Begrüßung und Einführung ins Thema
Jetzt möchte ich noch einmal allen, die neu dazugekommen sind, ein herzliches Willkommen aussprechen – hier am Nachmittag, zu diesem Thema.
Ich hoffe, ihr seid hier, weil ihr genau hier sein wolltet. Das Thema allein ist ja schon herausfordernd. Es geht um einen Beamten, der sich bewegt. Meine Frage: Wie viele von euch sind Beamte? Ah, da sind doch einige. Herr Präsident, Sie sind jetzt dran, heute Nachmittag.
Ich fürchte, und zwar nicht nur Sie, sondern uns alle, dass wir uns hier auf etwas einlassen, das uns neu herausfordert. Wir werden Schritte tun müssen, uns in Bewegung setzen – im Kopf, in Gedanken, im Herzen, mit den Händen, mit den Füßen, einfach mit unserem ganzen Leben.
Mit unserem ganzen Sein, dort, wo wir sind, und vielleicht sogar andere mitreißen. Ich bin gespannt. Ich bin gespannt auf das, was Lutz Schäuffler nachher sagen wird.
Vorstellung und Gespräch mit Lutz Schäuffler
Lutz, ich bitte dich jetzt einfach, kurz mit hier vorzukommen. Ich möchte dich gerne vorstellen beziehungsweise dir ein paar Fragen stellen.
Mahlzeit.
Mahlzeit, wunderbar. Ich kenne dich nämlich selber noch gar nicht richtig. Wir haben gerade vorhin ein paar Sachen miteinander ausgetauscht. Meine Frage an dich: Du bist Musiker und Evangelist. Wie bringst du beides zusammen? Wie nutzt du vielleicht auch die Musik genau, um Evangelist zu sein?
Ich mache Musik eigentlich nur deshalb, weil ich Evangelist bin. Ich bin mit 14 Jahren Christ geworden, und dann schaut man ja, wo die Begabungen sind. Dort, wo die Begabungen sind, sind auch die Aufgaben. Da war etwas vorhanden. Ich konnte also mit den sechs Saiten einigermaßen lernen umzugehen, und daraus wurde dann, dass ich auch Musik gemacht habe.
Das habe ich versucht, von Anfang an immer auch missionarisch, evangelistisch einzusetzen. Also den Menschen die Botschaft auf singende Weise nahezubringen. Mir hat jemand gesagt, es wären mehr Leute in den Himmel gesungen als gepredigt. Ob das stimmt, werden wir erst im Himmel überprüfen können.
Dein Dialekt verrät deine Herkunft. Ich habe noch gesehen, dass du ursprünglich einen anderen Namen hattest. Das ist ja auch bewegend. Wie kommt es dazu, dass dein Nachname sich verändert hat?
Das war mit neun Jahren. Das sind so die prickelnden Erlebnisse, die manche Kinder haben, wenn die Eltern sich scheiden lassen und die Mutter wieder heiratet. Dann kriegt man halt gleich noch einen neuen Namen mitgeliefert. Deshalb heiße ich jetzt anders. Ich habe nicht den Namen meiner Frau angenommen. Sie hat ihn gnädigerweise von mir angenommen, damit ich nicht nochmal wechseln musste.
Aber ich wohne übrigens auch in Schwaben. Der Ort in Sachsen, wo wir wohnen, heißt Schwaben. Also ihr seid nicht alleine. Ein unbedeutendes Nest, nicht mal 300 Einwohner.
Wunderbar. Ich habe noch eine Frage an dich, und zwar: Wir Jungen haben ja immer noch Träume vom Leben. Jetzt will ich dich nicht als einen der Älteren irgendwie abstempeln.
Warum nicht?
Aber ich möchte dich trotzdem fragen: Was sind so Träume, die du eigentlich in der Jugendzeit hattest, die sich vielleicht sogar erfüllt haben? Und welche Träume sind erst gewachsen? Welche Träume hast du jetzt?
Also, mit dem alten Holz, das stimmt schon. Wir haben ja zwei Enkel, und es hängt doch mit meinen Träumen zusammen, dass ich mir wünsche, dass die junge Generation, die jetzt so heranwächst, nicht als Erstes mit Wohlstand und allem Möglichen, was sie sonst zum Leben brauchen, zugeschüttet wird.
Sondern dass sie erst mal Jesus kennenlernt. Das ist das Beste, was einem Menschenkind passieren kann. Ich komme aus einer Familie, in der ich nicht christlich erzogen worden bin. Das habe ich heute schon mal zum Vortrag gehört, wo jemand so dankbar war, dass er christliche Eltern hat. Die meisten wissen nämlich gar nicht zu schätzen, was sie daran haben.
Aber genau das wünsche ich möglichst vielen jungen Menschen in unserem Land. Und da könnt ihr natürlich dazu beitragen, dass die jungen Leute auch von Jesus erfahren. Das ist so mein Haupttraum als Evangelist: dass die Menschen von Jesus erfahren. Deshalb sind wir unterwegs, und daran hat sich nichts geändert.
Was hast du alles schon erlebt? Jetzt ist ja schon der 11. Januar. Was hast du alles schon Bewegendes erlebt in 2009? Was ist so dein persönlicher Jahresrückblick 2009?
Wir waren gestern in Stuttgart gut essen. Da war mein Kollege Theo Lehmann dabei mit Sabine Ball, der Knaffe vom Stoffwechsel, unseren Frauen, und da haben wir es uns richtig gut gehen lassen. Das ist doch ein guter Start, oder?
Evangelisationsteam und Dienstgemeinschaft
Apropos Theo Lehmann: Ich habe gelesen, dass du ein Evangelisationsteam leitest. Was bedeutet das genau? Was muss man sich unter einem Evangelisationsteam vorstellen?
Wie viel Zeit haben wir jetzt dafür? Noch ein bisschen Zeit ist vorhanden.
In der Landeskirche Sachsen haben wir erlebt, dass es früher fünf Evangelistenstellen gab. Davon ist nur noch meine Stelle mit 80 Prozent übrig geblieben. Alles andere ist weggefallen.
Wir haben gesagt, das kann so nicht bleiben, wir müssen etwas tun. Wir haben Gott darum gebeten, und er hat etwas getan. Inzwischen sind wir sechs Mitarbeiter: drei Evangelisten – Theo Lehmann, ein junger Bruder, der letztes Jahr angefangen hat, und ich. Dann haben wir eine Kinderevangelistin, eine Schwester aus Eidlingen, die wir bei euch hier „abgeworben“ haben.
Außerdem gibt es einen Diakon, der für die Vor- und Nacharbeit zuständig ist, wenn wir evangelisieren. Er hilft in den Gemeinden und unterstützt sie. Zusätzlich haben wir eine Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Team. Sie kümmert sich hauptsächlich um Lebens- und Erziehungsberatung, hilft den Leuten und hält bei Frauenfrühstücken Vorträge.
Das ist das Team, in dem wir zu Hause sind. Ich würde es als Dienstgemeinschaft bezeichnen.
Jetzt sind einige aus dem Team hier am Start. Wunderbar! Vielen Dank. Ich bin auch gespannt auf das, was wir noch von dir zu hören bekommen.
Blick auf weltweite Missionserfahrungen
Ich finde es so schön an Yumiko, dass immer wieder zwischendrin dieser Blick nach draußen geht – dieser Blick hinaus, wo Gott in der Welt, ja, auch weit weg, nah dran und weit weg, sein Reich baut.
So bin ich gespannt auf das, was Matthias Flath und Philipp – den Nachnamen musst du einfach selbst sagen, da bin ich gespannt, wie man den richtig ausspricht – erlebt haben.
Ich möchte euch fragen: Das Thema ist „Ein Beamter bewegt sich“ und wir wissen, Gott setzt in Bewegung. Wo erlebt ihr das konkret?
Ja, hallo miteinander! Ich heiße Matthias Flath und bin mit meiner Familie auf Mindanao, der großen südlichen Insel der Philippinen, zurzeit im Heimataufenthalt.
Ein Beamter bewegt sich – ich war Beamter, und zwar ein ganz besonderer: Ich war Forstbeamter. Das war zu meiner Zeit zumindest noch der große Traumberuf vieler Männer. Ich hatte das große Glück, damals einen Ausbildungsplatz zu bekommen und dann auch noch eine Anstellung bei der Landesforstverwaltung. Ich war einer der letzten Beamten, die auf Lebenszeit ernannt wurden, und bekam sogar ein Revier zugeteilt. Die meisten meiner damaligen Kollegen sitzen heute noch im Büro.
Ich habe zehn Jahre draußen im Wald gearbeitet und es voll genossen, mich kreativ in Gottes Schöpfung zu betätigen und einen wunderbaren Rohstoff – Holz – zu produzieren.
Dann habe ich irgendwann Kerstin geheiratet, die ersten Kinder kamen, und wir kauften ein älteres Bauernhaus, das wir umgebaut haben. Da waren eigentlich alle Träume erfüllt. Wir waren auch in der Gemeinde aktiv und haben Obdachlose zu uns ins Haus eingeladen und solche Dinge gemacht.
Trotzdem war immer wieder dieses Reden Gottes da: Wie ist es mit Mission? Bist du bereit, noch mehr zu wagen, auch über das hinaus, was man überblicken und kalkulieren kann? Dieses Reden wurde immer stärker.
Jedes Mal, wenn ich in die Bibel schaute, betete oder Missionsberichte hörte, berührte Gott mein Herz tief. Den Leuten, denen ich davon erzählte, rieten mir die meisten erst einmal ab. Wir dachten auch, wir seien eigentlich nicht so berufen. Es kam kein Brief vom Himmel, kein Gemeindeleiter oder sonst jemand sagte zu uns: „Mensch, ihr wärt die richtigen Missionare.“
Ich bin jemand, der immer gefragt hat: Was denken die Leute? So dachte ich: Ich mache mal nicht zu viel, schaue, wie die Leute reagieren, ob es ihnen allen gefällt. Und ich bin froh, dass Gott mich so geführt hat.
Sein Reden wurde so stark, dass wir nicht anders konnten und irgendwann sagten: Jetzt machen wir es konkret.
Wenn ich jetzt vier Jahre draußen auf den Philippinen war, passiert es unweigerlich, dass man tage- oder wochenlang frustriert ist, die Welt nicht mehr versteht, einsam ist und aufgeben möchte.
Wenn ich mich auf irgendeinen Gemeindeleiter verlassen hätte, der mich empfiehlt, wäre ich wahrscheinlich ins nächste Flugzeug gesetzt worden. Es ist Gott, der einen beruft.
Zunächst war noch gar nichts klar. Wir gingen erst einmal konkrete Schritte, bewarben uns. Dann gingen plötzlich Türen in Richtung Missionsfeld auf, andere Türen schlossen sich. Wir konnten unser Haus gut verkaufen, ich konnte das Revier an einen Nachfolger übergeben und schied aus dem Beamtenstatus aus.
Aber unsere Freunde, Verwandte und Leute aus der Gemeinde waren noch sehr dagegen. Wenn man dann solche Sätze hört wie: „Das alles, was ihr jetzt habt, habt ihr doch auch von Gott geschenkt bekommen – den sicheren Beruf und das alles – das darf man doch nicht einfach so verlassen“, oder viele Freunde sagten: „Du wirst das noch bitter bereuen, was du jetzt vorhast“, dann steht man plötzlich mit abgesägten Hosen da. Alles, was man hatte, ist weg – selbst die Freunde.
Die eigene Frau denkt zum Glück anders, aber auch sie braucht in diesen Zeiten eher Trost. Und da ist Gott allein da.
Wenn ich weiß, dass Gott mich berufen hat, dann trägt er durch.
In solchen Zeiten wird der Glaube lebendig, wie ich ihn vorher noch nie erlebt habe. Da zieht es mich zu Gottes Wort, es wird wirklich Nahrung. Die Bibel wird lebendig, ich sauge sie richtig ein. Das Beten wird zur Kraftquelle und zur Freude – das wünsche ich uns allen.
Heute weiß ich, dass wir mit unserer Familie am richtigen Platz sind. Trotz aller Herausforderungen gehe ich gerne wieder zurück.
Was Gott uns aufs Herz legt, lasst es uns tun. Lasst uns in diese Richtung einfach vorwärtsgehen, nicht auf Menschen vertrauen, sondern nur auf ihn allein.
Erfahrungen eines jungen Missionars im Tschad
Ich komme aus dem Norden, aus Schleswig-Holstein, studiere jetzt in Mainz und war mit der Vereinigten Kamerun- und Tschad-Mission für ein Jahr im Tschad. Man hat mich gefragt, ob ich hier kurz für fünf Minuten sprechen könnte, und darüber freue ich mich sehr.
Wie ihr gehört habt, lautet die Frage: Gott setzt in Bewegung – wo erlebt ihr das ganz konkret? Das ist ganz interessant, denn am Mittwoch in meinem Hauskreis, in meiner neuen Gemeinde in Mainz, sind viele Leute an einem Punkt, an dem sie sagen: „Wo muss ich hin? Ich muss jetzt für mich entscheiden, ob es links oder rechts weitergeht.“ Sie warten auch auf diesen Brief, der vom Himmel fällt.
Als ich diese Frage gelesen habe, musste ich sofort daran denken. Dort haben wir nämlich genau darüber gesprochen, dass wir oft darauf warten und von Gott fast fordern, dass er uns etwas zeigt und uns lenkt. Das haben wir diskutiert und gesagt: Neben dem Beten müssen wir wirklich zuhören und offen sein für alles. Für alles heißt wirklich für das, was wir uns überhaupt nicht vorstellen können.
Das hat mich sehr angesprochen, denn ich komme nicht aus einem christlichen Haushalt. Ich war zwar in der Jugendarbeit tätig, aber ich war immer jemand, der alles geplant und organisiert haben wollte. Wenn etwas nicht geklappt hat, war ich oft enttäuscht und hatte meine eigenen Vorstellungen. Deshalb hat mir das mit Gott oft nicht so gepasst. Ich habe dann immer mehr mein eigenes Ding gemacht.
Dann kam das Abitur, und ich wusste, ich möchte gerne für ein Jahr weg. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, mit einer Mission zu gehen. Ich hatte viele Adressen und viele Leute haben mir gesagt, ich könnte hier oder dort hingehen. Doch dann bin ich auf die Vereinigte Kamerun- und Tschad-Mission gestoßen, die im Süden Deutschlands, in Stuttgart, ihren Sitz hat, und hatte dort die ersten Gespräche.
Wie gesagt, meine Gemeinde hatte keinen Missionsgedanken, und meine Familie auch nicht. Aber ich bin darauf gestoßen und habe gespürt, dass mich etwas zieht. Ich habe gesagt: „Okay, ich kann es ja mal ausprobieren.“ Im Abitur, im dreizehnten Schuljahr, fand dann auch eine Vorbereitung statt.
Ich konnte schon ganz klar merken, dass die Mission mich geprüft hat. Sie stellten mir viele Fragen, was mich oft durcheinandergebracht hat. Sie fragten mich auch: „Ist das denn das Richtige?“ Das war eine sehr intensive Phase. Ich habe das auch wirklich vor Gott gestellt und gefragt: „Wie sieht es aus? Meinst du wirklich, ich soll in den Tschad gehen?“ Ich habe darauf Antworten bekommen. Das war eine sehr intensive Zeit.
Da kann ich wirklich sagen, dass ich ganz klar und konkret gemerkt habe, dass Gott mich in den Tschad bewegt hat – obwohl ich, wie ich meine, von meinem Umfeld nicht die Voraussetzungen dafür hatte.
Als ich im Tschad war, habe ich noch einmal reflektiert. Wenn man dort intensiver mit Christen zusammen ist, schaut man auch nach Hause: Wie geht es meinem Freundeskreis, meiner Familie? Man beginnt wirklich nachzudenken. Für mich gingen viele Türen auf.
Ich war meiner Organisation sehr dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben, mich gehen zu lassen. Denn es war spürbar, dass sie sich nicht hundertprozentig sicher waren, ob sie diesen jungen Kerl wirklich loslassen sollten. Das war eine spannende Sache.
Natürlich gab es in diesem Land, dem Tschad in Zentralafrika, viele Situationen, in denen ich ganz klar gespürt habe: Das ist Gott. Auf der anderen Seite habe ich auch immer wieder gemerkt, dass ich durch meinen Charakter oft Erwartungen habe, die nicht funktionieren. Wenn ich mir etwas vorstelle, klappt es meistens nicht. Deshalb muss ich wirklich offen sein und Gott vertrauen, dass er es so macht, wie er es möchte.
Davon wurde ich in dieser Zeit wirklich beschenkt. Das war etwas ganz Tolles. Dort lernt man viel intensiver, auf Gott angewiesen zu sein.
Zum Beispiel war es letzten Freitag so: Als ich von Mainz nach Stuttgart gefahren bin – ich wohne in einem Studentenwohnheim – fiel dort die Heizung aus. Es war das erste Mal. Mir passte es ganz gut, dass ich gerade in Stuttgart bin und nicht zu Hause, denn mir wurde gesagt, dass die Heizung am ganzen Wochenende nicht an sein würde.
Da sieht man wirklich, wie wir viele Dinge als selbstverständlich ansehen und ihre Bedeutung oft nicht erkennen. Im Wohnheim sagten viele: „Ja, es ist alles so kalt, was machen wir denn da?“ Da beginnt man natürlich, noch einmal nachzudenken: Wie geht es den anderen Menschen? Diesen Blick habe ich seit meiner Rückkehr wirklich in allen Dingen.
Das ist ein Geschenk, und dafür bin ich Gott sehr dankbar.
Ich war im Zug und bin gestern noch auf einem Seminar gewesen, um mich ein wenig vorzubereiten. Im Zug habe ich zwei Blinde gesehen, die Arm in Arm standen und aus der S-Bahn ausgestiegen sind. Ich konnte beobachten, wie sie sich mit ihren Stöcken die Treppe hinaufgeführt haben.
Das war für mich ein Bild: Man muss sich Gott genauso hingeben, wie diese beiden sich mit ihren Stöcken und ihrem Sinn führen lassen. So durfte ich es auch in meinem Jahr im Tschad erleben. Dafür bin ich Gott wirklich dankbar, und das wünsche ich Ihnen auch.
Humorvolle Einleitung zur biblischen Geschichte
Ich bin erstaunt, als ich das Programm angesehen habe: An diesem Tag gibt es gleich vier Referate aus Sachsen. Das zeigt zum einen, dass Schwaben und Sachsen schon einige Verbindungen miteinander haben. Zum anderen beweist es, dass die Sachsen schon immer sehr reiselustig waren.
Die meisten Menschen verreisen ja gern – Kannibalen übrigens auch. Ein Kannibale fährt in den Urlaub, und als er zurückkommt, muss sein Nachbar feststellen, dass ihm der rechte Arm und das linke Ohr fehlen. Er fragt: „Wie war es denn im Urlaub?“ Der Kannibale antwortet: „War schon ganz nett, aber ich fahre nie wieder in ein Selbstversorgerhaus.“
Jetzt geht es um eine Dienstreise und um eine Urlaubsreise. Ich beginne mit der Urlaubsreise.
Lebensgeschichte eines mächtigen Beamten im Nubischen Reich
Da geht es um einen Mann, der reif für die Insel ist und in den Urlaub will. Er lebt vor ungefähr 2000 Jahren im Nubischen Reich, etwa im Gebiet des heutigen Sudan, in der Gegend des Oberen Nils. Er ist Single, ein Farbiger, reich und mächtig. Er hat es ganz nach oben geschafft.
In der Schule war er immer der Beste. Nach dem Studium machte er Karriere, verzichtete aber für den Karrierewillen auf einiges. Er verzichtete auf Ehe und Familie. Es gibt Menschen, die genau aus diesem Grund auf Ehe und Familie verzichten. Sie wissen ganz genau: „Ich mache einen hundertprozentigen Job. Wenn ich mich so in meinem Beruf einsetze, dann kann eine Heirat nur zu Lasten des Partners und später auch der Kinder gehen. Das kann ich eigentlich niemandem zumuten.“
Sie sagen sich dann: „Wer schneller lebt, ist eher fertig, und die anderen leiden darunter.“ Also entscheiden sich manche ganz bewusst gegen Familie und Ehe zugunsten ihrer Karriere. An dieser Stelle muss man sagen, dass es nicht nur eine Berufung zur Ehe gibt, sondern auch eine Berufung zur Ehelosigkeit.
Bei unserem Manager war es jedoch nicht die eigene Einsicht oder eine religiöse, göttliche Berufung. Auch keine eigene Entscheidung. Er musste aus dienstlichen Gründen auf Ehe und Familie verzichten. Es war Vorschrift: Er musste sich kastrieren lassen. Bei Beamten am Hof einer weiblichen Herrscherin war das so üblich. Er war ein Eunuch.
Der Staatschef war nämlich keine Staatschefin, keine Bundeskanzlerin, sondern eine Königin. Zur damaligen Zeit herrschte am Oberen Nil ein Frauenregiment. Die Königinnen trugen den Namen Kandake, und die Königin Ägyptens hieß Pharao.
Unser Manager war auch kein gewöhnlicher Finanzbeamter, sondern der Wächter des Staatsschatzes. Er war der oberste Finanzminister. Obwohl es ihm finanziell gut ging, er im Luxus lebte und gesund war, interessierte er sich für den Gott des Volkes Israel.
Ich habe das Gefühl, in seinem Freundeskreis hatte er Juden, die mit ihm bei Lamhackse und Libanon weinten, von ihrem Volk und ihren alten Geschichten erzählten. In diesen Geschichten kam immer wieder der Gott vor, an den sie glaubten, und Jerusalem, wo der Tempel steht.
Durch diese Geschichten der Freunde freundete er sich in Gedanken mit dem Gott des Volkes Israel an.
Reflexion über das Interesse an Gott trotz Wohlstand
Ein Starker, ein Mächtiger und Reicher interessiert sich für Gott. In unseren Breitengraden denken viele, dass das etwas für alte Leute ist, die kurz vor dem Friedhof stehen. Oder für kleine Kinder, die das Leben noch nicht verstehen, und für Menschen am Rande der Gesellschaft, die mit dem Leben nicht zurechtkommen. Aber dass sich jemand für Gott interessiert, der es an allen Zipfeln hat, das kann man sich kaum noch vorstellen.
Hier ist es aber so, und auch heute noch gibt es Leute, die alles haben und darüber nachdenken, was es denn noch mehr geben könnte. Beeindruckend an diesem Mann, diesem Beamten, ist, dass er nicht oberflächlich lebt. Viele Menschen, denen es gut geht, leben leider oberflächlich. Sie tun so, als hätten sie alles, was sie besitzen und genießen, sowie ihre Begabungen und ihr Leben sich selbst gegeben und geschaffen. Dabei sind das alles großartige Geschenke von außen, von Gott.
Ich frage mich in diesem Zusammenhang: Warum werden die wichtigsten Fragen in unserem Leben nicht gestellt, wenn es uns gut geht, sondern erst dann, wenn es uns schlecht geht? Warum werden die wichtigsten Fragen im Leid und im Gefängnis gestellt? Warum fangen wir nicht in guten Zeiten an, Gott dafür zu danken, dass es uns gut gehen lässt?
Als DDR-Bürger durfte ich früher einmal in den Westen reisen. Es war eine kirchliche Dienstreise. Ich sollte in einer westdeutschen Großstadt kirchliche Jugendarbeit studieren. Es war für mich sehr beeindruckend, vor allem das Essen. Da standen Speisen auf dem Tisch, deren Namen ich teilweise nicht einmal kannte. Dann kam der Schock: Ich nahm an mehreren Arbeitsessen von hauptberuflichen kirchlichen Mitarbeitern teil. Diese Dienstberatungen begannen stets mit einem Essen, und bei keinem dieser Essen während der sechs Wochen gab es ein Tischgebet.
Hinterher gab es natürlich eine Auswertung, und ich sollte meine Eindrücke schildern. Da sagte ich zu den Westkollegen: „Ihr habt hier Speisen auf dem Tisch stehen, die würde ich meinen Kindern auch gern servieren – und ihr dankt Gott nicht einmal dafür.“
Das geht noch weiter. Im Jahr 2002 war ich zu einer vierwöchigen Evangelisationsreise in Afrika. Dort sah ich Verhältnisse, die ich sonst nur aus den Medien kannte. Solange diese Verhältnisse nur in den Medien sind, sind sie schön weit weg. Doch während ich in den Slums stand, sagte ich plötzlich zu mir selbst: „Scheuffler, pass auf, dass du nicht oberflächlich wirst.“
Liebe Freunde, der Wohlstand, den wir genießen, ist ein großartiges Geschenk von Gott, und wir sollten täglich dafür danken. Aber der Wohlstand kann besonders für uns in Europa auch zum Feind werden. Der Teufel kann die guten Geschenke von Gott nehmen, sie missbrauchen und verdrehen. Er kann uns mit dem Wohlstand dumm und dämlich machen.
Unser Finanzhai hier lässt sich jedenfalls vom Wohlstand nicht die Sinne vernebeln. Er will hinterblicken und fragt: „Was kommt, wenn vielleicht die Stärken in meinem Leben eines Tages mal abgezogen werden? Was bleibt dann noch von mir übrig?“ Damit müssen wir die Menschen konfrontieren.
Liebe Freunde, niemand bekehrt sich, wenn sie merken, dass wir Christen genauso cool drauf sind wie die anderen. Deshalb bekehrt sich niemand. Es bekehrt sich auch niemand, wenn wir uns sozial engagieren, aber währenddessen Jesus verschweigen. Die Menschen müssen noch hören, dass jemand, der 80 Jahre alt wird, nicht einmal 30 Tage lebt. Diese 30 Tage sind im Maßstab der Weltgeschichte nichts weiter als ein kurzer Urlaub vom Tod.
Wir müssten uns schon mal fragen, was vielleicht danach kommt. Wir können uns nicht nur auf das Diesseits konzentrieren, sondern müssen auch Gedanken an das Jenseits richten.
Vor einigen Jahren habe ich im Erzgebirge eine Umfrage unter Jugendlichen gemacht. Ich habe ihnen eine einzige Frage gestellt, die ich von einem Buchtitel geklaut habe: „Was würdest du tun, wenn du noch einen Tag zu leben hättest?“ Die Ergebnisse waren hochinteressant. Ich konnte sie in zwei Gruppen einteilen.
Die einen wollten aus diesen 24 Stunden alles herausholen, was sie noch können. So nach dem Motto: „Jetzt hole ich das noch raus, was ich im Leben bisher verpasst habe.“ Die anderen dachten in diesen 24 Stunden nicht an sich, sondern an andere. Sie überlegten, mit wem sie noch ein Abschiedsfest feiern wollten, wem sie um Entschuldigung bitten mussten und welche kaputte Beziehung sie noch in Ordnung bringen wollten, bevor sie gehen.
Das waren die beiden Gruppen, aber eines hatten alle gemeinsam: Jeder hätte ab sofort sein Leben geändert.
Ich bin fest überzeugt, wenn ich dir heute dein Todesdatum sagen könnte, würdest du ab diesem Moment sofort dein Leben ändern. Du würdest nicht so weiterleben, wie du bisher gelebt hast.
Ich vermute, unser Finanzherr hier hat sich ähnliche Gedanken gemacht. Ich sage es noch einmal: Er hat sich von seinem Wohlstand nicht die Sinne vernebeln lassen. Eines Tages ging er zu seiner Chefin und sagte: „Ich brauche Urlaub.“ Dann packte er seine sieben Sachen und reiste nach Jerusalem zum Tempel zum Gottesdienst – 1500 Kilometer. Ein Beamter bewegt sich.
Bei uns in Sachsen bekommen die Leute schon die Krise, wenn sie mal in den Nachbarort zum Gottesdienst gehen müssen. Wenn ich in Mecklenburg bin, fahren die Leute schon mal 80 bis 100 Kilometer wegen einer biblischen Verkündigung. Aber dieser Mann fährt 1500 Kilometer zum Gottesdienst.
Ich muss aber sagen, er fliegt nicht, er fährt. Klar, man kann sagen, er ist wohlhabend, er gehört nicht zu den Leuten, die den Wert ihres Wagens durch Volltanken verdoppeln. Übrigens ist ein Unterschied von damals zu heute: Vor 2000 Jahren liefen die Esel noch vor dem Wagen her, heute sitzen sie meistens drin. Aber das lasse ich beiseite.
Was dieser Mann trotz seines Wohlstands macht, ist anstrengend. Von einer Urlaubsreise kann hier wirklich nicht mehr die Rede sein. Hier sieht man, dass seine Suche auch eine ernsthafte Suche ist.
Sage bitte niemandem, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens ein leichter Weg ist. Wenn dir das jemand verspricht, sei skeptisch. Denn spätestens wenn du auf der Suche bist, den Sinn des Lebens zu finden, wird der Teufel sich einiges einfallen lassen, damit du möglichst Jesus nicht findest.
Ausschluss und Hoffnung des Eunuchen
Nun kommt noch der Hammer: Eigentlich kann man schon von vornherein sagen, dass es eine ganz sinnlose Pilgerreise ist. Nicht nur die vielen Kilometer trennen ihn vom Tempel in Jerusalem. Er ist Ausländer, er gehört nicht dazu. Er ist ein Eunuch, denn in der Heiligen Schrift der Juden steht, dass kein Verschnittener, also kein Kastrierter, in die Gemeinde Gottes kommen soll (5. Mose 23,2).
Wenn jemand kastriert wird, ist das aus biblischem Verständnis ein Verstoß gegen die Schöpfungsordnung Gottes. Er ist von vornherein ausgeschlossen – so wie manche heute aus manchen Gemeinden von vornherein ausgeschlossen sind. Kannst du studieren? Oft werden andere Menschen auch in christlichen Gemeinden in Sippenhaft genommen. Der ist mehrfach geschieden und will jetzt Christ werden? Kann doch wohl nicht wahr sein. Vielleicht hast du das schon mal gehört.
Oder da drüben, der war bei der Stasi und geht jetzt plötzlich zur Kirche. Oder sie hat eine Abtreibung hinter sich und will jetzt einen Neuanfang machen. Häufig ist es so, dass man ganz genau weiß, der gehört nicht dazu. Christentum wird dann wie eine Kultur verstanden, die in der eigenen Sippe nur weitergegeben wird. Andere haben keine Möglichkeit, dazuzukommen. Andersrum werden Kinder aus christlichen Familien in Sippenhaft genommen, und man sagt von vornherein, es sind alles Christen – aber es hat nie eine eigene Entscheidung für Jesus stattgefunden.
Unser Minister gehört jedenfalls nicht dazu, gehört aber zu den einflussreichen Persönlichkeiten. Er hat überall Zutritt, nur an zwei Stellen merkt er, dass er keinen Zutritt hat. Beim Schlafzimmer der Königin hat er keinen Zutritt, und jetzt merkt er es noch im Tempel in Jerusalem. Im Wartezimmer muss er sitzen bleiben. Er ist plötzlich nicht mehr privat, sondern nur noch gesetzlich versichert.
Sollte er überhaupt gesund in Jerusalem ankommen, dann muss er außerhalb der Schranke bleiben. Die Heiden, so nennt man ja diejenigen, die nicht zum Gottesvolk gehören, dürfen nämlich dort nicht rein. Er muss im Vorhof der Heiden bleiben, und Gott wohnt drinnen im Tempel – so lautet die Vorstellung. Nach menschlichem Ermessen hätte der Finanzminister keine Chance gehabt, zu Gott zu kommen.
Liebe Freunde, das ist der Zustand jedes Menschen, der auf diesem Planeten lebt. Was der Finanzminister erlebt, ist heute Normalzustand. Keiner kann von sich aus zu Gott kommen. Es ist die Schranke, die zwischen Mensch und Gott steht, und die wir selbst aufgebaut haben. Es ist ja eigentlich nicht nur eine Schranke, es ist eine Mauer. Die Bibel nennt das Sünde.
Dabei darf man nicht gleich an Flensburg denken oder an einen Konditor, der zu viel gegessen hat und sagt: „Ich habe gesündigt.“ Man muss schon einmal deutlich sagen, auch bis in christliche Kreise hinein: Das Gegenteil von Sünde ist nicht ein anständiger Mensch. Dazu will doch jeder sein Kind erziehen, dass es möglichst ein anständiger Mensch wird.
Das Gegenteil von Sünde ist ein Leben mit Jesus Christus. Dass ich meine Schuld vergeben bekomme, dass mein Leben in Ordnung gebracht wird und die Trennung zwischen Gott und mir von Jesus weggeräumt wird. Der Mensch hat von Anfang an die fruchtbare Beziehung zwischen Gott und Mensch kaputtgemacht.
Was bei Menschen unmöglich ist, nämlich zu Gott zu kommen, das kann Jesus möglich machen. Jesus lässt sich etwas einfallen. Jesus fädelt schon lange für den Minister eine Möglichkeit ein, um mit Gott, mit dem lebendigen Gott, in Ordnung zu kommen.
Er kommt zwar nicht in den Tempel hinein, aber im tempeligen Buchladen kauft er sich eine Schriftrolle. Die kosteten damals ein Vermögen. Er brauchte schließlich etwas Lektüre für die Heimreise. Und die Ernsthaftigkeit erkennt man daran, dass er auch einiges investiert.
Er kauft sich also ein Buch – nicht Karl May, auch nicht Feuchtgebiete oder den Koran – sondern ein Buch aus der Bibel, nämlich Jesaja. Dort steht übrigens auch – und das wird er wahrscheinlich auf der Heimreise lesen – ein Trost für die Kastrierten, für die Verschnittenen.
Dort steht: „Denn so spricht der Herr den Verschnittenen, die meinen Sabbate halten und erwählen, was mir wohlgefällt, und an meinen Bund festhalten: Denen will ich in meinem Haus, in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben. Das ist besser als Söhne und Töchter; einen ähnlichen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll, ein Name, der nicht vergehen soll“ (Jesaja 56,4-5).
Soll er diesen Trost bekommen, obwohl er keine Kinder und keine Enkelkinder bekommen kann? Das ist ein Trost für diejenigen, die eben keine Kinder bekommen.
Und ich will am Rande sagen: Mir hat jemand beiseite genommen und gesagt, dass es ihm in christlichen Gemeinden zunehmend schwerfällt, sich wohlzufühlen, weil dort immer alle ihre Kinderzahl so vor sich hertragen. Aber ich kann mir doch kein Schild umhängen, auf dem steht, dass schon zwei, drei Kinder im Bauch der Mutter bei uns gestorben sind, weil sie nicht lebensfähig waren.
Ich sage mir: Auch für solche Leute, die keine Kinder bekommen können und sich sehnlichst Kinder wünschen, ist das ein Trost, dass ihr Name trotzdem festgehalten wird – auch wenn es keine Kinder und keine Enkel gibt.
Zurück zu unserem Herrn Minister: Er macht sich auf die Räder und liest nun auf der Heimreise das Buch Jesaja.
Dienstreise des Philippus und Herausforderungen der Christen
Und nun schwenke ich mal die Kamera von der Urlaubsreise zur Dienstreise. Es geht um Philippus, einen der Jesusleute, der gerade eine blühende Christengemeinde in Samarien aufbaut. Eigentlich war er in Jerusalem zuhause, aber von dort wurden die Christen vertrieben.
Man muss sagen, das war keine läppische Gegendemo wie beim Christiwell. Damals in Jerusalem ging es nicht um eine Schulhofzeitung, bei der Christen in die Ecke von Verfassungsfeinden gestellt wurden. Es ging für die Christen um Leben und Tod – da ging es richtig zur Sache.
Ich muss sagen, dass zum Beispiel Christen in der Schule als dumme Leute und als Staatsfeinde verdächtigt wurden. Das haben wir im Osten ja bereits hinter uns, das ist für uns nichts Neues. Das hatten wir schon.
Seit der Wende kommt immer mal wieder die Forderung, dass die Christen aus den alten Bundesländern von den Christen in den neuen Bundesländern lernen müssten, wenn es für die Christen im Westen mal „windig“ wird. Ich bin da immer sehr skeptisch.
Zum einen beobachte ich diejenigen, die so laut gerufen haben „Wir müssen von den Ossis lernen“, und die es gar nicht so ernst gemeint haben. Sobald jemand aus dem Osten sagt, „Wir müssen das so und so machen“, heißt es immer: „Ach, das geht bloß bei euch so, bei uns geht das nicht.“
Zum anderen bin ich skeptisch, weil ich gar nicht wüsste, was die Wessis von uns Ossis lernen sollten. Wir predigen heute nichts anderes als damals zu DDR-Zeiten. Und wir predigen auch nichts anderes als Philippus gepredigt hat.
Bei den ersten Christen ging es darum, ob sie Jesus gehorsam waren. Bei uns in der DDR ging es damals auch darum, ob wir Jesus gehorsam waren. Und heute geht es darum, dass Jesus dich fragt, ob du ihm gehorsam bist an dem Platz, an dem du jetzt gerade bist. Ob du ihm gehorsam bist, auch wenn es mal stürmisch wird im Leben.
Liebe Freunde, ich weiß, dass wir immer dazwischen stehen zwischen Erdulden und Widerstand. Manchmal möchte man auf den Tisch hauen, und manchmal wissen wir genau, dass wir einfach nur erdulden müssen.
Wir stehen dazwischen: auf der einen Seite „Der Herr wird es schon richten“, und auf der anderen Seite „Wir sind Bürger dieses Landes und werden uns auch kritisch zu Wort melden, ist alles klar.“
Trotzdem müssen wir uns dazwischen immer wieder ins Gebet gehen und Jesus bitten, dass er uns durch den Heiligen Geist den richtigen Weg zeigt. Wie sollen wir reagieren? Was ist richtig?
Dabei müssen wir immer unsere Motive überprüfen, wenn wir reagieren. Wollen wir nur unsere Privilegien verteidigen, die wir als Christen in diesem Land haben? Oder wollen wir Jesus predigen?
Wollen wir ein Gemeindehaus, unseren biblisch gemütlichen Kuschelclub pflegen? Oder wollen wir uns auf die Socken machen, um den Menschen, die das Evangelium so bitter nötig haben, endlich zu bringen?
Philippus hat sich auf die Socken gemacht – trotz Vertreibung und trotz Anfeindung. Seit der Vertreibung der Christen predigt der Evangelist Philippus in Samarien, und die Leute werden Christen. Die junge Gemeinde wächst.
Hier sieht man: Christen werden auch durch ihre Gegner gesegnet. Die Gegner sorgen durch die Vertreibung dafür, dass Philippus nach Samarien kommt und dort evangelisiert. Jesus benutzt die Pläne der Christenverfolger und segnet damit die Christen. Sie bekommen Zuwachs.
Die beste Werbung für das Christiwell haben doch die Gegner des Christiwell gemacht, oder? Ich überlege schon fast, bei der nächsten Wahl die Radikalinskis der Grünen zu wählen, damit die für uns noch ein bisschen mehr Werbung machen.
Christen werden durch ihre Gegner gesegnet. Die sorgen dafür, dass die Christen nicht einrosten, weder geistig noch körperlich. Eine lähmende Beamtenmentalität hat der Christenheit, liebe Freunde, noch nie gutgetan.
Ich sehe deshalb die Veramtung von kirchlichen Mitarbeitern sehr kritisch. Von einem Pfarrer habe ich mal gehört: „Wenn weniger Leute in die Kirche kommen oder die Kirche zugemacht wird, ich bin trotzdem versorgt, ich bin Beamter.“ Seine Beamtenmentalität will Jesus gar nicht erst aufkommen lassen.
Aufbruch in die Mission trotz Widerstand
Obwohl Jesus im Missionsbefehl gesagt hat: „Geht in die ganze Welt“, können wir am Anfang der Apostelgeschichte davon nichts sehen. Obwohl Jesus seinen Jüngern versprochen hat, dass er bis ans Ende der Welt bei ihnen sein wird, ist die erste Gemeinde sehr festgefahren in Jerusalem.
Deshalb macht Jesus ihnen jetzt Beine. Der erste Schritt in die Mission geschah nicht aus freien Stücken, sondern durch einen schmerzhaften Tritt ins Hinterteil. Ausgerechnet die Gegner benutzt Jesus, damit die Fahrt, die christliche Mission, in Gang kommt.
Und ich frage mich beim Lesen der Apostelgeschichte: Brauchen wir in Deutschland wieder mal einen solchen Tritt? Es wird zwar viel von Mission und Evangelisation geredet, aber was können wir zur Kenntnis nehmen, wenn wir uns umschauen? Die Evangelisationswochen gehen zurück. Die ersten Zeltmissionen haben bereits ihre Zelte verkauft oder vermieten sie nur noch.
Pro Christ kommt vielleicht gerade mal mit Hängen und Würgen auf tausend Übertragungsorte in Europa, in Deutschland schaffen wir das schon gar nicht mehr. Die persönliche Evangelisation in unserem Land glänzt fast durchweg durch Sprachlosigkeit.
Die Kirchen wollen missionarische Kompetenzzentren errichten, obwohl jede Gemeinde ein missionarisches Kompetenzzentrum sein müsste. Man hält Synoden zum Thema Mission und Evangelisation ab, und man kann es mir nicht verübeln, wenn ich als letzter Evangelist in den neuen Bundesländern, landeskirchlich angestellter Evangelist, darüber nur noch lächeln kann.
Am Anfang, wo die christliche Kirche auf der Stelle tritt, bekommt das Jerusalemer Kompetenzzentrum von Jesus einen Schubs. Dabei kann man sich, wenn man so einen Schubs bekommt, wunde Füße holen, müde Augen – und mancher unserer Kollegen auf diesem Planeten auch eine blutige Nase.
Herausforderung des christlichen Lebens und Dienstes
Hin und wieder werden in christlicher Presse Untersuchungen veröffentlicht, die besagen, dass Christen gesünder leben, länger leben oder allgemein ein besseres Wohlbefinden haben. Der Psychotherapeut Manfred Lütz hat dazu sinngemäß geschrieben: Sollte sich herausstellen, dass das Wohlbefinden bei Christen tatsächlich besser wäre als bei anderen Menschen, müsste das nachdenklich machen.
Christen sollen ihren Mitmenschen opferungsvoll und schweigend dienen und ihr Leben für Arme und Bedürftige einsetzen. So etwas schont weder die Kräfte, noch die Nerven, noch das Aussehen. Im schlimmsten Fall kann es einen früher ins Grab bringen, im besten Fall aber sicherer ins ewige Leben.
Die ersten Christen haben sich nicht zuerst um ihr Wohlbefinden gekümmert, sondern um die Umsetzung des Missionsbefehls. Das Ziel war klar: Die Menschen müssen von Jesus hören, das Reich Gottes soll wachsen.
Hier haben wir das Original der Christenheit vor uns liegen. So steht es in der Apostelgeschichte, und daran müssen wir uns orientieren. Auch wenn wir unser Christenleben manchmal wie eine schlechte Kopie wahrnehmen oder unsere Gemeinden so erscheinen, muss das nicht so bleiben.
Jeder von uns kann anfangen, Jesus gehorsam zu sein. Man kann beginnen zu erkennen, dass man eine Originalausgabe der Liebe Gottes ist, keine schlechte Kopie. Und dass Gott mit dir als Originalausgabe will, dass die Menschen die Liebe Gottes erfahren – durch das, was du tust, und durch das, was du sagst.
Wenn du mich fragst, wann du damit anfangen sollst, dann kann ich nur sagen: Am letzten Tag deines Lebens reicht es, wenn du damit anfängst. Es reicht, am letzten Tag deines Lebens damit anzufangen, als Missionar in deinem Umfeld voranzukommen.
Und wenn du zurückfragst: „Ich weiß ja gar nicht, wann der letzte Tag meines Lebens ist“, dann bleibt dir nichts anderes übrig, als ab heute anzufangen. Ab jetzt, wenn du diesen Saal verlässt, wenn du es bisher noch nicht getan hast, dann fang an, das zu tun, was Jesus von dir erwartet.
Er hat uns nicht gebeten, er hat einen Befehl gegeben. Und jeder, der ihn befolgt, der ihm gehorsam ist, wird merken: Das Leben mit Jesus wird spannend, es wird auch schwer, und vor allem wird es schön.
Auftrag zur nächsten Dienstreise
Zurück zu Philippus. Obwohl Philippus in Samarien dringend gebraucht wird, sagt Jesus: „Los geht’s, auf zur nächsten Dienstreise. Ich brauche dich jetzt woanders.“
Da kann jeder sagen: „Der wurde eigentlich dort gebraucht, er hinterlässt noch eine Riesenlücke.“ Ja, das kann man so sehen. Aber wenn er eine Riesenlücke hinterlässt, kann er auch nur gebraucht werden. Wer keine Lücken hinterlässt, wird im Reich Gottes nicht gebraucht.
Nun bekommt Philippus eine neue Aufgabe. Er muss Richtung Gaza gehen. Der Engel des Herrn redet zu Philippus und sagt: „Steh auf und geh nach Süden, auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist.“
Ich will jetzt nicht über Gaza sprechen. Ratschläge aus der sicheren Entfernung können ganz schnell zur Lüge werden. Mir geht es um die Gegend. Blühende Landschaften sind uns Christen hier nicht versprochen. Es kann auch sein, dass Jesus dir sagt: „Geh in eine öde Gegend!“
Bei Philippus war es die Straße nach Gaza. Bei dir kann es die Straße in deine Schulklasse sein, die Straße in deinen Betrieb oder es kann auch sein, dass du dich auf den Weg machst in die Mission. Das kann ebenfalls eine öde Gegend sein.
Philippus bekommt also einen neuen Auftrag. Ich erinnere mich an eine Tagung, bei der ein Missionar in seinem Zeugnis berichtete. Er fragte sich, warum Gott die meisten Leute in die warmen Regionen beruft, nach Afrika, aber nicht in die öden, kalten Gegenden. Das hat mich sehr aufgerüttelt.
Philippus soll sich in Bewegung setzen. Er soll den Weg von der kuscheligen Gemeinde in die Einöde gehen. Dazu bekommt er eine Anweisung ohne klaren Sinn und Zweck. Er wusste gar nicht, was er dort sollte. So steht er in der Wüste am Straßenrand, wie ein Tramper, und wartet darauf, was auf ihn zukommt.
Eigentlich hätte er wissen müssen: Wenn von Jesus eine Dienstanweisung kommt, kann es eigentlich nur etwas Missionarisches sein. Und dann landet er in der Einöde.
Interessant ist, dass manche Gebete und Lieder wir aus vollem Herzen mitbeten und singen. Aber ich habe den Eindruck, dass wir manchmal ein Problem haben, wenn wir singen: „Herr, sende uns!“ Hoffen wir manchmal, dass er es nur dorthin macht, wo wir auch hinwollen. Bitte nicht in die Ödnis!
Denn wenn wir sagen: „Herr, sende uns!“, dann müssen wir auch akzeptieren, dass er vielleicht sagt: „Ich möchte dich in die Ödnis schicken, dort, wo du erst einmal deine Probleme hast. Aber ich brauche dich dort ganz dringend mit deinen Begabungen.“
Philippus muss jedenfalls nicht lange warten. Vermutlich hat seine Mutter ihm eine Brotzeit eingepackt, vielleicht eine Flasche Wein, bayerischen oder württembergischen natürlich, damit er unterwegs nicht auf der Strecke bleibt. Aber das braucht er alles nicht.
Kaum ist er dort angekommen, kommt auf der Autobahn eine schnittige Limousine angefahren. Und wie kann es anders sein – du ahnst es schon, aber Philippus weiß es noch nicht – in dieser Limousine sitzt unser Beamter auf der Heimreise. Und er liest.
Wenn Philippus ein bisschen Anstand gehabt hätte, wäre er vor ihm auf den Boden gefallen oder zumindest vor Ehrfurcht erstarrt. Er hat sich aber nicht wie manche Kirchenvertreter benommen, die in ihren Predigten auf Manager, Politiker und Reiche schimpfen und nach dem Gottesdienst zu ihnen laufen, um Spenden zu betteln. Das hat Philippus auch nicht gemacht.
Plötzlich wird Philippus wirklich zum Tramper. Als der Wagen in Reichweite ist, bemerkt er, dass der Herr Minister liest. „Das ist ja Bibel pur“, denkt er sich. „Das ist doch Jesaja.“
Philippus wird einem immer sympathischer. Er lässt sich vom Statussymbol überhaupt nicht einschüchtern. Als er hört, dass der Herr Minister laut liest, marschiert er schnurstracks auf die Luxuskarosse zu und fragt den Minister frech, ob er auch versteht, was er da eigentlich liest.
Philippus weiß: Auch wenn jemand Hunger nach Gott hat und die Bibel liest, muss er davon noch lange nicht satt werden. Wer nicht versteht, was er liest, kann es nicht anwenden. Und wer es nicht anwendet, bekommt seinen Hunger nach Leben, nach Gott nicht gestillt.
Der Finanzminister wird mir auch immer sympathischer. Es gehört schon etwas dazu, dass ein Beamter in seiner Position offen eingesteht: „Ich verstehe nichts. Ich habe keine Ahnung von dem, was ich hier lese.“
Vielleicht haben viele deshalb ein Problem mit der Bibel, weil sie sich als Lehrmeister aufführen und sich nicht von der Bibel belehren lassen wollen. Sich einzugestehen, „ich verstehe nichts“, ist die beste Voraussetzung, um eines Tages die Heilige Schrift auch zu kapieren.
Aber manche wollen sich als Lehrmeister aufführen. Sie stellen sich darüber und sagen der Bibel, was sie uns sagen darf und was nicht. Sie legen fest, was darin echt ist und was nicht. Sie bestimmen, ob ein Wunder geschehen darf oder nicht. Sie spielen Lehrmeister.
So eine Lehrmeisterin war auch Etta Linnemann, Theologieprofessorin und Buchautorin. Bis sie eines Tages an ihre Studenten eine Veröffentlichung herausgab – eine Bekanntmachung.
Darin schrieb sie an ihre Studenten: „Ich habe Jesus Christus als meinen lebendigen Herrn erfahren, der für meine Sünden am Kreuz gestorben ist und der auferweckt ist und dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Ich erfahre durch den Heiligen Geist und die Zeugnisse der Brüder und Schwestern die ganze Bibel als Gottes lebendiges Wort, das heute geschieht.“
Über ihre bisherige Tätigkeit als Theologieprofessorin schrieb sie: „Ich habe erkannt, dass ich in meinem Leben ein blinder Blindenleiter gewesen bin. Ich erachte alles, was ich bisher gelehrt und geschrieben habe, als einen Dreck. Ich kann nicht länger versuchen, das Wort der Schrift mit meinem Denken zu kontrollieren, sondern nur noch darum bitten, dass Gottes Wort mein Denken durch den Heiligen Geist verwandelt.“
Professorin Etta Linnemann.
Jesus hat in Sachen Bibel gesagt: „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin.“ Dann fügt er hinzu: „Sie ist’s, die von mir zeugt.“
Als Jesus das sagte, gab es nur das Alte Testament. Also ist Jesus auch im Alten Testament, zum Beispiel in Jesaja, zu finden – genau das, was der Finanzminister las.
Deshalb machen Philippus und der Oberbeamte sich auf die Suche nach Jesus in Jesaja, und sie finden ihn. So kommt ein Mensch zum Glauben über die Botschaft der Bibel.
Alle Methoden und Bemühungen müssen dahin laufen, dass die Leute die Botschaft der Bibel hören.
Wenn ein Sozialarbeiter zu den Leuten nur sagt: „Ich verstehe dich“, dann ist der Sozialarbeiter bei sich selbst stehen geblieben. Die Leute am Rand der Gesellschaft brauchen jemanden, der zu ihnen steht – und zwar im Leben und im Sterben. Das kann nur Jesus.
Wenn ein Pfarrer predigt: „Jesus liebt dich so, wie du bist“, dann ist das nicht die biblische Botschaft. Jesus liebt uns, obwohl wir so sind, und er will uns verändern.
Taufe und Vertrauen als Schritte des Glaubens
Der Kämmerer, wie er auch genannt wurde, bekommt jetzt eine kleine private Bibelstunde. In Jesaja sind sie an einer Stelle angekommen, die Philippus ihm gut erklären kann. Dort steht: „So spricht der Herr zum Verschnittenen: Augenblicklich bin ich verkehrt.“
Der Inhalt der Schrift, die er las, lautete folgendermaßen: „Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen, denn sein Leben wird von der Erde weggenommen?“
Nun weiß der Kämmerer, und darum geht es ja, dass wer an den Auferstandenen, an Jesus glaubt, dessen Name ewig sein wird – auch ohne Kinder, auch ohne Engel. Wer an Christus glaubt, dessen Name wird an einem ganz anderen Ort aufgeschrieben, nämlich im Buch des Lebens.
In dieses Buch des Lebens kommt man nur, indem man sich an Jesus festmacht und ihm sein Leben schenkt. Wir können getrost davon ausgehen, dass unser Trämper all das haargenau dem Afrikaner erklärt hat.
Dann fragt dieser: „Was hindert es, dass ich mich taufen lasse? Was hindert es, dass ich nicht einfach jetzt anfange?“ Da frage ich mich: Hat er denn keine Zweifel? Einfach so von jetzt auf sofort? Kindern wird auch gesagt: „Vertraue nicht fremden Leuten.“ Es ist gut, dass Kinder aufmerksam durchs Leben gehen.
Nicht nur bei Kindern ist es wichtig, aufmerksam zu sein, auch bei uns Erwachsenen. Ich muss mal kurz etwas trinken. Tut mir leid, ich bin etwas angekränkelt, aber ich werde es überleben.
Für uns Erwachsene ist es ebenfalls wichtig, nicht jedem blind zu vertrauen. Aber es gibt viele Dinge in unserem Leben, bei denen wir vertrauen müssen, ohne nachfragen oder prüfen zu können. Wenn du eine Urlaubsreise antrittst, kannst du den Kapitän des Flugzeugs nicht vorher prüfen. Du weißt nicht, ob er genau diesen Typ fliegen darf, ob er Alkohol getrunken hat oder ob er gesundheitlich auf der Höhe ist. Du vertraust fremden Leuten, ohne sie zu kennen. Du weißt nicht einmal, ob der Mensch ein „Schweinehund“ oder ein guter Kerl ist. Trotzdem setzt du dich in das Flugzeug und vertraust darauf, dass er dich an dein Ziel bringt. Oft im Leben ist das so.
So ist es auch im Leben mit Gott. Es geht um Vertrauen. Dennoch haben wir über Gott mehr Informationen als über den Kapitän eines Jumbojets. Gott will nicht, dass du ihm blind vertraust, sondern dass du dir vorher Informationen holst. Diese findest du in der Heiligen Schrift.
Das hat der Finanzminister jetzt gemacht, und Philippus hat ihm das Wichtigste erklärt. Es kam kein Blitz vom Himmel wie bei anderen Bekehrungen, keine Krankenheilung, sondern nur ein Brief – die Bibel, die Heilige Schrift. Und das reicht aus. In der Bibel steht alles, was du wissen musst, um gerettet zu werden.
Es gibt Leute, die sagen, wir müssten in unserer Mission den Menschen beweisen können, dass es Gott gibt. Wir müssten es ihnen per Experiment zeigen können. Ich frage: Warum nicht? Aber wenn viele sagen, man könne Gott nicht beweisen, warum nicht? Es ist eine Frage der Methode, die wir anwenden.
Wenn jemand etwas beweisen will, stellt er erst eine Behauptung auf. Dann macht er Untersuchungen, und das Ergebnis kann lauten: Die Behauptung stimmt, die Behauptung stimmt nur teilweise oder die Behauptung stimmt überhaupt nicht.
Man muss schauen, wie man etwas beweisen will. Zum Beispiel die Existenz dieses Rednerpults – das ist eine Sache. Das muss ich anders beweisen als eine Beziehung. Die Existenz der Liebe zwischen Mann und Frau lässt sich nicht so beweisen wie das Rednerpult.
Wenn ich versuche, die Liebe zwischen Mann und Frau zu beweisen, kann ich sagen: „Okay, sie sind verheiratet, also müssen sie sich lieben.“ Doch die Hochzeit kann im Zustand geistiger Umnachtung stattgefunden haben. Das ist kein Beweis für Liebe.
Man kann auch sagen: „Okay, sie haben zwei Kinder, also muss Liebe vorhanden sein.“ Doch man kann nur nachweisen, dass sie Sex hatten, aber das muss keine Liebe sein. Sex geht auch ohne Liebe.
Es geht nur über den Weg, dass sich Mann und Frau aufeinander einlassen und dabei erleben: Ist es Liebe? Wie geht der andere mit mir um? Wie redet er mit mir? Wie redet er über mich?
Nur auf diesem Weg kann ich auch beweisen, ob es Gott gibt – über den Beziehungsweg. Gott ist kein Rednerpult, sondern ein Beziehungswesen.
Darauf hat sich der Kämmerer, der Finanzminister, eingelassen. Er sagt: „Ich lasse mich jetzt taufen. Ich gehe diesen Weg. Ich will jetzt beweisen, dass Jesus Christus wirklich lebt.“
Freude und Auftrag nach der Taufe
Liebe Freunde, am Schluss steht ein ganz bemerkenswerter Satz: Nachdem er getauft war und Philippus sich aus dem Staub gemacht hatte, heißt es hier: „Er zog seine Straße fröhlich.“
Er fährt nicht in den Urlaub, sondern er kommt aus dem Urlaub und ist fröhlich. Er fährt nicht zum Gemeindefest oder zur Jumiko, sondern zurück an die Arbeit, ins Finanzamt, und ist fröhlich. Er fährt zurück in eine Welt, die den lebendigen Gott nicht kennt, und er ist fröhlich.
Ich habe manchmal den Verdacht, dass es bei christlichen Tagungen und Freizeiten genau umgekehrt ist. Man sieht den Menschen an den Gesichtern, dass sie nun in die ach so gottlose, traurige Welt zurückgeschickt werden.
Liebe Freunde, jeder kann an seinem Platz, in seinem Beruf, in seiner Familie als Christ leben – und das auch fröhlich leben. Nicht mit einem ewigen Lächeln, sondern mit Freude tief im Herzen.
Jesus will, dass er dabei ist, dass du an dieser Stelle nicht allein bist, sondern zum Segen für andere Menschen wirst. Wenn du das tust, wirst du merken, dass er auch in deinem Leben und durch dich viele Wunder tut.
Amen.