Einführung in das Studienwerk und seine Zugänglichkeit
Genau wie eben gesagt, ist die biblische Dogmatik von Wayne Grudem das Werk, das uns durchleitet – unser Standardwerk. Hier und da werde ich vielleicht Ergänzungen aus anderen Werken oder Büchern machen, aber im Prinzip ist es unser Studienbuch.
Im Vorwort, bevor das erste Kapitel beginnt, wird beschrieben, dass sich diese biblische Dogmatik an Nichttheologen richtet, also an uns. Das ist auch gut so. Bei der Dicke des Buches und der Begrifflichkeit „biblische Dogmatik“ könnte man denken, dass es vielleicht nichts für mich ist. Aber eigentlich ist es sehr nahbar geschrieben, auch für diejenigen, die in der Theologie nicht so zuhause sind.
Der Aufbau, dem wir folgen, also das Inhaltsverzeichnis mit den unterschiedlichen Kapiteln, folgt einer gewissen inneren Logik und Struktur. Das bedeutet aber nicht, dass die einzelnen Einheiten, die vorhin erwähnt wurden, zwingend aufeinander aufbauen. Du kannst in jedes Kapitel hineingehen und bekommst alle Informationen, die du für dieses Kapitel brauchst.
Ich befürchte, dass der eine oder andere, als er sich dieses Werk bestellt hat, mal durchgeblättert hat und gesagt hat: „Oh, das Kapitel interessiert mich!“ Dann hat er nicht bei Seite eins angefangen, sondern ist gleich irgendwo hinten eingestiegen – vielleicht bei Themen wie der Ewigkeit oder dem Heiligen Geist. Hoffentlich hast du dabei gemerkt: „Ja, ich muss nicht die tausend Seiten davor gelesen haben, um zu verstehen, was der Autor hier von mir möchte.“
Trotz der Buchdicke von mehreren hundert bis über tausend Seiten steht auf dem Cover „Eine Einführung in die systematische Theologie“. Das kann den einen oder anderen befremden. Wenn das die Einführung ist, was ist dann erst das Filetstück? Man könnte sagen, das Buch ist quasi die Vorspeise in die systematische Theologie.
Überblick und Charakteristika der systematischen Theologie nach Grudem
Das liegt daran, dass ihr am Inhaltsverzeichnis sehen könnt, dass auf der systematischen Ebene eigentlich alle großen theologischen Felder abgegrast werden. Das bedeutet, dass man sich häufig nur ein Überblickswissen aneignet. Für jede einzelne Überschrift kann man jedoch noch einmal tiefer bohren und theologisch weiterarbeiten.
Wayne Grudem hat zum Beispiel allein zur Frage, wie es sich zwischen Mann und Frau verhält, ein Buch geschrieben – sogar mit mehreren Autoren. Wenn wir diese Themen einfach nebeneinanderlegen und uns vorstellen, dass jedes Thema so umfangreich behandelt würde, hätten wir eine sehr dicke Schriftrolle. Diese Schriftrolle müsste man aufrollen, um die Rolle von Mann und Frau in der Bibel zu verstehen. Dabei sind Wayne Grudem, John Piper und Goodham beteiligt.
Jedes Thema kann also noch einmal ausführlich behandelt werden. Deshalb haben wir es hier mit einer Einführung in die systematische Theologie zu tun.
Im Vorwort nennt Grudem sechs charakteristische Merkmale, die beschreiben, was Theologie beziehungsweise systematische Theologie ist und wie sie gelehrt werden sollte. Diese sechs Punkte wollen wir nun gemeinsam durchgehen.
Der erste Punkt ist eine klare biblische Basis für dogmatische Lehren.
1. Klare biblische Basis für dogmatische Lehren
Wenn wir Theologie studieren, müssen wir uns zunächst darüber klarwerden, auf welcher Grundlage dies geschieht. Jeder Mensch betreibt in gewisser Weise Theologie, denn die Lehre über Gott ist etwas, womit sich jeder beschäftigt. Jeder hat eine Vorstellung von Gott. Es gibt eigentlich niemanden, der keine Vorstellung von Gott hat. Selbst wenn jemand sagt, es gibt keinen Gott, ist das ebenfalls eine Vorstellung über Gott.
Diese Vorstellungen haben eine gewisse Grundlage. Überzeugungen kommen von irgendwoher. Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, auf welcher Grundlage ihre Überzeugungen beruhen. Für unsere Bibelschule gilt jedoch, dass wir uns zunächst klarmachen müssen, was unsere Grundlage ist. Diese muss aus der Heiligen Schrift, also aus der Bibel selbst, stammen. Auch wenn andere Informationsquellen interessant und lehrreich sein können, bildet die Weisheit in Gottes Wort die Grundlage für unsere Überlegungen.
So lesen wir zum Beispiel in Apostelgeschichte 17,11: Diese aber waren edler als die in Thessalonich. Hier geht es um die Christen in Beröa. Sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielt. Sie haben also nicht einfach alle Informationen aus ihrer Umwelt ungefiltert aufgenommen, sondern sie hatten eine Grundlage, auf der sie Theologie betrieben – also darauf, wie sie zur Erkenntnis über Gott und den Glauben kamen.
In dem Text heißt es, dass sie täglich die Schriften untersuchten. Das ist für uns heute vielleicht selbstverständlich, ein No-Brainer. Doch wenn man sich mit Theologie beschäftigt, merkt man, dass es viele Theologen, Prediger, Pastoren und Christen gibt, die ihre Gedanken und Konzepte über Gott haben. Dann fragt man sich manchmal: Wo steht das eigentlich? Und wo hast du das her?
Deshalb legt Grudem hier am Anfang diese Basis.
Zweitens stellt sich die Frage: Was ist systematische Theologie und wie sollte sie gelehrt werden? Dabei geht es um Klarheit in der Erklärung dogmatischer Lehren.
2. Klarheit in der Erklärung dogmatischer Lehren
Er plädiert in diesem Unterpunkt dafür, dass die dogmatischen Lehren, die wir in der Bibel finden, klar sind. Wir können sie herausarbeiten und klare Aussagen über Gott und das, was er uns kommunizieren möchte, treffen.
Das ist wichtig zu erwähnen, weil man nicht selten von Theologiestudenten hört – vielleicht hast du das selbst auch schon einmal erlebt –, dass sie nach einer Weile ihres Studiums komplett frustriert sind. Sie fühlen sich verloren in all dem Theologisieren und der Philosophie. Ihr Glaube wird dadurch stark erschüttert. Sie wissen nicht mehr, woran sie glauben sollen, und können nichts mehr verstehen, was vor dem Theologiestudium noch klar war – was man im Kindergottesdienst gehört hat, in der Gemeinde, in den Predigten oder in der Jugendstunde.
Plötzlich studiert man Theologie und fühlt sich dümmer als vorher. Ich habe solche Menschen erlebt, die sagten: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich glauben soll. Ich weiß auch nicht mehr, was dieses Buch mir zu sagen hat.“ Irgendwie hatte die Theologie die Folge, dass sie sich von Gott abgeschnitten fühlten und nicht wussten, ob Gott ihnen überhaupt etwas sagen will.
Natürlich gehört es dazu, dass unsere Glaubensüberzeugungen auf den Prüfstand gestellt werden, wenn wir in der Erkenntnis wachsen wollen. Das sollte der Normalfall sein. Unser Glaube wächst, Überzeugungen werden reifer, und wir lassen manche Überzeugungen fallen, weil wir erkennen, dass wir vielleicht ein sehr naives Denken an den Tag gelegt haben oder uns etwas beigebracht wurde, das wir nun hinterfragen. Wenn wir tiefer in Gottes Wort eintauchen, gewinnen wir mehr Erkenntnis darüber, wie Gott sich offenbart.
Am Ende eines solchen Prozesses zu stehen und nichts mehr zu wissen, stiftet nur Zweifel und Verwirrung. Wenn ein Mensch solche „faulen Früchte“ produziert, wenn er sich mit der Lehre über Gott auseinandersetzt, zeigt das, dass die Wurzel, also sein Fundament, faul ist.
Gottes Wort zu studieren soll Christen nicht weniger, sondern mehr Freimütigkeit geben. Nach dieser Bibelschule solltest du nicht sagen: „Ich weiß nichts mehr und traue mich nicht, etwas zu sagen. Ich habe keine Überzeugung mehr.“ Nein, du solltest immer mehr Überzeugung gewinnen und mutig sagen können, was du glaubst. Du weißt jetzt auch, warum du etwas glaubst oder warum du etwas nicht glaubst.
Wir lesen in Titus 1,9, wo Paulus über die Leiter in den Kirchen schreibt. Dort nennt er als Merkmal eines guten Leiters, dass er an dem zuverlässigen Wort festhält, das an der Lehre gemessen wird. So ist er fähig, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen – ich kann das auch übersetzen mit ermutigen, stärken und trösten – als auch die Widersprechenden zu überführen.
Das bedeutet: Ein Leiter ist laut Paulus jemand, der tief im Wort gegründet ist. Er sagt nicht: „Ich weiß nichts Genaues und kann nichts sagen.“ Stattdessen ist er zugerüstet und kann damit umgehen. Er kann sowohl diejenigen, die Probleme machen, in ihre Schranken weisen als auch diejenigen, die Trost brauchen, ermutigen und ihnen weiterhelfen. Das ist ein sehr seelsorgerlicher Akt.
Aus diesem Grund argumentiert Grudem auch voller Gewissheit viele Positionen in seinem Werk. Er bespricht zahlreiche Sichtweisen, die Christen im evangelikalen Spektrum und darüber hinaus vertreten. Am Ende kommt er zu eigenen Schlussfolgerungen – und zwar mit einer starken Überzeugung.
Er sagt aber auch, dass er nicht erwartet, dass jeder, der dieses Buch liest, ihm in jedem lehrmäßigen Punkt zustimmt. Das zeugt von Demut. Wenn man so ein Buch schreibt, sollte man auch sagen: „Übrigens, das ist nicht dein Bibelersatz.“
So müssen wir, auch wenn wir jemanden lesen, der weltweit anerkannt ist und diese Demut besitzt, selbst kultivieren, dass wir uns nicht absolut mit unseren Überzeugungen setzen, wenn wir in der Erkenntnis wachsen. Wir dürfen überzeugt sein von dem, was wir erkannt haben. Aber wir sollten nicht erwarten, dass alle anderen das genauso übernehmen.
Diejenigen, die mich manchmal predigen hören, wissen, dass ich sehr überzeugt von dem bin, was ich glaube. Aber ich gehe nicht davon aus, dass meine Gemeinde zu jedem Komma und jedem Halbsatz, den ich predige, Amen sagt. Es wird Situationen geben, in denen jemand sagt: „Netter Versuch, aber damit hast du mich nicht überzeugt.“
Passiert das? Ja, das passiert. Manchmal wird auch gelacht. Mal schauen, ob das Lachen noch vergeht. Ich habe hier meinen Bildschirm, damit ich sehe, was passiert, oder ob sie schon alle aus dem Raum gelaufen sind.
Grudem listet im Vorwort viele Überzeugungen auf, um gleich darzulegen, wo er bei gewissen Lehrfragen steht. Vielleicht hast du das Vorwort gelesen oder bist gleich ins erste Kapitel eingestiegen. Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm.
Wenn du das Vorwort gelesen hast, hast du vielleicht gedacht: „Okay, dafür steht er auch, dafür steht er auch.“ Dann liest du, dass er für den Prätribulationismus steht – das habe ich jetzt vielleicht schlecht ausgesprochen – und gleichzeitig eine posttribulationistische Sichtweise vertritt. Was bitteschön?
Keine Bange, wir werden uns diesen Themen widmen, so dass es auch der Normalsterbliche versteht. Wenn du denkst: „Ich kann damit nichts anfangen,“ gehörst du zur Spezies normaler Menschen. Nur Theologen sind ein bisschen verrückt und denken sich solche komischen Wörter aus.
Gut, drittens: Anwendung auf das Leben.
3. Anwendung auf das Leben
Systematische Theologie soll so betrieben werden, dass sie auf das Leben angewendet wird. Theologie darf keine trockene Wissenschaft sein, sondern sie soll gelebt, gebetet und gesungen werden.
Das finde ich interessant, weil die meisten Menschen beim Begriff Theologie vermutlich an eine Bibliothek denken – an viel Staub und viele Bücher. Doch hier wird betont, dass Theologie gebetet, gelebt und gesungen werden muss. Deshalb fügt der Autor nach jedem Kapitel auch Gebete und Hymnen ein. Er ist überzeugt davon, dass, wenn wir Gott begegnen und erkennen, dies eine Gegenliebe in uns auslösen soll.
Was ich an Wayne Grudem besonders schätze, ist, dass er nicht nur auf der Kopfebene bleibt. Er möchte, dass die Wahrheiten auch ins Herz rutschen und uns bewegen – hin zu Gott und natürlich auch zu den Menschen. Das legt er auch in der Bibel dar. Wenn wir zum Beispiel im Römerbrief große Lehrabschnitte sehen, dann steht am Ende oft ein großer Lobpreis über das, was man gerade über Gott erkannt und weitergegeben hat.
Ich hoffe, dass auch du das manchmal erlebst: Wenn du die Bibel liest und plötzlich zu einer Erkenntnis kommst, dass in deinem Herzen ein Lobpreis aufsteigt. Du denkst dann vielleicht: „Halleluja, dass das wahr ist! Gepriesen sei der Herr für diese Wahrheit!“
Ich kenne das von mir selbst, wenn ich meine Predigten vorbereite. Ich habe einen Drehstuhl, und wenn mich ein Bibeltext richtig „catcht“, drehe ich mich auf meinem Stuhl um – sozusagen als Ausdruck meiner Freude über das, was ich gerade entdeckt habe.
Pastor John Piper, den einige vielleicht kennen, bestand zum Beispiel darauf, den Gottesdienst nicht so zu sehen, dass man im Gesang Gott lobpreist und beim Übergang zur Predigt der Lobpreis aufhört. Er sagt: Wenn wir singen, preisen wir den Herrn, und auch wenn wir predigen, lobpreisen wir den Herrn. So sollte es sein, dass unsere Herzen zum allmächtigen Gott erhoben werden.
Viertens: Konzentration auf die evangelikale Welt.
4. Konzentration auf die evangelikale Welt
Wir bewegen uns bei all unseren Überlegungen in der evangelikalen Strömung. Neben dem Evangelikalismus gibt es natürlich auch andere christliche Strömungen, wie zum Beispiel die katholische oder die orthodoxe Strömung.
Ich erinnere mich an eine Situation im Lobpreis, als Harald plötzlich so reagierte. Ich dachte, vielleicht ist Harald in der Anbetung, Halleluja, Jesus! Das hätte ja auch sein können. Solche lebendigen Momente kenne ich besonders aus schwarzen Kirchen. Dort predigt der Prediger oft feurig, und die Leute stehen auf, winken mit den Händen und breiten den Herrn während der Predigt aus.
Kommen wir zu Punkt vier: Konzentration auf die evangelikale Welt. Es gibt viele christliche Strömungen. Die Evangelikalen sind eine davon. Daneben gibt es natürlich auch die katholische und die orthodoxe Strömung. Das ist aber nicht das Spielfeld, auf dem wir uns bewegen. Wir beschränken uns auf die evangelikale Theologie. Diese hat zwar ein großes Spektrum, aber auch eine sehr große Einheit in den Grundlehren des christlichen Glaubens.
Ich weiß nicht, wo du dich genau verorten kannst, aber im Prinzip findet man alles unter dem Stichwort evangelikal: anglikanisch, episkopal, arminianisch, wesleyanisch, methodistisch, baptistisch, dispensationalistisch, lutherisch, reformiert, presbyterianisch, charismatisch und pfingstlich. Mit einigen dieser Richtungen hast du vielleicht schon zu tun gehabt. In das eine oder andere bist du vielleicht auch hineingeboren worden und hast es dann vielleicht verlassen, weil du dachtest, auf der anderen Seite sei es besser – wie auch immer.
Wenn wir in den nächsten Jahren unterschiedliche Sichtweisen betrachten, werden wir uns diese ganzen Spektren anschauen. Warum konzentrieren wir uns auf die evangelikale Welt? Der Grund ist, dass andere Strömungen nicht so bereit sind wie die evangelikale Strömung, sich in Lehrfragen allein auf die Bibel zu beziehen.
Das ist das, was die Evangelikalen eint: Bei aller Unterschiedlichkeit in der evangelikalen Welt gibt es diese gemeinsame Grundlage. Unsere Überzeugungen müssen auf der Schrift fundiert sein. Natürlich arbeiten auch die Orthodoxen und die Katholiken mit der Bibel, aber sie kennen neben der Bibel noch andere Autoritäten, die den Gläubigen sagen, was sie glauben und wie sie leben sollen.
In der katholischen Kirche gibt es zum Beispiel nicht nur die Bibel, sondern auch historische Dokumente, Konzilien und den Papst als Lehrautorität. Somit gibt es in diesen christlichen Strömungen unterschiedliche Autoritäten, die zu den Christen sprechen. Die evangelikale Welt kennt das alles nicht. Sie hat sich darauf verständigt, aus der Bibel heraus zu erkennen, dass die Schrift allein – sola scriptura – das ist, was unseren Glauben formt.
Andere Strömungen haben natürlich auch korrekte Aussagen über Gott und die Welt, aber sie sind letztlich nicht ausschlaggebend für die Frage: Was lehrt die Schrift zu einem spezifischen Thema? Wayne Grudem schreibt dazu: „Man muss, denke ich, sagen, dass es zweifelhaft ist, ob liberale Theologen – wenn man das noch als liberale Theologie bezeichnen will – uns wesentliche Einsichten in die dogmatischen Lehraussagen der Heiligen Schrift gegeben haben, die nicht bereits bei evangelikalen Autoren zu finden sind.“
Abschließend Punkt fünf: Hoffnung auf Fortschritt in der lehrmäßigen Einheit in der Kirche.
5. Hoffnung auf Fortschritt in der lehrmässigen Einheit in der Kirche
Viele Menschen haben aufgrund der Kirchengeschichte oder eigener Erfahrungen keine Hoffnung, dass Christen irgendwann wirklich eins sein könnten. Viele leiden auch darunter, dass es so viele Zersplitterungen gibt und fragen sich: Können wir nicht endlich eins sein? Es gibt zahlreiche Einheitsbewegungen, die sich bemühen, Christen zu sammeln und zu einen.
Die Methoden, auf deren Grundlage diese Einheit entstehen soll, sind sehr unterschiedlich. Wie dem auch sei – egal, wie viel Hoffnung du hast oder nicht hast, die Hoffnung darf auf jeden Fall nicht sterben. Denn das ist Jesu Herzensanliegen: Seine Kirche soll sein Leib sein.
Das bedeutet, dass Jesus so lange wirken wird, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen (Epheser 4,13).
Ich habe ein ziemlich gutes, kompaktes Buch von Michael Reeves gelesen: „Menschen des Evangeliums“. Es sieht äußerlich nicht schön aus, aber der Inhalt ist sehr wertvoll. Darin wird beschrieben, dass die Evangelikalen, auch wenn sie sich in unterschiedlichen Gemeindeströmungen befinden, viel mehr eins sind, als wir das manchmal wahrnehmen.
Natürlich gibt es unterschiedliche Positionen, aber die Evangelikalen haben doch über Jahrzehnte und Jahrhunderte eine erstaunliche Einheit bewahrt.
Definition und Abgrenzung der systematischen Theologie
Zum ersten Kapitel, und zwar zur Definition der systematischen Theologie: Was ist das überhaupt? Die allermeisten Christen sind etwas irritiert und fragen sich, was systematische Theologie eigentlich ist. Auch die meisten Theologiestudierenden sind zunächst überfordert. Was praktische Theologie ist, kann man sich vielleicht noch irgendwie vorstellen, aber was genau ist systematische Theologie?
Unser Buch definiert systematische Theologie als jedes Studium, das die Frage beantwortet, was die Bibel uns heute über jedes denkbare Thema lehrt. Diese Definition besagt, dass systematische Theologie darin besteht, alle relevanten Bibelstellen zu einem Thema zu sammeln, zu verstehen und anschließend klar zusammenzufassen. So wissen wir, was wir über jeden Gegenstand glauben sollen.
Du hast eine Frage: Was sagt die Bibel über den Heiligen Geist? Was sagt sie über das Sterben? Was sagt sie über den Himmel? All diese Fragen sind systematisch-theologische Fragen. Dabei möchtest du aus der ganzen Bibel herausfinden, was Gottes Gedanke zu diesem Thema ist.
In der Bibel gibt es kein Lexikon, in dem alle Informationen zu einem Thema gebündelt sind. Deshalb müssen wir uns diese Informationen erarbeiten. Wir blättern die Bibel durch, suchen alle relevanten Stellen zu einem Thema heraus, sammeln sie, ordnen sie, interpretieren sie und kommen dann zu einer Schlussfolgerung: Das ist das, was Gott durch die Bibel zu uns Christen sagt.
So arbeiten wir auch im persönlichen Leben, wenn wir über jemanden nachdenken. Zum Beispiel kenne ich Daniel schon ein ganzes Jahrzehnt, und wenn man mich fragt, was er über den Glauben denkt, dann nehme ich nicht nur seine letzte Aussage, sondern erinnere mich an alles, was er über die Jahre gesagt hat. So entsteht ein Bild, ein Mosaik oder ein Puzzle, das sich zusammenfügt. Genau so arbeitet systematische Theologie im Prinzip.
Wayne Grudem grenzt in seinem ersten Unterpunkt, wenn er die systematische Theologie definiert, diese von anderen Disziplinen ab. Es gibt nämlich auch andere theologische Disziplinen, nicht nur systematische Theologie, sondern auch historische Theologie, philosophische Theologie, apologetische Theologie, alttestamentliche Theologie, neutestamentliche Theologie und biblische Theologie. All das sind unterschiedliche Themen.
Man muss sich davon nicht stressen lassen; es reicht, diese Begriffe einmal gehört zu haben. Die historische Theologie beschäftigt sich vor allem damit, was Christen in der Vergangenheit geglaubt haben. Zum Beispiel untersucht das Buch „Baptists and the Bible“ die Frage, was Baptisten in einem bestimmten Zeitraum über die Bibel geglaubt haben. Man kann ein ganzes Buch nur zu dieser Frage schreiben. Das ist keine systematische Theologie. Es geht nicht darum, was die Bibel über die Bibel lehrt, sondern was Baptisten in der Geschichte über die Bibel geglaubt haben. Das ist eine andere Fragestellung.
Ein weiteres Thema ist die philosophische Theologie. Diese basiert nicht darauf, was wir aus der Bibel über Gott sagen können, sondern darauf, was wir durch Beobachtung und Vernunft über Gott erkennen können. Man kann zum Beispiel philosophisch versuchen, die Existenz Gottes zu beweisen, ohne die Bibel in der Hand zu haben. Das ist philosophische Theologie, ein interessantes und berechtigtes Thema.
Die apologetische Theologie beschäftigt sich mit überzeugenden Argumenten für die Glaubwürdigkeit des Christentums. Welche Gründe sprechen dafür, dass das Christentum wahr ist? Wenn man von Atheisten herausgefordert wird, betreibt man Apologetik, also eine Verteidigungsrede für die eigene Position.
Dann gibt es die alttestamentliche Theologie, die sich zum Beispiel ein Thema nur im Alten Testament anschaut, etwa die Anthropologie des Alten Testaments – also die Lehre über den Menschen. Dabei werden alle Stellen betrachtet, die sich auf das Herz oder die Seele des Menschen beziehen, aber nur im Alten Testament.
Die neutestamentliche Theologie beschäftigt sich mit Fragen wie: Was lehrt Paulus über Geld? Hier will man nur wissen, was Paulus zu diesem Thema sagt.
Die biblische Theologie wiederum erörtert zum Beispiel die Frage, wie sich die Vorstellung vom Gottesdienst vom Alten zum Neuen Testament entwickelt. Biblische Theologie sagt nicht einfach: „Wir machen lieber biblische Theologie als systematische.“ Sie ist eine eigene Disziplin, die das Alte und Neue Testament durchgeht und untersucht, wie sich ein Themenfeld verändert.
Wir feiern heute Gottesdienst anders als zu Beginn der Bibel, anders als zur Zeit der Stiftshütte, des Tempels oder der Synagogen. Der Gottesdienst verändert sich, und die biblische Theologie schaut sich diese Veränderungen an. Ein interessantes Buch ist zum Beispiel „Der Tempel aller Zeiten“, das alle Tempelbilder und Tempelbezüge in der Heiligen Schrift durchgeht und zeigt, wie sich das Thema Tempel vom Alten ins Neue Testament entfaltet.
Besonders zwischen biblischer und systematischer Theologie gibt es viele Überschneidungen, und die Unterscheidung ist nicht immer einfach. Wie kann man das am besten zusammenfassen? In der biblischen Theologie liest man zum Beispiel heils geschichtlich, was Altes und Neues Testament über den Messias, den Geist oder Gott sagt.
Mit diesem Ergebnis in der Hand nimmt der systematische Theologe all diese Daten, die der biblische Theologe herausgearbeitet hat, und bringt sie zusammen. Er fragt: Inwiefern gehören diese Aussagen zusammen? Wie können wir die verschiedenen Aussagen verbinden? Zum Beispiel, um die Frage der Dreieinigkeit zu beantworten.
Wenn der Muslim um die Ecke kommt und sagt: „Euer Jesus kann doch unmöglich Gott sein“, dann ist das keine Frage, die die Bibel eins zu eins beantwortet. Dafür muss man systematisch-theologisch denken. Man muss wissen, was die Bibel über Gott und den Messias entfaltet, um am Ende die Daten zusammenzunehmen und zu sagen: Aufgrund dieser Ergebnisse sagt die Bibel, dass Jesus Gott ist.
Okay, das war jetzt nicht die beste Formulierung. Ich hoffe, dass es in Laar etwas lauter war als hier in Emmendingen. Kommen wir weiter, wir sind ja noch bei der Definition.
Auch hier wieder die Anwendung auf das Leben: Begriffe wie Dreieinigkeit, Trinität, Inkarnation oder Gottheit Christi sind Vokabeln, die die Bibel nicht kennt. Manche Christen haben eine Aversion dagegen und fragen, warum wir über Dreieinigkeit sprechen, wenn die Bibel das gar nicht erwähnt.
Doch es ist zweckdienlich, die Informationen, die wir in der Bibel finden, mit einem Begriff zusammenzufassen, der das Konzept beschreibt. Dieser Begriff fasst zusammen, was wir in der Bibel gelesen haben. So müssen wir nicht immer alles wiederholen, sondern haben ein Stichwort, das uns daran erinnert, was die Bibel zu diesem Tatbestand sagt.
Natürlich finden wir nicht den Begriff „Dreieinigkeit“ direkt in der Bibel. Aber wir finden Aussagen wie: Es gibt nur einen Gott. Wir finden, dass der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist und der Heilige Geist Gott ist. Wie bringen wir das zusammen? Drei in Einigkeit. So entstand der Begriff „Trinität“, um diese komplexe Wahrheit in einem Wort zu fassen.
Manche fragen, wofür wir diese Lehrsätze brauchen. Sie entstehen, weil die Zeit Fragen an uns stellt, auf die wir reagieren müssen. Die Dreieinigkeitslehre zum Beispiel wurde nicht irgendwann später erfunden, sondern entstand aus einer Debatte. Christen mussten mit der Bibel in der Hand auf die Frage antworten: Wer ist Jesus Christus? Daraufhin kamen sie zu der Überzeugung, dass Jesus Gott ist.
Sie schauten genauer hin, was die ganze Bibel über Gott sagt, und kamen zur Schlussfolgerung: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind gemeinsam Gott, ein Gott in drei Personen. Das ist komplex, aber es beantwortet eine Frage der Zeit.
Auch heute leben wir in einer Zeit, in der gewisse Selbstverständlichkeiten im christlichen Abendland schwinden. Neue Fragen werden an uns gestellt, und wir müssen antworten. Wenn jemand fragt, was die Bibel zu LGBTQ sagt, kann man nicht einfach einen einzelnen Vers zitieren. Man muss frisch in die Bibel gehen und sich dem Thema stellen.
Was sagt die Bibel über Abtreibung? Ich habe dazu eine Position, aber woher kommt die eigentlich? Diese Position ist im besten Fall systematisch-theologisch begründet, weil ich die Bibel kenne und weiß, was sie über das Leben, den Wert eines Menschen und den Beginn des Menschseins sagt. Daraus ergibt sich meine Haltung zum Thema Abtreibung.
Lehrsätze entstehen also immer aus den Fragen der Gegenwart. Und in Zukunft werden noch spannende Lehrfragen auf uns zukommen.
Drittens: systematische Theologie und schlecht organisierte Theologie.
3. Systematische Theologie und schlecht organisierte Theologie
Wayne Grudem schreibt, dass, wenn wir diese Definition der systematischen Theologie verwenden, deutlich wird, dass die meisten Christen tatsächlich viele Male in der Woche systematische Theologie betreiben oder zumindest systematisch theologische Aussagen treffen.
Beispiele dafür sind Aussagen wie: Die Bibel sagt, dass jeder, der an Jesus Christus glaubt, gerettet werden wird; die Bibel sagt, dass Jesus Christus der einzige Weg zu Gott ist; die Bibel sagt, dass Jesus wiederkommen wird. All dies sind Zusammenfassungen dessen, was die Bibel lehrt. Und als solche sind sie systematisch theologische Aussagen.
Tatsächlich betreibt ein Christ jedes Mal, wenn er etwas über die Lehraussage der ganzen Bibel sagt, nach unserer Definition im gewissen Sinne systematische Theologie. Wenn jemand also so denkt, war er schon immer systematischer Theologe, indem er über verschiedene Themen nachdenkt und die Frage beantwortet: Was lehrt die ganze Bibel uns heute?
Dennoch unterscheidet sich das, was wir jetzt machen – das Studium der systematischen Theologie – von unserer Alltagssystematischen Theologie. In einem Studium der systematischen Theologie, dem man sich überhaupt widmet, wird sichergestellt, dass man in seinen Überlegungen zu einer notwendigen Ausgewogenheit kommt.
Jeder hat bestimmte Präferenzen, Bibelverse, die ihm besonders wichtig sind. Dann kommt ein Thema auf, und man sagt: Das ist meine Überzeugung zu diesem Thema, und ich habe drei Bibelverse, die mich darin stützen. Gute Bibelverse sind ja auch Wort Gottes.
Aber wenn man bei der Alltagstheologie bleibt und sich nicht Gedanken über die ganze Breite gemacht hat, kann es sein, dass man eine gewisse Unwucht im Denken hat und Dinge priorisiert, während gleichzeitig andere Aspekte vergessen werden. Das kann daran liegen, dass sie einem einfach nicht in den Sinn gekommen sind oder man nicht gelehrt wurde, dass es auch diese Facetten bei diesem Thema gibt, das gerade besprochen wird.
Zum Beispiel beim Thema: Wer ist Jesus? Ist er Gott oder ist er Mensch? Die Antwort ist: Er ist beides. Wir brauchen diese Ausgewogenheit, indem wir systematisch theologisch arbeiten.
Oder das Thema: Ist Gott souverän? Lenkt er alles, plant er alles, macht er alles? Es gibt einige, die sehr stark an diese Lehre glauben, andere haben von dieser Lehre noch nie etwas gehört und sagen: Wir sind am Ende diejenigen, die alles entscheiden. Mein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden. Ich mache, wie ich will, und am Ende des Tages gilt das, wozu ich mich mit meinem freien Willen entschieden habe.
Die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen sind ein ganz, ganz heißes Eisen. Und ich verspreche, im Verlauf wird diese Debatte noch richtig, richtig hitzig. Aber ich brauche den gesamten Überblick, um eine ausgewogene, klare Aussage treffen zu können.
Das Ziel ist, Irrtümer zu vermeiden und auch falsche Lehren zu überwinden. Wenn ich nämlich falsche Gewichtungen habe, kann ich auch in falsche Lehren hineingeraten, weil mir einfach diese Ausgewogenheit, diese Balance fehlt.
Das Ziel ist auch, dass alle relevanten Bibelstellen fair behandelt werden, nicht nur meine Lieblingsbibelverse. Außerdem werden die eigenen Glaubensüberzeugungen herausgefordert.
Gehen wir weiter.
Doktrinen und ihre Bedeutung
Was sind Doktrinen? Grudem schreibt, eine Doktrin ist das, was die ganze Bibel uns heute über einen bestimmten Gegenstand lehrt. Er gliedert sein Buch in sieben Hauptabschnitte, die wir hier sehen. In der Gliederung finden sich jeweils noch Unterpunkte zu diesen Fragestellungen. Die Auswahl der Themen erfolgt, weil sie entweder selbst in der Bibel betont werden – deswegen spricht man darüber und trifft dann auch Aussagen – oder sie sind im Laufe der Geschichte entscheidend und wichtig gewesen für alle Christen zu allen Zeiten. Zudem sind sie für heutige Christen von Bedeutung.
Besonders wichtig: Ich habe hier ein falsches Zitat hineinkopiert, deswegen lese ich es jetzt mal so vor. Er schreibt zur dritten Kategorie, also zu den Themen, die uns heute besonders beschäftigen, Folgendes:
Zu den Beispielen in der dritten Kategorie gehören die Lehren von der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift, die Lehre von der Taufe im Heiligen Geist, die Lehre von Satan und den Dämonen mit besonderem Bezug auf geistliche Kampfführung, die Lehre von den Geistesgaben im neuntestamentlichen Zeitalter und die Lehre von der Erschaffung des Menschen als männlich und weiblich. Diese wird in Beziehung zum Verständnis der heutzutage für Männer und Frauen angemessenen Rollen gesetzt, wegen ihrer Relevanz für die heutige Situation.
Denn derartige Lehren wurden im vorliegenden Buch stärker betont als in den meisten traditionellen Lehrbüchern der systematischen Theologie. Früher musste man so ein Buch nicht schreiben über die Rolle zwischen Mann und Frau, weil es irgendwie einfach keine Frage gab. Ich sage nicht, dass früher alles besser war. Es ist auch gut, dass sich so manche Frage gestellt wurde und dass so manche Selbstverständlichkeit, die so manchen ins Auge gestochen ist, auch überwunden wurde. Aber gewisse Dinge wurden einfach gar nicht erfragt.
Heute müssen wir uns irgendwie mit Fragen auseinandersetzen wie: Gibt es jetzt zwei Geschlechter oder nicht? Ah, hier mein Pullover, ne? „God created the male and female.“ Ja, das muss ich jetzt noch argumentieren. Ach so, das hätte ich meinen Großvater gefragt, der hätte gesagt: „Junge, egal was du nimmst, nimm weniger davon.“ Ja, aber wenn du heute so antworten würdest, dann, im Moment mal, so kannst du das heute jemandem nicht sagen.
Warum? Weil wir in einer anderen Zeit leben und andere Selbstverständlichkeiten da sind. Wenn jemand mit so einer Frage zu mir kommt, werde ich ihm das nicht einfach so entgegenhalten, sondern ich verstehe, dass es eine gewaltige Irritation der Identitäten gibt und habe Mitleid mit dieser Person. Das heißt nicht, dass ich meine Theologie über Bord werfe, aber ich merke, ich muss mit einer großen Portion Empathie daherkommen und versuchen, einen Link aufzubauen zur Lebenswirklichkeit dieses Menschen und zur biblischen Aussage.
Das muss dann systematisch-theologisch unter anderem auch passieren. Denn es nutzt niemandem, einfach nur zu sagen: „Hier, das ist nur ein Satz und das war’s.“ Stattdessen muss man da richtig hineingehen. Das war früher vielleicht nicht ganz so entscheidend.
Wayne Grudem sagt in seiner biblischen Dogmatik, dass, wenn man sich gewisse Lehrgebäude anschaut, uns hier besonders die theologischen Doktrinen interessieren – in diesem Buch aber nicht die ethischen Doktrinen. Gerade eben habe ich doch stärker den Link zur Ethik aufgebaut. Was ist der Unterschied zwischen systematischer Theologie und christlicher Ethik?
Der Schwerpunkt der systematischen Theologie liegt auf dem, was Gott uns glauben und wissen beziehungsweise erkennen lassen will. Der Nachdruck in der christlichen Ethik liegt hingegen darauf, was Gott uns tun lassen will und welche Einstellung wir dabei nach seinem Willen haben sollen. Die Theologie bestimmt unser Denken und unsere Glaubenswirklichkeit, während die Ethik unser Leben und Handeln bestimmt.
Zum Beispiel sind Themen, die du in der Ethik aufarbeitest, nicht: Was ist Dreieinigkeit? Wie ist es mit Taufe, Abendmahl, was ist Kirche? All diese Fragen interessieren die Ethik nicht. In der Ethik geht es zum Beispiel um Ehe, Scheidung, Wiederheirat, Sexualität, Lügen, Wahrheit sagen, Stehlen, Abtreibung, Geburtenkontrolle, die Rolle des Staates – oh, die Corona-Zeit, das wäre ein spannendes Thema, ich flüchte nicht ganz schnell davon –, Kindererziehung, Todesstrafe, Krieg, Armenfürsorge und die Diskriminierung von Rassen.
Wayne Grudem wäre nicht Wayne Grudem, wenn er nicht dazu genau auch noch ein Werk geschrieben hätte, und zwar noch einmal so einen Schinken nur über christliche Ethik. Dort geht es dann um all diese Themen. Das gibt es leider nicht auf Deutsch. Da müssten wir schon gut zusammenlegen als Gemeinde, damit wir das übersetzt kriegen.
Aber wenn ihr alle hier schreit, dann werde ich überlegen, das in die Wege zu leiten. Das würde ich bestimmt hinkriegen. Also nicht, es selbst zu übersetzen, sondern einfach nur, es in die Wege zu leiten. Zumindest müssten wir dann andere dafür gewinnen.
Genau, also wir schauen uns eher Glaubenswahrheiten an in der nächsten Zeit und nicht die christliche Ethik. Wir können vielleicht mal hier und da einen Abstecher machen.
Grundannahmen und Motivation für das Theologiestudium
Einige Grundannahmen, die er an den Anfang stellt, finde ich etwas weniger entscheidend. Er schreibt zum Beispiel, seine Grundannahme sei, dass die Bibel wahr ist und dass Gott existiert. Das gibt mir schon eine Vorstellung davon, wohin seine Überlegungen führen.
Kommen wir nun zum letzten Roman. Ich höre etwas langsam zu. Übrigens ist das für mich auch neu: Etwas zu präsentieren, das ich selbst nicht so ausgearbeitet habe, sondern eher auf dem Buch basiert. Deshalb möge man mir vielleicht die eine oder andere Kinderkrankheit verzeihen. Das muss sich noch einspielen.
Warum sollten Christen Theologie studieren?
Warum sollten Christen Theologie studieren?
Und damit ist jetzt nicht die Universität gemeint, sondern das, was wir jetzt miteinander machen. Ich weiß, es ist heute noch nicht so einfach, aber lass uns richtig eine Lehre angehen. Zuerst bereiten wir den Boden vor.
Warum machen wir überhaupt Bibelstudium? Reicht es nicht einfach, seine Bibel zu lesen? Viele Generationen haben nur ihre Bibel gelesen und haben kein systematisches Bibelstudium betrieben. Warum sollte man das also tun?
Es geht übrigens nicht darum, sich seinen Heil zu verdienen, indem man systematische Theologie betreibt. Vielmehr stellt sich die Frage: Was ist der Nutzen, was ist der Vorteil für uns? Der Hauptgrund ist, dass – und ich stimme Wayne Grudem zu – Jesus gebetet hat, dass wir die Gläubigen lehren sollen.
In Matthäus 28,19-20 steht: "Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Denn siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt."
Unser Missionsbefehl ist also nicht nur evangelisieren. Natürlich ist das gut und notwendig, aber nur Seelen zu retten, ist nicht der ganze Missionsbefehl. Er endet nicht mit dem Taufwasser, wenn wir den alten Adam symbolisch niedergestreckt haben und er dann aus dem Wasser steigt und wir sagen: "So, jetzt ist es fertig." Wir sind ja immer noch hier. Der Missionsbefehl hört nicht auf.
Es geht weiter darum, tiefer in die Sendung Jesu einzutauchen und besser zu verstehen, was Jesus gesagt hat und was er weitergegeben hat. Das bedeutet neben dem Evangelisieren auch das Lehren. Das tun wir in den unterschiedlichen Kontexten, in denen wir leben. Wir erzählen von Gott und davon, was Gott zu bestimmten Themen zu sagen hat.
Das ist unsere Aufgabe. Du machst das in der Kinderstunde, im Hauskreis oder wenn du in einer Band bist und Lieder singst, die Wahrheiten über Gott vermitteln. Wayne Grudem schreibt, dass es notwendig ist, alle Bibelstellen zu einem bestimmten Thema zu sammeln und zusammenzufassen, um uns selbst und andere effektiv lehren zu können, was die ganze Bibel sagt.
In unserem Leben haben wir einfach nicht genügend Zeit, jedes Mal, wenn eine lehrmäßige Frage auftaucht, die ganze Bibel nach einer Antwort zu durchsuchen. Stell dir das mal vor: Du hast eine spezifische Frage, zum Beispiel zum ersten Buch Mose, und liest von vorne bis hinten. Dabei findest du nicht viele Antworten, einige gibt es nur auf den letzten Seiten. Du müsstest also sehr lange lesen, um die Antwort zu finden.
Besser ist es, wenn man gelernt hat, systematisch theologisch zu arbeiten. Man weiß, welche Passagen relevant sind, holt sie heraus, studiert sie, eigent sich das Wissen an und ist dann in der Lage, aus dem Gesamtbild eine konsistente Antwort zu finden.
Systematische Theologie befähigt uns also, den Missionsbefehl zu erfüllen und andere effektiv zu lehren, was die Bibel zu sagen hat. Natürlich reicht es nicht, einfach nur seine Bibel zu lesen. Wir sind alle systematische Theologen, wie vorhin gesagt, aber es macht Sinn und hilft uns, wenn wir das für uns selbst einmal sortieren: Wo gehört eigentlich was hin? Was gehört zusammen?
Der zweite Punkt ist der Nutzen für unser Leben. Wenn wir so arbeiten, dass wir uns einen Überblick zu einem bestimmten Thema verschaffen, hilft uns das, biblischer zu denken und falsche Vorstellungen zu überwinden.
Es gibt Bibelinhalte, die für uns schwer verdaulich sind und manchmal nicht annehmbar erscheinen. "Das kann nicht wahr sein." Manchmal überzeugt uns erst das, wie Wayne Grudem sagt, das gesamte Gewicht der Lehre der Bibel, damit wir umdenken.
Eine sehr schöne Formulierung. Manchmal kommt jemand mit einem Vers um die Ecke und bringt dein Glaubenssystem ins Wanken. Du denkst: "Was? Nein!" Dann fängst du an zu arbeiten und sagst: "Okay, mit dieser Thematik beschäftige ich mich hier, dort, da." Dabei merkst du, dass es überall in der Bibel zu finden ist. Daran kommt man nicht mehr vorbei.
Kennt jemand so etwas? Hat jemand schon mal Bibel in der Woche gelesen und dabei so eine Herausforderung erlebt? Dann merkst du, wie dich das herausfordert. Challenge! Manchmal drückt es dich richtig an die Wand. Will ich an meiner Überzeugung festhalten oder bin ich bereit, meine Waffen niederzulegen?
Das ist manchmal nicht so einfach. Biblische Wahrheiten sind hart. Sie sind hart für unser Ego, hart für unseren Stolz und hart für unsere Traditionen, die jeder von uns hat – egal, ob du auf der baptistischen Seite bist, der pfingstlichen Seite oder bei den Presbyterianern. Jeder hat seine Traditionen und Festlegungen.
Wer gelernt hat, systematisch theologisch zu denken, ist auch fähig, zukünftige Lehrfragen zu beantworten, die noch kommen werden. Es ist gut, wenn wir uns darin trainieren, immer im Gesamtüberblick der Schrift miteinander zu denken.
Wenn dann Fragen kommen, die wir uns jetzt noch gar nicht ausdenken können, bist du nicht einfach abhängig von deinem Pastor und fragst dich: "Was wird der dazu sagen?" und hoffst, dass das schon richtig ist. Du bist trainiert und geübt in deiner Bibel und weißt, wie man anfängt, die Dinge zueinander zu bringen.
Das Studium biblischer Lehre wird uns helfen, reifere Christen zu werden. Ich habe den Bibelvers jetzt nicht abgedruckt, aber in 1. Timotheus 4,6 lesen wir, wie Paulus zu seinem jüngeren Nachfolger Timotheus sagt: "Wenn du dies den Brüdern vorstellst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, der sich nähert durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du gefolgt bist."
Wir werden vorbildlich auch für andere und wachsen in unserem Glauben. Wenn das nicht passiert, wenn wir nicht in Vertrauen und Gehorsam zu Gott durch das Studium der Schrift wachsen, dann liegt ein Fehler im Studieren. Dann haben wir einen Fehler in der Art und Weise, wie wir studieren und uns dem Wort Gottes nähern. Das sollte nicht auf eine fragwürdige Art und Weise geschehen oder oberflächlich bleiben.
Einwände gegen das Studium der systematischen Theologie
In seiner Einheit geht er noch auf zwei Einwände ein, die gegen das Studium der systematischen Theologie vorgebracht werden.
Der erste Einwand lautet, dass die Schlussfolgerungen zu schön sind, um wahr zu sein. Man wirft den Theologen vor, sich alles so zurechtzulegen, dass es nicht wirklich der Realität entspricht. Es könne nicht sein, dass alles wie ein stimmiges Puzzle zusammenpasst.
Dieser Einwand kommt häufig von eher progressiven, liberalen Kräften, die behaupten, die Bibel sei kein göttliches Produkt, sondern lediglich ein Menschenwort. Menschen widersprechen sich, und wenn man die Bibel lese, müsse man mit vielen Widersprüchen rechnen. Es könne keine einheitliche Stimme geben.
Der Satz „Die Bibel sagt es schon in sich verkehrt“ bringt diese Sichtweise auf den Punkt. Besonders in diesem Buch wird sich in einem Kapitel damit auseinandergesetzt, wie man mit sogenannten Irrtümern und Widersprüchen in der Bibel umgeht und wie darauf geantwortet werden kann.
Der zweite Einwand gegen die systematische Theologie ist, dass die Auswahl der Themen die Schlussfolgerungen diktiert. Der Vorwurf lautet, dass das Denken bereits beeinflusst wird, wenn man eine bestimmte Auswahl an Themen festlegt. Derjenige, der die Themen bestimmt, übe dadurch Einfluss darauf aus, was man denken soll und was nicht.
Die Frage wird gestellt: Warum nicht einfach bei den Themen bleiben, die die biblischen Autoren selbst festgelegt haben? Warum nicht bei der biblischen Theologie bleiben und nicht über Fragen reden, die die Bibel gar nicht stellt?
Dieses Argument verfängt bei einigen schnell. Es gibt auch Diskussionen darüber, warum zum Beispiel das Thema Dreieinigkeit so wichtig genommen wird. Die Bibel rede doch gar nicht so viel darüber – was soll das Ganze also?
Wayne Grudem bringt das ziemlich gut auf den Punkt. Er sagt, die Alternative wäre, dass jeder einfach irgendetwas denkt, was er will. Das würde das Denken dem Individuum überlassen.
Oder man sagt: Bevor ich einfach irgendetwas denke, setze ich mich hin und mache meine Hausaufgaben, denn die Fragen kommen. Wenn man mit Menschen konfrontiert ist, die Fragen zum Glauben stellen, wollen sie eine Antwort.
Man kann dann sagen: „Ja, diese Frage wird in der Bibel nicht eins zu eins so beantwortet.“ Aber man sollte nicht sagen: „Hast du dazu nichts zu sagen?“ Stattdessen kann man sagen: „Ich denke das. Ah, okay, du hast Gedanken dazu. Warum? Woher kommen sie?“
Sie kommen durch die Informationen, die man hat. Es ist gut, offen zu legen, auf welcher Grundlage man zu seiner Überzeugung und zu seinen Annahmen gelangt ist.
Empfehlungen zum Studium der systematischen Theologie
Kommen wir zum Schluss. Das gehen wir jetzt nur schnell durch.
Wie sollten Christen systematische Theologie studieren? Das ist ein sehr schöner Punkt. Ich mache die ersten zwei und erwähne die anderen nur. Die ersten zwei sind vielleicht nicht die wichtigsten.
In dem Zitat – das Zitat überspringe ich hier – geht es Wayne Grim darum, dass, wenn wir tiefere Erkenntnis darüber bekommen wollen, wer Gott ist und was er von uns möchte, es wichtig ist, nicht zu vergessen, dass wir abhängig sind vom Heiligen Geist. Der geistliche Erkennungsprozess ist nun mal geistlicher Natur und keine natürliche Art. Es ist nicht einfach eine intellektuelle Disziplin.
Du kannst natürlich mit Theologen an einem Tisch sitzen, und sie können dir viel erzählen. Aber sie können gottlos bis ins Mark sein. Das hat überhaupt keine transformative Kraft, und sie werden auch nie überführt werden von dem, was sie in der Schrift lesen. Ihnen bleiben gewisse Wahrheiten verborgen, weil sie versuchen, mit ihrem Denken die Bibel irgendwie in den Griff zu bekommen.
Psalm 119, Vers 18 sagt es so schön: „Öffne meine Augen, damit ich sehe die Wunder aus deinem Gesetz.“ Öffne das, ich kann es sonst nicht sehen. Du musst mir Erleuchtung geben für deine Offenbarung.
Paulus sagt in 1. Korinther 2, Vers 14: „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Wort ist; denn es ist ihm eine Torheit, er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“
Wenn wir uns diesen Themen nähern, geht es also nicht darum, uns auf kluge Köpfe oder unsere eigene Raffinesse zu verlassen. Vielmehr sollen wir betend zu Gott kommen und ihn bitten, dass er uns hilft, zu verstehen und zu erkennen, was er uns sagen möchte.
Was vielleicht genauso wichtig ist, ist der zweite Punkt: Wir sollten systematische Theologie mit Demut studieren. Demut ist besonders notwendig, wenn wir in der Erkenntnis wachsen möchten. Erkenntnis ohne Liebe wird dazu führen, dass wir überheblich werden.
Das, was wir jetzt machen, ist gefährlich. Mehr zu forschen, mehr zu erkennen, mehr Predigten zu hören – das kann sehr gefährlich sein. Wenn das Studieren zu einem Selbstläufer wird, kann es zu einem Götzen werden, von dem du deinen Selbstwert definierst. Dann läufst du wie ein aufgeblähter Sack in der Christenheit herum, du weißt alles, du hast alles erkannt.
Petrus sagt: „Alle aber umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“
Grudens schreibt dazu: Diejenigen, die systematische Theologie studieren, werden viele Dinge über die Lehren der Heiligen Schrift erfahren, die vielleicht anderen Christen in ihren Kirchen oder Verwandten, die älter im Herrn sind, weniger oder gar nicht bekannt sind. Sie mögen auch merken, dass sie Dinge über die Heilige Schrift verstehen, die einige ihrer Amtsträger in der Kirche nicht verstehen oder die sogar ihr Pastor vielleicht vergessen oder nie besonders gut gelernt haben.
Das ist ein ganz, ganz, ganz gefährliches Gebiet. Ich betone das deswegen, weil ich in diese Falle getappt bin. Lange ist das her, in einem vorherigen Leben. Ich bin eingeschlafen und aufgewacht in der Gier, mehr zu verstehen, mehr zu erkennen, um Debatten zu gewinnen und Recht zu behalten.
Aber natürlich nicht mit dem Motiv: „Ich möchte Debatten gewinnen.“ Sondern: „Mir geht es doch nur um die Wahrheit.“ Nein, es geht dir um dein verdammtes Ego. Wenn wir Debatten gewinnen, dann verlieren wir einen Bruder. Und das darf nicht der Grund sein, warum wir uns mit diesem Themengebiet beschäftigen.
Ich verspreche dir: Wenn du diesen Weg gehst, werden dir manche Lampen aufgehen, manche Sonnen werden bei dir aufgehen. Das habe ich noch nie gehört, das hat mir noch nie jemand gesagt und niemand sonst.
Ich weiß, das ist ein gefährlicher Moment. Wenn man jedoch das Gebet kultiviert und sich in Demut der Erkenntnis Gottes nähert, ist das der richtige Weg.
Außerdem sagt er, wir sollen mit Vernunft studieren. Es ist nicht falsch, menschliche Logik anzuwenden, um unseren Glauben zu festigen. Es ist nicht falsch, mit Schlussfolgerungen und Vernunftsargumenten zu arbeiten. Das macht Jesus auch. Man argumentiert auch mit der Schrift.
Nächster Punkt, viertens: Wir haben es gleich geschafft. Wir sollten systematische Theologie mit der Hilfe von anderen studieren. Deshalb ist es gut, dass wir zusammen sind und das nicht allein für uns machen. So erfahren wir auch Ergänzung im Leib Christi.
Wir sollten systematische Theologie studieren, indem wir alle relevanten Bibelstellen zu jedem Thema sammeln und zu verstehen versuchen. Das werden wir in den nächsten Einheiten tun: Wir werden zu einem Thema alles zusammenkratzen und schauen, was die Bibel sagt.
Und das ist, glaube ich, der letzte Punkt: Wir sollten systematische Theologie – das ist wieder ein typischer Kudel – mit Freude und Lobpreis studieren. Das liebe ich.
Es geht nicht nur um Theorie und Intellektualismus, sondern es muss auch um Leidenschaft gehen. Psalm 139, Vers 17 sagt: „Für mich aber, wie kostbar sind deine Gedanken, Gott! Wie gewaltig sind ihre Sünden!“
Und dann in Römer 11 ein besonderes Wort, das auch in der Dogmatik steht – ein Lobpreis-Ausdruck von Paulus, der gerade in Römer 9 bis 11 so tief theologisch gearbeitet hat, dass man denkt: „Paulus ist mal ein bisschen zu tief, ich komme nicht hinterher.“ Aber sein Resümee ist: „Preist den Herrn, wie tief ist seine Weisheit!“ Er freut sich über das, was er in Gott erkannt hat, auch wenn er es noch nicht vollständig verstanden hat. Genau!