Die Bewahrung der Einheit durch Gebet und Gottes Wirken
Wie wird die Einheit des Geistes bewahrt? Ich habe gesagt, und wir haben gelesen, dass man fleißig sein muss, die Einheit durch das Band des Friedens zu bewahren. Dieser Friede muss gehalten werden.
Jetzt ist es so, dass man auch dafür beten soll. Ich habe zwei Stellen gefunden, die uns zeigen, dass Einmütigkeit etwas ist, was Gott wirkt. Wenn Gott etwas wirkt, dann darf man dafür beten.
Zum Beispiel lesen wir in 2. Chronik 30,12 bei Hiskia: „Auch über Juda kam die Hand Gottes, dass er ihnen ein einmütiges Herz gab, das Gebot des Königs und der Obersten zu tun nach dem Wort Jahwes.“ Hier steht klar, dass Gott ihnen das einmütige Herz gab. Wir dürfen also beten, dass Gott auch uns ein einmütiges Herz gibt. Gebet ist ein wichtiger Faktor für die Bewahrung der Einheit. Beten wir also für ein einmütiges Herz.
Eine weitere Stelle ist Römer 15,5: „Der Gott der Ausdauer und des Trostes gebe euch, gleichgesinnt zu sein, untereinander Christus Jesus gemäß, damit ihr in einmütiger Weise mit dem Munde den Gott und Vater unseres Herrn, Jesu Christi, verherrlicht.“
Das ist ein gewaltiger Vers, über den man durchaus einige Minuten predigen könnte. Der Gott der Ausdauer und des Trostes ist selbst ausdauernd und tröstend. Er soll den Christen geben, dass sie gleichgesinnt sind. Es ist also wieder auf Gott zurückzuführen, wenn Christen untereinander gleichgesinnt sind.
Er wünscht und betet dafür für die Römerchristen, denn diese hatten offensichtlich Schwierigkeiten. Die Römerchristen bestanden aus einem Teil Heiden, die aus dem Heidentum kamen, und einem anderen Teil Juden, die ganz verschiedene Hintergründe und Auffassungen über gewisse Fragen hatten. Der Römerbrief diente unter anderem dazu, die Einmütigkeit unter den Christen herzustellen oder ihnen zu helfen, einmütig zu leben.
Hier, in Römer 15,5-6, finden wir eines der Schlussworte des Römerbriefs als Bitte oder Segenswunsch: „Der Gott der Ausdauer und des Trostes gebe euch, gleichgesinnt zu sein, untereinander Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig Gott lobt.“
Das ist ein großes Anliegen für Paulus. Es heißt also, man darf dafür beten. Paulus hat es auch getan.
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Als Nachtrag: 2. Chronik 30,12 und Römer 15,5-6.
Die Vielfalt der Gnadengaben und Dienste im Leib Christi
Dann komme ich zu Punkt sechs: Der Leib hat verschiedene Glieder. Wir haben schon gesagt, dass er keine Mitglieder hat, aber er hat Glieder. Glieder, die verschieden sind.
Worin unterscheiden sie sich? Erstens in den Gnadengaben. Es gibt verschiedene Gnadengaben, das heißt, jeder Christ hat mindestens eine Gnadengabe zum Dienen. Es gibt zwar mehrere Gnadengaben auch für andere Dinge, aber hier geht es darum, dass jeder mindestens eine Gnadengabe zum Dienen hat.
Eine Gnadengabe ist etwas, was man gut kann. Sie ist ein Geschenk von Gott. Es heißt nicht Geistesgabe, sondern Gnadengabe. Man könnte auch sagen Christusgabe oder Gottesgabe. Es ist nicht nur eine Geistesgabe, sondern der dreieinige Gott gibt diese Gabe. Sie ist aus Gnaden gegeben und somit ein Geschenk. Jeder hat eine besondere Ausrüstung bekommen. Wir sind nicht alle gleich in den Gnadengaben. Mit der Wiedergeburt liefert Gott auch eine Ausrüstung.
Man darf übrigens auch später noch um Gnadengaben beten. Es gibt Geschwister, die einen Dienst bekommen und in diesen Dienst hineingeworfen werden, ohne dass jemand anderes diesen Dienst übernimmt. Man muss den Dienst tun, fühlt sich aber nicht immer in der Lage. Warum nicht dafür beten, dass der Herr die Gnadengabe gibt? Und der Herr gibt sie sehr oft.
Es gibt verschiedene Gnadengaben, wie in 1. Korinther 12,4 und Römer 12,4-5 beschrieben ist. Ich lese das jetzt nicht vor. Es gibt auch verschiedene Dienste. Mit den gleichen Gnadengaben kann man verschiedene Dienste tun. Zum Beispiel hat jemand die Gnadengabe des Lehrens. Es kann sein, dass der Herr ihn in einem persönlichen Lehrdienst verwendet, also eins zu eins, als Begleiter oder Tutor, jemand, der anleitet, ein Trainer. Oder man ist ein Vortragender, ein reisender Lehrer oder arbeitet am Ort. Es gibt ganz verschiedene Dienste mit der gleichen Gabe.
Auch die Gebiete sind verschieden. Der eine lehrt besonders stark Frauen und Kinder. Wisst ihr, dass Frauen auch lernen dürfen? In der allgemeinen Versammlung nicht, aber Frauen haben auch einen Lehrdienst. Frauen fragen, Kinder fragen. Die älteren Frauen haben einen Lehrauftrag für jüngere Frauen. Ihr habt keine älteren Frauen? Holt euch ein paar, ladet ältere Frauen ein! Es gibt Geschwister, die wirklich etwas zu sagen haben, Schwestern, die etwas zu sagen haben.
Die jüngeren Frauen haben die Verantwortung, die Kinder zu lehren. Die Väter auch, aber die Frauen verbringen mehr Zeit mit den Kindern. Lehrgabe heißt also auch verschiedene Dienste.
Oder andere Gaben, zum Beispiel die Gnadengabe des Aufrufens. Es gibt Geschwister, die begabt sind, motivierend aufzurufen. In unserer Bibel steht „ermahnen“. Ich mag das Wort „ermahnen“ nicht, weil es negativ klingt. Eine Ermahnung in der Firma bekommt man oft als Tadel, bevor man rausgeworfen wird. Das Wort im Griechischen heißt aber dasselbe wie für den Heiligen Geist, der Paraklet. Parakaleo heißt der Aufrufer, Zurufer, Tröster. In diesem Sinne ist es zu verstehen. Das ist eine Gnadengabe.
In Römer 12 steht die Gnadengabe des Aufrufens oder die Gnadengabe des Dienens und Helfens. Das ist eine sehr vielseitige Gnadengabe. Diese praktischen Gnadengaben werden manchmal übersehen, aber sie sind sehr wichtig.
Die Gnadengabe des Helfens umfasst viele verschiedene Dienste, allerlei praktische Dienste mit der Hand oder in der Praxis. Die brauchen wir unbedingt.
Dann gibt es die Gnadengabe des Vorstehens, die Gnadengaben der Barmherzigkeit, das Üben von Barmherzigkeit. Es gibt Leute, die können sich gut in andere einfühlen, mitfühlen. Also verschiedene Dienste mit diesen Gnadengaben.
Wenn man gewisse Dienste tut, vielleicht Leute, die den gleichen Dienst tun, gibt es verschiedene Wirkungen. Das kann sein, dass zwei Schwestern den gleichen Dienst tun, aber eine andere oder mehr Wirkung hat. Das macht der Herr. Es ist nicht unsere Verantwortung, wie viel Frucht und Wirkung durch unseren Dienst entsteht.
Der Jeremia war genauso treu wie die Jünger Jesu oder der Apostel Paulus. Jeremia hat nicht viel Frucht gesehen, Petrus und Paulus aber sehr viel Frucht von ihrer Arbeit. Noah hat auch nicht viel Frucht gesehen, war aber genauso treu. Das muss nicht bedeuten, dass ein Dienst schlecht ist, wenn wenig Wirkung entsteht. Es ist eine Führung Gottes, wie viel Frucht durch unseren Dienst entsteht.
Es gibt also eine große Verschiedenheit. Wir müssen darauf achten, nicht zu meinen, alle müssten evangelisieren. Das sind nicht alle. Natürlich soll jeder Christ ein Zeuge sein und seinen Mund aufmachen, wer Jesus Christus ist, warum er erlöst hat und was er getan hat. Aber nicht jeder hat einen speziellen evangelistischen Dienst.
Wir dürfen nicht denken, dass alle den gleichen Dienst haben wie wir. Oft denken wir, wie wir es machen und welche Gnadengaben wir haben, müssen das andere auch haben. Das geht nicht. Deshalb brauchen wir Geduld miteinander und eine richtige Sicht auf den Leib.
Nicht alle können Auge sein und nicht alle Hand. Deine Gnadengabe gibt dir einen Platz am Leib. Das Auge hat die Gnadengabe zu schauen, und Gott hat das Auge am Kopf platziert. Er hätte es auch auf die Fußsohle setzen können, aber das wäre nicht gut für das Auge. Deshalb sitzt es am Kopf.
Wenn du eine Gnadengabe hast, hat Gott dir damit auch einen Platz im Leib Jesu Christi bestimmt. Das ist deine Rolle. Deine Gnadengabe bestimmt deine Rolle, die du in der Gemeinde ausübst. Vielleicht hast du mehrere Gnadengaben und weißt es nicht. Dann bist du vielseitig. Das gibt es auch. Paulus war auch recht vielseitig.
Der Herr teilt zu, wie er will. Deshalb ist es wichtig, füreinander zu beten und einander zu helfen. Es gibt Brüder, die sehen, dass jemand begabt ist, andere sehen das nicht. Vielleicht gibt es Leute, die denken, sie können gar nichts, aber sie können etwas.
Ich habe euch gestern von meinen Kindern erzählt. Da gibt es auch Kinder, bei denen man sich am Anfang fragte, was sie überhaupt können und wo sie gut sind. Meine Frau hat mir gesagt: „Wo ist er gut?“ Irgendwo ist jeder Mensch gut. Wir müssen nur schauen, wo er gut ist. Dann merkt man, wenn man nachdenkt, dass jemand Stärken ganz woanders hat, nicht in Mathematik oder Deutsch, sondern ganz woanders. Dort hat er große Stärken, manchmal viel größere als wir Erwachsene.
Wenn also Brüder oder Geschwister da sind, die sehen, dass jemand auf einem Gebiet begabt ist, dann muss er ermutigt werden, in diesem Gebiet zu arbeiten.
Timotheus war sehr schnell entmutigt. Timotheus brauchte einen Paulus, der ihm sagt: „Timotheus, bleib dran und halte das Feuer am Brennen, das Feuer, das Gott dir gegeben hat. Lass das nicht ausgehen, die Gnadengabe!“ Das steht in 2. Timotheus 1,7. Erhalte das Feuer, die Gnadengabe Gottes in dir, die in dir ist.
Einheit im Leib durch verschiedene Gnadengaben und gemeinsames Wachstum
Der Leib hat verschiedene Glieder, und wir sollen einander helfen, damit jeder seine Rolle, seinen Platz und seinen Dienst erkennt.
Der passende Vers dazu ist 1. Korinther 12,4-6: Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Ebenso gibt es verschiedene Dienste, doch es ist derselbe Herr. Es gibt verschiedene Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt.
Gott ist es, der in jedem Einzelnen am Werk ist. Jegliche Wirkung, die durch unseren Dienst entsteht, ist von Gott gewirkt. Übrigens wird nur das, was Gott wirkt, Bestand haben. Nur das, was Gott durch uns getan hat, wird bleiben. Alles andere wird vergehen.
Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, dass Gott uns verwendet. Jeder Christ hat dieses Anliegen. Es ist auch eine Wirkung des Geistes Gottes, dass wir den Wunsch haben, dem Herrn zu dienen – und zwar fruchtbar zu dienen.
Jeder von uns möchte sein Leben für etwas einsetzen, das länger dauert als unser irdisches Leben. In jedem von uns lebt der Wunsch, etwas zu tun, das das Leben überdauert. Und genau das sind die Dinge, die der Herr Jesus durch uns wirkt. Das wird anhalten und überdauern.
Der Leib als Versorgungs- und Pflegestätte
Siebtens: Der Leib ist eine Versorgungs- und Pflegestätte. Das heißt, im Leib werden die Glieder versorgt und gepflegt. Im irdischen Leib geschieht dies durch Nahrung. Ebenso werden wir auch gepflegt und versorgt: durch Waschen, Eincremen und vieles mehr. Der Leib muss gepflegt werden.
Einerseits ist es der Herr, der den Leib versorgt und pflegt. Andererseits sind es auch die anderen Glieder, die sich gegenseitig nähren, versorgen und pflegen.
In Epheser 5,29 heißt es: „Der Herr nährt und pflegt die Gemeinde.“ Dort steht: „Jeder hat einen eigenen Leib, und er nährt ihn und pflegt ihn, so wie auch der Herr die Gemeinde nährt und pflegt.“
In Epheser 1,22 wird die Gemeinde als der Leib bezeichnet, „die Fülle dessen, der alles in allen füllt“. Ein herrlicher Satz! Der Herr Jesus füllt alles in meinem Leben, in jedem Einzelnen. Er füllt alles auf – wie ein Gefäß, das mit seiner Versorgung, seiner Kraft und seinen Wirkungen angefüllt wird. Er füllt alles in allem.
Auch die Glieder untereinander versorgen und helfen einander, wie es in Epheser 4,16 heißt. Dort steht: „Von ihm aus wird der ganze Leib wohl zusammengefügt und zusammengeschlossen durch jedes versorgende Gelenk.“ Das bedeutet, von Christus aus wird der ganze Leib zusammengefügt und durch jedes Gelenk zusammengeschlossen.
Der Leib hat Gelenke, das sind die Verbindungsstellen zwischen einem Glied und dem anderen. Dort, wo sie zusammenkommen, entsteht eine Verbindung, die das Funktionieren ermöglicht.
So ist es auch im Geistlichen: Wenn wir zusammenkommen, treffen sich die Glieder und dienen einander. Das geschieht in Liebe, also selbstlos, der eine für den anderen. Auf diese Weise baut sich der Leib selbst auf, wie es in Epheser 4,16 zum Schluss heißt. Der Leib baut sich nicht nur durch den Herrn, sondern auch durch sich selbst auf – und zwar in Liebe.
Eine weitere Stelle ist 1. Korinther 14,26: Wann immer ihr zusammenkommt, hat jeder von euch etwas mitzubringen. Bevor wir zusammenkommen, sollten wir vorbereitet sein und etwas zur Versammlung beitragen. Vielleicht treffen wir uns auch nur zu zweit – auch dann sollen wir etwas mitbringen.
Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas dabei: einen Psalm, ein Lied, eine Lehre usw. Alles soll zur Erbauung geschehen. Nicht einfach so, weil es dazugehört. Wir singen nicht irgendetwas, sondern bewusst vor Gott, im Wissen, dass sowohl Gott als auch wir durch das, was wir tun, erbaut werden.
Das heißt, wir singen etwas, das uns und den anderen hilft – durch den Inhalt des Liedes. Deshalb gibt es in der Gemeinde Jesu nur Arbeiter, keine Individualisten. Bei den Bienen gibt es Arbeiter und andere, aber bei uns gibt es nur Arbeiter.
Gott wird „gebaut“ im Sinne davon, dass er sich freut, wenn er gelobt wird. Das bringt ihm Ehre und Freude. Das Wort „bauen“ wird in der Bibel hier nicht wörtlich verwendet, das war etwas zu viel gesagt. Gemeint ist, dass Gott erfreut, erquickt, gelobt und geehrt wird.
In der dritten Stelle wird auch erwähnt, dass die Opfer, die gebracht werden, eine Speise für Gott sind. Das ist interessant, denn es heißt: „Eure Speise ist meine Speise und ein Brot für mich.“ Gott wird sozusagen durch unser Opfer gesättigt. Das ist schön.
Sind dazu noch Gedanken oder Fragen? Der Leib ist eine Versorgungs- und Pflegestätte – ein Krankenhaus. Wir sind keine vollkommenen Menschen. Die Gemeinde Jesu ist eine Arbeits- und Pflegestätte. Bitte erwartet nicht, dass sie eine fertige Sache ist.
Die Gemeinde Jesu ist immer im Werden. Wenn sie gut funktioniert, kommen immer wieder neue dazu. Es gibt immer Arbeit. Auch die, die schon länger im Glauben sind, sind nicht fertig. Wir sollten nicht meinen, wir kämen an einen Punkt, an dem wir keine Hilfe mehr brauchen.
Eher ist es so, dass wir immer mehr Hilfe brauchen – immer mehr Abhängigkeit vom Herrn und von unseren Mitgeschwistern. Wir brauchen einander, es geht nicht anders.
Der Leib als Dienstgemeinschaft und die Rolle der Leitenden
Achtens: Der Leib ist eine Dienstgemeinschaft. Das bedeutet nicht nur Pflege und Versorgung, sondern auch Dienst. Das habe ich bereits ein wenig angesprochen.
Aufgrund der Einheit mit dem Haupt und durch die Zurüstung durch begabte Glieder geschieht ein gegenseitiger Dienst zur Erbauung. In Epheser 4,11 heißt es: „Er gab selbst, Christus selbst gab die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern.“
Diese genannten Personen sind vor allem Führende. Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer hatten eine leitende Stellung. Solche Menschen sind auch eine Gabe. Paulus verstand sich selbst als eine Gabe an die Gemeinde. Du selbst bist eine Gabe für die anderen, als Person. Die anderen brauchen dich, weil der Herr dich verwendet.
Das muss uns nicht stolz machen, aber wir dürfen uns darüber freuen, dass der Herr uns verwendet, obwohl wir doch Sünder sind. Der eine dient am Ort, der andere überörtlich – so oder so, wie der Herr führt.
Hier geht es weiter zu Hirten und Lehrern, zum Zweck der Zurüstung. In Vers 12 heißt es: „Zum Zweck der Zurüstung der Heiligen.“ Gott hat Menschen gegeben, die helfen sollen, die Heiligen zum Werk des Dienstes zuzubereiten.
Warum sollen die Heiligen zugerüstet werden? Damit sie einen Dienst tun, also einen fruchtbaren Dienst vollbringen oder einfach den Dienst, den der Herr ihnen zuweist. Wie viel Frucht entsteht, das liegt in der Hand des Herrn.
Wozu soll der Dienst geschehen? Zum Bauen des Leibes, also damit der Leib Christi gebaut wird. Wie weit soll er gebaut werden? Bis wir alle hinlangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes.
Das bedeutet, bis wir alle dasselbe glauben, ohne Meinungsverschiedenheiten, und bis wir den Sohn Gottes erkennen. Manche meinen: „Ich suche mir nur die, die meiner Meinung sind, und mit denen lebe ich zusammen. Alle anderen schließe ich aus.“ Das ist nicht sinnvoll.
Denn die anderen, die eine andere Meinung haben, könnten eine Hilfe sein. Erstens, damit ich lerne, geduldig zu sein, und zweitens, vielleicht haben sie sogar etwas, wodurch meine Erkenntnis wachsen kann.
Wir berauben uns selbst, wenn wir nur unter uns bleiben und niemanden mit anderer Meinung anhören. „Der hat nicht unsere Meinung, hören wir nicht auf ihn.“ So berauben wir uns. Das ist nicht gut.
Die Geschichte der Gemeinde Jesu ist voll von solchen Fällen. Man schließt sich ab, schließt sich ein: „Nur wir haben die Wahrheit, nur wir allein, und wir wollen keine anderen hören. Die anderen sind alle Irrlehrer.“
Das mag sein, dass sie etwas Falsches haben, aber vielleicht auch etwas Richtiges. Davon kann ich lernen. Wenn Luther, Calvin und Zwingli miteinander gesprochen und sich Schulter an Schulter über die Bibel gebeugt hätten, hätten sie alle drei etwas lernen können, zum Beispiel über das Abendmahl.
Was haben sie stattdessen getan? Sie haben sich nicht getroffen, sondern sich mit Schriften bekämpft. Einer schrieb gegen den anderen. Schade, denn Luther hätte wirklich etwas lernen können, und Zwingli sicher auch.
„Bis wir alle hingelangen mögen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, dass alle den Sohn Gottes erkennen, so wie er wirklich zu erkennen ist, zu einem erwachsenen Mann, zum größeren Maß der Fülle des Christus.“
Das ist ein ungewohnter Ausdruck. Alle sollen so groß werden wie Jesus Christus. Wie groß ist Jesus Christus? Vielleicht 1,80 Meter. Also sollen alle 1,80 Meter groß werden, im übertragenen Sinn.
Wenn wir das Bild übertragen, heißt das: Alle sollen im Charakter so werden wie er. Das ist gemeint. Alle sollen hinwachsen, so wie ein kleines Kind, das vielleicht 1,30 Meter oder 1,50 Meter groß ist, heranwächst bis zur Größe des Vaters, manchmal sogar darüber hinaus.
Bei uns ist das anders: Wir wachsen nicht über Jesus Christus hinaus – das geht nicht. Aber wir wachsen zu ihm heran, im Charakter gesprochen. Wir sollen so werden wie Christus in unserem Charakter.
Gibt es dazu noch Fragen oder Gedanken zu diesem Vers?
Abhängigkeit des Leibes vom Haupt und untereinander
Dann neuntens: Der Leib ist auf Abhängigkeit angelegt, abhängig vom Haupt und voneinander. Das wird sehr schön durch den Leib dargestellt. Der ganze Körper ist abhängig und wird vom Kopf, vom Gehirn, regiert. Und nicht nur vom Gehirn, auch die Glieder untereinander helfen einander. Der Finger hilft dem Auge, den Splitter aus dem Auge zu ziehen – dazu braucht es die Finger. So brauchen wir alle einander.
Wieder der Vers aus Epheser 4, jetzt noch ein Vers weiter, Vers 15 bis 16:
„Als solche aber, die wahrhaftig sind in Liebe, mögen wir in allen wachsen zu ihm, der das Haupt ist, der Christus.“ Zu ihm hin.
Vers 16: „Von dem aus der ganze Leib wohl zusammengefügt und zusammengeschlossen, das heißt verbunden durch jedes versorgende Gelenk, entsprechend dem Wirken eines jeden Teiles in einem ihm zugemessenen Maße, das Wachstum des Leibes zustande bringt, so dass er sich selbst baut in Liebe.“
Was für ein Vers! Wisst ihr, manche Verse in der Bibel sind deshalb kompliziert, damit man nicht zu schnell liest. Gott hat gesagt, Paulus schreibt es kompliziert, damit die, die es lesen, es fünfmal lesen und darüber nachdenken. Mach lange Sätze, Paulus, damit die Leute langsamer lesen. Gott hat ihn eindeutig beim Schreiben geführt.
Seid ihr einverstanden, dass Gott Paulus geleitet hat, als er schrieb? Also wollen wir die langen Sätze akzeptieren. Manche Bibelübersetzer sagen: Nein, lange Sätze weg, man macht überall einen Punkt und fängt einen neuen Satz an. Aber warum? Paulus hat lange Sätze geschrieben, bleiben wir bei den langen Sätzen. Kein SMS-Stil.
Gut, wenn man einen langen Satz hat, muss man den Hauptsatz suchen und die Nebensätze. Das braucht ein bisschen Zeit, es braucht ein bisschen Grammatik. Also lernen wir Grammatik. Hier sind ja sowieso Leute, die sich gut mit Grammatik auskennen.
Aber hier haben wir den Satz gar nicht komplett, weil ich schon in der Mitte des Satzes begonnen habe. Das ist die letzte Hälfte des Satzes, und wir nehmen nur diese Hälfte, Vers 15 und 16.
Also, es heißt hier: Wir sollen in allem hinwachsen zu ihm hin, das ist klar, zum Haupt. Und jetzt Vers... Das Haupt, von dem aus der ganze Leib... und jetzt, wo geht der Satz weiter? Von dem aus der ganze Leib... jetzt muss ich suchen, das ist dazwischen, das ist dazwischen, das ist dazwischen... ah, da unten: „Von dem aus der ganze Leib das Wachstum des Leibes zustande bringt.“ Jetzt habe ich den Hauptnebensatz. Muss ich sagen, weil das eigentlich ein Nebensatz ist.
Jetzt habe ich den Hauptgedanken in dem Satz hier: Von Christus aus wird der ganze Leib... Von Christus aus bringt der ganze Leib das Wachstum des Leibes zustande. Von Christus aus geschieht alles, und der ganze Leib trägt dazu bei, dass der ganze Leib wächst.
Ein Christ für den anderen, aber alles unter der Regierung Jesu Christi. Und jeder entsprechend seinem Wirken, das heißt: Jeder hat einen Dienst oder eine Gnadengabe, jeder entsprechend seinem Wirken mit dem gemessenen Maß. Jeder hat ein Maß: Der eine kann viel, der eine wird nicht so schnell müde, der andere wird schnell müde. Dann denkt man sich, ja, der ist geistlicher, weil er nicht so schnell müde wird. Falsch! Der ist nicht geistlicher, der hat eine bessere Konstitution. Und wir sollen nicht neidisch sein. Gott hat uns unsere Konstitution gegeben.
Wir brauchen mehr Schlaf, das ist auch wichtig. Sonst könnten wir das Wenige, was wir tun, auch nicht tun. Übrigens habe ich vor ein paar Tagen ein Buch über Schlafen gelesen, also ein Kapitel, und da schreibt der Wissenschaftler, dass Schlaf ganz wichtig ist. Man soll nicht meinen, wenn man beim Schlaf spart, spart man beim Leben und kann dann mehr tun. Das ist nicht so.
Unser Gehirn braucht den Schlaf, denn im Schlaf verarbeiten wir die Dinge, die wir aufgenommen haben. Studenten zum Beispiel: Bitte viel schlafen, vor allem vor den Prüfungen – viel schlafen, nicht wenig. Das ist gerade verkehrt, oder? Denn im Schlaf arbeitest du das, was du am Abend gelernt hast, auf und verfestigst es. Danach bist du bei der Prüfung gut vorbereitet.
Wenn du wenig geschlafen hast, hast du das nicht, und dann fehlt dir alles in der Prüfung. Also Schlaf nicht unterschätzen, bitte.
Übrigens, wir haben auch den Auftrag, den Schöpfungsauftrag. Der Schöpfungsauftrag heißt: Die Schöpfung, die Gott gegeben hat, sollen wir nicht kaputt machen. Also bitte schön: Unser Körper ist von Gott geschaffen. Wenn wir nicht schlafen, dann sind wir ungehorsam, geben dem Körper nicht das, was er braucht, und er wird schneller kaputt.
Gut, es gibt Zeiten, da führt der Herr, da gibt es nicht mal die Möglichkeit, eine Nacht zu schlafen, weil einfach so viel zu tun ist oder weil ein Notfall da ist. Dann schlafen wir mal eine Nacht nicht, aber die nächste Nacht müssen wir wieder schlafen.
Also nicht meinen: Ich habe früher immer gedacht, das sind so gewaltige Leute, die kommen mit wenig Schlaf aus und sind so hingegeben, und da wollte ich das einfach nachmachen. Ich habe gemerkt, das geht nicht. Ich habe wenig geschlafen und dann war der ganze nächste Tag verhaut. Ich wollte irgendwas studieren und lesen, bin eingeschlafen oder habe den Satz immer wieder gelesen und bin nicht weitergekommen.
Eine Frage: Was ist mit den Müttern mit kleinen Kindern, wenn die nachts nicht schlafen? Warum kriegen die Mütter auch keinen Schlaf und müssen trotzdem im Haushalt funktionieren? Genau, das ist ein Sonderfall, klar. Das ist ein Sonderfall.
In der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann, brauche ich irgendwann am Tag Schlaf. Ich kann ja dafür beten, dass ich eine Gelegenheit finde, wo ich schlafen kann. Und dann gibt es das: Der Herr gibt es. Er weiß ja, was wir brauchen. Der Herr ist so gütig und weiß genau, was wir brauchen. Dann darf ich darum beten.
Und wenn ich keine Zeit habe zum Beten, dann bete ich für Zeit zum Beten. Der Herr schenkt uns das, wirklich. Wenn wir etwas bitten in seinem Willen, dann wird er unser Gebet erhören. Und das ist in seinem Willen. Dann dürfen wir ihm beim Wort nehmen und sagen: Herr, du hast gesagt, das ist in deinem Sinn, und darum bitte ich dich dafür.
Also der ganze Leib vollbringt das Wachstum des Leibes, so dass er sich selbst baut in Liebe.
Also hier nochmal aufgeschlüsselt: abhängig vom Haupt, der alles zusammengefügt und verbunden hat, abhängig voneinander. Ein Glied, die Glieder beim Gelenk, reichen einander helfend die Hand. Elberführer sagt: Sie tun Darreichung, wo ein Glied dem anderen Darreichung tut – sehr schön übersetzt. Ein Glied reicht dem anderen die Hand, jedes Glied ist für jeden da, so wie der Herr führt.
Ich kann nicht für jeden da sein, natürlich nicht. Ich kann nicht für jeden Christen auf der Welt da sein, das geht nicht. Aber der Herr führt mich.
Und man kann nicht sagen: Das ist mein Monopol, da arbeite ich, und die anderen dürfen da nicht arbeiten. Das ist mein Jünger, und wehe, wenn ein anderer meinen Jünger noch bejüngert. Das geht sowieso nicht.
Jeder darf entsprechend seiner Gnadengaben und dem von Gott zugewiesenen Wirkungskreis arbeiten. Jeder hat einen Wirkungskreis, ob groß oder klein. Der eine ist krank und hat vielleicht einen kleinen Wirkungskreis. Dann soll er dafür danken und nicht unzufrieden sein. Der Herr wird ihn in diesem Bereich segnen. Dadurch hat er einen großen Wirkungskreis.
Der Leib baut sich auf diese Weise selbst. Wachstum geschieht in der Atmosphäre der Liebe. Das ist die Dagidei, etwas, wo Liebe stattfindet.
Ich habe ein Wort von Bruder Herbert Janssen. Er hat mir aufgeschrieben, es war ein Gespräch, in dem wir miteinander geredet haben: Liebe erfordert, so wenig wie möglich Negatives zu sagen. Sie deckt zu.
Das Volk Gottes ist heute nicht bereit zu leiden und etwas hinzunehmen. Es mangelt an Sensibilität, es fehlt so oft dieses Stehen vor dem Herrn. Insensibilität, also Unempfindlichkeit, ist eine Sache der Unwissenheit. Das ist die Tragik.
Es gibt viel zu viel Rechtfertigung. Man rechtfertigt sich zu viel. Man ist nicht sensibel für den Herrn, man rechtfertigt, was man tut, und wenn es andere ärgert, dann ist es deren Schuld. Man ist nicht feinfühlig genug.
Römer 15, Vers 7: „Darum nehmt einander an!“ Im Griechischen heißt es: Nehmt einander zu euch hin, das heißt vorbehaltlos, macht die Tür innerlich auf.
Darum nehmt einander an, vorbehaltlos, so wie auch Christus uns vorbehaltlos angenommen hat, zu Gottes Verherrlichung.
Aber ich sage, Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden. Wo ist es jetzt noch? Ah, Entschuldigung, das ist Vers 7 in Verbindung mit den Versen vorher, Vers 3: „Denn auch Christus gefiel nicht sich selbst, sondern wie geschrieben steht: Die Beschimpfungen derer, die dich beschimpfen, fielen auf mich.“
Die Beschimpfungen derer, die dich beschimpften, sind auf mich gefallen. Denn so viel zuvor geschrieben wurde, das wurde zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Ausdauer und den Trost der Schriften die Hoffnung festhalten.
Aber der Gott der Ausdauer und des Trostes gebe euch Gleichgesinntheit.
Also, wir sollen einander so annehmen, wie Christus uns angenommen hat.
Wie hat Jesus Christus gelebt? Was hat er getan? Er hat sich nicht zu seinem eigenen Gefallen gelegt. Er hat sich beschimpfen lassen, und wir dürfen dem Herrn Jesus nachfolgen.
Manchmal darf man sich auch von einem Gläubigen beschimpfen lassen. Jesus hat nicht zurückgeschlagen.
Und wenn es Konflikte gibt, soll man nicht den Konflikten aus dem Weg gehen, sondern bereit sein zu leiden, sich dem Konflikt stellen. Nicht, um den anderen niederzumachen, sondern bereit sein zu leiden.
Paulus gibt uns Jesus Christus als Vorbild.
Ich weiß, wie wir handeln, oder? Wir laufen davon. Wenn etwas nicht passt, dann laufe ich davon.
Liebe erfordert, so wenig wie möglich Negatives zu sagen. Es ist wirklich wahr, auch in der Ehe. Es gäbe so viel Negatives, was man sagen könnte. Liebe deckt zu. Liebe erfordert, so wenig wie möglich Negatives zu sagen. Sie deckt zu.
Das Volk Gottes ist heute oft nicht bereit zu leiden und etwas hinzunehmen. Es mangelt an Feinfühligkeit, an Sensibilität, es fehlt dieses Stehen vor dem Herrn.
Da bewahren wir die Einheit. Das ist das Band des Friedens.
Die Bedeutung des Miteinanders im Gemeindeleben
Wie lange haben wir noch? Ja, wir haben noch bis viertel nach. Geht's noch? Seid ihr noch alle da? Hier, das bitte, das muss jetzt nicht, das können wir nicht nachschlagen.
Was ich jetzt mal getan habe: Ich habe das Wort „einander“ gesucht. Das kann man sehr leicht in der Konkordanz finden. Dabei ist mir aufgefallen, wie oft das Wort „einander“ vorkommt. Und genau das ist das Wichtige. Gemeindeleben heißt nicht einfach nur, Veranstaltungen zu besuchen. Nein, im Neuen Testament bedeutet Gemeindeleben, füreinander da zu sein.
Dieses „einander“ kommt so oft vor. Ich lese euch vor: „einander grüßen“. Man denkt, das ist nicht wichtig. Hei, heu – in der Schweiz sagt man „heu“. Das ist mehr als nur grüßen. Grüßen bedeutet, dem anderen etwas zu wünschen. Ich wünsche dir, dass Gott dich segnet, ich wünsche dir, dass Gott dich behütet.
In Österreich sagen wir, wenn wir „Auf Wiedersehen“ sagen, „Pfiat di“. Diese Abkürzung bedeutet eigentlich: „Es behüte dich Gott“. Ich wünsche dir, dass Gott dich auf deinem Weg behütet. Man kann es auch auf Hochdeutsch sagen, etwas ausführlicher: Ich wünsche dir eine gesegnete Mahlzeit.
„Einander grüßen“ – wenn man schauen möchte, wie Paulus grüßt, liest man Römer 16. Dort grüßt er die Leute mit Namen und fügt etwas hinzu: „Grüßt die Maria, die viel gearbeitet hat im Herrn, grüßt die Persis, die viel gearbeitet hat im Herrn, und die andere, die eine Mutter gewesen ist für mich“ usw.
Einander aufnehmen – den Vers habe ich gerade vorher gelesen: „Nehmt einander auf!“ Einander wertschätzen, also einander aufnehmen heißt, einander die Herzen öffnen und wirklich hereinlassen, ohne Abstand und ohne Vorbehalt.
Einander wertschätzen heißt, einer achtet den anderen höher. Was bedeutet das? Das heißt, dass ich mich dem anderen gegenüber so verhalte wie ein Sklave. Ich bin bereit, dem anderen zu dienen. Damit stelle ich ihn höher als mich selbst.
Der Herr Jesus hat das auch gemacht. Er hat den Jüngern gedient. Andere wertschätzen, einander ehren, das steht in Römer 12, Vers 10: „Einander höher achten.“ Auch in Philipper 2, Vers 3 heißt es: „Einer achte den anderen höher als sich selbst.“
Einander sich unterordnen – hier ist nicht die Ehebeziehung gemeint, auch nicht die Beziehung zwischen Kindern und Eltern oder Chef und Angestellten. Es geht um den gewöhnlichen Umgang miteinander. Und dieser soll geprägt sein von der Bereitschaft, dem anderen zu dienen und sich unterzuordnen, den demütigen Weg zu gehen.
Galater 5, Vers 13 fordert uns auf, einander zu dienen. Im Griechischen heißt das „douleuo“, also wie Sklaven zu dienen, Sklavendienst leisten. Einander Lasten tragen, heißt es in Galater 6, Vers 2: „Einer trage die Last des anderen.“ Einander ertragen steht in Kolosser 3,13 und Kolosser 4,2.
Einander die Füße waschen – wörtlich oder im übertragenen Sinn, oder einander die Schuhe putzen oder etwas Ähnliches. Ertragen heißt: sich aushalten, darunter bleiben, nicht gleich über den anderen hinwegfahren oder ihn verändern wollen. Das können wir sowieso nicht, in der Ehe schon gar nicht.
Wir sind nicht dazu da, einander zu erziehen. Die Kinder sollen wir erziehen, aber wir tun uns nicht gegenseitig erziehen. Wir sollen einander lieben. Manche muss man tragen, andere muss man ertragen. Tragen heißt, die Schwachen tragen, ertragen heißt, eine Situation oder einen Menschen aushalten.
Das kann mühsam sein, aber der Herr Jesus gibt die Kraft dazu. Das ist die Liebe von Jesus Christus. Schwierige Situationen ertragen, einander ertragen, einander vergeben – das steht in Epheser 4, Vers 32, Kolosser 3, Vers 13 und Hebräer 12, Vers 15.
Ich bin mir nicht sicher, ob die letzte Stelle die richtige ist. Vielleicht ist die Stelle verrutscht. Hebräer 12,15 handelt, denke ich, nicht von Vergeben. Kann jemand das bitte nachschlagen? Eben, die gehört nicht hierher. Dort heißt es, Aufsicht zu führen. Deshalb: Keine bittere Wurzel, keine Bitterkeit zulassen. Darum vergeben.
Weiter: Einander Gnade geben. Dazu muss ich etwas erklären. Epheser 4, Vers 29 sagt: „Lasst kein schlechtes Wort aus eurem Mund kommen.“ Wir sollen keine geistlichen Gerüchte verbreiten oder Worte sprechen, die schlecht riechen – das stinkt aus unserem Mund heraus.
Stattdessen sollen Worte herauskommen, die gut sind, die gut schmecken oder gut riechen, im übertragenen Sinn, zur Erbauung, je nachdem, was gebraucht wird. Das heißt: Der andere muss aufgebaut werden. Dafür braucht es Weisheit. Was braucht der andere gerade? Was ist sein Bedürfnis?
Damit es denen, die es hören, Gnade gebe. Gnade heißt ein Geschenk von Gott – Gottes Hilfe, Gottes Kraft, Gottes Geschenk. Das bedeutet, so zu reden, dass das, was du sagst, für den anderen ein Geschenk Gottes ist. Dass es eine Hilfe ist, die er von Gott bekommt.
Durch deine Worte erhält er eine echte Hilfe für sein Leben. Das kommt von Gott, Gnade von Gott. Der Gedanke ist, dass der Herr unser Reden gebraucht, damit die anderen Gnade empfangen – Hilfe, Gnade ist immer Hilfe, Kraft, Geschenk.
Einander ermuntern und trösten, einander ermahnen und zurechtweisen – hier ist das stärkere Wort „zurechtweisen“ gemeint. Einander aufrufen. Das mildere Wort ist „parakalein“, was „zusprechen“ bedeutet, also einander gut zureden.
Einander lehren – nicht nur im Unterricht, sondern auch im persönlichen Gespräch. Einander bauen, also lehren, indem wir das Wort Gottes weitergeben. Einander die Sünden bekennen – dort, wo es nötig ist, natürlich.
Wir machen hier keine katholische Beichte. Aber dort, wo ich einem anderen Schaden zugefügt habe, ist es gut, wenn ich das bekenne und mit ihm darüber spreche. Oder wenn jemand krank ist und die Krankheit darauf zurückzuführen ist, dass er Sünden geheim gehalten hat.
Wenn er dann zur Erkenntnis kommt, der Heilige Geist wirkt an ihm, das schlechte Gewissen meldet sich, soll er seine Sünden bekennen und Geschwister oder Älteste zu sich rufen, die ihm das aufdecken. Dann kann der Herr wieder heilen.
Es gibt Fälle, in denen über längere Zeit Sünden verborgen werden, und zwar keine Kleinigkeiten. Dann kann es eine Züchtigung geben. Das kann vorkommen.
Aufeinander warten steht ebenfalls in der Bibel, zum Beispiel in 1. Korinther 11, Vers 33. Aufeinander Acht geben, sich zur Liebe und zu guten Werken anspornen, steht in 1. Korinther 12, Vers 25.
Weiter: Miteinander weinen und leiden. Wenn einer leidet, soll der andere mitweinen. Miteinander erbaulich reden, steht in Epheser 5, Vers 19. Untereinander Frieden halten, Markus 9,50.
Sich miteinander freuen – wirklich von Herzen mitfreuen, nicht die Freude des anderen dämpfen. Wenn sich jemand freut, darf ich mich mitfreuen, nicht sagen: „Ja, ja, warte nur, wenn du älter wirst oder noch etwas anderes erlebst, dann wirst du schon sehen.“ Nein, nicht dämpfen, der andere soll sich freuen.
Zueinander freundlich und feinfühlig sein, Epheser 4, Vers 32. Gegeneinander gleichgesinnt sein, in Absicht und Ziel. Gegeneinander gastfrei sein, also ein offenes Haus haben. Dem Guten nachstreben, füreinander leben, mit einem Wort: einander lieben, Johannes 13, Vers 34.
Ihr seht, das ist eine ganz schöne Liste. Man merkt, worauf Paulus die Betonung legt: das Miteinander, die Beziehungen. Ja, das lasse ich jetzt aus.
Die Struktur des Leibes und die Leitung durch das Haupt
Zehnter Punkt
Der Leib ist strukturiert, das heißt, er ist geordnet; es gibt eine klare Ordnung. Die Gemeinde Jesu ist kein willkürlicher Haufen von Menschen, die zufällig zusammenkommen und dann irgendetwas tun, was ihnen gerade einfällt. Das ist nicht Gemeinde und nicht Versammlung. Es gibt eine Struktur.
Wie sieht diese Struktur aus? Sie ist die Struktur des Leibes. Das bedeutet, wir haben ein Haupt und wir haben Glieder. Die Regierung – das Haupt – regiert. Das Haupt ist Jesus Christus. Er regiert über sein Wort und lenkt die Gemeinde. Er regiert nicht nur als König, sondern führt auch die Glieder, und zwar alle Glieder, die begabt sind, denn alle sind begabt.
Er lenkt den Leib durch weitere begabte Glieder. Jedes Glied dient dem anderen, und dadurch entsteht eine Lenkung. Aber das alles geschieht vom Haupt aus. So wie wir einen Finger bewegen, geschieht das wegen der Verbindung zum Haupt. Ebenso ist es im Leib Jesu Christi: Wenn wir etwas Sinnvolles tun, geschieht das, weil wir mit Jesus Christus verbunden sind. Es ist ein gegenseitiger Dienst.
Ein Bibelvers zur Regierung des Hauptes ist Kolosser 2,18: „Das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch die Gelenke und Bänder versorgt wird und zusammengeschlossen wächst.“ Der Herr lenkt die Gemeinde durch Glieder, die mit Gnadengaben begabt sind.
Nun gibt es verschiedene Glieder im Leib. Einige sind Leiter, wie Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer usw. Aber bitte: Diese leiten nicht im Sinne von Herrschen! Das haben viele nicht verstanden. Es gab viele Probleme in Gemeinden, weil manche dachten, es gäbe Leute, die in der Gemeinde regieren.
Älteste zum Beispiel meinen oft, sie sollten regieren. Aber in der Bibel steht nirgends, dass Älteste regieren sollen. Älteste sind keine Könige, sondern Diener. Sie regieren nicht, sondern steuern – und das ist ein Unterschied.
Älteste sind Hirten. Ein Hirte regiert nicht, er ist kein König. Ein Hirte bei den Schafen sorgt dafür, dass die Schafe Weide bekommen, dass sie beschützt werden, und er geht ihnen voran. Er geht voran, weidet und schützt. So auch die Ältesten beziehungsweise die Gemeindehirten: Sie steuern, gehen voran, schützen, helfen, raten, ermahnen, korrigieren, erinnern und warnen.
Aber nicht nur die Ältesten tun das. Jeder tut dies in dem Maße, wie der Herr ihn gebraucht. Die Ältesten tragen jedoch eine größere Verantwortung.
Sind die hier genannten Ältesten ältere Leute oder übergemeindliche Lehrer? Bestätigt dies etwas? Die Frage ist, ob Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer übergemeindliche Personen sind oder nicht.
Apostel waren ohnehin überörtlich; sie waren Missionare, unterwegs. Unterwegsleute sind immer überörtlich. Propheten gab es sowohl am Ort als auch überörtlich. Evangelisten ebenfalls vor Ort oder überörtlich. Hirten gab es am Ort, und vielleicht auch überörtlich, das ist nicht ganz klar. Lehrer gab es vor Ort oder überörtlich.
Wie es scheint, sind hier also mehrere überörtlich tätig. Diese Menschen sind der Gemeinde gegeben. Je nachdem, wie der Herr sie führt, bleiben sie am Ort oder sind unterwegs. Paulus zum Beispiel blieb als Apostel drei Jahre in Ephesus, obwohl er eigentlich ein Unterwegsleute war. Ein Apostel ist jemand, der gesandt ist. Doch der Herr bestimmt, wie lange er bleibt und wohin er geht.
Es gibt also sowohl örtliche als auch überörtliche Dienste.
Bibelstellen dazu sind zum Beispiel 2. Korinther 1,24: „Nicht, dass wir Herren über euren Glauben sind, sondern Mitarbeiter an eurer Freude“, sagt Paulus. Auch Apostel verstanden sich nicht als Könige oder Regierende.
1. Petrus 5,3 sagt: „Älteste sollen nicht herrschen als solche, die über die Anteile herrschen, sondern als Vorbilder der Herde.“ Nicht herrschen, sondern Vorbilder sein. So wird man geschätzt, und andere folgen dem Beispiel.
Struktur ist grundsätzlich wichtig. Jede Gruppe hat eine Struktur. Für uns ist entscheidend, dass wir die Struktur haben, die das Neue Testament beschreibt. Struktur ist nicht etwas, das man am grünen Tisch plant – zum Beispiel: „Wir machen jetzt zwei Evangelisten, drei Hirten, vier Älteste und drei Lehrer.“ So funktioniert es nicht.
Die Struktur entsteht nach den Gnadengaben. Die Gemeinde ist wie ein Leib, alle hängen am Haupt, und Gott verteilt die Gnadengaben und Rollen.
Diese Struktur ist nicht statisch, sondern wächst und entsteht. Ich kann keine Ältesten einsetzen, wenn keine da sind. Ich kann nicht einfach sagen: „Wir gründen jetzt eine Gemeinde und machen drei Älteste.“ Das geht nicht.
Im Neuen Testament werden Gemeinden übrigens nicht gegründet, sondern sie entstehen durch Evangelisation. Dann sind Gemeinden da, die noch lernen müssen und eine Struktur brauchen. Aber diese Struktur ist die des Leibes. Das Ganze wächst also.
Heute sprechen wir von Gemeindegründungsarbeit. Was wir meinen, verstehe ich schon: Es entsteht eine neue Gemeinde, eine neue Gruppe formiert sich. Aber das Wort „gründen“ wird in der Bibel nicht verwendet.
Es gibt noch Fragen. Es war heute Vormittag ziemlich viel, aber ich denke, ihr habt verstanden, worum es geht: Es geht um Beziehungen, um Miteinander und Füreinander, um da zu sein.
Es geht darum, dass die Glieder am Haupt hängen und sich nicht von den anderen Gliedern isolieren. Wir müssen dieses Bild des Leibes für uns selbst aufnehmen und wiederholen. Wir sollen davon geprägt sein. Das hilft uns, und wir sollen auch andere Christen prägen.
Jeder Christ muss ein richtiges Selbstverständnis haben. Wenn er sich als Glied eines Leibes versteht, wirkt sich das positiv auf sein Verhalten und den Umgang mit anderen aus.
Wir brauchen keine vollkommenen Menschen. Wir brauchen Menschen, die beten, die sich an der Bibel ausrichten wollen und bereit sind zur Korrektur. Das ist viel wichtiger als Vollkommenheit.
Ich kann viele Fehler machen, wenn ich jedes Mal nach einem Fehler sage: „Das war nicht richtig, ich möchte mich verändern. Verändere du mich und zeige mir, wie es richtig geht.“ Diese Haltung ist entscheidend.
Wir wissen, dass wir unvollkommen sind und leben aus der Vergebung. Das zeichnet eine Gruppe aus. Wir leben aus der Vergebung – auch in der Familie gilt das, was ich hier sage.
Wir wissen, wir sind unvollkommen, und wir leben aus der Vergebung – Eltern und Kinder.
Wir brauchen Ermutigung in unserer Zeit. Wir sind stark beansprucht, haben viele Anforderungen im Leben. Unser Leben ist schwerer geworden, weil wir in einer schnelllebigen Welt leben. Es wird viel verlangt, es gibt viele Möglichkeiten und Versuchungen. Früher war das Leben langsamer.
In so einer schwierigen Zeit, in der so viel los ist, brauchen wir Ermutigung und Vorbilder, die uns immer wieder in die Stille zurückführen.
Das Wichtigste ist, eng mit dem Haupt, Jesus Christus, verbunden zu bleiben. Man kann in Verbindung bleiben, während man redet. Innerlich kann man zum Herrn rufen, auch wenn man mit einem Bruder oder einer Schwester spricht und es einen Konflikt gibt.
Man spricht, merkt, dass die Situation schwierig wird, und betet innerlich.
Ich erinnere mich an ein Gespräch, das tief in die Nacht ging. Die andere Person hatte neue Ideen und Gedanken. Ich betete innerlich: „Herr, bitte gib mir Weisheit, überwinde diesen Irrtum und zeige, dass es nicht richtig ist, was er denkt.“
Irgendwann, es war etwa zwei Uhr nachts, sagte er: „Ah ja, genau.“ Er hatte wirklich zugehört und einen neuen Gedanken aufgenommen. Seine Vorstellungen änderten sich.
Das war schön, da hat der Herr eingegriffen. Ich war froh. Ab diesem Zeitpunkt beruhigte sich das Gespräch und entwickelte sich positiv. Gegen drei Uhr morgens gingen wir in Frieden auseinander.
Solche Erfahrungen dürfen wir machen.
Oder bei Schwierigkeiten mit Kindern einfach beten.
Was hat der Lechämier gemacht? Er sprach mit jemandem und betete zu dem Gott des Himmels, während er mit dem König sprach.
Der König fragte ihn etwas, und er rief innerlich zum Herrn, während er mit dem König sprach. Er blieb mit dem Herrn verbunden, auch während er mit dem König redete.