Einführung in die Andersartigkeit Gottes
Wie stellen sich Christen die Göttlichkeit Gottes vor? Fünf Dinge, die du dazu wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – nachfolgepraktisch dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und wir starten heute mit Gottes Andersartigkeit.
Wenn wir als Christen über die Göttlichkeit Gottes nachdenken, ist es sehr wichtig, dass wir von Anfang an eines verstehen: Gott ist Gott und kein Mensch, auch kein Übermensch. Die vielleicht größte Gefahr, die uns Menschen beim Nachdenken über Gott passieren kann, ist, dass wir ihn in unserem Denken irgendwie vermenschlichen.
Deshalb möchte ich mit Gottes Andersartigkeit beginnen.
Als Mose dem biblischen Gott am Berg Horeb begegnet und ihn nach seinem Namen fragt, lautet die Antwort nicht: „Ich bin der Frühling“, „die Sonne“ oder „die Fruchtbarkeit“. Gott sagt einfach in 2. Mose 3,14: „Ich bin, der ich bin.“
Brutaler kann man Gottes Andersartigkeit vielleicht nicht auf den Punkt bringen. Er ist. Alles andere ist abgeleitete Realität. Ohne Gottes Sein gibt es kein Sein.
Aber Gott ist nicht die Schöpfung, sondern er ist der Schöpfer. Er hat die Schöpfung geschaffen. Die Schöpfung ist Ausdruck seines Seins, aber Gott selbst spielt, was sein Wesen betrifft, in einer anderen Liga als die Schöpfung.
Er ist der Schöpfer. Ontologie.
Die Lehre vom Sein und die Andersartigkeit Gottes
Ontologie ist die Lehre vom Sein. Wenn es darum geht, was man isst, dann ist ein Kieselstein etwas anderes als eine Narzisse, eine Narzisse etwas anderes als ein Eichhörnchen, und ein Eichhörnchen ist etwas anderes als ein Mensch.
Ich erwarte von einem Stein nicht, dass er blüht; von einer Narzisse nicht, dass sie sich für den Winter einen Vorrat an Nüssen sammelt; und von einem Eichhörnchen nicht, dass es eine Kunstgalerie eröffnet. Vom Kieselstein zum Menschen nimmt die Komplexität des Verhaltens und die Fähigkeit, Leben zu gestalten, zu.
Mir geht es jetzt erst einmal nur darum, dass wir verstehen, dass es da klare Unterschiede gibt: Kieselstein, Narzisse, Eichhörnchen, Mensch. Ich kann als Mensch die Instinkte eines Eichhörnchens studieren und verstehen, aber nicht umgekehrt.
Ich kann mich dem Eichhörnchen mitteilen, es zum Beispiel dazu bringen, dass es aus meiner Hand frisst. Aber ein Eichhörnchen wird nie in der Lage sein zu verstehen, was in meinem Kopf passiert, wenn ich eine Podcast-Episode schreibe.
Jetzt zum eigentlichen Punkt: Wie ich mich dem Eichhörnchen in seiner Sprache mitteilen kann, aber das Eichhörnchen mich nie verstehen wird, so ist es auch mit Gott.
Gott spielt als Wesen, was sein Sein angeht, also das, was er ist, in der Liga Gott, nicht in der Liga Mensch. Wenn ich mich Gott nähere und anfange, über ihn nachzudenken, dann ist das so, als würde sich ein Eichhörnchen mit Quantenphysik beschäftigen. Das geht eigentlich nicht.
Gottes Andersartigkeit jenseits menschlicher Eigenschaften
Und wenn ich von der Andersartigkeit Gottes spreche, meine ich nicht nur, dass er keinen Launen unterworfen ist, nicht sündigt, Unsterblichkeit besitzt, keinen Anfang und kein Ende hat oder allwissend und allgegenwärtig ist. All das glaube ich, weil Gott sich so offenbart hat.
Aber seine Andersartigkeit ist mehr als nur eine Summe von Eigenschaften, die ihn zum Supermann machen. Ihr merkt schon, meine Sorge ist, dass wir ihn doch wieder vermenschlichen.
Deshalb gleich zu Beginn der Hinweis: Wir können Gott nicht denken. Alles, was wir über ihn denken, muss daran scheitern, dass er Gott ist und wir nicht wissen, was Gott ist. Das Konzept Gott, „Ich bin“, klingt abgefahren und tiefgründig, aber es ist noch viel mehr. Es ist mind blowing, restlos überfordernd.
Als Geschöpf kann ich den Schöpfer so wenig verstehen wie ein Gemälde die Malerin, die es gemalt hat. Das war mir jetzt wirklich wichtig.
Wir müssen verstehen, dass wir Gott nicht denken können, weil wir uns keine Gedanken über etwas machen können, das sich von seiner Wesensart unserem Verständnis entzieht.
Die Unzugänglichkeit Gottes und die Notwendigkeit der Offenbarung
Nachdem wir nun wissen, dass wir Gott nicht denken können, weil wir uns keine Gedanken über etwas machen können, das sich von seiner Wesensart unserem Verständnis entzieht, wollen wir das Problem noch etwas größer machen: Wir können Gott nämlich auch nicht sehen.
Paulus bringt es gut auf den Punkt, 1. Timotheus 6,16: Gott, der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat und auch nicht sehen kann.
Also ist Gott nicht nur der ganz Andere, wir können ihn auch nicht sehen. Es gibt keine natürliche Schnittmenge. Kieselstein, Narzisse, Eichhörnchen und Mensch können sich begegnen, weil sie zur selben Schöpfung gehören – Gott nicht.
Wir können ihn nicht sehen, wir können ihn nicht denken und wir können ihm nicht begegnen. Das heißt, wir sind vollständig darauf angewiesen, dass Gott sich uns offenbart.
Ein Eichhörnchen, das erlebt, wie es von einem Rentnerehepaar auf der Terrasse Nüsse hingestellt bekommt, wird vielleicht nicht verstehen, warum sie das tun. Das Konzept „niedliche Eichhörnchen muss man füttern“ kennt unser Eichhörnchen nicht. Es wird nicht verstehen, warum sie es tun, aber es sieht, was passiert, und kann sich seine instinktiven Gedanken machen.
Im Blick auf Gott geht das nicht. Wir sind vollständig darauf angewiesen, dass Gott sich uns offenbart.
Die Herausforderung menschlicher Sprache bei der Beschreibung Gottes
Und Gott muss sich auf eine Weise offenbaren, die ihm eigentlich nicht entspricht. Ein einfaches Beispiel: Wenn die Propheten Gott beschreiben, dann tun sie das so, als wäre er ein Mensch. Warum tun sie das? Natürlich, damit wir überhaupt etwas verstehen können.
Aber wir sollten sehr vorsichtig sein, Gott nicht auf diese menschlichen Begriffe zu reduzieren. Wenn es zum Beispiel heißt, dass Gott Gedanken denkt, die höher sind als die, die wir Menschen denken, dann bedeutet das nicht, dass Gott überhaupt so denkt, wie wir es tun. Er hat kein Gehirn. Seine Gedanken sind nicht höher als unsere, weil er schneller denken kann oder ihm nie ein Denkfehler unterläuft. Das wäre zu menschlich – Gott als Supermann.
Vielmehr ist es so: Gott denkt auf einem anderen Level als wir. Gott tut etwas, was wir aus unserer Perspektive mit dem Wort „denken“ beschreiben, aber er tut etwas, das eigentlich etwas ganz anderes ist, nur dafür. Für das, was Gott wirklich tut, haben wir keine Worte und kein Verständnis.
Wenn du also das nächste Mal daran scheiterst, die Dreieinigkeit zu verstehen, dann kann dir das zeigen, dass das Wort, das Gott spricht – und Achtung, auch das ist natürlich kein Sprechen, wie wir es kennen – dass dieses gesprochene Wort, Gott, das Wort, eine eigene Identität besitzt und Mensch werden kann.
Die Bedeutung der Offenbarung und der persönliche Bezug zu Gott
Wenn dich Themen wie Dreieinigkeit, Gottes Souveränität, seine Ewigkeit oder auch nur die Frage, warum Gott alles geschaffen hat, völlig durcheinanderbringen, dann freue dich. Freue dich, weil du auf Gottes Andersartigkeit und seine Göttlichkeit gestoßen bist.
Ein Gott, den ich denken kann, der mich nicht überfordert, der nur ein Mensch mit Superkräften ist, das ist nicht Gott. Das ist eine menschliche Einbildung, wie es im Reich der Religionen viele gibt. Aber es gibt auch ein Original.
Es gibt den „Ich bin“, den, von dem sich alle Realität ableitet, den, den wir nicht denken können, der sich uns aber offenbart hat – in der Schöpfung, in unserem Gewissen, in der Geschichte, in der Bibel und vor allem im Sohn, in unserem Herrn Jesus Christus.
Gott hat sich uns zu erkennen gegeben, damit wir mit ihm eine Beziehung aufbauen können. Wir werden ihn vielleicht nie ganz durchschauen, weil er Gott ist und in alle Ewigkeit Gott bleibt. Aber wir dürfen in ihm unseren Vater und unseren Retter finden.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Frage stellen, ob Gott für dich eine Art Übermensch ist oder ob du schon verstanden hast, wie anders er im Hinblick auf seine Wesensart ist.
Das war's für heute. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.