Einführung in das Thema des rechten Betens
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode zweihundertachtzehn: Rechtes Beten, Teil zwei.
Es geht uns gerade um praktische Gerechtigkeit. Das sind Dinge, die wir tun, weil wir wissen, dass sie einfach zum Christsein dazugehören. Gelebte Beziehung mit Menschen und mit Gott – eben Liebe in Aktion.
Eine Sache ist das Geben von Almosen, eine andere Sache ist das Gebet, das Reden mit Gott. Es ist eine verrückte Sache, wenn man mal darüber nachdenkt, was Gebet eigentlich ist.
Entweder ist Beten absoluter Unsinn – ein Selbstgespräch mit der Zimmerdecke, der milde Ausdruck eines religiösen Wahns – oder, und das ist es, was Christen glauben, weil Jesus es ihnen so beigebracht hat, es ist das Vorrecht, jederzeit dem Schöpfer Gott zu begegnen. Denn ich darf als Kind Gottes ohne Voranmeldung den Thronsaal betreten.
Kann es sein, dass der ewige Gott immer nur ein Stoßgebet weit entfernt ist, dass er mich sieht und in seiner Allmacht bereit ist, mir immer genau dann zuzuhören, wenn ich den Mund aufmache?
Man muss sich das wirklich auf der Zunge zergehen lassen: diesen Gedanken, dass der ewige, allmächtige Gott auf dem Thron, umgeben von prächtigen Engeln in seiner unglaublichen Majestät, sich selbst Zeit für mich und meine kleinen Sorgen nimmt.
Aktuell bekomme ich in Berlin nicht einmal auf die Schnelle einen Termin beim Bürgeramt, um meinen Personalausweis verlängern zu lassen. Aber Gott hat immer Zeit für mich und Interesse.
Wie gesagt, es ist eine verrückte Sache, über das Reden mit Gott nachzudenken.
Grundlegende Prinzipien des rechten Betens
Rechtes Beten – was wissen wir darüber?
Erstens: Beim Beten geht es um die Gemeinschaft mit Gott, nicht darum, andere Menschen zu beeindrucken. Gebet darf nicht dazu missbraucht werden, allen zu zeigen, was für ein toller Christ man ist. Wir sollen keine Heuchler sein.
Zweitens: Gebet ist in erster Linie eine Angelegenheit der Zweisamkeit mit Gott. Deshalb fordert Jesus seine Zuhörer auf, sich mit Gott in der Kammer zu treffen – an einem Ort der Ruhe, wo niemand zuschaut und es niemand mitbekommt.
Matthäus 6,6: „Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und wenn du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“
Ich möchte noch auf eine wichtige Sache hinweisen: Hier steht „Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.“ Gebet ist nicht nur eine Option oder ein Vorrecht, sondern auch eine Pflicht. Warum das so ist, werden wir noch sehen, wenn wir uns die Anliegen anschauen, die wir vor Gott bringen sollen.
Ich wollte nur schon einmal darauf aufmerksam machen, dass es dem Herrn Jesus wichtig ist, uns einen Schubs zu geben, damit wir auch wirklich beten. Wer einen Vater im Himmel hat, der soll auch mit ihm reden.
Warnung vor ritualisiertem und oberflächlichem Beten
Ein dritter Aspekt rechten Betens findet sich in Matthäus Kapitel 6, Verse 7 und 8: „Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen, denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.“
Plappern wie die Heiden – worum geht es Jesus?
Es geht ihm darum, wie wir beten. Wir sollen nicht plappern wie die von den Nationen. Für Jesus ist klar: Die Heiden denken, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Ich bitte Gott um eine Sache und tue dies immer wieder, häufig in Form von ritualisierten Gebeten.
Das Gebet als Instrument
Achtung: Nicht meine Beziehung zu Gott, nicht als Ausdruck von Intimität und Nähe, sondern das Gebet als Mittel, um Gott zu beeindrucken, ihn zu manipulieren oder ihn „rumzukriegen“. Das ist die Quintessenz von Heidentum. Dahinter steckt die Idee, Gott hört mich nur dann, wenn ich viele Worte mache.
Vorsicht: Wer so denkt, macht das Gebet zu einem verdienstlichen Werk. Ich stehe dann nicht mehr als Kind vor meinem himmlischen Vater, sondern als Bittsteller, der erst erhört wird, wenn er genug Gebetsarbeit geleistet hat. Und genau so denken Heiden.
Lasst uns das bitte nicht nachahmen, auch nicht in Form von christlichen Gebetsritualen wie zum Beispiel dem Rosenkranzgebet. Ritualisierte Gebete sind also ein Kennzeichen des Heidentums.
Wenn wir in der Gefahr stehen, Gebete zu plappern, weil wir sie auswendig gelernt und schon so oft wiederholt haben, dass sie uns gedankenlos über die Lippen gehen, dann müssen wir uns an das Verbot erinnern, das der Herr Jesus hier ausspricht: „Ihr sollt nicht plappern wie die von den Nationen. Seid ihnen nun nicht gleich.“
Unterschied zwischen viel Beten und plappern
Ein wichtiger Hinweis: Auch wenn hier steht, dass Menschen nicht um ihres vielen Redens willen erhört werden, ist das natürlich kein Verbot, viel zu beten. Jesus verbringt auch schon einmal eine ganze Nacht im Gebet.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem Plappern wie die Heiden und dem viel Beten. Je älter wir werden, desto mehr sollten wir zu beten haben. Das liegt einfach daran, dass wir erfahrener in der Anbetung sind, die Wichtigkeit der Fürbitte besser würdigen, mehr Menschen kennen und uns allgemein der Abhängigkeit vom Gebet bewusster sind.
Wenn alte Christen keine geübten Beter sind, dann sind sie zwar älter, aber nicht reifer im Glauben geworden.
Doch zurück zu unserem Text: Matthäus Kapitel 6, Verse 7 und 8:
„Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen, denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.“
Die Bedeutung des Gebets trotz Gottes Allwissenheit
Der Denkfehler der Heiden liegt in ihrem Verständnis von Gott.
Warum ist Plappern im Gebet so falsch? Weil Gott unser Vater ist und uns kennt. Euer Vater weiß, was ihr benötigt, noch bevor ihr ihn darum bittet.
Aber warum soll ich dann überhaupt beten, wenn Gott meine Bedürfnisse bereits kennt? Die Antwort lautet: Ich bete nicht zuerst, weil ich eine Not habe, sondern weil ich Gebet brauche.
Ich brauche Gebet, weil meine Seele darauf ausgerichtet ist, Gott zu erleben. Gebet ist Begegnung mit Gott – und zwar auf eine zutiefst persönliche, erhebende und befreiende Weise.
Als Mensch brauche ich die Gemeinschaft mit Gott. Ich bin auf ihn hin geschaffen. Im Gebet findet diese Gemeinschaft ihren intimsten und ehrlichsten Ausdruck.
Wenn ich Gott um etwas bitte, dann nicht, um ihn zu informieren. Er weiß, was ich brauche, oft sogar besser als ich selbst. Ich muss Gott nicht über meine Bedürfnisse oder Sorgen aufklären. Und doch soll ich sie ihm bringen.
Die tiefere Bedeutung des Gebets in der Beziehung zu Gott
Warum?
Antwort eins: Weil Gott gebeten werden will.
Aber warum?
Antwort zwei: Weil es meinem Vater im Himmel darum geht, mit mir eine Geschichte zu schreiben, in der ich nicht nur ein Objekt bin, sondern in der ich Subjekt sein darf. Ich soll mehr sein als eine Schachfigur auf Gottes Spielfeld.
Gott will sich mit mir verbünden und mich in eine Freundschaft hineinlieben. Eine Freundschaft, in der ich als sein Kind zu einem reifen Gläubigen heranwachsen kann. Oder anders ausgedrückt: Als Söhne Gottes sollen wir den Sohn Gottes, Jesus, imitieren und in einer wirklich realen Beziehung zum Vater leben.
Wenn wir die Evangelien lesen, dann werden wir eines feststellen: Die Beziehung des Herrn Jesus zu seinem himmlischen Vater ist auf eine Sache gegründet, nämlich auf Gebet.
Abschlussgedanken und Ermutigung zum Gebet
Du könntest darüber nachdenken, wie du zum Gebet stehst. Ist es für dich eine lästige Pflicht? Oder empfindest du eine Sehnsucht nach mehr? Bist du vielleicht schon ein fröhlicher Beter?
Das war es für heute. Bete doch dafür, dass Geschwister in deiner Gemeinde, die mit der Sünde spielen, damit aufhören. Sicher hast du einige Personen vor Augen.
Der Herr segne dich, lass seine Gnade dich erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.