Einführung in das Thema Streit und geistliche Perspektive
Rund ums Thema Streit: Tipps von einem ehemaligen Jähzornigen. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es darum, gar nicht erst mit Streit anzufangen. Wir wissen inzwischen, dass uns nicht jeder Streit etwas angeht und dass sich hinter einem Streit selten etwas Gutes verbirgt. Wer streitet, folgt nicht seinem erneuerten Herzen, nicht dem Heiligen Geist oder der Klugheit. Stattdessen kapituliert er vor bösen Einflüssen wie Zorn, Habgier, Hochmut, Falschheit oder Hass.
Streit wird damit – das wollte ich gestern deutlich machen – zu einem Symptom für ein tiefer liegendes geistliches Problem. Es ist wichtig, dass wir das verstehen, wenn wir uns ändern wollen.
Wenn Streit ein Symptom für eine ansonsten wenig sichtbare Sünde ist, dann muss ich mir Gedanken darüber machen, was da eigentlich in mir vorgeht – aus der Perspektive eines Menschen, der aus Gnade lebt. Ich muss keine Angst davor haben, mich mit meinen übelsten Seiten zu beschäftigen.
Ich darf zugeben, hochmütig, habgierig, feindselig oder was auch immer zu sein. Ich darf mich der Realität stellen, und ich muss es tun, um meine Sünde zu bekennen und ganz praktisch der Heiligung nachzujagen.
Umgang mit Sünde und die Bedeutung von Ehrlichkeit
Ich sage das gern immer wieder: Sünde ist für einen Christen kein Problem, solange er sie nicht unter den Teppich kehrt. Solange er sie bekennt und in der Kraft, die Gott ihm gibt, sich daran macht, sie zu lassen, ist das kein Problem.
Erst wenn wir Sünde nicht mehr wahrhaben wollen, wenn wir sie heuchlerisch verstecken und womöglich nicht einmal mehr vor Gott ehrlich sind, dann und nur dann wird Sünde für uns zum Problem.
Deshalb ist ein Streit ein guter Anlass, um sich selbst die Frage zu stellen: Was ist eigentlich mit mir los? Was steckt da in mir an falscher Haltung, an böser Begierde oder an Eigenwilligkeit, dass ich streite, obwohl ich doch weiß, ein Knecht des Herrn soll nicht streiten?
Vergessen wir nicht, was Jakobus formuliert.
Streit als Ausdruck innerer Kämpfe
Jakobus 4,1: Woher kommen Kriege und Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht aus euren Begierden, die in euren Gliedern kämpfen?
Ein Streit ist ein Zeichen dafür, dass böse Begierden die Oberhand gewinnen. Deshalb mein Rat: Wenn dein Leben von Unfrieden geprägt ist und du dich oft streitest, dann überlege genau, woher das kommt und welche böse Begierde dich antreibt.
Praktische Anleitung zum Umgang mit Streit
Aber gehen wir einen Schritt weiter. Wie gehen wir im konkreten Fall mit der Situation um, die gerade vor uns und in uns eskaliert?
Der wichtigste biblische Tipp zum Umgang mit Streit findet sich in Sprüche 17,14. Dort lesen wir: „Wie einer, der Wasser entfesselt, so ist der Anfang eines Streites.“ Bevor also der Streit losbricht, lass ab.
Man kann hier auch übersetzen mit: „Bevor also der Rechtsstreit losbricht.“ Aber ich möchte mich heute und in dieser ganzen Woche nur auf Streit konzentrieren.
Wenn du von Natur aus ein Streithansel bist – und solche Leute gibt es, ich spreche da aus Erfahrung – wenn du also der Typ mit der kurzen Lunte bist, der sich leicht aufregt, schnell auf hundertachtzig ist und sich dann schon mal nicht mehr beherrschen kann, dann lern diesen Vers auswendig. Damit hast du ihn im Herzen und kannst entsprechend handeln.
Also: Die wichtigste Regel beim Umgang mit Streit ist, dass wir vorher aufhören. Bevor der Streit losbricht, lass ab. Klingt irgendwie logisch, oder? Geht es erst einmal los, dann ist es nämlich zu spät.
Das ist, um eine moderne Übertragung zu wagen, in etwa so, als würde man eine Bombe in der Staumauer einer Talsperre platzieren und zünden.
Die zerstörerische Kraft von Streit
Wie Wasser, das entfesselt wird und sich in reißenden Massen alles vernichtend über die Landschaft hinter einem Staudamm ergießt, so ist auch ein Streit, der ausbricht.
Einmal losgelassen, ist sein Zerstörungspotenzial kaum kalkulierbar. Deshalb sollte man ablassen, bevor der Streit beginnt.
Oder wie Paulus im Römerbrief 6,13 sagt: Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.
Selbstbeherrschung als geistliche Disziplin
Jetzt wollen wir diesen Vers übertragen. Stell dir vor, du spürst diesen innerlichen Druck – den Moment kurz bevor du einen Kommentar abgibst, von dem du genau weißt, dass er den ganzen Abend ruinieren wird.
In uns gibt es diesen kurzen Augenblick, bevor der Damm bricht. Stell dir vor, du würdest in diesem Moment deinem Mund verbieten, etwas zu sagen. So nach dem Motto: Stopp! Das, was du gleich sagen willst, führt zum Streit, und das darf nicht sein.
Es ist ein Befehl an die Stimmbänder, die Zunge und die Lippen: Es wird nichts gesagt. Genau das meint Paulus, wenn er sagt: Stellt eure Glieder, in diesem Fall Stimmbänder, Zunge und Lippen, nicht der Sünde als Werkzeuge der Ungerechtigkeit zur Verfügung.
Nichts zu sagen und den Streit zu vermeiden ist viel besser, als einen Streit vom Zaun zu brechen. Streit lohnt sich nicht.
Ich bin mir allerdings bewusst, dass jeder, der einen Streit anfängt, das anders sieht. Wir streiten, weil wir denken, es lohnt sich, laut zu werden, auf unserer Meinung zu beharren oder den anderen niederzumachen.
Doch die Realität sieht anders aus.
Weisheit im Umgang mit Konflikten
Hier Sprüche 20,3: Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzulassen. Jeder Narr aber fängt Streit an.
Wer einen Streit anfängt, ist ein Dummkopf, ein Narr. Er ist ein Narr, weil ein Streit ein unkalkulierbares Risiko für jede Beziehung darstellt.
Und er ist ein Narr, weil er sich nicht an das Gebot seines Königs hält.
Gerade beim Thema Streit fällt mir immer wieder auf, wie unklug Menschen sind. Vielleicht spreche ich da aus eigener, großer Erfahrung. Vielleicht denken sie, sie allein wüssten, wie das Leben gelingt – eben Hochmut. Aber das hatten wir ja schon.
Die Illusion von reinigendem Streit
Aber Jürgen sagt doch, man sagt nicht, dass Gewitter die Luft reinigt. Braucht man nicht manchmal einen Streit, um Dampf abzulassen?
Eine ehrliche Antwort, vor allem wenn es um Streit unter Eheleuten geht: Streit reinigt nicht das Verhältnis, sondern Streit vergiftet es.
In Sprüche 18,19 werden Streitereien mit dem Riegel einer Burg verglichen. Zank verschließt das Herz. Und das ist auch logisch: Warum sollte ich mein Herz für jemanden öffnen, der kein Problem damit hat, mit Worten auf mich einzuprügeln?
Die zerstörerische Wirkung von Streit auf Beziehungen
Sprüche 18,19: Ein getäuschter Bruder ist unzugänglicher als eine befestigte Stadt, und Streitigkeiten sind wie der Riegel einer Burg.
Das ist wirklich wahr! Streitigkeiten gleichen dem Riegel einer Burg. Bei einem Streit geht es nämlich nie nur um die Sachebene. Immer schwingt auch ein Beziehungsaspekt mit.
Das Wie der Kommunikation entscheidet darüber, ob ich das Was der Kommunikation überhaupt hören möchte. Deshalb ist ein handfester Streit für jede echte Kommunikation das absolute Aus.
Wenn jemand verbal auf mich eindrischt, höre ich nicht mehr zu – selbst wenn er Recht hat. Aus diesem Grund fangen nur Narren einen Streit an.
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob und wie diese Episode dein Denken zum Thema Streit verändert hat.
Das war's für heute. Predigten von mir findest du auf frogwords.de und auf meinem YouTube-Kanal.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.