Einführung in das Thema sozialer Verantwortung in der Gemeinde
Ja, ich weiß nicht, wie lange du gläubig bist, wie lange du schon regelmäßig Predigten hörst und wann die letzte Predigt war, in der Diakonissen und Nonnen vorkamen, die du gehört hast. Also, manche Welt ist heute deine erste – schauen wir mal.
Wir reden heute über ganz relevante Themen, die gerade in unserer Gesellschaft diskutiert werden. Die Frage ist, ob diese Themen auch für die Gemeinde relevant sind. Wir sprechen über soziale Systeme und den Missbrauch sozialer Systeme. Das sind alles Themen, die momentan stark in der Diskussion stehen.
Ich freue mich, dass ich heute das Vorrecht habe, über 1. Timotheus 5 zu predigen. Denn ich kann mich auch nicht erinnern, eine Predigt darüber gehört zu haben – zumindest nicht, wenn die Prediger sich aussuchen durften, worüber sie sprechen. Oft wird, wie jetzt hier, einfach mal der ganze erste Timotheusbrief durchgegangen. Allerdings warne ich: Wir machen ein Seminar über die Pastoralbriefe, und dort haben wir erst Timotheus durchgenommen. Dabei haben wir diesen Abschnitt tatsächlich als einzigen weggelassen.
Offensichtlich ist es etwas, das heute als nicht relevant gilt – und genau darüber reden wir. Insgesamt sprechen wir über 1. Timotheus 5,3-16. Ich werde nicht den ganzen Abschnitt auf einmal vorlesen, sondern nach und nach.
Wir fangen damit an und steigen eigentlich ein in den zweiten großen Abschnitt des ersten Timotheusbriefes.
Von der Lehre zum praktischen Zusammenleben in der Gemeinde
In den ersten vier Kapiteln ging es hauptsächlich um Lehre, also im Kern, zumindest bei den Säulen. Es wurde die Situation beschrieben, dass Menschen schädliche Lehren in die Gemeinde brachten und damit die Gemeinde und die Geschwister gefährdeten.
Es gab hauptsächlich zwei Gruppen von Menschen. Eine kurze Wiederholung: Die erste Gruppe bestand wahrscheinlich ursprünglich aus Menschen außerhalb der Gemeinde. Sie waren nicht in die Gemeinden integriert, sondern standen eher außerhalb. Sie hatten ihre eigene Bewegung und brachten Lehren und seltsame Ideen in die Gemeinden, zu den Gläubigen, weil sie Einfluss auf sie gewinnen wollten – aus ganz verschiedenen Gründen. Diese Gründe werden nicht näher spezifiziert. Wir sehen aber gleich noch einen speziellen Grund, den sicher manche von ihnen auch hatten.
Die zweite Gruppe waren meistens Männer innerhalb der Gemeinde. Sie hatten solche Lehren manchmal von außen aufgeschnappt, zum Beispiel aus dem Internet oder von Konferenzen, wo sie gewesen waren. Sie brachten diese Lehren in die Gemeinde, nicht so sehr, weil sie wirklich dahinterstanden oder verstanden, was da passierte, sondern weil sie sich ein bisschen profilieren wollten. Sie wollten auch mal etwas Besonderes zu sagen haben, damit ihnen jemand zuhört. Die, die schon länger gläubig sind, haben das wahrscheinlich in ihren Gemeinden auch schon erlebt: den Eindruck, dass der eine oder andere sich einfach nur profilieren wollte.
Das war damals ein großes Problem, weil das, womit sie sich profilieren wollten, Lehren waren, die nicht wirklich mit dem Evangelium kompatibel waren. So war die Situation in den ersten vier Kapiteln.
Timotheus sollte ein Vorbild sein. Er sollte ein Gegengewicht sein – in dem, was er lebt und lehrt. Er sollte manches aktiv unterbinden. Es heißt: „Darum ließ ich dich in Ephesus, damit du einigen gebietest, nicht solche Lehren zu lernen.“ Er sollte also aktiv eingreifen und manches unterbinden. Zum Teil aber auch einfach durch sein Vorbild ein Gegengewicht sein.
Das wurde eigentlich am Ende von Kapitel 4 oder vielleicht auch in den ersten zwei Versen von Kapitel 5 abgeschlossen, die meiner Meinung nach noch dazugehören.
Jetzt, im zweiten Teil, der etwas kürzer ist und nur zwei Kapitel umfasst, wird es noch praktischer. Natürlich war es in den ersten vier Kapiteln auch praktisch, aber hier geht es noch mehr um ganz konkrete Themen des Zusammenlebens.
Und wenn es um praktische Themen geht, dann spielt Geld oft eine große Rolle. Wenn man in die Welt schaut, geht es meistens ganz schnell um Geld. So war es auch in der Gemeinde.
Wenn man es auf den Punkt bringt, geht es in Kapitel 5 und Kapitel 6 von 1. Timotheus letzten Endes immer um Geld. Es geht darum, wer von der Gemeinde Geld bekommen sollte und wer nicht. Es geht auch noch einmal um Menschen, die falsche Lehren in die Gemeinde bringen – und zwar mit einem bestimmten Motiv.
Kapitel 6, Vers 5 ist hier wahrscheinlich ein Schlüsselvers. Dort wird beschrieben, dass es Menschen sind, die die Wahrheit verloren haben und meinen, wahre Verehrung Gottes sei ein Mittel zum Gewinn.
Das heißt, hier waren Leute, die ein Motiv hatten, bestimmte Lehren in die Gemeinde hineinzubringen, Anhänger zu suchen und sich zu profilieren.
Es ist nicht gesagt, dass alle, die in den ersten vier Kapiteln erwähnt wurden, dieses Motiv hatten. Aber einige von ihnen wollten offensichtlich materiell davon profitieren. Sie wollten, dass Menschen sie toll finden, sie dafür bezahlen, dass sie irgendwohin fahren, ein Seminar halten oder eine Predigt halten. Sie wollten, dass Menschen sie unterstützen, damit sie diesen tollen und wertvollen Dienst tun können, den sie tun.
Ihr Motiv war also materiell. Und dieses Thema zieht sich durch die Kapitel.
Das soziale Netz der Gemeinde und seine Herausforderungen
Paulus steigt anders ein. Er beginnt damit, und das hatte ich schon angedeutet, dass es in den Gemeinden damals – speziell hier in Ephesus, aber vermutlich auch in anderen Gemeinden – ein gewisses Sozialsystem gab, um bedürftige Menschen, besonders bedürftige Geschwister, zu unterstützen.
Wahrscheinlich denken viele, dass das heute nicht mehr relevant ist, weil wir in einem Sozialstaat leben. Die Gemeinde müsse gar nicht mehr für bedürftige Geschwister aufkommen, denn das übernimmt der Staat. Der Staat bezahlt Arbeitslosengeld, Renten und alle möglichen Sozialleistungen, wie Notfallfahrten oder Hartz IV – oder wie das in Zukunft auch immer heißen mag. Letzten Endes kann man sich immer an den Staat wenden, wenn man gar nichts mehr hat, und bekommt dann zumindest einen Mindeststandard. Die Gemeinde ist damit raus. Deshalb sei das für uns in Deutschland nicht relevant.
Aber ich kann versprechen: Es wird wieder relevant werden. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass es immer relevant ist, wird es in Zukunft verstärkt relevant sein. Denn es wird zunehmend vorkommen, dass diese Sozialleistungen entweder nicht ausreichen oder so gering sind, dass es für die Menschen, die sie brauchen, extrem beschwerlich und auch demütigend ist, auf diesem Niveau zu leben. Man muss sich sehr genau überlegen, ob man Menschen, die einem etwas bedeuten, auf diesem Niveau leben lässt. Und spätestens dann wird dieses Thema für Gemeinden wieder wichtig.
Es gab also ein gewisses soziales Netz in der Gemeinde, das auch organisiert war. Und es ist ja auch ein Stück weit gut, wenn man das ein bisschen organisiert. Ich werde noch die eine oder andere Andeutung aus dem Text machen, warum es gut ist, wenn es ein bisschen organisiert ist.
Das Problem war jedoch, dass dieses System in den Gemeinden teilweise missbraucht wurde. Teilweise wahrscheinlich ganz bewusst: Manche nahmen Leistungen in Anspruch, die sie in Wirklichkeit gar nicht brauchten und auf die sie gar nicht angewiesen gewesen wären. Teilweise geschah das wahrscheinlich auch unbewusst, aus einer falsch verstandenen Frömmigkeit. Wir werden noch sehen, was ich damit meine.
Wenn man diesen Abschnitt liest und ihn in Ruhe Wort für Wort betrachtet, um zu verstehen, warum Paulus was wie schreibt, merkt man am Aufbau, dass da Emotionen mitschwingen. Ihr könnt das irgendwann noch einmal gründlich lesen oder vorlesen lassen – vielleicht in einer guten Übersetzung einfach anhören, fast wie ein Hörbuch. Dann wird manches bewusster.
Man hat den Eindruck, dass Paulus wirklich zornig war darüber, dass Geschwister in der Gemeinde in gewisser Weise ausgebeutet wurden. Dass ihn das aufgeregt hat – vielleicht sogar mehr als nur ein bisschen.
Wenn er zum Beispiel in Vers 8 schreibt: „Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger“, dann spürt man diesen Zorn. Wenn man zu einer solchen Wortwahl greift, will man entweder die Leser schocken oder man ist selbst von dem, was passiert, geschockt.
Es ist ja auch so: Wenn Menschen Hilfe in Anspruch nehmen und man dann herausfindet, dass andere diese Hilfe viel nötiger gehabt hätten, diese aber nicht bekommen haben, weil andere sie vorher schon abgefischt haben – das kann einen schon zornig machen. Ich glaube, genau dieser Zorn steckt hier drin.
Die Bedeutung von Fürsorge und Gemeinschaft in der Gemeinde
Dieses soziale System war natürlich sehr berechtigt. Es ist wichtig für die Gemeinde und für unser Zusammenleben. Wir sind eine Familie, die wirklich gläubig ist und die dem Herrn gehört. Es ist eine Familie, und es ist unsere Verantwortung, füreinander zu sorgen.
Es geht nicht nur darum, dass wir uns treffen und hehre Gedanken über theologische Wahrheiten austauschen, um danach wieder auseinanderzugehen. Wir sind kein religiös-philosophischer Club. Wir sind Menschen, die dazu berufen sind, miteinander zu leben, zusammenzugehören und ein Stück weit das Leben zu teilen.
Wir praktizieren das wahrscheinlich viel zu wenig, besonders in der etwas anonymen deutschen Gesellschaft. Die Christen damals haben vermutlich noch viel mehr darauf geachtet, wirklich nah beieinander zu wohnen. Es war normal, im Haus des anderen zu sein – nicht nur zu bestimmten Wochenterminen, sondern regelmäßig. Wahrscheinlich war die Gemeinschaft damals noch viel enger.
In Deutschland ist es oft eher kühl und distanziert. Schon im Alten Testament und auch im Jakobusbrief wird sehr deutlich betont, dass man zum Beispiel Witwen und Waisen in ihrer Not besuchen soll. Jakobus sagt ausdrücklich, dass dies ein Teil des Gottesdienstes ist.
Wenn ich fragen würde, was Gottesdienst ist, würdest du wahrscheinlich nicht spontan antworten: „Witwen und Waisen besuchen.“ Aber Jakobus macht klar, dass dies ein Weg ist, Gott zu verehren. Indem wir Menschen in Not, die auch zu Gott gehören, besuchen, zeigen wir unsere Verehrung für ihn.
Wir sollen schauen, wie wir diese Menschen integrieren, ermutigen und ihnen praktisch helfen können. Das ist ein ganz wichtiger Teil des Glaubenslebens. Wie gesagt, das ist manchmal gar nicht so einfach.
Das Witwenverzeichnis als Beispiel für organisierte Hilfe
In der Praxis damals war es so, dass der Fokus – wir wissen nicht genau, weil es nicht beschrieben wird – vielleicht auch noch andere soziale Zweige gab. Ein Schwerpunkt, um den es hier in 1. Timotheus 5 geht, wird als Beispiel herausgenommen, weil es an diesem Punkt offensichtlich Missbrauch gab. Deshalb musste einiges dazu gesagt werden, wie man es anders organisiert.
Ein Schwerpunkt war offenbar ein Witwenverzeichnis. Vermutlich handelte es sich einfach um eine Liste, in die eine Frau als Witwe eingetragen wurde. Es geht hier wirklich um Frauen. In den ersten vier Kapiteln ging es oft nur um Männer, und die Frauen dachten wohl: „Okay, sollen die Männer mal gucken, wie sie das machen.“ Heute geht es schwerpunktmäßig um Frauen. Wenn Frauen Witwen waren, konnten sie sich in diese Liste eintragen lassen oder jemand anderes konnte veranlassen, dass sie eingetragen wurden.
Das hieß offiziell in der Gemeinde, wahrscheinlich in einer etwas größeren Gemeinde, dass diese Witwen bedürftig sind. Die Gemeinde legte den Geschwistern ans Herz, diese Frauen zu unterstützen. Wie genau die Unterstützung funktionierte, insbesondere der finanzielle Teil, steht nicht explizit da. Es wirkt aber so, als hätte das nicht bedeutet, dass jemand, der in der Liste stand, automatisch eine feste Summe aus der Gemeindekasse bekam.
Zum Beispiel steht in Vers 5: „Die aber die echte Witwe ist, hofft vereinsamt auf Gott und verharrt im Flehen und Gebet Nacht und Tag.“ Das klingt nicht danach, als wären die Frauen, die in der Liste standen, automatisch auf der sicheren Seite. Wahrscheinlich war es eher eine Ermutigung an die Geschwister, diese Frauen zu unterstützen. Es gab keine festen Summen, sondern es waren eher Spenden. Die Witwen waren also weiterhin von Gott abhängig, dass Gott den Leuten in der Gemeinde aufs Herz legt, etwas zu geben. Es war vermutlich nur eine Empfehlung: Wenn jemand in der Gemeinde etwas geben wollte, dann sollten das die Personen sein, die als unterstützungswürdig galten.
Ob das Geld direkt an die Witwen ging oder erst an die Gemeinde und diese es dann verteilte, steht nicht da. Selbst wenn es direkt geschah, war es wahrscheinlich sinnvoll, dass Leute darüber Bescheid wussten. Ansonsten könnten schnell Ungerechtigkeiten entstehen: Manche erhalten viel, andere werden übersehen. Wahrscheinlich war es eine Aufgabe der Diakone, wie auch in der Apostelgeschichte beschrieben, auf Fairness zu achten – zumindest wenn möglich.
Also gab es so eine Liste. In Kapitel 5 Vers 9 steht wörtlich: „Eine Witwe werde in die Liste eingetragen.“ Das bedeutet, es gab eine Liste, in der Witwen standen. Das Hauptproblem war wohl, dass die einzige Bedingung, um eingetragen zu werden, war, Witwe zu sein.
Paulus sagt, das sei zu wenig. Es wurde nicht überprüft, ob die Frau wirklich Unterstützung nötig hatte. Du bist halt eine Witwe – egal, ob du ein großes Vermögen geerbt hast oder nicht. Das interessierte niemanden. Wenn du in dem Verzeichnis standest, bekamst du zusätzlich Geld von den Geschwistern.
Es wurde nicht geprüft, ob du noch eine Familie hattest, die dich hätte unterstützen können, anstatt dass die Gemeinde das tat. Zum Beispiel, ob deine Kinder schon berufstätig waren. Das wurde offenbar nicht überprüft. Ebenso wenig, welche Möglichkeiten du sonst hattest, selbst Geld zu verdienen.
Wir werden gleich noch sehen, dass auch Frauen eingetragen wurden, die noch sehr jung waren. Diese hätten wahrscheinlich noch einen Beruf ausüben oder wieder heiraten können, um für ihren Unterhalt zu sorgen. Auch das wurde nicht überprüft.
Ebenso wenig wurde geprüft, wie diese Frauen in der Vergangenheit gelebt hatten. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt in diesem Abschnitt. Es gab einfach eine Liste für Witwen, in die man Frauen eintragen konnte, die dann von den Geschwistern unterstützt wurden.
Das erinnert ein wenig an die heutige Diskussion um eine Grundrente. Dort wird auch diskutiert, ob es eine Bedürftigkeitsprüfung geben muss. Jeder bekommt eine Grundrente, auch die Ehefrau eines Millionärs, die zu Hause war und nie arbeiten musste. Sie bekommt zusätzlich zu ihrem Vermögen eine Grundrente. So eine Diskussion ging durch die Medien, und so ähnlich war auch die Situation damals.
Drei Arten von Problemen im sozialen System der Gemeinde
Okay, ich möchte das jetzt mit euch ein bisschen durchgehen. Es gab drei Arten von Problemen mit diesem System beziehungsweise Missbrauch dieses Systems.
Zuerst schauen wir uns an, was die Probleme waren. Danach betrachten wir noch einmal separat, auch wenn es im ersten Teil schon teilweise erwähnt wurde, welche Lösungen Paulus vorschlägt oder auf welche Dinge man achten muss und was verändert werden sollte.
Hier sind ein paar Verse vom Anfang des Abschnitts:
Es beginnt in Vers 3: „Ehrt die Witwen, die echte Witwen sind. Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, oder eigentlich wörtlich Kinder oder Nachkommen, so sollen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Vorfahren zurückzugeben. Das ist Gott angenehm. Die echte Witwe aber hofft vereinsamt auf Gott und verharrt im Flehen und Gebet Nacht und Tag. Die aber in Üppigkeit lebt, ist lebendig tot. Dies gebiete, damit sie unsträflich sind. Wenn nun jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.“
Hier gab es zwei prinzipielle Anfragen, die Paulus stellte. Die erste richtet sich an die Witwen selbst, die versorgt werden. Seid ihr wirklich bedürftig? Braucht ihr das wirklich? Oder sind es Frauen, die im Kern die Geschwister ausnutzen? Wir hatten schon ein paar Beispiele, die ich jetzt nicht noch einmal wiederhole. Aber das ist eigentlich die erste Frage, die hier aufgeworfen wird.
Vers 5 noch einmal: „Die echte Witwe hofft vereinsamt auf Gott und verharrt im Flehen und Gebet Nacht und Tag. Die aber in Üppigkeit lebt, ist lebendig tot.“ Paulus sagt hier, dass es Frauen gibt, die im Überfluss leben. Dieses Übermaß wird dadurch ermöglicht, dass die Geschwister sie mitfinanzieren.
Man verwendet hier das negative Wort „Üppigkeit“. Sie leben auf Kosten der Geschwister, oft gut auf deren Kosten. Manchmal vielleicht einfach so, manchmal auch, indem sie sogar Geschwister gegeneinander ausspielen. Das ist ja etwas ganz Typisches. Jemand erzählt einem von seiner Not, verschweigt aber, dass er von jemand anderem schon Unterstützung erhält. So kann man Geschwister gegeneinander ausspielen.
Deshalb habe ich vorhin gesagt: Wenn Menschen in der Gemeinde unterstützt werden, ist es wahrscheinlich wichtig, dass es ein bisschen transparent ist – zumindest für eine kleine Gruppe von ganz bestimmten Leuten. Denn es gibt leider solche Situationen, in denen Menschen sich auf Kosten anderer gut gehen lassen.
Paulus formuliert es in Vers 6 ziemlich drastisch: „Wer das tut, ist lebendig tot.“ Er zweifelt hier daran, dass diese Frauen, die sich so verhalten, eine echte Beziehung zu Gott haben. „Lebendig tot“ bedeutet wahrscheinlich, dass er sogar bezweifelt, ob sie wirklich gerettet sind.
Er sagt so ein bisschen, dass es ein Zeichen dafür ist, wenn jemand so lebt und Geschwister für die eigenen Vorteile ausnutzt, dass man daran zweifeln muss, ob er wirklich gerettet ist und ob Gottes Maßstäbe eine Rolle in seinem Leben spielen.
Das ist die eine Zielrichtung in diesem ersten Abschnitt, das erste Problem.
Die zweite Anfrage richtet sich an die Angehörigen. Damit beginnt der Abschnitt und damit endet er auch. In der Mitte schreibt Paulus über die Witwen selbst, am Anfang und am Ende über die Angehörigen.
Nochmal Vers 4: „Wenn aber eine Witwe Kinder oder Nachkommen hat, so sollen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern zurückzugeben.“ Und Vers 8: „Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet. Er ist schlechter als ein Ungläubiger.“
Es gab Leute, die Verwandte hatten – meistens in dem Fall ihre Eltern oder Großeltern. Die Eltern oder Großeltern, also die Frauen, waren verwitwet, und die Kinder sagten: „Da kann die Gemeinde ja mal dafür sorgen.“ Paulus fragt: Wie, wieso soll die Gemeinde dafür sorgen, wenn ihr das tun könnt?
Das kann nicht sein. Paulus formuliert es so scharf, dass er sagt: Das machen ja sogar die Ungläubigen, das ist in der Gesellschaft normal. Bei Leuten, die nichts mit dem Glauben zu tun haben, ist es selbstverständlich, dass man für seine Eltern sorgt.
Wenn ihr jetzt sagt: „Wir haben ja ein Gemeinsozialsystem, da werden Witwen versorgt, wir schauen, dass unsere Oma auf die Liste kommt und dann sind wir raus“, sagt Paulus: Wahnsinn! Das ist doch ein Verleugnen des Glaubens. Ihr seid verantwortlich und verhaltet euch schlechter als die Leute, die Gott nicht kennen.
In Vers 8 schreibt er: „Wenn jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt.“ „Die Seinen“ ist ein weiter Begriff. Das kann bedeuten, dass es meine Verwandten sind. Es können aber auch sehr gute Freunde sein, die man Jahrzehnte kennt. Es können auch ehemalige Angestellte sein, für die man damals viel mehr Verantwortung hatte – persönlich und gesellschaftlich – als heute üblich.
Das waren ja sehr kleine Handwerksbetriebe, und wenn jemand sein Leben lang im gleichen Betrieb gearbeitet hat, fühlte sich der Chef normalerweise verantwortlich, ihm auch zu helfen, wenn er nicht mehr so arbeiten konnte.
„Die Seinen“ ist also ein sehr weiter Begriff. Dann schränkt Paulus das noch ein: „Besonders die Hausgenossen“, also diejenigen, die letzten Endes in einem Haushalt wohnen. Das waren natürlich meistens keine kleinen Haushalte wie heute, sondern oft größere Haushalte mit mehreren Generationen.
Er sagt also: Ihr seid erst einmal verantwortlich. Und klar, das betrifft natürlich nur die, die in der Gemeinde sind. Paulus sagt das den Kindern, Enkeln oder Nachkommen. Wenn eine alte Frau nur nichtgläubige Verwandte hat, kann Paulus oder Timotheus ihnen schlecht sagen, sie müssten für die Oma sorgen. Die würden sagen: Was hat Paulus mir zu sagen?
Es geht hier also um Gläubige, nicht darum, dass einer Witwe gesagt wird: Du hast zwar noch Kinder, aber die sind nicht gläubig und wollen dich nicht versorgen, also soll die Gemeinde das übernehmen. So war das natürlich nicht.
Stattdessen wird denen gesagt, die gläubig sind und von denen man erwarten kann, dass sie Verantwortung übernehmen.
Das war die erste Form von Missbrauch: Frauen, die eigentlich genug Mittel hatten, aber trotzdem noch ein Extra von der Gemeinde einforderten, und Familien, die ihre älteren Verwandten, ihre Omas oder Mütter, die verwitwet waren, auf die Gemeinde abwälzten.
Das ist zunächst neutral betrachtet eine schwierige Situation. Wir werden gleich noch sehen und haben es schon zum Teil gelesen, was Paulus dazu sagt und wie man damit umgehen sollte.
Die Problematik jüngerer Witwen in der Gemeinde
Es gab aber noch speziellere Probleme. Schauen wir auf Vers 11: Dort steht „jüngere“, also in Vers 9 wird noch einmal erwähnt, dass eine Witwe in die Liste eingetragen wird. Dann folgen einige Bedingungen, die wir uns gleich noch ansehen. In Vers 11 steht: „Jüngere Witwen weist ab, denn wenn sie üppig geworden sind gegen Christus, so wollen sie heiraten und fallen dem Urteil anheim, weil sie den ersten Glauben verworfen haben.“
Ab Vers 11 und eigentlich bis Vers 15 geht es darum, dass die einzige Bedingung, um auf diese Liste zu kommen, war, dass man eine Witwe ist – damals offensichtlich völlig unabhängig vom Alter. Paulus sagt, das sei nicht gut. Aus zwei Gründen. Jüngere Witwen sollte man nicht auf diese Liste zur Versorgung schreiben.
Es gibt zwei Gründe, die er anführt, die er beobachtet hatte und in denen er Probleme sah. Der erste Grund findet sich in den Versen 11 und 12, die etwas schwierig zu verstehen sind. Was heißt das genau? „Jüngere Witwen weist ab, denn wenn sie üppig geworden sind gegen Christus, so wollen sie heiraten und fallen dem Urteil anheim, weil sie den ersten Glauben verworfen haben.“ Wenn man das genau liest und lange genug darüber nachdenkt, ergibt sich vielleicht ein Bild, was das bedeuten könnte. Ich behaupte aber nicht, dass dies die einzige Möglichkeit ist, diese Verse zu verstehen, denn sie sind etwas schwierig, weil wir nicht in der damaligen Situation sind und nicht ganz genau wissen, was gemeint ist.
Es wirkt aber so, als hätte es damals einen Trend gegeben, dass Frauen sagten: Wenn wir Witwen werden und mit diesem Schicksalsschlag von Gott getroffen sind – unser Mann stirbt und wir sind noch relativ jung –, dann sei das wahrscheinlich eine Berufung von Gott, ganz für ihn zur Verfügung zu stehen. Es wirkt, als ob sie einen Eid leisten. Sie leisten offensichtlich einen Eid, dass sie ab jetzt für Gott da sind, nicht noch einmal heiraten, sondern ganz für Gott leben wollen.
Paulus sagt dazu: „Na ja, ehrlich gesagt, den meisten jüngeren Frauen, die diesen so super geistlichen Eid geleistet haben, dass sie ab jetzt ganz für Gott leben wollen – also quasi Nonnen oder Diakonissen –, habe ich nicht wirklich Vertrauen, dass sie das durchhalten.“ Ich habe euch ja versprochen, dass die Diakonissen noch vorkommen werden. Diese Frauen sagen: „Mit meiner Witwenschaft hat Gott mich offensichtlich dazu berufen, und ich verspreche es jetzt Gott: Wenn du mich durch die Gemeinde versorgst, dann werde ich ganz für dich da sein. Ich werde mich nicht mehr um einen Mann kümmern, ich werde mich nicht um diese Welt kümmern, sondern dir in dieser Gemeinde dienen, und das für den Rest meines Lebens.“
Paulus sagt: „Ja, super. Aber ehrlich gesagt, wenn sie üppig geworden sind gegen Christus, so wollen sie heiraten und fallen dem Urteil anheim, weil sie den ersten Glauben verworfen haben.“ Was er damit, glaube ich, mit anderen Worten sagt, ist: Ich traue den meisten dieser Frauen nicht zu, dass sie zu diesem Schwur stehen und ihn durchhalten.
Und das Problem ist: Diese Frauen sagen nicht einfach zu Gott: „Ich habe da einen Schwur geleistet, ich glaube, du wolltest das nicht, das war eine Dummheit, bitte entbinde mich von diesem Versprechen.“ Das machen sie meist nicht. So einfach ist das nicht, wenn man Gott etwas schwört und das vielleicht sogar schon zwei Jahre gelebt hat. Paulus deutet an, was passiert ist: Man hat den Eindruck, man hat Gott etwas versprochen, Gott will das auch, aber jetzt will man nicht mehr und entscheidet sich dagegen. Damit entscheidet man sich gegen Gott. Man macht es trotzdem, zieht es jetzt durch, aber tief im Inneren spürt man, dass das Ungehorsam gegen Gott ist. Paulus sagt, das ist ein großes Problem.
Wenn junge Frauen so einen Schwur leisten und man sie in eine solche Versorgungsliste aufnimmt, ihnen quasi sagt, sie sind jetzt Vollzeit für Gott da, und sie schaffen das hinterher nicht, dann entstehen große innere Probleme. Sie schaffen es an dieser Stelle nicht. Sie haben den Eindruck, sich gegen Gott zu wenden. Damit bricht ein Damm. Denn wenn man sich einmal gegen Gott gestellt hat, kann man ja plötzlich alles tun, was gegen Gott ist. Man denkt, es sei eh vorbei, man sei schon auf der falschen Seite der Linie.
Es war natürlich kein Problem, wenn Witwen wieder heiraten. Paulus empfiehlt es ihnen ja direkt hinterher. Aber dass sie etwas geschworen haben und dann den Schwur brechen, das ist für sie ein Problem. Und es hat viele Folgen. Wahrscheinlich entfernen sich viele innerlich von Gott, weil sie sagen: „Ich habe mich eh von Gott getrennt. Ich habe mich gegen seinen Willen entschieden. Ob ich das jetzt noch an vier Punkten sonst noch sehe, ist egal.“
Das ist sehr schwierig. Heute beobachte ich, dass manche von ihnen in unmoralische Situationen geraten, gerade in unmoralische Beziehungen. Das liegt wahrscheinlich nicht nur an sexuellen Bedürfnissen, sondern oft auch an dem Bedürfnis nach Geborgenheit, das einfach fehlt. Sie haben den Eindruck, sich gegen Gott zu wenden, und wenden sich deshalb irgendwann auch gegen ihn.
Zum zweiten und dritten Punkt: Paulus sagt, man soll solche Leute nicht in eine solche Liste aufnehmen. Akzeptiert nicht, dass junge Witwen sagen: „Jetzt ist mein Mann tot, jetzt bin ich Vollzeit für Gott da!“ Wir werden gleich noch lesen, was er ihnen stattdessen empfiehlt.
Ob das nicht das einzige Problem ist? Es gibt noch ein anderes Problem, das Paulus beobachtet hat, zumindest bei jungen Witwen. In Vers 13 heißt es: „Zugleich aber lernen sie auch nichts zu tun.“ Das ist ein sehr treffender Ausdruck, der im Griechischen wirklich so steht: Sie lernen das Nichtstun. Es gibt Leute, die müssen das lernen. Ich habe den Eindruck, ich muss das nicht mehr so lernen, ich kann das schon ganz gut. Aber manche lernen durch Gewohnheit, nichts zu tun. Paulus findet das offensichtlich nicht gut.
Diejenigen, die jetzt von der Gemeinde unterstützt werden und eigentlich nicht mehr für eine Familie sorgen müssen oder berufstätig sein müssen, lernen nichts zu tun. Sie sind offiziell Vollzeitler, wahrscheinlich die einzigen Vollzeitler in der Gemeinde. Und sie lernen nichts, weil die Struktur fehlt.
Es geht weiter: Sie laufen in den Häusern umher, nicht nur müßig, also untätig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie Dinge reden, die man nicht reden soll. Das war die Situation damals.
Das ist natürlich in einer Organisation wie einem Diakonissenkrankenhaus anders als in der Gemeinde. Aber damals hatten die Gemeinden im Neuen Testament nur eine Handvoll aktiver Frauen, die wahrscheinlich mit Motivation gestartet sind. Paulus sagt, den meisten traut er nicht zu, dass sie sich selbst organisieren können, dass sie wirklich viele Stunden pro Woche eine sinnvolle Beschäftigung finden.
Es gab kein Pastorat wie heute in großen Gemeinden mit einem Hauptpastor, mehreren Nebenpastoren und vollamtlichen Diakonen, die sich freuen, wenn sie noch Helferinnen haben und problemlos fünfzig Stunden Arbeit pro Woche finden. Die Leiter in den Gemeinden waren höchstens Teilzeit tätig, hatten ihre eigenen Familien und genug damit zu tun, sich selbst zu organisieren. Sie hatten keine Kapazität, dauerhafte Mitarbeiterinnen anzuleiten.
Dadurch fielen die Frauen in ein Loch. Es gab keine äußere Struktur, und die wenigsten hatten die Fähigkeit, sich selbst so zu organisieren, dass es funktioniert. Das Ergebnis war, dass sie zu wenig zu tun hatten. Vielleicht nicht gar nichts, aber als Vollzeitler hatten sie plötzlich viel zu wenig zu tun, um ihren Tag auszufüllen.
Hausbesuche waren zwar möglich, aber Paulus sagt, diese liefen oft darauf hinaus, dass man tratscht. Im ersten Kapitel ging es um Männer, die sich tolle Lehren ausgedacht hatten, um Leute zu beeindrucken. Paulus sagt, Frauen sind soziale Wesen. Sie stellen sich nicht vorne hin und setzen sich Lehren aus, um Zuhörer zu beeindrucken. Sie sind extrem kommunikativ. Wenn es nichts mehr Sinnvolles zu reden gibt, reden sie eben Unsinn.
Dann besucht man vielleicht Leute, denen man eigentlich persönliche Dinge anvertraut hatte, die man nicht weitergeben sollte. Man hat einfach zu viel Zeit. Das Notwendige und Interessante ist gesagt, und nun kommt man automatisch dazu, auch private Dinge zu erzählen oder Dinge aufzubauschen und Gerüchte zu verbreiten, die gar nicht stimmen.
Paulus sagt, das ist ein Problem. Dann wird er sehr deutlich. Schauen wir in Vers 14, die erste Hälfte: „Sie sollen dem Widersacher keinen Anlass geben, der Schmähung wegen.“ In der zweiten Hälfte steht: „Denn schon haben sich einige abgewandt dem Satan nach.“
Er sagt, diese Situation in der Gemeinde, wie diese Frauen sich verhalten, wie sie von Haus zu Haus gehen, was sie ausplaudern und welche Gerüchte sie verbreiten, ist für manche ein Anlass geworden, sich von der Gemeinde zu distanzieren. Sie haben sich abgewandt.
Das passiert oft, wenn Leute, die sich für den Glauben interessieren und noch nicht lange verwurzelt sind, ein Problem mit der Gemeinde bekommen. Dann entsteht ein Problem mit den Gläubigen und letztlich mit uns.
Paulus fordert zum Nachdenken auf: Da waren Menschen, die interessiert waren, in die Gemeinde kamen, vielleicht ein paar Wochen oder Monate dabei waren, dann sahen, was dort alles geschah, und wendeten sich von der Gemeinde, vom Evangelium, vom Wort Gottes und von Gott ab – wegen dieser Zustände.
Er formuliert das bewusst drastisch: „Dem Satan nach.“ Wegen solcher Zustände, wegen Tratsch und Gerüchten, verliert die Gemeinde Menschen an den Satan. Ihr verliert sie, und der Satan gewinnt sie. Das ist krass.
Hier geht es nicht um falsche Lehren oder Irrwege, die in die Gemeinde kommen. Paulus sagt, wegen dieser Umstände – wegen Tratsch und Gerüchten, die eine Rolle in der Gemeinde spielen – verliert ihr Menschen an den Satan als Gemeinde. Das ist schon sehr ernst.
Zusammenfassung der Hauptprobleme im sozialen System der Gemeinde
Okay, das waren die Hauptprobleme.
Das erste Problem war, dass Menschen, die eigentlich nicht bedürftig waren, oder Familien, die eigentlich selbst für sich sorgen konnten, die Verantwortung auf die Gemeinde abwälzten.
Das zweite Problem bestand darin, dass Frauen durch das Vorbild anderer motiviert wurden, in dieser Praxis auf eine Weise hypergeistlich zu sein, die sie gar nicht durchhalten konnten. Dadurch erlitten sie selbst sehr schweren Schaden im Glauben.
Das dritte Problem in diesem Sozialsystem war, dass Frauen zu viel Zeit hatten und zu wenig Struktur. Das führte sogar dazu, dass andere Menschen von der Gemeinde und vom Glauben abgestoßen wurden.
Das war also das, was mit etwas passierte, das eigentlich gut gemeint war. Es war doch eine super Idee: Witwen, die bedürftig waren, von der Gemeinde zu versorgen und das zu organisieren. Das war richtig, geistlich und biblisch. Trotzdem war es, so wie es im Detail umgesetzt wurde, eine Katastrophe.
Die Struktur ist eine wichtige Sache. Aber es geht ja nicht nur Witwen so. Damals waren es die Witwen, aber es betrifft auch Frauen, deren Kinder jetzt selbstständig geworden sind. Wir müssen eine neue Struktur finden.
Wir leben heute in einer Art königlicher Umgebung. Wenn wir nicht drei oder vier Kinder um uns haben – früher musste man alles selbst waschen, heute erledigt das die Waschmaschine; früher musste man selbst spülen, heute macht das die Spülmaschine. Früher musste man schrubben, heute reicht manchmal ein kurzer Durchgang mit dem Staubsauger. Wir haben heute, wie damals der Adel, viele Dienstboten.
Wenn dann der ganze Stress mit den Kindern irgendwann wegfällt, ist es eigentlich kein Fulltime-Job mehr, den Haushalt zu führen. Ganz ehrlich, es ist nur ein Haushalt. Nicht, dass der sich von alleine macht, aber er braucht dann keine vierzig Stunden mehr.
Ich habe zum Beispiel ein großes Haus für acht Kinder gebaut. Sie sind alle aus dem Haus, und ich pflege das Haus immer noch. Das kann immer noch ein Vierzig-Stunden-Job sein, aber wenn ich das normal reduziere, wie wir es brauchen, vielleicht nur noch als älteres Ehepaar, dann ist das anders.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir neue Strukturen brauchen, wenn vieles weggefallen ist. Daher ist es ein interessantes Thema: Wie ist es mit Strukturen, und wie nötig brauchen wir sie?
Das ist ein ganz praktisches Thema, das in 1. Timotheus 5 behandelt wird. Wie ist es mit Strukturen? Wie viele Menschen kommen ohne äußere Struktur aus?
Die Bedingungen für Unterstützung und die Rolle von Timotheus
Okay, jetzt gehen wir noch einmal ganz kurz durch, was Paulus eigentlich sagt. Also noch einmal ganz kurz zu den Bedingungen prinzipiell: Ich lese nicht noch einmal komplett vor, wir haben das alles schon ein- oder zweimal gelesen.
Paulus sagt wirklich, wenn wir so ein System aufrechterhalten wollen, brauchen wir eine Art Bedürftigkeitsprüfung. Es muss sichergestellt sein, dass keine gläubigen Verwandten da sind, die eigentlich selbst die Verantwortung hätten, für ihre Verwandten aufzukommen.
In Vers 7 schreibt Paulus dem Timotheus, dies zu gebieten. Er meint wohl, glaube ich, sowohl den Frauen, die bisher Unterstützung in Anspruch nehmen, als auch den Familien. Timotheus soll ihnen das gebieten: Sie sind selbstverantwortlich, im Befehl des Wortes Gottes.
Zum anderen sollen es nur Witwen sein, die wirklich von Gott abhängig sind und nicht noch eigene Möglichkeiten oder Vermögen haben (Vers 5). Die wirklich Witwen sind, die sich Gott zuwenden, in Hoffnung, Flehen und Gebeten Nacht und Tag. Timotheus soll nur Frauen unterstützen, die sich wirklich von Gott abhängig machen und die sich in ihrer Not, weil sie materiell nicht zurechtkommen, an Gott wenden.
Timotheus soll sich nicht von Frauen beeindrucken lassen, die sich ständig jammernd an die Geschwister wenden. Er soll schauen, welche Frauen sich wirklich an Gott wenden.
Dann das Dritte: Wahrscheinlich ist diese Formulierung fast doppeldeutig, besonders die zweite Hälfte. Zum einen sind es Frauen, die zu Gott beten um ihren Unterhalt. Zum anderen wurde wahrscheinlich von ihnen erwartet, auch wenn sie älter waren und die Bedingung erfüllt hatten, über sechzig zu sein, dass sie, wenn sie von der Gemeinde unterstützt werden, auch die Kraft, die sie noch haben, für die Gemeinde einsetzen.
Und das waren in dem Fall bei älteren Frauen hauptsächlich ihre Möglichkeiten zu beten. Es wurde also ein Stück weit von ihnen erwartet, dass sie einen Gebetsdienst für die Gemeinde tun, wenn die Gemeinde sie finanziell unterstützt. Eine ganz spannende Sache eigentlich.
Dann kommt Paulus darauf zurück, dass er Bedingungen aufstellt, wer eigentlich auf die Liste kommt. Aus den ersten Versen ist schon klar: Die Bedingung ist, du hast kein eigenes Vermögen, du bist wirklich abhängig von Gott, du bist treu, und du hast auch keine Familie, die das tun würde oder könnte.
Dann kommt Vers 9: Eine Witwe werde verzeichnet, wenn sie nicht unter sechzig ist. Also sie sollte ein gewisses Alter erreicht haben, bevor die Gemeinde sie wirklich unterstützt. Vorher wird erwartet, dass sie noch anders für ihren Lebensunterhalt aufkommt.
Die zweite Bedingung: Die Frau eines Mannes, also sie sollte ein moralisch gutes Leben geführt haben in der Vergangenheit. Das ist interessant, und dieser Gedanke oder ein ähnlicher kommt gleich noch mehrmals vor.
Wir würden immer denken, wenn jemand in Not ist, dann muss man ihn unterstützen. Paulus sagt nicht unbedingt. Es ist nicht unbedingt das erste Kriterium. Das erste Kriterium ist, dass ich jemanden ehre damit. In Vers 3 heißt es: Ehre die Witwen.
Es ist also nicht ganz unabhängig davon, wer das ist und was er in der Vergangenheit getan hat. Nicht die Not ist das, was uns hauptsächlich dazu bringt, jemanden zu unterstützen, sondern dass wir zurückblicken auf sein Leben und sagen: „Boah, der hat so viel investiert, eigentlich hat er es verdient, dass man ihm jetzt hilft.“
Das ist ein Gedanke, den man in unserer Gesellschaft und in den Sozialsystemen gar nicht äußern dürfte, nämlich dass jemand mehr bekommt, weil er es sich verdient hat, sozusagen durch seinen bisherigen Lebensstil. Denn die Not allein reicht nicht.
Paulus sagt: Nein, die Not reicht nicht immer. Schau, ob jemand moralisch gelebt hat. Und dann der dritte Punkt: Er soll ein Zeugnis von guten Werken haben. Es soll jemand sein, der einfach dafür bekannt ist, dass er investiert hat, eine Frau, die für gute Werke bekannt ist.
Das führt Paulus danach noch einmal aus, hauptsächlich erklärt er, was er damit meint. Also: Es dürfen nicht so junge Leute sein. Eigentlich sollen nur ältere Frauen unterstützt werden. Sie sollen ein moralisches Leben geführt haben, und sie sollen bekannt sein für gute Werke.
Dazu schreibt er jetzt noch ein bisschen was.
Kriterien für die Unterstützung von Witwen
Erster Punkt: „Noch mal drei Punkte, erster Punkt: Wenn sie Kinder auferzogen haben.“ Warum sollen nur Frauen unterstützt werden, die Kinder gehabt haben? Das erscheint als ein besonderes Privileg. Die armen Single-Frauen haben schon keinen Mann gefunden, und jetzt werden sie im Alter noch nicht einmal von der Gemeinde unterstützt. Das wirkt sehr ungerecht.
Ich glaube jedoch, es geht um etwas anderes. Es geht darum, dass eine Frau – und es war ja damals nicht unüblich. Wir befinden uns hier nicht im Mittelalter, sondern in der griechisch-römischen Umwelt. Damals war es absolut nicht ungewöhnlich, dass Frauen berufstätig waren. Es war, glaube ich, sehr normal für Frauen, die Single oder kinderlos waren, ganz normal berufstätig zu sein.
Der Punkt ist nur: Was damals nicht normal war, ist, dass du trotz kleiner Kinder berufstätig warst. Die Frauen, die verheiratet waren und Kinder hatten, stiegen aus dem Berufsleben aus – oft schon sehr früh, weil sie schon sehr früh Kinder bekommen hatten, vielleicht viele sogar, bevor sie überhaupt ins Berufsleben eingestiegen sind.
Ich glaube, das ist hier eher das Kriterium: Es sind Frauen, die nicht für ihre Karriere oder ihr eigenes Einkommen gearbeitet haben, sondern für die Familie. Jetzt stirbt plötzlich der Mann – das war ihr Alter, ihre Rentenversicherung. Und nun stehen sie da ohne Berufserfahrung und ohne Möglichkeit, in irgendeinen Beruf wieder einzusteigen. Damals gab es keine Wiedereingliederungsprogramme.
Das heißt, ich vermute, dass es hier so formuliert ist, weil Frauen, die keine Kinder erzogen haben, ohnehin gewohnt waren, für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Von ihnen wurde auch erwartet, dass sie es so tun, dass es vielleicht auch fürs Alter reicht. Aber die, die für die Familie gelebt haben und gesagt haben: „Mein Mann wird mich versorgen, bis ich sterbe“, und dann plötzlich alleine dastehen, für die war die Situation gesellschaftlich einfach anders.
Diese Frauen hatten wenige Möglichkeiten, jetzt wieder für sich selbst zu sorgen. Darum ist das, glaube ich, ein Kriterium. Vielleicht war es kein absolutes Ausschlusskriterium, aber ein wichtiges Kriterium: Frauen, die nicht gewohnt waren, in den letzten Jahren und Jahrzehnten für sich selbst zu sorgen.
Dann kommt der zweite Punkt aus Vers 10, der sich in drei Unterpunkte gliedert. Hier geht es viel um Gastfreundschaft. Es heißt: Wenn sie Fremde beherbergt haben, wenn sie den Heiligen die Füße gewaschen haben, wenn sie Betrunkenen Hilfe geleistet haben.
Und merkt ihr, hier kommt wieder dieser Punkt: Paulus sagt, die, die selbst eine Geschichte haben, dass sie Betrunkenen geholfen haben, die sollen jetzt, wo sie finanziell betroffen sind, unterstützt werden. Diese Frauen haben eine Geschichte, in der sie investiert haben. Und jetzt, wo sie selbst in Not sind, wäre es sehr ungerecht, sie im Stich zu lassen. Das ist das, was Paul Berger gesagt hat: Sie stehen ganz oben auf der Liste.
Diejenigen, die immer in andere investiert haben, die haben Fremde beherbergt. Ich meine, das ist die Spitze der Gastfreundschaft: Fremde beherbergen. Gute Bekannte zu beherbergen, bei denen man ungefähr weiß, was auf einen zukommt, ist etwas anderes.
Ich glaube, ich teile die Meinung von Francis Schäffer nicht ganz, aber um es ins Extrem zu führen: Er hat gesagt, wer noch nie das Erbrochene eines Betrunkenen, den er bei sich zu Hause aufgenommen hat, wegwischen musste, hat kein Recht, sich Ältester zu nennen. Das ist ein Extrembeispiel. Man weiß nicht, was auf einen zukommt, wenn man Fremde beherbergt.
Ich glaube nicht, dass das ganz zutrifft, aber es illustriert die Richtung: Fremde beherbergen.
„Heiligen die Füße gewaschen“ – das erinnert an Johannes 13. Wahrscheinlich war die Geschichte damals sehr verbreitet, und Paulus konnte daran anknüpfen. Ich glaube jedoch, er meint es hier nicht wörtlich. Er meint nicht, dass sie mit einer Waschschüssel gekommen sind.
Vielmehr ist das hier übertragen zu verstehen, auch damals schon. Wir sind nicht mehr mitten in Palästina, sondern in Ephesus, wo die Straßen gepflastert waren. Wahrscheinlich war es nicht mehr so nötig, ständig den Staub von den Füßen zu waschen. Aber es war ein geflügeltes Wort geworden.
Jemandem die Füße zu waschen heißt, seine Bedürfnisse wichtiger nehmen als die eigenen. Wenn damals das Füßewaschen wörtlich war, bedeutete es Demut: Jemand hat müde Füße, und ich nehme seine Bedürfnisse ernst, auch wenn das für mich mühsam oder erniedrigend ist.
Frauen, die diese Geschichte haben, haben die Bedürfnisse anderer wichtiger genommen als ihre eigenen – natürlich im übertragenen Sinn. Es ist einfach ein Dienst, wenn Menschen, besonders Gläubige, die vielleicht keine gläubige Familie um sich haben, Unterstützung brauchen.
Vielleicht sind es Gläubige, die in der Welt berufstätig sind, den ganzen Tag und darüber hinaus mit Menschen zusammen, die nicht gläubig sind. Sie bekommen ständig Maßstäbe vermittelt, die für Christen nicht selbstverständlich sind. Wenn du die ganze Woche nichts anderes hörst, immer diese Maßstäbe vor Augen hast, dann beeinflusst dich das.
Paulus sagt: Frauen, die solche Menschen eingeladen haben – Singles, Alleinstehende aus der Gemeinde, Frauen, deren Mann nicht gläubig ist, die allein als Gläubige in der Familie sind – und ihnen durch ihre Gastfreundschaft und Gespräche wieder vermittelt haben, was die eigentlichen Maßstäbe sind, „wischen sozusagen den Dreck von den Füßen“ – im übertragenen Sinn.
Sie helfen, dass Menschen zu Hause mitbekommen, wie es in der christlichen Familie zugeht, wie man miteinander umgeht. Das kennen sie vielleicht gar nicht oder zumindest nicht aus täglicher Erfahrung.
Fremde beherbergt, Heiligen die Füße gewaschen, Betrunkenen Hilfe geleistet – ich weiß nicht genau, an was Paulus alles dachte, wenn er von Hilfe für Betrunkene sprach. Aber damals gab es Verfolgte, die auf einer Liste standen, und es war riskant, sie aufzunehmen. Das war eine Bedrängnis.
Es gab natürlich auch Arme, die man praktisch und finanziell unterstützen konnte, und Menschen, die bedrängt waren, weil sie seelsorgerliche Hilfe brauchten.
Paulus sagt: Diese Frauen, die so eine Vergangenheit haben, die all das investiert haben, müssen ganz oben auf der Liste stehen, um finanziell versorgt zu werden.
Dann der letzte Punkt in Vers 10: „Wenn sie jedem guten Werk nachgegangen sind“, wenn sie Gelegenheiten gesucht haben, gute Werke zu tun.
Man lehnt sich zurück, liest diese Liste und denkt darüber nach: Wie muss ich leben, damit ich später von der Gemeinde versorgt werde? Ich meine das ernst, oder? Das ist eine hohe Messlatte.
Diesen Ruf musst du haben, diese Vergangenheit musst du haben. Es geht nicht darum, jetzt zu versuchen, so zu leben, um versorgt zu werden, sondern es blickt zurück auf die letzten Jahre und Jahrzehnte deines Lebens. Hast du so gelebt, hast du ein Recht darauf, dass die Gemeinde dich jetzt finanziell unterstützt, wenn du alt bist und es vielleicht nicht mehr selbst schaffst.
So eine Predigt für Frauen ist eine Herausforderung, oder? Sechzig zu werden ist vielleicht nicht das Problem, aber der ganze Rest schon. Ich frage mich, ob dann überhaupt noch jemand übrig bleibt.
Es muss jemand sein, der eigene Kinder gehabt hat, die aber alle entweder nicht mehr leben oder nicht gläubig sind, und denen wir ihn deswegen nicht versorgen können. Und dann muss es noch jemand sein, der in seiner Familie so gelebt hat und darüber hinaus Gastfreundschaft geübt und Fremde aufgenommen hat und für alle möglichen Leute gut war.
Da bleiben nicht mehr viele übrig. Aber offensichtlich geht Paulus davon aus, dass welche übrig bleiben. Er sagt, diese müssen als erstes versorgt werden.
Für ihn hat Versorgung viel mit Zurückgeben zu tun. Sie haben gegeben, und wir geben es ihnen zurück. Das war ein ganz wesentlicher Punkt in den ersten Versen: Die Kinder und Nachkommen – wörtlich im Griechischen – sollen ihren Vorfahren zurückgeben, was sie als Kinder oder Enkel von ihnen bekommen haben in den früheren Jahren.
Genauso ist es hier in der Gemeinde. Sie haben so viel investiert, selbst wenn es nicht in meiner eigenen Gemeinde war – egal. Prinzipiell haben sie so viel investiert, und jetzt möchte Gott, dass sie es ein Stück weit zurückbekommen, und zwar durch uns. Das ist ein ganz wesentliches Prinzip.
Solche Leute müssen versorgt werden.
Paulus ist der Überzeugung, dass junge Witwen nicht versorgt werden sollten, sondern dass es wichtig ist, dass sie selbst im privaten Bereich für Strukturen sorgen. Die natürlichste Art damals war, dass sie wieder heiraten.
Vielleicht nicht bis sechzig – das heißt nicht, dass jede Jüngere bis sechzig versorgt wird. Ich meine mit sechzig ungefähr achtundfünfzig. Ob es damals so einfach war, wieder einen Mann und Kinder zu bekommen und für den Haushalt zu sorgen, ist fraglich.
Interessanterweise steht hier wörtlich „Haushaltsleitung“. Aber es steht nur, dass ab sechzig sie von der Gemeinde versorgt werden. Jüngere, also nicht jünger als sechzig, sondern ich weiß nicht, bis wann damals „jünger“ ging, sollten versuchen, wieder eine äußere Struktur zu bekommen.
Das Einfachste damals war oft, wenn du aus so einer Familiensituation kamst, dass du neu geheiratet hast. Wahrscheinlich war das nicht so ein Problem wie heute in den Gemeinden.
Vermutlich war die Sterblichkeit damals so hoch, dass es auch genug Witwen gab, die sich freuten, wenn sie wieder heiraten konnten. Das ist heute wahrscheinlich ein bisschen anders.
Dafür ist es heute einfacher, beruflich wieder eingegliedert zu werden, wenn man in so eine Situation kommt. Wahrscheinlich ist das heute viel leichter als damals.
Also würde Paulus das heute vielleicht etwas anders formulieren. Aber das Prinzip bleibt gleich: Nehmt den Leuten nicht die Möglichkeit, sondern erlaubt ihnen, dass die Strukturen nicht verschwinden, sondern dass sie wieder eine Struktur bekommen.
Die Verantwortung der Gemeinde und der Gläubigen für Witwen
Und das Normale damals, um für so eine Frau Struktur zu schaffen, war, wieder zu heiraten und noch einmal Kinder zu bekommen.
Dann gibt es noch Vers sechzehn. Das ist eigentlich ein ganz interessanter Abschluss, weil hier wörtlich – ich weiß nicht, wie das in eurer Übersetzung steht – aber die wahrscheinlichste Übersetzung lautet: „Wenn eine Gläubige Witwen hat, so leiste sie ihnen Hilfe, und die Gemeinde werde nicht belastet, damit sie denen Hilfe leiste, die wirklich Witwen sind.“
Interessanterweise steht im wahrscheinlichsten griechischen Text, dass speziell Frauen darauf achten sollen, ob in ihrer Verwandtschaft oder Umgebung Witwen sind, die sie unterstützen können.
Wahrscheinlich liegt der Schwerpunkt hier noch nicht einmal auf finanzieller Hilfe, sondern eher auf sozialer Unterstützung. Es geht darum, dass sie betreut werden und man schaut, was sie gerade brauchen.
Es heißt: Wenn du dich als Frau nicht mehr ganz ausgelastet fühlst durch deine Familie, dann schau dich doch mal um, ob es ältere Frauen in deiner Umgebung gibt, die du so ein bisschen adoptieren kannst – eine Art Oma-Adoption. Dann kannst du dich dort investieren und die Gemeinde entlasten.
Offensichtlich war der Einfluss, den Paulus hatte, so, dass die Gemeinde durch all diese sozialen Verpflichtungen, die sie eingegangen war, total überfordert war. Er sagt, eine Möglichkeit, die Gemeinde zu entlasten, ist, dass du dir selbst ein oder zwei ältere Frauen suchst. Wenn du eine Frau bist und die Kinder ein bisschen größer sind und du mehr Freiraum hast, dann nimm dir ein oder zwei ältere Frauen.
Dabei geht es nicht unbedingt darum, sie finanziell zu unterstützen. Das sollte vielleicht anders organisiert sein. Aber schau, ob du die übrige Betreuung, die sie brauchen, der Gemeinde abnehmen kannst. Übernimm das persönlich. Hier steht „Witwen“, also vielleicht sogar mehr als eine Person.
Das ist ein interessanter Abschluss. Es braucht offensichtlich noch ein bisschen Gedanken, was die Frauen jetzt eigentlich machen können, die nicht ausgelassen sind.
Man merkt, es ist ganz praktisch, ganz praktische Prinzipien. Es geht plötzlich nicht um die Lehre der Errettung und darum, dass jemand diese verfälscht. Es geht nicht darum, ob man das alttestamentliche Gesetz erfüllen muss und dass jemand falsche Prioritäten setzt und uns Dinge aufdrückt, die nicht gut sind.
Es geht um ganz praktisches Zusammenleben: Wie helfen wir Leuten, die sozial bedürftig und schwach sind? Wo sind die Fallstricke? Warum ist es trotzdem wichtig, und wie können wir damit umgehen?
Ich finde es so beeindruckend, dass das Wort Gottes an solchen Stellen so praktisch wird.
Wie gesagt, ich glaube, es stecken ein paar Prinzipien darin, auch wenn ihr jetzt nicht eine große Gemeinde seid, die schon viele alte Leute hat, die alle verwitwet sind.
Ich glaube, es sind viele Prinzipien enthalten, wie man weise mit Geld umgeht, wie man es als Gemeinde organisiert, dass Strukturen wichtig sind und man bereit sein sollte zu unterstützen – vor allem zurückzugehen.
Wir sollten uns überlegen, wie man das wirklich weise tut, auch als Gemeinde und natürlich auch persönlich.
Wir sollten uns vor allem für diejenigen engagieren, die es wirklich brauchen. Aber wir sollten uns noch mehr für diejenigen engagieren, die wir damit ehren wollen – für das, was sie geleistet haben, für das, wie sie gelebt haben.
Wir sollten in unserer direkten Umgebung überlegen, wem wir etwas zurückgeben sollten. Es geht nicht darum, aufzurechnen, dass wenn jemand mir etwas zum Geburtstag schenkt, ich ihm auch etwas schenken muss.
Es geht mehr um das Lebenswerk, wo jemand investiert hat, und ich sollte ihm eigentlich etwas in Dankbarkeit zurückgeben.
Vielleicht fällt dir jemand ein, der älter ist und vielleicht nicht unbedingt extreme finanzielle Probleme hat, aber der langsam das Problem hat, zu vereinsamen oder ähnliches. Den könntest du noch ein bisschen adoptieren.
Das sind ganz praktische Dinge, über die wir nachdenken können. Vielleicht habt ihr in Zukunft auch Situationen, in denen ihr ganz konkret überlegen müsst: Wie unterstütze ich Menschen in Not? Wir sind Menschen mit Not in die Gemeinde gekommen. Wie gehen wir weise damit um?
Ich empfehle euch, das Kapitel – also diesen Abschnitt, dieses halbe Kapitel – noch einmal durchzusehen, wenn ihr in so einer Situation seid. Überlegt, welche Prinzipien darin stecken, die ihr vielleicht auch auf andere Situationen anwenden könnt. Auch wenn es vielleicht keine Witwe ist, sondern jemand, der noch nie im Leben gearbeitet hat oder Ähnliches.
Es stecken viele Prinzipien darin, die wir übertragen können und die an diesem Beispiel im Wort Gottes festgehalten sind.
Wie gesagt, ich finde es großartig, dass Gott sich in seinem Wort mit solchen Themen beschäftigt und dass es offensichtlich ein ganz wesentlicher Teil des Gottesdienstes ist, mit diesen Themen richtig umzugehen.
