Liebe Gemeinde,
heute haben wir wieder einen spannenden Abschnitt aus dem Buch Daniel vor uns – das vorletzte Mal vor den Ferien. Da stellt sich vielleicht die Frage: Warum sollen auch wir als Gemeinde des Neuen Testaments immer wieder das Alte Testament studieren? Was sagt uns das?
Der Apostel Paulus schreibt in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich.“ Das steht schon mal fest. Paulus schreibt an Christen. In Römer 15,4 spitzt er das noch deutlicher zu: „Was zuvor geschrieben ist“, also im Alten Testament, „das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“
Wir sollen also durch den Trost der Schrift, auch durch den Trost von Daniel 8, Hoffnung haben.
Auf den ersten Blick muss ich sagen, ist unser heutiges Kapitel allerdings nicht sehr tröstlich. Es beginnt mit einem brutalen Kampf – Sie werden es gleich sehen – zwischen einem Widder und einem Ziegenbock. Die beiden gehen mit ihren Hörnern krachend aufeinander los, bis einer von beiden am Boden liegt und zertreten wird.
Unser Thema lautet darum auch: Wie Hörner rasseln und zerbrechen.
Auf den ersten Blick also nicht sehr trostreich. Doch auf den zweiten Blick bekommen wir hier einige Informationen, die wir zum Teil schon aus früheren Kapiteln kennen.
Gerade heute Morgen hat mir ein Mitarbeiter gesagt, er habe zur Vorbereitung die andere Predigt noch einmal gehört und festgestellt: „Mensch, die Kapitel sind ja ziemlich ähnlich, Kapitel 7 und Kapitel 8.“ Da habe ich gesagt: „Ja, genau, das ist auch die Herausforderung für den Prediger.“
Die entscheidende Frage ist ja: Warum brauchen wir auch noch Daniel 8? Warum hat Gott ausgerechnet dieses Kapitel in die Bibel mit aufgenommen?
Das ist immer eine Frage, die ich unseren Studenten stelle, wenn sie Predigten lernen oder Homiletik studieren: Warum hat Gott dieses Kapitel eingebaut? Was ist seine Absicht damit? Warum hat der Heilige Geist dafür gesorgt, dass diese 27 Verse aufgeschrieben wurden?
Das ist doch die Frage. Und das war auch immer wieder meine persönliche Frage in der Predigtvorbereitung: Was ist die Botschaft, die wir daraus hören sollen?
Daniel hat von Gott ausdrücklich den Auftrag bekommen, diese Informationen für eine sehr ferne Zukunft aufzubewahren – also auch für uns und unsere Zeit.
Das lesen wir ganz am Ende. Wenn Sie auf Ihrem Gottesdienstzettel das Kapitel vorliegen haben, schauen Sie auf der Rückseite auf den vorletzten Vers. Dort steht die Aufforderung an Daniel: „Dies Gesicht von den Abenden und den Morgen, dass dir hiermit kundgetan ist, das ist wahr, aber du sollst das Gesicht geheim halten.“
Hier sollte man besser übersetzen: das Geheimnis verwahren, das Geheimnis aufbewahren. Es geht also nicht darum, etwas zu verdecken, sondern darum, es aufzubewahren.
So ist die Aufforderung gemeint, denn es ist noch eine lange Zeit bis dahin. Daniel sollte es unbedingt aufschreiben, weil wir es brauchen.
Einführung in die Vision und ihre Bedeutung
Und was sollen wir nun aus diesem Säbelrasseln beziehungsweise Hörnerrasseln mitnehmen? Das ist die Frage, der wir uns annähern wollen.
Wir haben hier wieder eine Vision, ein Gesicht, das Gott dem Daniel gegeben hat. Inzwischen sind wir etwa zwei Jahre weiter als in Kapitel sieben. Wir befinden uns um 550 vor Christus. Daniel ist knapp siebzig Jahre alt, irgendwo zwischen fünfundsechzig und siebzig.
In dieser Vision wird Daniel in die Provinz Elam geführt, in die Hauptstadt Susa. Dieses Gebiet liegt noch östlich von Babel und befindet sich zur Zeit Daniels in babylonischer Hand. Später wird Susa die Winterresidenz der persischen Könige, doch jetzt ist es noch in Babels Hand.
Es wird auch ein Fluss erwähnt, genauer gesagt ein Kanal, der Ulay.
Beginnen wir mit dem Text: Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, ein Gesicht, nach jenem, das mir zuerst erschienen war, also in Kapitel sieben, zwei Jahre zuvor. Ich hatte ein Gesicht, und während dieses Gesichtes war ich in der Festung Susa im Lande Elam am Fluss Ulay.
Der Ulay ist, wie gesagt, eher ein Kanal, der Susa mit dem Meer verbindet. Später wurde er auch von Alexander dem Großen genutzt.
Daniels emotionale Reaktion auf die Vision
Diesmal sehen wir bei Daniel eine auffällige Reaktion: Nachdem er diese Vision erhalten hat, zeigt er eine besonders starke emotionale Reaktion.
Das wird bereits in Vers 17 deutlich, wo er sagt: "Ich erschrak." In Vers 18 heißt es weiter: "Ich sank in Ohnmacht." Am Ende, in Vers 27, lesen wir noch einmal: "Und ich, Daniel, war erschöpft und lag einige Tage krank. Danach stand ich auf und verrichtete meinen Dienst beim König, also beim babylonischen König. Ich wunderte mich über das Gesicht, und niemand konnte es mir weiter auslegen."
Daniel ist also völlig mitgenommen und tief erschüttert von dem, was er gesehen hat.
Wir fragen uns: Warum? Was war daran so dramatisch und besonders?
Am besten steigen wir direkt ein in den Machtkampf zwischen dem Widder und dem Ziegenbock.
Der Widder als Symbol des medopersischen Reiches
Vers 3: Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluss. Er hatte zwei hohe Hörner, doch eines war höher als das andere, und das höhere war später hervorgewachsen.
Ich sah, dass der Widder mit den Hörnern nach Westen, nach Norden und nach Süden stieß. Kein Tier konnte vor ihm bestehen oder vor seiner Gewalt gerettet werden. Er tat, was er wollte, und wurde groß.
Im Vers 20 wird dann erklärt, um wen es sich bei diesem Widder handelt: Es ist das medopersische Weltreich, das dem babylonischen folgen wird. Noch herrschen die Babylonier, ja, aber es ist das medopersische Weltreich, das kommen wird.
Vers 20: Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.
Um 550 v. Chr., als Daniel diese Vision erhält, ist Babylon noch die führende Supermacht. Aber am Horizont macht sich schon ein Mann aus dem Osten bereit, die politischen Kräfteverhältnisse umzukehren. Das ist Kyros, der Perserkönig.
Es gelingt ihm, das medische und persische Reich zu einen. Dann marschiert er von Osten her Richtung Westen. Er nimmt Babylonien und Griechenland ein, Richtung Norden nimmt er Kleinasien ein, und Richtung Süden erobert er Israel und Ägypten.
Genau das wird hier bei Daniel angekündigt – ganz wörtlich in Vers 3 und in all den folgenden Versen. Die beiden Hörner stehen für Medien und Persien, also zwei Mächte, die sich zu einer Macht zusammenschließen. Das höhere Horn war später gewachsen, weil Persien ursprünglich das schwächere der beiden Reiche war, aber später stärker wurde unter der Führung von Kyros.
Das ist präzise Prophetie, die Daniel hier niederlegt, bis in die Kleinigkeiten der Symbolik hinein. Das ist auffällig und lässt sich im Nachhinein überprüfen.
Der Ziegenbock und Alexander der Große
Aber das ist noch längst nicht alles, was Daniel hier ankündigt. Die Verse fünf bis acht springen noch einmal zweihundert Jahre weiter in die Zukunft. Man kann also noch einmal zweihundert Jahre hinzufügen, nämlich bis in die Zeit Alexanders des Großen.
Wir springen also vom Jahr 550 v. Chr. ins Jahr 334 v. Chr. Und indem ich darauf achtete, nämlich auf den Widder, siehe, da kam ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu berühren. Der Ziegenbock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen.
Er kam bis zu dem Widder, der zwei Hörner hatte, den ich vor dem Fluss stehen sah. Er lief in gewaltigem Zorn auf ihn zu. Ich sah, dass er nah an den Widder herankam und voller Grimmen stieß er den Widder und zerbrach ihm seine beiden Hörner. Der Widder hatte keine Kraft, um vor ihm bestehen zu können. Der Ziegenbock warf ihn zu Boden und zertrat ihn. Niemand konnte den Widder vor seiner Gewalt erretten.
Der Ziegenbock wurde sehr groß. Als er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn. An seiner Stelle wuchsen vier andere Hörner, die nach den vier Winden des Himmels hin ausgerichtet waren.
Weiter unten, in den Versen 21 und 22, folgt noch eine Erklärung. Dort heißt es: Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König. Die vier Hörner, die an seiner Stelle wuchsen, nachdem es zerbrochen war, bedeuten, dass vier Königreiche aus seinem Volk entstehen werden, aber nicht so mächtig wie er.
Es ist hochinteressant: Das große Horn ist Alexander der Große. Er war der erste König nach der Eroberung Persiens – nicht der erste König überhaupt, aber der erste nach dieser Eroberung. Er ist das große Horn.
Diese Verse nehmen zweihundert Jahre vor seinem Wirken den unwiderstehlichen Siegeszug Alexanders vorweg. Die Geschwindigkeit seiner Erfolge wird dadurch beschrieben, dass er den Boden kaum berührte. So schnell war er.
Im Jahr 334 v. Chr. zieht er vom Westen her durch Kleinasien nach Osten. Es wäre am besten, wenn wir eine Karte hätten, um das zu zeigen. Das sollten wir bei Gelegenheit noch einmal machen. Im Jahr 333 v. Chr. findet die berühmte Schlacht bei Issos statt, und dann setzt sein Sturmlauf über die damals bekannte Welt ein: den Orient, Kleinasien, Syrien, Palästina, Ägypten, Zweistrum, Landmedien, Persien, Afghanistan bis nach Indien. So weit reicht Alexanders Reich.
Schließlich trifft er auf den letzten Perserkönig Darius III. und wirft ihn krachend zu Boden. Er lässt ihm keine Chance.
Aber – und das ist wichtig – auf dem Höhepunkt seiner Macht wird der erst 32-Jährige plötzlich gestoppt. Im Vers 8 heißt es: Der Ziegenbock wurde sehr groß, und als er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn.
Im Jahr 323 v. Chr. stirbt Alexander, wahrscheinlich in Babel, an Malaria. Der Genius der Kriegsführung stirbt an einer simplen Krankheit, wenn man so will.
Da kein eigener Erbe bereitsteht, um die Macht zu übernehmen, teilen schließlich vier seiner Generäle das Reich unter sich auf. Das sind die vier Diadochen.
Auch das sagt Daniel zweihundertzwanzig Jahre vorher voraus. Es ist faszinierend: Am Ende von Vers acht heißt es, dass an der Stelle des großen Horns vier andere Hörner nach den vier Winden des Himmels wuchsen.
In Vers 22 wird noch einmal gesagt, dass vier Hörner an seiner Stelle wuchsen, nachdem es zerbrochen war. Das bedeutet, dass vier Königreiche aus seinem Volk entstehen werden, aber nicht so mächtig wie er.
So war es auch: Im Norden Cassander, im Westen Lysimachos, im Osten Seleukos und im Süden Ptolemäus. Das waren die Generäle – alles ist genau so gekommen.
Der erste Trost: Gottes souveräne Übersicht
Und ich bitte Sie, halten wir hier mal inne! Ist es nicht erstaunlich, wie präzise Daniel all diese Erfüllungen vorausgesagt hat – im Jahr ungefähr 550 vor Christus. Unvorstellbar!
Das hatten wir ja in den vorherigen Kapiteln teilweise schon gesehen, aber Kapitel 8 führt uns diese Präzision noch einmal besonders deutlich vor Augen, weil wir den Trost der Schrift haben sollen.
Und das ist der erste Trost, der in dieser präzisen Prophetie liegt. Dieser erste Trost lautet, wenn Sie mitschreiben wollen: Gott ist immer im Bilde. Gott ist immer im Bilde.
Das rufen uns diese Verse lautstark entgegen, wenn wir uns in sie hinein vertiefen. Gott ist immer im Bilde. Unser Gott, der lebendige Gott, kann von keiner Entwicklung überrascht werden. Er hat alles im Blick.
Unser Gott übersieht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft mit gleicher Souveränität, mit gleicher Präzision, mit gleicher Perfektion. Jesus Christus sagt in Hebräer 13, Vers 8: Er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Das ist unser Gott.
Diese Tatsache hat auch Alexander den Großen stark beeindruckt. Wir wissen ja, als er nach Israel kam, um es einzunehmen, führte ihn sein erster Weg in den Tempel.
Ich hatte das vor einigen Monaten schon mal kurz erzählt, weil der jüdische Geschichtsschreiber Josephus in seinen Altertümern darüber berichtet, im elften Buch. Dort berichtet er auch, dass als Alexander in den Tempel kam, ihm die Priester das Buch Daniel gaben.
Alexander ließ sich das Buch Daniel zeigen, und dann heißt es bei Josephus: Als man ihm das Buch Daniel zeigte, in dem geschrieben steht, dass einer von den Griechen das persische Reich einnehmen werde, glaubte er, dass er derjenige sei, von dem hier die Rede war.
Also auf Deutsch: Alexander hat sich in diesem Ziegenbock wiedererkannt. Und er soll, so sagt Josephus, tief bewegt gewesen sein. Es wird ihm etwas gedämmert haben in diesem Augenblick von diesem mächtigen Gott der Juden und der Bibel.
Im Übrigen, wenn das stimmt, was Josephus schreibt – und Josephus gilt im Allgemeinen als sehr zuverlässig – dann ist auch die Unterstellung der Bibelkritik widerlegt, die behauptet, das Buch Daniel sei erst im zweiten Jahrhundert vor Christus geschrieben worden, gewissermaßen als eine Fälschung.
Diese Kritiker sagen, so genau in den Aussagen könne das Buch nur nach den Ereignissen geschrieben worden sein. Das behaupten Teile der Bibelkritik.
Das wird natürlich widerlegt durch Josephus, denn Alexander der Große lebte bekanntlich im vierten Jahrhundert vor Christus. Wäre das Buch Daniel erst im zweiten Jahrhundert vor Christus entstanden, hätte Alexander der Große es kaum im vierten Jahrhundert vor Christus lesen können. So viel Mathematik kann ich auch noch!
Also das ist ganz eindeutig. Diese Präzision ist hier zu greifen, auch in den nächsten Versen noch.
Überlegen Sie mal: Nach dem Widder und dem Ziegenbock kommt jetzt ein kleines Horn in den Blick. Dieses kleine Horn ist einer der Nachfolger der Diadochen, kommt also aus der syrischen Linie, aus der Linie von Seleukos.
Und jetzt wird über diesen Nachfolger aus der Seleukos-Linie Folgendes gesagt: Aus einem von ihnen, also aus einem von diesen vier griechischen Nachfolgekönigen, wuchs ein kleines Horn. Das wurde sehr groß, nach Süden, nach Osten und hin zum herrlichen Land.
Es wuchs bis an das Heer des Himmels und warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde und zertrat sie. Ja, es wuchs bis zum Fürsten des Heeres und nahm ihm das tägliche Opfer weg und verwüstete die Wohnung seines Heiligtums.
Es wurde Frevel an dem täglichen Opfer verübt, und das kleine Horn warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat, gelang ihm.
Wer ist hier gemeint? Die Ausleger sind sich da wirklich weitestgehend einig, dass hier nur ein Mann gemeint sein kann, und das ist Antiochus IV.
Antiochus IV., auch bekannt unter dem Titel Antiochus Epiphanes, war der Führer der syrischen Besatzungsmacht in Israel. Er herrschte dort von 175 bis 164 vor Christus.
Antiochus organisierte die schlimmste Judenverfolgung der vorchristlichen Zeit. Er war ein brutaler Kerl.
Er stößt nach Süden, nach Osten und nach Israel vor, wie hier steht. Er vergreift sich am Heer des Himmels – das ist ein Bild für die Sterne, und die stehen hier für die Juden, für die frommen Juden, für das fromme Volk Gottes.
Er vergreift sich an Gottes Volk und setzt, so sagt es Vers 11, den Fürsten ab – wahrscheinlich ist der jüdische Hohepriester gemeint.
Und das hat Antiochus getan: Er hat den Hohenpriester durch willfährige Handlanger ersetzt, er hat die alttestamentlichen Gesetzesrollen vernichtet, er hat bei Todesstrafe verboten, den Sabbat zu halten, er hat verboten, die Beschneidung zu praktizieren.
Er hat die Juden stranguliert, und die gesetzestreuen Juden, die das nicht mitgemacht haben, wurden zu Märtyrern.
Schließlich schafft Antiochus IV. das tägliche Opfer ab, entweiht den Tempel und ersetzt den Brandopferaltar durch einen Zeusaltar im Tempel. Dort schlachtet er Schweine.
Stellen Sie sich vor, was das für Juden bedeutet haben musste! Das war wirklich die größte und schlimmste Form der Provokation, die denkbar war.
Das wird berichtet im ersten Makkabäerbuch, im ersten Kapitel ab Vers 20. Dort kann man es noch einmal nachlesen.
Damit bringt jetzt Antiochus IV. das Fass zum Überlaufen. Er löst den sogenannten Makkabäeraufstand aus.
In Vers 12 wird noch einmal gesagt, was er tat: Er warf die Wahrheit zu Boden, und er hat zwischenzeitlich – und das ist das Erstaunliche – sogar Erfolg damit. Was er tat, gelang ihm.
In Vers 23 wird dann noch gesagt, wann dieser Antiochus auf die Bühne treten wird, nämlich gegen Ende ihrer Herrschaft, also gegen Ende der Herrschaft dieser vier griechischen Unterreiche.
Das ist damit gemeint: Gegen Ende ihrer Herrschaft, das heißt in der Schlussphase dieser griechischen Reiche. Und auch das passt.
Zu der Zeit, als Antiochus in Israel herrschte, also 174 bis 164, in dieser Phase geht wirklich die Macht der griechischen Reiche zu Ende.
Im Hintergrund kommt schon Rom, die Macht des römischen Weltreiches, die bahnt sich schon an. Der Schatten Roms ist schon erkennbar.
Vers 23 beschreibt noch etwas, was in dieser Zeit des Antiochus passiert. Da heißt es: Die Frevler nehmen Überhand (Vers 23).
Mit den Frevlern sind Juden gemeint, abtrünnige Juden. Also auch in den eigenen Reihen der Juden werden viele dem Wort Gottes untreu.
Wir wissen, dass in dieser Zeit wirklich schlimme Dinge passiert sind. Es sind Priester nackt im Stadion um die Wette gelaufen – das haben die Priester gemacht.
Die Volksmehrheit hat die heidnischen Gottesdienste, die durch Antiochus eingerichtet worden sind, mitgemacht.
Es wurde ein Nichtpriester als Hoherpriester eingesetzt, wie Menelaos. Das alles fällt in die Regierungszeit von Antiochus IV.
Die Frevler nehmen Überhand. Er selbst raubt frech und verschlagen den Tempelschatz.
Noch einmal steht dann hier in Vers 24, genauso wie schon in Vers 12, dieser traurige Satz: Und es wird ihm gelingen, er wird zwischenzeitlich Erfolg haben.
Liebe Gemeinde, die Bibel zeigt deutlich, dass Gottesleute auch die vorläufigen Siege des Feindes ertragen müssen. Das lernen wir hierüber deutlich.
Es gibt Siege des Feindes Gottes, die Gott zulässt und zwar über eine ganze Weile zulässt. Gottes Mühlen mahlen langsam.
Auch für diese Situation ist Daniel 8 eine ganz wichtige Hilfe.
Dann dürfen wir nicht sagen: Gott ist wohl zu schwach, um etwas daran zu ändern, er lässt es zu. Hier steht: Und er tat, und es gelang ihm – diesem Antiochus.
In solchen Zeiten taucht dann die verzweifelte Frage oft auf: Wie lange, wie lange noch?
Und genau hier lesen Sie in Vers 13 die Frage: Wie lange?
Ich höre einen Heiligen reden in dieser Vision. Ein anderer Heiliger sprach zu ihm: Wie lange gilt dies Gesicht vom täglichen Opfer und vom verwüsteten Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Wie lange?
Und da stoßen wir jetzt auf den zweiten großen Trost in diesen Versen.
Der erste Trost lautet ja: Gott ist immer im Bilde.
Jetzt kommt der zweite große Trost, den wir hier lesen, und der lautet: Gott behält immer die Kontrolle.
Das ist das Zweite: Gott behält immer die Kontrolle.
Gott hat nicht nur immer alles im Blick, sondern Gott behält auch alles unter seiner Kontrolle.
Als Daniel den Frevel des Antiochus ankündigt, da sagt er gleich hinterher: Aber dieser Wahnsinnige wird an seine Grenze stoßen.
Wie lange lautet die bange Frage in Vers 13? Und die Antwort kommt ganz präzise in Vers 14:
Er antwortete mir: Bis – dieses Wort ist so wichtig – bis es gibt, ein bis, es gibt eine Grenze, es geht nicht endlos, bis 2300 Abende und Morgen vergangen sind. Dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden.
Das ist eine sehr präzise Antwort: 2300 Abende und Morgen, das sind 1150 Tage, nämlich die Hälfte.
Diese Zeit passt genau zwischen die Tempelschändung durch Antiochus am 6. Dezember 167 und die Befestigung des Zionsberges durch die Makkabäer im Januar 163.
Das sind 1150 Tage, wie man ausgerechnet hat – von der Tempelschändung im Dezember 167 bis zur Befestigung des Zionsberges zum Schutz des Heiligtums im Januar 163.
Und das sagt Daniel voraus, 550 vor Christus. Das ist erstaunlich.
Dieses Maß hatte der lebendige Gott gesetzt: 1150 Tage. Er hat es durch Daniel verbrieft, und das 400 Jahre vorher.
Kein syrischer Herrscher durfte diese Grenze überschreiten.
Das ist der zweite große Trost, den wir hier finden: Gott behält immer die Kontrolle.
Wir können uns das manchmal nicht vorstellen, wir sehen keine Möglichkeiten, wie Gott das tun könnte. Wir sagen manchmal: Wie soll sogar Gott da noch eingreifen?
Und dann macht Gott es doch!
Er gebraucht in diesem Fall einen ziemlich unbekannten Priester aus der Provinz, nämlich Matathias, den Hasmonäer oder Makkabäer.
Zusammen mit seiner Familie kommt dieser Matathias herbei und weist die Syrer mit Gewalt in die Schranken.
Bei den Makkabäern war geistlich vieles nicht in Ordnung, und sie haben später auch sehr viele Fehler gemacht, haben in die eigene Tasche gewirtschaftet und versucht, die Macht an sich zu reißen.
Die Makkabäer waren in mancherlei Hinsicht sehr fragwürdige Leute, eine sehr fragwürdige Sippe. Aber in dieser Situation hat Gott sie gebraucht.
Bedenken Sie bitte, das muss man sich mal vorstellen: Was für ein starker Trost muss das für die treuen Israeliten gewesen sein im zweiten Jahrhundert vor Christus, als sie unter der Knute des Antiochus Epiphanes lebten, als sie den Druck gespürt haben, als sie die Angst gespürt haben, als sie die Bedrohung vor Augen hatten.
Und was konnten sie machen? Sie konnten in das Buch Daniel schauen. Sie konnten in dieses Kapitel Daniel 8 hineinschauen, das Jahrhunderte vorher geschrieben war, der Text war inzwischen knapp 400 Jahre alt.
Aber wenn sie das geglaubt haben, was hier in Daniel 8 stand, wenn sie das ernst nahmen, dann konnten sie daraus die Gewissheit schöpfen: Dieses Horn aus Syrien ist auch nur ein Hörnchen.
Und dieser protzige Syrer, der wird auch bald klein beigeben müssen. Das konnten sie lesen, mit ihrer Bibel in der Hand.
Und genau so ist es gekommen. Am Ende wird Antiochus entmachtet, schließlich stirbt er an einer inneren Krankheit, und einige Quellen sagen wahrscheinlich halb in geistiger Umnachtung. Das ist sein Ende.
Und Sie, wenn Sie morgen wieder diesem scheinbar übermächtigen Hindernis gegenüberstehen, dann nehmen Sie sich bitte Daniel 8 vor und rufen Sie sich diesen zweiten Trost in Erinnerung: Gott behält immer die Kontrolle.
Das ist ein ganz großer Dienst, den uns dieses achte Kapitel leistet.
Es erinnert uns daran, dass wir auch unsere Geschichte, unsere kleine und unsere große Geschichte geistlich deuten müssen und verstehen – aus Gottes Sicht, aus Gottes Sicht.
Wir brauchen auch so einen Gabriel, wie diesen Erzengel Gabriel, der hier in Vers 16 auftritt und dem Daniel die Sachen erklärt.
Wir brauchen auch so einen Gabriel, der uns die Geschichte im Sinne Gottes erklärt. Sonst schießen wir zu kurz.
Ich habe gestern noch mal einige typische Geschichtsbücher mir rausgesucht, also hier: DTV-Atlas zur Weltgeschichte in zwei Bänden, die ganze Geschichte, oder Egon Friedell Kulturgeschichte in zwei Bänden, oder Zeiten und Menschen – war unser Schulbuch damals –, oder Europa im Mittelalter, oder Geschichtsbuch der Oberstufe, Band zwei: das zwanzigste Jahrhundert, Band eins von der Antike bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts.
Sie könnten jetzt sicherlich noch den ganzen Flohmarkt mit Geschichtsbüchern hier aufmachen. All diese Geschichtsbücher, so interessant und von den Fakten her wahrscheinlich weitestgehend informativ sie sein mögen, präsentieren uns nur eine verkürzte Geschichte.
Sie präsentieren uns nicht die ganze Geschichte, sondern die ganze Geschichte begreifen wir nur, wenn wir Daniel 8 danebenlegen und wenn wir begreifen: Hinter den Kulissen hat der lebendige Gott die Geschichte unter seiner Kontrolle.
Dann bekommen wir einen nüchternen Blick, wenn wir Daniel 8 danebenlegen, und wir bekommen einen nüchternen Blick dafür, was Menschen bewirken und was Menschen nicht bewirken können.
Wir sehen: Ja klar, Gott macht Geschichte durch Menschen. Die Bibel vertritt nicht so ein marxistisches Geschichtsverständnis, dass es alles nur Institutionen und Umstände sind, die die Geschichte bewegen oder gar Parteien.
Nein, Gott macht Geschichte durch Menschen, aber Gott macht Geschichte.
Gott bestimmt die Grenzen, und für sich allein genommen sind auch die mächtigsten Menschen sterblich und vergeblich.
Schauen Sie mal: Wir erstarren in Ehrfurcht vor den Führern der Weltreiche. Und was macht Gott?
Hier in Daniel 8 redet Gott von einem Streit zwischen einem Widder und einem Ziegenbock. Das ist fast humorvoll.
Und sogar Alexander, der Geniale, dieser frühreife Stratege, den wir in den Geschichtsbüchern den Großen nennen, wird hier aus göttlicher Sicht auf Normalmaß zurückgestutzt, auf das Normalmaß eines Ziegenbocks.
So nennt Gott ihn: Ziegenbock.
Wohl zeigt uns Daniel hier diese ganzen aufgerichteten Hörner, aber am Ende sind es alles zerbrochene Hörner, alles zerbrochene Hörner.
Sehen Sie hier in Vers 8: Als er am stärksten geworden war, Alexander, da zerbrach das große Horn.
Er hat sich wahrscheinlich unbesiegbar gefühlt. Überlegen Sie: 32 Jahre, die ganze Welt erobert – wie muss der Mann sich gefühlt haben?
Und dann wurde er aus dem Verkehr gezogen durch eine läppische Malaria. So viel zum Stichwort menschlicher Größe.
Schon vorher hatte Daniel gesagt in Kapitel 2, Vers 21: Gott ändert Zeit und Stunde, Gott setzt Könige ab und setzt Könige ein. Das macht Gott und niemand sonst.
Und das ist der zweite große Trost, liebe Leute, der uns aus diesen Versen entgegenleuchtet: Gott behält immer die Kontrolle. Immer.
Dann gibt es noch einen dritten und letzten Trost, den der Heilige Geist hier in Daniel 8 eingebaut hat, und den wollen wir auch noch mitnehmen.
Dieser dritte und letzte Trost lautet ganz schlicht: Ihr müsst keine Angst haben.
Also wenn Sie das Dritte auch noch notieren wollen: Drittens, ihr müsst keine Angst haben.
Auf den ersten Blick ist das ja sehr zum Fürchten, was Daniel hier erfährt. Er erschrickt ja auch (Vers 17) und fällt sogar in Ohnmacht angesichts der Wucht dieser Vision (Vers 18).
Nun, einige Ausleger haben zu Recht gesagt: Mit diesem Kapitel bereitet Gott sein Volk und auch seine Gemeinde auf das Leiden und das Kämpfen vor. Und so ist es.
Wissen Sie, als es im zweiten Jahrhundert vor Christus losging mit Antiochus, da waren die Juden, die Daniel 8 kannten, vorbereitet.
In diesem Horn ist nicht nur Antiochus IV. gemeint, sondern dieser Syrer ist zugleich ein Modell, ein Typus, ein Vorbild.
Wofür? Für den Antichristen.
In Daniel 7 war ja diese Figur des Antichristen zum ersten Mal aufgetaucht. Dort wird sie auch genannt: ein kleines Horn (Daniel 7, Vers 8), genauso wie hier.
Ein kleines Horn, das immer größer wird, das immer mehr an Macht gewinnt, das den Gottesdienst irgendwann pervertiert und zerstört und das schließlich gegen Gottesleute und Gott selbst vorgeht.
Ein kleines Horn, das immer größer wird.
Jetzt, ein Kapitel später, Daniel 8, gibt Gott uns zu diesem Antichristen noch eine weitere Information. Er sagt: Passt auf, dieser Antichrist hat Vorläufer, zum Beispiel diesen Antiochus.
Stellt euch darauf ein, dass immer wieder freche Führer auftreten werden, die von euch völlige Unterwerfung fordern werden, die von euch völlige Anbetung fordern werden, die von euch fordern werden, dass ihr denkt, wie sie denken, redet, wie sie reden und euch nur noch das erlaubt, was sie euch erlauben.
Und dann seid gewappnet.
Darum waren viele wache Christen gewappnet gegen die Antiochi dieser Geschichte, gegen die Neros und Stalins und Hitlers der Geschichte.
Über meinen Urgroßvater wurde mir erzählt, von meinem Vater, dass für ihn die Abgründigkeit Hitlers schon sehr schnell klar war, nämlich in dem Augenblick, als er mitbekam, dass dieser Mann sich mit dem Ruf „Heil Hitler“ begrüßen ließ.
Da war für meinen Urgroßvater die Sache klar. Da hat er diesen antichristlichen Zug bemerkt, der darin lag, dass ein sterblicher Mensch sich anmaßte, das zu bringen, was allein Christus bringen kann, nämlich das Heil.
Seien wir wachsam, nehmen wir uns in Acht vor all diesen vermeintlichen Heilsbringern.
Richten wir uns darauf ein, ihnen zu widerstehen, wenn sie Unterwerfung fordern.
Das ist unsere Aufgabe, und dafür brauchen wir Gottes Kraft, und dafür brauchen wir Daniel 8.
Üben wir uns schon jetzt darin, uns nicht vorschreiben zu lassen, wie wir denken dürfen und was wir laut sagen dürfen.
Am kommenden Mittwoch wird um 22.45 Uhr in der ARD ein Beitrag über die Evangelikalen ausgestrahlt unter der Überschrift: „Die Hardliner des Herrn – Christliche Fundamentalisten in Deutschland“.
Wir wissen nicht, wie dieser Beitrag im Einzelnen ausfallen wird. Er ist angekündigt, also vom Hessischen Rundfunk, als Streifzug durch die anwachsende Szene des christlichen Fundamentalismus.
„Schluss mit lustig, zurück zur rein bibeltreuen Lehre“ – das ist ja ganz positiv.
Aber die Frage ist, wie wird es hier dargestellt?
Dann wird man wahrscheinlich sehr skeptisch über das Homeschooling berichten, also über die Leute, die ihre Kinder zuhause unterrichten können.
Es wird dann davon gesprochen, dass überzeugte Christen Schwulsein als Sünde bezeichnen, dass sie gegen Sex vor der Ehe sind und dass sie sich im Besitz des einzig wahren Glaubens wähnen.
Und weil das so sei, heißt es in der Ankündigung, sei ein Dialog kaum möglich. Muslime und Liberale stellen für sie eine Gefahr dar, die es zu missionieren gilt.
Also missionieren als gegen etwas gerichtet sein, gegen eine Gefahr.
Ich bin sehr gespannt, wie diese Sendung über die Hardliner ausfallen wird, und ich denke, es wird ausgesprochen wichtig sein, dass wir als Christen reagieren.
Es gibt da eine Mailadresse: info@daserste.de – da kann man reagieren oder auch per Telefon.
Das passt natürlich in die Stimmung, die zurzeit so gezüchtet wird, dass alle, die sich auf die Bibel berufen und dadurch viele Dinge in unserer Gesellschaft kritisch sehen, sehr schnell Seite an Seite mit den gewaltanwendenden muslimischen Fundamentalisten gerückt werden.
Hier müssen wir sehr wachsam sein. Hier müssen wir vor allem aufpassen, dass wir uns nicht den Mund verbieten lassen und uns klar auch öffentlich artikulieren.
Das kleine Horn Antiochus IV. ist ein Modell, ein Modell des Antichristen.
Dafür will Daniel 8 uns sensibel machen, dass die Vorläufer des Antichristen dann irgendwann vollendet werden durch diesen einen, der dann die letzte große Entscheidungsschlacht gegen den heiligen Gott führen wird.
Daniel konnte nicht ahnen, wann diese letzte Phase eintreten würde. Aber das eine hat Gott ihm in dieser Vision besonders ans Herz gelegt, und das sollte er unbedingt aufschreiben.
Er sollte deutlich machen: Du schreibst hier auch für die Glaubensbrüder, die einmal in der letzten Phase der Geschichte leben.
Daniel, auch für die schreibst du – auch für die BEG in Hannover zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts schreibst du –, schauen Sie hier in Vers 17 am Ende: Da heißt es, dieses Gesicht geht auf die Zeit des Endes.
Und in Vers 19 noch einmal: Wie es gehen wird zur letzten Zeit des Zorns, denn auf die Zeit des Endes geht das Gesicht.
In Vers 26 wird noch einmal gesagt: Es ist noch eine lange Zeit bis dahin.
Aber Daniel, dann, wenn diese Zeit kommt, wenn es auf diese letzte Zielgerade geht, dann müssen die Leute auch noch Daniel 8 lesen und Daniel 8 verstehen können.
Darum, liebe Mitchristen, ist es unsere Aufgabe, Daniel 8 weiterzutragen.
Wie viele Christen in unserer Generation lesen noch Daniel 8? Wir wollen es möglichst easy haben und möglichst fröhlich.
Aber diese Dimension gehört auch dazu, und Gott hat sie uns gegeben, damit wir uns vorbereiten und damit wir beten und uns festmachen bei ihm.
Darum wird dem Daniel gesagt: Halt das fest, verwahre das, sichere das, damit die es auch noch hören und auch noch lesen können.
Wir sehen am Ende, je näher wir an den Schluss von Kapitel 8 kommen, vor allem so ab der Mitte von Vers 24, da geht die Beschreibung dieses kleinen Horns immer mehr über Antiochus IV. hinaus.
Und noch einmal heißt es hier: Er wird ungeheures Unheil anrichten, und es wird ihm gelingen, was er tut.
Er wird die Staaten vernichten, und gegen das heilige Volk richtet sich sein Sinn, und es wird ihm durch Betrug gelingen.
Er wird überheblich werden, und unerwartet viele wird er verderben.
Er wird sich auflehnen gegen den Fürsten aller Fürsten, also letztlich gegen Gott selbst.
Aber dann kommt dieser Satz, dieser herrliche Satz, der alles beendet:
„Er wird zerbrochen werden, ohne Zutun von Menschenhand.“
Das ist der Schlusspunkt. Er wird zerbrochen werden. Gott wird es machen. Gott wird es machen.
Er wird den, der diesem letzten großen Weltreich seinen antichristlichen Stempel aufdrücken wird, selbst zerbrechen.
Das ist sicher. Das ist genauso sicher wie all die anderen Dinge, die sich erfüllt haben, die Daniel angekündigt hat.
Darum ist dies der dritte große Trost, der uns hier entgegenleuchtet: Leute, ihr müsst keine Angst haben, denn Gott spricht immer das letzte Wort.
Antiochus hatte nicht mehr Zeit als diese 2300 Abende und Morgen, 1150 Tage, nicht mehr.
Auch der Antichrist wird dann gestoppt werden, wenn Gott es sagt, wenn Gott es festlegt.
So lasst uns diese drei Trostwahrheiten wirklich mitnehmen, die Gott uns in diesem achten Kapitel des Daniel schenkt:
Das erste: Gott ist immer im Bilde. Das haben wir an dieser unvorstellbaren Präzision der Prophetie gesehen.
Dann der zweite Trost: Gott behält immer die Kontrolle. Hinter der ganzen Geschichte mit all ihren Büchern waltet letztlich Gottes Macht, er behält immer die Kontrolle.
Weil sie das glaubt, konnte etwa die Witwe von Tilman Geske, der vor einigen Wochen in der Türkei ermordet wurde, vor kurzem in einem Interview sagen, als man sie fragte, was sie denn jetzt mit ihren Kindern machen würde, ob sie nicht Angst hätte und nach Deutschland zurück wolle.
Susanne Geske antwortete: Nein, nein, ich habe keine Angst, sonst würde ich nicht hier bleiben. Wenn sie es auf mich abgesehen hätten, würden sie mich sowieso finden. Aber wenn ich von Gott Frieden habe, weiß ich nicht, warum ich woanders hinziehen sollte.
Auch ihre Kinder sind bereit, dort weiter zu bleiben, wo ihr Vater um Christi willen sein Leben gelassen hat.
Gott behält immer die Kontrolle – das glaubt Susanne Geske auch, gerade jetzt in dieser Zeit.
Und dann dieser dritte Trost: Ihr müsst keine Angst haben – weder vor der nahen Zukunft noch vor der fernen Zukunft, denn Gott spricht immer das letzte Wort.
Wenn wir später die Nachrichten hören oder morgen wieder in unseren Alltag zurückgehen, dann wird uns natürlich das ganze Hörnergerassel der Widder und der Ziegenböcke wieder um die Ohren fliegen.
Dann dürfen wir fröhlich wissen, dass unser Herr sie alle schon längst entmachtet hat.
Das ist das Letzte, was ich für heute sagen will, und zwar lassen Sie mich das so nennen: durch das alternative Horn.
Und damit schließe ich für heute.
Der Engel Gabriel, das hochinteressante – der Engel Gabriel, der um 550 den Daniel besuchte und ihm die Sache mit diesen Hörnern erklärte und dem wir dann noch einmal in Daniel 9 begegnen werden, der ist danach nur noch einmal in der Bibel aufgetreten.
Und wissen Sie wann und wo? Etwa 550 Jahre später hat er ausgerechnet Maria und Zacharias, den Vater von Johannes dem Täufer, aufgesucht, um ihnen zu erklären, dass Gott seinen Retter schicken wird.
Das können Sie alles nachlesen in Lukas 1.
Danach hat er Zacharias erst mal die Stimme verschlagen, weil er Gott zunächst nicht glaubte. Aber als Zacharias dann wieder reden konnte, hat er weitergegeben, was ihm Gabriel gesagt hatte.
Da hat Zacharias Gott unter anderem mit diesen Worten gelobt (Lukas 1, Vers 68 und 69):
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause David, ein Horn des Heils.“
Ich bin fast sicher, dass ihm diese Formulierung von Gabriel gesteckt worden war.
Der Gabriel, der hat ein halbes Jahrtausend vorher dem Daniel all die anderen Hörner erklären müssen: die Hörner des Widders, die Hörner des Ziegenbocks, das kleine Horn.
Er sagt: Du, es gibt ein einziges Horn, es gibt einen einzigen Machthaber, der uns das Heil bringt, und das ist Jesus.
Dann taucht dieser Begriff noch einmal auf im allerletzten Buch der Bibel, in Offenbarung 5, Vers 6.
Dort wird Jesus beschrieben als das Lamm Gottes.
Und es heißt dort über ihn: „Und ich sah mitten zwischen dem Thron und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet.“
Das Lamm wird dann so beschrieben: „Und es hatte sieben Hörner.“ Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit in der Bibel.
Hier sagt die Offenbarung: Es gibt einen, dem hat der Vater die vollkommene Macht gegeben, die sieben Hörner, und das ist das Lamm.
Das ist nicht der Widder, das ist nicht der Ziegenbock, sondern das ist das Lamm, das ist Christus, der alles für uns dahingegeben hat.
Das ist das Lamm, das sich freiwillig von der Macht des Bösen hat zermalmen lassen und uns erlöst hat.
Das ist das Lamm, das für uns am Kreuz gestorben ist.
Dieses Lamm hat jetzt die sieben Hörner, dieses Lamm hat alle Macht, und darum wird er alles zum Ziel bringen, das ist das des Heils.
Darum müssen wir, die wir zu Jesus gehören, keine Angst mehr haben.
So wollen wir das heute noch einmal singen, denn jetzt, wo wir Daniel 8 studiert haben, dürfen wir es umso fester wissen, dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht, sein wird die ganze Welt.
Dafür wollen wir ihn ehren und loben bis in Ewigkeit. Amen.
Der zweite Trost: Gottes Kontrolle über die Geschichte
Liebe Gemeinde,
die Bibel zeigt deutlich, dass Gottesleute auch die vorläufigen Siege des Feindes ertragen müssen. Das lernen wir hier sehr klar. Es gibt Siege des Feindes Gottes, die Gott zulässt – und zwar über eine längere Zeit. Gottes Mühlen mahlen langsam. Auch für diese Situation ist Daniel 8 eine ganz wichtige Hilfe.
Wir dürfen dann nicht sagen, Gott sei zu schwach, um etwas daran zu ändern. Er lässt es zu. Hier steht: „Und er tat, und es gelang ihm“, und zwar diesem Antiochus. In solchen Zeiten taucht oft die verzweifelte Frage auf: Wie lange noch? Genau hier lesen wir in Vers 13, wo die Frage gestellt wird: „Wie lange?“ Ich höre einen Heiligen in dieser Vision reden. Ein anderer Heiliger sprach zu ihm: „Wie lange gilt dies Gesicht vom täglichen Opfer und vom verwüsteten Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Wie lange?“
An dieser Stelle stoßen wir auf den zweiten großen Trost in diesen Versen. Der erste Trost lautet: Gott ist immer im Bilde. Nun kommt der zweite große Trost, den wir hier lesen: Gott behält immer die Kontrolle. Gott hat nicht nur immer alles im Blick, sondern er behält auch alles unter seiner Kontrolle.
Als Daniel den Frevel des Antiochus ankündigt, sagt er gleich hinterher: Dieser Wahnsinnige wird an seine Grenze stoßen. Die bange Frage in Vers 13 lautet: Wie lange? Die Antwort kommt ganz präzise in Vers 14: „Und er antwortete mir: bis ...“ Dieses Wort ist so wichtig: bis! Es gibt eine Grenze, es geht nicht endlos weiter. Bis 2300 Abende und Morgen vergangen sind, wird das Heiligtum wieder geweiht werden.
Das ist eine sehr präzise Antwort: 2300 Abende und Morgen, das sind 1150 Tage, nämlich die Hälfte. Diese Zeit passt genau zwischen die Tempelschändung durch Antiochus am 6. Dezember 167 v. Chr. und die Befestigung des Zionsberges durch die Makkabäer im Januar 163 v. Chr. Das sind 1150 Tage, wie man ausgerechnet hat, von der Tempelschändung im Dezember 167 bis zur Befestigung des Zionsberges zum Schutz des Heiligtums im Januar 163.
Und das sagt Daniel voraus – etwa 550 Jahre vor Christus. Das ist erstaunlich. Dieses Maß hatte der lebendige Gott gesetzt: 1150 Tage. Er hat es durch Daniel verbrieft, und das 400 Jahre vorher. Kein syrischer Herrscher durfte diese Grenze überschreiten.
Das ist der zweite große Trost, den wir hier finden: Gott behält immer die Kontrolle. Manchmal können wir uns das nicht vorstellen. Wir sehen keine Möglichkeiten, wie Gott das tun könnte. Manchmal sagen wir: Wie soll sogar Gott da noch eingreifen? Und dann macht Gott es doch!
Er gebraucht in diesem Fall einen ziemlich unbekannten Priester aus der Provinz, nämlich Matathias, den Hasmonäer oder Makkabäer. Zusammen mit seiner Familie kommt dieser Matathias herbei und weist die Syrer mit Gewalt in die Schranken.
Bei den Makkabäern war geistlich vieles nicht in Ordnung. Sie haben später auch viele Fehler gemacht, in die eigene Tasche gewirtschaftet und versucht, die Macht an sich zu reißen. Die Makkabäer waren in mancherlei Hinsicht sehr fragwürdige Leute, eine sehr fragwürdige Sippe. Aber in dieser Situation hat Gott sie gebraucht.
Bedenken Sie bitte, das muss man sich mal vorstellen: Was für ein starker Trost muss das für die treuen Israeliten im zweiten Jahrhundert vor Christus gewesen sein, als sie unter der Knute des Antiochus Epiphanes lebten, als sie den Druck spürten, die Angst hatten und die Bedrohung vor Augen sahen.
Was konnten sie tun? Sie konnten in das Buch Daniel schauen, in dieses Kapitel Daniel 8, das Jahrhunderte vorher geschrieben war. Der Text war inzwischen knapp 400 Jahre alt. Wenn sie das glaubten, was hier in Daniel 8 stand, wenn sie es ernst nahmen, konnten sie daraus die Gewissheit schöpfen: Dieses Horn aus Syrien ist auch nur ein Hörnchen. Und dieser protzige Syrer wird auch bald klein beigeben müssen.
Das konnten sie mit ihrer Bibel in der Hand lesen. Und genau so ist es gekommen. Am Ende wurde Antiochus entmachtet. Schließlich starb er an einer inneren Krankheit, und einige Quellen sagen, wahrscheinlich halb in geistiger Umnachtung. Das war sein Ende.
Und Sie, wenn Sie morgen wieder diesem scheinbar übermächtigen Hindernis gegenüberstehen, dann nehmen Sie bitte Daniel 8 zur Hand. Rufen Sie sich diesen zweiten Trost in Erinnerung: Gott behält immer die Kontrolle.
Das ist ein ganz großer Dienst, den uns dieses achte Kapitel leistet. Es erinnert uns daran, dass wir auch unsere Geschichte – unsere kleine und unsere große Geschichte – geistlich deuten und verstehen müssen, und zwar aus Gottes Sicht.
Wir brauchen auch so einen Gabriel, wie diesen Erzengel Gabriel, der hier in Vers 16 auftritt und Daniel die Dinge erklärt. Wir brauchen auch so einen Gabriel, der uns die Geschichte im Sinne Gottes erklärt. Sonst schießen wir zu kurz.
Die Bedeutung von Gottes Perspektive auf die Geschichte
Ich habe gestern noch einmal einige typische Geschichtsbücher herausgesucht, zum Beispiel den DTV-Atlas zur Weltgeschichte in zwei Bänden, „Die ganze Geschichte“, oder Egon Friedells Kulturgeschichte in zwei Bänden. Auch „Zeiten und Menschen“ war unser Schulbuch damals. Außerdem habe ich „Europa im Mittelalter“ und das „Geschichtsbuch der Oberstufe“ gefunden – Band zwei zum zwanzigsten Jahrhundert und Band eins von der Antike bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts.
Man könnte hier sicherlich einen ganzen Flohmarkt mit Geschichtsbüchern eröffnen. All diese Bücher sind interessant und vermutlich in ihren Fakten weitestgehend informativ. Doch sie präsentieren uns nur eine verkürzte Geschichte. Sie zeigen uns nicht die ganze Geschichte. Die ganze Geschichte verstehen wir nur, wenn wir Daniel 8 danebenlegen und begreifen, was hinter den Kulissen geschieht.
Hat der lebendige Gott die Geschichte unter seiner Kontrolle? Wenn wir Daniel 8 hinzuziehen, bekommen wir einen nüchternen Blick darauf, was Menschen bewirken können und was nicht. Wir sehen: Ja, Gott macht Geschichte durch Menschen. Die Bibel vertritt dabei kein marxistisches Geschichtsverständnis, das alles allein auf Institutionen, Umstände oder Parteien zurückführt. Nein, Gott macht Geschichte durch Menschen, aber Gott macht Geschichte.
Gott bestimmt die Grenzen. Für sich allein genommen sind auch die mächtigsten Menschen sterblich und vergeblich. Wir erstarren oft in Ehrfurcht vor den Führern der Weltreiche. Doch was macht Gott? In Daniel 8 spricht Gott von einem Streit zwischen einem Widder und einem Ziegenbock – das wirkt fast humorvoll.
Sogar Alexander, der Geniale, dieser frühreife Stratege, den wir in den Geschichtsbüchern den Großen nennen, wird hier aus göttlicher Sicht auf Normalmaß zurückgestutzt – auf das Normalmaß eines Ziegenbocks. So nennt Gott ihn: Ziegenbock. Daniel zeigt uns zwar diese aufgerichteten Hörner, aber am Ende sind es alles zerbrochene Hörner.
Sehen Sie hier Vers 8: „Als er am stärksten geworden war, Alexander, da zerbrach das große Horn.“ Wahrscheinlich fühlte er sich unbesiegbar. Überlegen Sie: 32 Jahre lang hat er die ganze Welt erobert. Wie muss sich der Mann gefühlt haben? Und dann wurde er durch eine läppische Malaria aus dem Verkehr gezogen. So viel zum Stichwort menschlicher Größe.
Schon vorher hatte Daniel in Kapitel 2, Vers 21 gesagt: „Gott ändert Zeit und Stunde, Gott setzt Könige ab und setzt Könige ein.“ Das macht Gott – und niemand sonst. Das ist der zweite große Trost, der uns aus diesen Versen entgegenleuchtet: Gott behält immer die Kontrolle. Immer.
Der dritte Trost: Keine Angst vor der Zukunft
Und dann gibt es noch einen dritten und letzten Trost, den der Heilige Geist hier in Daniel 8 eingebaut hat. Den wollen wir auch noch mitnehmen.
Dieser dritte und letzte Trost lautet ganz schlicht: Ihr müsst keine Angst haben. Falls Sie das Dritte auch noch notieren wollen: Drittens, ihr müsst keine Angst haben.
Auf den ersten Blick ist das ja sehr zum Fürchten, was Daniel hier erfährt. Er erschrickt ja auch in Vers 17 und fällt sogar in Ohnmacht angesichts der Wucht dieser Vision, wie es in Vers 18 beschrieben wird.
Nun, einige Ausleger haben zu Recht gesagt, dass Gott mit diesem Kapitel sein Volk und auch seine Gemeinde auf das Leiden und das Kämpfen vorbereitet. Und so ist es.
Wissen Sie, als es im zweiten Jahrhundert vor Christus losging mit Antiochos, da waren die Juden, die Daniels Visionen kannten, vorbereitet. In diesem Horn ist nicht nur Antiochus IV. gemeint, sondern dieser Syrer ist zugleich ein Modell, ein Typus, ein Vorbild. Wofür? Für den Antichristen.
In Daniel 7 war diese Figur des Antichristen zum ersten Mal aufgetaucht. Dort wird sie auch genannt: ein kleines Horn (Daniel 7,8). Genauso wie hier ein kleines Horn, das immer größer wird, immer mehr an Macht gewinnt, den Gottesdienst irgendwann pervertiert und zerstört und schließlich gegen Gottesleute und Gott selbst vorgeht. Ein kleines Horn, das immer größer wird.
Und jetzt, ein Kapitel später, in Daniel 8, gibt Gott uns zu diesem Antichristen noch eine weitere Information. Er sagt: Passt auf, dieser Antichrist hat Vorläufer, zum Beispiel diesen Antiochus. Stellt euch darauf ein, dass immer wieder freche Führer auftreten werden, die von euch völlige Unterwerfung fordern. Die von euch völlige Anbetung verlangen. Die von euch fordern, dass ihr denkt, wie sie denken, redet, wie sie reden, und euch nur noch das erlaubt, was sie euch erlauben.
Seid gewappnet! Darum waren viele wache Christen gewappnet gegen die Antiochos dieser Geschichte, gegen die Neros, Stalins und Hitlers der Geschichte.
Über meinen Urgroßvater wurde mir von meinem Vater erzählt, dass für ihn die Abgründigkeit Hitlers schon sehr schnell klar war. Nämlich in dem Augenblick, als er mitbekam, dass dieser Mann sich mit dem Ruf „Heil Hitler“ begrüßen ließ. Da war für meinen Urgroßvater die Sache klar. Er hat diesen antichristlichen Zug bemerkt, der darin lag, dass ein sterblicher Mensch sich anmaßte, das zu bringen, was allein Christus bringen kann, nämlich das Heil.
Seien wir wachsam! Nehmen wir uns in Acht vor all diesen vermeintlichen Heilsbringern. Und, liebe Gemeinde, richten wir uns darauf ein, ihnen zu widerstehen, wenn sie Unterwerfung fordern.
Das ist unsere Aufgabe. Dafür brauchen wir Gottes Kraft, und dafür brauchen wir Daniel 8. Üben wir uns schon jetzt darin, uns nicht vorschreiben zu lassen, wie wir denken dürfen und was wir laut sagen dürfen.
Aktuelle Herausforderungen und die Bedeutung von Daniel 8 heute
Am kommenden Mittwoch wird um 22:45 Uhr in der ARD ein Beitrag über die Evangelikalen ausgestrahlt. Die Überschrift lautet: „Die Hardliner des Herrn – Christliche Fundamentalisten in Deutschland“.
Wir wissen noch nicht, wie dieser Beitrag im Einzelnen ausfallen wird. Er ist vom Hessischen Rundfunk angekündigt als ein Streifzug durch die anwachsende Szene des christlichen Fundamentalismus. „Schluss mit lustig, zurück zur rein bibeltreuen Lehre“ – das klingt ja zunächst ganz positiv. Aber die Frage bleibt, wie genau das dargestellt wird.
Wahrscheinlich wird sehr skeptisch über das Homeschooling berichtet, also über die Menschen, die ihre Kinder zuhause unterrichten. Es wird vermutlich erwähnt, dass überzeugte Christen Homosexualität als Sünde ansehen, gegen Sex vor der Ehe sind und sich im Besitz des einzig wahren Glaubens wähnen. Weil das so sei, heißt es in der Ankündigung, sei ein Dialog kaum möglich. Muslime und Liberale würden für sie als Gefahr gelten, gegen die es zu missionieren gelte. Missionieren wird hier also als ein Handeln gegen etwas, gegen eine Gefahr verstanden.
Ich bin sehr gespannt, wie diese Sendung über die Hardliner ausfallen wird. Es wird ausgesprochen wichtig sein, dass wir als Christen darauf reagieren. Es gibt eine Mailadresse: info@daserste.de, über die man reagieren kann, oder auch telefonisch Kontakt aufnehmen kann.
Das passt natürlich in die Stimmung, die derzeit gezüchtet wird, dass alle, die sich auf die Bibel berufen und dadurch viele Dinge in unserer Gesellschaft kritisch sehen, sehr schnell Seite an Seite mit gewaltanwendenden muslimischen Fundamentalisten gestellt werden. Hier müssen wir sehr wachsam sein. Vor allem müssen wir darauf achten, dass wir uns nicht den Mund verbieten lassen, sondern uns klar und öffentlich artikulieren.
Das „kleine Horn“ Antiochus IV. ist ein Modell, ein Bild des Antichristen. Dafür will Daniel 8 uns sensibel machen: Die Vorläufer des Antichristen werden irgendwann vollendet durch den Einen, der dann die letzte große Entscheidungsschlacht gegen den heiligen Gott führen wird. Daniel konnte nicht wissen, wann diese letzte Phase eintreten würde. Aber eines hat Gott ihm in dieser Vision besonders ans Herz gelegt – und das sollte er unbedingt aufschreiben.
Er sollte deutlich machen, dass er hier auch für die Glaubensbrüder schreibt, die einmal in der letzten Phase der Geschichte leben. Daniel schreibt also auch für die Christen in Hannover zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts. In Vers 17 am Ende heißt es: „Dieses Gesicht geht auf die Zeit des Endes.“ Und in Vers 19 steht noch einmal: „Wie es gehen wird zur letzten Zeit des Zorns, denn auf die Zeit des Endes geht das Gesicht.“ In Vers 26 wird zudem gesagt, dass es noch eine lange Zeit bis dahin ist.
Aber Daniel: Wenn diese Zeit kommt, wenn es auf die letzte Zielgerade geht, dann müssen die Menschen auch Daniel 8 lesen und verstehen können. Darum, liebe Mitchristen, ist es unsere Aufgabe, Daniel 8 weiterzutragen. Wie viele Christen in unserer Generation lesen noch Daniel 8? Wir wollen es möglichst einfach und fröhlich haben. Aber diese Dimension gehört auch dazu. Gott hat sie uns gegeben, damit wir uns vorbereiten, beten und uns festmachen bei ihm.
Darum wird Daniel gesagt: Halte das fest, verwahre das, sichere das, damit es auch noch gehört und gelesen werden kann.
Die zunehmende Bedrohung durch das kleine Horn
Wir sehen am Ende, je näher wir dem Schluss von Kapitel 8 kommen – vor allem ab der Mitte von Vers 24 – dass die Beschreibung dieses kleinen Horns immer mehr über Antiochus IV. hinausgeht. Noch einmal heißt es hier: Er wird ungeheures Unheil anrichten, und es wird ihm gelingen, was er tut. Er wird die Staaten vernichten, und sein Sinn richtet sich gegen das heilige Volk. Durch Betrug wird es ihm gelingen, und er wird überheblich werden. Unerwartet viele wird er verderben und sich gegen den Fürsten aller Fürsten auflehnen, also letztlich gegen Gott selbst.
Aber dann folgt dieser Satz, dieser herrliche Satz, der alles beendet: Er wird zerbrochen werden, ohne Zutun von Menschenhand. Das ist der Schlusspunkt. Er wird zerbrochen werden. Gott wird es machen. Gott wird es machen. Er wird den, der diesem letzten großen Weltreich seinen antichristlichen Stempel aufdrücken wird, selbst zerbrechen. Das ist sicher. Das ist genauso sicher wie all die anderen Dinge, die sich erfüllt haben und die Daniel angekündigt hat.
Darum ist dies der dritte große Trost, der uns hier entgegenleuchtet: Ihr müsst keine Angst haben, denn Gott spricht immer das letzte Wort. Antiochus hatte nicht mehr Zeit als diese 2300 Abende und Morgen, also 1150 Tage – nicht mehr. Und auch der Antichrist wird dann gestoppt werden, wenn Gott es sagt, wenn Gott es festlegt.
Lasst uns diese drei Trostwahrheiten wirklich mitnehmen, die Gott uns in diesem achten Kapitel Daniels schenkt:
Das erste: Gott ist immer im Willen. Das haben wir an der unvorstellbaren Präzision der Prophetie gesehen.
Der zweite Trost: Gott behält immer die Kontrolle. Hinter der ganzen Geschichte mit all ihren Büchern waltet letztlich Gottes Macht. Er behält immer die Kontrolle. Weil sie das glaubt, konnte etwa die Witwe von Tilman Geske, der vor einigen Wochen in der Türkei ermordet wurde, vor kurzem in einem Interview sagen, als man sie fragte, was sie jetzt mit ihren Kindern machen würde. Ob sie nicht Angst hätte und nach Deutschland zurückwolle. Susanne Geske antwortete darauf folgendermaßen: „Nein, nein, ich habe keine Angst. Sonst würde ich nicht hier bleiben. Wenn sie es auf mich abgesehen hätten, würden sie mich sowieso finden. Aber wenn ich von Gott Frieden habe, weiß ich nicht, warum ich woanders hingehen sollte.“ Auch ihre Kinder sind bereit, dort weiterzubleiben, wo ihr Vater um Christi willen sein Leben gelassen hat.
Gott behält immer die Kontrolle. Das glaubt Susanne Geske auch – gerade jetzt in dieser Zeit.
Dann der dritte Trost: Ihr müsst keine Angst haben, weder vor der nahen Zukunft noch vor der fernen Zukunft. Denn Gott spricht immer das letzte Wort.
Wenn wir später die Nachrichten hören oder morgen wieder in unseren Alltag zurückgehen, wird uns natürlich das ganze Hörnergerassel der Widder und der Ziegenböcke wieder um die Ohren fliegen. Aber dann dürfen wir fröhlich wissen, dass unser Herr sie alle schon längst entmachtet hat.
Abschluss: Das Lamm mit den sieben Hörnern als Zeichen der Vollmacht Christi
Das ist das Letzte, was ich für heute sagen möchte. Lassen Sie mich das „alternative Horn“ nennen, und damit schließe ich für heute.
Der Engel Gabriel ist hochinteressant. Er besuchte Daniel um etwa 550 v. Chr. und erklärte ihm die Bedeutung der Hörner. Gabriel begegnet uns noch einmal im Daniel 9. Danach tritt er nur noch einmal in der Bibel auf. Wissen Sie wann und wo? Etwa 550 Jahre später suchte er Maria und Zacharias auf, den Vater von Johannes dem Täufer. Er erklärte ihnen, dass Gott seinen Retter schicken werde. Das können Sie alles in Lukas 1 nachlesen.
Zunächst verschlug Gabriel Zacharias die Stimme, weil dieser Gott nicht glaubte. Doch als Zacharias wieder sprechen konnte, gab er weiter, was Gabriel ihm gesagt hatte. Dabei lobte Zacharias Gott unter anderem mit diesen Worten (Lukas 1,68-69):
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause David, ein Horn des Heils.“
Ich bin fast sicher, dass ihm diese Formulierung von Gabriel eingegeben wurde. Gabriel hatte dem Daniel ein halbes Jahrtausend zuvor all die anderen Hörner erklärt: die Hörner des Widders, die Hörner des Ziegenbocks, das kleine Horn. Und er sagte: Es gibt ein einziges Horn, einen einzigen Machthaber, der uns das Heil bringt – und das ist Jesus.
Dieser Begriff taucht noch einmal im allerletzten Buch der Bibel auf, in Offenbarung 5,6. Dort wird Jesus als das Lamm Gottes beschrieben. Es heißt:
„Und ich sah mitten zwischen dem Thron und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet.“
Das Lamm wird weiter beschrieben:
„Und es hatte sieben Hörner.“ Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit in der Bibel.
Hier sagt die Offenbarung: Es gibt einen, dem der Vater die vollkommene Macht gegeben hat – die sieben Hörner. Und das ist das Lamm. Nicht der Widder, nicht der Ziegenbock, sondern das Lamm. Das ist Christus, der alles für uns gegeben hat. Das ist das Lamm, das sich freiwillig von der Macht des Bösen zermalmen ließ und uns erlöst hat. Das ist das Lamm, das für uns am Kreuz gestorben ist.
Dieses Lamm hat jetzt die sieben Hörner, es hat alle Macht. Darum wird es alles zum Ziel bringen – das ist das Horn des Heils. Deshalb müssen wir, die wir zu Jesus gehören, keine Angst mehr haben.
So wollen wir das heute noch einmal singen. Jetzt, wo wir Daniel 8 studiert haben, dürfen wir umso fester wissen, dass Jesus siegt, ewig bleibt und die ganze Welt ihm gehört. Dafür wollen wir ihn ehren und loben bis in Ewigkeit. Amen.