Osten“ heißt, glaube ich. Er wird von Tom geleitet. Tom ist Architekt und leitet diesen Chor. Es gibt, glaube ich, wöchentlich Proben, bei denen sie singen lernen.
Bevor sie gesungen haben, wurde Tom gefragt: Wie ist das so, was macht ihr da und warum? Tom konnte nicht viel sagen, er war kein Mann der Worte. Er meinte nur: Ja, wir singen halt. Aha, dachte ich, jeder kann singen. „Es macht Spaß, okay.“ Dann dachte ich: Alles klar, sing dein Lied und das war’s.
Doch dann trat Tom vor seinen Chor, und es ging richtig los. Es hat mich gepackt. Aus jeder seiner Poren hatte ich den Eindruck, dass Leidenschaft für die Sache fließt. Er strahlte den Chor an. Ich sah nur seinen Rücken, aber so wie sie zurückstrahlten, musste er ein echtes Grinsen und eine Freude im Gesicht gehabt haben.
Weil er so strahlte und mit voller Leidenschaft diese Musik für Gott machte, hat das den Chor angesteckt. Sie waren leidenschaftlich und sangen Gott Lobpreislieder. Weil sie Gott priesen, ging diese Ausstrahlung, diese Leidenschaft auf uns über. Das hat uns erfasst und mich tagelang bewegt.
Ich dachte: Jesus, der Wahnsinn! Da ist ein Mann, der macht Musik, der gibt alles! Und das packt mich. Was ist da los? Ich habe verstanden: Das ist Leidenschaft, das ist sein Herz. Er ist voll bei der Sache, er gibt alles, weil er es für Gott macht, weil er Gott von ganzem Herzen liebt. Das spürt man. Das fließt über und geht auf die anderen über.
Das Sein, die Leidenschaft, das Innere, das Herz – das kostet mich die Nachfolge. Ich habe tagelang darüber nachgedacht: Jesus, was geht bei mir ab? Warum ist das bei mir nicht so? Was ist der Punkt, an dem ich merke: Dafür brenne ich, dafür lebe ich, dafür will ich sterben – für dich?
Wie sieht es bei dir aus? Gibt es in deinem Herzen diese Leidenschaft für Gott, für eine bestimmte Sache? Ob das jetzt Musik ist, Predigen, Menschen, die du siehst und für die dein Herz schmerzt, oder etwas anderes. Kennst du deine Leidenschaft? Oder ist sie schon längst vergraben, eingeschlafen, tot? Gibt es sie gar nicht mehr?
Diese Leidenschaft steckt andere an. Von Herzen kommt sie, und dann wird sie zur Tat, zur Liebestat, zur Diakonie, zu dem, was ich für den Nächsten tue.
So war es auch bei Josia. Die Leidenschaft steckt andere an. Wir lesen: Das ganze Land, solange Josia lebte, hielt jeder Mensch die Ordnungen Gottes und wich weder nach links noch nach rechts, immer in Richtung Gott, immer voll auf Jesus ausgerichtet. Punkt.
Josias Leidenschaft hat andere angesteckt. Sein Dienst, sein Tun – das haben alle gesehen, was er im Land für Gott getan hat. Er versteckte sich nicht in seinem Kämmerlein, betete und las das Buch, das er gefunden hatte. Er reformierte das ganze Land. Er konnte nicht ruhen, bis er alles für Gott gemacht hatte, weil sein Herz so für Gott brannte.
Und das steckte andere an. Es war wie ein Lauffeuer, das auf die anderen übersprang.
Wie ist es bei dir? Kennen deine Nachbarn dein Herz? Wissen sie, dass du für Gott unterwegs bist, dass du Nachfolger Gottes bist? Kennen das deine Arbeitskollegen? Weiß überhaupt jemand in Chemnitz, dass du Nachfolger Christi bist?
Wir haben vorhin in der Apostelgeschichte gelesen: Fang an in Samarien, was ist in Jerusalem? Ist das deine Familie, deine Hausbewohner, deine Nachbarn, die nebenan sind? Fang an in Jerusalem, dann in Judäa – was ist da in Judäa? Im Verein, am Arbeitsplatz, in Chemnitz beim Bäcker – und dann in der ganzen Welt.
Stell dir vor, deine Leidenschaft springt auf deine Nachbarn über und sie fangen an, Gott zu suchen. Gott sagt: „Suchet mich, so werde ich mich finden lassen.“ Sie fangen an, Gott zu suchen, weil sie sagen: „Hey, mein Nachbar, der spinnt, und ich will auch so spinnen, weil das der Wahnsinn ist. Ich kann es nicht erklären, aber aus jeder Pore fließt so eine Leidenschaft, die will ich auch.“
Meine Nachbarn, ganz Chemnitz, ganz Ostfildern – die Reihen sind hier voll. Stellt euch das mal vor: Alle suchen Gott. Ganz Baden-Württemberg, Jesus für Deutschland.
Echte Nachfolge wird Menschen um dich herum verändern. Echte Nachfolge wird andere Menschen zu Nachfolgern machen.
Und das stimmt. Das ist nicht nur ein Hirngespinst. Das sehen wir in Kirgisistan, das sehen wir in anderen Ländern, in Brasilien, auf den Philippinen. Wie ein Lauffeuer hat die Leidenschaft Gottes sie gepackt.
Früher, in der Sowjetzeit, als alles verboten war und niemand von Gott erzählen konnte, gab es kleine Gemeinden, kleine Christen, die sich versteckten, weil sie unterdrückt wurden. Sie beteten und versuchten auf ihre Weise, den Glauben zu schützen. Sie konnten keine großen Missionsaufträge ausführen. Sie haben so lange für das Land gebetet, bis es irgendwann losging.
Jetzt ist die Zeit: In Kirgisistan, in Kasachstan erzählen Missionare, dass Kirgisen und Kasachen zum Glauben kommen. Sie fangen an, für Jesus zu brennen und anderen von Gott zu erzählen. Es hat in einem kleinen Dorf angefangen, wo sie gebetet haben. Nun hat es landesweit Gemeinden gegeben.
Wenn wir zurückblicken auf England damals, auf die große Erweckung: Was ist da passiert? Einzelne Menschen haben für Gott angefangen zu brennen. Das ganze Land wurde vor einer Revolution bewahrt. In Frankreich brach die Revolution aus, in England nicht.
Historiker sagen, das sei der großen Erweckung zuzuschreiben, weil die Leute Gott gesucht haben und nicht gegen Politiker, gegen das Land oder gegen alles andere losgegangen sind.
In Deutschland der Pietismus: Was hat er für Menschen gebracht? Wie viel Gutes wurde getan? Wie viele Waisenhäuser wurden eingerichtet, Krankenhäuser und so weiter?
Es hat bis heute gepackt. Man sagt, das fromme Baden-Württemberg – nein, das fromme Württemberg, Entschuldigung, Schwabenländle. Uns geht es hier gut, wir sind doch im Schoß Abrahams.
Und dort werden wir müde. Dort fangen wir an zu schlafen. Dort wird die Nachfolge unter den Teppich gekehrt.
Was kostet mich die Nachfolge? Alles. Echte Nachfolge kostet mein Herz, mein Sein, meine ganze Leidenschaft. Daraus wird mein Dienen und Tun zur Ehre Gottes entspringen. Und das wird andere um mich herum anzünden und zu Nachfolgern machen.
Das habe ich bei Josia gelernt. Er ist ein Vorbild für mich und für dich.
Ist heute die Zeit zur Umkehr, zur Buße, zur Trauer – wie damals Josia es getan hat – über dein Leben, über deine Stadt, über dein Land? Ist es Zeit zum Bekennen vor Gott, dass ich Jesus brauche?
Ist es Zeit, dass meine Leidenschaft bei Jesus noch einmal entzündet wird? Und ist es Zeit, dass du zum Nachfolger wirst und andere anzündest?
Ich habe einen drei Minuten langen Clip mitgebracht, der das noch einmal zusammenfasst. Danach wird unser Lobpreisteam mit uns noch ein paar Lieder singen und Gott loben. Amen.