Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 231: Vom falschen Sorgen, Teil 2.
Zweifel und Fragen im Glauben an Gottes Fürsorge
Wir befinden uns in der Bergpredigt und haben uns in der letzten Episode damit beschäftigt, dass Gott uns das Sorgen verbietet. „Seid nicht besorgt um euer Leben.“ Die Begründung dafür lautet: Gott kümmert sich um die Vögel, er sorgt für die Lilien, und deshalb wird er sich auch um dich kümmern.
So weit, so gut – und irgendwie auch tröstlich. Aber zugleich wirkt es auch lebensfremd. Zumindest geht es mir so, wenn ich das lese. Ich habe den Eindruck, dass hier etwas nicht stimmt. Dieses Gefühl entsteht besonders, wenn ich Missionsberichte lese – und zwar nicht die von Missionaren, die es geschafft haben und alt geworden sind, sondern von denen, die vorher gestorben sind.
Hier ein Beispiel: Am 5. Dezember 1850 landete der Missionar Gardiner mit sechs weiteren Begleitern auf der Feuerlandinsel, um dort das Evangelium zu verbreiten. Doch die Ureinwohner erlaubten ihnen nicht, ihr schmales Boot zu verlassen, um Nahrung zu suchen oder zu evangelisieren. Die kleine Gruppe wartete auf Nachschub durch ein Schiff, doch dieser kam zu spät. Alle Missionare verhungerten.
Wie kann es sein, dass hier Menschen, die ganz offensichtlich zuerst nach Gottes Reich trachten, alles aufs Spiel setzen und am Ende erleben müssen, dass Gott sie nicht versorgt? Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige, der sich solche Fragen stellt.
Und um das gleich zu Beginn zu sagen: Es sind genau solche Fragen, die meinen Glauben stark gemacht haben. Weit davon entfernt, Zweifel zu schüren, finde ich es wichtig, richtig und lehrreich, wenn wir alle Fragen stellen, die sich uns aufdrängen.
Ich möchte deshalb Mut machen, Fragen zu stellen und gute biblische Antworten zu suchen. Es lohnt sich wirklich.
Der Kontext der Bergpredigt verstehen
Zurück zu unserer Frage: Wie kann es sein, dass hier Menschen ganz offensichtlich zuerst nach Gottes Reich trachten, alles aufs Spiel setzen und am Ende erleben müssen, dass Gott sie nicht versorgt? Hat Jesus bei der Sache mit den Vögeln und den Lilien vielleicht ein wenig übertrieben?
Die Antwort darauf ist etwas vielschichtiger als ein simples Ja oder Nein. Das ist übrigens häufig bei Antworten auf Lebensfragen so. Wenn wir also die Frage beantworten wollen, warum es sein kann, dass Missionare verhungern, müssen wir uns zuerst den Kontext anschauen.
Über welches Thema redet der Herr Jesus in Matthäus 6? Er redet über Sorgen. Genauer gesagt, spricht er darüber, warum es falsch ist, sich über die Zukunft zu zersorgen. Im Blick auf dieses falsche Zersorgen gibt der Herr Jesus die Antwort mit den Lilien und den Vögeln.
Wir haben unsere Zukunft nicht in der Hand und sollen auch nicht so tun, als ob. Wir sollen auf keinen Fall glauben, dass viel Besitz uns eine Sicherheit gibt, die wir bei Gott nicht finden würden. Das ist der Kontext.
Mehr Sicherheit, als Gott sie uns geben kann und geben will, wenn wir zuerst nach seinem Reich trachten, gibt es nicht.
Die Realität des Lebens und die Grenzen des Vertrauens
Aber hier kommt wieder so ein „Aber“, bei dem man genau hinhören muss: Jesus verspricht seinen Zuhörern nicht, dass ihr Leben einfach wird, wenn sie nur Gott vertrauen.
Er erklärt, warum man sich nicht sorgen soll und warum die Liebe zum Mammon falsch ist. Doch Jesus verheißt seinen Zuhörern kein sorgenfreies Leben, wenn sie Gott dienen. Ich hoffe, das wird klar.
Wir dürfen die beiden Themen nicht miteinander vermischen: Erstens, warum es falsch ist, sich über die Zukunft Sorgen zu machen, und zweitens, was wir als Christen grundsätzlich vom Leben erwarten können.
In Matthäus 6 geht es nur um das erste Thema: Warum ist es falsch, sich über die Zukunft zu sorgen? Aber natürlich ist Jesus auch im Blick auf das zweite Thema völlig klar. Nur spricht er darüber nicht in Matthäus 6.
An anderer Stelle sagt er, dass wir in der Welt Angst haben werden, dass Familien sich wegen Glaubensdingen entzweien, dass wir ein Kreuz auf uns nehmen und unser Leben verlieren müssen, dass seine Jünger gehasst, verfolgt und sogar getötet werden.
Klingt das nach „Alles wird gut“? Natürlich nicht.
Deshalb hoffe ich, dass wir verstehen, wie es sein kann, dass die Antwort auf alle sorgenvollen Gedanken in uns, wenn wir anfangen zu denken, wir seien allein für unsere Zukunft verantwortlich – und zwar nicht in Form von gesunder Vorsorge, sondern als echte Angst vor dem, was kommt –, so wichtig ist.
Diese Angst bringt uns dazu, Schätze auf der Erde zu sammeln. Wenn diese Angst uns beherrscht und unser Denken sich viel zu sehr um Themen wie Wohlstand, Besitz, Aktienkurse oder die Sicherheit des Jobs dreht, dann brauchen wir den beruhigenden Blick auf die Spatzen auf dem Balkon.
Gott kümmert sich um sie – und er wird sich auch um uns kümmern.
Leid und Glauben in der Nachfolge Christi
Aber wenn es um die Frage geht, was wir vom Leben erwarten dürfen, dann müssen wir ganz klar festhalten, was Paulus den jungen Gläubigen am Ende der ersten Missionsreise ins Stammbuch schreibt.
In Apostelgeschichte 14,22 heißt es: Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren. Sie sagten, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen.
Paulus hat ihnen das nicht nur gepredigt, er hat es selbst durchgemacht. Er schreibt an die Korinther, im 2. Korintherbrief 11,23-27:
„In Mühen umso mehr, in Gefängnissen umso mehr, in Schlägen übermäßig, in Todesgefahren oft. Von Juden habe ich fünfmal vierzig Schläge weniger einen bekommen, dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden. Dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht habe ich in Seenot zugebracht, oft auf Reisen, in Gefahren von Flüssen, in Gefahren von Räubern, in Gefahren von meinem Volk, in Gefahren von den Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern, in Mühe und Beschwerde, in Wachen oft, in Hunger und Durst, in Fasten, oft in Kälte und Blöße.“
Das ist die Realität von Dienern Gottes. Wir leben in einer nichtigen Welt. Das Evangelium steckt in irdenen Gefäßen, also in zerbrechlichen Körpern. Und irgendwie ist genau das Gottes Plan.
Er will, dass seine Kraft in unserer Schwachheit zur Vollendung kommt.
Gottes Begleitung im Leid und die Haltung der Nachfolge
Und wir dürfen davon ausgehen, dass wir auf dem Weg der Nachfolge erleben, wie Gott als Coach unseren Glauben prüft, wie er als Vater uns erzieht und wie er als Retter uns mitleiden lässt. Leid wird für uns als Christen in diesem Leben eine normale Erfahrung sein. Dazu gehört auch Leid in Form von Hunger und Durst, wie wir bei Paulus gelesen haben.
Trotzdem brauchen wir uns nicht zu sorgen. Wir sollten dieses Leben einfach nicht zu ernst nehmen. Es ist ein Leben, in dem wir uns bewähren dürfen, wachsen können und das Evangelium vorleben sollen.
Lasst uns entspannt schauen, wohin Gott uns führt und welches Leid er uns zumutet. Er weiß genau, warum dieses Leid nötig ist, und er wird uns für dieses Leid belohnen. Mehr brauchen wir nicht zu wissen.
Dann können wir hungrig in einem Boot an der Küste von Feuerland sitzen und langsam verhungern, während wir in unser Tagebuch schreiben. Zitat Gardiner: „Arm und schwach wie wir sind, so ist doch das Boot ein Betel für unsere Seelen, denn wir fühlen und wir wissen, dass Gott hier ist. Schlafend oder wachend bin ich, mehr als ich es aussprechen kann, glücklich. Groß und wunderbar ist die Güte meines gnädigen Gottes zu mir. Ich hungere und dürste nicht, obwohl ich schon fünf Tage lang nichts gegessen habe.“
Wir merken: Kommt das Leid, kommt die Gnade, und mit ihr kommt Gott selbst. Er ist unser größter Segen mitten im Leid.
Du könntest dir Fragen aufschreiben, die deinen Glauben belasten, und dich auf die Suche nach Antworten machen. Es gibt sie.
Das war’s für heute. Wenn du Fehler in der Aufnahme oder im Skript findest, melde dich bitte. Ich freue mich darüber.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.