Wir fahren fort in unserer Reihe, betrachten aber heute nur einzelne Worte, die uns ermutigen sollen. Diese Worte sollen uns helfen, mehr zu glauben, mehr zuzutrauen und mehr von uns selbst zu erwarten.
Heute geht es um Gottestreue, auch in kleinen Dingen.
Im Hebräerbrief 13,5 steht: „Seid nicht geldgierig und begnügt euch mit dem, was ihr habt. Denn er selbst hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“
Diese Worte sind fast immer solche, über die man sonst selten predigt. Doch sie enthalten eine wichtige Botschaft für unser Leben.
Ruhe finden inmitten der Lebensunruhe
Herr macht uns ruhig in der Unruhe unseres Lebens, Armin. Wenn man die Menschen so ansieht, erkennt man ihnen oft noch im Gesicht an, wie schwer sie es haben – auch in ihrem Beruf und unter den täglichen Sorgen.
Wir haben heute einen Ruhetag mitten in der Hektik unseres Lebens. Wenn man sich vorstellt, wo wir jetzt wären, wenn es ein normaler Werktag wäre: Zu dieser Zeit würde es um uns herum bereits stürmen. Vielleicht wären wir je nach unserer Natur nervös, gehetzt und gejagt.
Ich möchte Sie fragen: Erleben Sie Gottes Wunder mitten in Ihrem Geschäftsleben, mitten im Alltag? Unser Gott versteckt sich nicht. So, wie wir ihm jetzt unsere Loblieder singen, ihm danken und ihn anbeten können – warum geht das nicht auch mitten in der Hitze des Werktags? Woran liegt das?
Ach ja, ich weiß, Sie sagen: Wir sind so gescheucht, da klingelt das Telefon, da kommt der eine oder andere. Ich kann kaum darüber nachdenken. Es sind schwierige Entscheidungen zu treffen. Ich kann kaum meinen Kopf bei der Sache behalten. Wie soll ich mir da bewusst sein, dass Gott da ist, dass er mir hilft und dem ich mich direkt zuwenden kann?
Ich möchte Sie bitten, heute mit diesem Gottesdienst Ihr ganzes alltägliches Leben in einer neuen Weise auf die Gegenwart Gottes hin auszurichten. Anders können Sie den Sturm, in dem Sie stehen, gar nicht bestehen.
Das ist auch mein erster Punkt: Gottes große Ruhe mitten im Sturm unserer Tage.
Die innere Quelle der Unruhe erkennen
Wenn wir jetzt davon erzählen könnten, in welchen Spannungen wir stehen, wie wir hin- und hergeschoben werden und oft gar nicht wissen, was richtig ist – etwa bei einer Entscheidung am Tag –, dann fragen wir uns: Wo ist da die Ruhe, die große Ruhe?
Dieses Wort Gottes weist uns darauf hin, dass es auffällt, dass in der Bibel nicht von den großen Bedrohungen der Unruhe um uns herum gesprochen wird. Das wird in der Bibel nie so wichtig genommen. Stattdessen wird immer wieder der Finger daraufgelegt, dass die Unruhe aus uns selbst herauskommt.
Wir reden uns oft damit heraus und sagen, wir seien in solche Umstände hineingestellt, die so schwierig sind. Wo ich bin, da sind Menschen, die so viel von mir verlangen. Doch die schwierigste Not kommt von innen heraus. Genauso hat Jesus im Blick auf die Unreinheit gesagt: Nicht das, was von außen in uns eindringt, nicht die Bilder, die wir täglich sehen, verunreinigen uns, sondern das, was unser Herz mit diesen Bildern macht – das, was von innen herauskommt.
Es sind auch nicht die großen Anforderungen, denen wir gegenüberstehen, und die viele Arbeit, die so belastend sind, sondern dass wir selbst nicht das feste Herz haben. Genau darum geht es in diesem letzten Kapitel des Hebräerbriefs.
Es ist eine kostbare und wertvolle Sache, wenn das Herz fest wird.
Geldgier als innere Bedrohung überwinden
Aber was ist denn da so mitten in den stürmischen Umtrieben unseres Berufs zur Not voll? Die Geldgier.
Ich weiß nicht, wann ich in den letzten zehn Jahren zuletzt über Geldgier gepredigt habe. Nun hat es sich ergeben, dass das heute auf den Bußtag fällt. Wir sagen oft: Geld spielt in meinem Leben doch keine Rolle, Geldgier sehen wir immer bei anderen.
Aber Jesus hat so viele Worte darauf verwendet, dass in den Herzen aller Menschen eine unersättliche Gier nach Geld zu finden ist. Es gäbe keinen einzigen Menschen, der von dieser Gier nicht befallen wäre. Das Schlimme daran ist, dass wir in dieser Gier keine Befriedigung finden. Sie ist ohne Ende. Je mehr man hat, desto mehr will man.
Das äußert sich bei vielen in unserer Berufsentscheidung und in tagtäglichen Entscheidungen. Unsere Berufsarbeit wäre ganz anders durchzuführen und durchzustehen, wenn wir im Innersten unseres Herzens von allen Verlockungen, die sich mit dem Geld uns anbieten, frei wären.
Wir könnten manchmal unsere Arbeit geruhsam angehen, in viel größerer Gelassenheit, weil wir wissen: Nicht ich muss das jetzt bis zum Ende durchziehen, nicht ich muss dafür sorgen, dass es gelingen kann. Sondern alles, was ich arbeite, hängt vom Segen Gottes ab.
Es gibt ein Beispiel aus dem engsten Jünger- und Freundeskreis Jesu, dass einer der Getreuen sogar so weit von Geld geführt wurde, dass er seinen Herrn verraten hat. Wenn wir nachforschen, warum viele Menschen in ihrem Glaubensleben müde geworden sind und zum Schluss abgefallen sind, würden wir immer wieder darauf stoßen, dass es die Sorgen des täglichen Lebens waren, die Menschen gefesselt haben.
Auch in einem Gleichnis, in dem Jesus von der Saat spricht, die ausgestreut wird, sagt er, dass selbst viel Wort Gottes, das in unsere Herzen ausgestreut wird, gar nicht aufgehen oder Frucht tragen kann. Das liegt daran, dass die Sorgen des täglichen Lebens, die Suche nach immer mehr und das Streben, noch mehr aus unserem kurzen Leben herauszuholen, das Wachsen und Keimen dieses Wortes Gottes verhindern.
Freiheit von Geldgier als Kennzeichen des Glaubens
Wenn man sich die großen Männer der Bibel anschaut, wird man feststellen, dass die großen Glaubenszeugen an dieser Stelle frei waren. Es ist gut, dass von Abraham erzählt wird. Nicht nur, dass auch Gott ihm vertraut hat, sondern dass er in wesentlichen Prüfungen seines Lebens frei war und nicht dachte: „Mensch, da kann ich noch etwas herausholen.“
Vielleicht verschönern wir es manchmal noch und sagen: „Ich will es ja nicht für mich, ich will es ja nur für das Reich Gottes.“ Aber das sollten wir lieber lassen. Gott gehört Silber und Gold, und er will, dass wir auch heute, in einer Zeit, in der man in kurzen Lebensjahren viel Geld machen kann, frei sind von der Versuchung, die Möglichkeiten, die Geld mit sich bringt, auszunutzen.
Wie war das bei Abraham, als er damals den Krieg führte, um seinen Bruder zu befreien? Er eilte den Königen nach und überfiel sie, obwohl sie schon in der Siegesfeier waren. Als der König von Sodom, genau der König dieser unheimlichen Stadt, Abraham anbot, einen ganzen Teil der Beute zu nehmen, da lachte Abraham nur und sagte: „Keinen Schuhriemen“ – auf Schwäbisch „keinen Schuhbendel“ – „will ich haben von deiner Beute. Das brauche ich nicht. Ich will nur das haben, was Gott mir in die Hände legt.“
Wäre ihr Leben nicht anders verlaufen, ruhiger und friedvoller, wenn sie manchen Weg nicht gegangen wären – wenn sie gemeint hätten, sie müssten auch das Letzte noch herausholen? Ich weiß nicht, ob es gut ist, darauf zu setzen, wenn man das tut.
Wir haben von Abraham noch einmal erzählt, wie er eine Grabstätte für seine Frau suchte, die Höhle Machpela. Die Hethiter haben ihn dabei tüchtig übers Ohr gehauen. Sie verlangten einen Kaufpreis, der damals überhaupt keine Relation hatte, und Abraham hat wortlos gezahlt.
Christen brauchen nicht zu feilschen, auch wenn sie hier und da ein paar Pfennig mehr drauflegen. Bei unserem Herrn zählt das Feilschen nicht. Es geht heute nicht um das Opfer, das wir einlegen.
Ich leide darunter, wie oft auch christliche Kreise, Gruppen und Werke dem Sog der Geldgier erlegen sind. Bezeichnenderweise war es der Mann, der die größte evangelische Missionsorganisation aller Zeiten auf die Füße gestellt hatte, Hudson Taylor, der sich verpflichtet hat, nie um Geld zu bitten.
Aus ihrem Gebet bei Gott hat die große China Inland Mission nie einen Aufruf für Geldspenden erlassen, weil sie wussten, dass das nur von der segnenden Hand Gottes kommen kann. Und das gibt uns eine Ruhe mitten in der Hektik unseres Lebens.
Umkehr als Weg zu neuer Freiheit
Bußtag bedeutet nicht, dass wir heute einfach nur dasitzen und sagen: „Ach, nun trauern wir über unser Leben.“ Vielmehr geht es darum, eine Umkehr zu beginnen, neu anzufangen und den segnenden Herrn zu erkennen. Er will uns Ruhe schenken, auch in den Stürmen unseres Lebens.
„Begnügt euch mit dem, was ihr habt.“ Eine Frucht des Glaubens muss es sein, dass man sagen kann: „Danke, Herr, das ist genug für mich, und damit will ich auskommen. Mehr brauche ich nicht, mehr will ich nicht haben.“ Seid nicht geldgierig!
Die Geldgier ist wie ein Reiter, der sich auf einen schönen Hengst schwingt und sagt: „Ich will heute Morgen ausreiten.“ Er weiß nicht, wie es weitergeht. Unter uns gibt es Menschen, die das noch besser erklären können. Der Reiter freut sich auf einen schönen Ausritt und will das genießen. Doch ehe er sich versieht, merkt er, dass er einen ganz feurigen Hengst gefangen hat. Plötzlich geht der Dampf los. Das Pferd springt über Hecken und Zäune, und der Reiter hat große Mühe, es zu stoppen. Schließlich merkt er, dass das Pferd scheu wird und er es nicht mehr unter Kontrolle hat.
So ist es mit der Geldgier. Sie findet sich in uns, sie kommt nicht von außen in unser Leben hinein. Das ist keine Erscheinung unserer Zeit allein. Zu allen Zeiten gab es die Not, die Suche nach Geld, nach äußeren Sicherheiten und nach mehr Habenwollen. Wie ein scheues Pferd zieht die Geldgier den Reiter mit sich, und niemand kann sie zügeln.
Wenn aber Herr Jesus Christus in unserem Leben selbst uns frei macht von der Sucht nach Geld, dann erkennen wir, dass dahinter Unglaube steht, ja, eine Versündigung gegen unseren Herrn.
Gottes Treue als feste Grundlage
Das zweite, was uns dieses Wort sagt, ist: Die Treue Gottes ist festgeschrieben.
Geldgier ist darum so schlimm, weil sie uns vom Unglauben her immer wieder verlockt. Sie sagt: Du musst doch vorsorgen für dein Leben. Du schaffst es sonst nicht. Du kommst um. Doch hier sagt dieses Wort im Hebräerbrief, dass Gott selbst es dir gesagt hat: Er kann dich nicht verlassen und will dich nicht versäumen.
Wir haben schon interessante Erfahrungen in unserem Gemeindeleben gemacht mit Leuten, die in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren. Einige von ihnen waren vielleicht dabei, als vor Jahren im großen Saal unseres Gemeindehauses ein großer Steuerberater mit 20 Angestellten erzählte, wie er fast zwei Jahre lang einen Konkurs durchlitten hat. Er war persönlich haftender Gesellschafter einer großen Wohnbaugesellschaft, bei der es um Millionen ging und bei der ihm nichts mehr übrig geblieben wäre. Keiner der Anwälte, die mit dem Konkurs befasst waren, sah noch eine Chance, dass das abgewendet werden könnte.
Damals hatten wir eine Freizeit mit dem Thema „Mit Gott rechnen wie mit Saanen“. Dieser Mann konnte nicht teilnehmen, weil er sich geärgert hatte. Er sagte: „Glauben, ich glaube, aber rechnen? Nicht rechnen. Ich kann nicht solche Dinge machen, dass ich glaube, Gott könne in solchen wirtschaftlichen Situationen seine Macht erweisen.“ Aber genau das steht hier: Gott hat es selbst gesagt, und das ist geschrieben.
Ich bin immer wieder froh, dass wir uns auf die Bibel zurückziehen können und sagen: Das steht eben da. Gottes Wort fällt nicht hin. Woran soll ich mich sonst halten können, wenn nicht an Gottes Zusagen? Wie soll ich mich darauf verlassen können, wenn es Menschen sagen, die kurz davor sind aufzugeben? Gott sagt es uns, bestätigt es und versichert es noch einmal: Du kannst dich darauf verlassen. Es ist von Gottes Seite her eindeutig fest.
Nicht nur, dass es im Wort bestätigt ist, sondern das hat Jesus durch das Opfer seines Lebens unterstrichen. Da kann man sich nicht herausreden und sagen: „Ich bin zu schuldig, ich bin zu schlecht, ich war Gott zu untreu.“ Das hat Jesus auch für die getan, die sich Gott gegenüber wie Verbrecher benommen haben. Das ist doch unsere Situation, bestätigt er: Gott kann dich nicht verlassen, noch versäumen. Er lässt dich nicht los, er will dich versorgen.
Mir ist gerade das Kreuz Jesu immer wieder ein Zuspruch, dass ich es wissen kann – auch dort, wo ich mich mitten in den wirtschaftlichen Sorgen meines Lebens verlassen und verkommen fühle. Wenn ich weiß, es ist niemand mehr da, niemand kann mehr für mich eintreten, dann wird er für mich sorgen.
Das haben wir auch mit unserer Gemeinde erlebt. Vor Jahren hatten wir große Nöte, um all die Aufgaben zu bewältigen, die wir damals durchführen wollten. Wir wussten nicht, wie das werden sollte. Es war auch ein kleiner Glaubensschritt von uns, als wir gesagt haben, wir wollen dennoch die Opfer unserer Gemeinde vornehmlich für die Not der Welt und für die Missionsarbeit freigeben – und nicht für die dringenden eigenen Aufgaben. Wir wollten darauf vertrauen, dass der Herr lebt und zu seinem Wort steht.
Das ist nicht nur von Gott geschrieben, sondern das haben andere erfahren. Da war Jakob, der in der Wüste lag, als er vor dem Haus seines Bruders Esau floh und nicht wusste, wohin er gehen sollte. Er hatte nur den Stein, auf den er sich legte. Und dann hat Gott zu ihm genau dieses Wort gesagt: „Ich will mit dir sein, ich will dich nicht verlassen.“ Obwohl Jakob so viel Schuld auf sich geladen hatte, hat Gott sich an ihn gebunden und es wieder bestätigt. Das steht fest: Die Treue Gottes ist so fest, dass man ihr trauen kann.
Jakob ist dann in das fremde Land gegangen und hat es erlebt – in vielen kleinen Schritten, durch viele kleine Türen, die sich ihm immer wieder geöffnet haben. Später zog er mit großen Viehherden zurück und sagte: „Ich bin zu gering für alle Barmherzigkeit und Treue, die der Herr an mir getan hat.“ Das ist eine Erkenntnis, die man auch im Rückblick auf sein eigenes Leben nur haben kann.
Dann ist dieses Wort zu Josua gesprochen worden. Er musste durch den Jordan hindurchgehen. Er sah die Mauern Jerichos und hätte gelacht, wenn ihm jemand kurz vorher gesagt hätte, dass er mit dem Trompetenschall die Mauern zum Einsturz bringen würde. Aber Josua hielt an diesem Wort fest, und Gott hat es ihm gezeigt.
Gottes Treue ist festgeschrieben.
Die Notwendigkeit der Umkehr und mutigen Entscheidungen
Noch ein drittes? Jetzt ist eine mutige Entscheidung nötig. Das Missverständnis von Buße ist schlimm – auch im heutigen Sprachgebrauch, wie bei Bußgeldbescheiden und dem Bußgeldkatalog. Diese Begriffe haben überhaupt nichts miteinander zu tun. Deshalb ist das Wort, das Jesus in seiner Predigt für Buße verwendete, im griechischen Urtext viel klarer für uns.
Heute bedeutet „kehrt um“ oder „bekehrt euch“: Jetzt ist eine Wendung nötig. Wir sollen einen falschen Weg verlassen und den neuen Weg wählen.
In der Bibel wird oft von Menschen erzählt, die verzichtet haben. Es heißt dort, dass manche um des Geldes willen frei waren. Zum Beispiel Elija: Dem wurden Säcke voller Gold und Silber, Feierkleider angeboten, doch er sagte: „Nein, kein bisschen will ich, keinen Pfennig will ich davon annehmen, ebenso wenig wie deinen Schmuck. Ich brauche das nicht.“ Warum war er so frei? Weil er nichts haben wollte, auf dem der Segen Gottes lag. Sein Blick und seine Gedanken waren frei davon.
Wie würde ihr Leben befreit werden, wenn sie diesen Blick nicht mehr hätten?
Nun wird jemand vielleicht unruhig werden und sagen: „Du hast es leichter! Am Monatsersten steht dein Gehalt auf dem Konto, schließlich lebst du von unseren Kosten und unseren Steuern.“ Aber ein Freiberufler, der heute seine Arbeitsstelle selbst sucht, muss ganz anders kämpfen. Sie haben Recht, das ist ein Geschäftsmann, der sehr genau kalkulieren und rechnen muss. Dann muss er Mitarbeiter beschäftigen und sein Geschäft ausweiten. Wie auch das in der heutigen Zeit möglich ist, um seiner Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern gerecht zu werden.
Wir können ja nicht einfach bloß die Hände falten, den Schoß legen und nichts mehr tun. Aber es ist ein ganz schmaler Grat. Dieser Grat ist so schmal wie die Schneide einer Rasierklinge. Zwischen Haushalterschaft, Herrschaft und treuer Verwaltung der Güter Gottes gibt es eine Linie. Auf der einen Seite steht rechte Verwaltung, auf der anderen Seite können Geiz, Neid oder Untätigkeit auftreten.
Man muss diese eine Linie finden, auf der man wirklich vor Gott mit reinem Gewissen sagen kann: „Herr, ich habe es nicht für mich getan. Ich habe nicht mehr gesucht als das, was du mir gegeben hast. Und ich kann mit dem, was ich habe, zufrieden sein.“
Genügsamkeit als Ausdruck des Glaubens
Ein anderer Einwand wird oft vorgebracht: Jemand sagt, du behauptest, dass das, was hier gesagt wird, für uns nicht schwierig sei. Aber wie ist es dort, wo Menschen heute hungern und Not leiden? Ist es nicht zynisch zu sagen: „Lass dir genügen an dem, was du hast“?
An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, was Ernst Vater, der Leiter der Liebenzeller Mission, uns im großen Saal einmal erzählt hat. Er stammt aus einem völlig unkirchlichen Haus und kam zum Glauben, als er 18 Jahre alt war – im Hungerlager der Kriegsgefangenschaft. Dort war ein Christ, der ihm eine Scheibe Brot gab und sagte: „Du brauchst es nötiger als ich.“ Die Tagesration war knapp, und trotzdem konnte dieser Christ sich mit dem Wenigen genügen lassen. Durch diese Erfahrung kam Ernst Vater zum Glauben an Jesus Christus.
Darum ist das keine leere Floskel. Ich denke, dieses Thema ist heute nicht nur ein Thema, das uns nicht erbaut, sondern eines, das uns zur Umkehr führt und zum Umdenken zwingt. Es betrifft die Verwaltung unserer irdischen Güter und unseres Besitzes.
Sie müssen wissen, welchen Weg der Herr mit Ihnen geht. Mose hat sich in jungen Jahren entschieden, nicht länger der Tochter des Pharaos zu dienen, obwohl ihm damals die Schätze Ägyptens offenstanden. Viel lieber wollte er mit dem Volk Gottes Ungemach leiden.
Heute reden wir viel über Sünden, die uns bedrohen und gefährden. Besonders gegenüber jungen Leuten sprechen wir oft über die sexuellen Nöte unserer Zeit und die großen Verwirrungen im Bereich der Gebote Gottes. Doch erstaunlich wenig hören wir von der Schuldbekenntnis. Es fehlt oft das Aussprechen: „Herr, ich war gefangen in Geiz, Neid und Habsucht.“
Wir wollen lernen, dass, wenn wir von Bekehrung sprechen, der Herr uns wirklich frei machen will. So wie er uns reine Gedanken geben will, möchte er unser Herz frei machen von der Suche nach irdischen Sicherheiten und irdischen Erfüllungen.
Dann kann es sein, dass man nicht die letzte Stufe einer Karriere erklimmen muss. Es kann sein, dass man hier und da auf etwas verzichtet, was andere uns anbieten.
Unsere Freunde haben ein genaues Gespür dafür und sagen oft: Christen sind noch schlimmer mit dem Geld als andere. Es geht um eine echte Umkehr bei ihnen – ob sie frei werden können.
Gottes Versorgung als verlässliche Zusage
Und wie hat Jesus zu diesem Thema gesprochen? Er erinnerte daran, wie die Vögel unter dem Himmel versorgt werden. Den Haushalten ist es aufgetragen, über die Güter dieser Welt zu verwalten. Dabei kennen sie genau den Unterschied. Das zeigt ihnen deutlich, wo Habsucht, Neid und Geiz anfangen – nämlich dort, wo man nicht mehr mit dem zufrieden ist, was man hat.
Hat Jesus von der Habsucht gesprochen? Er sagte: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit. Sucht vor allem, dass ihr die Hand Gottes ergreift und euch an ihm festhaltet. Dann wird euch das Übrige alles zufallen." Denn es steht doch wieder geschrieben: "Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen."
Das gilt in allen Verpflichtungen, in denen die Menschen stehen. Gott will sie nicht verlassen. Ob sie ihr Konto- oder Büchlein führen oder ob sie in einer Prüfung sitzen – Gott will sie nicht verlassen. Sie können es aus einer Hand nehmen, wie er es auch geschehen lässt. Er bahnt ihnen den Weg weiter, auch wenn es in ihrem Leben überraschende und oft erschütternde Enttäuschungen gibt, die sie mutlos machen. Dann sagen sie vielleicht: "Jetzt ist mein Weg abgebrochen."
Doch Gott sagt: "Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen." Er lügt nicht. Ihm können sie trauen. Er betrügt sie nicht. Er will, dass sie es erfahren. Sie können es nicht am Erfolg messen, sondern nur im Rückblick auf die Jahre, die ihnen heute Sorge machen. Dann sagen sie: "Ich bin es nicht wert, all der Barmherzigkeit und Treue, die der Herr an mir getan hat."
Gott sagt es ihnen als eine Verpflichtung und will sie darin bestätigen. Er sagt selbst: "Ich will dich." Und hier dürfen sie ihren Namen einsetzen: "Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen, Armin."