Einführung in die Gotteserkenntnis
Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 456
Gott erkennen
Wir machen dort weiter, wo wir in der letzten Episode aufgehört haben.
Johannes 8,55:
„Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagte, ich kenne ihn nicht, so würde ich euch gleich sein, ein Lügner. Aber ich kenne ihn, und ich bewahre sein Wort.“
Der Sohn kennt den Vater, und er kennt ihn wirklich. Seine Gegner hingegen haben eine ganz falsche Vorstellung von Gott.
Der Vorwurf, den Jesus hier seinen Gegnern macht, nämlich dass sie Gott nicht kennen, ist dabei nicht neu. Schon bei den Propheten lesen wir:
Hosea 4,1:
„Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels! Denn der Herr hat einen Rechtsstreit mit den Bewohnern des Landes, denn keine Treue und keine Gnade und keine Erkenntnis Gottes ist im Land.“
Oder Jeremia 9,2:
„Sie spannen ihre Zunge als ihren Bogen, im Lügen und nicht in der Wahrheit sind sie stark im Land. Denn sie schreiten fort von Bosheit zu Bosheit, mich aber erkennen sie nicht, spricht der Herr.“
Die Herausforderung mangelnder Gotteserkenntnis
Dieses Thema der mangelnden Gotteserkenntnis berührt mich sehr. Dabei beschäftige ich mich immer wieder mit aktuellen Strömungen innerhalb der Christenheit.
Oft werfe ich auch einen Blick über den Zaun ins liberale Lager, wo viele Menschen Freude an progressiver Theologie und Prozesstheologie haben. Was ich dann immer wieder denke, ist genau das, was Jesus hier in der Tradition der alten Propheten formuliert: Ihr habt ihn, also Gott, nicht erkannt.
Man kann religiös sein, sogar in der Bibel lesen und Gottesdienste besuchen, ohne Gott wirklich zu kennen. Das Problem liegt dabei nicht auf Gottes Seite. Er hat sich offenbart. Das geschah in der Schöpfung, in der Bibel und ganz besonders in der Person des Herrn Jesus.
Gott will gefunden werden, so wie es in Jeremia heißt, Jeremia 29,13-14: „Und sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden. Ja, fragt ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir, so werde ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“
Gott will gefunden werden. Aber warum gibt es dann so viele Christen, die Gott nicht kennen? Warum laufen sie einer Vorstellung von Gott nach, die mehr mit dem Zeitgeist und persönlichen Vorlieben zu tun hat als mit dem lebendigen Gott?
Die Suche nach Gott und das Herz des Menschen
Und die Antwort scheint mir diese zu sein: Wir finden Gott nur, wenn wir uns mit ganzem Herzen auf die Suche machen.
5. Mose 4,29: „Und du wirst ihn finden, wenn du mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele nach ihm fragen wirst.“
Ja, aber Jürgen, ist es nicht ganz schön unfair, all den Menschen, die anders über Gott denken, einfach einen Mangel an Hingabe zu unterstellen?
Meine Antwort wäre: Es geht gar nicht so sehr um Hingabe, sondern vielmehr um das Herz. Wer Gott finden will, dessen größtes Problem liegt im eigenen Herzen. Dieses Problem besteht darin, dass ich vom Thron meines Lebens herabsteigen muss, damit Gott darauf Platz nehmen kann.
Gott wirklich finden kann nur derjenige – und das macht Jesus seinen Zuhörern hier unmissverständlich klar – der seine eigene Sündhaftigkeit und Begrenztheit erkennt und anerkennt.
Zuerst müssen seine Zuhörer zugeben, dass sie tatsächlich Lügner sind. Solange sie sich für die Wissenden halten, werden sie Gott nicht finden. Nicht finden, obwohl er in der Gestalt Jesu vor ihnen steht.
Und dieses Prinzip gilt bis heute.
Die Bedeutung von Ehrfurcht und Demut vor Gott
Wir können Gott finden, doch zuerst müssen wir lernen, ihn zu fürchten. Ein Mangel an Ehrfurcht – oder anders ausgedrückt: zu viel Selbstgefälligkeit, Besserwisserei und Individualismus – macht es unmöglich, Gott zu erkennen.
Wirklich Gott finden kann nur der, der zuerst Buße tut, sein eigenes Unwissen zugibt und sich demütig vor Gott beugt. Woran liegt das? Es liegt daran, dass im menschlichen Herzen der tiefe Wunsch verborgen ist, Götzendienst zu treiben. Wir wollen zwar einem Gott dienen, aber am liebsten einem, den wir uns selbst aussuchen.
Das ist das eigentliche Problem des Menschen: sein Herz. Unser Herz will sich nicht beugen. Wir brauchen, was Mose so formuliert hat: „So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr, verhärtet euren Nacken nicht mehr“ (5. Mose 10,16).
Solange wir uns nicht vor Gott beugen wollen, können wir ihn nicht anerkennen. Und da mögen wir nach außen hin noch so eine religiöse Show abziehen, christliche Bücher schreiben oder uns von den „bösen“ Evangelikalen abgrenzen – das wird alles nicht genügen.
Die Entscheidung für den lebendigen Gott
Und deshalb lautet die Frage, die Gott stellt: Willst du mich als Boss oder nur als Alibi? Willst du mich als den, der dein Leben regiert, oder nur als den Weihnachtsmann, der Geschenke bringt?
Willst du dich wirklich aufmachen, den lebendigen Gott in seiner verwirrenden, provokanten, sperrigen und manchmal überfordernden Göttlichkeit zu finden? Oder begnügst du dich mit einem Gott, der in deinen Kopf passt, weil du ihn dann verstehen und damit beherrschen kannst?
Was willst du wirklich?
Die Bewahrung des Wortes Gottes als Grundlage der Gotteserkenntnis
Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich aber kenne ihn. Wenn ich sagte, ich kenne ihn nicht, so wäre ich euch gleich, ein Lügner. Aber ich kenne ihn, und ich bewahre sein Wort.
Wenn du Gott finden willst, dann beginnt deine Suche damit, dass du sein Wort bewahrst. Die Bibel ist das von Gott inspirierte Mittel, durch das der Mensch die Gedanken, den Willen und das Wesen Gottes erkennen kann. Ohne die Schrift bleibt Gottes Erkenntnis immer nur fragmentarisch und subjektiv.
Das gilt natürlich vor allem bei der Beschäftigung mit Jesus selbst, der ja das fleischgewordene Wort Gottes ist. In Jesus Christus ist die Fülle der Gottheit leibhaftig sichtbar geworden. Wer Jesus kennt, kennt Gott. Er ist der vollendete Ausdruck des Wortes Gottes und die ultimative Quelle aller Gotteserkenntnis.
Was lernen wir von ihm? Er bewahrt das Wort Gottes. Und was sollen wir tun? Wir sollen sein Wort bewahren.
Die Ausrichtung des Gottesbildes und die Rolle des Herzens
Lasst mich das noch einmal deutlich sagen: Mein Gottesbild muss sich am offenbarten Wort Gottes orientieren, nicht an meinen eigenen philosophischen Gedanken über Gott. Auch nicht an den Ideen, die mir der Zeitgeist oder mein persönlicher Traum vom Leben vorgibt.
Als Mensch werde ich Gott erkennen, indem ich mich intensiv mit der Bibel beschäftige. Der Heilige Geist hat uns ein von ihm inspiriertes Buch hinterlassen, damit wir Gott erkennen können. Doch es kommt nicht auf das Buch selbst an, sondern auf mein Herz. Will ich wirklich Gott entdecken?
Auch wenn dies bedeutet, dass er mir fremd vorkommt, mein Denken herausfordert oder mich zum Glauben zwingt, obwohl ich lieber schon heute alles verstehen möchte – will ich das? Will ich diese vertrauensvolle, echte und dynamische Beziehung zu meinem Schöpfer?
Oder habe ich meine eigenen Methoden, um bestimmte Teile der Bibel auszublenden und meine Gedanken über Gott in die Bibel hineinzulesen? Täuschen wir uns nicht: Wir sind alle gut im Selbstbetrug – ich auch.
Seien wir deshalb ganz vorsichtig, wenn wir behaupten, Gott zu kennen. Es könnte sein, dass Jesus uns das nicht abnimmt.
Praktische Anregungen und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob es Bibeltexte gibt, die du bewusst ausblendest, weil sie nicht zu deinem Gottesbild passen.
Das war's für heute.
Noch ein guter Tipp fürs Gebet: Bete regelmäßig um Weisheit und um Bewahrung. Sei dabei ruhig konkret.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
