Die Bedeutung des Blutes Jesu und die Realität der Sünde
Im ersten Johannesbrief, Kapitel 1, steht das Wort: Das Blut Jesu, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Herr, mach uns ganz rein von allem Armin.
Das aufgerichtete Kreuz ist eine Anklage. Es ist tatsächlich so, dass Gottes Sohn keinen Raum hat in dieser Welt. Was hier beschrieben ist, das ist so geschehen und drückt viel aus: Die Hände, die niemand verletzt haben und nur gesegnet haben, die auf den Schwachen und Kranken gelegen sind, sind von Nägeln durchbohrt. Und der Mund, der so viele getröstet hat, wird zum Schweigen gebracht. Weil Jesus keinen Raum hat in dieser Welt.
Wenn wir so etwas Schweres hören, dann erwacht in uns der Wille: Wir müssen die Welt ändern. Die Welt muss anders werden, damit so etwas sich nicht mehr wiederholen kann.
Nicht erst heute, im 20. Jahrhundert, sind fast alle Menschen von der fixen Idee besessen: Wir ändern die Welt, und wir schaffen das Böse ab. Das ist eine gute Idee. Dafür kann man kämpfen. Es gibt viele Programme, Ideologien und Pläne, die darauf hoffen, dass nun endlich in unserem 20. Jahrhundert etwas Neues entstehen kann; dass Menschlichkeit wächst, Gerechtigkeit aufblüht und so etwas sich nie mehr wiederholen kann.
Die Passionsgeschichte und die politische Realität
Das ist an der Passionsgeschichte sicher auch zu beobachten: Man sagt oft „Furchtbar, dass es solche Kirchenführer in der Welt gibt!“ Schaut sie euch an, diese heuchlerischen Typen. Und die Politiker natürlich, von einem Besatzungsregime – Pilatus, eine Militärdiktatur. Da haben wir es, das kennen wir ja schon lange aus Südamerika. Mit solchen Leuten wird die Welt neu gestaltet. Da kann man mit dem Finger zeigen, Brandmarken verteilen und sagen: „Wir haben das Programm, wie man die Welt ändert.“
Nur überraschend ist, dass in der Bibel nie diese Lösung erkannt wird. Manche denken vielleicht: „Ach, die waren eben früher ein bisschen unterbelichtet, sie waren nicht so politisch demokratisch entwickelt wie wir.“ Warum haben sie nicht erkannt, dass man die Welt ändern kann und das Böse abschaffen muss? Man muss sich nur richtig darum bemühen.
Sehr überraschend ist, dass die erste Christenheit nie zu einem Rachefeldzug aufgerufen hat. Sie hat nicht gesagt: „Bekämpft die Römer und ihre Macht!“ Ihr seht ja, wie schlimm sich das für Jesus ausgewirkt hat. Wären die Römer nicht gewesen, wäre Jesus nicht gekreuzigt worden – und daraus ein politisches Programm entstanden, oder?
Warum also nicht gegen die eigene Kirchenstruktur und den Hohen Rat, dieses zwielichtige Gremium merkwürdiger Männer, vorgehen? Warum nicht?
Zur politischen Zurückhaltung der Christen
Neulich hat mich jemand gefragt, warum bibeltreue Christen politisch nicht in den Bewegungen aktiv sind. Ein anderer fragte sogar, ob er in diesen Tagen Räume im Gemeindehaus für sein Programm bekommen könne.
Sie haben ganz recht: Bibeltreue Christen sind sehr zurückhaltend gegenüber dem sogenannten Revolutionsschwindel, der hier und da in der Welt so viel Vertrauen genießt. Manche Christen sagen, man solle den Pilatusweg verlassen, gegen die Regierung kämpfen und für ein bestimmtes Programm eintreten. Doch Gerechtigkeit und Frieden entstehen dadurch noch lange nicht.
Die Passionsgeschichte legt den Finger darauf, dass nicht Pilatus oder der Hohe Rat verantwortlich sind, sondern die Sünde. Diese findet sich auch in mir. Die Sünde ist der Grund allen Weltselends, allen Welteübels, aller Ungerechtigkeit und aller Gemeinheit.
Darum irren die Revolutionäre. Nicht, dass wir dagegen wären, wenn sie hier und da einige Verbesserungen erreichen. Aber die Bibel zeigt klar, dass die Lösung nicht durch solche Aktionen möglich ist.
Jesus hat deshalb so wenig politische Aktionen hinterlassen – ja, eigentlich gar keine. Auch die ersten Christen verhielten sich merkwürdig distanziert gegenüber den vielen Weltverbesserungsvorschlägen.
Darum müssen wir heute Morgen darüber sprechen, was es mit dieser Sünde auf sich hat.
Die Sünde als das grundlegende Problem der Welt
Mein erster Punkt: Das Problem Nummer eins dieser Welt ist die Sünde. Ja, ich riskiere es, überhaupt so etwas in den Mittelpunkt einer Predigt zu stellen. Sie haben doch schon lange bemerkt, dass das Wort „Sünde“ in unserer Zeit kaum noch passt. Teenager müssen nur noch kichern, wenn sie das Wort hören. Manche lächeln überlegt und sagen: „Da sind wir doch wirklich drüber hinaus.“
Auch in der Kirche sind wir so weit gekommen, dass das Wort kaum noch vorkommt. Jeder Prediger macht einen großen Bogen darum, damit er das Wort nicht mehr in den Mund nehmen muss. Stattdessen wird es irgendwie anders genannt und in fortschrittlichen Programmen verpackt. Warum eigentlich? Gibt es im 20. Jahrhundert keine Sünden mehr? Im Gegenteil: Schlimmer als je zuvor wird in unserem Jahrhundert Sünde sichtbar.
Ich will es Ihnen ganz einfach zeigen: Nehmen Sie die großen Leiden dieser Welt. Was ist mit der Not und dem Elend, zum Beispiel Unterdrückung, dem Wegnehmen der Menschenrechte oder hungernden Kindern? Sagen Sie, das sei ein Naturereignis? Nein, all das geht auf die Sünden von Menschen zurück.
Was steckt denn hinter der Unterdrückung? Was steckt hinter den Kriegen? Doch kein Naturgesetz! Es war kein Taifun, kein Erdbeben, sondern Menschen haben in Sünde gehandelt, getrennt von Gott. Die ganzen Leiden dieser Welt – bis auf ganz wenige Ausnahmen – sind alle vermeidbar, wenn der Mensch keine Sünde hätte.
Wie wäre unser Zusammenleben ohne Sünde? Dann gäbe es keine Ehescheidungen mehr, keine Kriminalität, keine Drogensucht. Wenn es keine Sünde gäbe, dann wäre unsere Welt heil.
Das ist ja die große Verblendung unserer Zeit: Man erkennt die Sünde nicht mehr. Die Wurzel von fast allem Elend in dieser Welt ist Sünde – handgreifliche Sünden. Wenn wir Menschen das Evangelium predigen, dann legen wir wirklich den Finger auf die Lösung, wo sie möglich wäre. Und zwar auch bei der wirtschaftlichen Verelendung der Menschen, auch dort, wo Menschen hungern. Es könnten alle satt werden, wenn es keine Sünde in der Welt gäbe. Wir müssen doch an die Wurzel der Probleme gehen.
Und dann sagen wir sehr leicht: „Aber Sünde in meinem Leben?“ Wir denken vielleicht an ein paar herausragende Unrechtsdinge unseres Lebens. Im ersten Johannesbrief steht im selben Vers: „So sagen wir: Wir haben keine Sünde. So verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1. Johannes 1,8)
Der gekreuzigte Jesus will den Finger darauflegen, dass das unsere Not und unser Problem ist. Darum kommen wir in unserem Leben nie an das Gute. Darum sind wir so unversöhnlich, darum sind wir zerstrittene Menschen, weil in uns die Sünde ist. Wir haben gute Pläne, aber wir können sie nicht erreichen.
Dann können wir uns natürlich betrügen und sagen: „Ja, die Weltprobleme, das ist der Regen, das Verbrechen helfen.“ Nein, die Probleme liegen in uns. Da ist die Macht der Sünde.
Die Sünde als innere Verunreinigung und die Notwendigkeit der Reinigung
Wenn Sie nach einem großen Regen im Wald spazieren gehen, finden Sie Pfützen auf dem Weg. Sie sehen das Wasser und sagen: „Das ist klares, sauberes Wasser.“ Wenn Sie jedoch einen Stock nehmen und in der Pfütze herumstochern, werden Sie merken, wie der Dreck aufgewirbelt wird. Plötzlich ist das scheinbar klare Wasser trüb und schmutzig.
So ist es auch bei uns. Wir können lange Zeit meinen, unser Leben sei klar, rein und sauber. Wir denken, wir hätten nichts falsch gemacht. Doch spätestens dann, wenn das Wort Gottes in uns „herumstochert“ und uns aufrührt, kommen uns Dinge ins Bewusstsein. Es ist unangenehm, sich dem Licht Gottes auszusetzen. Dabei erkennen wir nicht nur, dass wir hier und da gesündigt haben, sondern dass unser ganzes Wesen von Sünde geprägt ist, weil wir die Verbindung zu Gott verloren haben.
Sind wir mit falschem Denken behaftet? Sind wir von bösem Willen erfüllt? Sind wir eigensüchtige und selbstsüchtige Menschen? Wenn eine Mutter die blutbefleckten Jeans ihres Sohnes nach den Sommerferien wäscht, weiß sie, dass sie schmutzig sind. Man sieht die Flecken schon. Doch wenn sie das Waschwasser betrachtet, erkennt sie erst, wie schmutzig die Hose wirklich war. So ähnlich verhält es sich mit unserer Sünde. Wie schmutzig und schwerwiegend unsere Sünde ist, merken wir oft erst nach dem Opfer Jesu. Keiner von uns hätte das vorher geglaubt.
Vor unserer Bekehrung dachten wir vielleicht, wir hätten nur hier und da ein paar Fehler in unserem Leben. Doch die Sünde durchdringt unsere ganze Persönlichkeit. Das größte Problem dieser Welt ist die Sünde. Wenn wir Christen immer wieder darüber sprechen, fühlen wir uns manchmal schuldig, weil viele Menschen die Not der Welt nicht mehr erkennen können. Gerade in diesen Tagen fällt es mir schwer, wenn selbst im christlichen Raum zahlreiche Ideologien wieder aufkommen. Da gibt es den Glauben, man könne Weltfrieden schaffen, indem man nur ein paar Waffen ächtet.
Das wäre zwar schön, doch wir müssen ehrlich sein: Wenn damit die Not wirklich verschwinden würde, dass die Welt innerlich uneins ist und von einem Fürsten dieser Welt getrieben wird, dann wäre das großartig. Aber das ist die traurige Realität. Wenn Christen das nicht einmal erkennen, können sie diese Ideologien auch nicht abwehren. Heilung kann nur geschehen, wenn die Sünde besiegt und überwunden ist.
Die Macht des Blutes Jesu Christi zur Reinigung
Das zweite: Wäscht porentief rein? Nein, das tut sie nicht. Sie nicht. Sie bekommen die Sünder in Ihrem Leben nicht weg.
Wir haben oft schon darüber gesprochen: Wenn Sie gegen die Sünde ankämpfen, machen Sie das Problem dadurch meist nur schlimmer. Haben Sie es mal probiert, gegen Ihre Selbstsucht oder gegen unreine Gedanken anzukämpfen? Da entdecken Psychologen sicher etwas Wahres: Es gibt furchtbare Verkrampfungen bei Menschen, und wir spüren, wie wir den Mächten hilflos ausgeliefert sind.
Ich kann die Sünde in meinem Leben nicht besiegen. Das bildet man sich so leicht ein, aber kämpfen Sie doch mal dagegen! Heute ist das ja so lässig: Jeder sagt sicher, ich habe das, und der Mensch hat eben seine Schwächen.
Und da zeigt uns die Botschaft vom Karfreitag, vom Kreuz auf Golgatha: Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde. Es geht hindurch und macht unser Herz rein. Ich verstehe das nicht. Wie soll das möglich sein? Soll das mich frei machen?
Wir hören heute viele Leute, die sagen: „Das Blut, Blut, Blut – kann ich nicht hören.“ Jemand hat einmal erzählt, wie ein Autofahrer eine alte Steige hinunterfuhr. Da bemerkte er im Scheinwerferlicht plötzlich jemanden im Straßengraben, der mit der Hand wedelte. Man sah ein verbeultes Fahrrad an einem Baum, und dann schaute ein blutüberströmter Kopf aus dem Graben heraus.
Und dann sagt er ganz offen: „Ich habe Gas gegeben, ich kann kein Blut sehen. Ich kann kein Blut sehen.“ Das ist am Karfreitag so unheimlich, dieses Blut. Dann ist er weitergefahren. Die Erste Hilfe versagt.
Wir sind so empfindsam, dass wir oft davor stehen, vor dem Kreuz von Golgatha sagen: „Das Blut, blutig – das passt gar nicht für mich.“ Es gibt ja eine ganze Polemik, die sagt, das sei eine Schlachthaus-Theologie.
Ich weiß gar nicht, wie hoch der Prozentsatz der evangelischen Christen ist, die längst auf die Sühne-Bedeutung des Blutes Jesu verzichtet haben. Ob es nur noch ein ganz kleiner Rest ist, der daran festhält, dass das Blut mich reinmacht von aller Sünde?
Nicht das Kreuz macht eine Schlachthaus-Theologie, sondern diese Welt ist ein Schlachthaus. Angefangen vom Verkehr, von den Krankheiten, von den Kriegen, von den Hungernden an. Und das ist unsere Schuld.
An dieser Welt arbeiten wir mit, und keiner kann sich von der Verantwortung entziehen. Wir versuchen auch, friedlich zu leben. Das Blut Abels schreit gen Himmel.
Wir sagen: „Ich kann kein Blut sehen.“ Das verstehe ich, weil die Welt voll von Blut ist. Und da setzt Gott ein Zeichen großen Ausmaßes: heilendes Blut.
Heilendes Blut? Das ist etwas anderes als dieses anklagende Blut. Das kann man ansehen, und wenn man sich wirklich bewusst macht, dann sagt man: Nichts tröstet mich so sehr wie dieses Blut, das Schuld zudeckt und wegnimmt.
Das ist doch der Trost.
Der frühere bayerische Kirchenpräsident Hermann Bezzel sagt: Von der Sünde unseres Lebens – Sünde ist nicht nur hier und da geschehen, unser ganzes Leben ist durch Sünde geprägt.
Aber das Blut Jesu Christi löst uns. Wenn Sie wissen wollen, wie Sie frei werden vom Bösen, wie Sie ein neuer Mensch werden, dann nur, indem Sie sagen: „Jesus Christus, dein Blut ist für mich vergossen.“
Und dann geschieht etwas, das die Mächtigkeit der Sünde weicht. Und das ist in der Tat so, dass das Böse eine Macht über uns hat. Es hält uns im Griff.
Wenn Sie einmal hören, wie Menschen, die ganz ehrlich sind, sagen: „Ich wollte das gar nicht mehr. Ich wollte frei werden von der Sucht, und dann kommt es über mich, und dann greift es mich.“ Wenn ich sage, genau so ist es mit der Lüge, mit der Unreinheit, mit der Unkeuschheit, mit der Sucht, mit allem.
Was macht mich frei? Ausgesprochen vor Jesus als Sünde – und dann sein Blut darüber. Dann hat die Sünde keinen Zwang mehr über uns.
Das verspricht uns Jesus: So werde ich sie los, wenn sie unter seinem Kreuz niedergelegt sind. Er allein kann mich lossprechen und frei machen.
Wir werden nicht frei von der Macht der Finsternis, indem wir dagegen anrennen. Aber das Blut Jesu Christi macht uns rein – wäscht porentief rein, wirklich bis in die innersten Phasen unseres Herzens hinein.
Das ist: Erkenne, es ist Sünde. Es ist ein Schlag gegen Gott. Die Dinge unseres Lebens sind eben nicht nur hier und da ein anderer verletzt oder wir haben selbstsüchtig gehandelt, sondern jedes Mal ist es Sünde, die Jesus betrübt und sein Leiden nötig macht.
Das ist Sünde.
Das von einem Abscheu davor bekommt und sagt: Ich will sie hassen, diese Sünde. Ich will sie loslassen. Ich will sie nicht mehr haben.
So reinmacht er uns.
Ganz rein.
Dem Blut Jesu Christi ist nichts unmöglich, gar nichts.
Und das ist unsere Ermutigung.
Die Vergebung und Freiheit durch das Blut Jesu Christi
Es wird erzählt, dass neben Jesus ein Terrorist gekreuzigt wurde. Jesus spricht zu ihm: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Dieser Terrorist erkennt sein Leben als Sünde an und verlangt Vergebung. Das ist der Schlüssel, damit jeder frei werden kann. Niemand darf denken: „Meine Bindungen sind viel schlimmer.“
Nach der Bibel gibt es keine Bindung, die nicht durch das Blut Jesu Christi aufgelöst werden kann. Es gibt keine Perversion des Charakters, bei der man sagt: „Ich bin eben so veranlagt, deshalb muss ich sündigen.“
Durch das Blut Jesu Christi wird ein Mensch wieder zu dem, was Gott einmal aus ihm machen wollte. Das Blut Jesu Christi reinigt bis in unser Denken, Fühlen und Empfinden hinein. Es macht Menschen zu neuen Kreaturen.
Das Blut Jesu Christi hat diese Macht. Deshalb muss immer wieder vom Blut Jesu Christi gesprochen werden, denn allein das Blut Jesu Christi macht frei – heute jedem Menschen.
Der Auftrag der Christen zur Weltverantwortung
Jetzt noch eine Konsequenz daraus: Da liegt unsere Weltverantwortung. Wir sprechen heute viel von der Weltverantwortung der Christen. Wir haben einen Auftrag.
In der Welt gibt es unsagbar viel Unrecht und Leid. Da sind die Hungernden, die Unterdrückten, die Ausgebeuteten, die von wilden Wüstlingen beherrschten Völker. Was sollen wir denn tun? Jesus gibt uns nie den Auftrag, gegen diese Regierungen und Programme anzukämpfen. Merkwürdigerweise sagt er das nie. Aber er hat seine Jünger beauftragt, für Gerechtigkeit zu kämpfen – natürlich. Für Frieden zu kämpfen.
Doch es ist eine Gerechtigkeit, die aus der Tiefe kommt, aus der Porentiefe, ganz von unten, von neuen Menschen her. Darum wissen Sie, warum auch bibeltreue Christen selbst in sozialistischen Staaten so zurückhaltend sind und sagen: Die Gerechtigkeit, die sie auf ihr Programm geschrieben haben, ist gar keine Gerechtigkeit, solange Menschen selbst vor Gott ungerecht bleiben und ihr Wesen nicht verändert wird.
Das soll uns bewegen in unserem Weltauftrag: Dass wir uns nicht von jeder verrückten Ideologie fesseln lassen, sondern wieder eintreten für die Menschen. Für die Gebundenen, für die Leidenden, für die Unterdrückten. Und ihnen sagen, wo es neu wird, wo Gott ihr Leben verändern kann.
Das hat natürlich auch Auswirkungen darauf, warum wir nicht direkt in den politischen Raum hineinwirken. Die Wurzel muss zuerst besiegt werden. Darum kann man direkt sagen: Eine Christenheit, die nur für sich selbst lebt, das geht gar nicht. Ich kann am Karfreitag nicht nur dasitzen und sagen: „Das ist schön, dass wir das einmal wieder hören, was Christus uns gibt.“ Diese Botschaft muss dieser Welt verkündet werden.
Wo sind diese Menschen, die es weiter sagen? Gehen Sie hinaus und reden Sie mit den Menschen darüber. Sagen Sie ihnen, wo Gott Gerechtigkeit will und dass Gott Menschen neu macht. Das dürfen wir den Haltlosen, den Gestrandeten, den Gebundenen sagen.
Wir als Gemeinde von Christen haben einen Sendungsbefehl, der uns hinaus schickt zu den elenden Menschen. Es sollte in unseren Versammlungen so sein, dass unter uns die einen Ehrenplatz bekommen, die am wenigsten Hoffnung für ihr Leben haben, die verzweifelt sind, die ausgeflippt sind, die keinen Mut mehr haben.
Aber wir wollen auch wieder wissen, dass das Evangelium die Welt verändert – das Evangelium viel mehr als wandelbare politische Ideologien. Das hat uns einst Festo Kevin Schräglage gezeigt, wie es die Christen in Uganda bewegt hat. Wenn doch ein Idi Amin bekehrt werden könnte zu Jesus!
Das ist der Auftrag der Christen. Sie haben recht, das Land leidet mehr denn je heute. Das ist nicht getan, indem man die Personen auswechselt. Wenn durch diese Welt noch einmal geschenkt wird, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen, ihre Sünden vergeben bekommen und neu werden.
Natürlich haben wir eine Weltverantwortung, aber eine geistliche Weltverantwortung. Wir kämpfen nicht mit weltlichen und fleischlichen Waffen – nicht weil wir das nicht dürften, sie dürfen es –, sondern weil das Heil nicht dadurch kommt. Das sind Veränderungen, die wir nicht geringachten dürfen. Aber das Heil kommt allein aus dem Blut Jesu, wenn Menschen es im Glauben für sich annehmen und darunter vollständig erneuert werden.
Die Kraft des Evangeliums im Alltag und die Bedeutung der Sündenvergebung
Wir sollen einen Hass gegen die Sünde entwickeln, eine Leidenschaft entfachen, die sich nicht nur in Worten äußert, sondern sich im Ringen zeigt. Menschen sollen loslassen und sich zu Christus wenden, ihm gehorsam werden. Das soll uns in unseren Gesprächen bewegen.
Wie oft befinden wir uns in Gesprächen, in denen wir spüren, dass dort eine Ehe auseinanderbricht. Dort gibt es Erziehungsnöte. Dort sind Menschen, die mit ihrem Leben nicht fertig werden. Wissen Sie, dass Sie keine Psychologen sind, aber das Heilmittel in der Hand haben, um alle Nöte dieser Welt zu wenden? Indem Sie die Sünde aufspüren, in seelsorgerlicher Liebe handeln und den Menschen sagen: Das Blut Jesu Christi macht dich rein von aller Sünde.
Ich darf Ihnen das wirklich zusprechen, weil Christus seine Jünger ermächtigt hat, einander die Sünden zu vergeben. Ich lege so großen Wert darauf, dass ich selbst unsere kirchliche Abendmahlsordnung an dieser Stelle ein wenig abgeändert habe. Wenn wir das Abendmahl miteinander feiern und die Sündenvergebung zugesagt bekommen, dann weiß ich aus meiner eigenen Lebensgeschichte, wie leicht sich das Missverständnis einschleicht, dass man denkt: Es war eben der Priester, weil er den Talar anhat, der mir die Sünden vergibt.
Nein, wir bekennen noch einmal miteinander: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Nicht der Pfarrer, sondern das Blut Jesu ist es, das mich rein macht. Und indem Sie es noch einmal sprechen, bekennen Sie das. Amen, darauf stehe ich.
Das ist der Grund, warum ich frei bin von den alten bösen Dingen, die mich anklagen.
Die Verantwortung der Christen als Botschafter der Versöhnung
Wenn doch die Christen wiedererkennen würden, wie viel Vollmacht sie haben, die Welt zu verändern! Sie können hineingehen in die politischen Konflikte, in die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die Armut und das Elend auch unseres Volkes und unserer Stadt.
Das ist ihnen nicht nur verkündigt worden, damit sie es jetzt hören, sondern damit sie Botschafter der Versöhnung werden. Schon am heutigen Tag können sie beginnen, Menschen diese Versöhnung weiterzugeben und Menschen heil zu machen, indem sie auf das Blut Jesu Christi hinweisen.
Das ist unser Auftrag und unsere Pflicht. Dazu brauchen wir Weltverantwortung – aber eine geistliche Weltverantwortung.
Erlauben Sie mir, die letzte Frage an Sie selbst zu richten: Deckt das Blut Jesu Christi Ihre Schuld ab? Ist sie weggeworfen in die Meerestiefe, so dass sie niemand hervorholt?
Nehmen Sie sonst diesen Karfreitag zum Anlass und nehmen Sie das Blut Jesu Christi an, damit Sie ganz rein werden von allem.
Armin.
