Einleitung: Die Herausforderung des Glaubens
Wir haben heute Morgen als Predigttext Matthäus 12,38-42. Das ist ein schwieriges Thema, und wir müssen genau hinhören, wie Jesus uns eine sehr herausfordernde Lektion erteilen will.
Einige der Schriftgelehrten und Pharisäer sagten zu Jesus: "Wir möchten gerne ein Zeichen von dir sehen." Jesus antwortete ihnen darauf sehr streng: "Ihr böser und abtrünniger Geschlecht!"
Früher stand hier das Wort "ehebrecherische Geschlechter". Damit ist gemeint, dass wir Gott gegenüber treulos sind, obwohl wir in einem Bund mit ihm stehen. Dieses abtrünnige Geschlecht fordert ständig ein Zeichen, doch es wird ihm kein anderes Zeichen gegeben als das Zeichen des Propheten Jona.
Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn – ein Ehrentitel für Jesus, der sein göttliches Amt als Weltenrichter betont – drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.
Die Leute von Ninive werden beim jüngsten Gericht gegen dieses Geschlecht auftreten und es verdammen, weil sie Buße taten nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.
Die Königin vom Süden wird beim jüngsten Gericht ebenfalls gegen dieses Geschlecht auftreten und es verdammen, denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.
Herr, hilf uns, aus aller Distanz herauszukommen und erwecke in uns den Glauben. Amen.
Die Suche nach Sicherheit im Glauben
In der Zeitung steht: Eine andere Suche verlangt eine Sicherheit von 5000 Mark – das ist ja klar. Bevor jemand 5000 Mark bezahlt, möchte er eine Sicherheit dafür haben. Man kann ja sein Geld nicht einfach so irgendwo ausgeben, ohne eine Garantie zu haben.
Wenn Sie zum Beispiel in der Württembergischen Landesbibliothek ein Buch ausleihen wollen, reicht es nicht aus, wenn Sie feierlich versprechen, das Buch sauber und ordentlich zurückzubringen. Auch Ihre treuen Augen helfen Ihnen dabei nicht weiter. Die Verwaltung wird sagen: Sie brauchen einen Bürgen, eine Unterschrift von jemandem, der im Notfall für Sie einsteht. Sonst bekommen Sie kein Buch ausgeliehen.
Anders kann unsere Welt gar nicht funktionieren. Wir brauchen Sicherheit. Wenn jemand ohne Sicherheiten arbeitet, wird er bald auf die Nase fallen und bittere Erfahrungen machen.
Deshalb verstehe ich, dass uns der Glaube oft schwerfällt. Wie soll man das eigentlich machen können? Das ist doch ein Risiko. Man kann gar nicht absehen, was passiert, wenn ich mein Leben Jesus anvertraue. Aber ich sehe ihn doch gar nicht und kann ihn nicht fassen.
Ich verstehe sehr gut, dass viele Menschen deshalb heute im Zweifel bleiben und dem Glauben misstrauen. Sie sagen: „Ich möchte glauben, aber ich kann nicht. Das ist mir zu schwierig, zu kompliziert und zu riskant. Das ist ein windiges Unternehmen. Ich kann nicht auf Sand bauen.“
Glauben: Wagnis oder Sicherheit?
Ich möchte am Anfang klarstellen, dass wir nicht der Meinung sind, man müsse jedem glauben. Vielleicht hat sich bei manchen das Missverständnis eingeschlichen, dass man im Glauben so oberflächlich sein müsse. Manche denken, man müsse jedem, der daherkommt und etwas erzählt, treu in die Augen schauen und sagen: „Jawohl, jawohl, alles gut, alles recht.“ Ganz gewiss nicht.
Eine solche Haltung kann uns nicht zum Glauben führen. Es kann auch nicht sein, dass wir den oft gebrauchten Satz, der Glaube sei ein Wagnis, im Übermaß strapazieren. Ein Wagnis? Das wird schnell zum Risiko. Dann wird der Glaube schnell zu einem Spiel, bei dem es um Leben und Tod geht. Wenn ich mein Leben im Glauben Jesus anvertrauen soll, dann haben Sie ganz recht: Das kann nicht bloß ein Wagnis sein. Sonst wäre es ein schreckliches Spiel, einem russischen Roulette gleich.
Habe ich die Wahrheit oder habe ich sie nicht? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Dann wäre der Glaube nicht mehr die feste und gewisse Zuversicht dessen, was man hofft. Dann wäre es nicht mehr der Glaube, der durch Felsen bricht. Darum müssen wir eigentlich genau wissen: Was ist das jetzt mit dem Glauben? Und wie kommen wir dahin, dass wir wirklich sicher, fest und sicher in unserem Leben sind und eine ganz gewisse Überzeugung haben?
Ich möchte heute meine Predigt überschreiben mit der Frage: Wagnis oder Sicherheit? Wagnis oder Sicherheit? Jesus verweigert den schlagenden Beweis.
Jesus verweigert den schlagenden Beweis
Das ist das Erste: Jesus verweigert den schlagenden Beweis. Hinter der Bitte der Pharisäer und Schriftgelehrten stand eine ehrliche Bitte.
Vielleicht hat man sie oft schon, wenn der Name fällt, irgendwie in einem schiefen Licht gesehen. Diese Schriftgelehrten und Pharisäer – sie meinen es doch nicht schlecht. Wir sollten ihnen nicht unrecht tun. Wir sollten die Menschen, die suchen, ernst nehmen, auch wenn sie Pharisäer und Schriftgelehrte sind. Und sie meinen es wirklich ernst. Ich will sie ernst nehmen.
Sie wollen ein Zeichen haben. Hinter dieser Bitte steckt der Wunsch, einen schlagenden Beweis zu bekommen – einen Grund zum Glauben, ein Pfand, das Sicherheit gibt. Man will doch keinem Rattenfänger aufsitzen, keinen Betrug anhängen und nicht einfach einer Menschenmeinung folgen. Man muss wissen: Wie ist das denn, was Jesus uns da sagt? Worauf kann ich mich verlassen?
Und diese Bitte ist berechtigt. Sagen Sie nicht so schnell, wir bräuchten kein Zeichen. Die Bitte ist sehr berechtigt. Das ist nicht bloß ein Spaß oder ein Jux. Sie wollen Jesus nicht noch ein Bein stellen, sondern sind ehrlich offen zum Glauben.
Sie sagen: „Was uns jetzt nur fehlt.“ Und ich sehe hinter ihnen eine Unzahl von Menschen bis in unsere Generation hinein. Vielleicht sind viele von uns jetzt hier im Gottesdienst genau mit dieser Haltung selbst getroffen. Sie sagen: „Ich würde mich gern Jesus verschreiben, wirklich. Ich wäre bereit, aber ich brauche einen Beweis, ich brauche einen schlagenden Beweis. Dann kann ich das tun.“
Die Grenzen von Beweisen und Erlebnissen im Glauben
Manchmal argumentieren wir in Gesprächen mit suchenden Menschen, indem wir erzählen, dass wir als Christen schon viele Erlebnisse mit Gott gemacht haben und Wunder erlebt haben.
Ich habe bereits im Jahr 1981 begonnen, die Situationen aufzuschreiben, in denen Gott meinen Unglauben beschämt hat und in denen wir hörten und sahen, wie er wirkte. In diesem Jahr finden sich eine ganze Reihe von solchen Erlebnissen.
Doch wir machen die Erfahrung, dass diese Berichte bei zweifelnden Menschen nicht ankommen. Sie schlagen nicht durch, sie überzeugen nicht. Diese Erlebnisse bleiben unsere eigenen, die uns vielleicht ein Stück weiterhelfen, aber den anderen können sie nicht zum Glauben bringen. Sie können niemandem etwas beweisen.
Damals hat Jesus viele Wunder getan. Er heilte Blinde, machte Kranke gesund und weckte die Tochter eines Mannes auf. Trotzdem sagten die Schriftgelehrten: „Vielleicht war das doch ein Sonderfall, etwas Außergewöhnliches. Ich bräuchte einen Beweis.“
Sie forderten ein Zeichen. Wenn Jesus wirklich Gottes Sohn wäre, müsste er doch ein solches Zeichen setzen. Dann würden Millionen und Abermillionen gerne und freudig an ihn glauben.
Warum verweigert Jesus dieses Zeichen? Er verweigert es tatsächlich, und das steht hier so geschrieben: Er will es nicht geben. Jesus weiß, dass viele Menschen vor ihm die Tür schließen und nichts mehr wollen, wenn er es täte.
Jesus will Menschen nicht zum Glauben zwingen. Er hat eine ganz andere Art.
Die Bedeutung der Zeichenforderung und Jesu Antwort
Und dann zweifeln viele und fragen sich: Ist das nicht doch ein Zeichen, dass er es eben nicht will und ich es kann? Sie verstehen nicht die Enttäuschung und fragen: Darf ich sie dahinterführen, was der Grund ist, warum Jesus das nicht will?
Paulus hat im Römerbrief noch einmal davon gesprochen. Im Korintherbrief fordert er die Juden heraus. Die Juden verlangen Zeichen. Das Wort „Zeichen“ hat im Griechischen die Bedeutung von Beweis. Die Juden fordern einen Beweis, ein schlagkräftiges Wunder, mit dem man sie zu einer unbedingten Hingabe und zu völligen Vertrauen nötigen kann.
Wir müssen respektieren, dass auch wir es dann nicht können, den Ungläubigen gegenüber zu beweisen, wer Jesus Christus ist und was er uns heute bringt. Ich möchte kurz andeuten, was das für uns bedeutet. Nicht nur die Ungläubigen suchen nach Beweisen. Haben wir nicht selbst schon oft nach einem Pfand gesucht?
Ich möchte heute Morgen einmal darüber sprechen. Vielleicht ist es für viele eine Erleichterung, wenn wir das so offen aussprechen.
Die Not der Leidenden und Zweifelnden im Glauben
Denken Sie jetzt einmal an die Schwerleidenden und Sterbenden. An diejenigen, die um jeden Atemzug ihres Lebens ringen.
Wie schwer fällt es oft auch den Glaubenden, wenn sie nichts von der Macht Gottes spüren und keinen Beweis dafür haben. Da ist schon Hilfe, wenn ein Angehöriger am Bett sitzt und uns die Hand drückt. Doch von Jesus selbst habe ich keinen Beweis mehr.
Gehen Sie doch einmal durch die Nervenkliniken. Gehen Sie in die Häuser, in denen die Depressiven sitzen. Das ist nicht nur ein Wunsch der Zweifler. Die Ungläubigen, die wir oft abtun, fordern den Beweis. Es fällt mir schwer, keinen Beweis, kein sichtbares Zeichen des Sieges Jesu zu haben. Ich habe nur sein Wort, kann nur beten und fühle mich ganz schwach.
Dann sind wir mit frommen Menschen zusammen, die durch Anfechtungen gehen und in ihrem Glauben keinen Beweis haben. Sie sagen: „Ich gebe keinen Beweis, ich will keinen geben.“ Glaubenserlebnisse haben wir gehabt, doch für diese Tiefe haben wir plötzlich nichts mehr.
Und dann bist du nicht einmal allein. Hier wird, glaube ich, der Glaube erworben. Haben Sie nie im Leben der großen Gotteszeugen gelesen, wie sie weit über die Grenze des Erträglichen hinaus geführt wurden und nichts mehr sahen oder spürten von der Nähe und Kraft Gottes? Sie waren allein in ihrer Not.
Man meint, die Finsternis erdrücke sie. Man sieht nur noch die Höhen der Verzweiflung, des Unglaubens, der fragt: „Ist das wirklich wahr? Lässt dich Gott nicht doch los? Fällst du nicht in bodenlose Tiefen?“
Die Realität des Glaubenslebens: Kein Beweis, aber Begleitung durch die Nacht
Und jetzt machen wir es noch vollständiger, damit wir genau wissen, worum es geht: Jesus verweigert den Beweis.
Wir tun manchmal so voreinander, als wäre in unserem eigenen Glaubensleben alles strahlend hell. Ist das bei Ihnen so? Bei mir ist es nicht so. Wir spüren, wie auch hier die Macht der Sünde immer wieder zurückkehren kann. Sie macht uns schwach. Dann wollen wir den Sieg Jesu haben, halten ein Pfand in der Hand und sagen: „Ja, bei mir ist die Sünde besiegt, mir macht das alles nichts mehr aus. Mich treffen die Versuchungen nicht mehr.“
Doch wir haben es nicht in der Hand. Da kann man dann nur noch das Lied singen: „Verspäten, Jesu, hilf siegen.“ Wenn in mir die Sünde Eigenleben führt, wenn Hochmut und Missgunst sich regen, wenn ich die Laster bekenne und mein tiefes Verderben vor mir sehe, dann fahre ich doch immer wieder zurück an den alten Ausgangspunkt. Dort, wo ich meinte, ich sei schon lange drüber weg.
Und dann schreibe ich: „Lass mich doch mal deinen Sieg sichtbar erleben, so dass ich ihn wirklich habe und auch die Ungläubigen ihn in meinem Leben sehen können.“ Aber ich habe gemerkt: Mein Herr will mir dieses Pfand nicht geben, diesen Beweis.
Ich kann es auch den Ungläubigen nicht über meinen Lebenswandel beweisen, auch nicht über mein angeblich sieghaften Leben. Sind Sie enttäuscht?
Der Umgang mit Versagen und Misserfolg im Glauben
Das ist jetzt das zweite Buch, das erschienen ist. Charles Colson beschreibt darin einen Mann, der in eine Affäre verwickelt war. Nach seiner Bekehrung begann dieser Mann eine große Arbeit mit Gefangenen in den USA. Es handelt sich um einen ganz demütigen und stillen Mann. In diesem neuen Buch beschreibt Colson, wie einer seiner treuesten Mitarbeiter, der im Gefängnis viel bewirkt hat, Kirk Schenk, ein treuer Zeuge Jesu, Selbstmord beging.
Colson spricht in diesem Zusammenhang über das Thema Selbstmord und sagt: Wir Christen reden oft nur im Flüsterton darüber. Wir wollen das Erlebte schnell in einen Schrank stellen, die Tür schließen und dann wieder unseren Triumphalismus leben. Colson erinnert sich, dass in Freundesbriefen oder Missionsberichten selten über solche Dinge gesprochen wurde – dass auch Christen so verzweifelt sein können.
Wir müssen über Misserfolg und Versagen reden und das offen zugeben. Dann fährt Colson fort: Wir müssen unsere Nichtigkeit und totale Abhängigkeit von Jesus offen zugeben. Der Tod von Kirk machte uns auf die Gefahr des Triumphalismus aufmerksam.
Liebe Schwestern und Brüder, das soll heute Morgen an dieser Stelle einmal genannt sein. Beweise haben wir nicht bis in unser eigenes Leben hinein. Wenn heute manchmal so getan wird, als ob wir welche hätten, dann ist das wieder das Wort Jesu: Wir haben nichts, was wir vorzeigen oder in die Hand nehmen könnten. Wir haben es im Glauben, aber nicht im Schauen.
Jesus geht mit uns durch die Nacht
Darum geht Jesus mit uns durch die Nacht. Er verweigert uns den Beweis, aber er geht mit uns durch die Nacht. Jesus spricht vom Zeichen des Propheten Jona. Was hat er damit gemeint?
Das Zeichen des Propheten Jona ist nicht einfach ein Beweisstück oder eine wunderbare Errettung. In dem Beispiel, das Jesus erwähnt, geht es gar nicht um die Rettung von Jona, der aus dem Mund und im Bauch des Fisches ausgespielt wird. Jesus sagt: „Wie Jona drei Tage und drei Nächte in der finstersten Nachtwache.“
Wie mag es Jona zumute gewesen sein, als es dunkel um ihn war? Ich weiß nicht, wie es im Bauch eines Fisches riecht, aber ich kann mir vorstellen, dass es scheußlich war. Wenn man davon krank werden kann, dann war Jona krank. Am Ende war da nur Dunkelheit. Er wusste nicht, was mit ihm geschieht. Man könnte sagen: Lieber noch sterben, als so dazwischen zu hängen – in der Dunkelheit, in der Nacht.
Und jetzt sagt Jesus: Ihr bekommt kein anderes Pfand als Jona – drei Tage und drei Nächte in der Dunkelheit. Verstehen Sie heute Morgen, worum es geht? Das Christenleben geht auch durch die Nacht. Ich könnte Ihnen viel von Wundern und Gebetserhörungen erzählen, aber das andere bleibt stehen: Jesus führt seine Jünger auch auf den Passionsweg. Er fordert Nachfolge ein.
Dann erinnern wir uns, wie das schon bei den ersten Christen begann. Wie sie, die edelsten und treusten Gläubigen, in das schreckliche Martyrium hineingeführt wurden. Und sie hofften doch, im letzten Augenblick, bevor diese rohen römischen Soldaten sich an ihnen vergingen oder sie den Löwen vorgeworfen wurden, dass die Hand der Engel den Löwen den Rachen verschließt – doch das geschah nicht. Es ging durch die Nacht.
Drei Tage und drei Nächte – das können für manche Christen sehr lange Nächte sein. Ich habe viele Christen gebetet, auch in den letzten Wochen, für den amerikanischen Missionar Chester Bittermann, der seit dem 19. Januar von Terroristen in Kolumbien entführt war. Die Forderung war, dass alle Missionare aus Kolumbien abgezogen werden. Am 6. März wurde man erschossen aufgefunden.
Kein Beweis, sagt Jesus, gebe ich euch – nur drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches. Passt das für uns heute Morgen? Ich weiß nicht. Manche sind vielleicht heute nicht in der Lage, und dann ist es für die wenigen unter uns das Wort, das wir heute hören müssen.
Jonas Gebet in der Dunkelheit als Vorbild für den Glauben
Und dann möchte ich Ihnen noch einmal vorlesen, was Jona in den Stunden im Bauch des Fisches gebetet hat.
Er sagt: „Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörst meine Stimme. Du hast mich erwartet in der Tiefe, mitten im Meer. Die Flut umgab mich, alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, sodass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen und würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen.“
So kann der Herr seine treuen Zeugen führen. Doch dann ist er da.
Und wenn Sie fragen: Welchen Beweis gibt er mir zum Glauben? Keinen Beweis? Nein, es ergibt sich ganz von selbst. Jesus ist da. Glaube ist nichts anderes als Vertrauen zu Jesus. Alle anderen Stützen werden weggenommen, alle anderen Beweise sind nicht tragfähig.
Es bleibt nur der eine Herr: „Ich glaube dir, ich vertraue dir, ich übergebe dir mein Leben, und dir will ich folgen.“
Die Herausforderung des Glaubensvertrauens
Aber dann stehen wir vor der Frage: Wie kann ich überhaupt glauben? Das ist so schwierig und kompliziert. Ich kann mein Leben nicht einfach so an ihn übergeben; das ist viel zu riskant.
Plötzlich werden die Rollen getauscht. Jesus spricht zu den Schriftgelehrten und Pharisäern und sagt: Nicht ihr könnt Gott vor euer Urteil ziehen. Ihr könnt fragen und sagen: „Wo ist die Sicherheit?“ Aber ich frage euch: Wo ist eure Sicherheit?
Dann spricht Jesus plötzlich vom Gericht und sagt: Am Jüngsten Tag steht ihr da. Die Menschen werden auf euch zeigen und sagen: „Wo war euer Leben? Und wo war euer Glaube?“ Die Leute von Sodom werden kommen und nach euch fragen, und dann wird der Herr uns fragen.
Darum bekommt die Frage des Glaubens eine ganz neue Dringlichkeit: An wen glaube ich? Was glaube ich? Auf einmal steht das anders herum. Glauben Sie noch so selbstverständlich an sich selbst? Können Sie noch so leicht in den Tag hineinleben?
Nur von der Ewigkeit her spüre ich: Ich muss eine gewisse Hoffnung auf ewiges Leben haben. Dann fragt der Herr uns: Hast du einen Halt, der dich durchträgt? Und dann sagen wir: Ja, Herr, wir haben schon einen Glauben, wir haben schon eine Überzeugung von dir.
Aber dabei begnügt sich Gott nicht mit einer kleinen Überzeugung. Wir sagen: Ja, wir haben auch viel für dich getan, wir haben viel gewirkt und viel begonnen für dich. Wir haben geopfert und Dienste für dich getan.
Daher sagt Gott: Nein, ich frage nicht nach den Taten. Ich frage nach dem Glauben. Und dann genügt es nicht, dass wir der Spur nach glauben. Bei ihm gilt nur der Glaube, der sich ihm ganz hingibt.
Die Forderung zur völligen Hingabe im Glauben
Darum spricht Jesus bewusst von dem ehebrecherischen Geschlecht. Es gibt bei uns Christen so viele ehebrecherische Glaubensverhältnisse, in denen wir zwei Jesus gleichzeitig glauben wollen. Gleichzeitig halten wir an vielen anderen Dingen fest. Doch er will, dass wir ihn über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen – ohne Beweis und ohne Pfand.
Wir stehen dann oft da und schaffen es kaum. Doch er zwingt uns zum Glauben und will, dass wir unser Leben ihm ganz hingeben. Dass wir nichts mehr für uns zurückbehalten. Dann sagen wir: Herr über alles, was wir sind und haben, wollen wir uns dir anvertrauen.
Darum führt Jesus uns durch die Nacht. Damit wir nicht bloß an den kleinen Wundererlebnissen stehenbleiben, die er uns freundlicherweise geschenkt hat. Sondern damit wir sagen können: Wenn ich auch gar nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziel – auch durch die Nacht. Dennoch bleibe ich stets bei dir.
Wenn Leib und Seele verschmachten, bist du allezeit meines Herzens Freude und Trost. Er will, dass wir ihn nicht lieben wegen der Wunder und Erlebnisse, sondern weil er so nahe kommt. Er geht mit uns durch die Nacht.
Das Zeichen des Propheten Jona als Symbol der Treue Gottes
Das Zeichen des Propheten Jona bleibt bestehen.
Allein mitten in der dunklen Nacht ist Jesus da. Er bindet sich an uns.
Kein Wagnis, sondern Sicherheit im Glauben
Und noch ein drittes: kein Wagnis, sondern Sicherheit – ein sicherer Weg. Kein Wagnis ist ein sicherer Weg.
Das ist falsch. Wenn man immer wieder den Glauben als Wagnis bezeichnet, dann wäre das wirklich ein verrücktes Spiel, vergleichbar mit russischem Roulette. Man setzt den Revolver an die Stirn, ohne zu wissen, ob eine Kugel im Magazin ist oder nicht, ob sie trifft oder nicht. So kann man nicht glauben.
Darum erwähnt Jesus noch einmal die Leute von Sodom und die Königin von Saba. Warum glaubten die Leute von Sodom? Weil sie erkannten, wie falsch sie lebten im Angesicht Gottes. Wenn uns heute etwas zum Glauben nötig ist, dann das: Dass unsere Sünde gen Himmel schreit und dass wir Umkehr brauchen. Eine ganze Hinwendung zu Jesus allein kann uns erneuern.
Deshalb kamen die Leute von Ninive damals zur Umkehr, als Jona predigte. Die Leute von Ninive taten Buße, glaubten und kehrten um – nicht die Leute von Sodom, sondern die von Ninive. Und wie viel mehr gilt das heute für uns!
Dann die Königin von Saba: Sie kam aus der fernsten Entfernung. Und warum? Nur weil sie Salomo hören wollte. Was für eine strapaziöse Reise das war und wie viel Geld sie gekostet hat! Sie hatte nur etwas von Salomo gehört, und doch machte Jesus Mut und sagt: Mach dich doch auf die Reise, forsche und suche, frage nach Jesus!
Man kann so lange auf Abstand bleiben, sagen: „Ich traue Jesus nicht, ich zweifle.“ Aber irgendwann muss man sich entscheiden und sagen: „Ich will mich ans Herz Jesu flüchten. Ich will mit ihm nicht über akademische Fragen reden, sondern über mein zerbrochenes Leben, über die wunden Punkte, an denen ich nicht mehr weiterkomme, über die Schuld, die mich belastet.“ Dann spricht man mit Jesus darüber, und er wird sich deutlich bemerkbar machen – in seinem Wort.
Das haben Christen: sein Wort und das Gebet. Etwas anderes gibt es nicht, keinen Pfand und keinen Beweis. Und dann sagt Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Das Vertrauen auf das Kreuz als Fundament des Glaubens
Ich habe Ihnen am letzten Sonntag von unserem Missionsschatz, Dr. Köpke, und der sehr schweren Erkrankung seiner Frau erzählt. Es kam ein Brief, in dem stand, dass die Krankheit noch nicht viel besser ist. Vielleicht haben Sie auch gewartet.
123 Schlag auf Schlag – und das Wunder Gottes kommt. Gott hat eine Art, unseren Glauben langsam auf festen Fundamenten zu befestigen. In diesen großen und schweren Zeiten des Wartens, des Zitterns und der Angst sagt er uns: „Es können Berge auf dich fallen, aber meine Gnade hält dich. Ich trage dich.“
Wenn sie fragen, was denn der sichere Weg ist, was verlässlich ist und am Ende bleibt, dann ist es nichts anderes als das Kreuz Jesu. Dort stirbt Jesus und gibt uns ein Pfand. Er sagt: „Für dich trete ich ein, ich lasse dich nicht los.“ Er hat es bis zum Siegel mit seinem Leben besiegelt. Egal wie tief dein Schmerz ist, wie groß dein Versagen – er lässt dich nie mehr los.
Wenn die Nacht um dich ist und alle Menschen dich verlassen, dann lässt er dich nicht los. Auch wenn du nichts von seiner Nähe spürst, er hält dich fest. Du kannst dich nur an dieses Kreuz hängen und sagen: „Herr, ich glaube dir und deinem Opfer.“ Das ist für mich das Zeichen, das mir genügt.
Dann wird es wahr, dass er nicht trügen kann. Das ist kein Wagnis. Wo Christus sich selbst geopfert hat, da kann ich mich auch ihm opfern und mein Leben ihm hingeben. Darum ist der Glaube so leicht, gerade dort, wo Menschen in der Tiefe ihrer Selbstsicherheit erschüttert sind und auf Jesus schauen.
Darum hat Jesus das Zeichen verweigert. Ein Wunder zu fordern wäre ein Wagnis gewesen. Er hält nichts davon, sondern fordert uns auf, den sicheren Weg zu gehen und uns ihm ganz zu überschreiben. Das müssen Sie tun, sonst haben Sie kein behütetes und bewachtes Leben.
Armin.