Die Bedeutung gemeinsamer Lieder in der Gemeinde
In dem Augenblick, in dem ich vor dem Thron Gottes stehe, rechne ich damit, dass ich dort innerhalb einer großen Gemeinde stehen werde. Vielleicht gibt es dort auch so etwas Ähnliches wie einen Kantor. Dann wird er fragen: „Was sollen wir denn singen?“
Die Gemeindemitglieder, etwa ab vierzig Jahren aufwärts – also von vierzig bis zur Ewigkeit – werden sich melden und sagen: „Wir singen aus dem Gemeinschaftsliederbuch.“ Zum Beispiel „Jesus, um meine Freude“ oder „Herr, Stern, auf den ich schaue“.
Dann wird er die nächste Frage stellen: „Und was wollen die Jungen singen?“ Sie antworten: „Wir singen aus Feier Jesus.“
Die dritte Frage lautet: „Was könnt ihr denn gemeinsam singen?“ Wenn es so weitergeht, heißt das, dass wir nichts mehr gemeinsam singen können. Die einen singen noch aus „Feier Jesus“, die anderen aus dem Gesangbuch.
Das ist ein Jammer. Es ist ein Jammer, wenn wir keine Lieder mehr haben, die uns gemeinsam verbinden.
Es ist ein Auftrag dieses Hauses und ein Auftrag an alle, die mit dem Singen zu tun haben: Lassen Sie uns Lieder finden, die wir gemeinsam singen können. Sicher brauchen junge Leute andere Lieder. Sicher brauchen wir unsere Lieder, mit denen wir gelebt haben und mit denen wir auch sterben können. Aber wir brauchen auch Lieder, die wir gemeinsam singen können.
„Befiehl du deine Wege“ darf nicht einfach vergessen werden. Und sehen Sie, Paul Gerhardt darf nicht vergessen werden. Deshalb plädiere ich auch an dieser Stelle noch einmal: Nicht nur neue Lieder, nicht nur alte Lieder, sondern wenigstens ein paar gemeinsame Lieder.
Vielleicht können wir es an unserer Stelle so machen, dass Kinder einen Vers auswendig lernen – für eine Schokoladentafel. So haben wir es bei den Engeln gemacht.
Die lebenslange Bedeutung der Bibel und des Glaubens
Immerhin ist mir die Bibel im Leben sehr lieb geworden. Deshalb tue ich es auch im Alter noch gerne, mit der letzten Kraft, anderen die Bibellieder nahe zu bringen. Man könnte ja meinen, dass man im Alter viel frommer wird. Aber das ist nicht so. Im Alter wird alles oft viel schlimmer – die Fehler und die Bequemlichkeit nehmen zu. Herr Gley, das wissen wir. Alles wird schwieriger, und deshalb muss die Liebe zur Bibel einfach bestehen bleiben.
Bei mir geht diese Liebe zur Bibel zurück auf die Zeit im Krieg. Wir lebten in der Stadt Oberndorf, der großen Mauserstadt, der größten Gewehrfabrik Deutschlands. Noch heute wird dort das NATO-Gewehr hergestellt. Die großen Gewehrfabriken lagen ungefähr 300 Meter Luftlinie von unserem Haus entfernt. Wir wussten, dass der Krieg kommen würde, wir wussten, dass die Bomben und Angriffe kommen würden.
So war es dann auch. Je weiter die Kriegsjahre fortschritten, desto häufiger gab es nicht nur Alarme, sondern auch Fliegerangriffe. Meine Mutter sagte uns sechs Kindern – der Vater war im Krieg – dass wir, wenn wir in den Keller müssten, immer zwei Dinge mitnehmen müssten. Zwei Dinge, die man sich gut merken konnte, denn sie begannen beide mit dem Buchstaben B.
Wir mussten unser Bett mitnehmen, das brauchten wir, und die Bibel mussten wir auch mitnehmen. Sie wusste, dass wir unten im Keller mit der Bibel nicht viel anfangen konnten. Aber es war ihr wichtig, dass wir wussten: Das Bett ist wichtig, aber die Bibel ist auch wichtig.
Als die Sirenen heulten, sehe ich uns noch vor mir, wie wir unsere viel zu große Decke nahmen. Inzwischen hatten wir auch die Bibel dabei, und so gingen wir hinunter in den Keller. Dort unten deckten wir uns zu. Als dann der erste Angriff kam und die Bomben fielen, höre ich noch das Pfeifen der Bomben und die Einschläge, die das Haus erschütterten.
Dann schlug die Mutter ihre Bibel auf und begann zu lesen – vom Sturm auf dem Meer. Während die Schläge kamen, las sie weiter, und es wurde eine große Stille. Sie wiederholte die Worte, und wieder wurde es still.
So ist mir das tief eingebrannt. Diese Worte begleiteten mich ein Leben lang. Und das wünsche ich Ihnen auch: Wenn Sie wieder nach Hause gehen und alleine in Ihren Zimmern sind, bleiben Sie bei diesem Wort Gottes. Bleiben Sie beim lebendigen Wort Gottes, so wie wir heute diese Reihe abschließen wollen.
Der Landtag zu Sichem als geistliche Versammlung
Der Landtag zu Sichem
Joshua versammelte alle Stämme Israels nach Sichem und berief die Ältesten von Israel, seine obersten Richter und Amtleute. Als sie vor Gott getreten waren, sprach er zum ganzen Volk:
"So spricht der Herr, der Gott Israels: Eure Väter wohnten jenseits des Euphratstroms, der Vater Abrahams und Nahors, und dienten anderen Göttern. Da nahm ich euren Vater Abraham von jenseits des Stroms und ließ ihn im ganzen Land Kanaan umherziehen. Ich mehrte sein Geschlecht und gab ihm Isaak.
Und Isaak gab ich Jakob und Esau. Esau gab ich das Gebirge Seir zum Besitz. Jakob aber und seine Söhne zogen hinab nach Ägypten. Da sandte ich Mose und Aaron und plagte Ägypten, wie ich unter ihnen getan habe. Danach führte ich euch und eure Väter aus Ägypten.
Als ihr ans Meer kamt und die Ägypter euren Vätern mit Wagen und Gespannen ans Schilfmeer nachjagten, da schrien sie zum Herrn. Er setzte eine Finsternis zwischen euch und die Ägypter und ließ das Meer über sie kommen, sodass es sie bedeckte. Eure Augen haben gesehen, was ich in Ägypten getan habe. Ihr habt lange Zeit in der Wüste gewohnt.
Ich habe euch in das Land der Amoriter gebracht, die jenseits des Jordan wohnten. Als sie gegen euch kämpften, gab ich sie in eure Hände, sodass ihr Land einnahmt und sie für euch vertilgte.
Da machte sich Balak, der Sohn Zippons, der König der Moabiter, auf und kämpfte mit Israel. Er sandte hin und ließ Bileam, den Sohn Beors, rufen, um euch zu verfluchen. Aber ich wollte ihn nicht hören. Er musste euch segnen, und ich rettete euch aus seinen Händen.
Als ihr über den Jordan gingt und nach Herschow kamt, kämpften gegen euch die Bürger von Herschow, die Amoriter, Perisiter, Kananiter, Hethiter, Girgaschiter, Hiwiter und Jebusiter. Ich gab sie in eure Hände.
Ich sandte Angst und Schrecken vor euch her, die trieben sie vor euch weg, die beiden Könige der Amoriter. Nicht dein Schwert noch dein Bogen taten es. Ich habe euch ein Land gegeben, um das ihr euch nicht bemüht habt, und Städte, die ihr nicht gebaut habt, um darin zu wohnen. Ihr esst von Weinbergen und Ölbäumen, die ihr nicht gepflanzt habt.
So fürchtet nun den Herrn und dient ihm treu und rechtschaffen. Lasst die Götter, denen eure Väter jenseits des Euphratstroms und in Ägypten gedient haben, fahren, und dient dem Herrn.
Wenn es euch aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, so wählt heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen."
Da antwortete das Volk und sprach: "Das sei ferne von uns, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen. Denn der Herr, unser Gott, hat uns und unsere Väter aus Ägypten geführt, aus der Knechtschaft. Er hat vor unseren Augen diese großen Zeichen getan und uns auf dem ganzen Weg behütet, den wir gezogen sind, und unter allen Völkern, durch die wir gegangen sind. Er hat vor uns alle Völker und die Amoriter, die im Land wohnen, ausgestoßen. Darum wollen wir auch dem Herrn dienen, denn er ist unser Gott."
Josua sprach zum Volk: "Ihr könnt dem Herrn nicht dienen, denn er ist ein heiliger Gott, ein eifernder Gott, der eure Übertretungen und Sünden nicht vergeben wird. Wenn ihr den Herrn verlasst und fremden Göttern dient, wird er sich abwenden, euch plagen und euch ausrotten, nachdem er euch Gutes getan hat."
Das Volk aber sprach zu Josua: "Nein, sondern wir wollen dem Herrn dienen."
Josua sprach zum Volk: "Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, dass ihr euch den Herrn erwählt habt, um ihm zu dienen." Sie antworteten: "Ja."
"So tut nun von euch die fremden Götter, die unter euch sind, fort, und neigt euer Herz zum Herrn, dem Gott Israels."
Das Volk sprach zu Josua: "Wir wollen dem Herrn, unserem Gott, dienen und seiner Stimme gehorchen."
So schloss Josua an diesem Tag einen Bund für das Volk und legte ihm Gesetze und Rechte vor in Sichem. Er schrieb dies alles ins Buch des Gesetzes Gottes. Dann nahm er einen großen Stein und richtete ihn dort auf unter einer Eiche, die bei dem Heiligtum des Herrn war. Er sprach zum ganzen Volk:
"Siehe, dieser Stein soll Zeuge sein unter uns, denn er hat alle Worte des Herrn gehört, die er mit uns geredet hat. Er soll ein Zeuge unter euch sein, dass ihr euren Gott nicht verleugnet."
So entließ Josua das Volk, jeden in sein Erbteil.
Das Lied „Morgenglanz der Ewigkeit“ und die Landannahme Israels
Der Sherman ist noch da. Jetzt singen wir einfach noch einen Vers: „Morgenglanz der Ewigkeit“.
Nachdem wir die neuen Lieder gesungen haben, singen wir jetzt auch noch einmal ein altes. Also: „Morgenglanz der Ewigkeit“, die Verse eins und zwei. Vielen Dank. Das ist das Lied 640, Verse eins und zwei.
46,1,2 Einer Lüte morgen da, da wohnt der Morgenwesen, da sind wir bei Willensmaul, da wird die Sandfuss gelesen, dann werke ich uns deine Schar, die Mordab.
Josua ist alt geworden. Die Landnahme ist abgeschlossen. Das Wort „Landnahme“ ist nicht ganz richtig. Es müsste eigentlich heißen: Die Landannahme ist abgeschlossen.
Die Juden, die Israeliten, haben nur das eingenommen, was ihnen in der Landannahme gegeben wurde. Israel ist bis zum heutigen Tag Landannahme. Sie haben nicht irgendwelchen Leuten einen Landstrich besetzt, aus dem sie wieder vertrieben werden könnten.
Das ist das Land Israels. Das ist kein Wort zur Politik der Juden, ob sie richtig oder falsch ist. Es ist auch kein Wort zur Politik der Palästinenser, ob sie richtig ist oder nicht. Aber es soll uns klar sein, dass dieses Land Israel gegeben wurde und ihm heute gehört. Diese Landannahme ist abgeschlossen.
Der Landtag als geistliche Versammlung und Gemeinschaft
Und nun hören wir vom Landtag. Wenn wir vom Landtag hören, denken wir an jenen Kasten dort an der Konrad-Adenauer-Straße in Stuttgart. Der Landtag ist für uns zunächst ein Gebäude – ein Gebäude, das zu meiner Gemeinde gehörte. Es war ein schwieriges Gebäude, weil man dort die Gemeindeglieder, die Hausmasse überhaupt nicht fand. Man wusste nicht, durch welchen Eingang man überhaupt hineingehen sollte, im großen Haus der Staaten und so weiter. Auch im Landtag war das so.
Der Landtag ist für uns einmal ein Gebäude. Oder wir denken an den Landtag als eine Wahl, bei der sich schon jetzt streiten, wer denn der neue Ministerpräsident sein könnte. Oder der Landtag ist vielleicht jene Versammlung, die wir von Bildern her kennen oder auch von einem Besuch von Abgeordneten. Diese sind meistens nicht da, oft sitzen sie im Untersuchungsausschuss oder im Café – das ist der Landtag.
Damals war der Landtag eine Zusammenkunft der wehrfähigen Männer. Sie hatten nicht nur beschließende Funktionen, sondern nahmen mehr beratende Aufgaben wahr. Der Landtag damals hat nur den Josua beraten. Josua beruft im Alter den Landtag nach Sichem ein. Warum ausgerechnet Sichem? Hat Sichem eine Bedeutung? Bibelleser wissen das sehr wohl. Er hätte sicher auch einen anderen Ort wählen können, aber Nomen est omen – der Name bedeutet etwas.
Es gibt nämlich eine Sichem-Tradition, und diese Tradition geht zurück bis auf Abraham. Von ihm lesen wir, dass er eines Tages auf Befehl seine Heimat verließ. Er zog los mit Frauen, mit Kindern, mit Zelten und mit Tieren, mit seinem Neffen Lot, mit allem Drum und Dran. Der erste Ort seiner Reise, der genannt wird, war Sichem. Dort heißt es, dass Abraham baute. Doch was baute er?
Selbstverständlich wissen wir, was er baute. Er baute dort einen Wasserbrunnen, er baute Ställe, er baute Pferche, damit seine Schafe nicht alle davonliefen. Er baute unendlich viel. Nein, er baute zuerst einen Altar. Er baute einen Altar. Er wusste, seine Reise im Auftrag des Herrn beginnt mit einem Gottesdienst. Das wusste er.
Die Reise beginnt mit einem Gottesdienst, und den hält er nicht allein, sondern in Gemeinschaft. Wo zwei oder drei oder eine ganze Familie, ein ganzer Stamm zusammenkommt, dort halten sie einen Gottesdienst. Dort hat er alles hinaufgegeben, was ihn bedrückte, und von dort hat er alles bekommen, was er brauchte.
Der Weg Abrahams war ein Stationenlauf von Gottesdienst zu Gottesdienst. Das war sein Lebenslauf – ein Stationenlauf von Gottesdienst zu Gottesdienst. Wenn ein Leben nicht nur ein Wettlauf sein muss, bei dem man als Erster durchs Ziel kommt – schön. Wenn ein Lebenslauf kein Hindernislauf ist, bei dem man nur eine Hürde nach der anderen nehmen muss – schön. Wenn der Lebenslauf kein Leerlauf ist, bei dem man nur durchdreht.
Lebenslauf ist Stationenlauf von Gottesdienst zu Gottesdienst, wo man in Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern das hinaufgibt, was einen beschwert. Und von oben bekommt, was man braucht.
Solange wir gehen können und solange wir Füße haben und solange es eine Möglichkeit gibt, die Gemeinschaft zu besuchen – besuchen Sie sie, besuchen Sie die Gemeinschaft. Wir im Alter brauchen das. Wir brauchen den Stationenlauf von Gottesdienst zu Gottesdienst.
Es kommen die Tage, an denen wir es nicht mehr können. Aber bis dahin lassen Sie uns Brüder und Schwestern aufsuchen, gemeinsam, so wie in diesen Tagen, gemeinsam das hinaufgeben, was uns bedrückt. Und es sind so viele Dinge, die uns niederdrücken. Aber umgekehrt bekommen wir auch wieder die Kraft, um auf dem letzten Lauf weiterzumachen bis zum Ziel.
Stationenlauf von Gottesdienst zu Gottesdienst – so müsste unser Leben auch aussehen.
Josuas Lebensabend und die Bedeutung der Gemeinschaft
Josef war an der letzten Station seines Lebens angekommen. Bei ihm pendelte es aus. Er spürte – und wir spüren es alle –, dass es zu Ende geht. Er war hundertzehn Jahre alt. Auch wenn man in diesem hohen Alter nicht mehr so genau fühlt, spätestens ab siebzig spürt man deutlich, dass der Höhepunkt längst überschritten ist und dass es auspendelt.
Wir wissen, dass wir eigentlich nur noch ein paar Jährchen, vielleicht auch nur noch ein paar Monate haben. Dann wird es erschreckend: Was muss man nicht alles noch erledigen? Was will man noch schaffen? Was muss man noch packen? Ich bin erstaunt und erschüttert, wie viel man im Alter noch im Kopf und im Herzen haben kann, obwohl man im Grunde weiß, dass einem nur noch kurze Zeit bleibt.
Joshua tut auch etwas, aber er macht Gottesdienst. Ja, er tut etwas, aber er feiert Gottesdienst. Nicht allein mit seinem Gott im Kämmerlein unter vier Augen – das sicher auch. Doch er will in einer großen Gemeinschaft der Weggenossen sein, die mit ihm viel erlebt haben, Freude und Leid geteilt haben, Hoffnung und Glauben bewahrt haben. Jetzt, am Ende, will er mit all diesen Menschen noch einmal feiern.
Jetzt zeigt sich, ob dieses Gottesvolk für ihn nur Mittel zum Zweck war, fromme Staffage, liebe Leute – oder aber echte Glaubensgenossen, ohne die der Marsch durch die Wüste und über den Jordan überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Wohl dem, der sich in einer solchen Gemeinschaft aufgehoben weiß, und weh dem, der letztlich seinen Weg alleine marschiert.
Am Schluss kommt es heraus, was trägt, liebe Freunde. Am Schluss kommt es heraus, was trägt. Mit unserer frohen Maskerade kommen wir zwar durchs Leben, aber nicht mehr bis zum Schluss.
Das Bild des Landtags und die Gegenwart Gottes
Was trägt uns am Schluss? Ein ergreifendes Bild der Landtagsfrauen und -männer. Leider kann ich überhaupt nicht malen, aber wenn ich Maler wäre, dann hätte ich einmal dieses Bild gemalt: Die Männer mit ihren zerfurchten Gesichtern, daneben die Buben und Mädchen, Frauen und Kinder, und vorne der betagte Joshua, dessen ganze Lebensgeschichte in sein Gesicht eingegraben ist.
Ein lautes Begrüßen hat sicher stattgefunden: „Hallo, alles raus! Bist du immer noch der Alte? Siehst blendend aus! Weißt du noch damals am Jordan? Weißt du noch damals in Jericho? Weißt du noch damals in Ai?“ Ein einziges Schulterklopfen und Umarmungen – ganz bestimmt.
Und trotzdem war es kein Landsmannschaftstreffen der einzelnen Stämme mit Fahnen und Wimpeln, es war kein Veteranentreffen alter Krieger mit Uniformen und Waffen, es war kein Jubiläumstreffen mit Schindraserbum und viel Blech.
Heldenbrüste? Nein. Vers 1 steht: „Und als sie vor Gott getreten waren.“ Gott ist gegenwärtig. Alles in uns schweige und beuge sich innigst vor ihm.
Gottesdienst im Angesicht Gottes – das passiert hier. Das ist der Landtag.
Dankbarkeit und Erinnerung an Gottes Treue
Erstens: Gottesdienst im Angesicht Gottes. Gottes, der gestern war. Das ist das Erste: Es ist eine Dankversammlung.
Dieser Landtag ist erstens eine Dankversammlung. Man muss Memoiren gelesen haben. Ich bin ein besonderer Freund von Memoiren. Ich habe einen extra Bücherschrank mit lauter Biografien von frommen Leuten, aber auch von weltlichen Persönlichkeiten. Dort stehen Adenauer, auch Helmut Schmidt, und jetzt habe ich gerade die neueste Biografie unseres Bundeskanzlers Schröder gelesen. Ehrlich gesagt, war ich tief erschüttert.
Tief erschüttert, wie hier ein Mann beschreibt oder sich schreiben ließ – ich weiß es nicht –, dass er vier Frauen hatte. Er nennt sie Lebensabschnittspartnerinnen. Das ist ganz neu. Ich sage meiner Frau: „Ich habe es ganz versäumt, ich hatte ja immer noch einen Lebensabschnitt.“ Und immer sei die richtige Frau zur richtigen Zeit gekommen, die ihm geholfen habe, auf diesem Abschnitt zu dem zu werden, was er war. Ohne diese Frauen hätte er nicht erreicht, was er ist, nämlich Bundeskanzler. Lebensabschnittspartnerinnen, die dann wieder abgelegt wurden, und neue kamen. Memoiren zum Krausen.
Aber ich wollte hier keine Bundeskanzlerbeschimpfung machen. Mir geht es um das Geistliche. Memoiren beschäftigen sich immer mit sich selbst. Das ist eigentlich Memoiren. Vielleicht auch das nicht so Gute daran. Es wird immer dick unterstrichen in allen Memoiren, was man getan hat und was man bewirkt hat.
Sehen Sie, auch wir, die wir keine Bücher schreiben, lassen uns gerne in Gesprächen einfließen, was wir so auf die Bahn gebracht haben. Was sind das für herrliche Ohrwürmer, wenn jemand unsere Taten preist und uns ins rechte Licht rückt: „Das hast einfach nur du getan, großartig!“ Da steht man abends im Bett und denkt daran, was wir tun können.
Ein Drucker berichtete, dass er beim Setzen eines Büchleins damals, als man noch mit der Hand setzte, festgestellt habe, dass beim Setzen eines Büchleins eines Gottesmannes die Buchstaben I-C-H ausgegangen seien. Das „Ich“, so viele Buchstaben brauchte er, weil immer vom Ich die Rede war. So ist es, wenn wir über unser Leben berichten.
Bei Joshua sind übrigens diese Buchstaben ICH auch ausgegangen, aber nicht deshalb, weil er so viel von sich geredet hätte, sondern weil er sagte: „Es spricht der Herr, ich, ich, ich.“ Kein Wort von sich. Er redet nur von diesem Gott, kein Wörtlein von seinen Taten, kein Satz von seinen Leistungen.
Der Bund des Herrn Israels, der mit unvorstellbarer Treue gegen allen Widerstand und alle Untreue seinen Bund mit dem Volk durchgehalten hat, dieser Gott schreibt: „Ich nahm, ich ließ, ich gab, ich sandte, ich führte, ich brachte“ – eine endlose Reihe der Taten Gottes für sein Volk. Das sollte uns am Schluss oder in der Mitte des Lebens vor Augen stehen.
Denke daran, was der Allmächtige kann, nicht was du und ich geleistet haben oder uns geleistet haben, was wir uns besser nicht geleistet hätten. Nein, denke daran, was er alles in deinem Leben gemacht hat. Darüber nachzudenken, ihn zu loben und ihm zu danken.
Er hat geführt, er hat geleitet, er hat mich durchgebracht, er hat es gemacht, dass ich bis heute hier sein kann. Doch ihm sei Ehre und Lob. Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich. Im Französischen heißt es dort im französischen Bereich „nous sommes de la joie“ – wir sind in der Freude. Der hat uns herausgebracht, der hat uns durchgeführt, der hat uns hierher gebracht.
„Nous sommes de la joie.“ Und wenn Sie nach Hause gehen, kommen Ihre alten Leiden wieder, und Ihre alten Nachbarn sind da, und Ihre Kinder, mit denen Sie es nicht können, nur Sambalaschwa. Wir sind in der Freude, weil er uns durchgebracht hat.
Mit Joshua ist das alles ja gar nicht zu Ende gegangen, diese Geschichte Gottes mit seinem Volk. Es ging weiter: Er hat einen David auf den Thron gesetzt, dann einen Salomo. Und als das auseinanderbrach, kamen die Propheten. Sie mahnten und erinnerten an den Bund Gottes.
Als sie wegen ihrer Untreue schließlich in Babel landeten, schenkte er ihnen mit Rückkehr und Neuanfang Hoffnung. Und als die Zeit erfüllt war, da sandte Gott seinen Sohn in die Welt. Und was hat er uns alles mit Jesus geschenkt: die größte Vergebung der Sünden. „Es ist vollbracht“, sagt Jesus Christus gestern.
Nun, es ist klar, dass Joshua auch anderes hätte berichten können: von Enttäuschungen, von Schmerzen, von Niederlagen, von Krankheiten, von Ängsten, ganz gewiss. Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Joshua war wie Sie auch. Er fühlte genauso, er hatte genauso Verletzungen im Herzen.
Aber jetzt war alles überstrahlt von der Treue Gottes des alten Bundes. Die Lampen seines Hauses waren überstrahlt von der Sonne der Güte Gottes.
Heute Morgen ist es mir auch schon so gegangen: Bald aufgestanden, alles noch dunkel. Sie machen die Lichter an und sitzen an Ihrem Tischchen. Und dann merken Sie gar nicht, wenn Sie die Vorhänge zurücknehmen, dass die Sonne eigentlich schon aufgegangen ist, das Licht gekommen ist. Und als ich die Vorhänge aufmachte, da waren plötzlich die Lampen ganz trübe geworden. Sie sind nichts gegen das Licht, das von außen kommt.
Wer die Fenster öffnet, bei dem sind praktisch alle eigenen Lampen überblendet. Sie sind es nicht mehr, ihr Licht ist gleichsam ein Nichts.
Liebe Freunde, unsere Mängel, unsere Traurigkeiten, unsere Schmerzen – alles ein Glacks gegen die Größe und Güte der Sonne Gottes.
Es ist wichtig, in Gottesdiensten, so wie in Sichem, stehen zu bleiben und sich an die Taten Gottes zu erinnern, in der Heilsgeschichte und in der eigenen Lebensgeschichte. Keiner von uns kann behaupten, dass Gott bei ihm keine Segensspur gezogen hätte.
Wenn wir das nicht sehen, liegt es nicht an ihm, sondern an uns, die wir die Läden nicht hochgezogen haben und die Sonne nicht hereinlassen. Die Sonne, die güldene Sonne, muss aufleuchten.
Damit war es in Sichem eine Lob- und Dankversammlung. Wer denkt, der dankt – dieser alte Satz gilt auch heute noch. Wer einmal denkt, der dankt.
Und wenn Ihnen jetzt das Klagen so nahe ist, und das Zweifeln, oft auch das Kritisieren im Alter, dann denken Sie doch nach, was Gott in Ihrem Leben getan hat.
Dafür danken wir an diesem Morgen. Es ist ein Gottesdienst über den Gott, der gestern war – eine Dankversammlung. Aber es ist auch das Zweite.
Die Entscheidung für Gott heute
Es ist eine Wahlversammlung über den Gott, der heute ist. Er war nicht nur gestern, er ist auch heute. Deshalb ist es das Zweite. Es ist eine Wahlversammlung: Er wählt euch heute, wem ihr dienen wollt.
Das ist nicht so modern, denn die Leute hatten doch schon gewählt. Sie waren mitgezogen im großen Pulk, hatten den Gottesdienst mitgefeiert. Und nun kommt der Alte wieder. Kommt doch der Alte mit einer Entscheidungsfrage, so etwas Drängerisches, so etwas wie Gottes. Als ob wir uns nicht schon längst entschieden hätten – damals bei der Taufe ist die Entscheidung gefallen oder damals bei der Predigt.
Dass seine Leute immer wieder in die Entscheidung gestellt werden müssen: Entweder oder. Auf dem Berg Karmel war dasselbe. Was hinge dir auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach. Auch Jesus sagt in Matthäus: Niemand kann zwei Herren dienen. In Matthäus steht auch: Verkaufe alles, was du hast. In Lukas heißt es: Wenn jemand seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück. Auch die Jünger werden wieder gefragt, obwohl sie sich entschieden haben: Wollt auch ihr weggehen?
Erwählt euch! Dieses Erwählen ist nicht wie bei der Landtagswahl, bei der ich abwäge, ob ich diesmal links, rechts oder in der Mitte wähle. Wählen ist dankbares Erkennen und dankbares Anerkennen.
Josua sagt nicht: Es gibt so unendlich viele Götter, Menschen waren immer schon Götterfabrikanten. Nun wählt euch den, der euch am meisten liegt, den Gott nach eurem Gusto, nach eurem Geschmack, nach eurer Vorliebe. So wählt man einen Christbaum, aber keinen Gott. Wirklich, so wählt man einen Christbaum, aber keinen Gott.
Er sagt: Wählt die Hand, die euch schon lange entgegengestreckt wird. Wählt die Hand, die er nicht zurückgezogen hat. Schlagt dort ein – das meint wählen.
Für uns heute ist es noch viel deutlicher: Jesus ist Gottes Hand. Er hat sie ausgestreckt am Kreuz. Es ist ein Irrtum zu meinen, Jesus habe damals die ganze Welt selig gesprochen. Gewählt haben alle, aber erwählt sind nicht alle. Gewählt haben alle, aber erwählt sind nicht alle.
Und heute wird gesagt: Heute sind ja alle gewählt, und es ist nur noch unsere Aufgabe, die Welt zu verbessern. Alles andere ist ja schon gelaufen. Wie würde dann das Wort passen, ich kenne euch nicht, das einmal am Jüngsten Tag zu hören sein wird?
Er will, dass wir Ja sagen und einschlagen. Er wählt euch heute. Er wählt euch heute.
Entscheidungen im Leben und im Glauben
Ich weiß nicht, ob Sie auch Wanderer waren, aber damals, als ich noch gehen konnte, bin ich den Schwarzwald-Mittelweg von Pforzheim bis Bad Liebenzell gegangen – ein unglaublich schöner Stress.
Man hat sich am Anfang für den Westweg, den Ostweg oder den Mittelweg entschieden, zum Beispiel in Pforzheim. Wir starteten auf dem Mittelweg. Wir wussten: Wir gehen den Mittelweg nach Basel. Dazu hatten wir uns entschieden, das hatten wir ausgewählt. Aber damit sind wir noch nicht am Ziel.
Dann laufen Sie los, und schon nach wenigen Stunden, oder schon nach kurzer Zeit, geht ein Weg links, und ein anderer geht rechts. Wir haben den Mittelweg, aber wohin geht es jetzt weiter? Und noch weiter müssen Sie sich wieder entscheiden: Gehen wir jetzt geradeaus, oder gehen wir links? Dann landen wir in Villingen. Oder gehen wir rechts? Dann landen wir in Lahr.
Die erste Entscheidung bedingt die weitere Entscheidung. So ist es auch im Leben. Es ist nicht so, dass wir uns einmal für diesen Herrn entschieden haben und sagen: Damit sind wir auf dem Weg ins Ziel. Es kommen immer wieder Entscheidungen bis hin ins hohe Alter.
„Erwählt euch, wem ihr dienen wollt.“ Keine Verschiebung auf morgen! Die lange Bank ist ja der beste Sitzplatz des Teufels. Nein, heute sollt ihr meine Stimme hören.
Man kann jahrelang dabei sein, man kann beten, man kann Gottesdienst feiern, ein Mitarbeiter sein – und dann kommt wieder dieser Anruf: „Erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt.“ Am Schluss werden wir noch einmal klar vor diese Frage gestellt.
Sie haben auch einen langen Weg, zum Teil mit diesem Herrn, hinter sich. Heute werden Sie wieder gefragt: „Erwählt euch heute, wollt ihr weiterhin mit diesem Herrn gehen? Wollt ihr es?“ Er wählt euch.
Nun weiß Josua auch von Begeisterung, von Enthusiasmus, von Massenpsychose. Deshalb ist in Vers 19 gleich angehängt: „Ihr könnt gar nicht dienen, ihr seid nicht fähig dazu. Ihr übernehmt euch. Mit etwas Idealismus ist hier nichts geschafft.“
Auf sein Wort hin wagen, dass es hält – darum geht es. Man muss die Folgekosten überschlagen, ob man es hat, hinauszuführen. Man muss prüfen, wie das morgen und übermorgen ist. Man muss sich gründlich überlegen.
Das Volk antwortet noch einmal kräftig und wieder: „Doch, wir wollen dem Herrn dienen.“
Diese Entscheidungssituation, die so lächerlich gemacht wird, ist notwendig. Ohne Entscheidungen geht es im Leben nicht.
In der Schule: Gehe ich aufs Gymnasium oder auf die Realschule?
Im Beruf: Werde ich Metzger oder Lehrer?
In der Ehe: Nehme ich diese oder jene Person?
Im Glauben auch: Ohne Entscheidung gibt es keinen Glauben. Und es gibt keinen goldenen Mittelweg, kein Sowohl-als-auch.
Manche frommen Leute leben ohne Entscheidung in irgendeinem Niemandsland der religiösen Entscheidungslosigkeit. Aber das ist Majestätsbeleidigung, wenn wir nicht einmal zu diesem Herrn sagen, so wie diese Leute dort gesagt haben: „Doch, Herr, dir will ich gehören, und dir will ich dienen, und mit dir, Herr, will ich sterben. Ich will meine Ehre keinem anderen geben, noch meinen Ruhm den Götzen.“
Die Verpflichtung zu einem ewigen Gott
Liebe Freunde,
derselbe auch in Ewigkeit – das ist das Dritte, was hier steht. Es ist eine Verpflichtungsversammlung zum Dritten, eine Verpflichtungsversammlung zu einem Gott, der gestern war, heute ist und in alle Ewigkeit bleibt. Das ist das Dritte: die Verpflichtungsversammlung.
Tut von euch die fremden Götter! Das ist schlicht und einfach eine Einladung zur Beichte. Jedes Haus braucht einen Großputz. Den ganzen Winter über habe ich unsere Scheiben eigentlich immer als ganz klar gesehen. Doch jetzt, als die erste Sonne richtig durchkam, sagte meine Frau: „Irgendwie muss da ein Lappen drüber.“ Sie schaute mich an, sie wusste, das ist nicht ganz richtig. Dann sehen sie noch schlimmer aus. Aber es braucht den Frühjahrsputz, es braucht jetzt im Frühjahr einfach den Großputz – man sieht es.
Manche machen ihn schon vor Weihnachten, manche im Frühjahr. Es gibt ja Hausfrauen, die machen es alle sechs Wochen. Nein, wir brauchen öfter Großputz im Leben. Zu viel Dreck setzt sich bei uns ab – an vielen Stellen, die wir gar nicht im Auge haben. „Tut von euch die fremden Götter“ heißt: Macht sauber, macht sauber! Die fremden Götter können ja alle Dinge sein, die zu fremden Göttern werden. Nein, prüfen wir: Wir sollen nun Jesus hängen, alles andere bleibt zurück. Der Ruf zur Beichte vor diesem Herrn macht klare Sicht.
Neigt euer Herz zu dem Herrn, neigt euer Herz zu dem Herrn! In Vers 24 steht: „Nur einer Stimme gehorchen.“ Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen – vielleicht haben Sie auch schon Probleme mit den Ohren. Als Mensch im besten Alter hat man überhaupt keine Probleme. Das Ohr stellt sich auf das Gespräch ein, auf den Einzelnen. Doch wenn man älter wird, kann man plötzlich nicht mehr richtig unterscheiden, wenn fünf oder sechs zusammenreden. Dann sitzt man eigentlich irgendwie abseits. Man kauft ein Hörgerät, und dann wird alles noch viel schlimmer. Das Hörgerät kann nicht trennen, es nimmt alles laut auf, und dann gibt es ein einziges Gemisch.
So ist es hier auch. Wir hören unendlich viel und können nicht unterscheiden. Das Ohr ist nicht eingestellt, die Trennschärfe ist weg. Wenn man in einer Runde von Sprechenden sitzt, dann ist alles ein einziges Durcheinander. So haben wir ein Herz, ein inneres Aufnahmegerät, und da geht alles durcheinander. Wir können nicht mehr differenzieren. Dazu gibt es keine menschliche Hilfe. Das muss wieder in Ordnung gebracht werden, das muss wieder geheilt werden.
Heile mein Herz, das ist der richtige Neigungswinkel. So hört es in allen Stimmen nur dich, so wie jener Telefonist, von dem ich las. Er saß in einer großen Halle mit lauten Maschinen in der Mitte, ohne Glaskasten, und telefonierte immer. Als er gefragt wurde, wie er denn in dem Höllenlärm überhaupt etwas hören könne, sagte er: „Ach, das muss ich auch lernen. Am Anfang ging alles wild durcheinander, und wenn jetzt jemand anruft, da höre ich nur noch die eine Stimme im Telefon.“
Das kann man lernen, mit Gottes Hilfe lernen, im ganzen Lärm unserer Tage nur noch die eine Stimme zu hören und auf sie zu achten – in all den vielen Stimmen. Wenn ich an Weihnachten denke, da gibt es tausend Stimmen: „Tu das noch, du darfst das nicht vergessen, du musst den noch beschenken.“ Dabei gibt es eigentlich nur eine Stimme, die wichtig ist: „Bereitet den Weg des Herrn!“
Und ich denke, wenn man krank wird, gibt es tausend Stimmen: „Dieser Arzt, nimm den Arzt, nimm die Arznei, verhalte dich so.“ Viele beratende Stimmen, alles geht durcheinander. Aber wenn man krank ist, braucht man nur eine Stimme, in der es heißt: „Sei getrost und fürchte dich nicht.“ In all dem nur diese eine Stimme zu hören.
Oder ich denke an die Einsamen, die jetzt hingehen und wieder alleine leben müssen. Dann hört man viele innere Stimmen: „Du musst dorthin gehen, du musst diese Reise buchen, du musst das machen, du musst mit deinen Kindern sprechen“ – tausend Stimmen. Es ist doch wichtig, dass sie eine Stimme hören, und die heißt: „Ich will euch nicht weglassen, ich komme zu euch.“
Ich wünsche Ihnen, dass Ihr inneres Ohr Trennschärfe hat und nur diese Stimme vernehmen kann. So kann man das Morgen bestehen – bis in alle Ewigkeit. Denn Jesus Christus ist gestern, heute und in alle Ewigkeit.
Jesus als der wahre Befreier
Damit sind wir am Ende. Sind wir es wirklich?
Joshua bedeutet „Gott befreit“ oder „Gott schafft Raum“. Das hat er im Alten Testament getan, aber es geht weiter. Joshua heißt ja dann Jesus. Joshua heißt Jesus, Jesus, der wahre Befreier. Er ist der rechte Joshua, der „sein Volk von ihren Sünden befreien wird“, wie es in Matthäus 1 heißt.
Das Werk der Befreiung ist zuerst am Kreuz vollendet. In Jesus Christus liegt die endgültige Befreiung der versklavten Menschheit. Die Menschen kamen mit Joshua ins befreite Land, nach Kanaan. Doch neue Mächte kamen, neue Versklavungen folgten. So ging es weiter bis zu dem Tag, an dem Jesus aufgetreten ist, bis zu jenem Tag, an dem er am Kreuz hing und sagte: „Es ist vollbracht, es ist vollbracht.“
Wer diesen Namen anruft, wird den richtigen Joshua erfahren und wird errettet werden.
Lassen Sie mich mit zwei Erinnerungen schließen, zwei Erinnerungen von meinen Reisen, die noch einmal das Letzte, mir Wichtigste zeigen: nämlich Jesus, den Befreier von unserer Schuldversklavtheit.
Die Befreiung von der Sklaverei in den USA
Einmal, in den südlichen Staaten der USA, war er bei einem lutherischen Pfarrer zu Gast. Vor dem Abendbrot führte er uns mit seinem Wagen noch einmal hinaus und sagte: „Ich muss Ihnen ein ganz wichtiges Denkmal zeigen.“
Wir fuhren hinaus auf die Prärie. Dort lud er uns aus und sagte: „Schauen Sie sich hier um.“ Es war nicht viel zu sehen. Kein Baum, kein Strauch, nur ein paar Eisenstangen und einige verrostete Ketten, sonst nichts.
Er erklärte: „Ein wichtiges Denkmal.“ Wir entgegneten, dass viele Länder wichtige Denkmäler hätten. Er sagte: „Wissen Sie, Sie stehen hier auf dem letzten Sklavenmarkt der USA. Hier standen sie, zusammengetrieben wie Vieh aus Afrika. Und dann, hier angekettet unter der sengenden Hitze des amerikanischen Südens, wartend auf einen Käufer oder auf den Tod.“
Dieses schreckliche Bild stand noch einmal vor mir: Wie sie dort standen, wie einer vorbeikam, sie abschätzte, den Kopf schüttelte und weiterging. Wie sie warteten auf einen Käufer oder den Tod. Und dann kam einer, der stehenblieb, der in Verhandlungen eintrat, der seinen Lederbeutel zog und ein paar Dollarnoten hinlegte.
Was muss in jenem Mann vorgegangen sein, als plötzlich die Fußketten und Handeisen gelöst wurden? Was muss in solch einem Menschen geschehen sein, wenn er einem neuen Herrn folgen konnte? Welcher Jubel muss über diesem Leben gelegen haben, das plötzlich neu lebenswert wurde?
Diese Sklaven sind Sie. Wir sind gebunden an den ewigen Kreislauf von Geburt und Tod. Wir warten auf einen Käufer oder den ewigen Tod. Das ist unser Schicksal, gebunden an den Kreislauf von Sünde, Schuld, Problemen und Sorgen. Wir warten auf den Käufer und den Tod.
Doch dann kommt Jesus. Er kommt auf diese Erde, geht durch diese Reihen und sagt nicht: „Seid nett zueinander.“ Damit hilft er uns nicht. Er sagt auch nicht: „Ändert die Verhältnisse“, als ob sich ein anderer Stangen besser leben ließe.
Stattdessen bleibt er stehen, tritt in Verhandlungen ein. Dieser unser Herr bezahlt nicht mit ein paar Dollarnoten, sondern mit seinem Leben, mit seinem Blut.
Welche Freude müsste unserem Leben liegen, wenn Fuß- und Handeisen gelöst werden! Wenn wir begreifen, dass unser Herr uns befreit hat. Warum sind wir so traurig? Warum verstehen wir nicht, welcher Jubel eigentlich in unserem Leben liegen müsste?
Welcher Jubel müsste über unserem Leben liegen, dass wir diesem Herrn folgen können, der uns hineinführt in ein neues, ewiges Land – Joshua, Jesus, der Befreier. Das ist eine.
Begegnung mit Jesus in Papua-Neuguinea
Vor drei Jahren war ich von der Liebenzeller Mission eingeladen, nach Papua-Neuguinea zu reisen. Dort sollte ich mit den Missionaren eine Versammlung abhalten und acht Tage lang an der Bibel arbeiten. Anschließend nahmen sie mich mit auf ihre Stationen.
So kam ich auch nach Westneubritannien, nach Gavuru, und von dort aus fuhren wir mit dem Landrover hinauf in die Berge zu den Steinzeitmenschen, die tatsächlich noch dort in der Steinzeit leben. In Leims, einem sehr kleinen Dorf oben in den Bergen, stiegen wir aus. Dort empfingen uns diese Menschen.
Es ist falsch, der Mission vorzuwerfen, sie würde diese Leute aus ihrer Kultur herausnehmen. Sie bleiben in ihrer Kultur, aber sie werden aus der Angst herausgenommen. Im Jahr 1988 sind der Missionar Kalmbach aus Altensteig und eine Schwester in dieses Dorf eingewandert und haben das Evangelium gepredigt. Dieser Stamm hat sich daraufhin bekehrt.
Sie halten jeden Abend um 18 Uhr Gottesdienst. Bei einem dieser Gottesdienste war ich dabei – ein unvergessliches Erlebnis. Sie singen laut und oft falsch, aber es ist das Schönste. Die Gebetsgemeinschaft ist etwas ganz Besonderes. Man kann ihnen nicht beibringen, nacheinander zu beten; stattdessen beten sie miteinander. Das sollte man einmal erleben: Wenn 400 Leute durcheinander beten. Aber ich denke, Gott kann das mit seiner Hirschohrfe schon auseinanderhalten.
Jeden Abend um 18 Uhr findet in diesem Dorf eine große Gebetsgemeinschaft statt. Nach einem Gottesdienst stand dort Noah vor mir. Er war etwa 1,60 Meter groß, so wie viele Papuas, die alle eher groß sind. Sie tragen kaum Kleidung und besitzen nicht viel, aber er strahlte. Noah war der frühere Häuptling der Eros und war schwer krank. Inzwischen ist er an Weihnachten in die Ewigkeit abgerufen worden, aber wir hatten der Missionsschwester Bescheid gegeben.
Noah wurde nach seiner Geburt in Rauch gehängt, um die Geister zu vertreiben. Dabei wurde seine Lunge zerstört. Später, beim Immunisierungsritus, musste er einen Trank trinken, um erneut Geister zu vertreiben. Das zerstörte ihm das gesamte Gebiss. So war er sehr krank, und eigentlich war er immer noch krank.
Dann hörte ich etwas, das mich sehr bewegte. Ich war mir sicher, dass er etwas getan hatte, das ihn sehr bedrückte. Bei den Eros, einem der nichtbekehrten Stämme, ist es bis heute so: Wenn der Vater stirbt, muss die Mutter mitbeerdigt werden. So lösen sie soziale Probleme und regeln Fragen der Witwen und Renten. Es ist die Aufgabe des ältesten Sohnes, die Mutter mit einer Liane umzubringen.
Noah kam auf mich zu und sagte auf Englisch, das er sprechen konnte: „Ich bin Muttermörder.“ Zwei Jahre zuvor hatte er seine Mutter umgebracht und mitbeerdigt. Er zeigte auf eine Stelle und sagte: „Da drüben liegen sie. Ich bin Muttermörder.“ In seinen Augen sah man eine unendliche Traurigkeit.
Dann fügte er hinzu: „Aber Jesus hat vergeben, Jesus hat vergeben.“ Und weiter sagte er: „Das vergesse ich nicht mehr. Wisst ihr denn noch in Deutschland, was Vergebung ist? Wisst ihr das noch?“ Er hatte das richtige Gefühl. Wir wissen es oft nicht mehr.
Sein Leben hat sich verändert. Noah, der Muttermörder, hat die befreiende Kraft Jesu erkannt. Jesus ist ihm begegnet – Joshua, der Befreier.
Das Zeichen der Befreiung und der Abschluss
Joshua hat zum Schluss einen Stein gesetzt als Zeichen der Befreiung. Seit Jesus haben wir einen Tisch, an dem er uns bewirtet und Befreiung verspricht. Über dem Tisch hängt das Kreuz als Siegel. Er bietet uns dieses auch heute an.
Heute, so ihr meine Stimme hören werdet, verstocket eure Herzen nicht. Wählt aus, wem ihr dienen wollt. Wir beten: Vater, wir wollen dir gehören.
Jetzt wollen wir dir in der Stille sagen, was jeden von uns besonders bewegt und beschwert. Danke, dass wir dich haben und dass wir dich wählen können. Lass uns bei dir bleiben.
Ich bitte dich für jeden jetzt, wenn er wieder nach Hause geht, an seinen Platz. Du kennst die Häuser, du kennst die Stuben, du kennst die verlassenen Ecken. Lass uns gemeinsam spüren, dass das Wahre sei getrost und unverzagt, dass wir festbleiben auf dem Weg, bis wir es wirklich schauen dürfen! Amen!
Herr, segne uns und behüte uns. Erlass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden! Amen!
Seien Sie Gott befohlen. Wir bleiben in Gott verbunden. Ade.
Abschied und Dank an die Gemeinde
Es werden jetzt nicht alle zum Mittagessen bleiben. Wir freuen uns natürlich über alle, die noch mit uns gemeinsam das Mittagessen einnehmen. Denjenigen, die sich bereits auf die Heimfahrt machen, wünschen wir eine bewahrte Nachhausefahrt.
Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Zeit, besonders in der bevorstehenden Karwoche und Osterwoche. Wenn Sie möchten, haben Sie viele Möglichkeiten, wiederzukommen. Wir haben ein gutes Programm vorbereitet.
Einige haben mich gefragt, wie das hier mit den Spenden für die Mitarbeiter gehandhabt wird. Sie sind es gewohnt, noch etwas für die Mitarbeiter zu geben, und wollten wissen, ob nicht irgendwann einmal gesammelt wird. Ich habe erklärt, dass wir keine Sammlung für die Mitarbeiter machen, das ist bei uns nicht üblich.
Dann kam jedoch die Bitte, ob wir das nicht doch irgendwie organisieren könnten. Deshalb gibt es für diejenigen, die möchten, hinten eine Holzkiste und einen Korb. Wer etwas in die Holzkiste wirft, unterstützt die Mitarbeiterkasse. Wer etwas in das Körbchen legt, trägt zur Schönblickkasse für den Bau des Forums bei. Ich erwähne das nur, weil ich darum gebeten wurde.
Für die, die abreisen, möchte ich sagen: Ich glaube, Sie konnten hier eine gute Zeit erleben – nicht nur wegen des Wetters, das wirklich einzigartig war, sondern vor allem auch wegen des Wortes Gottes. Es ist für uns alle wertvoll, wenn wir einige Tage intensiv Bibelarbeiten hören.
An dieser Stelle möchte ich Konrad Eisler von Herzen danken. Er hat mich gebeten, nicht zu viel zu sagen, aber ich möchte doch betonen, wie sehr uns erfrischt, mit welcher Freude, welchem Humor, welchem Akzent, welcher Lebendigkeit, welcher Tiefe, welcher seelsorgerlichen Verbundenheit, welcher Wegweisung und welchem Ewigkeitsbezug er uns das Wort Gottes nahebringt.
Ich erinnere mich, dass ich während meines Studiums in Unterweiser oft sonntags nach Stuttgart gefahren bin. Westfalen war mir zu weit, aber in die Stiftskirche bin ich Anfang der Achtzigerjahre häufig gefahren und habe dort Gottesdienste erlebt.
Vielen herzlichen Dank! Wir sehen uns noch beim Mittagessen. Einige werden ja noch bleiben. Gott befohlen und bis gleich zum Mittagessen. Einen guten Tag!
Gemeinsames Singen zum Abschluss
Sollen wir das singen? Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Bruders singen wir, aber nicht den vierten Vers. Stattdessen singen wir die ersten drei Verse. Das reicht für heute.
Der vierte Vers hat ein besonderes Gepräge. Man kann ihn auch singen, und ich singe ihn auch, aber heute singen wir 461,1-3.
