Orientierung auf das Himmlische statt auf das Irdische
Kolosser 3, Vers 2: Sie dürfen den Finger noch in Römer 8 drinnen lassen. Wir werden wieder ein bisschen zwischen diesen beiden Stellen hin- und herspringen.
"Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist." Was ist auf der Erde? Das erklärt er in den nächsten Versen.
In Vers 5 heißt es: "Tötet also eure Glieder, die auf der Erde sind!" Welche Glieder sind auf der Erde? Unzucht, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht – sie ist Götzendienst. Wegen dieser Dinge kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams, unter denen auch ihr einst wandeltet, als ihr in diesen Dingen lebtet.
Legt nun auch alles von euch ab: Zorn, Unwille, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden aus eurem Munde. Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen habt.
Der alte Mensch ist das, was ich früher gehandelt habe, was ich getan habe – das ist eine Lebensführung. Das hat nichts mit einem Wesen zu tun, sondern mit Handeln und Tun. Und das darf ich einfach dem Herrn Jesus abgeben. Früher war der alte Mensch mein Herr, jetzt ist Jesus mein Herr.
In der Praxis bedeutet das, dass ich ganz konkret, wenn ich solche Dinge wieder in meinem Leben entdecke, sie ablegen muss. Ich muss diese Kleider ausziehen – diese schmutzigen Kleider, die den Herrn nicht ehren. Das ist hier das Wort. "Ablegen" bedeutet hier, Kleidungsstücke abzulegen. Genau dieses Wort verwendet er hier.
In Vers 8 heißt es: "Legt nun auch alles von euch ab." Das heißt, zieht euch bessere Kleider an, schönere Kleider als diese. Das Diesseitige soll mich nicht beschäftigen, soll mich nicht prägen. Das Diesseitige ist nicht das letzte Ziel meines Lebens.
Natürlich haben wir in dieser diesseitigen Welt zu tun. Wir dürfen essen, die schöne Natur genießen, heiraten und Freude an unserem Ehepartner haben – das ist wunderbar. Aber all das hat seinen Platz. Es ist nicht der Lebensinhalt und das Lebensziel.
Wir sollen uns auch nicht zu viel erwarten. Erwarten Sie nicht zu viel vom Urlaub, erwarten Sie nicht zu viel von den Schweizer Bergen, so schön sie auch sind. Sie sind nicht das Leben. Sie helfen uns, zwischendurch eine Pause zu haben, keine Frage – wunderbar. Aber das ist nicht das Leben.
Die richtige Perspektive auf das Leben und die Beziehung zu Gott
Wir hatten in Österreich einen Mann, der lebte für die Berge. Man fand ihn jedes Wochenende dort, und er war auch bekannt als Bergsteiger und Paraglider. Er genoss das Leben in den Bergen in vollen Zügen.
Dann bekehrte er sich und erkannte: „Das ist nicht das wahre Leben.“ Früher war das sein Leben, und so schön es auch war – es ist nicht das Leben, das wirklich zählt.
Erwarten wir uns nicht zu viel von diesem irdischen Leben. Doch erwarten wir sehr viel von einer Beziehung. Die höchsten Freuden, die Gott geschaffen hat, liegen in Beziehungen. Die höchste und schönste Beziehung, die es überhaupt gibt, ist die Beziehung mit der schönsten, kostbarsten und herrlichsten Person des Universums – dem Schöpfer des Universums. Das ist echtes Leben.
Worum es dem Apostel Paulus geht, ist, die krampfhafte Faust zu lösen. Lass los, was du krampfhaft umklammerst! Manche von uns – und ich weiß, ich kenne mich auch – streicheln die Dinge nur noch. Ich will sie ja nicht krampfhaft umklammern, aber streicheln möchte ich sie schon noch. Aber loslassen will ich sie doch nicht.
Lass los! Der Herr gibt dir genügend. Das heißt nicht, dass wir weltfremde oder schöpfungsfremde Menschen werden. Nein, wir schätzen die Schöpfung, keine Frage. Aber wir leben nicht dafür. Das ist nicht der letzte Sinn unseres Daseins. Wir haben ganz andere Ziele.
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen – der Name des Herrn sei gelobt. Das war eine schöne Haltung von Hiob.
Die Welt vergeht zusammen mit ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Johannes denkt genauso wie Paulus. Er sagt: „Schaut, die Welt vergeht mit ihrer Lust, und die Lust vergeht auch. Schönheit vergeht ebenfalls.“
Will ich also jetzt für die Schönheit leben? Nein. Ein Bruder in Österreich hat gesagt: „Schönheit muss leiden.“ Und was tun sich die Menschen für Leiden an, nur damit sie die Schönheit noch irgendwie erhalten können? Aber sie vergeht ohnehin. Sie vergeht.
Die neue Identität in Christus und das verborgene Leben
Kolosser 3,3: Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
Ihr seid gestorben – was bedeutet das? Das ist juristische Sprache. Als Christus gestorben ist, starb er an meiner Stelle. Das weiß jeder Christ: Christus ist an meiner Stelle gestorben. Wenn er an meiner Stelle gestorben ist, dann gilt sein Tod als mein Tod. Das heißt, er hat meinen Tod auf sich genommen, und ich bin juristisch, rechtlich gesehen tot.
Er sagt: Schaut, er hat euch mit seinem Tod aus dieser Welt herausgenommen. Ihr lebt jetzt für eine ganz andere Welt. Ihr gehört zu einer anderen Welt – das ist die rechtliche Lage. Jetzt werdet ihr doch nicht so unweise sein, euch wieder zurückzuwenden und für die alte Welt zu leben.
Ihr braucht der alten Welt nicht mehr zu dienen. Ihr seid gestorben, und euer wahres Leben, das, was wirklich euer Leben ausmacht, ist das Leben Jesu Christi in euch. Dieses Leben ist verborgen – es ist unser Leben. Das ist nicht, wie manche meinen, ein zweiter Thomas. Nein, es gibt keinen zweiten. Den einen kennen wir gut, ich kenne ihn gut genug, und er macht mir genug Mühe.
Aber Christus kam in mein Leben hinein, und das ist das verborgene Leben, das neue Leben, das Gott mir gegeben hat. Es kam in mein Leben, als der Heilige Geist kam. Der Geist ist Leben (Römer 8,6). Der Geist ist Leben. Die Welt vergeht, und wir sollen jetzt nicht versuchen, aus beiden Welten das Beste zu holen.
Manchmal wollen wir das oder sagen, wir holen uns überall die Creme, das Beste. Doch das geht nicht. Wir werden keine glücklichen Christen sein, wenn wir zweispurig leben wollen. Dann haben wir das Problem mit unserer Gewohnheitssünde. Wir wollen sie nicht wirklich aufgeben, es ist uns nicht wirklich ein Anliegen.
Manche Christen machen einen Unterschied zwischen religiösem Leben und Alltagsleben. Dann wundern sie sich, dass sie keine Kraft haben, die Sünde zu überwinden. Es funktioniert nicht, Geschwister, weil man in einer falschen Haltung lebt. Man hat das Christentum falsch verstanden.
Da ist ein Christ, der macht morgens zwanzig Minuten stille Zeit, liest seine Bibel, betet und sagt dann: „Das habe ich jetzt gemacht, erledigt, abgehakt. Jetzt gehe ich zur Arbeit, und jetzt beginnt das Leben.“ Er trennt zwischen göttlicher Sache, dem Leben mit Christus zwanzig Minuten am Morgen, und dem restlichen Tag.
Das ist falsch! Er hat nicht verstanden, was Christenleben ist. Christenleben ist Beziehungspflege. Die Beziehung wird zwanzig Minuten am Tag intensiv gepflegt, und dann wird sie weiter gepflegt – aber nicht mehr auf die gleiche Art.
Ich sitze jetzt nicht den ganzen Tag vor der Bibel, aber ich habe das Wort aufgenommen wie das Frühstück. Es gibt mir Kraft, ich habe etwas zum Nachdenken, und ich bin mir seiner Nähe bewusst. Sie ist mir real, wirklich.
Wenn ich merke, dass ich dieses Empfinden verliere, muss ich wieder zur Schrift. Ich muss sagen: „Ich brauche wieder geistliche Nahrung.“ Dann hole ich sie mir wieder. So leben wir Tag für Tag mit dem Herrn Jesus.
Wenn wir sagen, wir haben keine Zeit, dann beten wir für Zeit, damit wir uns geistlich wieder auftanken können. Wir dürfen dem Herrn vertrauen, dass er uns diese geistliche Existenz erhält. Das heißt, er wird mir genug Zeit geben, damit ich immer genug tanken kann.
Aber ich muss auch dafür beten. Es muss mir ein Anliegen sein. Wenn mir das nicht wichtig ist und ich sage: „Das soll der Herr machen, ich lebe einfach mein Leben“, dann geht das nicht.
Das Christenleben ist ein bewusstes Leben mit Christus. Es ist ein Leben, in dem die Rebe bewusst am Weinstock bleibt. In der Natur ist das anders: Dort hängt die Rebe unbewusst am Weinstock, sie hängt einfach dran.
Im geistlichen Leben ist es anders. Die Rebe kann sich ein bisschen wegbewegen, dann kommt sie wieder zurück und steckt sich wieder in den Weinstock. Die Rebe muss am Weinstock bleiben, das heißt, sie muss an der Verbindung bleiben.
Der Herr Jesus hat dieses Bild benutzt, um den Jüngern zu erklären, was geistliches Leben ist. Es heißt beständige Gemeinschaft mit ihm: Wenn seine Worte in euch bleiben, und er in euch und ihr in ihm, dann haben wir eine Lebensverbindung.
Dann kann Frucht entstehen. Dann wird auch Kraft da sein, um gegen die Gewohnheitssünde anzukämpfen. Und das muss mir wichtig sein.
Der tägliche Kampf gegen die Gewohnheitssünde
Wenn wir in Buße sowie im Glauben und Vertrauen zu Gott kommen, dann handelt Gott. Er gibt uns den Geist. Er hat ihn schon gegeben, aber der Heilige Geist wird uns bewusst. Der Heilige Geist ist da, seine Kraft ist da. Damit ist auch die Kraft da, um gegen die Sünde anzukämpfen.
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir in uns einen Magneten haben, der uns immer wieder in die Welt und ins Sündige zieht. Die Bibel nennt das das Fleisch, wie ich bereits erwähnt habe. Wenn ich das weiß, dann darf ich nicht einfach nachgeben. Ich muss mir im Klaren sein, dass ich mich ganz eng an Jesus Christus halten muss. Dann zieht es mich nicht mehr so stark in die falsche Richtung.
Der Magnet verliert seine Kraft, wenn ein stärkerer Magnet kommt: Christus. Aber das geschieht nicht automatisch. Es ist ein tägliches Bleiben in seiner Nähe. Deshalb wollen wir unsere Gedanken mit ihm füllen.
Ich weiß, wie es uns geht, und ich weiß, wie es Ihnen geht. Sie gehen nach einer erbaulichen Stunde nach Hause oder haben vielleicht Ihre stille Zeit gehabt. Es war eine erbauliche Zeit, und es geht Ihnen gut. Dann kommt eine Versuchung, mit der Sie öfter zu kämpfen haben. Sie merken: Kein Problem, die Kraft ist da. Sie sind Sieger.
Ein anderes Mal sind Sie innerlich ein wenig durcheinander. Der Herr Jesus ist in Ihren Gedanken weit entfernt. Die gleiche Versuchung kommt, und Sie fallen – und ich auch. Warum? Nicht, weil der Herr Jesus nicht die Kraft hätte, sondern weil ich mich nicht eng an ihn gehalten habe. Ich habe seine Nähe vergessen.
Ich habe vergessen, diese Beziehung enger zu pflegen. Wenn ich das aber tue, dann werde ich auch Erfolg haben im Kampf gegen meine Gewohnheitssünde.
Die Aufforderung zum radikalen Gehorsam
Kolosser 3,5: Tötet also eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht.
Was haben wir also zu tun? Töten! Bitte sagt nicht: „Ich versuche es mal, ich versuche es mal.“ Versuchen reicht nicht, gehorcht!
Ich kann auch nicht zu einem Polizisten sagen: „Lieber Herr Polizist, ich weiß, Sie haben mich jetzt aufgehalten, weil ich da durchgefallen bin, aber ich versuche immer, bei der roten Ampel stehen zu bleiben.“ Der Polizist würde sagen: „Sie versuchen es? Das ist zu wenig! Sie müssen stehenbleiben.“
Also bitte nicht versuchen, freundlich zu sein, sondern freundlich sein. Nicht versuchen, sich der Ungeduld oder dem Zorn zu enthalten, sondern einfach nicht zornig sein. Fertig!
Wir müssen einen Unterschied sehen zwischen Gehorsam und „versuchen“. „Ja, ich probiere es mal aus, ob das funktioniert“ – niemals!
Römer 8,12 ist die Parallelstelle zu Kolosser 3,5. Dort lesen wir:
„Denn so sind wir also Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.“
Merkt euch, dass hier „Fleisch“ und „Leib“ fast synonym verwendet werden: Vers 12 spricht vom Fleisch, Vers 13 vom Leib. Das liegt daran, dass viele unserer fleischlichen Sünden mit dem Leib zu tun haben, weil wir mit dem Leib in Verbindung treten mit der diesseitigen Welt.
Nicht vergessen: Es ist nicht so, dass ich eine wiedergeborene Natur habe, sondern ein Teil von mir ist wiedergeboren. Das ist das Neue, das Gott geschaffen hat.
Das Neue in mir ist aber Christus. Das Neue in mir heißt nicht Thomas, sondern Christus, der Geist. Das Alte ist das Fleisch.
Was schulden wir dem Herrn? Wir schulden ihm, mit unserem Leib für ihn zu leben. Wir sind nicht Schuldner dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben, sondern wir sind Schuldner dem Herrn, um dem Herrn zu leben.
Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn, sagt Paulus.
Mein ganzes Leben, unser ganzes Leben, ist im Blick auf den Herrn. Ob wir nun sterben oder leben – wir sind des Herrn, wir gehören ihm, und wir leben für ihn. Das ist unsere neue Existenz.
Vers 13: Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.
Wer für den Leib lebt, wer nach dem Lustprinzip des Leibes lebt, der ist im Begriff zu sterben.
Was heißt das? Er geht in Richtung Tod. Zum Glück kann man auf dieser Straße noch umkehren, aber die Richtung ist gefährlich, es ist eine abschüssige Straße.
Wenn ich mich auf die Straße Richtung Gießen begebe und immer weiterfahre, dann komme ich in Gießen an. Und wenn ich mich auf die Straße des Fleisches begebe – wohin führt das Fleisch?
Wer auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch ernten: Verderben und Tod. Es geht Richtung Sterben. Das ist der falsche Weg.
Nun, so schnell geht das nicht, zum Glück. Aber es ist ein falscher Weg.
„Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.“
Tötet! Tötet eure Glieder! Was ist da zu töten? Unzucht, Unreinheit, böse Lust.
Nicht versuchen zu töten! Bitte nicht versuchen! Tötet! Schluss, radikal, Schluss, fertig!
Der Leib will unabhängig von Gott handeln. Er will sich im Hier und Jetzt gut einrichten und sich nach dem Diesseitigen ausrichten.
Der Leib ist träge. Er will schlafen, wenn er wach sein sollte. Er will Lust empfinden, wenn Verzicht angesagt ist. Er will essen, wenn Fasten angesagt ist.
Er will Urlaub von uns, aber wir geben ihm keinen Urlaub. Schluss! Er hat uns zu gehorchen.
Wenn wir erlauben, dass der Leib sich selbständig macht, dann wird er fordern und fordern und fordern und immer mehr fordern.
Wir werden verfallen seinen Lüsten.
In Epheser 4,22 heißt es: „Legt den alten Menschen ab, der sich durch die trügerischen Lüste zugrunde richtet.“
Die trügerischen Lüste sind trügerisch, weil sie etwas Falsches versprechen. Am Ende landet man auf der falschen Seite.
Also ist es ein Kampf um Leben und Tod. Entweder du tötest oder du wirst getötet.
Getötet wirst du sowieso. Also: Entweder töten oder getötet werden.
Wie ist das im Buch Esther? Dort gab es einen Tag, an dem die Feinde der Juden sich an den Juden rächen durften.
Das Gesetz der Meder und Perser wurde vom König wegen Haman beschlossen. An einem Tag, am Ende des Jahres, durften alle Feinde der Juden sich an den Juden rächen.
Das heißt, sie durften töten, wie sie wollten.
Da hat sich Esther eingesetzt, und es kam ein neues Gesetz heraus. Aber das alte Gesetz blieb bestehen.
Das Gesetz der Meder und Perser kann nie aufgehoben werden, denn es war eine konstitutionelle Monarchie.
Der König war nicht der Letzte, der Höchste, sondern das Gesetz war das Höchste. Ein Gesetz, das einmal herausgegeben ist, wird nicht mehr geändert.
Was kann der König also machen? Er erlässt ein zweites Gesetz.
Er sagt: An diesem Tag dürfen die Juden sich an ihren Feinden rächen.
Nun ist die Frage: Was geschieht an diesem Tag?
Entweder die Feinde der Juden rächen sich an den Juden oder die Juden rächen sich an ihren Feinden.
An diesem Tag wird getötet – und getötet wird sowieso.
Entweder du tötest deinen Feind oder er wird dich töten. Es geht um Leben und Tod.
Genauso ist es im Geistlichen: Entweder töte ich die Unzucht, die Unreinheit, die böse Lust und die Habsucht – oder sie wird mich mit der Zeit umbringen.
Das ist keine lässige Sache, sondern eine ganz, ganz ernste Sache.
Wenn ich mit Habsucht Schwierigkeiten habe, wenn ich ein habsüchtiger Mensch bin, dann muss ich damit ins Gericht gehen.
Das ist nicht harmlos, sondern sehr schlimm.
Der Heilige Geist soll in unserem Leben die Herrschaft haben. Das gesamte Leben lang bleiben wir Kämpfende.
Denken wir nicht, ach, wenn ich einmal einen Stand erreicht hätte, an dem ich nicht mehr kämpfen muss.
Als junger Mensch habe ich das gedacht. Ich dachte, es gibt besonders heilige Christen, die das sicher schon geschafft haben und nicht mehr kämpfen müssen.
Ich habe mit einer älteren Schwester gesprochen, und sie sagte: „Weißt du, dieser Kampf hört nie auf. Du musst immer Nein sagen zu den Lüsten des Leibes oder Fleisches. Du musst immer Nein sagen. Es ist immer ein Selbstverleugnen.“
„Jeden Tag nehme sein Kreuz auf sich, verleugne sich selbst und folge mir nach.“
Jeden Tag, bis wir sterben. Das hat mir geholfen.
Erwarte nicht, habe keine falsche Vorstellung vom Christsein.
Es gibt Christen, die meinen, es gäbe einen perfekten Stand, den man erreicht und dann nicht mehr kämpfen muss. Das ist falsch.
Die Bibel weiß, dass jeder Christ, jeder Mensch zu jeder Sünde fähig ist, auch jeder Christ.
So wie ich hier stehe, bin ich zu jeder Sünde fähig – fähig, aber nicht unterworfen. Wir müssen nicht unterworfen sein.
Die Kraft des Heiligen Geistes im Kampf gegen die Sünde
Römer 8, Vers 13: Tötet durch den Geist die Handlungen des Leibes! Wenn ihr durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.
Was bedeutet es, durch den Geist zu leben? Es ist vom Heiligen Geist die Rede, die ganze Zeit. Also vom Geist Christi, der in mir wohnt.
Wie hilft mir jetzt der Geist Christi? Wie kann ich durch den Geist Christi töten? Der Geist Christi gibt mir die Kraft. Er nimmt mich an die Hand und sagt: „Komm, wir machen das gemeinsam. Ich führe dich jetzt.“ Er zeigt mir die Stellen in meinem Leben, an denen wir diese Sache angehen müssen.
Der Heilige Geist macht uns aufmerksam. Man muss auch mitmachen und sagen: „Aha, ja Herr, ich nehme mir Zeit und konzentriere mich jetzt darauf.“ Wo sind die Punkte in meinem Leben? An welchen Stellen arbeitest du gerade? Dann sagt er: „Schau hier, hier und hier, aber wir gehen der Reihe nach vor. Jetzt fangen wir hier an.“ So nimmt uns der Heilige Geist an die Hand und zeigt uns die Sache.
Dann lesen wir Bibelstellen, lernen sie auswendig, beten und sagen: „Herr, ich bin bereit, ich will.“ Der Herr fragt: „Bist du wirklich bereit?“ „Ja, ich will wirklich.“ „Gut, dann gehen wir die Sache an.“
Es ist seine Kraft, aber es braucht deine Bereitschaft. Es geschieht nicht automatisch. Ich sage Nein zu meinem Eigenwillen und Ja zu Christus. Dann kommt die Kraft des Geistes.
In Römer 6 spricht Paulus davon. Er sagt in Römer 6, Vers 12: „Lasset also die Sünde nicht König sein in eurem sterblichen Leibe, dass ihr seinen Lüsten gehorcht. Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten. Und stellt eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit Gott zur Verfügung!“
Denn die Sünde wird nicht Herr sein über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid. Wann wird die Sünde nicht Herr sein? Wenn ihr euch unter die Herrschaft des Herrn Jesus stellt. Wenn ihr euch ihm zur Verfügung stellt, dann wird die Sünde nicht Herr sein. Dann wird seine Kraft da sein.
Er ist nicht einfach ein Gesetzesprediger, der sagt: „Du sollst, du sollst, du sollst.“ Nein, er sagt: „Komm, ich gebe dir die Kraft. Wir gehen jetzt gemeinsam dran. Meine Kraft hilft dir. Durch meine Kraft wird es gelingen – nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist.“
Es ist also möglich, im Sieg zu leben. Es ist möglich, von einem Sieg zum anderen zu gehen. Aber sobald wir wieder auf uns selber vertrauen und sagen: „Herr, ich mache das schon, ich schaffe das schon. Jetzt hast du mir gezeigt, wie das geht, ich mache das jetzt selber“, sagt der Herr: „Nein, nein, nein, du kannst es nicht selber. Du brauchst mich für jeden Tag und für jeden Schritt.“
Und dann geht es. Dann erleben wir tatsächlich: „Ich bin jetzt gar nicht zornig geworden.“ Wieso bin ich nicht zornig geworden? Früher bin ich immer zornig geworden bei dieser Situation. Ich habe gebetet: „Herr, erinnere mich, du bist da.“ Und ich habe die Nähe zum Herrn gehalten. Ich blieb ruhig, konnte ruhig bleiben. Da hat der Herr einen Sieg errungen. Ihm gehört die Ehre, nicht mir. Nicht: „Ja, ich habe es wieder einmal geschafft.“ Eben nicht.
Also lassen wir uns vom Heiligen Geist führen. Römer 8, Vers 14: „Denn so viele, wie von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“
Was heißt das? Das Wort „Denn“ ist ein Bindewort und verbindet diesen Satz mit dem vorherigen. Es hängt also mit dem vorherigen Satz zusammen.
Vorher steht: „Wenn ihr durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.“ Denn so viele, die vom Gottes Geist geleitet werden, sind Söhne. Und Söhne leben.
Lasst euch vom Heiligen Geist leiten, lasst ihn wirken – da kommt Leben. Ihr seid ja Söhne. Söhne leben.
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, der euch durchprügelt. Nein, ihr habt einen Geist der Sohnschaft empfangen. Und wir beten „Abba, Vater“ – da ist eine Beziehung da. Von dieser Beziehung her lebe ich.
In diesem Geist rufen wir „Abba, Vater“. So gibt dieser Geist Zeugnis: Wir sind Kinder Gottes. Wir haben sein Leben in uns.
Und dieses Leben ist es, das den Sieg bringt über die Sünde – das Leben Jesu Christi in uns.
Die Ausrichtung auf die Interessen des Heiligen Geistes
Um das kurz abzuschließen: Wir sollten uns für die Interessen des Heiligen Geistes interessieren. Diejenigen, die nach dem Geist leben, sinnen auf die Dinge des Geistes.
Wenn wir den Heiligen Geist haben, führt er uns dahin, dass uns seine Interessen wirklich wichtig werden und wir daran denken wollen. Wenn wir den Herrn Jesus lieben, werden unsere Gedanken bei ihm sein. Das ist so: Wenn man jemanden liebt, sind die Gedanken bei dieser Person.
Wir sollten also nicht unsere Augen auf das Diesseitige richten und dort haften bleiben. Stattdessen dürfen wir unsere inneren Augen auf Jesus Christus richten. Dann sind wir tauglich für diese Welt und wirklich fähig, in ihr zu leben.
Praktische Schritte für den geistlichen Fortschritt
Ich schließe mit fünf Punkten ab und lese sie als Zusammenfassung vor.
Erstens: Kämpfe nicht alleine. Wenn du merkst, dass du noch weitere Schwierigkeiten hast, kämpfe nicht alleine. Es gibt viele Geschwister, denn wir sind ein Leib Jesu Christi. Alle wiedergeborenen Menschen bilden diesen Leib. Wir sind viele, darunter reife Christen, die beten, helfen und Rat geben. Man kann sich anrufen lassen. Zum Beispiel: „Ruf mich nächste Woche an, dann sage ich dir, wie es mir gegangen ist.“ Zwei Tage später: „Ruf mich nochmal an, dann berichte ich dir, wie es mir da ergangen ist.“ Und dann frag mich wieder, damit ich weiß, dass ich verantwortlich bin und jemanden habe, der für mich betet und nachfragt. Kämpfe nicht alleine.
Zweitens: Tue Gutes und werde aktiv für den Herrn Jesus. Stell deinen Leib für ihn zur Verfügung und setze dich ein. Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, dann übernimm die Aufgaben, die niemand tun will. Tu sie! So bist du aktiv für den Herrn Jesus tätig. Hast du dann nicht so viel Zeit, an dich selbst zu denken und gewissen Sünden nachzugehen.
Drittens: Trenne dich von jedem unguten Einfluss, von allem, was du als schlechten Einfluss erkennst. Trenne dich, fertig! Fliehe die Lüste der Jugend! Fliehen bedeutet hier Widerstand leisten durch Flucht. Fliehe jegliche Gelegenheit zur Sünde, besonders im Bereich der Lust.
Viertens: Besorge dir einen Jonathan und eine Hanna. Jonathan war der Freund von David, von dem es heißt, er stärkte seine Hand in Gott (1. Samuel 23,14). Zu der Zeit hatte David einen Freund, einen Bruder. Eine Hanna ist eine Fürbitterin, die im Tempel betet und betet. Such dir eine Hanna, geh zu ihr und bitte sie: „Bitte bete für mich, jeden Tag im nächsten Monat, 30 oder 31 Mal.“ Danach könnt ihr euch wieder absprechen für einen weiteren Monat.
Fünftens: Bleib viel unter Gottes Wort und in einer engen Beziehung zum Herrn. Lerne Bibelverse auswendig oder schreibe sie dir auf und lies sie immer wieder. Bleib in Verbindung mit ihm. Wenn wir das tun, wird es Fortschritte geben, auch bei den Gewohnheitssünden, die uns immer wieder plagen.
Der Herr segne uns. Wollen wir aufstehen zum Gebet.