Einleitung: Herausforderungen im Umgang mit schwierigen Menschen
Das zweite Kapitel, die Verse 18 bis 25, aus dem Ersten Petrusbrief.
Die Hausknechte sollen mit aller Furcht den Herren untertan sein, nicht nur den guten und milden, sondern auch den widerspenstigen. So steht es in der Schlachterübersetzung, denn das ist Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegenüber Gott Kränkungen erträgt, indem er Unrecht leidet.
Denn welchen Ruhm hat es, wenn ihr Strafen erduldet, weil ihr gesündigt habt? Wenn ihr aber für das Gute leidet und es ertragt, so ist das Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für euch gelitten hat und euch ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.
Er hat keine Sünde getan, und in seinem Mund wurde kein Betrug gefunden. Als er gescholten wurde, schalt er nicht; als er litt, drohte er nicht, sondern übergab alles dem, der gerecht richtet.
Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib auf das Holz getragen, damit wir, der Sünde gestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
Denn ihr wart wie irrende Schafe, nun aber seid ihr zurückgekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen.
Wir haben uns sehr gefreut, in Ihrer Rede zu sein. Wir genießen das immer wieder – das Thema mit den schwierigen Menschen.
Das betrifft mich, denn ich bin Schwabe, und das merken Sie ja schnell, weil die Sprache einen verrät. Ich habe nur immer Sorge, dass Sie nichts verstehen. Wenn das so ist, müssen Sie ein Zeichen geben, damit wir dann etwas verständlicher reden.
Das Thema „schwierige Menschen“ ist ja ein unerschöpfliches Thema. In der christlichen Literatur gibt es immer mehr Bücher, die uns Ratschläge geben. Früher gab es in Illustrierten eine Spalte namens „Frau Johanna gibt Ratschläge bei Problemen unseres Lebens“. Inzwischen sind daraus dicke Bücher geworden.
Wenn Sie diese Bücher durchlesen, merken Sie immer wieder: Meine Situation ist ja noch viel schwieriger. In der Ehe, mit schwierigen Kindern, mit Kollegen, mit Nachbarn – und wie schwierig es sowieso ist mit den Alten, wie man da überhaupt noch fertig wird.
Die Realität des Leidens und die biblische Perspektive
Und das war schon in der ersten Christenheit ein Problem. Ich bin so froh, dass die Briefe in der Bibel so ganz konkret von den Schwierigkeiten sprechen. Denn genau dort erleben wir meist Schiefbruch, dort passieren die Pannen, und unser Glaube bricht im Zusammenleben zusammen. Das ist sehr schwierig. Wir werden schuldig und wissen oft nicht, wie wir weiter vorgehen sollen.
Darum finde ich es ganz toll, dass Petrus dieses Thema anspricht, nämlich die schwierigen Menschen. Nun ist jedoch etwas Merkwürdiges passiert, auf das ich überhaupt nicht vorbereitet war: Der liebe Bruder wählte eine Bibelübersetzung von Schlachter, die das Ärgernis des Bibeltextes herausnimmt. Es gibt ja manche, die die Bibel ein wenig anpassungsfähiger machen wollen.
Aber die Bibel muss immer dann wirken, wenn beim Lesen der Hut hochgeht, wenn sie gegen das eigene Denken verstößt und Empörung hervorruft. Erst dann hört man richtig zu. Das ist etwas ganz Außergewöhnliches, was uns im Wort Gottes gesagt wird. Es ist nicht das, was man in jeder Zeitung oder in jedem Wort zum Tag im Radio hören kann. Es ist etwas ungeheuer Hartes.
Paulus greift eine Gruppe schwieriger Menschen heraus: die Sklavenhalter. So steht es im Altluther-Text: Sklaven. Und jetzt haben wir das Ärgernis. Gab es denn so etwas überhaupt damals in dieser Welt? Sie haben es sicher oft gehört, wie Marxisten uns Christen immer wieder vorhalten: Warum haben die Christen in der Bibel sich nicht stärker gegen das maßlose Unrecht der Sklaverei gewehrt?
Das ist das Allerschlimmste, dass dieses Problem sich durch die ganze Weltgeschichte zieht. Es ist natürlich schon ein vorchristliches Problem. Sklaverei gibt es, seit es Menschen gibt. Wir kennen das auch in der vorkolonialen Zeit in Afrika. Sklaverei war nie ein Problem der Hautfarbe.
Die schwarze Sklaverei in Westafrika existierte lange vor dem Eintreffen der Kolonialmächte in einer furchtbaren Weise. Doch dass dieses Thema in der Bibel so trocken abgehandelt wird und dann auch noch so, als müsste man es erdulden, ist bemerkenswert.
Die Herausforderung des Leidens und der Gnade
Und jetzt müssen wir uns diesem Anspruch stellen, weil unsere jungen Leute ja mit Recht sagen: Ihr predigt uns eine Innerlichkeit und einen Seelentröster, und wir wollen doch diese Welt gestalten. Wir müssen doch etwas tun gegen das Unrecht in dieser Welt. Wie kann ein Petrus da so trocken sagen: „Ordnet euch denen unter!“? Aha, das war diese alte Gesellschaftsordnung, wo man den Kopf einzieht, wo man den Mund nicht aufmachen darf, der Kadaver gehorsam ist.
Und wenn man leiden soll – das Leiden wird hier noch angesprochen – und das Unrecht aushalten, die bösen Taten noch ertragen soll? Ich möchte das ganz deutlich sagen: Es ist ein ganz furchtbarer Fluch, der über dieser Erde liegt, dass Menschen andere Menschen degradieren, ausbeuten, missbrauchen, in jeder Form. Und das ist so schrecklich.
In der Sklaverei war es in der englischen Gesetzeslage so, dass ein Sklave gar kein Mensch war, nicht mal ein Tier, er war ein Ding. Ein Kaufmann hat damals einen Prozess geführt. Ein gläubiger Mann hat es erreicht, vor dem höchsten Gericht zu sagen: „Aber der Sklave ist doch ein Mensch!“ Nach der Gesetzgebung in England war er nur eine Ware, die keine Seele hat. So hat der Kampf gegen die Sklaverei angefangen.
Aber wir wollen das ganz klar sagen: Das ist ein ganz furchtbares Unrecht. Und wir würden von Herzen gern sagen, wir unterstützen alle Aktionen dagegen. Denn das ist ja nicht nur in der Sklaverei so, das erkennen wir ja in unserer modernen Welt. Durch Berichte aus aller Welt erleben wir, wie unheimlich viele Menschen leiden. Denken Sie nur an die Frauen in so vielen Nationen und Religionen der Welt, die gedemütigt werden, ihre Rechte beraubt werden, versklavt werden und nichts zu sagen haben. Das kann doch nicht im Sinn von Jesus sein. Nein, das ist auch nicht im Sinn von Jesus.
Aber warum haben dann die Apostel, Paulus und Petrus, nicht viel klarer gegen die Sklaverei gekämpft? Wir haben ja im Neuen Testament den Brief von Paulus an den Philemon. Da geht es auch um einen Sklaven, der abgehauen ist, und Paulus schickt ihn einfach wieder zurück? Das geht doch nicht!
Und jetzt sind wir richtig dran: Was meint denn das Wort Gottes, das Wort Gottes, vom Heiligen Geist uns eingegeben, wenn uns das heute Morgen zugemutet wird?
Das Leiden im Alltag und die Kraft des Glaubens
Ganz wichtig ist, dass es um schwierige Menschen geht, mit denen man zusammenleben muss. Ich habe immer wieder bei Gesprächen in der Gemeinde erlebt, wie sehr es Menschen belastet, wenn sie im Vertrauen ihr Herz ausschütten – oft unter Tränen. Sie erzählen, wie grausam sie in der Ehe leiden, wie der Mann sie behandelt und schikaniert.
Auch Kinder berichten von solchen Erfahrungen. Ich habe erlebt, dass Eltern ihren Kindern verboten haben, gläubige Eltern in einen Jugendkreis zu geben. Die Kinder waren darüber verzweifelt.
Wenn man solche Situationen unter Kollegen erlebt, schreibt Petrus von den „wunderlichen Herren“. Das sind ganz schwierige Leute, mit denen man einfach nicht klarkommt. Ihr Denken ändert sich ständig: Heute so, morgen ganz anders. Man ist ihnen total ausgeliefert. Wenn dann jemand gemobbt wird – so sagt man heute im modernen Sprachgebrauch –, ist das genau das, was diese Menschen erlebt haben.
In der damaligen Welt von Petrus und Paulus gab es überall Sklaven. Deshalb hat Schlachter das mit „Hausknechten“ übersetzt. Diese Hausknechte waren Sklaven, die bis in die Familien hinein lebten. Darum will heute niemand mehr den Job eines Helfers im Haushalt übernehmen, wenn man das nicht aushalten kann – wenn man seiner Ehre und Würde beraubt wird. Das ist ganz furchtbar.
Petrus spricht aber von einer Gnade. Was ist das? Das ist das Allerwunderbarste, was Gott in unserer verfluchten Welt des Hasses, der Unterdrückung, der Bosheit und der hässlichen Worte schenkt: Gnade.
Schon in der Bibel beginnt das. Als die Sintflut über die Welt hinwegzog, war das Menschenherz von Jugend an böse. Noah fand Gnade. In einer Welt, in der einer gegen den anderen steht und sich ausbeutet, in der es kein Recht und keine Liebe gibt und Gott bereut, Menschen geschaffen zu haben, findet Noah Gnade.
Der Mensch ist zu Dingen fähig, zu denen kein Tier fähig ist, wissen Sie das? Er kann seine Existenz so pervertieren und ins Elend treiben, dass nichts mehr vom Bild Gottes in ihm sichtbar wird. Trotzdem fand Noah die Zuwendung Gottes, seine Liebe, sein Erbarmen und seine Güte. Das hatte er nicht verdient, und doch überlebte er.
Dann kommt Abraham – kein fehlerloser Mann, sondern ein Mensch wie du und ich, aber einer, der mit Gott rechnet. Noah erlebt die Gnade Gottes, und dann erfährt Abraham diese Gnade.
Jetzt spricht Petrus von der Gnade, die Menschen erleben, die in dieser grausamen Welt bis über ihre Kraft hinaus missbraucht, geächtet, geschunden sind, leiden und Not haben. Es ist ganz wunderbar, dass diese schreckliche Welt mit ihrem Fluch überwunden werden darf.
Die Grenzen menschlichen Handelns und die Nachfolge Christi
Aber zuvor möchte ich einfach noch über dieses Ärgernis sprechen. Haben eigentlich die Apostel nicht mehr dagegen gekämpft? Wissen Sie, sie lebten im Römischen Reich. Können Sie sich vorstellen, welche Macht der römische Kaiser damals hatte? Über die ganze damalige Welt herrschte er, es gab keine Opposition.
Was kann ein Einzelner gegen das Unrecht dieser Welt tun? Ich muss Ihnen das heute Morgen im Gottesdienst einmal erklären, weil unsere Christenheit heute, besonders in den westlichen Ländern, von einem Wahn besessen ist. Das hören Sie in jeder Jungschargruppe: Wir können die Welt verändern. Wo? Sie können nicht einmal Ihr eigenes Herz verändern. Sie können sagen: „Ich möchte mein Leben ändern“, und merken dann, dass Sie scheitern.
Ich erinnere mich noch, wie ich junge Leute getroffen habe, die auf der Straße saßen – auf einer Treppe, denn Stuttgart hat viele Treppen – und Opium in ihre Adern spritzten. Wenn ein junger Mann sagte: „Lass doch den Blödsinn, was erreichst du eigentlich?“ Wie oft habe ich in der Gemeinde Ehepaare erlebt, die sich in der Scheidung befanden. Warum gehen sie eigentlich auseinander? Das ist doch Unsinn, da ist etwas verkehrt.
Ich habe geredet wie ein Weltmeister – und was habe ich erreicht? Reden Sie mit Ihren Kindern und Enkeln, was erreichen Sie eigentlich? Es wäre schön, wenn man so tun könnte, als ob wir die Welt verändern könnten. Wir können die Wahlen in Frankreich nicht verändern, nicht einmal die deutschen Wahlen. Ihre einzelne Stimme wird nicht das Einzelne auslösen und verändern.
Wir sind gestern durch die Straßen von Berlin gelaufen und haben die schön verstreuten Häuser gesehen. Was können Sie eigentlich in dieser Stadt verändern, einer unheimlichen Molochstadt? Wenn einem das bewusst wird, merkt man: Nicht nur die schwierigen Menschen sind das große Problem.
Wir leben in einer Welt des Fluchs Gottes, in einer Welt, die dahingegeben ist, in einer unheimlichen Welt, in der sich Terror maßlos ausbreitet. In den letzten Jahren ist es nirgendwo auf der Welt gelungen, diesen schrecklichen Terror und die Angst auch nur um einen Millimeter zurückzudrängen. Im Gegenteil: Die Bomben, die abgeworfen wurden, haben ihn nur vergrößert.
Und glauben Sie nicht, dass man dieser unheimlichen Macht steuern kann! In dieser großen Welt des Schreckens – wie ist denn Jesus in diese Welt hineingegangen? Wir sollten uns wieder orientieren, und das macht ja Petrus. Wie hat denn Jesus das gemacht?
Hat Jesus große Sprüche gemacht? Jesus sprach nicht davon, wie er die Wirtschaftsordnung ändert, wie er den Hohen Rat in Jerusalem neu besetzt oder wie er die Heuchelei der Frömmigkeit aufdeckt – kein Wort davon. Jesus ist still leidend durch diese Welt gegangen und hat das maßlose Unrecht ausgehalten – bis zur Kreuzigung. Das war furchtbar: das Unrecht, der Hass, die Bosheit.
Da wird uns die Maske vom Gesicht gerissen, und wir merken: Wir können die Welt gar nicht ändern. Das ist ja so erschütternd.
Persönliche Erfahrungen und die Realität des Scheiterns
Darf ich Ihnen an einem persönlichen Beispiel einmal verdeutlichen: Ich möchte den jungen Leuten nicht einfach nur alte Geschichten von früher erzählen. Das ist eine Not. Aber vielleicht kann ich es ja nur Ihnen klar machen.
Ich glaube, es ist 35 oder 40 Jahre her, da war ich auf dem Kirchentag in Frankfurt. Dort gab es eine politische Arbeitsgruppe. Sie wissen ja, dass gerade die großen Kirchen oft nur noch sagen: „Wir verändern die Welt.“ Zwar kommen kaum noch Leute in den Gottesdienst, aber wir verändern die Welt.
Damals gab es einen großen Auflauf der Studentengemeinden, mit riesigem Jubel zur Befreiung der Schwarzen in Afrika. Sie trugen einen Mann auf den Schultern herein – Jubel, Hoffnung für Afrika, „Wir Christen machen es!“ Dieser Mann war Mugabe von Zimbabwe.
Dieser Mann hat Afrika wie kein anderer zerstört. Es gibt überhaupt keinen solchen Rekordhalter, der in seiner gesamten Regierungszeit – heute ist er über 90 – das Volk so verarmen ließ. Er meinte es zwar gut, aber es war eben nicht gut.
Wir wollen alles gut machen, Christen in der Politik. Aber was klappt denn? Was können wir denn wirklich verändern an den ungerechten Zuständen?
Viele junge Leute sagen: Wenn ich mal heirate, machen wir etwas anderes. Pass mal auf, wie deine Erziehung wird, wie deine Kinder an dir leiden und wie die Verhältnisse werden, wenn du Chef bist. Das ist das Furchtbare in unserer Welt: Wir sind hineingebunden in eine gefallene Welt. Wir wollen sie ändern, aber wir können es nicht.
Jetzt redet Petrus zu den Sklaven, zu denen, die das alles über sich erdulden müssen. Er sagt: „Ihr wart wie die irrenden Schafe.“ Gibt es ein schöneres Bild in dieser Welt, wenn man nicht mehr weiß, wo der Weg ist, wenn man nicht mehr weiß, wie einem geschieht?
Ihr wart wie die irrenden Schafe, verirrte Schafe ohne Hirten. Sie finden ihren Weg nicht, sie finden auch nicht mehr zur Futterkrippe. Sie wissen nicht, wohin der Weg führt – verlorene Schafe ohne Hirten. Das ist das Allerschlimmste.
Und dann sagt Petrus: „Aber ihr seid bekehrt worden zu dem guten Hirten, zum Hirten der Schafe.“
Die Bedeutung des guten Hirten in einer zerbrochenen Welt
Ich möchte Ihnen sagen: Als jemand, der sein Leben lang in einer Landeskirche gedient und diese mitgetragen hat, weiß ich, was das Allerwichtigste ist. Es ist, Menschen zu Jesus zu führen in dieser unheimlichen Welt. Kein Dienst ist größer als dieser.
Wenn Menschen, die mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen – gescheiterte Menschen, die beruflich am Ende sind oder psychisch zusammengebrochen – das Größte erfahren, nämlich den guten Hirten kennen, dann ist das von unschätzbarem Wert. Und wie können sie ihn finden? Indem sie seine Stimme hören. Das ist das Allergrößte in dieser Welt.
So hat Jesus im Laufe der Jahrhunderte seine Gemeinde aufgebaut. Im Römerreich, besonders bei meinen Reisen in die Türkei, wird mir immer wieder bewusst, wie sehr gerade die Türkei ein Feld war, auf dem die Gemeinden des Neuen Testaments blühten. Die Briefe, die geschrieben wurden – an Ephesus, Kolossä, und wie sie alle hießen – stammen aus dieser Region. Auch die Sendschreiben in der Offenbarung stammen aus Kleinasien.
Ebenso die Gemeinden, an die Petrus schrieb. Dort gab es ein lebendiges Gemeindeleben, doch sie waren zerstreut. Es waren kleine Häuflein von Christen, kleine Grüppchen, so wie es in der Großstadt Berlin auch ist. Da sind nur wenige, aber sie stehen unter der Führung des Guten.
Es gibt nichts Schöneres als die Gewissheit: Der Herr ist mein Hirte. Und selbst wenn ich schon wandere durchs finstere Tal, steht David vor uns. Er war in der heißen Wüste Judas von Saul völlig zu Unrecht gejagt. Was konnte der arme David tun? Er rannte um sein Leben. Wenn Sie nach Israel kommen und durch die judäische Wüste gehen, können Sie erahnen, was David durchgemacht hat.
Er spricht vom frischen Wasser, von der grünen Weide und von der dunklen Nacht, wenn es durch das Todestal geht. Und er weiß: Jesus ist da. Lassen Sie die Leute ruhig spotten und sagen, es sei nur Seelentrost. In dieser furchtbaren Welt gibt es überhaupt keinen Trost außer: Jesus ist da. Er kennt dich und er liebt dich.
Ich möchte Ihnen heute auch ganz stark zusagen: Wenn Sie sagen, ich lebe in einer verdammt schwierigen Situation, ich weiß nicht mehr weiter, ich habe viele Menschen gefragt, doch sie können mir nicht helfen – dann darf ich Ihnen sagen: Das ist der Platz, an den Jesus dich ganz bewusst geführt hat.
Die Bedeutung von Leid und Gnade im Leben der Gläubigen
Wir haben ja auch manchmal als ältere Menschen noch Nachtstunden mit meiner Frau, in denen man nicht schlafen kann, weil die Sorgen um das unheimlich Böse einen erdrücken. Es ist gar nicht wichtig, worum es genau geht, aber solche Stunden kennen sie auch. Sie merken, dass ganz böse Dinge da sind, die sie mit ihrer eigenen Kraft nicht bekämpfen können.
Meine Frau hat in einem alten Büchlein, vielleicht nur einem Heft, einen Satz gefunden, der besagt, dass Gott Schleifsteine braucht, um uns zuzurüsten und uns als seine Kinder schönzumachen. Dazu benutzt er solche widrigen Menschen, die uns so viel Böses antun, dass wir damit nicht mehr fertig werden.
Diese Schrift, die meine Frau entdeckt hat – ich kann Ihnen nur immer raten, graben Sie in Ihrem Bücherschrank. Ich schätze besonders die alten Schriften. Manchmal gibt es kaum Neues, das so tief geht wie die alten.
Der Mann, von dem ich spreche, hat in Berlin gewirkt: Johannes Gosner. Drüben beim Checkpoint Charlie sind noch die Umrisse der Bethlehemskapelle aufgerichtet. Das ist ein Platz, der mir sehr lieb ist. Dort waren viele große Prediger des Evangeliums tätig: Jenicke, Gustav Knack, der Liederdichter von „Keiner wird zu Schanden“ und viele andere. Das waren die Flüchtlinge der Hussiten aus Prag, die sich dort sammelten.
Johannes Gosner müssen Sie wissen, war ein katholischer Priester. Zur Zeit Napoleons gab es in Memmingen im Allgäu eine Erweckung unter lauter katholischen Priestern. Dabei war auch ein Bischof, Bischof Seiler. Zudem war Ignaz Lindl dabei, der später nach Odessa ging und dort bei den Russlanddeutschen geistliche Spuren hinterlassen hat.
Überall finden sich solche geistlichen Spuren, doch diese Männer hatten es schwer und wurden von ihrer Kirche verfolgt. Martin Boos war der Erste, der am Sterbebett einer katholischen Frau, die erdrösten wollte, sagte: „Es hilft doch nichts, mich rettet nur das Blut von Jesus.“ Er war immer fromm gewesen, doch dann wachte Martin Boos in Gallneukirchen auf und gründete später ein großes Werk.
Alois Hinhofer, der Erwägungsprediger Badens, geht auf diese Bewegung zurück. Ebenso Ludwig Hofacker, der bis nach Indien unter den Kohlen arbeitete, wo Johannes Gosner eine Missionsarbeit mit großem Erfolg begründete.
Das Wunderbare daran ist: Sie hatten in Christus in euch die Hoffnung der Herrlichkeit. Uns wird es nie gelingen, diese gefallene Welt zu verändern. Sie reift auf das große Gericht Gottes zu. Aber wir dürfen in dieser Welt erleben, dass wir anderen von Jesus erzählen, der in sündigen Menschen seine Königsherrschaft aufbaut.
Und das war das Motto: Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Die Kraft des Leidens und das Vorbild Jesu
Gosner ist als katholischer Priester nach Petersburg gegangen und hat dort große Bibelstunden gehalten. Später wurde er ausgewiesen, bis er an die Bethlehemskirche kam. Dort verlangte er vom preußischen König, evangelisch zu werden. Er tat es, weil es ihm nicht wirklich wichtig war. Auch das schöne Lied „Segne und behüte“ geht auf Johannes Gosner zurück.
Heute möchte ich Ihnen besonders die „Schleifsteine“ nahebringen. Das sind die Situationen, in denen Sie Ihr eigenes Ich schleifen können und plötzlich merken: Jesus will mich verändern. Mich will er verändern, nicht die Welt. Übrigens, wenn Sie die Bibel lesen, wissen Sie das doch: Joseph konnte den Pharao nicht verändern. Und auch Jesus hat Pilatus nicht verändert. Sie sind als Zeugen der Wahrheit durchgegangen, aber Jesus hat die Menschen verändert. Und das ist das ganze Thema: die, die willig sind, das zu ertragen.
Paulus hat sich nie seiner Gaben gerühmt, also was er alles konnte und wie viele Gemeinden er gegründet hat. Stattdessen hat er sich seiner Schwäche gerühmt, damit die Kraft Gottes in seiner Schwäche offenbar werde. Und die Kraft Gottes ist das Leiden.
Ich habe mein Leben lang, also über 40 Jahrzehnte, mich um verfolgte Christen gekümmert. In einer Zeit, in der in den meisten evangelischen Kirchen noch geleugnet wurde, dass es Christenverfolgung in Russland gibt – zur Zeit des Hochkommunismus – haben wir die Verbindungen von Licht im Osten aufgenommen. Heute bin ich noch bei der Hilfsaktion Märtyrerkirchen tätig. Und bei Hilfe für Brüder haben wir viele Kontakte geknüpft.
Wissen Sie, es gibt vielleicht 70 Länder auf dieser Erde, in denen der Name Jesus nicht geduldet wird. Dort setzt die Staatsmacht alle Mittel ein – Polizei, alle gesetzlichen Maßnahmen –, um zu verhindern, dass von Jesus und seiner Königsherrschaft gepredigt wird. Das fürchten die Mächtigen dieser Welt. Kim in Nordkorea hat keine Angst vor Amerika mit seinen Atomraketen, aber den Namen Jesus hält er nicht aus. Deshalb verfolgt er Christen auf grausame Weise.
Das war in China so, das war in Kuba bei Fidel Castro so, und das war in Laos so, wo Kirchen geschlossen wurden – auch in Kambodscha. Wo man hinschaut, besonders im Islam, ist das so. Man kann mit Muslimen wunderbare Gottesdienste feiern, aber nie über Jesus reden. Wenn man Jesus sagt, bricht die Hölle los.
Jesus will uns befähigen, in seiner Spur zum Leiden zu gehen. Es gibt in dieser Welt kein größeres Zeugnis als die Spur der Leidenden und wie furchtbar das ist. Sie haben die Bilder gesehen, zum Beispiel im Fernsehen, von den 21 Landarbeitern aus Ägypten, die in Libyen waren. Sie wurden in orangefarbene Gewänder gekleidet, hinter ihnen standen die Schergen und schnitten ihnen den Hals durch. Gott sei Dank wurde das Video hier nicht gezeigt, aber unsere ägyptischen koptischen Freunde haben es gesehen.
Was war das Letzte, das sie rufen sollten? „Allah Uqachba“. Stattdessen riefen sie: „Jesus, mein Heiland!“ Und dafür haben sie ihr Leben gegeben. Wir konnten den Familien etwas helfen, zum Beispiel mit einer Kuh zum Überleben, denn sie leben in totaler Armut.
Das waren junge Leute, reife Leute, die in einer Welt des Unrechts nur sagten: „Ich will mit meinem König Jesus mein Leben führen.“ Und das bleibt ein Leben lang so. Es gibt nichts Größeres, als in der Spur von Jesus zu sein.
Wie viele Märtyrer gibt es heute? Nirgendwo kommen so viele Menschen zum Glauben an Jesus wie in den Verfolgungsländern. Eigentlich wächst die Gemeinde nur dort, weil dort ganz klar ist: Nicht die Gemeinden, nicht die Lieder, nicht die Persönlichkeiten sind entscheidend, sondern der herrliche Heiland Jesus.
Wenn heute in Teheran jeden Monat Hunderte sich taufen lassen, habe ich einen gefragt: „Bist du dir bewusst, dass im Koran steht, dass man dich töten muss?“ Er antwortete: „Das weiß ich, aber ich habe doch Jesus.“
Das ist der Weg der Glaubenden seit den Tagen Jesu. In Zeiten, als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im christlichen Namen herrschte, war das ein Reich des Unrechts. Aber die Jesusgemeinde hat im Gehorsam der Nachfolger gelebt.
Deshalb schreibt Petrus so schön in seinen Versen: „Ihr seid das auserwählte Geschlecht, ihr Sklaven!“ Das königliche Priestertum, das Jesus euch anbietet, ist in dieser Welt gefordert. Wenn euch Unrecht widerfährt, sollt ihr euch nicht aufregen.
Was habe ich für Unrecht erlebt in Kirchen, Freikirchen und in der Christenheit! Regt euch nicht auf, sondern geht den Weg mit Jesus. Nicht nur in der Welt, überall herrscht Unrecht.
Ihr sollt verkündigen die Wohltaten dessen, der euch berufen hat, aus der Finsternis zu kommen. Ist das nicht wunderbar? Das ist das Herrliche in dieser Welt, dass uns Jesus berufen und in seinen Dienst genommen hat, damit wir ihm dienen können.
Die Vergebung der Sünden und die Demut im Leiden
Und dann macht Petrus diesem Sklaven noch etwas bewusst: Jesus hat auch eure Sünden hinaufgetragen an das Holz des Kreuzes.
Wissen Sie, das bleibt uns jeden Tag oft unbewusst. Nicht nur unsere Mitmenschen sind das große Problem. Im Lutherjahr, 500 Jahre nach Luther, darf man sagen: Mit dem Katechismus, wie wir ihn noch gelernt haben – und da bin ich ein stolzer Lutheraner –, hat Jesus mich, einen verlorenen und verdammten Menschen, erlöst.
Ich brauche nicht zu klagen über das Unrecht, das mir widerfährt. Ich bin ein sündiger Mensch. Ich werde schuldig an meiner Frau, an meinen Kindern, an so vielen Mitarbeitern. Ich werde schuldig an einer Verkündigung, die oft nicht klar genug ist. Ich werde an so vielem schuldig. Aber Jesus hat meine Sünden ans Kreuz getragen. Das macht uns barmherzig, und das ist der größte Dienst: wenn ich mitleiden darf mit einer Welt des Unrechts, die geschieht.
Was alles da ist in dieser Welt, in der man so leiden kann – unsere Schüler schon in der Schule! Wissen Sie, was wir unseren Kleinkindern heute antun, indem wir sie in einen Kindergarten stecken? Wissen Sie, dass jede Gemeinschaft für jeden Menschen etwas ganz Furchtbares ist? Das haben Sie in der Schule erlebt, wie eine Gemeinschaft mit dem Einzelnen umgeht. Nur die Mutter versteht ein Kind.
Und das ist so viel, was Menschen von Kindertagen an lernen müssen, wenn sie fremdeln in einer fremden Umgebung. Ich sehe es immer, wenn sie mit dem Bullerwagen bei uns vorbeiziehen. Sie hängen den Kopf, rufen „Mama, Mama“ – und die Mama ist nicht da. Dann kommt irgendeine Schleckerfrau, die jetzt Kindergärtnerin ist.
Das Leiden der Menschen, das ist so schlimm. Aber dass wir von der Liebe Jesu leben dürfen, das ist das Wunderbare. Das macht unser Leben neu.
Jetzt sagt Petrus: Wir dürfen von Jesus lernen. In einer Welt des Unrechts – darf ich noch einmal daran erinnern – habe ich diesen frechen Satz gesagt, dass wir die Welt gar nicht verändern können. Ich muss natürlich ehrlicherweise sagen: Es gibt Gnade bei Gott, dass er Menschen befähigt, in totaler Demut in dieser Welt Spuren des Segens zu hinterlassen.
Mein Vater hat im Dritten Reich sein Amt verloren. Und als er nach dem Krieg im Ministerium saß, hat er die Berufsschulen aufgebaut. Er sagte immer: „Wenn ich noch einmal etwas in unserem kaputten Deutschland wiedergutmachen darf, dann ist das Gnade Gottes.“ Ich will nichts tun ohne Jesus.
Das ist mit 57 Jahren abgerufen worden. Aber seit ich etwas tun durfte, ist es ein Vorrecht. Wo Sie in dieser Welt etwas Liebes und Gutes tun, ist es nicht umsonst, was Sie im Namen Jesu tun.
Die Kraft des Glaubens im Kampf gegen Unrecht
Es war ausgerechnet einem versoffenen Sklaven, dem Schiffskapitän geschenkt wurde, schon Juden hieß er und führte ein Lodderleben. In der letzten Stunde beim Schiffsuntergang wurde er gerettet. Später zog er nach London in den Stadtteil Klebhem. Dort wurde er verspottet als „Klebhem-Sekte“, obwohl prominente Admiräle zu dieser kleinen Freikirche gehörten. Christen werden immer als Sekte verspottet.
Aber ihm war es geschenkt, die Sklaverei abzuschaffen. Die Juden selbst konnten es nicht tun. Da war ein 24-jähriger Parlamentsabgeordneter namens Wilberforce, der ihn zu einem Nachgespräch drängte. „Mach keine Karriere im Parlament“, dachte der junge Kerl. Er war mit William Pitt, dem Premierminister, befreundet. „Wie kann ich Karriere machen?“, fragte er. „Nein“, sagte Wilberforce, „gib dein Leben für Jesus!“
Es war ihnen geschenkt, in einem jahrzehntelangen schlichten Kampf die Sklaverei abzuschaffen. Die Abschaffung der Sklaverei geht auf Evangelikale in England zurück. Ein tolles Buch von Metaxas über Wilberforce sollten Sie lesen. Aber nur das Geschenk Gottes in seiner Güte ist immer Gott, der durch schwache Menschen wirkt, damit es gelingt.
So wie Jesus Zeichen und Taten hinterlassen hat, tut er das auch durch Ihr Leben, wenn Sie demütig, arm, klein und dankbar sind. Wo wir hochmütig, frech und stolz sind, kann Jesus nichts mehr wirken. Dort sind nur noch hohle Sprüche, die niemand mehr erreichen. Deshalb können wir von Jesus lernen.
Das war für Petrus sehr wichtig. Er war selbst ein Mann der Leidenschaft und der Begierde. Das war für ihn selbstverständlich, als er im Garten Gethsemane war. Die Kriegsknechte, wie es dort heißt, packten Jesus so hart an, dass das Schwert gezogen wurde. Wir sind alle so. So können wir Jesus nicht gefallen.
Er hat lange gebraucht. Er saß im Hof beim Hohenpriester am Kohlenfeuer und sah durch das offene Fenster, wie Jesus geschmäht und verhöhnt wurde. Jesus litt und widersprach nicht. Das ist das Stärkste in der Passionsgeschichte: Er drohte nicht, als er litt, und wehrte sich nicht mit falscher Macht dagegen. Denn solche Macht ist Teufelsmacht, die über unserer Welt liegt.
Jesus geriet in diese Macht. Was sagt Jesus? „Die Stunde der Finsternis ist da.“ Wissen Sie, wie schlimm die Stunde der Finsternis ist? Wir werden sie auch in unserer Welt immer stärker erleben. In der Stunde der Finsternis nützen weder unser Gerede noch unser Tun etwas.
Petrus stellt es dem, der Richter ist, anheim. Das ist das Mächtigste: dass wir sagen, Gott, in deiner Hand liegt alles, und wir bitten dich für eine verlorene Welt. So wie Abraham für Sodom und Gomorra gebetet hat, bitten wir dich. Er stellt es dem Anheimnis der Rechtsprechung.
Das Vorbild Jesu als Leitlinie für das Leben
Und nun bringt Petrus ein eindrucksvolles Bild: Jesus hat uns ein Vorbild hinterlassen. Das Wort „Vorbild“ wird bei uns meist in einem anderen Sinn verwendet. Im Griechischen steht an dieser Stelle im Neuen Testament ein Wort, das nur hier vorkommt – es bedeutet „Schreibvorlage“.
Interessanterweise haben die Griechen in der Schule nicht mit einer Fibel gelernt, sondern mit Steinblöcken. Die Kinder lernten die Buchstaben, indem sie mit dem Finger die Ritzen dieser Steine entlangfuhren. So lernten sie, wie der Buchstabe A, B oder C geschrieben wird.
Petrus sagt den Gläubigen, dass sie bei Jesus wieder lernen müssen, wie das geht. Gerade wenn man in einer Welt voller Unrecht und Gewalt lebt, ist das ein starkes Zeugnis.
Damals lebten die Christen in der Provinz Lykien in der Türkei unter schweren Bedingungen. Im gleichen Brief schreibt Petrus: „Lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt.“ Es ging also schon sehr hart zu.
Er ermutigt weiter: „Zu eurer Versuchung, die euch widerfährt, sollt ihr euch nicht wundern, als widerführe euch etwas Seltsames. Freut euch vielmehr, dass ihr mit Christus leidet. Freut euch mit Christus, damit ihr auch zur Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.“
Weiter heißt es: „Selig seid ihr, wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet. Denn der Geist, der Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch.“
Die Kraft des stillen Leidens und die Ausbreitung des Glaubens
Wissen Sie, dass die wahre Macht der Christenheit durch die Jahrhunderte nicht in ihren Trugschriften oder Massenaufmärschen lag? Solche Aufmärsche beherrschten auch die Nazis und Kommunisten. Vielmehr war es das stille Leiden der Christen, das ihre Kraft ausmachte.
Es hat noch nie so viele Bekehrungen im Islam gegeben wie heute. Und das alles ist das Ergebnis des stillen Leidens im Terrorismus. In Algerien gab es 200 Tote unter der algerischen Bevölkerung – das ist Terrorismus. Doch viele Muslime haben genau daraus Kraft geschöpft. Ist das Gottes Werk?
Die Gestalt von Jesus hat in China unzählige Menschen angezogen. Immer wieder sagen sie: „Es war Jesus, der mich gesucht hat, den ich gesucht habe.“ Was haben sie bei Jesus gefunden? Jeder Volksprediger hat mehr erreicht, doch Jesus ist das stille Leiden und die Liebe. Es geht um die Überwindung dieser Welt. Denn wir leben in einer gefallenen Welt.
Es war wieder die Türkei, das Kleinasien, wo 250 Jahre später die Geschichte der Goten begann. Unsere Vorväter nahmen Kriegsgefangene in Kappadokien gefangen – Kappadokien ist noch heute ein Teil der Türkei. Die ersten Germanen wurden durch diese kriegsgefangenen Christen aus Kappadokien Christen. Sie machten ihre Herren zu Brüdern. Geht das überhaupt? Kriegsgefangene, die geschunden und entehrt wurden, haben diesen trauernden Germanen und ihrem germanischen Kult eine neue Richtung gegeben.
Sie wissen, was der Wodanskult war und was Hitler aus der Nazikultur später von den alten Germanen noch lernen wollte. All dies wurde überwunden durch das schlichte Lebenszeugnis, das Christentum der gefangenen kappadokischen Christen. Der Großvater von Wulfila, dem späteren Bibelübersetzer, war einer dieser Christen.
Das ist der Weg der Christen durch hohe Not und Verfolgung. Die Waldenser und viele andere Zeugen der Christenheit haben das erlebt. Johannes Gossen hat davon erzählt, ebenso wie viele andere Zeugen. Die Salzburger zogen nach Ostpreußen, durch Berlin hindurch, und haben das erlebt und bezeugt.
Der Geist der Herrlichkeit ruht auf ihnen. Ruht der Geist der Herrlichkeit auf ihnen? Selig seid ihr! Das ist ein großartiges Wort. Selig sein bedeutet noch viel mehr als glücklich sein. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet, weil Christus in unserem Herzen wohnt.
Friede in uns, Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit – das ist so wunderbar, dass man es erleben darf.
Persönliche Erfahrungen und die Kraft des Glaubens im Alltag
Als ich ein junger Schüler war, verfügten nur die ganz Älteren über Wissen, und ich setzte mich begeistert und mit großer Leidenschaft für den Biafra-Konflikt ein. Damals spaltete sich in Nigeria eine Provinz ab, und wir kämpften gegen dieses maßlose Unrecht. Ich erinnere mich noch, wie ich Poster klebte – mit einer Leidenschaft ohnegleichen.
Viele Jahre später entdeckte ich, dass es nichts anderes als ein überheblicher Nationalkrieg war, in den wir alle hineingefallen sind. Die ganze Christenheit fiel darauf herein, weil der Präsident des Landes im Ökumenischen Rat der Kirchen saß. Er mobilisierte seine Truppen, und plötzlich wurden Waffen gesegnet.
Später prüften wir die Theologie der Revolution, die besagt, dass wir die Welt mit Waffen verändern müssen. Das war die Hoffnung für Lateinamerika. Viele Christen sagten immer wieder, man müsse etwas tun. Wissen Sie, wie Lateinamerika verändert wurde? Durch eine riesige Erweckung. Heute spricht niemand mehr von der Revolution, weil der Name und das Evangelium von Jesus viele Menschen erreicht haben.
Es kam zu einer Volksveränderung. Die Väter, die früher nur tranken und sich unmoralisch verhielten, wurden treue Familienväter. Das Wort Gottes erreichte viele Menschen. Gerade in Nigeria ist heute etwas ganz anderes zu beobachten.
In den Nachrichten hört man von 83 entführten Mädchen, von denen nach drei Jahren noch nicht alle freigelassen sind. Dort, wo die schreckliche Christenverfolgung herrscht – in Nordnigeria –, haben sich die Christen geschworen, keine Gewalt anzuwenden. Sie ertragen das Böse. Sie sagen oft, dass viele Generäle in der Armee bekennende Christen sind, aber sie beteiligen sich nicht am Militär. Stattdessen beten sie für ihre Feinde.
Bei den Massenbeerdigungen, wenn ein Dorf überfallen wird und oft 140 Frauen und Kinder beerdigt werden, gibt es keine Beerdigung ohne Gebet für die Verfolgung. Sie berichten, dass sich nirgendwo so viele Muslime bekehren wie dort. Das Zeugnis von Jesus ist das mächtigste, auch in ihrem Leben.
Sie bitten immer wieder darum, für sie zu beten, dass sie durchhalten, denn ihre fleischliche Eigenart ist sehr schwierig. Darum ist es so wichtig, dass uns das Vorbild von Jesus wichtig wird, dass wir diese Haltung einüben. Gerade im täglichen Ärger, im Umgang mit dem, der Recht spricht, im Tumult des Arbeitslebens und in den Spannungen mit den Kindern sollen wir in der Stille beten: Herr Jesus, löse du das, was ich nicht lösen kann!
Dazu seid ihr berufen. Marxisten werden das nicht verstehen, viele andere leidenschaftliche Weltveränderer ebenfalls nicht. Sie verstehen nicht, dass hinter allem Kampf nur Blut und Tränen stehen, auch maßloses Unrecht, aber dass der Weg Jesu und das Zeugnis von Jesus das Größte sind.
Ich kann das nicht aus meinem Fleisch herausleben; meiner Natur nach ist das unmöglich. Wenn mich jemand anschreit, schreie ich zurück. Herr Jesus, ich brauche deine Neugeburt. Du musst in meinem Leben Herr und König sein – gerade weil wir alle mit wunderlichen Herren zu tun haben, nicht nur mit gütigen, sondern auch mit schwierigen.
Versteht gut, dass heute manche sagen: Was soll ich noch Mutter sein? Ich bin doch nicht der Schuhabputzer der Familie, ich will mich lieber anders verwirklichen. Wissen Sie, alle Berufs- und Lebensziele werden in unserer Welt schlecht gemacht.
Doch eine Enkelin, eine große Mathematikerin, gab alles auf und freut sich an ihren vier Kindern, weil sie die Führung von Jesus begriffen hat. Bei jedem Menschen sieht das anders aus, aber sie wurde von Jesus geführt. Jeder Platz wird durch Jesus geheiligt, auch wenn er noch so schwierig ist.
Ihr Mann hat einen ganz kleinen Verdienst, und sie bekommt nichts von dem Geld, das man sonst erhält, wenn man einen Beruf aufgibt. Das ist alles nicht wichtig. Sie sagt immer: Geld ist gar nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich den Weg gehe, den Jesus mich führt.
Und das ist der Segensweg, der mich reich macht, der mich groß macht und der ganz wunderbar für mich ist – auch gerade an einem schwierigen Platz heute. Kein Zeugnis ist so stark wie dieses: unter schwierigen Menschen zu leben und die Kraft von Jesus zu erfahren.
Schlussgebet: Vertrauen und Berufung in einer schwierigen Welt
Ich möchte noch mit Ihnen beten.
Lieber Herr Jesus Christus,
Du hast uns in eine schwierige Welt hineingestellt – eine gefallene, gnadenlose Welt, in der Menschen ungebremst herrschen und ihre Ichsucht ausleben. Wir erkennen erst allmählich, wie sehr auch wir selbst diese böse Art in uns tragen, wie sehr wir Ichmenschen sind. Und so viele Menschen leiden an uns.
Herr, heute ist uns das ganz besonders bewusst geworden. Wir wollen all diese Sünde ablegen, die Du am Kreuz für uns getragen hast. Wir möchten von diesem Ort heute, auch nach dem Mahl, als Menschen weggehen, denen Du alle Lasten abgenommen hast – als Gerechte, Geheiligte, als Geliebte, als von Dir Gesandte und Berufene. Wir bitten, dass Du in unserem Herzen herrschen darfst.
Darum bitten wir Dich auch in den schwierigen Problemen, die wir jetzt zu Dir bringen. Jeder von uns hat solche Nöte, mit denen wir nicht fertig werden. Aber Du bist der Herr, bei Dir ist alles möglich, und Du willst Dein Reich bauen.
Wir möchten Dich ganz besonders für diese Gemeinde hier in der Hasenheide bitten. Segne sie in Berlin, bring den Menschen Frieden, die keinen Frieden haben, und gebrauche sie zu Deiner Ehre.
Danke, Herr, für Deine Verheißung und Deine Berufung. Amen.
