Einleitende Gedanken
Gott durchkreuzte auf dramatische Weise die Pläne Jonas. So einfach kann man Gott nicht entkommen – zum Glück! Nach drei Tagen und drei Nächten im Fisch, wurde Jona ausgespuckt. Der HERR befahl dem Fisch, ans Ufer zu schwimmen und Jona wieder auszuspucken. (Jona 2, 11)Wir wollen nun sehen, wie sich die Geschichte weiter entwickelte und was wir daraus lernen können.
I. Es geht weiter!
Jona lag also irgendwo am Strand, vermutlich nicht weit vom Hafen entfernt, von wo aus er seine Flucht angetreten hatte. Wenn er nun gedacht hätte, nach diesen Strapazen würde er nach Hause reisen und im Tempel seine Dankopfer bringen können, irrte er sich sehr, denn Zum zweiten Mal erging das Wort des HERRN an Jona, und er sagte zu ihm: (Jona 3, 1) Geh nach Ninive, der grossen Stadt, und rufe dort aus, was ich dir auftrage!" (Jona 3, 2)Ich weiss nicht, ob Jona darüber erfreut war, dass ihm Gott nochmals denselben Auftrag erteilte. Doch ist es sehr bemerkenswert, dass Gott Jona diesen Auftrag nochmals erteilte. Vermutlich würden wir Jona für die nächsten Jahre zur Seite stellen. Wir würden denken, da sich Jona nicht bewährte, er als Mitarbeiter untauglich sei. Einem ungehorsamen Mann, den man gewaltsam zurückholen musste, der nicht aus eigenem Antrieb zur Einsicht kam, kann man doch keinen wichtigen Auftrag mehr anvertrauen. Doch bei Gott geht es weiter. Gott gibt Jona eine zweite Chance, ihm gehorsam zu sein. Jona packte diese Gelegenheit: Diesmal gehorchte Jona dem HERRN und ging nach Ninive. Die Stadt war ungeheuer gross; man brauchte drei Tage, um vom einen Ende zum andern zu kommen. (Jona 3, 3) Jona ging eine Tagesreise weit in die Stadt hinein, dann stellte er sich hin und rief: Noch vierzig Tage, und Ninive ist ein Trümmerhaufen!" (Jona 3, 4)Mich begeistert, dass Gott Jona diesen Auftrag ausführen lässt. Wir wissen, Jona war kein falscher Prophet, wäre er ein falscher Prophet, so hätte ihn Gott ganz gewiss nicht weiter machen lassen. Jona war einfach ein ungehorsamer Prophet, das ist natürlich gar nicht gut und Gott gefällt das überhaupt nicht, aber es ist doch ein fundamentaler Unterschied zu einem falschen Propheten. Diese Geschichte, von Jona zeigt uns wie erstaunlich viel Geduld Gott mit uns hat. Er gibt uns nicht gleich auf. Er verwirft uns nicht sofort, wenn wir einmal auf Abwege kommen oder mit seinem Vorhaben nicht einverstanden sind. Als er Mose beauftragte, das Volk Israel aus Ägypten zu befreien, intervenierte Mose. Er wollte nicht gehen. Er zweifelte an seinen Fähigkeiten. Gott versuchte ihn zu überzeugen, doch nach einigem Hin und Her erwiderte Mose: Nimm es mir nicht übel, Herr, aber schicke einen andern!" (2. Mose 4, 13) Diese Antwort hatte Gott ganz und gar nicht gefallen, denn seine Reaktion wird uns auch mitgeteilt: Da wurde der HERR zornig auf Mose. (2. Mose 4, 14)Mose hatte Gott sehr verärgert. Es wäre besser gewesen, wenn Mose sich bereit erklärt hätte, diese Aufgabe zu übernehmen, so wie das später Maria tat, als ihr der Engel mitteilte, dass sie ein Kind bekommen werde. Sie fügte sich und sagte: Ich bin die Dienerin des Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen." Lukas 1, 38. Das war natürlich eine Antwort, die Gott freute. Uns kann freuen, dass Gott uns nicht gleich verwirft, wenn wir nicht so wie Maria antworten. Gottes Geduld ist übermenschlich – eben göttlich! Selbst wenn wir einmal ungehorsam waren, es geht weiter. Er schiebt uns nicht als unbrauchbar zur Seite. Jona musste nicht Jahre warten, bis ihn Gott wieder für einen wichtigen Auftrag einsetzte. Manchmal frage ich mich, ob wir in solchen Situationen nicht härter sind als Gott. Geben wir Christen, die ungehorsam waren wieder eine Chance, oder werden sie für Jahre zur Seite geschoben? Es gibt sehr viele Beispiele in der Bibel, die zeigen, wie Gott mit Menschen weiter machte, die ungehorsam waren. Menschen, die er zurückholen musste, die jedoch bereit waren, ihre Schuld zu erkennen und sie auch zu bekennen, wie Jona. Doch dann arbeitete Gott mit ihnen weiter. Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Mose 4, 13-14; Lukas 1, 38; Johannes 21, 15-25
II. Beherzte und radikale Aktionen
Jonas Botschaft in Ninive war sehr bedrohlich. Er vermittelte den Niniviten keinerlei Hoffnungen. Die Zusammenfassung seiner Botschaft lautete: Noch vierzig Tage, und Ninive ist ein Trümmerhaufen!" (Jona 3, 4)Vermutlich begründete er warum Ninive zerstört werden wird. Er wird sie auf ihre Gottlosigkeit und Bosheit hingewiesen haben. Die Schlussfolgerung war hart und eindeutig: Noch vierzig Tage, und Ninive ist ein Trümmerhaufen!" (Jona 3, 4)Überraschenderweise reagierten die Menschen in Ninive positiv auf diese Botschaft. Sie griffen Jona nicht an. Sie jagten ihn nicht aus der Stadt. Er wurde nicht mitleidig belächelt, wie z.B. in Sodom, als Lot mit den zukünftigen Männern seiner Töchter redete und sie vor dem Gericht Gottes warnen wollte: Es war ihnen lächerlich. (1. Mose 19, 14)Ninive, die Stadt deren Bosheit vor Gott kam und er sie richten wollte, nahmen die Botschaft des Jona ernst. Das war nicht zu erwarten, aber Die Leute von Ninive setzten ihre Hoffnung auf Gott. Sie beschlossen zu fasten; und alle, Reiche wie Arme, legten zum Zeichen der Reue den Sack an. (Jona 3, 5)Nicht nur einige Bewohner verhielten sich so. Die ganze Stadt wurde von dieser Botschaft ergriffen. Selbstverständlich wurde der König über die Botschaft von Jona informiert und selbst er nahm sie ernst. Der König stieg von seinem Thron, legte den Königsmantel ab, zog den Sack an und setzte sich in die Asche. (Jona 3, 6)Er erliess einen Befehl, der in der Stadt ausgerufen wurde: Hört den Befehl des Königs und seiner Minister: 'Niemand darf etwas essen oder trinken, weder Mensch noch Rind noch Schaf!" (Jona 3, 7) Menschen und Vieh sollen den Sack anlegen und laut zu Gott rufen. Alle sollen von ihrem bösen Weg umkehren und aufhören, Unrecht zu tun." (Jona 3, 8)Sogar die Tiere mussten sich an dieser Busse beteiligen. Das war alles andere als halbherzig. Keine Alibiübungen, sondern beherzte und radikale Aktionen. Sie waren bereit mit der Sünde zu brechen. Der Aufruf war eindeutig. Sie sollen nicht nur fasten und äusserlich Reue zeigen, sie sollen umkehren und nichts Unrechtes mehr tun.
Das ist der einzig richtig Umgang mit Sünde, denn Sünde gewöhnt man sich nicht ab, sondern man bricht mit ihr. Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass wir es vorziehen uns Sünden abzugewöhnen, das funktioniert aber nicht. Man muss mit der Sünde brechen, wie die Leute in Ninive. Stellt euch vor, ein Mitarbeiter nimmt einen beträchtlichen Betrag aus der Kasse und wird schliesslich ertappt. Wenn er Reue zeigt und seinem Vorgesetzten sagt: Haben Sie dies eine Mal mit mir Geduld, ich will es ganz gewiss nicht wieder tun und selbstverstänlich werde ich für den Schaden aufkommen." Der Vorgesetzte wird es sich ernsthaft überleben und es vielleicht nochmals versuchen und ihm eine zweite Chance geben. Würde der fehlbare Mitarbeiter jedoch sagen: Ach, haben Sie doch Geduld, ich will mir das Stehlen nach und nach abgewöhnen." Ich glaube kaum, dass der Vorgesetzte sich auf dieses Abenteuer einlässt. Die Niniviten machten nicht eine religiöse Show, sondern sie veränderten sich. Sie machten Schluss mit ihren Sünden. In jenen Völkern gab es eindeutige Handlungen, die der Reue, Trauer oder Erschütterung Ausdruck gaben, oder mit denen man die Aufmerksamkeit Gottes auf ein bestimmtes Anliegen ziehen wollte. Selbst Könige scheuten sich nicht in aller Öffentlichkeit in Sack und Asche aufzutreten und sich damit sichtbar vor Gott zu demütigen. Auch in Israel wurde diese Form der Demütigung vor Gott praktiziert. Im Buch Nehemia lesen wir: Am 24.Tag desselben Monats versammelten sich die Israeliten zu einem Fasttag. Sie hatten den Sack angelegt und sich Erde auf den Kopf gestreut. Nehemia 9, 1Schade, dass in unserer Gesellschaft und auch in der Gemeinde Jesu solche Praktiken verloren gegangen sind. Manchmal wäre es hilfreich, wir könnten sichtbar machen, was uns bewegt. Es würde uns auch helfen Sünde radikal zu behandeln. Wir würden vielleicht weniger erklären und erwägen warum wir uns falsch verhalten hatten, wir würden einfach sichtbar dazu stehen. Aber wir wollen ja nicht von jemandem gefragt werden, warum wir in Sack und Asche umhergehen. Wer will schon seine Schuld publik machen? Wer will zeigen, was ihn zutiefst bewegt? Mir könnten die Leute das ja über Jahre nachtragen. Ich wäre zeit meines Lebens stigmatisiert. Für eine Gesellschaft ist es ein Reichtum, wenn solche Rituale bekannt sind, verstanden und allgemein angewandt werden. Die Niniviten setzten alles daran, Gott umzustimmen. Wie der König sagte: Vielleicht lässt Gott sich umstimmen. Vielleicht können wir seinen schweren Zorn besänftigen, und er lässt uns am Leben.'" (Jona 3, 9)Dieser radikale Ausdruck von Reue ist schon erstaunlich. So stellen wir uns doch Erweckung vor. Eine ganze Stadt, die Busse tut und die Bosheit ablegt. Warum wohl hatten sie auf die Botschaft von Jona reagiert? Jesus gab einen kleinen Hinweis. Er sagte zu seinen Gegnern: »Diese Generation ist eine böse Generation. Sie verlangt einen Beweis, aber es wird ihr keiner gegeben werden. Ausgenommen das Wunder, das an Jona geschah - den Beweis wird sie bekommen! (Lukas 11, 29) Wie nämlich Jona für die Leute von Ninive zu einem 'Beweis' wurde, so wird es der Menschensohn für diese Generation werden. (Lukas 11, 30)So wie Jesus das hier sagte, kann man davon ausgehen, dass die Menschen in Ninive von dem Sturm und der Rettung durch den Fisch hörten. Das wurde ihnen zum Beweis, dass sie es mit einem echten Gottesmann und nicht mit einem Spinner zu tun hatten. Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 19, 14; 2. Mose 37, 34; 1. Könige 21, 27; Nehemia 1, 4; Nehemia 9, 1; Esther 4, 1-3, Esther 4, 16; Klagelieder 2, 10; Daniel 9, 3; Lukas 11, 29-30
III. Herzliche und gnädige Reaktion
Gott hatte nicht nur die Bosheit der Niniviten gesehen, nun sah er auch, wie sie Reue zeigten und sich veränderten. Gott sah, dass sie sich von ihrem bösen Treiben abwandten. (Jona 3, 10)Gott ist nicht hauptsächlich auf das Schlechte aus, er freut sich vor allem, wenn er Gutes entdecken kann. Es wird darüber diskutiert, wie ernst diese Umkehr der Niniviten war. Ob es vielleicht nur oberflächlich war. Das glaube ich nicht, denn wenn das alles nur Show gewesen war, dann hätte Gott nicht so reagiert. Im Volk Israel gab es viel oberflächliche Busse, rituelle Umkehr, die aber nicht von Herzen kam. Deshalb forderte der Prophet Joel sein Volk auf und sagte: Zerreisst eure Herzen und nicht eure Kleider!« Ja, kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Ihr wisst doch: »Er ist voll Liebe und Erbarmen. Er hat Geduld, seine Güte kennt keine Grenzen. Das Unheil, das er androht - wie oft tut es ihm leid!« Joel 2, 13Wenn es echt ist, wenn es von Herzen kommt, dann besteht die Möglichkeit, dass sich Gott erbarmt. Vielleicht tut es ihm auch diesmal leid, und er lässt auf euren Feldern und Weinbergen wieder eine Ernte heranwachsen. Dann könnt ihr ihm, eurem Gott, wieder Korn und Wein als Opfer darbringen. Joel 2, 14Das tat er nun auch gegenüber den Menschen in Ninive. Da tat es ihm leid, sie zu vernichten, und er führte seine Drohung nicht aus. (Jona 3, 10)Gott verzichtete auf die gerechte Strafe, weil Menschen sich vor ihm beugten und rechtschaffene Busse taten. Gottes Barmherzigkeit und seine Gnade sind stets unverdient – Reue ist niemals ein Verdienst. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott nicht auf Reue reagiert. Es ist doch ein grosses Privileg, dass wir diesen Gott kennen dürfen. Ein Gott, der sich ein gerechtes Urteil gereuen lässt. Noch viel mehr. Er lässt es sich nicht nur gereuen, sondern er selbst nimmt unsere Strafe auf sich, wie Paulus schreibt: Den Schuldschein, der uns wegen der nicht befolgten Gesetzesvorschriften belastete, hat er für ungültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt. (Prediger 2, 14)Das tat Jesus für alle Menschen. Wer so radikal umkehrt wie die Leute in Ninive, der hat allen Grund zu hoffen, dass Gott ihm die Schuld erlässt und auf die Strafe verzichtet. Die Frage ist nur, ob Du Dich vor Gott beugen willst. Johannes meinte: Wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben. 1. Johannes 1, 9. Paulus schreibt einmal, dass wir nicht vergessen sollten, wie wir früher waren: Wir wollen nicht vergessen, dass wir selbst früher unverständig und ungehorsam waren. Wir waren vom rechten Weg abgeirrt und wurden von allen möglichen Wünschen und Leidenschaften beherrscht. Wir lebten in Bosheit und Neid, waren hassenswert und hassten uns gegenseitig. (Titus 3, 3) Das musste glücklicherweise nicht so bleiben. Menschen können sich fundamental ändern, aber nicht aus eigener Kraft. Wenn die Veränderung nachhaltig sein sollte, dann kann sie nur durch Gott bewirkt werden, der uns erneuert. So fährt Paulus fort und formuliert eine der schönsten Aussagen der Bibel: Aber dann erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters. (Titus 3, 4)Jesus unser Retter ist der Ausdruck der Freundlichkeit und Menschliebe Gottes! Bibelstellen zum Nachschlagen: Joel 2, 13-14; Kolosser 2, 14; Titus 2, 11; Titus 3, 1-4
Schlussgedanke
Jona hatte eine zweite Gelegenheit bekommen. Gott hatte ihn wegen seines Ungehorsams nicht verworfen. Selbst das böse Volk der Assyrer bekam eine zweite Gelegenheit. Sie durften nochmals neu beginnen. Das war für Israel eine grosse Provokation. Gottes bereitwillige Barmherzigkeit gegenüber einem bösen, aber reuigen Volk und sein Absehen von der angedrohten Zerstörung zeigte Israel nämlich, dass sein kommendes Gericht aus Gottes Hand nicht auf Gottes mangelnde Bereitschaft zur Vergebung, sondern auf seine eigene Unbussfertigkeit zurückzuführen ist. Ninive wird am Tag des Gerichts aufstehen gegen Israel, wie Jesus erklärte. Im Gericht werden auch die Leute von Ninive gegen die heutige Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf Jonas Predigt hin umgekehrt – und hier ist einer, der mehr ist als Jona!" Lukas 11, 32. Schön, wenn Ninive gegen uns nicht aussagen wird. Wenn wir mit unseren Sünden brechen und die neue Chance nutzen, die uns Gott schenkt. Es ist wunderbar, dass es bei Gott nicht nur eine zweite Chance gibt. Es gibt nämlich viele Chancen! Petrus fragte Jesus einmal, wie oft er seinem Bruder vergeben muss, wenn er sich gegen ihn versündigt – reicht Siebenmal? Jesus antwortete: Nein, nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!" Matthäus 18, 22. Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 18, 22; Lukas 11, 32
Amen