Persönliche Begegnung mit dem Thema Besitz und Zehnt
Vor gut 15 Jahren hatte ich für eine kurze Zeit einen jungen Mann bei mir wohnen. Er war frisch zum Glauben gekommen und hatte viele Fragen.
Ich werde nie vergessen, wie wir an einem Samstagmorgen zusammen auf meiner Terrasse etwas taten. Dabei fragte er mich: „Sag mal, Matthias, was hat es eigentlich mit dem Zehnten auf sich?“
Ich erklärte ihm, dass der Zehnte ein biblisches Konzept sei. Gott habe im Alten Testament seinem Volk gesagt, dass die ersten zehn Prozent von allem ihm gehören. Dieses Prinzip werde auch heute noch von vielen Christen so gelebt, dass sie zehn Prozent ihres Einkommens spenden. Sie sagen damit, der erste Teil gehöre Gott.
Daraufhin wandte er sich mir zu und sagte voller Begeisterung: „Sag mal, Matthias, wenn ich das richtig verstehe, dann ist doch alles, was ich habe, letztendlich mir von Gott gegeben, oder? Und du sagst mir, ich darf satte neunzig Prozent für mich behalten.“
Dabei war ihm klar, dass auch diese neunzig Prozent so eingesetzt werden sollten, dass sie Gott ehren.
Ich habe dieses Gespräch nie vergessen. Es hat mich total begeistert, weil mir deutlich wurde, dass dieser ganz junge Christ sorgfältiger und biblischer über Besitz nachdachte, als es viele Christen oftmals tun.
Ja, auch ich selbst muss eingestehen, dass ich dieses Denken nicht immer zuerst an den Tag lege, wenn ich über Besitz nachdenke.
Wie ist das bei dir? Wie siehst du deinen Besitz? Welche Rolle spielt Geld, spielen materielle Dinge in deinem Leben?
Hat der schnöde Marmon – das Wort „Marmon“ kommt übrigens aus der biblischen Sprache, dem Aramäischen, der Sprache, die Jesus gesprochen hat – also hat dieser schnöde Marmon in deinem Leben das Potenzial, zu einem Götzen zu werden?
Einführung in das Gleichnis und die Predigtserie
Mit dieser Frage konfrontiert Jesus uns in unserem heutigen Predigttext. Wir setzen die Predigtserie durch das Lukasevangelium fort und kommen zu Kapitel 16, den ersten 13 Versen.
Letzte Woche haben wir drei Gleichnisse gehört, die Jesus seinen Kritikern sagte. Dabei waren Pharisäer und Schriftgelehrte, die keine Freude daran hatten, dass Jesus zu Menschen ging, die sie als Sünder betrachteten. Es waren Zöllner und Sünder, und sie meinten, dorthin solle Jesus nicht gehen.
Jesus machte durch diese drei Gleichnisse deutlich, dass er gekommen ist, um zu suchen und zu finden, was verloren ist. Wir sollten uns darüber freuen, dass er diese Mission hat und ausführt.
Nun, zu Beginn von Kapitel 16, lesen wir von einem weiteren Gleichnis. Mit diesem Gleichnis wendet sich Jesus jedoch nicht an seine Kritiker, sondern an seine Jünger – an Menschen wie dich und mich, die Jesus Christus nachfolgen.
So möchte ich beten, dass wir diese Worte ganz persönlich aufnehmen, auf uns wirken lassen und lernen, was Jesus uns durch dieses zugegebenermaßen komplizierte, seltsame Gleichnis sagen möchte.
Gebet zur Vorbereitung auf das Wort Gottes
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Wir danken dir, dass du zu uns sprichst.
Wir danken dir, dass du dich nicht gescheut hast, auch die Dinge anzusprechen, die Menschen vielleicht zurückschrecken lassen.
Ich möchte beten, dass du uns bereit machst, nicht zuzumachen, nicht zurückzuschrecken und uns nicht zu verteidigen, sondern dein Wort auf uns wirken zu lassen.
Danke, dass du zu uns sprichst, weil du uns liebst. Du bist der liebende Hirte, der gekommen ist, um zu suchen und zu finden, was verloren ist. Du bist der Retter.
So wollen wir erkennen, dass du uns auch durch dieses Gleichnis freisetzen willst – freisetzen zu einem wahrhaft gesegneten Leben hier und für alle Ewigkeit. Amen.
Das Gleichnis vom untreuen Verwalter (Lukas 16,1-8)
Ich möchte uns das Gleichnis vorlesen. Wir finden es in Lukas 16,1-13. Genauer gesagt sind die ersten acht Verse das Gleichnis selbst, und diese wollen wir zuerst betrachten.
Jesus sprach zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter. Dieser wurde bei ihm beschuldigt, seinen Besitz zu verschleudern. Daraufhin ließ der reiche Mann den Verwalter rufen und sprach zu ihm: „Was höre ich da von dir? Rechenschaft über deine Verwaltung! Denn du kannst von jetzt an nicht mehr Verwalter sein.“
Der Verwalter dachte bei sich: „Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt weg. Graben kann ich nicht, und ich schäme mich zu betteln. Ich weiß, was ich tun will, damit man mich aufnimmt, wenn ich von meinem Amt abgesetzt werde.“
Dann rief er die Schuldner seines Herrn zu sich, einen nach dem anderen, und fragte den ersten: „Wie viel schuldest du meinem Herrn?“ Er antwortete: „Hundert Eimer Öl.“ Da sagte der Verwalter zu ihm: „Nimm deinen Schuldschein und schreib fünfzig.“
Anschließend fragte er den zweiten: „Und du, wie viel schuldest du?“ Er antwortete: „Hundert Sack Weizen.“ Darauf sagte der Verwalter zu ihm: „Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig.“
So handelte der ungetreue Verwalter, weil er klug vorgegangen war.
Analyse des Gleichnisses: Zwei Teile und ihre Bedeutung
Was für ein seltsames Gleichnis. Was will Jesus uns hier sagen?
Ich denke, wir werden dieses Gleichnis besser verstehen, wenn wir sorgfältig hinschauen. Dann ist es vielleicht gar nicht mehr so kompliziert. Lassen Sie uns also bedenken, was hier genau geschieht.
Das Gleichnis besteht aus zwei Teilen.
Zuerst spricht Jesus darüber, dass ein Verwalter und ein reicher Mann miteinander in einen Konflikt geraten, weil der Verwalter nicht treu handelt. Im zweiten Teil sehen wir, wie der Verwalter reagiert, nachdem er merkt, dass seine Zeit im Hause des Herrn zu Ende gehen wird. Dafür erhält er Lob.
Wir sehen also jeweils einen Verwalter, der handelt, und einen Herrn, der das beurteilt. Es geht jeweils um den anvertrauten Besitz, mit dem der Verwalter etwas tut. Dabei wird einmal etwas gelobt und einmal etwas verurteilt.
Durch beides dürfen wir etwas lernen.
Der untreue Verwalter und seine kluge Vorsorge
Lasst uns also zuerst die ersten zwei Verse betrachten. Hier sehen wir, dass der Verwalter untreu geworden ist. Er hat den Besitz seines Herrn verschleudert, wie es hier heißt, anstatt gut mit dem Besitz umzugehen.
Als Verwalter ist es seine Aufgabe, den Besitz zu mehren und gut auf das zu achten, was dem Herrn gehört. Genau das hat er jedoch nicht getan. Er verschleudert den Besitz seines Herrn, und das wird offensichtlich. Das hat nun ernste Konsequenzen für den Verwalter: Er würde seinen Job verlieren. So heißt es hier am Ende von Vers 2: „Du kannst hinfort nicht verwaltet sein.“
Bis hierhin ist das Gleichnis relativ gut zu verstehen. Wir sehen, dass untreue Verwaltung ernste Konsequenzen hat. Aber Jesus hört hier nicht auf, das Gleichnis geht weiter – ja, es nimmt erst richtig Fahrt auf.
Wir sehen, dass der Verwalter nicht kapituliert, sondern anfängt zu überlegen, was er tun soll. So lesen wir hier in Vers 3: „Der Verwalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun?“ Ihm wird klar, dass er ein riesiges Problem hat. Wer würde ihm jetzt noch eine Anstellung als Verwalter geben? Mit so einem Eintrag in der Personalakte ist die Geschichte vorbei, da bekommt man keinen Job mehr.
Er überlegt jetzt, welche Optionen er noch hat, wenn er nicht mehr Verwalter sein kann. Da sagt er ja hier: „Nimm mir mein Amt, graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln.“ Das wären die beiden typischen Optionen in der damaligen Zeit gewesen. Die allermeisten Menschen damals arbeiteten mit ihren Händen. Körperliche Arbeit war der normale Weg, sich sein Einkommen zu verdienen. Er hatte eine privilegierte Position als Verwalter gehabt, doch das war vorbei.
Aber jetzt stellt er fest, dass er diese körperliche Arbeit nicht tun kann – warum auch immer, vielleicht war er körperlich gehandicapt. Die andere Option waren die Bettler, die auf Almosen angewiesen waren. Doch auch das war für den Verwalter keine Option. Er hatte bisher wahrscheinlich ein sehr gutes Leben geführt. Verwalter war eine angesehene Position, er war gut situiert und viel zu stolz, um jetzt um Almosen zu betteln.
Dann kommt ihm der rettende Gedanke. In Vers 4 heißt es: „Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde.“ Er würde also die Zeit nutzen, die er noch hat.
Der Verwalter war ja zur Rechenschaft gerufen worden. Er sollte wahrscheinlich die Amtsgeschäfte geordnet übergeben. Es sollte noch einmal überprüft werden, ob er wirklich so untreu gewesen war. Das stellt er hier nie in Frage. Für ihn ist klar: Sein Job ist vorbei.
Aber noch hat er Zeit. Und diese Zeit nutzt er jetzt, um für seine Zukunft vorzusorgen. Wir lesen in Vers 5, dass er alle Schuldner ruft, von denen hier zwei ganz konkret genannt werden. Dem einen sagt er, er solle seinen Schuldschein nehmen und statt hundert Eimer Öl nur noch fünfzig schulden. Dem anderen, der hundert Sack Weizen schuldet, sagt er ebenfalls, er solle seine Schulden kürzen.
Das ist richtig dreist! Er ist ja schon als untreuer Verwalter aufgeflogen, der den Besitz seines Herrn verschleudert hat. Und jetzt nutzt er die letzten Stunden im Job, um noch mehr zu verschleudern – indem er die Schulden der Schuldner kürzt und damit die Ansprüche seines Herrn schmälert.
Aber ihm ist klar: Von seinem Herrn hat er nichts mehr zu erwarten, den Job hat er verloren. Deshalb ist es ihm egal, ob es jetzt noch schlimmer wird.
Er denkt sich: Wenn ich den Schuldnern helfe, damit sie aus ihrer großen Schuld ein bisschen herauskommen, dann verdiene ich mir bei ihnen Wohlwollen. Das kann mir später nutzen. Vielleicht werden sie mich in ihre Häuser aufnehmen, sodass ich eine Herberge habe, wenn meine Zeit beim Herrn vorbei ist.
So denkt er sehr klug. Er kauft sich die Gunst von Menschen mit dem, was ihm anvertraut ist. Das ist sein Ziel: „Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen.“
Das überraschende Lob des Herrn und die Lehre Jesu
Das wirklich Überraschende ist, dass der ungetreue Verwalter nun das Lob seines Herrn findet. Der Herr lobte ihn, weil er klug gehandelt hatte. Dabei sollten wir bedenken, dass der Herr hier immer noch vom ungetreuen Verwalter spricht. Das bedeutet, dass sich nichts daran geändert hat, dass der Verwalter nicht länger in seinem Haus bleiben kann. Er ist untreu, und einen solchen Verwalter möchte man nicht haben.
Trotzdem erkennt der Herr an, dass der Verwalter erstaunlich klug gehandelt hat. So seltsam das im ersten Moment vielleicht klingt, ist es doch eigentlich gut nachvollziehbar. Immer wieder hören wir von Diebstählen und Einbrüchen. Dabei erfahren wir oft, wie clever und raffiniert die Täter vorgehen. Wir staunen darüber, wie geschickt sie sind. Ganze Filme drehen sich darum, wie clever sich die Einbrecher alles ausgedacht haben.
Das heißt nicht, dass wir es gutheißen, wenn Menschen stehlen – das hoffe ich nicht. Nein, wir bewundern einfach die Klugheit mancher Menschen, selbst wenn sie kriminelle Machenschaften betreiben. Ich denke, genau das lobt der Herr hier in Bezug auf den Verwalter. Er freut sich nicht darüber, dass sein Besitz weiter verschleudert wird, aber er erkennt an, dass der Junge sehr clever ist.
Jesus greift das auf und sagt: Das ist der Punkt, den ich euch mit dem Gleichnis lehren will. Ihr seht hier einen Verwalter, der mit dem, was er aktuell noch hat, für die Zukunft vorsorgt. Das sollten wir auch lernen. Genau das erklärt Jesus hier.
Der Herr lobt den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hat. Dann sagt Jesus: "Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts."
Und daraus zieht Jesus die Lehre: "Ich sage euch, macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten."
Die Bedeutung von kluger Vorsorge und ewiger Perspektive
Der untreue Verwalter ist das Paradebeispiel für die Kinder dieser Welt, also für Menschen, die in dieser Welt leben und keinen weiteren Horizont haben. Es sind Menschen, die nicht auf Gott vertrauen und nicht auf das ewige Leben hoffen.
Wir sehen, dass die Menschen auch in dieser Welt klug handeln, indem sie für die Zeit vorsorgen, wenn sie vielleicht nicht mehr viel haben. Ganz typisch sind zum Beispiel Anlagen für die Rente. Das machen auch Nichtchristen, gerade sie handeln dabei oft sehr clever. Manchmal sind sie dabei nicht treu, aber dennoch klug. Das ist zunächst eine gute Eigenschaft.
Andererseits gibt es manchmal Christen, die mit einer erstaunlichen Naivität unterwegs sind. Sie scheinen überhaupt nicht darüber nachzudenken, was in der Zukunft liegen wird. Diese Haltung kritisiert Jesus. Dabei ist es bedenkenswert, dass Christen im Hinblick auf Rentenanlagen oft gar nicht anders handeln als die Welt. Der Unterschied besteht also nicht darin, dass sie etwas anderes tun. Wahrscheinlich machen sie das Gleiche.
Doch was für die Welt klug ist, ist für Christen dumm. Warum? Weil wir Christen, als Kinder des Lichts, eine ganz andere Perspektive haben sollten. Wir erkennen, dass die wirkliche Vorsorge, die wir treffen sollten, nicht nur bis zum Lebensende reicht, sondern für alle Ewigkeit gilt.
Das ist der kleine Kontrast, den wir hier sehen. Während der Verwalter vorsorgt, damit er, wenn er aus dem Haus seines Herrn gehen muss, Aufnahme findet in den Häusern der Schuldner, sollten wir für die Zeit vorsorgen, wenn wir nichts mehr haben und alles loslassen müssen. So können wir Aufnahme finden in die ewigen Hütten, wie es hier heißt.
Hier liegt der Fokus ganz offensichtlich auf der Ewigkeit. Und das ist das, was Jesus sagt: Ihr Christen, ihr Jünger, ihr, die ihr mir nachfolgt, denkt doch auch bei eurem Umgang mit dem, was euch anvertraut ist, an die Ewigkeit und an das, was kommen wird. Denn eines Tages wirst auch du alles loslassen müssen.
So wie der Verwalter eines Tages das Haus seines Herrn verlassen muss, so werden wir eines Tages diese Welt verlassen. Dann können wir keinen Besitz mitnehmen, kein Geld, keinen materiellen Reichtum, kein Portfolio.
Deshalb gebraucht Jesus hier den Begriff vom ungerechten Mammon. Ungerecht in der Hinsicht, dass er zu dieser Welt gehört, die gerichtet wird. Das können wir nicht mitnehmen. Es bleibt hier. Wir werden keine Taschen in unserem Totenkleid haben. Wir werden die Ewigkeit nicht mit Säcken voller Geld erreichen.
So sollten auch wir darüber nachdenken: Was tun wir, wenn unser Tag gekommen ist, an dem wir unsere gegenwärtige Behausung verlassen? Planen wir vor? Setzen wir das ein, was uns anvertraut ist, um dann Zuspruch zu finden, Lob zu erhalten, das Lob unseres Herrn?
Das ist das Erste, was Jesus hier lehrt: Investiere dich mit dem, was du zurzeit hast, so dass du das Lob des Herrn findest, wenn die Zeit gekommen ist, diese Welt zu verlassen. So findest du Zugang zu den ewigen Hütten.
Aufruf zur Treue im Umgang mit dem anvertrauten Gut
Ab Vers 10 macht Jesus deutlich, dass wir nicht in allen Punkten dem Vorbild des Verwalters folgen sollten. Wir sollen klug und vorausschauend handeln, so wie der ungerechte Verwalter. Doch im Gegensatz zu ihm sollen wir treu sein mit dem, was uns anvertraut ist. Das sehen wir in den Versen 10 bis 13.
Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu. Und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer wird euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit dem fremden Gut nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?
Kein Knecht kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Wir sehen hier einen Aufruf zur Treue – zu einer treuen Verwaltung der Dinge, die uns anvertraut sind. Uns muss klar sein, so wie mein junger Freund vor fünfzehn Jahren erkannt hat: Alles, was wir haben, haben wir von Gott. Er hat uns alles anvertraut. Wir besitzen diese Dinge nicht für alle Ewigkeit, sondern als anvertrautes Gut für eine Zeit. Und eines Tages werden wir Rechenschaft darüber ablegen müssen.
Damit will ich nicht sagen, dass du nichts dafür getan hast, dass du vielleicht wohlhabend bist. Wahrscheinlich hast du fleißig und hart gearbeitet für alles, was du hast. Vielleicht hast du sehr sparsam gelebt und klug investiert. Und doch muss dir klar sein, dass du im Endeffekt all das nur hast, weil du – so wie der Verwalter Zugang zum Haus des Herrn gefunden hat – auch von Gott in eine Lebenssituation hineingestellt wurdest, in der du diese Möglichkeiten überhaupt bekommen hast.
So wie dem Verwalter Güter anvertraut wurden, so wurden dir Dinge anvertraut: deine Schaffenskraft, deine Intelligenz, deine Gesundheit, deine Lebensumstände, ja dein Leben selbst – alles gute Gaben von Gott. Die Frage ist: Wie gehst du damit um?
Jesu Aufruf an seine Jünger, an dich und mich ist: Sei treu mit dem dir anvertrauten Gut. Und bedenke, dass alles, was du hast, nicht wirklich dein ist. Dein Gut, das, was dir eines Tages gehören wird, ist das, was du in der Ewigkeit bekommst. Alles andere musst du spätestens im Moment deines Todes loslassen.
Das ist das, wovon Jesus hier redet, wenn er sagt, dass wir mit dem ungerechten Mammon treu sein sollen. Nur wer das tut, dem wird auch das wahre Gut anvertraut. Und dass wir dem fremden Gut treu sein sollen, damit uns gegeben wird, was unser ist. Das sind die Dinge, die wir für alle Ewigkeit haben werden.
Aber davor gibt es einen Tag, an dem wir, so wie der untreue Verwalter, Rechenschaft ablegen müssen vor dem Herrn. Nur wenn der Herr uns als treue Verwalter befindet, werden wir anderes Gut, besseres, ewiges Gut anvertraut bekommen – wahre Schätze. Die Bibel spricht hier von Schätzen im Himmel.
Wer ist dein Herr? Die Herausforderung Jesu
Also, lieber Christ, dienst du treu deinem Herrn? Oder vielleicht sollte ich die Frage etwas anders formulieren: Wer ist dein Herr?
Im Hinblick auf den Herrn und den Reichtum gibt es zwei Optionen. Ich befürchte, dass wir Christen oft so leben, als ob der Herr dafür verantwortlich wäre, uns zu dienen, damit wir reich werden. Die andere Option ist, dass wir unseren Reichtum gebrauchen, um dem Herrn damit zu dienen.
Also, wer dient hier wem? Der Herr dem Reichtum oder der Reichtum dem Herrn? Das ist die Herausforderung, mit der Jesus uns hier konfrontiert.
Ich glaube, wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass die Gefahr immer wieder besteht, in unseren Gebeten dem Herrn zu sagen: „Hilf mir, diene mir, damit ich reich werde.“ Vielleicht nicht nur an materiellen Gütern, sondern damit es mir gut geht in dieser Welt. So machen wir den Herrn zu unserem Diener.
Anstatt zu sagen: „Herr, zeig mir, wie ich das, was du mir gegeben hast, so einsetzen kann, dass es dir dient.“ Das ist das, wozu wir aufgerufen sind.
Die Frage ist letztendlich, und sie geht, glaube ich, tiefer, als wir manchmal wahrhaben wollen: Wer ist wirklich unser Gott? Mit wem dienen wir in letzter Instanz? Welche Macht hat der Götze Mammon in deinem Leben?
Jesus fordert das heraus und sagt: Wer dem Götzen dient, wird eines Tages vom Herrn nichts anvertraut bekommen. Dann wird der Herr sagen: „Du gehörst nicht zu mir, du findest keinen Zugang zu den ewigen Hütten, du hast keine Schätze bei mir.“
Aber wer treu ist, wer sich hier auf Erden treu investiert und mit dem, was der Herr uns anvertraut, dem Herrn dient, dem wird der Herr einen Schatz geben, eine Fülle, wahres Gut – ein Eigentum, das so viel besser ist als alles, was wir durch unsere eigenen Investitionen je erwirtschaften können.
Ermutigung durch Zeugnisse aus der Gemeinde
Ich bin so dankbar, dass ich hier in der Gemeinde immer wieder erleben darf, wie Geschwister für sich selbst erkennen, wie wichtig der biblische Zehnte ist.
Diese Woche hatte ich ein Treffen mit einem Bruder aus der Gemeinde. Er erzählte mir, wie ihm vor einigen Jahren sehr bewusst wurde, dass er nach dem biblischen Zehnten handeln sollte. Mit leuchtenden Augen berichtete er, wie viel Freude ihm das bereitet. Er erlebt, dass der Herr, sein Gott, ihn nie Mangel leiden lässt. Im Gegenteil, er darf erleben, wie viele gute Dinge geschehen – auch durch seine Spenden und sein Engagement. Das macht ihn froh, viel froher als zuvor, als er einfach nur Geld für sich behalten hatte.
Ich denke, wir sehen das auch, wenn wir die gesamte Gemeinde betrachten. Es ermutigt mich sehr, dass wir durch großzügige Spenden vieler Mitglieder in der Lage sind, einen großen Teil unseres Gemeindebudgets in Missionen, Gemeindegründungen und in die Ausbildung von Pastoren zu investieren.
Man könnte auf den ersten Blick sagen, dass wir davon nichts haben und es uns gar nichts bringt. Für die Gemeinde ist wenig Profit zu erkennen, wenn wir Geld in die Mission geben. Es bringt uns wenig, wenn wir Mitglieder wegschicken, um anderswo eine Gemeinde zu gründen und ihnen dabei auch noch Geld mitgeben. Es bringt uns wenig, wenn wir Pastoren ausbilden, die dann woanders hingehen und dort dienen.
Und doch bringt uns all das etwas. Denn ich denke, unsere Berufung ist es, treue Verwalter der Dinge zu sein, die Gott uns anvertraut hat. Wir sollen darauf bedacht sein, sein Reich und sein Werk zu fördern – nicht nur hier, sondern an allen Orten, wo immer der Herr uns Möglichkeiten dazu schenkt.
Einladung zur persönlichen Reflexion und Investition
Aber ich möchte dich fragen: Bist du Teil dieses Projekts? Investierst du dich mit deinem Besitz in das Reich Gottes?
Und das muss nicht bei den Spenden aufhören. Es ist auch die Frage: Investierst du dich mit allem anderen, was der Herr dir gegeben hat? Mit deiner Zeit, einer so kostbaren Ressource in diesen Tagen? Investierst du dich, um dich einzubringen zur Förderung des Reiches Gottes? Investierst du dich in der Gemeinde?
Investierst du dich dadurch, dass du hinausgehst und Menschen das Evangelium weitersagst? Bist du bedacht darauf, mit dem, was der Herr dir anvertraut hat, ihm zu dienen?
Ich bin dankbar, dass viele das tun. Ich bin dankbar, dass manche lukrative Karrieren aufgeben, um zu sagen: Der Herr hat vielleicht mit mir etwas anderes vor. Er ruft mich in die Mission, er ruft mich in den Pastorendienst.
Und andere schrauben etwas zurück in der Karriere, um einfach mehr Zeit zu haben, sich in das Werk des Herrn einzubringen. Preist den Herrn dafür! Ich bin mir sicher, das wird seine Anerkennung finden.
Das ist treue Verwalterschaft, zu der wir hier aufgerufen sind. Also, bist du ein treuer Verwalter der Dinge, die Gott dir anvertraut hat?
Wer ist der Herr, der uns zur Treue ruft?
Ich möchte zum Schluss mit uns darüber nachdenken, wer es eigentlich ist, der uns hier dazu aufruft, so großzügig und so treu zu leben. Es ist der Herr Jesus Christus. Jesus war schon vor Anbeginn der Zeit beim Vater. Der dreieinige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – hat schon immer existiert.
Wir wissen aus den ersten Worten der Bibel, dass Jesus das Wort Gottes, das schöpfende Wort Gottes war. Das heißt, diese Welt ist durch ihn geschaffen. Im Kolosserbrief wird das noch einmal bestätigt: Jesus hat alles geschaffen, was es gibt – dich, mich und alles, was wir haben. Es gehört ihm, er ist der rechtmäßige Herr über alle Dinge.
Gott hat uns Menschen diese Schöpfung anvertraut, damit wir gute Verwalter dieser Schöpfung sein sollten. Das war der Auftrag an die ersten Menschen. Aber was haben sie getan? Sie wollten nicht gute Verwalter des Herrn sein, sondern selbst ihre Herren. Sie nahmen sich unrechtmäßig das, was sie eigentlich verwalten sollten, um selbst die Kontrolle darüber zu bekommen.
Gott hat das gesehen und sein Urteil darüber gesprochen. Er hat die Menschen zur Rechenschaft gezogen. So kam der Tod in diese Welt. So ging diese Welt kaputt, so ging das Paradies verloren, und wir Menschen sind getrennt von Gott.
Uns allen muss klar sein, dass wir genau deshalb nur ein begrenztes Leben haben und eines Tages vor Gott unseren Bankrott erklären müssten. Aber weil Gott uns Menschen liebt und weil er seine Schöpfung liebt, hat er uns nicht in diesem Zustand der Hoffnungslosigkeit belassen.
In Jesus Christus kam Gott zu uns Menschen. Da, wo wir nicht mehr zu ihm konnten, da, wo wir in seiner Gegenwart nichts mehr zu suchen gehabt hätten, kommt er in unsere Gegenwart. Die Bibel beschreibt, wie Jesus das getan hat: Er ließ allen himmlischen Reichtum los, klammerte sich nicht daran, sondern gab ihn auf.
Mehr noch, er entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Das heißt, er wurde Mensch und wurde als Mensch erkannt. Dann gab er alles. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.
Jesus ließ allen Reichtum los und sogar sein Leben. Er gab sich hin in vollständigem, hingebungsvollem, aufopferungsvollem Dienst – zu unserem Besten. Er starb, um die Strafe, die wir verdient hätten, auf sich zu nehmen. Er kam nicht, um die Schuldscheine zu reduzieren, sondern um sie zu tilgen, so dass wir vor dem Herrn keine Schuld mehr haben und vor ihm bestehen können.
Alles, was wir tun dürfen, ist dann, zu ihm zu kommen, ihm unseren Schuldschein zu bringen und anzuerkennen, dass wir bisher auf falschen Wegen waren. Genau das ist es, was Zachäus tut in Lukas 19, dem Text, den wir in der Lesung gehört haben. Er erkennt, dass Jesus ihn ruft. Er gibt seinen Reichtum weg, löst sich vom Götzen Mammon und vertraut sich dem Herrn an.
Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist: Zachäus jubiliert. Er erkennt, dass wahre Freude nicht darin liegt, Säcke voller Geld zu besitzen. Wahre Freude finden wir dort, wo wir dem Herrn dienen – in diesem Leben und dann für alle Ewigkeit.
Denn Jesus hat den Tod überwunden. Er hat sich so investiert in diesem Leben hier auf Erden, gerade weil er wusste, was danach kommt, weil er eine Ewigkeitsperspektive hatte. So heißt es im Hebräerbrief: „Um der vor ihm liegenden Freude willen hat er das Kreuz erduldet und die Schande für nichts erachtet.“
So ist er gestorben, und dann ist er auferstanden. Er ist der lebendige Herr, er ist aufgefahren in den Himmel. Wir haben gerade am Donnerstag an Christi Himmelfahrt darüber nachgedacht, wie er zum Vater aufstieg und dort Reichtum, Macht, Ehre und Reich empfing.
Mir ist ganz wichtig, dass wir den Herrn, der dieses seltsame Gleichnis zu uns spricht, erkennen als den, der nicht nur redet, sondern handelt – der dieses Gleichnis perfekt erfüllt hat. Er allein hat in all seinem Handeln Treue erwiesen und gehandelt im Wissen um die Ewigkeit.
Ich bin mir sicher, dass Jesus, der sein ganzes Leben im Hinblick auf die Ewigkeit eingesetzt hat, nie gedacht hat: „Oh Mist, das hat sich nicht gelohnt.“ Im Gegenteil, Jesus wird nie bereut haben, was er getan hat. Sein Herz war voller Freude – hier auf Erden und für alle Ewigkeit.
Einladung zur Nachfolge und zum treuen Dienst
Und so möchte ich dich fragen: Folgst du diesem Herrn nach? Dann diene ihm als ein treuer Verwalter hier auf Erden, für die Tage deines Lebens, mit allem, was er dir anvertraut hat. Investiere dich in sein Reich, im Wissen um die Ewigkeit.
Weißt du, was dann eines Tages geschehen wird? Wenn du Rechenschaft ablegen musst vor dem Herrn und Jesus als sein Fürsprecher neben dir steht, wirst du vom Herrn folgende Worte hören: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen. Geh hinein zu deines Herrn Freude!“
Schlussgebet
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir bekennen dir, dass wir nicht immer treue Knechte sind. Viel zu oft haben wir nicht die Ewigkeit im Blick, sondern einen sehr begrenzten Horizont. Deshalb sind wir auf deine Vergebung angewiesen.
Danke, dass du deinen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt hast, damit er sein Leben als Lösegeld für viele gibt. Danke, dass unsere Schuld durch ihn bezahlt ist.
Wir bitten dich, uns zu helfen, immer mehr auf ihn zu vertrauen und ihm nachzufolgen. So wollen wir immer mehr hineinzuwachsen, auch in unsere Berufung als treue Verwalter der Dinge, die du uns anvertraust.
Hilf uns, nicht mit einem begrenzten Horizont zu leben, sondern im Wissen um die Ewigkeit. Hilf uns, Jesus nachzufolgen, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete.
Hilf uns auch, so zu leben, dass wir dieser Freude entgegenstreben und sie schon erleben können. Es ist schön und gut, schon hier auf Erden dir dienen zu dürfen. Du bist großzügig, voller Liebe und Barmherzigkeit.
Dafür preisen wir dich durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.