Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte dazu anregen, das praktische Christsein zu leben und das theologische Denken zu fördern.
In wenigen Tagen feiern wir Pfingsten, das Fest, an dem der Heilige Geist sichtbar auf die Jünger herabkam. Besonders in der Apostelgeschichte wird immer wieder über den Heiligen Geist gesprochen.
In Gemeinden, die nicht charismatisch geprägt sind, wie wir es sind, wird dagegen vergleichsweise wenig über den Heiligen Geist gesprochen. Deshalb möchten wir heute diese Lücke schließen und einige Impulse geben, um über den Heiligen Geist nachzudenken. So soll ihm ein höherer Stellenwert in unserem Leben eingeräumt werden als bisher.
Thomas, was sagt die Bibel über den Heiligen Geist? Das ist eine große Frage. Aber zunächst einmal ist klar: Der Heilige Geist ist nicht eine undefinierbare Kraft, sondern eine Person.
Es ist mir am Anfang ganz wichtig, daran zu erinnern, wie Ananias und Saphira die Gemeinde täuschen, indem sie vorgeben, große Spender zu sein, um bestaunt zu werden. Petrus sagt zu ihnen: „Ihr habt den Geist des Herrn versucht; ihr habt nicht Menschen belogen, sondern Gott.“ (Apostelgeschichte 5,3-4). Das bedeutet, Petrus sagt, dass man den Heiligen Geist belügen kann. Und belügen kann nicht nur eine Kraft, sondern nur eine Person.
Ich denke auch an Apostelgeschichte 13,2, wo wir erleben, dass der Heilige Geist zu der Gemeindeleitung in Antiochia spricht. Auch das kann nur eine Person tun. In Apostelgeschichte 16 erfahren wir, dass der Heilige Geist verhindern kann, dass die Apostel das Wort in einer bestimmten Region weitersagen. Um nur einige wenige Stellen zu nennen: Wir entdecken in der Beschreibung des Heiligen Geistes immer wieder Eigenschaften, die nur eine Person haben kann – und die gleichzeitig Gott ist.
Ja, so haben wir es ja von Petrus gehört: Wer den Heiligen Geist belügt, der belügt Gott. Außerdem gibt es andere Bibelstellen, die den Heiligen Geist in einem Atemzug mit dem Vater und dem Sohn nennen. Ich denke da an Hebräer 9,14, wo es heißt: „Christus hat sich durch den ewigen Geist als Opfer ohne Fehler Gott dargebracht.“ Hier werden Christus, der Heilige Geist und der Vater zusammen genannt.
Oder als Jesus getauft wurde, kam der Geist wie eine Taube vom Himmel, genauso wie die Stimme des Vaters, die sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn.“ Auch hier haben wir wieder den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist zusammen.
Wir haben also einerseits die Lehre, dass es nach 5. Mose 6,4 heißt: „Schma Israel, es gibt nur einen Gott.“ Andererseits wird uns dieser eine Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist vorgestellt. Ich denke auch, dass wir Menschen das nie vollständig verstehen werden, wie das sein kann.
Der Begriff „Dreieinigkeit“ steht zwar nicht in der Bibel, aber ich kann deutlich nachweisen, wie du es eben auch gesagt hast, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist Gott sind. Und trotzdem gilt: Schma Israel, es gibt nur einen Gott. Diese Tatsache versuche ich mit dem Begriff Dreieinigkeit zu beschreiben, aber erfassen kann ich sie nicht.
Gerade die Dreieinigkeit ist für mich ein weiterer Hinweis darauf, dass die Bibel von Gott kommt. Denn als Menschen könnten wir uns so etwas gar nicht ausdenken – uns fehlen da ein paar Dimensionen. Es wäre auch seltsam, wenn wir mit unserem Verstand erfassen könnten, wie Gott ist. Dann wäre Gott nicht Gott, sondern er wäre auf unserer Ebene.
Um uns dem Ganzen ein bisschen zu nähern: Der Heilige Geist ist keine Kraft, wie manche denken, auch nicht einige wiedergeborene Christen, die glauben, es sei nur eine Kraft. Sondern der Heilige Geist ist eine Person in der Dreieinigkeit.
Wie ist denn jetzt die Beziehung zueinander? Gibt es keine Hierarchie zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist? Wie darf man das verstehen? Sind sie auf gleicher Ebene oder haben sie verschiedene Funktionen und sind dabei gleichwertig? Das ist natürlich auch eine spannende Frage.
Die Bibel sagt deutlich, dass man den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist gut nach ihren Aufgaben unterscheiden kann. Die Bibel zeigt: Der Vater sendet den Sohn, der Sohn stirbt für unsere Schuld, und der Heilige Geist wendet dieses Werk ganz praktisch in unserem Leben an. Das ist nicht austauschbar. Es ist nicht der Vater, der stirbt, und es ist auch nicht der Heilige Geist, der den Sohn sendet.
In der Kirchengeschichte wurde jedoch heftig über eine Bibelstelle gestritten, und zwar über Johannes 15,26. Dort sagt Jesus: „Ich werde euch den Geist der Wahrheit senden, der vom Vater ausgeht.“ Das muss man sich merken: „der vom Vater ausgeht“. Dieser Geist wird von Jesus zeugen.
Diese Aussage wurde in das Erste Konzil von Konstantinopel aufgenommen. Dort wurde festgehalten: Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der vom Vater hervorgeht, also ausgeht.
Mit der Zeit setzte sich in der römisch-katholischen Kirche die Überzeugung durch, dass der Heilige Geist auch vom Sohn ausgeht. Zum Beispiel wird in Römer 8,9 der Heilige Geist parallel als Geist Gottes und als Geist Christi bezeichnet.
Der Sohn heißt auf Lateinisch „Filius“, und „vom Sohn“ heißt „Filioque“. Deshalb nennt man diesen Streit den Filioque-Streit. Er ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die orthodoxe Kirche von der römisch-katholischen Kirche getrennt hat.
Die orthodoxe Kirche sagt, der Heilige Geist geht nur vom Vater aus. Die römisch-katholische Kirche behauptet, der Heilige Geist geht vom Vater und vom Sohn aus. So zeigen sich hier schon unterschiedliche Ebenen und Begrifflichkeiten.
Und was ist dann die theologische Konsequenz aus dieser Unterscheidung? Immerhin sind zwei Kirchen entstanden.
Wenn der Heilige Geist nur vom Vater ausgeht, dann stehen der Sohn und der Heilige Geist auf der gleichen Stufe. Der Vater nimmt die erste Stelle ein, der Sohn die zweite Position, sagen wir 2a, und der Heilige Geist steht auf genau derselben Stufe als 2b.
Wenn der Heilige Geist jedoch auch vom Sohn ausgeht, vertritt man zwar die Gleichheit aller drei Personen. Dennoch denkt man in der Reihenfolge Vater, Sohn und Geist. Der Geist steht dann nicht auf derselben Stufe wie der Sohn (2b), sondern eine Stufe darunter, also auf der dritten Position.
Das bedeutet praktisch, dass dem Heiligen Geist nicht ganz so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sein Auftrag wird eher darin gesehen, den Herrn Jesus großzumachen. Auch das, was man mit dem Heiligen Geist erlebt, gilt dann nicht als eigenständige Größe, sondern ist stark am Herrn Jesus festgemacht.
Ich habe den Eindruck, dass wir als freie Gemeinden eher so denken. Deshalb würde ich uns in der Filioque-Frage näher bei der römisch-katholischen Kirche verorten als bei der orthodoxen Kirche. Charismatische Gemeinden vertreten durch ihre Gemeindepraxis eher die orthodoxe Position.
Durch die Praxis wird das Thema theologisch eher nicht angesprochen, oder? Richtig, sie sagen, der Heilige Geist wird nicht thematisiert. Aber durch die Praxis – also wenn sie sagen, der Heilige Geist hat jetzt gewirkt – würden wir eher sagen, der Herr Jesus wirkt durch seinen Geist, wenn wir ihn überhaupt erwähnen.
Da wir ja schon bei der Praxis sind: Wie erlebe ich denn den Heiligen Geist? Er wohnt ja in uns, das setze ich jetzt einfach schon mal voraus, obwohl wir es noch nicht thematisiert haben – also in uns Gläubigen. Genau, das sagt die Bibel. Der Heilige Geist wird als Pneuma bezeichnet, was man auch mit Wind übersetzen kann, da es das gleiche Wort ist.
Ich finde es ein gutes Bild, das Jesus mal in Johannes 3,8 aufgreift. Er sagt: Der Wind weht, wo er will, und du hörst seinen Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist. Mit anderen Worten: Ob der Heilige Geist wirkt, erkennst du an seinen Auswirkungen. Es ist wie beim Wind. Dem Wind kann ich nicht greifen, aber ich sehe seine Auswirkungen. So merke ich auch die Auswirkungen des Heiligen Geistes in meinem Leben.
Um das vielleicht an einzelnen Dingen festzumachen: Römer 8,16 macht zum Beispiel deutlich, dass der Geist zusammen mit unserem Geist bezeugt, dass wir Gottes Kinder sind. Und darüber werden viele theologische Diskussionen geführt – Heilsgewissheit, ewig, nicht ewig oder so etwas in der Richtung. Aber letztendlich bekomme ich Heilsgewissheit, so sagt es dieser Text, dadurch, dass der Heilige Geist mir eine tiefe Gewissheit in mein Herz gibt: Ich gehöre zu Jesus.
Diese Gewissheit kann ich eben nicht herbeireden. Sie muss ich erlebt haben. Wenn ich diese Gewissheit habe, dann ist das ohne Zweifel eine Auswirkung des Heiligen Geistes. Daran merke ich den Heiligen Geist in meinem Leben, der mir sagt: Du gehörst zu mir, du bist meine Tochter, du bist mein Sohn.
Oder wenn ich mal zehn Verse weitergehe, in Römer 8,26, da heißt es: Der Heilige Geist hilft meiner Schwachheit auf, weil ich nicht weiß, was ich beten soll. Er verwendet sich für mich. Das kennst du sicher auch: Es gibt immer wieder Situationen, in denen du sagst, ich weiß gar nicht, wie ich jetzt beten soll. Gerade auch, wenn schwere Situationen im Leben da sind und ich keine Ahnung habe, wie ich beten soll.
Dann steht der Heilige Geist, so sagt es Römer 8,26, an meiner Seite. Manchmal gibt er mir auch Gedanken, wie ich Dinge formulieren soll. Und manchmal wird mir durch ein Gebet erst einmal klar, wo mein Problem ist, wo meine Herausforderung liegt.
Ich finde es ganz spannend, wenn der Geist Gottes mir Gebetsanliegen für andere aufs Herz legt. Ich habe das in meiner Anfangszeit hier in Stuttgart auch immer wieder erlebt. Ich habe zusammen mit einer älteren Schwester gebetet, und sie hat dann für einzelne jüngere Leute gebetet. Ich dachte: Hey, die kann gar nicht wissen, was diese Leute beschäftigt. Aber ihr Gebet war sehr zielgerichtet.
Das heißt, der Geist Gottes hat ihr im Grunde genommen ein Gebetsanliegen aufs Herz gelegt, das genau ins Schwarze getroffen hat. So etwas ist auch ein ganz praktisches Erleben des Heiligen Geistes.
Du hast also jetzt eher typische, nicht-charismatische Antworten gegeben, mit Heilsgewissheit und Gebet. Wo im Gottesgeist ist, erleben, hätte ich jetzt eher erwartet, dass das etwas lebendiger klingt. Das klingt fast ein bisschen theoretisch, ist aber natürlich enorm wichtig.
Ich habe gerade heute einen Clip gesehen von jemandem, die keine Heilsgewissheit hatte. Ich denke, das lag daran, dass sie falsch gelehrt wurde. Es war nur ein kurzer Ausschnitt, aber recht tragisch. Ich denke, sie war Christin, so wie sie gefragt hat und alles. Das kann man natürlich auch dämpfen, aber es sind ganz entscheidende und grundlegende Bereiche.
Andere Erlebnisse mit dem Geist? Ja, vielleicht auch nicht so supercharismatisch. Ich versuche mich da an einzelnen Bibelstellen. Wir sind ja auch nicht ganz umsonst keine Charismatiker, das kann man auch mal thematisieren. Es ist jetzt nicht das Hauptthema heute, aber es hat ja auch Gründe.
Eine wichtige Bibelstelle finde ich Johannes 16,8. Dort steht, wie ich den Heiligen Geist erleben kann: Er wird die Welt überführen von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Der Heilige Geist überführt mich also darin, dass mein größtes Problem ist, dass ich nicht an Jesus glaube. Das ist zunächst mal wirklich eine Überführung durch den Geist Gottes.
Er zeigt mir die Gerechtigkeit des Herrn Jesus, die er für mich erworben hat, die er selbst ist, und auch den Weg, wie ich eine tiefe Gemeinschaft mit Gott bekommen kann und in ihr leben kann. Es gibt also keine Anklage mehr für mich.
Außerdem gibt er mir einen Blick dafür: Der Teufel ist gerichtet, er ist verurteilt. Es steht nur noch die Vollstreckung dieses Urteils aus. Ich muss aber nicht mehr unter der Macht der Sünde leben. Der Heilige Geist als Person ist stärker als die Sünde.
Das ist für mich persönlich ein ganz starkes Erleben des Heiligen Geistes, wenn er mir zeigt: Die Macht der Sünde ist in deinem Leben gebrochen. Wenn er mir auch zeigt, was Gott von mir will und mir die Kraft gibt, so leben zu können, dann erlebe ich den Heiligen Geist eher als Rückenwind in meinem Leben.
Er treibt mein Lebensschiff vorwärts, und durch seine Kraft ist es möglich, ein Leben zu leben, das Gott ehrt. Das schaffe ich nicht aus eigener Anstrengung, egal wie ich es versuche.
Das finde ich in der Praxis einen enorm wichtigen Punkt. Es klingt jetzt zunächst auch erst mal theoretisch: Er überführt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Aber viele Probleme im Leben mancher Christen sind ja, dass sie sagen: Kann ich Gott überhaupt noch begegnen? Werde ich mein Heil nicht verlieren? Solche Dinge werden dann subjektiv festgemacht.
Wenn du aber erkennst, wie groß deine Sünde ist, merkst du: Ich selbst kann das gar nicht. Dann ist klar, dass ich den Lauf nicht ohne seine Kraft vollenden werde. Oder natürlich habe ich keine Gerechtigkeit. Manche hängen da aber genau noch drin.
Ich überspitze es mal, ich weiß nicht, ob du dem zustimmen kannst: Manche nehmen die Sünde nicht ernst genug. Nicht im Sinne, dass sie sie leugnen, sondern die Tiefe der Sünde, in der wir verstrickt sind. Sie denken immer noch, man könnte selber gegen Sünde kämpfen. Das ist mein Punkt.
Zum Thema Römer 7: Paulus sagt, in mir, meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes. Aber das ist auch eine Erkenntnis auf einem Weg. Ja, das wird gerne so formuliert: „In meinem Fleisch wohnt nichts Gutes.“ Aber wenn man dann konkret und selbstkritisch nachfragt, was man damit meint, muss man sich manchmal eingestehen, dass man das gar nicht so greifbar hat.
Ich glaube, da ist Gott dran, dass er uns tiefer zeigen will, wer wir sind, aber auch wer Jesus ist. Also ein ganz tiefgreifendes Erlebnis.
Ich denke, wo ich den Heiligen Geist auch noch ganz stark erlebe, ist in Ermutigung und Trost. Er lenkt meinen Blick immer wieder auf Jesus und erinnert mich an die Worte des Herrn Jesus. Er zeigt mir sein Leben und hält meine Aufmerksamkeit am Kreuz.
Er sagt: „Da ist für dich bezahlt worden.“ Dort ist auch die Quelle der Kraft, aus der du leben kannst.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass jemand schrieb: Entmutigung ist die Handschrift des Teufels. Ich glaube, das stimmt. Gott möchte mich nicht entmutigen, sondern er möchte mich ermutigen. Das heißt nicht, dass er mich nicht korrigiert. Aber er zeigt mir eine Alternative.
Er zeigt mir, dass diese Alternative in Jesus da ist und dass ich diesen Weg gehen kann.
Im Grunde genommen ist der Geist Gottes – man nennt ihn auch den Geist des Herrn Jesus – das neue Leben in mir, das dann auch nach außen sichtbar wird.
Du hast also jetzt die Stellen nicht ausdrücklich genannt, aber praktisch kombiniert, dass der Heilige Geist ein Tröster ist, der zu uns kommt. Im Griechischen wird er auch als Ermutiger bezeichnet, das ist ein Begriff aus der griechischen Sprache.
Zum Zweiten hast du erwähnt, dass er Jesus verherrlicht und in die Wahrheit hineinführt, also den Blick aufs Kreuz lenkt. Die Stellen aus dem Johannesevangelium stecken praktisch hinter der Aussage, dass er der starke Ermutiger ist.
Es gibt ja, wie wir schon ein- oder zweimal angedeutet haben, auch andere Strömungen in der evangelikalen Welt, die den Heiligen Geist teilweise anders sehen. Auf jeden Fall denke ich, dass die Auswirkungen unterschiedlich bewertet werden, nicht so sehr die Grundlehre, dass er Gott ist. Das sollte ziemlich ähnlich sein, aber einige Auswirkungen werden anders verstanden.
Wenn ich einen Punkt herausgreife, gibt es beispielsweise die Vorstellung einer zweiten Erfahrung. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war das sehr stark vertreten, hat etwas abgenommen, ist aber in bestimmten Strömungen immer noch sehr präsent. Dort wird gesagt, man macht praktisch eine zweite Erfahrung mit dem Geist, und erst dann geht es richtig vorwärts. Ohne diese Erfahrung ist man, um es auf den Punkt zu bringen, ein halber Christ.
Ich glaube, diese Lehre ist heute nicht mehr so präsent, aber sie ist durchaus vorhanden. Für mich war es mal sehr interessant, auf einem großen Kongress den Vorsitzenden der damaligen Pfingstgemeinden sprechen zu hören. Er bezog sich auf Erfahrungen aus der Kirchengeschichte, die Leute wie Moody gemacht haben, und stellte diese als Grundlage dar. Er sagte, dass diese Erfahrungen genau das sind, was wir heute erleben. Es sei nur eine Fortsetzung dieser Kirchengeschichte.
Diesen Vergleich finde ich schwierig. Wenn ich die Geschichten von Moody lese, ging es ihnen nicht um die Erfahrung an sich, sondern um die Begegnung mit Gott. Das war ihnen ganz wichtig. Gott hat in seiner Souveränität diese Erfahrung geschenkt.
Ich denke an Moody, der sagte, er habe allein in einem Hotelzimmer zum Herrn gebetet und konnte nur sagen, dass sich ihm Gott selbst offenbarte. Er hatte eine solche Gotteserfahrung, dass er ihn bitten musste, seine Hand zurückzuhalten. So hat Moody das erlebt. Ich selbst habe das nie so ausdrücken können – „Herr, halte deine Hand zurück“ –, aber es muss eine ganz tiefe Begegnung mit Gott gewesen sein.
Wichtig ist mir, dass Moody diese zweite Erfahrung, von der du gesprochen hast, nicht gesucht hat. Er hat Gott gesucht. Deshalb halte ich es für falsch, das Leben darauf auszurichten, diese zweite Erfahrung unbedingt machen zu müssen. Man erhofft sich daraus, auf einem anderen Level zu sein, absolut in der Heiligung zu sein. Dabei wird vertauscht, dass Heiligung kein Ereignis ist und nicht von einer Erfahrung abhängt.
Heiligung ist ein Prozess. Die Bibel spricht von der Frucht des Geistes, und eine Frucht entsteht langsam. Sie wächst langsam und kommt allmählich hervor. Genau das ist es, was Gott auch vor allem in meinem Leben tut.
Ich las einen Vergleich, den ich für mich sehr hilfreich fand, von William Randolph Hearst. Ich habe ihn gegoogelt; man müsste ihn eigentlich kennen. Er war in den Fünfzigerjahren einer der reichsten Menschen der Welt. Er besaß die größte Zeitungskette Amerikas, und es ging vor allem um ihn als Kunstsammler.
Er verliebte sich in ein Bild und wollte es unbedingt haben, egal was es kostete. Er sagte, er wolle einen Agenten, der es für ihn besorgt, und er werde den Preis zahlen. Der Agent fand schließlich dieses Bild – in Hearsts eigener Kunstsammlung.
Hearst war wohl schon etwas älter, oder? Das kann gut sein. Mir passiert so etwas inzwischen mit Büchern. Vor ein paar Wochen habe ich wieder ein Buch gekauft, obwohl ich innerlich schon ein Unbehagen hatte. Ich dachte: „Ach nee, ich glaube, das kaufe ich lieber nicht.“ Dann kam ich nach Hause und hatte es trotzdem. Ich wusste auch, warum ich es nicht kaufen wollte: Weil es gar nicht so gut war, wie ich dachte. Ich hatte nämlich nicht reingeschaut, was im Folio stand.
So nebenbei: Hearst hatte das Bild schon längst gehabt. Es kann auch sein, dass er eine riesige Kunstsammlung besaß, ohne genau zu wissen, was er alles hatte.
Derjenige, der den Vergleich anstellte, verglich das mit dem Heiligen Geist, den wir bei der Wiedergeburt erhalten. Dann werden wir Kinder Gottes, aber manchmal ist uns gar nicht bewusst, was wir dadurch alles bekommen haben. Wir suchen es irgendwo anders.
Gott muss uns auch sagen: „Du, an dem Tag deiner Wiedergeburt habe ich dir den Geist Gottes gegeben. Damit hast du alles, was du brauchst, um ein Leben in der Heiligung zu führen, um ein Leben zu führen, das mich ehrt. Greife bitte darauf zurück und versuche nicht, irgendeine zweite Erfahrung auszugraben oder zu suchen und zu meinen, das ist es jetzt.“
Wobei wir jetzt noch gar nicht erwähnt haben, weil uns das beiden irgendwie klar ist, die zweite Erfahrung: In der charismatischen Lesart wird die Taufe mit dem Heiligen Geist oft als ein eigenes Ereignis verstanden. Wir hingegen bezeichnen das als die Erfüllung mit dem Heiligen Geist und sagen, dass die Taufe bereits bei der Wiedergeburt geschieht und kein zusätzliches Ereignis ist.
Daran hängt noch mehr. Das ist jetzt nicht unser Thema, aber es gehört dazu, dass man in Zungen reden muss. Im Grunde genommen wird das als Auswirkung und Erkennungszeichen des Heiligen Geistes gesehen. Ich finde es schwierig, von den Stellen im 1. Korinther 12 und 14 zu schließen, dass jeder Gläubige heute in Sprachen reden muss. Du würdest sagen, das sei heute nicht der Fall. Das hatten wir schon mal diskutiert, genau.
Was ich auch noch wichtig finde, ist einfach – also intern diskutieren wir das, für die Hörer nicht, damit ihr denkt, ihr habt etwas nicht gehört. Ja, ganz intern diskutieren wir das auch manchmal, genau.
Ich glaube, was auch wichtig ist beim Heiligen Geist: Er schenkt mir immer wieder Impulse. Ich muss diesen Impulsen Raum geben. Ein Vers, der mir da sehr wichtig ist, steht in Apostelgeschichte 5, wo es heißt: Gott gibt seinen Heiligen Geist denen, die ihm gehorchen.
Wenn ich immer wieder Erkenntnisse durch den Heiligen Geist bekomme, aber nicht auf ihn reagiere und das nicht in meinem Alltag umsetze, dann glaube ich, wird die Dominanz des Heiligen Geistes in meinem Leben nicht voranschreiten.
Es ist auch in unserem Leben so: Wenn man einem immer wieder gewisse Dinge sagt und er sie nicht tut, warum sollte ich dann noch neue Feste wieder aufmachen? So würde ich mir das mit der älteren Schwester erklären, die du vorhin am Anfang erwähnt hast. Sie lebt einfach mit dem Herrn zusammen. Dann wacht man manchmal nachts auf, muss für jemanden beten und erfährt später, dass es an diesem Tag genau so war.
Es gibt viele solcher Geschichten, die glaubwürdig wiedergegeben sind und die man nachprüfen kann.
Gut, machen wir den Sack mal zu. Ich glaube, es sollten noch einige Impulse sein, um einfach auch mal über den Geist nachzudenken. Es waren nicht so sehr die spektakulären Sachen, also nicht viel Gefühl oder Ähnliches, aber ich glaube, es ist recht tiefgreifend, wenn man das wirklich ernst nimmt. Es kann durchaus lebensumwälzend sein, wenn man diesen Schritt vorangeht.
Ich würde jetzt sagen: Nur weil es nicht so hochtrabend und emotional ist, ist es nicht weniger wichtig. Wir haben auf jeden Fall die Hoffnung, dass ihr einen Impuls mitnehmen könnt von den Dingen, die wir gesprochen haben – über den Heiligen Geist als Gottheit und auch über die Erfahrungen, die man mit ihm machen kann.
Wie immer, wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne. Wir haben eine E-Mail-Adresse: podcast@efa-stuttgart.de. Dort kommt alles an, und ihr bekommt auch relativ zeitnah eine Rückmeldung. Es kann mal zwei Tage dauern, aber wir nehmen das immer gerne auf.
Wir wünschen euch zum Schluss Gottes Segen und dass ihr den Heiligen Geist in eurem Alltag erlebt.