Einführung in das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus
Wir haben in unserer Predigtreihe, die sich bis zum ersten Advent hinzieht, unter dem Thema „Das Einzigartige an Jesus“ Abschnitte aus dem Johannesevangelium behandelt. Heute ging es um das Gespräch Jesu mit Nikodemus, das im Johannesevangelium Kapitel 3 beschrieben wird.
Nikodemus war ein Mensch unter den Pharisäern, ein Oberster unter den Juden. Er kam nachts zu Jesus und sprach zu ihm: „Meister, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist. Denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.“
Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Nikodemus fragte ihn: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa wieder in den Leib seiner Mutter gehen und nochmals geboren werden?“
Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand geboren wird aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch. Und was vom Geist Gottes geboren wird, das ist Geist.
Lasst euch nicht wundern, dass ich euch gesagt habe, ihr müsst von Neuem geboren werden.“
Das Bild des Windes als Symbol für den Geist Gottes
Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen. Merke dir nur, dass es windet. Woher der Wind kommt und wohin die Luft zieht, das spüren wir nicht direkt. Wir nehmen nur wahr, dass sie an uns vorbeizieht.
Jesus verwendet dieses Bild, um zu erklären, wie es mit dem Geist Gottes ist. Wir spüren nur die Auswirkungen des Geistes Gottes. Wir begegnen Menschen, bei denen wir merken, dass Gottes Geist in ihnen wirkt. Doch du weißt nicht, woher der Wind kommt und wohin er fährt. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.
Nikodemus antwortete und sprach zu Jesus: „Wie kann so etwas geschehen?“ Jesus antwortete ihm: „Bist du wirklich ein Meister in Israel und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben. Ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an.
Wenn ihr nicht glaubt, wenn ich euch von irdischen Dingen erzähle, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage?“
Die Offenbarung durch Jesus und das Zeichen des Kreuzes
Und niemand ist in den Himmel aufgefahren, außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich dem Sohn des Menschen.
Kein Mensch kann in die göttlichen Dinge eindringen, es sei denn, Jesus, der vom Himmel zu uns gekommen ist, offenbart sie uns.
So wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, muss auch der Sohn des Menschen erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Herr, gib auch uns dein ewiges Leben! Amen!
Die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers und der Wunsch nach Erneuerung
Wie ich von Tag zu Tag älter werde, spüre ich auch die Spuren des Alters immer deutlicher an mir. Die Haare fallen aus, die Zähne funktionieren nicht mehr so wie früher, der Körper fängt an zu zittern, und der Magen macht beim Essen nicht mehr richtig mit.
Sie wissen ja, wie das ist mit zunehmendem Alter: Man spürt all diese Gebrechen des Alters am eigenen Leib.
Dann beneide ich immer meinen VW. Mit dem ist es so einfach: Wenn man zum Kundendienst fährt, kommt der Kfz-Meister und sagt: „Gut, die Hupe tut nicht mehr, wir bauen eine neue ein. Es kostet zwar etwas, aber es ist nicht so schlimm.“
Man baut Ersatzteile ein, Austauschteile, eine neue Zündanlage, und der Wagen läuft wieder.
Wie schön wäre es, wenn man bei uns auch solche Ersatzteile einbauen könnte! Ersatzteile für unseren Körper, wenn das Herz nicht mehr richtig funktioniert und man dauernd Beklemmungen spürt, wenn man nicht mehr richtig gehen kann.
Das ist schon eine Hilfe, diese Hüftknochen, die man heute einsetzt. Aber am wunderbarsten wäre es ja, wenn man uns ein neues Herz einsetzen könnte. Dort, wo wir betrübt und niedergeschlagen sind, wenn wir traurig sind und nicht mehr darüber hinwegkommen, was uns schmerzt.
Wenn man dann plötzlich sagen könnte, wie so ein Kfz-Meister: „Wir schmeißen raus, bauen Neues ein, und vorbei ist es. Geschafft.“
Die innere Not und das Verlangen nach neuem Leben
Sie haben doch auch schon mit Menschen gesprochen und wissen, wie es ist, wenn Menschen leiden. Das betrifft nicht nur die Organe des Körpers. Es kann uns auch innerlich niederdrücken, wenn wir selbst diesen bösen Geist in uns spüren, der uns so streitsüchtig macht.
Wenn wir das in uns wahrnehmen – die Unruhe, die Gedanken – sehnen wir uns danach, dass doch irgendetwas neu werden möchte. Genau das meint Jesus, wenn er sagt, dass in unserem Leben alles ganz, ganz neu werden kann.
Ich fürchte nur, dass die meisten Christen das gar nicht verstehen. Sie denken oft, es sei nur bildlich gesprochen, nur ein Beispiel von Jesus gewesen. Deshalb nehmen die meisten Christen das gar nie für sich in Anspruch.
Man müsste Jesus vielmehr beim Wort nehmen und sagen: Du hast es versprochen, du hast hier ein großes Angebot gemacht. Ich möchte heute mit Ihnen über die Wiedergeburt sprechen, über ein völlig neues Leben, über ein ausgetauschtes Leben.
Die Notwendigkeit der Wiedergeburt
Zuerst: Die Wiedergeburt ist notwendig.
Nikodemus hat sich intensiv mit Religion beschäftigt. Er war ein Lehrer, der viele unterwiesen hat. Als gründlicher Forscher in wichtigen Fragen der Ethik, Moral und des geistlichen Lebens wusste er, wo die Nöte der Menschen liegen.
Wenn er sich mit dem Alten Testament beschäftigte, stieß er darauf, dass die größten Gestalten, die Gott am meisten dienten, vor Gott nicht bestehen konnten. Da war Mose, der mit großer Hingabe sein Leben Gott zur Verfügung stellte und für seine Mitmenschen da war. Er erklärte sich nicht nur solidarisch, sondern trat für die Leute ein und bat vor Gott für sie. Dennoch konnte Mose vor Gott nicht bestehen, weil er den Glauben nicht durchhielt.
Dann war da Saul, der als junger Mensch mit einer unvergleichlichen Vorbildlichkeit fröhlich für Gott dienen wollte. Er nahm das Amt eines Königs an und galt als ein Mann nach dem Herzen Gottes. Doch es war enttäuschend, wie Saul seiner eigenen Art untreu wurde, Gott nicht dienen konnte, ungehorsam wurde und von Gott verworfen wurde.
Samuel, der Prophet, sagte zu Saul: „Du darfst nicht von mir weggehen.“ Dann zerreißt Samuel Sauls Gewand und erklärt: „So hat Gott sich von dir losgerissen. Du bist jetzt gottlos, Gott bekennt sich nicht mehr zu dir.“
Danach kommt sein Nachfolger David, der flehentlich bittet: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, gib mir einen neuen, gewissen Geist, verwirf mich nicht von deinem Angesicht.“
Gerade David muss erleben, wie er an seinem eigenen Herzen zerbricht. Dieses Herz treibt ihn in eine Richtung, die er nicht mehr kontrollieren kann. Er sündigt gegen Gott und bringt einem Mitmenschen den Tod nur aus Gier.
Diese Geschichte setzt sich fort bei Salomo, den großen Königen wie Hiskia. Und dann muss ein Mann wie Nikodemus, als Lehrer Israels, doch fragen: „Wie kann ich Gott nun dienen?“
Da sagt Jesus zu ihm: „Du musst ein ganz neuer Mensch werden.“ Im Reich Gottes geht es nicht billiger. Es geht nicht darum, wenigstens ein bisschen in der Spur zu leben. Das ist nicht wahr. Es reicht nicht, ab und zu zur Kirche zu gehen. Kein Wort davon. Es reicht nicht, die Gebote Gottes einigermaßen zu befolgen oder sich grober Sünden zu enthalten. Das stimmt nicht.
Du musst von Neuem geboren werden. Du musst ein ganz neuer Mensch werden.
Vielleicht haben wir selbst Jesu Anspruch immer wieder gemindert und gedacht, es genüge, wenn man ein Stück weit mitgeht. Nein, das hat keinen Wert.
Manche sagen: „Ein bisschen muss es doch auch nützen, wenn ich wenigstens ein Stück weit Gott diene.“ Nein, es nützt nichts.
Das ist wie bei einer Urlaubsreise: Wenn Sie noch italienische Lire in der Tasche haben, können Sie damit in Italien gute neapolitanische Spaghetti kaufen, die schmecken gut. Aber wenn Sie über die Grenze kommen und diese Münzen zeigen, sagt man Ihnen: „Kleingeld wechseln wir hier nicht. Wir sind in der Schweiz, und es lohnt sich nicht, dieses Blech umzuwechseln.“ Vielleicht noch Scheine, aber keine Münzen.
So ist es auch mit unseren Taten: In dieser Welt zählen sie etwas. Sie sind wichtig, denn danach werden Sie bewertet – in Ihrem Beruf, in der Anerkennung unter Ihren Mitmenschen. Wenn Sie für den Gemeinderat kandidieren, ist es wichtig, welche Taten Sie vorzuweisen haben.
Aber bei Gott herrscht eine andere Währung.
Bei Gott gibt es nur eine Währung, die zählt: ganz neue Menschen. Nur solche zählen.
Anders bekommt man keinen Frieden im Leben. Anders wird man nie fröhlich. Anders erfährt man nie den Trost, den Jesus uns verspricht. Anders zeigt sich nie die Wirkung des neuen Lebens.
Jesus sagt: Die Wiedergeburt ist notwendig.
Die Möglichkeit der Wiedergeburt
Das Zweite nun: Wiedergeburt ist möglich. Nikodemus hat nachgefragt, und niemand soll sagen, man dürfe bei Jesus keine Fragen stellen oder man nehme sich keine Zeit dafür. Natürlich darf man Fragen stellen. Man darf sogar viele Fragen stellen, aber bei Jesus soll man nicht albern oder töricht fragen.
Nikodemus hat Jesus nicht mit Fragen zu Problemen behelligt, die weit außerhalb seines Lebens lagen. Er fragte: Wie wird mein Leben neu? Verstehen Sie, das war eine existenzielle Frage, die ihn wirklich betraf.
Ich habe in Bibelkreisen schon viele Fragen erlebt, aber meist beschäftigen sie sich mit anderen Menschen. Das sieht so aus, als ob man dem anderen helfen möchte, doch oft ist es eine Flucht vor den eigenen Fragen. Nikodemus stellt seine eigene Frage: Wie kann das bei mir geschehen?
Wahrscheinlich hat er ein wenig gelächelt, als er zu Jesus sagte: Ja, meine Mutter ist ja schon lange tot, wie soll ich noch einmal geboren werden? Ich bin ein aufgeklärter Mensch, ich weiß, wie Babys geboren werden. Wie soll das bei mir noch einmal gehen? Es geht doch nicht.
Dann winkt Jesus ab und sagt, das sei ein netter Scherz, aber wenn ein Mensch noch einmal anfangen könnte, käme das gleiche Übel wieder hervor.
Ich kannte einen Mann, der immer davon träumte, sein Leben noch einmal von vorne zu beginnen. Es war rührend, wie er immer wieder sagte: „Ach, das wäre schön, noch einmal.“ Doch dann kamen die Erinnerungen an seine Kindheit. Ich fragte ihn: „Wolltest du das wirklich? Noch einmal die Schulängste durchmachen, die harte Hand des Vaters spüren, die Kinderängste durchleben, die Krankheiten, die Kriegsängste?“ Plötzlich war die Sehnsucht vorbei. Er sagte: „Nein, das natürlich nicht, das dürfte bei mir nicht sein.“
Wir träumen von einem neuen Leben, von einem wiederholten Leben, das frei wäre von all diesen bedrückenden Dingen. Jesus sagt zu Nikodemus: Weißt du, ein noch einmal gelebtes Leben wäre genau dasselbe Leben mit all seinen Schwächen und Problemen.
Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch. Es bleibt so problematisch, wie es war. Aber es gibt die Möglichkeit, dass Gott in einem Leben einen ganz neuen Anfang setzt. Dass Gott in die Natur unseres Lebens so eingreift, dass er unseren ganzen Leib nach seiner göttlichen, geistlichen Art ausrichtet.
Nikodemus fragt: Wie geht das? Wie läuft das technisch ab? Mich interessiert, wie das bei einem Menschen heute passiert. Jesus antwortet: Ich kann es dir nur in einem Bild erklären, denn ihr versteht die Dinge dieser Welt kaum. Wie wollt ihr das Vorgehen Gottes verstehen, wenn ihr schon die irdischen Dinge kaum versteht?
Dann erzählt Jesus von einem Bild, das an den Wüstenzug erinnert. Die Israeliten hatten auf diesem Zug das wunderbare Eingreifen Gottes erlebt. Ich habe es letzten Sonntag erwähnt: wie sie durch das Schilfmeer gingen und die Wasserwogen plötzlich zur Seite gingen, sodass sie trockenen Fußes hindurchgehen konnten.
Am nächsten Tag kam der Mekkergeist wieder, und sie murrten gegen Gott, weil sie kein Brot zu essen hatten. Dann ließ Gott ihnen am Morgen Manna vom Himmel regnen, ein Wunder, das in Israel immer in Erinnerung blieb.
Nach einiger Zeit murrten sie wieder: „Uns ekelt diese Speise.“ Doch Gott erbarmte sich erneut ihrer. Fortwährend erlebten sie Wunder um Wunder.
Dann, als sie plötzlich kein Wasser mehr hatten und schrien, gab Gott ihnen Wasser. Doch das Murren, das Klagen und das Jammern gingen weiter. Schließlich gab Gott sie den Gefahren dieser Welt preis. Er überließ sie dem Gericht Gottes.
Das bedeutet, wir leben unter dem Gericht Gottes, dass wir der Vergänglichkeit dieser Welt anheimfallen und vergehen müssen. Das ist Gottes Gericht: Er lässt uns dort, wo wir immer sein wollten – in dieser verlorenen Welt, in der man untergehen kann.
Da kamen plötzlich Schlangen aus der Wüste. Dort gibt es viele Giftschlangen, und sie fielen über die Israeliten her. Es muss ein furchtbarer Kampf auf Leben und Tod gewesen sein, wie die Menschen versuchten, sich gegen die Giftschlangen zu wehren.
Wenn Sie das einmal sehen: Wie diese Schlangen sich mit einer Wendigkeit ohne Gleichen um die Füße winden, wie sie die Menschen erdrücken, wie ihre Giftschlangen herausspritzen. Die Menschen halten mit einer Hand eine Giftschlange fest, und schon kommt die nächste von hinten. So kämpfen sie.
Dann erhält Mose den Befehl, eine Ehrenschlange aufzustellen. Das ist ein großes Bild: Gott nimmt das Zeichen des Todes selbst und sagt, die Menschen sollen dort hinschauen, und dann werden sie gerettet.
Mose ruft den kämpfenden Leuten zu: „Schaut doch dort auf diese Ehrenschlange!“ Doch die Leute antworten: „Wir können gar nicht. Wir müssen uns zuerst befreien. Uns sitzt eine Schlange im Hals. Wir haben keine Zeit. Nachher wollen wir hinschauen, aber zuerst muss die Todesgefahr weg.“
So gingen sie unter. Nur die, die es wagten, direkt auf die Schlange zu sehen, wurden geheilt.
Nun sagt Jesus zu Nikodemus: Es geht nicht anders. So wie Mose eine Ehrenschlange erhöht hat, so hat Gott ein anderes Zeichen des Todes aufgestellt.
Im Kreuz Jesu kannst du deine eigene Vergänglichkeit und Verlorenheit sehen, wie Menschen in der Welt untergehen. Richte deinen Blick auf dieses Kreuz! Sieh auf mein Sterben!
Es ist wie bei den Menschen, die kämpfen, ringen und sich anstrengen. Jesus sagt zu Nikodemus: Nein, nein! Die neue Geburt geschieht dort, wo Menschen auf Jesus schauen und erkennen: Wie lang habe ich mühsam gerungen, gelitten unter Sünde und Schmerz. Doch als ich mich ihm übergab, da strömte sein Frieden in mein Herz.
Ich kann nur ihm meine ganze Not, meine alte Art und mein Leiden an mir selbst hinbringen und sagen: Danke, dass du für mich und meine Schuld gestorben bist.
Du hast versprochen, dass du neue Menschen machst. Dass jemand, der in dir ist, ein neuer Mensch wird. Dir vertraue ich, auf dass alle, die an dich glauben, die dir vertrauen und ihr Leben dir hingeben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Die Wirksamkeit der Wiedergeburt
Lassen Sie mich nun noch von der Kraft der Wiedergeburt sprechen. Ich möchte das Thema etwas systematischer gliedern, damit wir es besser verstehen und nicht zu einfach behandeln. Mir ist wichtig, dass eine Predigt auch lehrhaft ist. Wenn eine Predigt nur Ansprache wäre, wäre das zu wenig. Sie muss uns wirklich erreichen und zum Nachdenken anregen.
Wiedergeburt ist notwendig, Wiedergeburt ist möglich und Wiedergeburt ist wirksam. Es ist etwas Großes, wenn Jesus sagt, dass Menschen durch ihn völlig erneuert werden. In unserer Zeit sehnen sich viele danach und fragen: Wo sind die Wirkungen der Christen? Wir wollen etwas von diesem neuen Leben sehen.
Manchmal geraten wir ein wenig in Verlegenheit. Es gibt unter uns noch einige Muntere, die sagen: Ich möchte das mit meinem Leben selbst darstellen, aber ich habe nicht mehr den Mut. Mir ist das ein wenig vergangen. Schon vor meinen eigenen Kindern fällt es mir schwer. Können Sie es noch so einfach sagen: Ich möchte das neue Leben zeigen? Ich leide doch darunter, dass sich immer wieder mein altes Wesen zeigt und dass ich so wenig von dieser Neugeburt spüre. Ich möchte mich doch ganz anders im Glauben an Jesus binden, damit die neue Geburt wirksamer wird.
Ich finde, dass schon die ersten Christen, sogar die Apostel, sich mit der gleichen Not auseinandergesetzt haben. Sie sagten, dieses neue Leben ist verborgen. Sie haben sich gegen die Schwärmer gewehrt, die vor der Gemeinde standen und sagten: Schau mein schönes Leuchten an, ich bin ein reiner Christ. Paulus sagt in dem Abschnitt, den wir Ihnen beim Bibeltraining letzten Dienstag als Hausaufgabe mitgegeben haben: Wir haben überall Trübsal, gerade als Menschen, die wiedergeboren sind.
Wir gehen von Spannung zu Spannung, aber ganz überraschend erleben wir, dass wir die Angst überwinden können und dass doch die neue Geburt da ist. Uns ist bange, furchtbar bange. Manchmal liegt das wie eine Last auf uns, und wir meinen, das Neue sei noch gar nicht geschehen. Doch dann erfahren wir, dass wir durch Jesus nicht verzagen müssen.
Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen das Sterben Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde. Das wäre ja wirklich Schwärmerei, wenn wir das vergessen würden. Wir sind doch mit denen verbunden, die diese Predigt wieder hören und jetzt auf dem Krankenbett liegen – Jahr um Jahr. Sie erfahren keine Genesung und keine Kräftigung und fragen: Wo ist denn die neue Geburt? Wo ist denn die neue Geburt?
Ich habe Kranke erlebt, die Jahr um Jahr in ihrem Krankenbett lagen und trotz zunehmender Schwäche ihres Körpers immer jünger und strahlender wurden. Sie waren fröhlich, trotz Schmerzen und Krankheit, weil die neue Geburt Jesu wirksam ist. Sie wirkt in der körperlichen Schwachheit und in den Spannungen, die wir als Menschen durchmachen müssen.
Lassen Sie sich nicht immer wieder blenden von jenen munteren Christen, die Ihnen vormachen, als könnte man die neue Geburt plakativ, gleichsam an seinem Äußeren tragen. Wie verborgen hat Jesus dieses neue Leben selbst gelebt! Andere Menschen haben es nicht gesehen.
Es wird nur von einem Hauptmann der römischen Legion erzählt, der am Ende von Jesu Leben erkannte: „Der war wahrlich Gottes Sohn.“ Die anderen sagten: Das ist wirklich kein Echter. Selbst das Leben Jesu, seine Taten und Äußerungen, haben sie nicht erkannt.
Und doch hat Jesus dieses neue Leben gelebt – vor den Kranken, vor den Leidenden, in den Spannungen hat er die Liebe bezeugt. Sie stehen mit ihrem Leben in seiner Bewährung, in ihrer Familie und ihrem Beruf. Dort will Jesus heute, morgen, heute Mittag dieses neue Leben zum Ausdruck bringen.
Das Beispiel der Erweckung in Uganda
Er hat sich dafür eingesetzt. Ich möchte heute Abend beim Gemeindeabend erzählen, wie vor vierzig Jahren in Uganda eine Erweckung begann.
Auf dem Schulhügel von Kabale, in diesem wunderbaren Landstrich Westugandas, lebte damals eine laue Schulgemeinde mit siebenhundert Schülern. Diese war erst kurz zuvor christianisiert worden. Das Christenleben war dürftig, und das Gottesdienstleben war schwach.
Dann kamen zwei Evangelisten aus Ruanda. Dort, bei der englischen Mission, saß Doktor Joe Church, der jetzt als alter Mann noch bei dieser Konferenz in Kabale dabei war. Ein anderer, Doktor Stanley Smith, der damals mit den Schülern auf dem Hügel lebte, erzählte: Wir haben über das schlichte Zeugnis der Evangelisten gelacht. Ihr Thema war: Jesus macht ein Leben neu. Aber wir hatten zu viel Theologie und dachten, so einfach geht das nicht.
Doch plötzlich erlebten wir, wie einzelne Schüler nach der Evangelisation gestohlenes Gut zurückbrachten. Andere bekannten ihr Unrecht. Sie merkten, dass Jesus nicht nur ein Gefühl ist. Sie wagten es, das neue Leben anzunehmen.
Von dort ging eine solche Bewegung aus, deren Ausmaß bis heute kaum zu überschauen ist. Sie breitete sich in viele Länder aus. Menschen begannen, Jesus beim Wort zu nehmen und das neue Leben wirklich zu leben.
Ich möchte Sie einfach fragen: Wo fängt es bei Ihnen an? Wenn Jesus Ihnen ein neues Leben geben will, müssen Sie einen Bruch machen, einen Schnitt. Denn die neue Geburt ist wirksam. Sie müssen Dinge beenden, damit Jesus Ihr ganzes Leben erneuern kann. Es ist wirksam, sehr wirksam. Sie dürfen ihn beim Wort nehmen.
Amen.
Schlussgebet und Segensbitte
Und beten. Herr Jesus Christus, wir haben oft dein Wort nur als Deckmantel für unsere Bosheit benutzt. Wir haben unser Leben vor dir verborgen und Dinge vor dir versteckt, die wir dir nicht zur Erneuerung hingeben wollten.
Wir haben uns in alten Sünden gefallen und sie dir nicht gebracht, damit du uns volle Vergebung schenken kannst und uns ganz befreien kannst. Herr, heute wollen wir das tun und alles zu dir bringen.
Mach du aus uns ganz neue Menschen. Erneuere uns vollständig durch deinen Heiligen Geist. Wir danken dir, dass du dieses neue Leben in uns wirken willst, wenn wir dir glauben und dir vertrauen. Lass es in unserem Leben immer stärker durchbrechen.
Du kannst unsere alte Art wegnehmen und uns ein neues Herz geben. Durch deinen Heiligen Geist willst du Frucht wirken, die bleibt: die Frucht der Liebe, Freude, des Friedens, der Geduld, der Freundlichkeit, der Gütigkeit, des Glaubens, des Sanftmuts und der Keuschheit.
Herr, mache auch uns hier in unserer Gemeinde zu solchen Menschen, die von deinem Geist getrieben sind, damit wir Frucht tragen, die bleibt. Segne alles, was wir gemeinsam beginnen und tun. Setze uns zueinander zum Segen.
Wir bitten dich auch für unsere Freizeit, die wir am nächsten Wochenende haben. Lass von hier Wirkungen ausgehen, die unser ganzes Leben prägen. Wir bitten dich für deine ganze Gemeinde weltweit, mit der wir verbunden sind – mit einer leidenden Gemeinde in Verfolgung und Anfechtung, mit einer schwachen Gemeinde.
Herr, lass sie dein Wort entdecken und deine großen Zusagen erfahren, damit sie es wagen, dir treu zu sein. Gib uns allen den Geist des Bekennens, der Mission und der Evangelisation, damit wir deinen Namen vor der Welt bekennen und viele Menschen an dich glauben und selig werden.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Wir wollen noch um den Segen Gottes bitten: Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
