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Das ABC der Verhaltensweisen als Vorgesetzter

Das ABC der Verhaltensregeln..., Teil 4/4
29.06.2013Kolosser 4,1

Das ABC der Verhaltensweisen als Vorgesetzter

Reihe: Das ABC der Verhaltensregeln… (4/4)

Kolosser-Brief 4,1

Einleitende Gedanken

Ein neuer Chef kommt in die Firma, der für seinen harten Führungsstil bekannt ist. Als er am ersten Arbeitstag gegen Mittag am Empfang vorbeiläuft, sieht er dort einen Mann am Türrahmen lehnen, der absolut nichts tat und der auch nicht den Eindruck erweckte, er würde seinem neuen Chef Respekt erweisen. Verärgert fragte der Chef, wie viel er im Monat verdienen würde. „1'500 Franken. Wieso wollen sie das wissen?“ fragte dieser verwundert. Der Chef geht gar nicht auf die Frage ein. Er will zeigen, wie es ab heute in dieser Firma zugehen wird. Er schreibt einen Check über 3'000 Franken und brüllt: „So, da haben sie ihr Geld für die nächsten 2 Monate, und jetzt gehen sie und lassen sich hier nicht mehr blicken! Der Chef, stolz, dass er seinen Untergebenen gezeigt hat, dass man in dieser Firma in Zukunft nicht mehr faul rumstehen darf, fragt einen Mitarbeiter, welche Aufgabe dieser Faulpelz gehabt hätte. Etwas verlegen antwortete der Mitarbeiter: „Das war der Pizza Kurier.“ Chef sein ist nicht so einfach, wie manche denken. Wer für andere Menschen Verantwortung zu tragen hat, der wird immer wieder schwierige Entscheidungen treffen müssen. Menschen sind eben keine Maschinen, die man programmieren oder abstellen kann. Menschen lassen sich auch nicht so leicht ersetzen, wie Maschinen und Computer. Jeder Mensch ist ein Original mit Besonderheiten und Eigenheiten. Für viele Vorgesetzte und Firmeninhaber gehört die Personalführung zu den grössten Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Es sind schwierige Entscheidungen zu treffen, die man nicht delegieren kann. Paulus äussert sich jetzt noch zu den Christen, die Menschen führen und für sich verantwortlich sind. In unserer Predigtreihe „Das ABC der Verhaltensregeln“ sind wir jetzt bei den Arbeitgebern und Vorgesetzten angekommen. Viele sind in ihrer Arbeit einerseits Angestellte und andererseits Vorgesetzte. Die grösste Freiheit haben natürlich die Leute, die eine Firma besitzen. Klar, sie müssen oft sehr viel arbeiten und tragen das finanzielle Risiko. Doch sie haben persönliche Freiheiten, denn niemand kann ihnen in der Firma etwas vorschreiben. Sie bestimmen schlussendlich den Kurs der Firma. Paulus spricht nun zu diesen Herren, die es sich leisten können, Sklaven zu beschäftigen. Natürlich gilt das, was Paulus hier sagt, auch heute für die Firmeninhaber, auch wenn sie nicht mehr Sklaven, sondern Angestellte beschäftigen. Was für die Firmeninhaber gilt, das gilt prinzipiell für jeden Vorgesetzten. Nur zwei Anweisungen bekommen diese Leute: „Ihr Herren, geht gerecht mit euren Sklaven um und behandelt sie fair. Denkt daran, dass auch ihr einen Herrn habt, und dieser Herr ist im Himmel.“ Kol.4,1. Beachtenswert ist, dass Paulus die Sklaverei in keiner Art und Weise hinterfragt. Er hätte von diesen christlichen Herren z.B. verlangen können, um Christi willen ihre Sklaven in die Freiheit zu entlassen. Wenigstens die Sklaven, die Christen geworden sind. Das macht er aber nicht. Und das zeigt uns, dass der christliche Glaube keine politisch revolutionäre Bewegung ist. Die Bibel lehrt zwar nicht, dass die Sklaverei richtig und gut sei. Sie nimmt diese gesellschaftliche Ordnung lediglich zur Kenntnis und unterweist die Gläubigen, wie sie sich in dieser Gesellschaft verhalten sollen. Heute geht es um die Frage, wie sich die Chefs, die Jesus nachfolgen, gegenüber ihren Untergebenen verhalten sollen.

I. Sie sollen ihre Leute fair behandeln

Zuerst erwähnt Paulus, mit welcher Einstellung sie ihren Mitarbeitern begegnen sollen: „Ihr Herren, geht gerecht mit euren Sklaven um und behandelt sie fair.“ Kol.4,1. Die Sklaven – das ist die Überzeugung von Paulus – müssen gerecht behandelt werden. Die Rechte und Pflichten, die in der damaligen Gesellschaft für Sklaven und Herren galten, müssen respektiert werden. Doch Paulus geht es um mehr, als um die Einhaltung der damaligen Gesetze. Gerecht ist nicht nur auf die Gesetze bezogen, sondern auch auf die Verhaltensweisen, die Gott selbst für gerecht hält. Die Sklaven sollen fair behandelt werden. Oder anders gesagt: Die Herren sollen ihre Sklaven wie Menschen behandeln. Eben nicht mehr so, wie sie das früher verstanden hatten und die Sklaven wie eine seelenlose Ware behandelten. Als christliche Herren müssen sie wissen, dass jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist und deshalb jeder Mensch eine besondere Würde in sich trägt, ganz unabhängig von seiner sozialen Stellung. In den Augen Gottes gibt es keine minderwertigen Menschen und deshalb sollen auch die Sklaven mit Respekt behandelt werden. Die Herren, die Jesus nachfolgen, sollen hier ein deutliches Zeichen setzen: Der Mensch ist weder eine Ware, noch eine Maschine, sondern ein Geschöpf Gottes. Für die Chefs von heute bedeutet dies, dass man die Mitarbeiter korrekt behandelt und ihnen das zukommen lässt, was ihnen zusteht. Sie sollen unter menschenwürdigen Verhältnissen arbeiten können. Wie dieses Verhalten in den verschiedenen Betrieben und Firmen heute umgesetzt werden kann, ist ganz verschieden. Paulus geht es hier um eine grundlegende Einstellung und Verhaltensweise. Mit der richtigen Einstellung wird man herausfinden, welches Arbeitsumfeld dem Untergebenen die Würde verleiht, die er als Geschöpf Gottes hat. Um herauszufinden, wie man in einer konkreten Situation seine Untergebenen gerecht und fair behandelt, gibt es ein einfaches, aber hilfreiches Prinzip. Ich nenne es mal das Versetzungs-Prinzip. Der Vorgesetzte versetzt sich in die Situation des Untergebenen. Wenn er Entscheidungen trifft, muss er sich überlegen, welche Auswirkungen das auf seine Leute hat. Er muss sich für einen Moment in ihre Situation versetzen und überlegen, ob er mit diesen Anforderungen zurecht kommen würde. Ob er so arbeiten würde und wollte. Um das herauszufinden, kann es auch notwendig sein, mit den Leuten zu sprechen und vor Ort zu sehen, wie die Arbeitssituation ist. Das wird sich bestimmt lohnen, denn zufriedene Mitarbeiter sind leistungsstärker als unzufriedene. Jeder Mensch neigt dazu, sich selbst zum Massstab zu nehmen. Wenn ein Chef ein hohes Arbeitstempo hat und dazu noch viel arbeitet, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er diesen Einsatz auch von seinen Untergebenen erwartet. Ich arbeitete mal unter einem Chef, der betonte, er würde 90 Stunden in der Woche arbeiten. Das erzeugte einen hohen Druck auf mich. Mein Chef konnte zwar seine Zeit frei einteilen. Ich weiss auch nicht, welche Tätigkeiten er zu seiner Arbeitszeit rechnete. Jedenfalls hatte er die Freiheit, sich zurückziehen, wann immer er wollte. Ich hingegen arbeitete im Büro und konnte mich nicht zurückziehen. Ich musste bereit sein, für den Fall der Fälle. Ein Gespräch über die Arbeitssituation kann für einen Vorgesetzten sehr hilfreich sein, die Arbeit für die Untergebenen gut und effizient zu gestalten. Diesbezüglich gibt es heute hervorragende Beispiele von Firmen, die in diesen Bereich sehr viel investieren. Dieses Versetzungs-Prinzip wurde übrigens von Jesus selber formuliert: „Behandelt eure Mitmenschen in allem so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt. Das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern.“ Mt.7,12. Wenn der Chef seine Untergebenen gerecht und fair behandeln will, dann ist diese Anweisung von Jesus sehr hilfreich.

II. Sie sollen sich realistisch einschätzen

Mit der zweiten Aufforderung an die Chefs, macht Paulus richtig Druck: „Denkt daran, dass auch ihr einen Herrn habt, und dieser Herr ist im Himmel.“ Kol.4,1. Das klingt schon fast wie eine Drohung. Doch Menschen, die grosse Macht über andere Menschen ausüben können, denen muss man diese Tatsachen sehr deutlich sagen. Je unabhängiger und einflussreicher ein Mensch ist, desto stärker neigt er dazu, die Bodenhaftung zu verlieren. Seine Selbsteinschätzung hat mit den realen Verhältnissen nichts mehr zu tun. Mächtige und einflussreiche Menschen neigen zur Überheblichkeit und Arroganz. Für sie ist es selbstverständlich, dass die Leute ihnen mit grossem Respekt begegnen. Für sie ist es normal, dass man ihre Wünsche erfüllt, schliesslich bezahlen sie dafür. Sie stehen in der Gefahr zu glauben, sie seien bessere und wertvollere Menschen als die normalen und ärmeren Leute. Der Apostel Jakobus hat dieses Problem erkannt und in seinem Brief eine interessante Anweisung gegeben, denn damals wurden in einigen Gemeinden die Wohlhabenden bevorzugt behandelt. Jakobus sagt nun: „Ein Gemeindeglied, das in ärmlichen Verhältnissen lebt, soll sich vor Augen halten, was für eine hohe Würde Gott ihm verliehen hat.“ Jak.1,9. Der Arme soll sich dessen bewusst sein, wie grossartig es ist, ein Kind Gottes zu sein. Er soll wissen, auch wenn er in ärmlichen Verhältnissen leben muss, besitzt er eine grosse Würde, die ihm von Gott geschenkt ist. In den Augen Gottes ist er reich! Der Reiche hingegen soll nicht zuerst auf seine Würde schauen. Damit hat er ja nicht unbedingt ein Problem. Jakobus meint aber: „Wer reich ist, soll sich vor Augen halten, wie wenig seine hohe soziale Stellung vor Gott wert ist; denn er wird vergehen wie eine Blume auf dem Feld.“ Jak.1,10. Der Reiche und Mächtige soll sich stets in Erinnerung rufen, wie vergänglich sein Reichtum und seine Macht sind. Er soll wissen, seine soziale Stellung, die ihm in der Gesellschaft ein hohes Ansehen und eine hohe Wertschätzung einbringt, beeindruckt Gott überhaupt nicht. Alles, was bei den Menschen so wichtig und eindrucksvoll scheint, vergeht wie die Blume auf dem Feld. Gott wird die reichen Christen nach demselben Massstab beurteilen, wie die armen Christen. Deshalb ermahnt Paulus diese Herren. Sie sollen sich dessen bewusst sein, dass sie nicht unabhängig leben. Ihre Freiheit ist nicht grenzenlos. Zwar mag es sein, dass ihnen kaum ein Mensch etwas befehlen kann, aber über ihnen ist immer noch ein Herr. Es ist Gott, dem sie Rechenschaft schuldig sind. Die Firmeninhaber und Vorgesetzten sind für ihr Verhalten gegenüber ihren Angestellten vor Gott verantwortlich. Gott schaut zu und er wird das Verhalten einmal beurteilen, wie das Paulus schon im Satz vor diesem Vers erwähnt hat: „Der, der Unrecht tut, wird einen Lohn empfangen – den Lohn für sein Unrecht. Gott ist ein unparteiischer Richter.“ Kol.3,25. Gott sieht hin, was die christlichen Chefs tun und er wird unparteiisch richten. Wenn Herren ihre Sklaven, seien es Christen oder nicht, misshandelt und ausnutzt, wird Gott richten und strafen. Den Herren in Ephesus schreibt Paulus ganz direkt: „Ihr Herren, behandelt eure Sklaven nach denselben Grundsätzen. Versucht nicht, sie mit Drohungen einzuschüchtern. Denkt daran, dass es einen gibt, der sowohl ihr Herr ist als auch euer Herr. Er ist im Himmel, und er ist ein unbestechlicher Richter .“ Eph.6,9

III. Exkurs: Wenn Christen mit Christen arbeiten

Nun möchte ich noch kurz einen kleinen Exkurs machen. Ich kenne Christen, die finden es toll, wenn sie in einer Firma arbeiten können, dessen Inhaber Christ ist. Oder wenn sie mit einem Chef arbeiten können, der Christ ist. Andere Christen legen nicht so viel Wert darauf, dass sie in einem christlichen Umfeld arbeiten können. Manche möchten das auch gar nicht. Warum gibt es wohl diese Vorbehalte von Christen? Warum ist nicht jeder christliche Unternehmer darauf erpicht, Christen einzustellen? Und warum sind nicht alle Christen darauf erpicht, einen christlichen Arbeitgeber zu haben? Vermutlich haben sie negative Erfahrungen damit gemacht. Kürzlich erzählte mir ein Unternehmer von einem Christen, den er angestellt hatte. Nach einer gewissen Zeit gefiel ihm diese Arbeit nicht mehr und er wollte kündigen, ohne die Kündigungsfrist zu berücksichtigen. Als der Unternehmer insistierte, meine er, er müsse noch viel für kirchliche Aktivitäten vorbereiten und deshalb sei es gut, wenn er vor der Kündigungsfrist gehe, das müsse er doch verstehen – schliesslich sei er Christ und würde dieselbe Gemeinde besuchen. Dieses Beispiel zeigt, warum Christen manchmal zurückhaltend und vorsichtig sind. Der christliche Vorgesetzte hat Angst, der Christ könnte die Bruderschaft ausnutzen. Er befürchtet, dass er normale Anforderungen bei einem Christen nicht so einfach durchsetzten kann, weil dieser ihn mit geistlichen Argumenten unter Druck setzen könnte. Oder anders gesagt, der Christ erwartet Milde, wo Milde nicht erwartet werden kann. Kurz: Es ist die Angst, dass die Bruderschaft missbraucht wird. Natürlich kann auch ein Chef die Bruderschaft missbrauchen. Jedenfalls war Paulus die Problematik bekannt. Timotheus schreibt er: „Wer einen gläubigen Herrn hat, soll sich ihm gegenüber nicht weniger respektvoll verhalten, nur weil er sein Bruder ist, sondern gerade deshalb umso bereitwilliger seine Pflichten erfüllen; denn sein Dienst kommt jemand zugute, der wie er an Christus glaubt und von Gott geliebt ist.“ 1.Tim.6,2. Es ist schade, wenn wir als Christen in der Geschäftswelt nicht miteinander arbeiten können.

Schlussgedanke

Vorgesetzte sollen die Menschen, die für sie arbeiten gerecht und fair behandeln. Das kann gelingen, wenn man das Versetzung-Prinzip anwendet. Und Vorgesetzte müssen sich bewusst sein, dass sie selber einen Herrn haben, der über ihnen steht und ihr Verhalten gegenüber ihren Untergebenen beurteilen wird. Nun möchte ich den Vorgesetzten eine wichtige und hilfreiche Leitfrage mit auf den Weg geben: „Wie verhalte ich mich als Vorgesetzter, dass meine Mitarbeiter einen guten Eindruck über Jesus und den christlichen Glauben bekommen?“ Darum geht es schlussendlich auch bei den Vorgesetzten: Jesus soll durch ihr Verhalten geehrt werden. Das Evangelium darf nicht in Verruf kommen. Zum Abschluss dieser Predigtreihe habe ich ein passendes Wort gefunden, das unmittelbar vor diesem Abschnitt des Kolosserbriefes steht. Paulus sagt: „Alles, was ihr sagt, und alles, was ihr tut, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen, und dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.“ Kol.3,17. Wir sollen so leben und handeln, wie es Jesus gefällt. Wir sollen in Übereinstimmung mit Jesus leben, denn so wird der Name von Jesus geehrt und wir sind seine Zeugen!