Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll. Deshalb gibt es wieder kurz gehaltene Vorträge.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugend-Pfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Verantwortung als Christ in Staat und Gesellschaft
Wir zahlen unsere Steuern, arbeiten nicht schwarz, reden nicht schlecht über Politiker, machen keine Politikerwitze und ähnliches. Wir beten fleißig für unsere Regierung.
Ich hoffe sehr, dass jeder von euch das absolute Minimum erfüllt, das ich von einem Christen erwarte: regelmäßig für die Bundesregierung zu beten. Wenn du das nicht tust, hast du an dieser Stelle ein kleines taktisches Problem vor Gott.
Paulus schreibt an anderer Stelle, im 1. Timotheus 2,1-2, dass wir vor allem für unsere Oberen beten sollen – für Könige und alle, die in Hoheit sind. Das bedeutet, du hast als Christ die Pflicht, für deine Regierung zu beten.
Anders ausgedrückt: Du bekommst die Regierung, für die du betest, und die Gott auch für dich bestimmt. Wir müssen uns darüber nicht aufregen, denn die Geschichte liegt in Gottes Hand.
Wenn wir momentan erleben, dass Dinge merkwürdig laufen, bleibt ruhig. Ein Freund sagte einmal: „Das ist nicht unsere Pizza.“ Das heißt, es betrifft uns nicht direkt. Lass es laufen und bete fleißig dafür. Betet, denn im Frieden des Landes finden auch wir ein Stück Frieden.
Wir beten für unsere Städte, für unsere Kommunen und für unsere Politiker. Bitte macht das. Es ist wirklich falsch, es nicht zu tun.
Wenn du Christ bist und nicht für die Bundesregierung betest, dann versündigst du dich. Punkt.
Falls du das noch nicht tust, beginne einfach. Überlege, wofür du konkret beten könntest und was diese Menschen brauchen. Politiker sind ganz normale Menschen. Mach dir eine kleine Liste, auf der du zumindest pauschal für die Bundesregierung betest.
Das ist Pflicht, nicht Kür.
Christsein und gesellschaftliches Engagement
So, wir machen das. Wir sind solche, die sich einbringen und dort, wo sie gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können, dies auch tatsächlich tun. Wir sind diejenigen, die gute Staatsbürger sind.
Ich gebe zu, dass wir nach meinem Verständnis in der Corona-Krise nicht alle so gehandelt haben. Das hat mich ehrlich gesagt sehr traurig gemacht. Ich sage das gleich zu Beginn: Wenn du dich in der Corona-Zeit dazu hast hinreißen lassen, schlecht über Politiker zu reden oder entsprechende Facebook-Posts zu machen, kannst du heute noch eine Busse dafür bekommen. Aber es ist definitiv Sünde.
Und falls du mir nicht glaubst, dann studiere mal die Apostelgeschichte 23, Vers 5. Dort tritt Paulus einem Oberen, nämlich dem Hohenpriester, auf eine Weise entgegen und sagt: „Du getünchte Wand!“ Daraufhin sagt jemand: „Das war der Hohepriester, dein Paulus!“ Warum? Man soll die Oberen seines Volkes nicht fluchen und nicht schlecht über sie reden.
Also schau doch mal darauf, dass du wirklich als Staatsbürger einen guten Job machst und dass der Staat sich freuen kann, dass es dich gibt. Das ist deine Aufgabe. Wir sind nicht die Rebellen, wir sind nicht die Stänkerer, wir sind nicht diejenigen, die gegen die Regierung arbeiten. Das tun wir einfach nicht.
Wir tun es nicht, weil wir wissen, dass die Regierung, die wir haben, uns von Gott verordnet ist. Und wir tun es nicht, weil wir das Reich Gottes bauen. Das Reich Gottes funktioniert anders. Es beginnt im Herzen von Menschen.
Die Kraft veränderter Herzen in der Gesellschaft
Wenn viele Menschen das Evangelium verstanden haben, prägen diese veränderten Herzen automatisch auch die Politik. Das haben wir erkannt. Wenn man sich die Weltgeschichte ansieht, wird man immer wieder feststellen, dass sich die Politik dort ändert, wo sich veränderte Herzen in einem Staat engagieren.
Man kann das ganz am Anfang beobachten: Es sind veränderte Herzen, die plötzlich sagen, wir sind Christen geworden. Wenn Kinder ausgesetzt und einfach am Wegesrand liegen, damit sie sterben, dann sammeln wir sie ein. Wir haben veränderte Herzen.
Wir gehen nicht mehr zu den Gladiatorenspielen, weil wir nicht zusehen können, wie Menschen andere Menschen töten. Wir haben veränderte Herzen, deshalb pflegen wir die Kranken – auch wenn die Heiden die Stadt verlassen, weil sie Angst vor der Pest haben. Die Christen bleiben zurück, pflegen die Kranken und sterben an der Pest.
Habt ihr euch nie gefragt, warum diese Religion in den ersten Jahrhunderten, obwohl Christen nur einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung ausmachten, so stark wächst? Es gibt einen römischen Kaiser, Julian den Abgefallenen, der sich beschwert. Die Christen sind zu dieser Zeit bereits eine erlaubte Religion, das ist am Ende des vierten Jahrhunderts.
Julian beschwert sich bei einem hohen Priester, weil es in Ephesos eine Hungersnot gibt. Die Christen kümmern sich um alle, während die heidnischen Priester das nicht tun. Der heidnische Kaiser fragt diesen hohen Priester, wie es sein kann, dass die Christen sich sogar um unsere Leute kümmern, die nichts zu essen haben – um unsere Armen. Das sei nicht akzeptabel. Die Heiden müssten doch ebenfalls zeigen, dass sie sich um die Menschen kümmern. Doch das tun sie nicht.
Die Bedeutung christlicher Lebenshaltung heute
Das ist übrigens bis heute so. In dem Moment, in dem Menschen den wirklich christlichen Glauben verlassen, drehen sie sich sehr schnell nur noch um sich selbst. Vielleicht reden sie noch von sozialen Projekten. Aber wenn es wirklich darum geht, Neues zu schaffen, sich wirklich zu investieren und sein Leben einzusetzen, dann sind es immer noch Christen, die an der vordersten Front mitspielen und eigentlich auch ein bisschen die Beispiele geben.
Das ist auch völlig klar und muss so sein. Wir haben verstanden, dass wir einem Gott folgen, der sich selbst gegeben hat. Deshalb nehmen wir unser Leben als das, was es ist: ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer. Dieses legen wir für andere Menschen auf den Altar und sagen: Wir wollen für dich sterben, weil wir wissen, dass es das Einzige ist, wofür es sich lohnt zu leben.
Genau diese Haltung bringen wir in die Gesellschaft ein. Deshalb sind wir nicht die Stänkerer und Rebellen, sondern diejenigen, die anpacken, verändern und mit guten Werken sowie guten Ideen vorangehen. Wie es hier heißt: Wir lästern nicht, sind nicht streitsüchtig, sondern zeigen Milde gegenüber allen Menschen und erweisen allen Sanftmut.
Das ist das, was uns auszeichnet.
Charakter als Erkennungsmerkmal des Glaubens
Du begegnest einem echten Christen und stellst fest: Das ist ein ganz feiner Mensch, ein wirklich lieber Typ. Mit dem bin ich gerne zusammen. Er ist ermutigend und hat mich im Blick. Er möchte mir Gutes tun. Das ist ein milder Mensch, der mir nicht weh tut, der mir nicht verbal einen runterhaut, der einfach nett ist.
Wenn du noch nicht so bist, wenn diese Beschreibung nicht auf dich zutrifft, dann kannst du diesen Vers auswendig lernen und darüber nachdenken: Herr Jesus, wie kann ich netter werden? Herr Jesus, wie schaffe ich es, weniger oft schlecht über andere Leute zu reden? Wie schaffe ich es, nicht immer dieser Streithansel zu sein, der mit anderen aneinandergerät? Wie werde ich milder? Denn du merkst: Immer wenn ich mit Leuten rede, gehen sie heulend davon. Das kann doch nicht richtig sein.
Denk darüber nach. An solchen Dingen wird erkannt, ob du Christ bist. Und übrigens: An diesen Dingen – und das ist der Clou – erkennst du selbst, ob du Christ bist. Wenn du dir die Frage stellst: Woher weiß ich, dass mein Christsein echt ist? Dann beantwortet sich diese Frage biblisch. Schau zum Beispiel in 2. Petrus 1,10. Wenn ihr das nachlesen wollt: Diese Frage beantwortet sich daran, dass du einen anderen Charakter bekommst. Dass in dir Jesus als Person, als Charakter sichtbar wird.
Wenn du feststellst: Wow, ich bin wirklich mehr wie Jesus geworden, dann kannst du für dich selbst festmachen, dass in dir ein Geist der Transformation, ein Geist der Kraft am Wirken ist. Dann kannst du ganz sicher sein, dass du gläubig bist.
Mach dein Gläubigsein bitte nicht fest an Zeichen, Wundern, Prophetien oder ähnlichen Dingen. Der Herr Jesus sagt, es werden Leute im Gericht dastehen und sagen: Haben wir nicht in deinem Namen Wunder getan, prophetisch gesprochen und wilde Sachen erlebt? Und Jesus wird sagen: Ich kenne euch nicht. Wer seid ihr?
Also, gläubig seid ihr nicht. Ihr habt hier Geschichten, die ihr erzählen könnt, aber wo ist das veränderte Leben? Wo bin ich in eurem Leben sichtbar geworden?
Das Einmaleins des Glaubens ist das Einmaleins eines veränderten Lebens.
Umgang mit eigenen Schwächen und geistlichem Wachstum
Wenn du in deinem Leben ein Charakterdefizit hast, das sich durch den Titusbrief aufdeckt, dann greife dieses Thema auf. Verstecke es nicht mehr und kehre es nicht unter den Teppich. Sag dir ehrlich: Ich bin ein Lästerer. Ich bin jemand, der zu grob ist. Ich habe manchmal blöde Gedanken über andere Leute. Ich bin jemand, der ständig rumstänkern muss. Vielleicht bin ich auch nicht immer ehrlich zu anderen. Ich versuche oft, noch das Letzte aus dem Staat herauszuholen, was möglich ist.
Sag dir das einfach. Du musst noch nichts weiter tun. Es reicht völlig, wenn du es dir für dich selbst aufschreibst und erkennst: Ich habe hier ein Problem. Ja, dieses „Houston, wir haben ein Problem“ – das ist der erste Schritt zur Lösung: Ich habe ein Problem.
Dann kannst du überlegen: Wie gehe ich dieses Problem an? Was brauche ich? Was für ein Persönlichkeitstyp bin ich? Wer könnte mir helfen? Wie sieht eine Strategie aus? Was wäre eine gute Gewohnheit? Aber bitte lauf nicht vor dir selbst davon. Du bist der Einzige in deinem Leben, der dein geistliches Leben sabotieren kann.
Soll ich das noch einmal sagen? Du bist der Einzige in deinem Leben, der sich deinem geistlichen Wachstum in den Weg stellen kann. Es sind nicht der Teufel, nicht dein Fleisch und nicht die Welt, wo die Probleme liegen. Die Probleme liegen bei dir – dort, wo du die Entscheidung nicht triffst zu sagen: Ich will jetzt heilig leben. Das ist der Punkt.
Wenn du diese Entscheidung triffst, dann sind Wollen und Wirken – das hatten wir in der Fragerunde – überhaupt kein Thema mehr. Es ist ein Geist der Kraft in deinem Leben. Das heißt nicht, dass du übermorgen schon anders bist. Vielleicht brauchst du 15 Jahre, um das Problem zu lösen.
Das war bei mir so. Ich habe 15 Jahre gebraucht, bis ich das Thema halbwegs im Griff hatte. Aber dann ist es einfach nur noch die nächsten 15 Jahre Spaß haben und sehen, was Gott tut. Aber du musst es angehen.
Solange du es nicht angehst, solange du vor deinen Problemen davonläufst, solange du keine Sündenliste hast, auf der du sagst: Eins, zwei, drei, vier, fünf – das ist mir aufgefallen, das bin ich –, wirst du nicht vorankommen.
Wir leben aus Gnade. Du darfst so sein, wie du bist. Das ist ja der Clou im Christsein. Du musst nicht perfekt sein. Du darfst zu deiner Sünde stehen. Das ist so: Halleluja, wow, ich bin ein erlöstes Schwein. Gut, jetzt schauen wir noch, wie viel Schwein da ist. Aber ich komme ja von dort. Es ist doch logisch, dass da noch etwas sein muss.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute mit meinem Tipp. Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.