Rückblick auf den Auftrag der Verkündigung und Gebet
Ich gehe jetzt ein bisschen zurück. Gestern haben wir die Gliederung des Ersten Timotheusbriefes angeschaut. Anschließend haben wir uns mit dem ersten Kapitel befasst. Ich habe das Kapitel nicht ganz, aber fast vollständig gelesen.
Es geht um den großen Auftrag, den Auftrag der Verkündigung – auch Verkündigungsauftrag oder Evangeliumsauftrag genannt. Das ist das Wichtigste. Das Zweitwichtigste ist das Gebet, das dann in Kapitel zwei angesprochen wird. Aber zuerst steht das Wort Gottes im Mittelpunkt. Man muss sich zuerst natürlich selbst mit dem Wort Gottes befassen. Dann haben wir den Auftrag, es weiterzugeben – sowohl an die Gläubigen als auch an die Ungläubigen. Beides gehört zu unserem Auftrag.
Timotheus hat hier als Lehrer, Missionar und Apostel besonders eine wichtige Aufgabe. Deshalb beginnt der Apostel mit Kapitel eins genau mit diesem Thema. Das ist seine wichtigste Aufgabe: die Verkündigung des Evangeliums und der Botschaft. Mit dem Evangelium meinen wir die gesamte Heilige Schrift von 1. Mose bis Offenbarung. Es ist eine gute Botschaft.
Dann folgt Kapitel 2 mit den Anweisungen für das Verhalten im Haus Gottes. Zuerst geht es um das Gebet, dann um Männer und Frauen, anschließend um Älteste und Diakone. Das wollen wir heute noch betrachten; weiter kommen wir nicht.
Ich habe euch diese Blätter gegeben, die so aussehen wie hier. Ihr könnt jetzt auf diesen Blättern mitlesen. Ich werde öfter auf diese Blätter verweisen. Ich habe den Text hier gleichzeitig auf der Folie. Wer möchte, kann dort oder auf den Blättern mitlesen.
Wir waren bei Vers elf stehen geblieben und lesen jetzt weiter. Das machen wir jetzt ein bisschen zügig. Die nächsten Verse haben wir schon gelesen, aber ich lese sie noch einmal vor.
Ich steige direkt in den Text ein, also Vers zwölf: Paulus ist dankbar. Er sagt: „Ich bin dankbar dem, der mich innerlich kräftigte, Christus Jesus, unserem Herrn, dass er mich treu erachtete und in den Dienst stellte. Ich war zuvor ein Lästerer und Verfolger und überheblicher Gewalttäter. Mir wurde jedoch Barmherzigkeit zuteil, weil ich es unwissend im Unglauben tat. Die Barmherzigkeit ist über die Maßen groß. Die Gnade unseres Herrn aber wurde mit Glauben und Liebe verbunden, die in Christus Jesus sind.“
Paulus’ Dankbarkeit und seine Berufung zum Dienst
Er ist dankbar seinem Herrn gegenüber, weil dieser ihn treu erachtete und in den Dienst stellte. Interessant ist hier die Reihenfolge: Wenn wir weiterlesen, erfahren wir, dass er zunächst ein Lästerer und ein Verfolger der Gemeinde war. Doch dann bekehrte er sich, und ihm wurde Barmherzigkeit von dem Herrn Jesus Christus zuteil.
Zu diesem Herrn Jesus, der ihm barmherzig war, wandte er sich also um. Dieser Christus stärkte ihn innerlich. Anschließend begann er, in Damaskus Zeugnis abzulegen, später auch in Jerusalem. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass er immer mehr an Kraft zunahm. So machte er seine Sache treu.
Jesus Christus sah seine Treue und erachtete ihn als treu. Daraufhin gab er ihm weitere Dienste. Er stellte ihm Barnabas zur Seite, und gemeinsam dienten sie.
Bei uns läuft es ähnlich: Der Herr Jesus wird groß in unserem Leben, wir bekehren uns zu ihm und dienen ihm. Wenn er feststellt, dass wir treu dienen, stellt er uns weiter in den Dienst. Sind wir jedoch nicht treu, kann er uns nicht so gebrauchen, wie er möchte. Doch auch dann ist eine Wiederherstellung möglich.
In Vers 14 heißt es: „Über die Maßen groß wurde die Gnade unseres Herrn mit Glauben, mit Vertrauen.“ Das Vertrauen ist das, was wir tun – wir vertrauen. Die Gnade ist das, was Gott gibt, nämlich Hilfe und Kraft. Dort, wo wir dem Herrn vertrauen, wird uns die Gnade immer größer, und seine Kraft wird gegenwärtig sein.
Gnade habe ich gestern bereits erklärt: Sie bedeutet Kraft, Hilfe, Zuversicht und Unterstützung von Gott, die wir geschenkt bekommen in Christus Jesus. In Christus erhalten wir diese Gnade. Wir sind in Christus, und in Christus bekommen wir sie. Alles ist mit Christus verbunden für uns.
Das zuverlässige Wort und die Barmherzigkeit Gottes
Und dann geht es weiter, Vers fünfzehn: Treu ist das Wort, oder man kann auch übersetzen: zuverlässig ist das Wort. Das Wort Gottes ist zuverlässig und aller Annahme würdig, dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, unter denen ich ein Erster bin.
Nicht nur der Erste, sondern einfach ohne Artikel steht das hier im Griechischen: unter denen ich Erster bin. Also gehöre ich zu den ersten Sündern, zeitlich und vielleicht auch qualitativ sozusagen. Er empfindet sich als einen sehr großen Sünder. Ich gehöre zu den ganz großen Sündern.
Mir widerfuhr jedoch Barmherzigkeit, mir widerfuhr deswegen Barmherzigkeit, damit Jesus Christus an mir als Erstem alle Geduld erzeige. So soll ich ein Muster für die sein, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. Ein Beispiel für die anderen, die dann noch kommen sollten oder die noch an Jesus Christus glauben würden.
Das heißt, ich bin einer der Ersten, und mir wurde Barmherzigkeit zuteil, damit Jesus Christus weiteren verkündigt wird, die dann auch noch zum Glauben kommen sollen. Paulus wird hier als einer der wichtigsten Verkündiger des Evangeliums verwendet.
Interessant ist, was er hier sagt, was ihn so überwunden hat: das war die Barmherzigkeit. Was Saul von Tarsus überwunden hat, war die Barmherzigkeit Gottes. Das hat ihn von einem Rebell zu einem Nachfolger Jesu Christi gemacht.
Ja, er dient jetzt einem König, der so barmherzig war, dass er sein Leben für seine Untertanen gelassen hat. Dieser Jesus Christus als König. Und wir dürfen das jetzt auch weitergeben. Wir geben den Menschen etwas weiter von einem König, der so barmherzig ist, dass er sich hingegeben hat für uns.
Das überwindet uns, das macht uns zu Dienern Jesu Christi. Nicht ein harter König, ein strenger König, obwohl er auch streng sein kann, aber das ist nicht das Entscheidende. Es ist ein barmherziger König, der alles getan hat für uns, und dem Herrn wollen wir dienen.
Und dann mündet sein Zeugnis in einem Lobpreis dem König der Ewigkeit. Hier spricht er von diesem König, diesem König, der ihn überwunden hat, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, dem König der Ewigkeit, dem unverweslichen, unsichtbaren, allein weisen Gott.
Gebühren Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen. Amen heißt so sei es.
Gesprächsanregung und Reflexion über Treue
Ja, wir möchten es heute so gestalten, dass wir auch ins Gespräch kommen. Wir wollen über den Text sprechen. Fühlt euch also frei. Da wir nicht so viele sind, ist das leichter. Wir können auch gerne nach vorn rücken, wenn ihr möchtet, auch von hinten.
Ich habe eine Frage gestellt: Paulus hat für Gott Treue erwartet, das haben wir ja gerade gelesen. Ich habe mich gefragt, ob Paulus auch die Treue berücksichtigt hat, die er in seinem vorchristlichen Leben gezeigt hat. Denn auch damals war er absolut treu – zwar seiner falschen Überzeugung, aber das ist ja etwas, das man Kindern beibringen kann, auch wenn sie noch nicht gläubig sind.
Dass Paulus in den Dienst kommt, hat er mit seiner Bekehrung erfahren. Mit seiner Bekehrung wurde ihm gesagt, dass er sehen soll, wie viele meines Namens Leiden sind. Vielleicht kann man ihm so etwas zuschreiben, aber nie genau, was Gott sagt, also nie das Wort, das Gott spricht.
Das ist schwer aus dem Text herauszulesen, worauf er sich genau bezieht. Es kann auch so gemeint sein, dass Paulus sagt: „Er hat mich gerufen.“ Und dann hat Gott ihn als treu erachtet. Paulus hatte ja von Anfang an begonnen, und Gott hat ihn mehr und mehr in einen Dienst gestellt, in dem er jetzt ist.
Er war ja nicht von Anfang an Apostel. Das hat sich erst entwickelt. Zuerst war er in Damaskus, dann in Jerusalem und schließlich mit Barnabas in Antiochien. Dort waren sie Lehrer. Die eigentliche Apostelarbeit begann erst, nachdem sie ein Jahr lang in Antiochien gelehrt hatten.
Es ist schwer zu sagen, ob sich der Text auf die frühere Treue bezieht. Paulus war unbestechlich und sagte, er sei derselbe geblieben. Das würde bedeuten, dass Gott sich Paulus ausgesucht hat, obwohl er früher sehr gemein war und bestimmte Eigenschaften hatte, mit denen er seine Ziele erreichen wollte.
Das ist insgesamt schwierig zu beurteilen. Es gibt ja die vorauslaufende Gnade. Das heißt, Gott kann gewisse Dinge in unserem Leben schon vor unserer Bekehrung wirken und führen. Diese Dinge können wir später brauchen.
Persönliches Beispiel zur vorauslaufenden Gnade
Ich habe jetzt ein Beispiel aus meinem Leben, das auf einer viel tieferen Ebene liegt. Ich hatte eine Vorliebe für Sprachen, und zwar für die alten Sprachen. In der Schule war ich nicht gut in Englisch, aber Latein hat mir große Freude bereitet. Alte Sprachen lagen mir einfach.
Wir hatten zwar kein Griechisch gelernt, aber als ich zum Glauben kam, wollte ich bald Griechisch lernen. Später habe ich erst gemerkt, dass mir diese alten Sprachen und die Liebe zu ihnen eine große Hilfe waren. Ich konnte dann auch viel bei der Übersetzungsarbeit mithelfen.
Das ist nur ein Beispiel: Die Liebe zu den Sprachen hatte ich schon, bevor ich bekehrt war. Das ist eine vorauslaufende Zubereitung oder Gnade Gottes. Es ist so, dass jemand, der ein guter Lehrer ist und noch nicht bekehrt, trotzdem treu das Evangelium lehren kann, wenn er es später tut.
Es gibt ja auch Priester, die sich bekehrt haben. Sie waren vorher treu in ihrer Sache, in der falschen Lehre, und dann haben sie sich bekehrt. Danach dienen sie treu. Genau, ich denke, man setzt seine Glieder einfach als Werkzeuge für den Geist ein, während man sie vorher für das Fleisch eingesetzt hat. So wird es gewissermaßen von Gott veredelt.
Unsere Gaben werden von ihm gebraucht. Ich glaube, diese Sache ist sehr wichtig. Ich habe mich auch eine Zeit lang immer wieder gefragt: „Was ist denn jetzt die Gabe, die Gott dir mitgegeben hat?“ Dabei habe ich immer etwas Neues gesucht. In Wirklichkeit waren manche Fähigkeiten schon da, und ich hatte auch Fortschritte damit.
Wer zum Beispiel gut organisieren kann, der kann das auch, egal ob gläubig oder nicht. Es ist nur die Frage, wofür er seine Begabung einsetzt. Es gibt auf jeden Fall natürliche Gaben, die Gott verwendet und veredelt. Andererseits gibt er uns auch Gaben bei der Bekehrung.
Das haben wir auch ganz klar in der Schrift, im Bild vom Leib. Gott setzt die Glieder an den Leib, wohin er sie möchte. Er gibt ihnen auch die Fähigkeit, das zu tun, was an dieser Stelle gebraucht wird. Eine Hand bekommt die Fähigkeit, das zu tun, was eine Hand tun soll, und so weiter. Ja, gut.
Abschluss von Kapitel 1 und Übergang zu Kapitel 2
Ich möchte jetzt ein wenig vorgehen, damit wir dann Kapitel zwei behandeln können, das sehr wichtig wird. Kapitel eins möchte ich hier noch kurz abschließen.
Paulus blickt also noch einmal zurück. Er sagt: „Diese Botschaft vertraue ich dir an“ (Vers 18). Diese Anweisung, diese Botschaft zu verkündigen, vertraue er Timotheus an. Dabei bezieht er sich auf Vers 3, wo es heißt: „Ich weise dich an, so wie ich dich aufrief, dass du etlichen Anweisungen geben möchtest.“ Paulus hat Timotheus also aufgerufen, dies zu tun und die anderen Geschwister anzuleiten.
Diese Anweisung vertraue ich dir an, Kind Timotheus, gemäß den vorangehenden Weissagungen über dich, damit du in ihnen den edlen Kampf kämpfen sollst. Man hat dir bereits etwas gesagt, prophezeit über dein Leben, und jetzt sollst du das auch tun, was du tun sollst. Kämpfe den guten Kampf, habe Glauben und ein gutes Gewissen.
Es geht also um Kämpfen, Glauben und ein gutes Gewissen. Das gute Gewissen haben jedoch einige von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch erlitten. Unter ihnen sind Hymenäus und auch Alexander, die Paulus dem Satan übergab, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.
Paulus weist hier auf einige hin, die gut angefangen hatten und auch ein gutes Gewissen hatten, es aber dann verloren und am Glauben Schiffbruch erlitten haben. Wahrscheinlich sind das dieselben Personen, die er im zweiten Brief nochmals erwähnt, besonders Hymenäus.
Alexander hat ihm viel Böses erwiesen, sagt Paulus. Hymenäus wird im zweiten Brief in Kapitel zwei gemeinsam mit Philetus erwähnt. Er wurde sogar zu einem Irrlehrer, der den Glauben anderer Christen zerstörte und zum Gegner des Evangeliums wurde. Das ist eine schreckliche Sache.
Paulus hat sie dem Satan übergeben zur Züchtigung. Das kann man natürlich nicht einfach so tun, aber vermutlich hat Paulus das im Gebet getan. Wir wissen es nicht genau. Wir können das nicht im selben Sinn tun, weil wir nicht Apostel sind wie Paulus. Aber wir können beten, dass der Herr jemanden züchtigt, und das ist erlaubt.
Paulus drückt es so aus: „Ich habe ihn dem Satan übergeben.“ Der Widersacher soll ihm zusetzen, damit er durch die Nöte, in die er gerät, wieder zurückkommt. Doch scheinbar hat es bei Hymenäus nichts geholfen, im Gegenteil, es wurde noch schlimmer.
Man hat es also nicht in der Hand, auch Paulus nicht, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern und nicht schlecht zu reden.
Mal so weit.
Anweisungen für das Verhalten im Haus Gottes: Gebet als Grundlage
Und dann folgen diese Anweisungen zum Verhalten im Hause Gottes. Wir wollen uns etwas ausführlicher damit beschäftigen, denn ich halte das für sehr wichtig.
Zuerst lesen wir den Text:
„Vor allem lege ich dir nahe, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Dank dargebracht werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in höherer Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen, in aller Rechtschaffenheit, Ehrfurcht und Ehrbarkeit. Denn dieses ist edel und angenehm vor Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist einer Gott und einer Mittler zwischen Gott und den Menschen, ein Mensch, Christus Jesus, der sich selbst als stellvertretendes Lösegeld für alle gab. Zu dem ich gesetzt wurde als Verkünder und Apostel. Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, als Lehrer der Völker in Glauben und Wahrheit.“
Bis hierhin.
In Kapitel zwei beginnt er also damit, wie man sich in den Versammlungen im Hause Gottes verhalten soll, speziell wenn sie zusammenkommen. Er fängt mit dem Gebet an. Kapitel zwei behandelt hauptsächlich die Zusammenkünfte, während Kapitel drei sich dann mit der Leitung der Gemeinde befasst.
Erstens: Es soll öffentlich gebetet werden.
Die Bedeutung des Gebets in den Versammlungen
Jetzt Vers eins: Wie wichtig ist das Beten in den Versammlungen? Damit fängt er an – vor allem.
Ich weiß nicht, wie ihr das handhabt, aber man muss sich die Frage stellen: Haben wir in unseren Zusammenkünften dem gemeinsamen Gebet wirklich die Priorität eingeräumt, die es verdient? Haben wir dafür gesorgt, dass das Gebet ausreichend Raum bekommt – auch zeitlich? Gibt es genug Zeit, um wirklich zu beten?
Manche Gemeinden sagen, sie beten ja vor den Versammlungen. Aber warum nur vorher? Wir kommen doch zusammen, um zu beten. Das Gebet gehört in die Hauptversammlung am Sonntag und auch sonst, wenn wir zusammenkommen. Das Gebet soll eine große Rolle spielen – Gebetszusammenkünfte sind wichtig.
Natürlich soll man auch zu Hause beten, das ist klar. Aber darauf bezieht sich der Text hier nicht, das ist nicht sein Thema. Es geht darum, was Timotheus anordnen soll, worauf er in den Gemeinden, in den Versammlungen achten soll.
Und da sagt er zu Timotheus: Schau genau darauf. Das lege ich dir nahe, ich ermahne dich, ich rufe dich auf – das ist dringend. Vor allem lege ich dir nahe, dass Flehen, Bitten, Fürbitten, Danken dargebracht werden. Sorge also dafür, dass das geschieht, richte es so ein.
Welche Arten von Gebet sollen wir uns anschauen, die hier genannt werden?
Zuerst das Flehen. Flehen ist ein Beten, das stark von der Abhängigkeit von Gott geprägt ist. Man klammert sich an Gott und sagt: „Gott, wir sind völlig von dir abhängig, wir brauchen dich jede Sekunde.“ Man wirft sich auf Gott – das ist Flehen.
Dann Bitten oder Gebet allgemein. Das griechische Wort bedeutet einfach, sich Gott zu nähern, in die Gegenwart Gottes zu kommen (pros erchomai – „hinzukommen zu“; pros euchē – „zum Gebet“).
Als nächstes Fürbitte. Das bedeutet, sich im Gebet für andere einzusetzen, für andere Gläubige oder auch für andere Menschen allgemein zu bitten.
Und schließlich Dank. Dank soll einen großen Raum einnehmen beim Gebet.
Ich glaube nicht, dass das „vor allem“ nur auf eine der vier Arten von Gebet bezogen ist. Es bezieht sich auf alle vier: Flehen, Bitten, Fürbitten und Dank.
Für wen soll gebetet werden?
Für alle Menschen soll gebetet werden. Hier nennt er drei Gruppen: für alle Menschen, für Könige und für alle, die in höherer Stellung sind.
Mir ist aufgefallen, dass das in Gemeindeversammlungen oft zu kurz kommt. Man vergisst manchmal, für die Obrigkeit zu beten – zum Beispiel für den Bürgermeister von Lörrach, Schopfheim und Umgebung, für die Menschen, die hier Verantwortung tragen, etwa im Gemeinderat, und auch für Deutschland als Ganzes.
Meistens schimpfen wir über diese Personen und meinen, wir hätten das Recht dazu. Doch Gott hat sie immerhin zugelassen, dass diese Leute jetzt Deutschland regieren. Deshalb sollten wir auch für sie beten, dass Gott in ihnen wirkt.
Es ist kein Zufall, dass gerade diese Regierung im Amt ist. Sicher wird vieles gesteuert, das ist ganz klar, aber Gott hat es trotzdem zugelassen. Natürlich haben wir manchmal eine schlechte Regierung, manchmal auch eine gute. Dennoch müssen wir für diese Menschen beten.
In der Schweiz gibt es eine Gemeinde in Raft, die nach Zürich oder Bern geschrieben hat – ich weiß es nicht genau. Sie haben einen Brief geschickt und mitgeteilt: „Wir beten für euch, wir als Gemeinde beten für euch.“ Die Empfänger haben sich sehr darüber gefreut und geantwortet, dass sie dankbar sind, dass Menschen für sie beten.
Dafür soll in den Versammlungen gebetet werden: für alle Menschen. Man darf dafür Zeit einräumen.
Interpretation der Gebetsanweisung für „alle Menschen“
Es stellt sich die Frage, ob mit „für alle Menschen“ die Gruppen gemeint sind oder jeder einzelne Mensch. Nach dem folgenden Vers bezieht sich „sie“ auf die Obrigkeit, denn nur diese kann gewährleisten, dass man ein stilles und ruhiges Leben hat.
Ist also das „alle“ universell zu verstehen, also für jeden einzelnen Menschen? Oder ist gemeint, jeder Mensch ohne Ausnahme, also auch die Königin, die Fürsten und die Statthalter? In diesem Punkt natürlich soll man auch für die anderen Menschen beten. Dennoch erscheint es mir erstaunlich, dass hier speziell von der Regierung die Rede ist.
Wenn du „für alle Menschen“ als Einheit verstehst und dabei speziell die Könige mit einbeziehst, dann passt auch die Aussage, dass man betet, damit wir ein neues Leben haben. Für alle Menschen betet man nicht, um ein neues Leben zu erhalten. Dieses Gebet erfolgt aus anderen Gründen. Aber für die Könige und alle, die in der Regierung tätig sind, betet man genau deshalb, damit man ein neues Leben hat. Das ist die zentrale Frage.
Später heißt es, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Genau deshalb stellt sich die Frage, ob das „alle“ universell zu verstehen ist. Wir wissen, dass Christus für die Welt gestorben ist, also für alle. Aber die Frage bleibt, ob dieses „alle“ auch die Königin meint. Auch sie werden errettet, ebenso die Statthalter.
Man muss sich darüber nicht allzu sehr aufhalten, denn es gibt viele Auseinandersetzungen zu diesem Thema. Vom Text her sehe ich hier keine große Schwierigkeit. In Vers 6 heißt es, dass Jesus sich als stellvertretendes Lösegeld für alle gegeben hat. Damit meint er einfach, dass wir für alle beten sollen.
Natürlich können wir nicht für jeden Einzelnen namentlich beten, das ist klar. Aber wir dürfen ruhig auch für Lehrer beten, einfach für die Lehrer in den Schulen, für die Polizei und so weiter. Für all diese Menschen dürfen und sollen wir beten.
Christus ist für alle gestorben, für jeden einzelnen von ihnen. Gott will, dass jeder gerettet wird, wirklich jeder. Es gibt keinen Menschen, für den Gott nicht will, dass er gerettet wird. Was wäre das für ein Gott, wenn das nicht so wäre?
Es ist klar, dass Gott möchte, dass die Menschen gerettet werden. Sonst hätte er sich nicht so viel Mühe gegeben und nicht so viel auf sich genommen, um zu retten. Es sind ja seine Geschöpfe, jeder einzelne von ihnen geschaffen. Er möchte das und sieht die Ewigkeit. Er möchte, dass jeder Einzelne in der Ewigkeit lebt.
Dass der Mensch das nicht möchte, ist eine andere Frage, eine andere Sache. Gott wirbt ja um die Menschen.
Ziel und Zweck des Gebets
Zu welchem Ziel soll gebetet werden?
Das Ziel und der Zweck des Gebets ist, dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen – in aller Rechtschaffenheit, Ehrfurcht und Ehrbarkeit. Wenn wir für die Obrigkeit, für die Lehre, für die Polizei und für alle beten, die Verantwortung tragen, dann wirkt sich das darauf aus, dass unser Leben ruhig bleibt. Es gibt keinen Krieg, keine Anarchie und so weiter. Dadurch können wir das Evangelium verkündigen.
Schlechte Zeiten, wie Kriege oder Leidenszeiten, waren immer ein Hindernis für das Evangelium. Manche sagen, dass Verfolgung auch gut für das Evangelium sei. Doch das ist nicht richtig. Es ist besser, wenn keine Verfolgung herrscht, denn dann kann sich das Evangelium frei verbreiten. Sonst wird es verboten, Bibeln werden verbrannt und ähnliches.
Natürlich hat der Herr auch die Zeiten der Verfolgung gebraucht. Gläubige haben sich in solchen Zeiten umso mehr dem Herrn hingegeben. Durch das Beispiel anderer wurden sie ermutigt. Zur Zeit sind manche Märtyrer Christi geworden. Andere, die ihr Leben dem Tod gegeben haben, haben wiederum andere aus ihrer Lauheit geweckt. Das ist richtig.
Grundsätzlich muss man aber sagen: Dort, wo Freiheit herrscht, kann sich das Evangelium am besten verbreiten. In Nordkorea wird das Evangelium nicht so stark verbreitet wie in Westeuropa oder anderen Ländern, in denen wir Möglichkeiten haben. Gleichzeitig gibt es dort andere Gefahren, wenn keine Verfolgung herrscht – das ist klar. Heute leiden wir sehr stark unter Verführung. Aber das ist hier nicht das Thema.
Wir beten trotzdem für einen geordneten Staat. Alles muss geordnet ablaufen. Besser eine schlechte Regierung als gar keine Regierung. Anarchie ist etwas Schreckliches.
Konkrete Gebetsanliegen für die Obrigkeit und gesellschaftliche Herausforderungen
Was beten wir für die Stadt? Was sollen wir beten? Ja, was genau beten wir? Das steht hier nicht explizit. Gott möchte natürlich, dass die Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Das dürfen wir beten und sollen es auch tun, das ist klar.
Aber auch, dass das Evangelium verkündet werden kann. Aus anderen Stellen der Bibel wissen wir zum Beispiel, dass das Wort Gottes läuft und weitergebracht wird. Das soll auf jeden Fall ein Anliegen sein: dass die Türen aufgehen, dort, wo sie geschlossen sind, wo man nicht reinkommt. Zum Beispiel in Gefängnisse. Wenn jemand das Evangelium in die Gefängnisse bringen will, aber nicht hineinkommt, dann schenkt der Herr eine Möglichkeit. Die Aufseher lockern die Regeln, und plötzlich dürfen sie doch wieder hinein.
In Waldshut zum Beispiel arbeitet jemand im Gefängnis, der das Evangelium weitergeben möchte. Ja, bitte. Es ist jetzt so, dass ich bei vielen Leuten in der Regierung, die eindeutig eine niedergöttliche Position auch kämpferisch vertreten, gar keinen Glauben daran habe, dass sich bei ihnen etwas ändern könnte.
Was betet man denn, wenn man nicht im Glauben beten kann, dass sie zur Einsicht kommen? Gestern Abend hatten wir ein Gespräch mit Klaus. Wir haben gesagt: Wir können gewisse Entwicklungen nicht aufhalten, wir können sie nicht ändern. Sie werden eintreten. Es wird einmal eine antichristliche Gesellschaft geben. Aber wir können noch beten, dass sich das noch hinzieht.
Und wir können durch unseren Einsatz einiges verlangsamen von dieser negativen Entwicklung, in der wir uns befinden. Ich denke, das ist wirklich so. In Basel wird jetzt heftig über den neuen Sexualkundeunterricht diskutiert, und in der ganzen Schweiz wird er eingeführt werden. Bis 2014 werden Kindergartenkinder zu furchtbaren Handlungen veranlasst und damit möglichst früh sexualisiert. Das ist ein Programm.
Aber wir können beten, und wir können uns natürlich auch einsetzen. Es ist nicht verboten, uns politisch einzusetzen, im Gegenteil: Wer die Möglichkeiten hat, soll das nutzen. Wir können also schon etwas aufhalten.
Jetzt gibt es Leute, die wirklich negativ sind und gegen das Evangelium kämpfen. Wie sollen wir für sie beten? Nun, wir können beten, dass es Hindernisse in ihrem Leben gibt. Wir können auch beten, dass Gott manche Leute wegnimmt. Es ist ja nicht verboten, dass wir beten, dass der Herr eingreift und sie ausschaltet – wie auch immer er sie ausschaltet.
Wir haben in Österreich erlebt, dass ein Priester, der sich gegen die beginnende Evangelisation stellte – das war eine ganz neue Arbeit in Österreich, damals vor knapp 35 Jahren –, sich gegen einen Schweizer Missionar wandte, der dort im Salzburger Land tätig war. Der Priester sagte: „Das sind meine Schafe hier, die Leute in dieser Stadt.“ Der Missionar antwortete: „Wenn sie schon Schafe sind, dann gehören sie Gott.“ Wir haben den Auftrag, das Evangelium zu verkündigen.
Genauso wie Sie vielleicht, wenn Sie meinen, dass Sie das Evangelium verkünden. Der Priester sagte, er werde sich einsetzen und gegen den Missionar arbeiten. Einige Wochen später stürzte derselbe Priester die Treppe hinunter und starb.
In den folgenden Jahren gab es von der katholischen Kirche wenig wirklichen Gegenwind. Dort konnte das Evangelium in dieser Gegend, in dieser Stadt und auch im Salzburger Land sehr stark verbreitet werden. Es war eine richtige Aufbruchszeit.
Ich weiß nicht, ob der Missionar gebetet hat, dass der Priester stirbt. Aber man hat gebetet und es mit dem Herrn besprochen, dass sich Widerstand erhebt und der Herr auf seine Weise eingreifen kann. Ich muss nicht unbedingt meinen, dass Gott wirkt, damit sie sich bekehren. Sie müssen ja selbst etwas tun, um sich zu bekehren.
Gott kann schon einiges in die Wege leiten, das ist keine Frage – das tut er ja auch. Aber letztlich liegt die Entscheidung beim Menschen. Wenn jetzt Leute so gegen das Evangelium sind, beten wir einfach, dass Gott eingreift – so oder so. Das überlassen wir ihm.
Auch in unserer Regierung können wir beten, dass eine Regierung gestürzt wird und eine andere an die Macht kommt. In England gibt es ein schönes Beispiel von John Knox und einer Betergruppe in Schottland. Sie beteten und flehten, als Maria Stuart, die katholische Königin, an der Macht war und den Protestantismus verfolgte.
Diese Christen beteten viel. Eines Nachts lobten sie nur noch, weil der schwere Druck weg war. Sie hatten immer gekämpft und gebetet. Am Morgen erfuhren sie, dass Maria Stuart gestorben war. Dann kam eine Protestantin an die Regierung, ich glaube, es war Elisabeth. Sie öffnete die Türen, und das Evangelium konnte sich in Schottland verbreiten.
Es gibt also Beispiele, dass Gott aufgrund von Gebet solche Barrieren entfernt.
Spannung im Gebet für die Obrigkeit
Für mich entsteht dabei eine Spannung. Einerseits sollen wir anerkennen, dass Gott die Regierung zugelassen hat, und wir beten für sie. Andererseits sagen wir, dass wir auch dafür beten dürfen, dass sie abgesetzt wird. Für mich stellt sich die Frage: Was möchte Gott? Dass ich aufmerksam bin, seinen Weg erkenne und reagiere? Aber warum lässt er auf der einen Seite etwas zu und auf der anderen Seite bete ich dagegen? Das finde ich manchmal ein bisschen schwer zu leben.
Die Entscheidung überlassen wir Gott. Bei Esther war es ähnlich: Da war Haman gegen die Juden. Aber was haben die Juden gemacht? Sie haben gebetet. Esther sagte: Fastet für mich. Es war klar, dass sie beteten und fasteten. Haman hat sich eingesetzt, und der Herr hat die Situation so gewendet, dass Haman an dem Galgen hing, den er für seinen Feind errichten wollte.
Wir wissen nicht von vornherein, ob wir jetzt beten sollen für die Entfernung der Regierung, ob wir beten sollen, dass wir die Regierung aushalten, oder ob wir beten sollen, dass sich sogar Leute in der Regierung bekehren, wie Nebukadnezar und andere, die zum Glauben gekommen sind. Das wissen wir nicht. Gott weiß besser, was wir beten sollen. Er übersetzt unser Gebet auf seine Weise.
Das heißt, wir dürfen auf jeden Fall beten, dass sich die Situation ändert. Wir dürfen auch beten, dass wir die Situation ertragen können, wenn sie sich nicht ändert. Wir können beten, dass der Herr zum Beispiel jetzt ganz konkret in Deutschland diese antichristlichen Bewegungen verlangsamt oder sogar stoppt. Das dürfen wir beten.
Wir dürfen auch beten, dass eine Regierung, wenn wir meinen, sie stört nur das Evangelium, entfernt wird. Wir dürfen beten. Und wenn wir dann falsch beten, weiß der Herr es. Wir sehen nicht in die Zukunft und nicht so klar. Er hat den Überblick. Aber beten sollen wir auf alle Fälle, und der Herr wird handeln.
Mir ist klar, dass das Beten viel wichtiger ist als andere Aktivitäten. Demonstrationen und Ähnliches erreichen nicht so viel wie das Gebet. Ich sage nicht, dass ich gegen Demonstrationen bin. Man kann das in gewissen Umständen für gerechtfertigt halten. Oder man geht vor Gericht, redet der Regierung ins Gewissen, schreibt Briefe an die Regierung. Denn sie haben auch ein Gewissen und wissen genau, wo sie in der Lüge leben. Das ist ihnen klar.
Wir sollen das auch tun, aber das Gebet ist sicher das wirksamste von allem. Es gibt immer Extreme: Die einen sagen, Christen sollen keine politischen Unternehmungen machen. Die anderen sagen, Christen sollen nur beten. Wieder andere sagen, Christen sollen sich stark in der Politik einsetzen.
Erstens ist es eine Frage der Führung, und zweitens eine Frage der Ausgewogenheit. Man darf nicht sagen, das eine geht auf Kosten des anderen. Beides gehört dazu. Der Einsatz ist sicher gut. Wenn Christen sich einsetzen, zum Beispiel in Basel, damit bestimmte sexuell freizügige Initiativen nicht durchkommen, ist das wichtig. Da braucht es Unterschriften und Menschen, die sich dagegenstellen.
Ich habe mal gelesen, dass Maria Stuart nichts mehr gefürchtet hat als die Gebete von John Knox. Irgendwo habe ich das auch gelesen. Jedenfalls sollen wir ein ruhiges und stilles Leben führen in aller Ehrfurcht und Ehrbarkeit.
Wir Christen sind die Stillen im Land und wollen das Evangelium verkündigen. Wir machen keine Revolution. In der Zukunft werden die Leute wahrscheinlich irgendwann auf die Straße gehen, weil sie nicht mehr zufrieden sind. In Griechenland sind sie jetzt schon auf der Straße. Irgendwann wird das auch in Deutschland so sein.
Wir sollten da nicht mitmachen bei den weltlichen Bestrebungen. Aber wir dürfen den Leuten ins Gewissen reden. Wir dürfen auf feine Weise oder dort, wo wir Möglichkeiten haben, uns einsetzen. Aber sicher nicht mit Gewalt oder Randalieren. Das ist nicht unser Weg.
Demonstrationen sind erlaubt für uns im Staat. Wenn es eine friedliche Demonstration ist, ist das ganz anders, als wenn Geschäfte kaputtgeschossen werden.
Zuerst stellt sich die Frage: Mit welchem Ziel und Zweck sollen wir beten? Paulus sagt, das Beten ist edel. Er spricht vom Beten als gut, trefflich, vortrefflich, schön. Der Grieche sagt, es ist edel und angenehm vor Gott, unserem Retter. Gott will das. Gott freut sich daran, dass wir für diese Leute beten, für diese Ungläubigen.
Gott, unser Retter, hat uns gerettet und will, dass andere gerettet werden. Es ist ganz klar, dass hier der Rettungswille Gottes für die anderen angesprochen ist. Was er an uns getan hat, möchte er auch an anderen tun, die noch nicht gerettet sind.
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Interessant ist hier die Reihenfolge: Zuerst die Rettung, dann die Erkenntnis der Wahrheit. Oft ist es so, dass man zuerst nur ein bisschen von der Wahrheit kennt, dann lässt man sich retten. Danach wird man gerettet und erkennt noch mehr von der Wahrheit. Dann wächst man in der Erkenntnis Jesu Christi.
Die Wahrheit ist ja eine Person: Jesus Christus. Gott will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, zu dieser Person der Wahrheit, Jesus Christus.
Gott ist ein Retter, der einen Rettungswillen hat. Es gibt einen Gott und einen Vermittler zwischen Gott und Menschen. Dieser Mensch, Jesus Christus, ist gerade deshalb gekommen, damit Menschen gerettet werden. Er hat sich als stellvertretendes Lösegeld für alle gegeben, nicht nur für einige, sondern für alle, damit sie alle zum Glauben kommen.
Manche sagen: Wenn Jesus für alle gestorben ist, hat Gott dann versagt, weil nicht alle gerettet werden? Das liegt nicht an Gott. Wenn man das Alte Testament liest, sieht man immer wieder, wie Gott vieles tut, und doch wollen die Menschen nicht.
Es liegt also nicht an Gott, dass nicht alle gerettet werden.
Paulus’ Auftrag als Verkünder des Evangeliums
Der, der sich selbst als stellvertretendes Lösegeld für alle gab, legte zu seinen eigenen Zeiten das Zeugnis ab. Zu einer ganz bestimmten Zeit kam Jesus Christus, und er war das Zeugnis.
Für dieses Zeugnis, das Jesus Christus abgelegt hat, ist nun der Apostel Paulus ein Verkünder. Zu diesem Zeugnis bin ich gesetzt worden. Das ist mein Auftrag, den Gott mir gegeben hat. Er hat mich hingestellt, damit ich diesen Auftrag erfülle und verkündige.
Ich bin ein Verkünder, ein Missionar, ein Apostel. Ich sage die Wahrheit in Jesus, ich lüge nicht. Ich bin ein Lehrer der Heiden. Mit Heiden sind die Völker gemeint, nicht die Juden, sondern die Heidenvölker.
Aus welchem Grund soll gebetet werden? Ich habe das hier noch einmal zusammengefasst, weil es gut und angenehm vor Gott ist. Gott ist ein Rettergott, der alle Menschen retten will.
Warum will er alle Menschen retten? Weil er sie liebt und für sie alles hingegeben hat. Deshalb hat er auch Paulus für diese Menschen gesandt – für alle.
Timotheus soll jetzt ermutigt werden, deshalb schreibt Paulus das. Timotheus ist ein Mitarbeiter und soll dasselbe tun wie Paulus. Deshalb, Timotheus, setz dich ein. Wir haben einen ganz wichtigen Auftrag.
Jetzt könnt ihr gerne wieder Fragen stellen oder euch dazu einbringen. Alles klar?
Anmerkung zur Klammer im Text
Wieso wird die Klammer gesetzt? Wo genau?
Ich sage: Die Wahrheit und Christus in der Bibel. Ah ja, diese Klammer ist eine Klammer des Apostels. Im griechischen Text gibt es ja keine Klammern, aber manchmal fügt der Apostel so einen Satz ein. Im Deutschen setzen wir dann eine runde Klammer. Man könnte aber auch einen Gedankenstrich setzen, oder?
Zum Beispiel: Das verkündigt ein Apostel – ich sage die Wahrheit in Christus – ich lüge nicht, nochmal Gedankenstrich. Als Lehrer derer, die von den Völkern sind.
Die Klammer, wie sie hier gesetzt wird, ist offensichtlich die kürzeste lesbare Variante. Sie enthält nicht so viel Ausschmückung, wie man sie betreiben könnte. Der Gedanke steht also klar da.
Ja, das ist ja eine Frage von Gewohnheit. Bei dieser Übersetzung, das ist die von Herbert Janssen, hat er es so eingeführt, dass er Klammersätze in runde Klammern setzt. Er benutzt aber auch eckige Klammern.
Die eckigen Klammern sind für Wörter, die man ergänzen muss, die aber nicht im griechischen Text stehen. Man muss sie ergänzen, weil es sonst nicht verständlich ist.
Das haben wir hier aber nirgends. Das steht aber irgendwo vorne in der Einleitung.
Zum Beispiel bei Vers 12: „der mich treu erachtete und in den Dienst stellte“ – da steht „und“ in eckigen Klammern, weil das Wort im Griechischen nicht vorhanden ist. Man könnte auch übersetzen: „der mich treu erachtete, in den Dienst stellte“, aber das klingt etwas holprig.
Oder in Vers 4, wo am Schluss steht: „die ihm glauben“ und dann wird in Klammern etwas ergänzt. Man muss sich da etwas ergänzen, weil sonst ist der Satz unverständlich.
In Vers 4 am Ende, bei der „Verwalterschaft Gottes, die ihm glauben“ – hier fehlt mindestens ein „ist“ oder ein „ausgeübt wird“ oder „wahrgenommen wird“ oder „geschieht“ oder so etwas. Das muss man dazusetzen.
Das ist die Schwierigkeit bei Übersetzungen: Manchmal ist es gar nicht anders möglich. Sonst ist der Satz nicht deutsch. Und manchmal ist es erforderlich, vom griechischen Wort her, weil es im Wort drinnen steckt.
Das gibt es auch noch, zum Beispiel bei „strittige Untersuchungen“ oder „Infragestellungen“ und „strittige Untersuchungen“. Da hat er eine andere Klammer benutzt, so eine kleine Pfeilklammer, weil das Wort „Infragestellungen“ zu wenig ist. Man müsste noch etwas hinzufügen.
Das ist manchmal nicht so einfach. Man könnte auch mit Fußnoten arbeiten. Hier natürlich, ist klar.
Gut, wir gehen weiter.
Männer sollen in den Versammlungen beten
Die Männer sollen beten. In Vers 8 sagt Paulus nun ausdrücklich, dass es sein Wille ist, dass die Männer beten. Zuvor, in Vers 1, hatte er allgemein gefordert, dass gebetet wird. Nun stellt sich die Frage: Warum gerade die Männer? Warum nicht die Kinder oder die Frauen? Warum richtet sich diese Aufforderung speziell an die Männer?
Das ist Paulus wichtig. Es geht hier nicht um das persönliche Gebet, bei dem natürlich alle beten sollen. Es geht um das Gebet in den Versammlungen. Diese waren damals schon größer; es handelte sich nicht um kleine Treffen von zehn Christen, sondern um größere Zusammenkünfte, etwa von hundert Personen. Paulus ist klar, dass die Männer in diesen Versammlungen eine besondere Verantwortung tragen und diese auch wahrnehmen müssen. Deshalb sollen sie beten.
In den Versammlungen, den Gesamtversammlungen, wo die Christen zusammenkamen – meistens am Sonntag, dem Tag des Herrn, dem Auferstehungstag – sollten die Männer beten. Das war die übliche Zeit für die Versammlungen, wie man an verschiedenen Stellen in der Bibel lesen kann.
Paulus betont: „Das ist mein Wille.“ Er sagt nicht nur, dass er es gerne hätte, sondern dass es sein ausdrücklicher Wille ist. Timotheus soll das so weitergeben. Warum? Weil Paulus weiß, dass Gott das ebenso will. Die Männer sollen an jedem Ort beten.
Heißt das, dass Frauen nicht beten sollen? An dieser Stelle spricht Paulus nur die Männer an. In den folgenden Versen, etwa ab Vers 9, wird er sich dann auch zu den Frauen äußern. Was er zu ihnen sagt, werden wir noch lesen.
Außerdem gibt es noch andere Stellen, in denen Paulus über das Gebet in der Versammlung spricht. Zum Beispiel im 1. Korinther 14, dort fordert er, dass Frauen in der Versammlung schweigen sollen. Das zeigt, dass Paulus unterschiedliche Rollen sieht. Es geht hier um das öffentliche Gebet in der großen Versammlung, nicht um eine kleine Gebetsgruppe, in der man sich privat trifft.
Sein Anliegen ist jedenfalls, dass die Männer öffentlich beten. Mir ist aufgefallen, dass Paulus im Timotheusbrief eine Unterscheidung macht: Er sagt hier „Es ist also mein Wille“, während er an anderen Stellen sagt, „Es ist Gottes Wille“. Zum Beispiel schreibt er, dass es Gottes Wille ist, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Diese Unterscheidung habe ich so verstanden: Paulus meint zwar, dass sein Wille auch im Willen Gottes liegt, aber er drückt es manchmal persönlich aus, indem er sagt „Es ist mein Wille“. So will er Timotheus besonders deutlich machen, wie wichtig ihm diese Anweisung ist.