Einführung und Hinweise zu weiterführender Literatur
Wir wollen uns heute mit einem weiteren Thema beschäftigen, es sei denn, es sind jetzt noch spontane Fragen aufgetaucht.
Ehe ich dazu komme, lege ich hier vorne noch einige meiner Bücher hin. Falls ihr davon etwas mitnehmen wollt für anderweitige Zwecke, könnt ihr das entsprechende Geld gerne in den Karton werfen.
Da habe ich auch noch ein paar andere Bücher. Wahrscheinlich kennen einige davon schon. Hier habe ich etwas geschrieben über das Sakrileg, diesen Bestseller-Roman und Film von Dan Brown, und die Frage: War Jesus verheiratet? Sind die apokryphen Evangelien eigentlich wahr? Wie ist die Bibel überliefert? Wurde da von Konstantin, dem Großen, alles unterdrückt? Wie ist das Neue Testament entstanden? Solchen Fragen gehe ich dabei nach.
Dann habe ich hier auch noch etwas über Schöpfung und Evolution. Darüber habe ich ebenfalls einmal geschrieben. Außerdem habe ich dieses Buch, das im letzten Jahr herausgekommen ist, über die modernen Bibelübersetzungen. Insbesondere setze ich mich darin mit der Volksbibel und auch mit der Bibel in gerechter Sprache auseinander. Das Buch enthält zudem einen Abriss über die verschiedenen Bibelübersetzungen in deutscher Sprache, die es heute gibt und die es in den vergangenen Jahrhunderten gegeben hat. Dabei gibt es eine Darstellung und Bewertung – auch mit einer Bibel, die es im säkularen Bereich gibt. Im Eichborn Verlag ist das mal erschienen.
Dann habe ich hier auch noch etwas, für diejenigen, die ausführlicher nachlesen wollen, was chinesische Medizin angeht. Das ist ausführlicher als das, was bei euch in dem Buch drinsteht. Es gibt hier Band 1 und Band 2 zur chinesischen Medizin, auch mit einigen weiteren Hintergründen.
Hier gibt es außerdem noch etwas über Ufos und die Bibel. Es gibt ja einige Leute, die stark darauf plädieren, dass die Bibel nun auch von Ufos sprechen würde oder dass es sie in früheren Zeiten dort gegeben hätte. Hier und dort kann man etwas davon lesen. Es gibt zahlreiche Bücher, die solche Sachen behaupten. Ich setze mich hiermit auseinander, was dafür spricht oder eben nicht.
Ihr könnt also gerne hier reinschauen und auch darin lesen. Wenn ihr etwas davon mitnehmen wollt, könnt ihr mir das entsprechende Geld hier hineinwerfen.
Ich werde jetzt erst einmal beten mit euch:
Vater im Himmel, vielen Dank für diesen neuen Tag, für die Vögel, die wir draußen zwitschern hören, für die Sonne, die scheint, für das Essen, das wir heute Morgen gehabt haben, für die Gemeinschaft und auch für die Gelegenheit, hier zusammen zu lernen. Wir möchten dich bitten, dass du uns Konzentration gibst für heute Morgen. Amen.
Zuerst einmal die Möglichkeit für Rückfragen. Vielleicht ist hier über Nacht noch eine Frage aufgetaucht, oder wir haben sie gestern Abend nicht mehr beantworten können, und ihr wollt sie gerne stellen.
Bitte schön.
Tausend selbe Antworten – da habe ich irgendwie nicht aufgepasst. Ich weiß nicht, auf was sie sich bezieht: auf Tag, auf Welt, auf Bundesrepublik? Ich hatte verschiedene Daten, die das mit den Tausend betreffen. Ich habe jetzt meine Unterlagen nicht dabei. War glaube ich pro Tag tausend auf die Welt. Ja, und allein für Deutschland waren das ja, wenn ich den richtigen Knopf habe – ich glaube so ungefähr 14 im Jahr. Aber die genauen... ach ja, gut, ja, ich habe es jetzt nicht mehr genau im Kopf. Aber dann waren das diese 10,2 und so weiter. Ja, okay.
Noch etwas zu klären?
Wenn nicht, dann kommen wir zur Gentechnologie.
Gentechnologie als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts
Die Gentechnologie wird von manchen Wissenschaftlern als die Technologie des 21. Jahrhunderts bezeichnet, in dem wir leben. Man sagt, das 19. Jahrhundert sei das Jahrhundert der Chemie gewesen, da es dort große chemische Entdeckungen gab, unter anderem die des Mineraldüngers sowie einige weitere bedeutende Entdeckungen.
Für das 20. Jahrhundert wird häufig, wenn auch vereinfacht, gesagt, es sei das Jahrhundert der Physik gewesen, insbesondere durch die Entdeckung der Atomkraft und andere wichtige Errungenschaften. Nun spricht man davon, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Biologie sei, insbesondere der Gentechnologie.
Es gibt immer wieder Phasen, in denen die Gentechnologie besonders in den Vordergrund gerückt wird. Besonders um die Jahrtausendwende wurden viele Unternehmen im Bereich der Gentechnologie gegründet. Manche davon sind inzwischen wieder pleite, andere sind weiterhin aktiv im Geschäft. Tatsächlich darf uns das jedoch nicht in die Irre führen, dass die Gentechnologie damit abgeschlossen sei. Vielmehr ist sie einfach zum Normalfall geworden und wird weiterhin betrieben.
Es wird uns auch versprochen, dass die Gentechnologie die gesamte Gesellschaft umgestalten wird. Landwirtschaftlich genutzte Pflanzen und Tiere sollen durch gentechnische Eingriffe ertragreicher und widerstandsfähiger gemacht werden. Manipulierte Mikroorganismen sollen dabei helfen, Abfall aufzubereiten, Rohstoffe günstiger abzubauen, medizinisch nutzbare Substanzen zu produzieren oder auch militärisch Feinde effektiv bekämpfen zu können.
Darüber hinaus hofft man, jede gewünschte Erbeigenschaft im menschlichen Erbgut hervorrufen zu können. So sollen zukünftige Generationen gesünder, schöner, intelligenter und ähnliches werden. Das ist zumindest das Versprechen, das man immer wieder hört und liest.
Vor diesem Hintergrund scheint uns eine goldene Zukunft angesichts der gentechnologischen Möglichkeiten bevorzustehen. Natürlich eröffnet die Gentechnologie, wie jede neue Technologie, ganz neue Verhaltensoptionen – so wie es bei vergangenen technischen Durchbrüchen ebenfalls der Fall war.
Das bedeutet, auf der einen Seite gibt es positive Anwendungsmöglichkeiten, auf der anderen Seite tauchen auch negative Gefahren auf. Deshalb sind wir als Christen herausgefordert, uns auch ethisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Was ich heute Morgen allerdings nicht in erster Linie tun werde, ist, einen Kurs zu geben, wie man am besten klont oder wie man zuhause im Labor Gentechnologie betreibt – was durchaus auch interessant wäre. Das werden wir heute Morgen nur am Rande behandeln. Stattdessen werden wir uns intensiver mit den ethischen Aspekten beschäftigen, die die Gentechnologie mit sich bringt.
Chancen und Risiken neuer Technologien am Beispiel der Atomkraft
In der Vergangenheit haben wir festgestellt, dass jede neue Technologie immer auch negativ genutzt wurde. Das heißt, egal was wir anwenden – angefangen bei der Erfindung des Rades oder des Messers – der eine hat es zum Brotschmieren benutzt, der andere, um seine Nachbarn umzubringen.
Daraus können wir schließen, dass bei jeder neuen Technologie, wie der Gentechnologie, einerseits die menschliche Kurzsichtigkeit eine Rolle spielt, andererseits aber auch die menschliche Bösartigkeit, die sie für negative Zwecke einsetzt.
Wir müssen jetzt also einerseits beurteilen, ob die Methode selbst gut oder schlecht ist. In welchen Bereichen ist sie möglicherweise gut oder schlecht? Wenn wir das beurteilt haben, müssen wir uns fragen, wie man damit umgehen soll. Ist dieses Werkzeug, wenn es eingesetzt wird, positiv oder negativ?
Nehmen wir das Beispiel der Atomkraft. Im zwanzigsten Jahrhundert war die Atomkraft ein entscheidender Durchbruch. Man könnte natürlich auch vom Flug zum Mond oder der Weltraumfahrt sprechen, doch das war mehr ein Durchbruch für die Unterhaltung. Denn faktisch hatte es für das Leben der meisten Menschen kaum Auswirkungen. Man hat im Fernsehen ein paar Bilder davon gesehen, aber vermutlich haben die meisten noch keinen Urlaub im All gemacht. Auch Gemüse, das im Weltraum angebaut wird, wird nicht gegessen. Das war also eher eine ideologische Sache.
Die Atomkraft hat das Leben der Menschen jedoch viel stärker verändert. Denken wir nur an die Atomkraftwerke und die damit verbundenen Diskussionen, an die Endlagerung, an die Atombomben von Hiroshima und an die Angst vor einem Atomkrieg. In den Achtzigerjahren brachten diese Ängste Hunderttausende, ja Millionen von Menschen in Deutschland auf die Straße – und in abgeschwächter Form tun sie das bis heute.
Das zeigt, wie groß der Einfluss der Atomkraft auf unser Leben und das Leben anderer ist. Man denkt an Tschernobyl, an die bis heute vergiftete, strahlende Umgebung, in der wir leben. Das wird oft vergessen, aber die Strahlung bleibt über Jahrtausende erhalten. Vielleicht erinnert sich in tausend Jahren niemand mehr direkt daran – heute schon nicht mehr, nach 20 oder 25 Jahren.
Was die Atomstromversorgung betrifft, so ist sie heute relativ ungefährlich. Aber als die Atomkraft entwickelt wurde, gab es genau dasselbe Versprechen, das wir heute von der Gentechnologie hören: Alle Probleme der Menschheit würden gelöst. Atomkraft sei saubere Energie, es gäbe keine Umweltverschmutzung, sie sei unbegrenzt verfügbar und sehr günstig herzustellen.
In Büchern aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren, die ich zuhause habe, stand, dass Atomkraft vollkommen ungefährlich sei. Es könne gar nichts passieren. Es gab Berechnungen, die zeigten, dass ein Super-GAU, wie er in Tschernobyl passierte, eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 1 zu 1 Million habe. Das heißt, selbst wenn man Tausende von Jahren warten würde und immer nur Atomkraft nutzte, wäre die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls sehr gering.
Doch als diese Bücher geschrieben wurden, musste man nur zehn Jahre warten, bis der Super-GAU tatsächlich eintrat. Da merkt man, dass an den Berechnungen etwas nicht stimmte und man viel zu optimistisch war.
In einem anderen Buch aus dieser Zeit stand, dass im Jahr 2000 jeder in seinem Keller ein kleines Atomkraftwerk haben würde. Das sollte die ideale Strom- und Energieversorgung sein. Man bräuchte kein Öl mehr, Strom, Wasser und Heizung würden so hergestellt werden. Zwischenzeitlich wissen wir, dass das nicht so einfach ist.
Wie optimistisch man in den 60er Jahren war, zeigt auch die Vorstellung vom Fusionsreaktor. Es sollte nicht mehr lange dauern, dann hätten wir ihn. Er wäre noch besser, da man damit mit Wasser heizen könnte, weil Fusion mit Wasserstoff und so weiter funktioniert. Doch inzwischen merken wir, dass das nicht so einfach ist.
Ich will nicht sagen, die Technik sei schlecht. Ich will nur sagen, dass wir uns bei der Auseinandersetzung mit der Gentechnologie nicht nur darauf konzentrieren dürfen, was wir momentan wissen. Wir müssen auch immer daran denken, wie technologische Forschung in der Vergangenheit verlief.
Diese ist nicht per se anders, nur weil wir heute klüger sind als die Menschen vor 40 Jahren. Der Mensch ist derselbe damals wie heute. Klugheit ist häufig auch mit einem Tunnelblick verbunden. Dafür brauchen wir gar nicht weit in die Zukunft zu schauen – das merken wir immer wieder an zahlreichen Beispielen.
Beispiele für unerwartete Folgen menschlichen Handelns in der Natur
Ich könnte euch jetzt auch einige Beispiele nennen, die weniger gefährlich sind, aber trotzdem für manche Leute ärgerlich sind.
Vor etwa 15 Jahren wurde in Nordamerika, also in den USA, eine Wasserpflanzenart eingeführt. Diese Pflanze ist etwas größer als Algen und hat kleine Blättchen, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Sie stammt aus Ostasien. Anfangs sah das ganz schön aus. Doch bald bemerkte man, dass diese Pflanze alles überwuchert. Man fragte sich, was man dagegen tun könne.
Daraufhin wurde untersucht, dass keine der heimischen Fisch- und Tierarten in Nordamerika diese Pflanze frisst. In Ostasien hingegen gibt es Fische, die sie fressen. So konnte sich die Pflanze hemmungslos ausbreiten. Heute gibt es in den USA eine regelrechte Pest dieser Wasserpflanzen. Egal, wo sie hinkommen, innerhalb weniger Jahre bedecken sie alles, da es keine natürlichen Feinde gibt.
Hier merkt man wieder: Kurzsichtig gedacht. Eine scheinbar gute Idee hat negative Auswirkungen.
Ähnlich ist es im 19. Jahrhundert passiert, was ihr wahrscheinlich von Australien kennt. Dort haben die Engländer Hasen eingeführt, weil sie auf die Hasenjagd nicht verzichten wollten. Sie holten die Hasen aus England und setzten sie in Australien aus. Die Hasen fühlten sich wohl. Bis heute gibt es in weiten Teilen Australiens eine regelrechte Hasenplage, weil es dort keine Tiere gibt, die Hasen fressen.
Die Hasen können sich endlos vermehren, da sie sehr fruchtbar sind. Die Australier schießen zwar viele, aber das reicht nicht aus. Das ist wieder ein Problem.
Man merkt: Einseitige Ideen, das Leben verändern zu wollen, führen manchmal zu negativen Nebenwirkungen.
Das war jetzt nur eine einleitende Frage dazu.
Theologische und ethische Perspektiven auf Gentechnologie
In der Diskussion um die Zulässigkeit genetischer Veränderungen an Menschen, Tieren, Pflanzen und ähnlichem konzentrieren sich die Kontrahenten meist auf juristische, politische oder philosophische Erwägungen. Bei uns soll es in erster Linie auch um theologische Argumente gehen. Diese stehen sonst eher im Hintergrund, spielen aber für uns – ja, für unsere eigene Entscheidungsfindung – eine wichtige Rolle. Natürlich werden wir auch auf andrologische Argumente eingehen.
Wir haben jedoch schon zu Beginn ein gewisses Problem: Wenn man die Bibel aufschlägt und nach Begriffen wie Gen, Gentechnologie oder Erbgut sucht, wird man nicht fündig. Daraus könnte man schließen, dass die Bibel zu diesem Bereich nichts zu sagen hat. Das ist meiner Meinung nach jedoch nicht der Fall. Stattdessen müssen wir uns auf andere Begriffe, Zusammenhänge oder grundlegende Erkenntnisse konzentrieren, die wir auf den speziellen Fall der Gentechnologie anwenden können.
Zunächst einmal zur allgemeinen Definition: Gentechnologie bezeichnet die Summe aller Methoden, die sich mit der Isolierung, Charakterisierung, Vermehrung und Neukombination von Genen beschäftigen – unter anderem auch über Artgrenzen hinweg. Isolierung bedeutet, dass man versucht festzustellen, welche Gene ein Organismus besitzt, und einzelne Gene herauszuschneiden. Charakterisierung heißt, herauszufinden, wofür diese Gene zuständig sind. Vermehrung ist nötig, damit man das Gen auch einsetzen kann, denn ein einzelnes Gen allein bringt nichts. Man muss es in einen Organismus einschleusen, der es dann vermehrt. Neukombination bedeutet, dass einzelne Gensequenzen neu zusammengesetzt werden, um einen neuen Organismus zu schaffen oder einem Organismus bestimmte Eigenschaften zu verleihen.
Dies geschieht nicht nur innerhalb einer Art, sondern auch über Artgrenzen hinaus. Gentechnologie ermöglicht also die gezielte Veränderung eines Organismus durch die Zugabe artfremder oder synthetischer Gene. Artfremd heißt, dass man beispielsweise Gene von Queller, einer Pflanze, die im Wattenmeer in Norddeutschland wächst, auf Getreide übertragen kann. Das wäre eine Übertragung von einer Art auf eine andere. Synthetisch bedeutet, dass Gene ganz neu geschrieben werden. Das steht noch am Anfang, aber man kann sich vorstellen, dass man eine bestimmte Eigenschaft haben möchte, die keine Pflanze besitzt. Dann entwickelt man am Computer das Gen, produziert es und pflanzt es ein. Das ist derzeit noch Zukunftsmusik, gehört aber ebenfalls zur Gentechnologie.
Die wichtigste Grundlage und das wichtigste Arbeitsmittel der Gentechnologie ist die Universalität des genetischen Codes. Das bedeutet, dass alle Organismen dieselbe genetische Sprache benutzen – was eigentlich nicht selbstverständlich ist. Vom Grundgedanken der Evolution aus wäre es viel wahrscheinlicher, dass sich verschiedene Organismen nebeneinander entwickeln, die jeweils ihre eigene Sprache sprechen. Mit Sprache meine ich hier nicht die Laute, die Tiere von sich geben, sondern die Art und Weise, wie die Erbinformation in der Zelle eines jeden Lebewesens verschlüsselt ist.
Es ist überraschend, dass diese Sprache überall dieselbe ist. Das bedeutet, dass beispielsweise das Gras draußen auch unsere Erbinformationen lesen könnte, die wir in unserem Körper haben. Christen vermuten dahinter, dass Gott denselben genetischen Code geschaffen hat und alles nach demselben System gebaut ist. Einige Evolutionsbiologen führen dies darauf zurück, dass alles Leben von einer einzigen Zelle abstammt und sich daraus entwickelt hat. Das ist allerdings auch problematisch, denn warum sollte sich nur eine Zelle bilden und nicht mehrere? Warum sollte sich aus dieser eine Zelle alles Weitere entwickelt haben? Angesichts der vielen Millionen Möglichkeiten erscheint dies eher unwahrscheinlich, wenn man davon ausgeht, dass es diese Möglichkeiten überhaupt gibt.
Die Gentechnologie nutzt diese Prädisposition der Natur für ihre Arbeit. Gentechnologen wären völlig aufgeschmissen und könnten nichts machen, wenn es nicht denselben genetischen Code gäbe. Tiere, Pflanzen und Menschen sind nach einem Baukastenprinzip aus Zellen aufgebaut, die sich stark ähneln.
Nicht nur die Sprache ist ähnlich, sondern auch der Aufbau der Zelle. Egal, in welchen Organismus man hineinschaut: Normalerweise besitzt er einen Zellkern, in dem die Erbinformation gespeichert ist. Hier ist nicht nur die Sprache, sondern auch die Hardware dieselbe. Es handelt sich um die sogenannte Doppelhelix, auf der sich die Basenpaare einander gegenüberstehen und so die Erbinformation verschlüsseln. Das ist in allen Organismen gleich.
Darüber hinaus spricht man von DNS oder DNA, also Desoxyribonukleinsäure, und es gibt auch die RNA, die Messenger-RNA. Auch diese ist überall gleich. Die Mitochondrien sind im Prinzip ebenfalls dieselben. Sie sind nötig, um die Information abzulesen und in eine chemische Fabrik umzusetzen, die dann das Produkt herstellt, das die Zelle braucht. Es muss also eine Vermittlung geben, und diese ist in allen Zellen gleich. Das ist eine weitere Voraussetzung dafür, dass die Gentechnologie funktioniert.
Wir sehen also eine ziemlich große Parallelität. Diese Ähnlichkeit wird in den verschiedenen Bereichen dessen, was produziert wird, noch deutlicher. So sind zum Beispiel die Hormone vieler Säugetiere den menschlichen sehr ähnlich, manchmal sogar identisch. Zwischen verschiedenen Eiweißmolekülen von Fliegen und Menschen bestehen überraschende Ähnlichkeiten. Das hat man auch schon festgestellt, als man früher Diabetes mit Bauchspeicheldrüsen von Tieren behandelte. Das hergestellte Insulin war zwar nicht hundertprozentig identisch, aber zumindest so ähnlich, dass man es verwenden konnte. Heute wird Insulin meist gentechnologisch hergestellt – darauf komme ich später noch einmal zurück.
Die Tatsache, dass es eine so starke Ähnlichkeit gibt, bezeichnet man als Universalität des genetischen Codes. Dieser wird als Beweis für den gemeinsamen Ursprung aller Organismen auf eine einzige Zelle angeführt. Gentechnologie setzt also genau das voraus.
Heute werden große Hoffnungen in die Gentechnologie gesetzt – und zwar in verschiedenen Arbeitsbereichen. Ich möchte diese hier kurz nennen, damit wir das globale Ausmaß und die Weite dieses Themas sehen. Dabei müssen wir feststellen, dass Gentechnologie nicht nur den humanmedizinischen Bereich betrifft, sondern eigentlich jeden Lebensbereich.
Anwendungsbereiche der Gentechnologie
Zum Ersten ist das der Einsatz von Mikroorganismen für die Stoffproduktion. Stoffproduktion sage ich mal allgemein, das kann im Bereich der Medikamente sein. Das heißt, dass man Medikamente herstellen will, indem man Gene in Mikroorganismen einpflanzt und diese dann produziert. Aber auch für Enzyme in der Lebensmittelindustrie oder selbst für die Waschmittelindustrie werden heute Mikroorganismen benutzt, die dann die entsprechenden Substanzen, die man haben will, produzieren.
Das ist sehr effektiv, weil man für diese Bakterien keine große technologische Anlage braucht. Man benötigt einfach einen Tank, in dem man eine Nährflüssigkeit hat. Dann setzt man die Bakterien hinein, und sie produzieren alles von selbst. Danach muss man nur noch die gewünschten Stoffe extrahieren und weiterverarbeiten. Von daher ist das eine geniale Methode, die, wenn man sie einmal beherrscht, relativ einfach wirkt.
Darüber hinaus wird diese Methode zum Umweltschutz benutzt, beispielsweise zur Beseitigung von problematischen Schadstoffen. Schon heute ist es so, dass Landstücke, die mit Schwermetallen oder anderen Schadstoffen wie Ölen verseucht sind, mit Hilfe von Bakterien und Pflanzen behandelt werden. Diese werden zum Teil gentechnologisch verändert und sind in der Lage, die Schwermetalle aus dem Boden herauszuholen.
Das ist ebenfalls eine geniale Sache, denn bisher wusste man meist nur, dass schwermetallverseuchte Böden als Sondermüll deponiert werden müssen. Dort bleiben sie dann aber bestehen. Hier hat man eine bessere Möglichkeit: Pflanzen und Mikroorganismen binden die Schwermetalle an sich. Anschließend muss man nur noch diese Mikroorganismen herauswaschen oder extrahieren. Das funktioniert auch. So könnte man den Boden wieder säubern. So ist zumindest die Theorie. In der Praxis funktioniert das noch nicht ganz so eindeutig, aber es ist eine Idee, die bereits teilweise eingesetzt wird. Das ist genial, alles genau.
Von Genen könnte man hier durchaus mitsprechen. Darüber hinaus wird die Gentechnologie auch bei der Herstellung von Medikamenten eingesetzt. Ein Beispiel ist die Produktion von Insulin. In den Achtzigerjahren fing man damit an. Heute wird der Großteil des hergestellten Insulins gentechnologisch produziert. Das heißt, man hat Bakterien das Erbgut eingesetzt, das sonst die Bauchspeicheldrüse hat, um Insulin herzustellen. Jetzt produzieren diese Bakterien menschliches Insulin, ohne dass wir viel dafür tun müssen. Das ist natürlich ein großer Vorteil.
Das ist übrigens das Paradebeispiel, das heute von der Gentechnologie immer angeführt wird, weil es sehr überzeugend ist. Allerdings gibt es von solchen Beispielen relativ wenige. Es gibt auch einige andere wichtige therapeutische Substanzen, die hergestellt werden, aber insgesamt sind es eher wenige.
Übrigens wird die Gentechnologie auch zum Abbau von Mineralien eingesetzt. Dabei geht es um Mineralien, die im Boden oder Gestein nur in sehr geringer Konzentration vorkommen. Es gibt heute Bakterien, die man dafür einsetzen kann. Einen Versuch hat man zum Beispiel in Kanada gemacht. Dort wurden Bakterien verwendet, die Kupfer an sich binden. Natürlich nur kleine Kupferatome, nicht sehr viel in großer Menge, aber das kostet ja auch nichts.
Man nimmt also Wasser mit einer großen Anzahl dieser Bakterien, leitet es durch eine Sickeranlage, die zum Beispiel auf einem großen Feld steht, und lässt es versickern. Dann muss man nur noch das Grundwasser abpumpen und die Bakterien herausfiltern. Da das relativ einfach und mit wenig Aufwand zu machen ist, könnte sich das in Zukunft lohnen. Besonders dort, wo Lagerstätten sind, die mit konventionellen Methoden zu aufwendig wären – entweder weil sie zu tief liegen oder zu wenig Erz enthalten. Hier könnten die Bakterien das Erz vielleicht auch noch abgeben.
Eine andere Sache, die bereits real umgesetzt ist, ist die Beseitigung von Erdölabfällen oder Verunreinigungen. Man denkt an ein Schiff, das auf dem Meer untergeht und dabei Erdöl verliert. Wie geht man dabei vor? Es gibt Bakterien, die Erdöl zersetzen können – in für uns ungiftige Substanzen. Das ist eine geniale Sache. Man muss nicht mehr verölte Vögel und Ähnliches reinigen, sondern man fliegt mit dem Flugzeug über die Verschmutzung, streut die Bakterien aus, und das Erdöl wird zersetzt. Die Bestandteile gehen unter, und das Problem ist gelöst.
Jetzt fragt man sich natürlich: Warum macht man das bisher noch nicht flächendeckend? Es gibt noch einige technische Schwierigkeiten. Die Ölteppiche sind meistens nicht flächendeckend, sondern verteilen sich in verschiedenen Schichten im Meer. Sie bleiben oft an bestimmten Stellen liegen und breiten sich nicht weiter aus. Das ist ein Problem. Außerdem benötigen die Bakterien eine bestimmte Temperatur, die nicht immer gegeben ist. Das ist ein weiteres Problem. Es gibt noch einige andere technische Herausforderungen.
Dazu kommt ein weiteres Problem, das man nicht ganz in der Hand hat: Wie kann man diese Bakterien wieder abschalten? Stellt euch vor, ihr geht am Strand spazieren, steckt eure Hand ins Wasser, und danach fahrt ihr zur Tankstelle. Dort gelangen einige dieser Bakterien an den Tankzapfhahn. Die Bakterien fühlen sich im Benzintank wohl und zersetzen die Erdölprodukte. Das kann dazu führen, dass euer Auto plötzlich doppelt so viel verbraucht.
Das ist das generelle Problem mit Bakterien: Man kann sie nicht einfach wie einen physikalischen Apparat oder eine chemische Reaktion abschalten. Beim Atomkraftwerk kann man einfach den Schalter umlegen, und alles ist vorbei. Aber wie schaltet man Bakterien ab? Sie können auch außerhalb eines eingesetzten Tanks überleben.
Das ist ein gewisses Problem, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Theoretisch könnte man sie durch Aushungern abtöten, aber wie ist man sicher, dass man alle erwischt? Man müsste sich in einem geschlossenen System befinden und sicherstellen, dass kein einziges Bakterium entkommt. Wenn man sie aber draußen in der freien Natur aussetzt, bekommt man sie nie wieder vollständig unter Kontrolle.
Das ist das Problem: Man will sie ja nicht nur eng umrissen einsetzen, sondern im größeren Maßstab. Aber das ist bisher eine große Schwierigkeit, weil es auch andere technische Probleme gibt. Außerdem breiten sich Viren und Bakterien nicht immer so aus, wie man es sich im optimalen Fall vorstellt. Die Theorie ist also oft anders als die Praxis.
Natürlich sind das genau die Punkte, auf die ich hinweisen wollte: die Interaktion von neu entwickelten Organismen mit neuen Eigenschaften im bestehenden Ökosystem. Dabei denke ich nicht nur an den Menschen, sondern auch an alle anderen Bereiche des Ökosystems. Diese Wechselwirkungen sind bisher kaum erforscht, weil das sehr aufwendig und praktisch unmöglich wäre, wenn man einen Organismus verändert.
Zum Beispiel habe ich letzte Woche einen interessanten Artikel über Bienen gelesen, den ich euch auch erwähnt habe. In Nordamerika haben Bienen ein großes Problem: Eine Krankheit hat etwa 20 bis 25 Prozent der Bienenvölker in den USA dahingerafft. Es gibt große Spekulationen darüber. Einige sagen, wenn das so weitergeht, wird die gesamte Menschheit davon betroffen sein.
Das heißt, wir brauchen keinen Atomkrieg oder eine große Verseuchung, denn wenn es keine Bienen mehr gibt, fallen etwa 40 bis 50 Prozent unserer landwirtschaftlichen Erzeugnisse weg. Das liegt daran, dass viele Pflanzen von Bienen bestäubt werden. Ohne Bestäubung gibt es keine Früchte. Wenn es keine Früchte gibt, entsteht Hunger. Wenn Hunger herrscht, brechen Kriege aus, und den Rest erledigen die Menschen selbst.
Hier zeigt sich, dass ein kleiner Faktor, an den kaum jemand denkt, das gesamte System zum Einsturz bringen kann. Die meisten Menschen wissen nicht, wie grundlegend wichtig Bienen für die Ernährung der Menschheit sind. Das ist eine große Gefahr, die immer wieder angedeutet wird, wenn gentechnologisch veränderte Pflanzen oder Lebewesen freigesetzt werden.
Wenn eine wichtige Komponente des Ökosystems verändert wird, kann das ein riesiges Problem verursachen, das man nicht mehr rückgängig machen kann. Nehmen wir an, jemand möchte die Bienen fleißiger machen, damit sie mehr Honig sammeln. Wenn dabei etwas schiefgeht und die Bienen plötzlich keinen Honig mehr fressen, sondern zum Beispiel Fleisch oder Blätter, wäre das praktisch unmöglich, das wieder zu korrigieren.
Die Bienen leben frei; man kann sie nicht alle wieder einfangen. Dieses Beispiel zeigt, wie sensibel das System ist. Wir können später noch weitere Beispiele durchdenken.
Gentechnologie in Landwirtschaft und Tierzucht
Nicht nur in der Stoffherstellung wird Gentechnologie heute bereits eingesetzt, sondern auch in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist eines der am weitesten verbreiteten Einsatzgebiete der Gentechnologie. Dabei geht es vor allem um die Ernährung, also um die Zucht von Nutzpflanzen und Haustieren. Ziel ist es, den Ertrag zu steigern, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge zu erhöhen und Produkte mit zusätzlichen Inhaltsstoffen zu versehen, zum Beispiel mit essentiellen Aminosäuren oder Medikamenten.
Dieser Bereich gilt als Zukunftsfeld. Man möchte Nahrungsergänzungsstoffe nicht mehr nachträglich bei der Produktion von Nahrungsmitteln zufügen, sondern den Pflanzen direkt Gene einpflanzen, damit sie diese Stoffe selbst produzieren können. Das ist eine geniale Idee. So könnte man beispielsweise Brot essen, dessen Weizen auf dem Feld wächst und gleichzeitig eine zusätzliche Gabe an Vitamin E, A und C enthält. Nahrungsmittelergänzungen wären dann überflüssig.
Das spart zudem viel Energie und könnte sogar den Geschmack verbessern. Ein praktisches Beispiel ist die Problematik von Düngemitteln, die oft den Boden belasten. Forscher arbeiten daran, Nutzpflanzen mit Genen auszustatten, die den Düngerbedarf stark reduzieren oder ganz überflüssig machen. Wie funktioniert das?
Es gibt sogenannte Leguminosen, Pflanzen, die den Luftstickstoff nutzbar machen können. Sie extrahieren den Stickstoff aus der Luft und nutzen ihn für ihr Wachstum. Der meiste Dünger besteht aus Stickstoffdünger. Wenn man Nutzpflanzen so verändern könnte, dass sie den Stickstoff selbst aus der Luft aufnehmen, würde der Landwirt einen Arbeitsgang einsparen, der teuer ist und bei dem oft Pflanzen vernichtet werden. Außerdem müsste er keine Düngemittel mehr kaufen. Die Pflanze würde genau so viel Stickstoff aufnehmen, wie sie benötigt – etwas, das ein Landwirt kaum so präzise steuern könnte. Dadurch würde auch die Bodenverseuchung mit stickstoffhaltigem Trinkwasser vermieden. Das klingt doch genial, oder?
Ein weiterer Einsatzbereich betrifft den Schutz vor Schädlingen. Man kann Pflanzen so verändern, dass sie für bestimmte Schädlinge unattraktiv werden. Alternativ macht man sie resistent gegen Herbizide, also gegen Pflanzengifte. Herbizide sind sehr starke Gifte, die auch Nutzpflanzen schädigen können. Wenn man Nutzpflanzen eine Resistenz gegen Herbizide verleiht, sterben die Unkräuter, die die Nische besetzen, während die Nutzpflanzen überleben. Das ist vergleichbar mit Antibiotika im menschlichen Körper: Man möchte die Bakterien töten, ohne den eigenen Körper zu schädigen. Der Begriff Antibiotika bedeutet „gegen das Leben“, denn man nimmt etwas, das gegen das Leben ist, in der Hoffnung, selbst zu überleben, während die Bakterien sterben. Ähnlich funktioniert die Resistenz gegen Herbizide.
Ein weiteres Beispiel ist der Queller, eine Pflanze, die sogar auf Salzwasser wächst – eine Eigenschaft, die nur wenige Pflanzen besitzen. In Afrika ist Wassermangel ein großes Problem. Deshalb gibt es erste Versuche, Getreide mit Genen des Quellers zu kombinieren, um es mit salzigem Meerwasser bewässern zu können. Das könnte das Hungerproblem in Afrika erheblich lindern, denn Wasser gibt es genug, nur eben nicht immer Süßwasser. Die Versuche sind teilweise erfolgreich, allerdings versalzen die Böden dabei manchmal. Eine Idee ist, das Salz abzuschöpfen und als Meersalz nach Europa zu verkaufen, sodass alle etwas davon hätten.
Ein weiterer Versuch besteht darin, Getreide mit Erbeigenschaften von Flechten und Moosen zu versehen, die beispielsweise resistent gegen Kälte sind. Wenn sich das durchsetzt, könnten weite Teile Sibiriens, die heute kaum nutzbar sind, für den Getreideanbau genutzt werden. Das Getreide wäre dann weniger kälteempfindlich und könnte selbst bei Minustemperaturen überleben.
Das sind die Träume der Gentechnologen. Noch ist nicht alles Realität, aber darauf wird hingearbeitet. Die Gentechnologen sagen, dass sie damit das Hungerproblem der Welt ein für alle Mal lösen könnten. Große Exporte in den Süden wären nicht mehr nötig, und die Angst vor Überbevölkerung könnte verschwinden. Selbst die heute unfruchtbaren Wüsten- und Tundragebiete könnten landwirtschaftlich nutzbar werden – und das sind große Teile der Welt.
In Deutschland sind beispielsweise Sojaprodukte oft in der Diskussion. Sojapflanzen werden gegen Herbizide resistent gemacht, und auch gentechnisch veränderte Zuckerrüben werden erprobt. Das ist der Bereich der Landwirtschaft.
Bei Tieren läuft es ähnlich. Man möchte Tiere resistent gegen Krankheiten machen oder ihnen bestimmte Eigenschaften einpflanzen, sodass sie schneller und besser wachsen und weniger Fett ansetzen. Bei Schweinen wird das beispielsweise gemacht, weil in Nordamerika und Europa kaum noch Fett gegessen wird. Das Ziel ist, mehr Fleisch schneller und günstiger zu produzieren. Einige gentechnologisch veränderte Rassen werden bereits verbreitet und vermehrt.
Auch bei Lachsen gibt es gentechnologische Veränderungen. Die meisten Lachse, die heute im Supermarkt verkauft werden, stammen von gentechnologisch veränderten Arten. Das wird oft nicht explizit angegeben. Diese Lachse kommen meist aus Skandinavien, Kanada oder anderen Ländern.
In der Humangenetik wird Gentechnologie ebenfalls eingesetzt, zum Beispiel in der Gerichtsmedizin bei Vaterschaftstests, bei der Aufklärung von Gewaltverbrechen durch den genetischen Fingerabdruck, bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten sowie bei der vorgeburtlichen Diagnostik.
Darüber hinaus gibt es die sogenannte Somatherapie und die Keimbahn-Zellentherapie. Dabei werden entweder Veränderungen an den bestehenden Zellen des Menschen vorgenommen oder am Erbgut selbst.
Ein weiterer Bereich ist die militärische Anwendung der Gentechnologie. Sie dient der Entwicklung biologischer Waffen, neuartiger Giftstoffe und Krankheitserreger. Die großen Industriestaaten wie die USA, England und Frankreich forschen intensiv auf diesem Gebiet. Offiziell sagen alle, sie müssten forschen, weil andere es tun, und man auf dem neuesten Stand bleiben müsse, um sich im Falle eines Angriffs verteidigen zu können.
Niemand würde offen zugeben, dass man eine furchterregende Genwaffe entwickelt, um andere zu töten. Alle behaupten, sie würden sich nur verteidigen – ähnlich wie Hitler im Zweiten Weltkrieg, der sagte, man werde ab einer bestimmten Uhrzeit zurückschießen. Jeder sieht sich als der arme Angegriffene. Als die Russen Afghanistan besetzten, behaupteten sie, sie hätten das Land nur „befreit“. So wurden viele Länder „befreit“, ob sie wollten oder nicht.
Bei gentechnologischen Waffen ist es ähnlich. Es gibt erste Versuche, beispielsweise mit veränderten Anthrax-Viren, die sich effektiver verbreiten sollen. Theoretisch sind das tödliche Waffen. Praktisch funktionieren sie noch nicht optimal, weil die Viren zu schnell sterben oder unter schlechten klimatischen Bedingungen nicht mehr wirksam sind.
Nach dem 11. September gab es Aufregung um Briefchen mit Anthraxsporen. Die Forschung arbeitet daran, diese Waffen tödlicher zu machen. In den USA gibt es Labore, die gentechnologische Waffen weiterentwickeln. Das große Problem ist, dass diese Bakterien nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden. Auf dem Schlachtfeld töten sie erst einmal jeden, ohne Rücksicht auf Nationalität.
Deshalb wurden Versuche unternommen, die Bakterien politisch zu „korrigieren“. Man analysiert das Erbgut verschiedener Bevölkerungsgruppen. Es wurde festgestellt, dass bestimmte Gensequenzen vor allem bei Afrikanern vorkommen. Nun versucht man, Bakterien zu entwickeln, die nur Menschen mit diesen Merkmalen töten. Für die USA ist das schwierig, weil dort viele Nationen leben. Für andere Bevölkerungen wäre das einfacher. Es gibt bereits Bakterien, die bevorzugt Asiaten befallen. Solche Unterschiede gibt es auch bei Krankheiten, die bei bestimmten Bevölkerungsgruppen häufiger auftreten.
Darüber hinaus wird versprochen, dass Gentechnologie alle Erbkrankheiten beseitigen könnte. Auch Alzheimer, Parkinson und Krebs sollen damit eines Tages heilbar sein.
Das, was ich hier darstelle, ist die breite Palette der Werbung für Gentechnologie. Wenn all das tatsächlich eintritt, müsste man sagen, dass Gentechnologie die Technologie der Zukunft ist – das Heil der Welt, die Lösung aller Probleme. Tatsächlich könnten damit Gesundheitsprobleme gelöst und auch Energieprobleme angegangen werden.
Bakterien können beispielsweise zur Energieherstellung genutzt werden. Es gibt Biotanks, in denen Biomüll Methan produziert, mit dem man heizen kann. Das ist genial. Man braucht keine Erdölquellen mehr aus Saudi-Arabien, sondern stellt einfach Tanks auf und lässt die Bakterien arbeiten. Man kann darin Abfall, Blätter und sogar Altpapier entsorgen, denn auch das wird von den Bakterien in Methan umgewandelt.
Das wäre wirklich genial. Gesunde Ernährung mit viel mehr Vitaminen und Mineralstoffen könnte weltweit durch den Getreideanbau ermöglicht werden. Die menschliche Alterung will man ebenfalls beeinflussen. Man sagt, man könnte das menschliche Lebensalter geistig verlängern.
Allerdings ist das komplex. Die schöne Genwelt ist nicht so einfach, wie sie in der Theorie erscheint. Die Alterung wird nicht von einem einzelnen Gen bestimmt, sondern von mehreren Genen. Entscheidend sind nach heutiger Erkenntnis die sogenannten Telomere. Das sind kleine biochemische Strukturen an den Enden der Chromosomen. Bei jeder Zellteilung verkürzen sie sich. Sind sie aufgebraucht, begeht die Zelle Selbstmord, also Zelltod.
Man versucht nun, die Telomere zu verlängern oder deren Verkürzung zu verhindern. Wenn das gelänge und keine negativen Nebenwirkungen hätte, würden die Zellen nicht altern. Dadurch würde auch der Mensch nicht altern, denn Altern entsteht, weil die Zellen sich nicht mehr regelmäßig erneuern und die Organe altern.
Das birgt aber auch Risiken. Wenn die Zellen nicht mehr den programmierten Selbstmord begehen, kann das zu Krebs führen. Beim Krebs funktioniert der programmierte Zelltod nicht mehr. Mutierte Zellen teilen sich unkontrolliert, bis der Organismus stirbt.
Das klingt zunächst wie das Evangelium der Unsterblichkeit, könnte aber das Gegenteil bewirken, weil mutierte Zellen sich noch schneller vermehren. Jeder Mensch hat Krebszellen in seinem Körper, die jedes Jahr neu entstehen. Normalerweise erkennt das Immunsystem diese Zellen und vernichtet sie oder die Zellen sterben durch den programmierten Zelltod selbst.
Man kann die Frage stellen, ob Zellen sich selbst „ermorden“ dürfen. Das ist eine biologische Tatsache, aber Zellen sind keine eigenständigen Organismen im üblichen Sinn.
Der Traum ist natürlich, das Lebensalter auf 150 Jahre oder mehr zu verlängern. Das wäre eine enorme Steigerung gegenüber den heute üblichen 80 Jahren. Dann wären viele Menschen noch jung, wenn sie in Rente gehen – vorausgesetzt, sie können sich das leisten.
Zum Schluss: Begriffe wie Gentechnik, Klon oder DNA kommen in der Bibel natürlich nicht vor. Die Frage ist nun, wie wir dazu eine ethische, biblische Stellungnahme finden können.
Biblische Grundlagen für den Umgang mit Gentechnologie
Erstens möchte ich darauf hinweisen, dass die Natur Gottes Schöpfung ist. Die Bibel bekennt Gott als den Initiator der gesamten belebten und unbelebten Natur. Bibelstellen brauche ich dafür, glaube ich, nicht anzuführen; in meinem Buch findet man sie entsprechend.
Auch das allen Organismen gemeinsame genetische Informationssystem geht nach unserer Auffassung auf die Schöpfung Gottes zurück. Da sind wir uns sicherlich einig, denn er ist ja der Schöpfer der irdischen Flora und Fauna. Sowohl die unerwartete Dichte der genetischen Informationen als auch das weitgehende Fehlen unnützer Gensequenzen deuten auf eine übernatürliche Intelligenz als Urheber des genetischen Systems hin.
Man hatte ein großes Vorhaben bei der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts. Ein Beispiel ist Craig Venter, einer der maßgeblichen Forscher, die daran mitgearbeitet haben. Es gab auch das Human Genome Projekt in den USA, an dem internationale Forschungseinrichtungen beteiligt waren. Zwischenzeitlich hat man das menschliche Erbgut entschlüsselt.
Allerdings müssen wir sagen: Entschlüsselt heißt nicht, dass man es verstanden hat. Man weiß lediglich, in welcher Reihenfolge welche Basenpaare einander gegenüberstehen. Was die einzelnen Basenpaare bedeuten, ist man sich noch nicht bewusst. Dass man sie manipulieren kann, ist bisher nur vage Zukunftsmusik. Aber man hat jedenfalls einen großen Teil davon entschlüsselt.
Dabei hat man festgestellt, dass die Zahl der Gene, der einzelnen Gensequenzen, viel geringer ist, als man ursprünglich angenommen hatte. Nach dem evolutionsbiologischen Modell ging man davon aus, dass es eine Unmenge von sogenannten Junkgenen geben müsste. Das heißt Gene, die eigentlich total sinnlos sind und die man nicht braucht.
Diese Vorstellung ist grundlegend für die Evolutionstheorie. Sie besagt, dass ständig Mutationen entstehen und geerbte Veränderungen zunächst sinnlos sind. Aus dieser Unmenge von sinnlosen Erbinformationen soll irgendwann eine sinnvolle Veränderung im Phänotyp, also im vorliegenden Organismus, entstehen.
Doch bei der Entschlüsselung des Erbguts stellte man fest, dass es fast keine oder nur minimale Anteile von Genen gibt, von denen man nicht weiß, dass sie sinnvoll sind oder abgelesen werden. Das spricht eher für unsere Interpretation, dass ein sinnvoller Schöpfer dahintersteht.
Ich führe das hier noch ein, denn wenn wir davon ausgehen, dass Gott das Erbgut geschaffen hat und sogar eingesetzt hat, würde das Rückschlüsse darauf zulassen, inwiefern Gentechnologie generell legitim für uns ist oder nicht.
Ich würde sogar vermuten, dass Gott bei der Erschaffung der Frau, wenn ich das noch etwas weiterführe, eine Art gentechnologischen Eingriff vorgenommen hat. Zumindest wäre es denkbar. Ich möchte das jetzt nicht als Auslegung festlegen, aber es steht ja in der Bibel erstaunlicherweise, dass der Mann in einen Schlaf fiel, Gott aus seiner Rippe etwas herausnahm und daraus die Frau machte.
Man könnte verschiedene Spekulationen ableiten. Zum Ersten könnte man sagen: Vielleicht waren da Stammzellen im Knochenmark vorhanden. Stammzellen sind ja omnipotent, man könnte prinzipiell einen ganzen Organismus daraus züchten. Vielleicht hat Gott das so gemacht, und Adam hat einfach ein paar Monate geschlafen. Plötzlich war dann aus der gentechnologischen Retorte die Frau da.
Ein kleines Problem wäre nur gewesen, dass Gott das Y-Chromosom des Mannes hätte rauslöschen müssen und stattdessen das X-Chromosom verdoppeln. Frauen haben ja zwei gleiche Chromosomen, nämlich zwei X-Chromosomen, während der Mann X und Y hat. Das heißt, der Mann hat eigentlich schon das Erbgut, das auch die Frau hat. Jetzt müsste man nur das eine verdoppeln und das andere auslöschen.
Ich weiß nicht, ob Gott das so kompliziert gemacht hat. Vielleicht hat er auch einfach bewusst gesagt: Es werde, und dann war es klar. Der Anlass ist jedenfalls erstaunlich, dass er sagt, Adam sei in einen Schlaf gefallen, aus der Rippe etwas herausgenommen worden und daraus die Frau geschaffen.
Also, es war scheinbar nicht nur mit einem Wort getan. Wie gesagt, wir kommen hier schon in etwas spekulative Bibelauslegung, muss ich dazugeben. Aber zumindest ist es eine, die auf unserem begrenzten Kenntnisstand zur Spekulation anregt.
Darüber hinaus deutet die schnelle Entfaltung der verschiedenen menschlichen Typen und Rassen in 1. Mose 4,17 bis 5,32 auf einen von Gott schon in der Schöpfung angelegten breiten Genpool im Menschen hin. Das heißt, Gott hat von Anfang an darauf spekuliert und gearbeitet, dass nicht jeder Mensch gleich aussieht, sondern dass es eine große Bandbreite gibt. Es gibt also eine Variation des Erbguts.
Das ist ja auch die Grundlage für Gentechnologie. Gentechnologie bedeutet, dass wir Erbgut variieren und verändern können, um die Organismen dahinter unterschiedlich zu machen.
Weil Gott der Urheber der Genetik ist, könnten wir davon ausgehen, dass sich darin Regelmäßigkeiten und feste Ordnungen erkennen lassen. Das Wissen um den Ursprung der Erbinformation ermöglicht erst ihre gegenwärtige Erforschung.
Eine rein zufällige Entstehung würde eine systematische Entschlüsselung und Erforschung des Vererbungsvorgangs unmöglich machen.
Hier möchte ich noch keinen endgültigen ethischen Schluss ziehen. Ich würde aber zumindest sagen, dass Gott die Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Er hätte sehr einfach einen Riegel vorschieben können, indem der Mensch das Erbgut nicht entschlüsselt oder indem Pflanzen und Tiere unterschiedliche Gene hätten, und schon wäre Gentechnologie unmöglich gewesen.
Insofern würde ich sagen, dass Gott von vornherein diese Anwendung nicht verunmöglicht hat. Das ist zwar nur ein Teilargument, aber zumindest eines, an das wir denken sollten.
Gentechnologie ist also nicht etwas völlig Gottloses. Sie greift auf Dinge zurück, die Gott selbst gemacht hat und in die er die Möglichkeiten der erblichen Veränderung eingebaut hat.
Biblisch legitime Veränderungen des Erbgutes in der Geschichte
Nun zu biblisch legitimen Veränderungen in der Vergangenheit, und zwar im Erbgut.
Man könnte jetzt sagen, den Menschen sei generell verboten, das von Gott geschaffene Erbgut zu verändern. Dieses Argument hört man manchmal von Christen, ich halte es jedoch für unzutreffend.
Ein anderes Beispiel: Nach der Sintflut und später, in Psalm 90, Vers 10, wird erwähnt, dass Gott das Lebensalter des Menschen herabgesetzt hat. Ursprünglich war es sehr hoch – Methusalem wurde etwa 900 Jahre alt. Später sank das Lebensalter auf etwa 120 bis 150 Jahre. In Psalm 90 heißt es, wenn es hochkommt, erreiche der Mensch ein Alter von etwa 80 Jahren. Dieses Lebensalter ist bis heute so geblieben.
Interessanterweise ist dieses Lebensalter auch genetisch festgelegt, wie ich vorhin schon sagte. Das bedeutet, es gibt eine genetisch festgelegte Höchstgrenze des menschlichen Lebens. Wenn wir sagen, Gott hat das Leben festgesetzt, dann müssten wir davon ausgehen, dass Gott auch Gentechnologie betrieben hat. Denn vorher waren die Gene anders, so dass man 150 Jahre oder sogar 900 Jahre alt werden konnte. Jetzt hat Gott einen gentechnologischen Eingriff vorgenommen und das Lebensalter umgestellt. Seitdem wird der Mensch nur noch so alt.
Wenn das der entscheidende Faktor ist, dann hat Gott diesen Faktor verändert und somit in gewisser Weise Gentechnologie betrieben.
Man hat das menschliche Leben auch auf die göttliche Strahlung zurückgeführt, die sich verändert hat, je nachdem, wie die Menschen in der Welt leben. Hier haben wir allerdings eine schwierigere Argumentationsbasis, weil sich dabei lediglich die Umwelt des Menschen verändert.
Heute wissen wir aber, dass selbst wenn der Mensch in einer optimalen Umwelt lebt, er trotzdem dieses Alter nicht wesentlich überschreitet. Der entscheidende Faktor liegt im Menschen selbst und in seiner Umgebung.
Wir merken, dass wir zwar immer älter werden, aber das ist vor allem auf Ernährung, Gesundheitsfürsorge und Operationen zurückzuführen. Trotzdem können wir das Höchstalter nicht wesentlich erhöhen. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt nur, weil Menschen, die früher früh gestorben wären, heute älter werden. Das Höchstalter selbst hat sich nicht verändert.
Vor 100 Jahren lag das Höchstalter etwa bei 90 Jahren, und heute ist das immer noch so. Es gibt einige Ausnahmen, bei denen Menschen 120 Jahre alt werden, aber das ist sehr selten.
Hier würde ich zumindest sagen, dass auch Gott Gentechnologie einsetzt. Wenn wir das auf den Menschen übertragen, dann müssen wir sagen, Gott akzeptiert menschliche Gentechnologie auch schon im Alten Testament.
Man fragt sich, wo im Alten Testament Gentechnologie vorkommt. Die Antwort liegt auf der Hand: Züchtung ist nichts anderes als Gentechnologie mit einfachen Mitteln. Bei der Züchtung werden bewusst Organismen so verändert, wie der Mensch sie haben will.
Das gründet sich auf den Schöpfungsauftrag: „Ihr könnt euch die Erde untertan machen, sie bebauen und bewahren.“ Alle Kulturpflanzen und Haustiere, die wir heute haben, gab es bei der Schöpfung noch nicht.
Adam hatte weder einen Hund, noch ein Hausschwein oder Hausrind. Auch den heutigen Mais oder das heutige Getreide gab es damals nicht. Wir wissen, dass diese erst in den letzten 2000 Jahren gezüchtet wurden. Die meisten heutigen Getreidesorten sind sogar erst etwa 100 Jahre alt, und das vor allem wegen ihres immensen Ertrags.
Gott hat also die Voraussetzungen geschaffen, das Material, mit dem der Mensch arbeiten konnte. Über Jahrhunderte hinweg haben Menschen daraus die Lebewesen, Pflanzen und die ganze Natur so gestaltet, wie sie es wollten.
Auch die Glaubensväter des Alten Testaments waren damit befasst, denn sie waren in erster Linie Landwirte und haben mitgezüchtet. Denken wir an Wein, Getreide, Kamele, Schafe – all diese Tiere sind, so wie sie bei Abraham und seinen Nachfolgern domestiziert wurden, nicht mehr wie in der Schöpfung, sondern davon abgeleitet und verändert.
Manche vermuten, dass Noah und seine Familie von verschiedenen Menschengruppen abstammten, was eine genetische Vielfalt erklärt. Die Bibel erwähnt nicht genau, wie sehr sich diese Gruppen unterschieden.
Noah hatte nicht nur sein eigenes Erbgut, sondern auch das seiner Vorfahren. Die Schwiegertöchter brachten weiteres Erbgut ein, das wir nicht kennen. Wenn wir Noah zeitlich zurückdatieren – vielleicht auf 3.000 bis 5.000 vor Christus –, dann hat sich ab diesem Zeitpunkt das Erbgut so etabliert, wie wir es heute kennen.
Noah trug also nicht nur sein eigenes Erbgut, sondern auch das seiner Vorfahren in sich. Das erklärt, warum Enkel manchmal ihren Großeltern ähnlicher sind als den eigenen Eltern. Es gibt dominante und rezessive Gene, und rezessive Gene können sich auch nach Generationen wieder zeigen.
Ein Beispiel: Wenn ein Elternteil blonde Haare hat und der andere schwarze, kann das Kind rote Haare bekommen, wenn dieses Merkmal rezessiv vererbt wurde.
Noah hatte also in seinem Genpool auch Eigenschaften, die er selbst nicht zeigte. Die Schwiegertöchter brachten weitere genetische Vielfalt ein.
Definitiv hat sich das Erbgut im Laufe der Zeit ausdifferenziert, wie die Bibel uns sagt. Das ist kein großes Problem, wenn wir uns überlegen, wie sich in historischer Zeit durch Züchtung verschiedene Hunderassen gebildet haben.
Diese unterscheiden sich viel stärker voneinander als die verschiedenen Menschentypen. Hunde wurden wahrscheinlich erst nach der Sintflut domestiziert und gezüchtet, vielleicht seit 3.000 bis 4.000 Jahren.
Wenn wir heute einen Rehpinscher, einen Pekinesen, eine Deutsche Dogge oder einen Bernhardiner sehen, unterscheiden sie sich viel mehr als Menschen untereinander – nicht nur in der Größe, sondern auch im Fell und anderen Merkmalen.
Menschen sind sich viel ähnlicher, egal ob schwarz, weiß oder gelb. Die sogenannten „Grünen“ sind natürlich ein Scherz – das sind angeblich Außerirdische, die in geheimen Einrichtungen wie Area 51 leben.
Zurück zum Thema: Wenn wir sehen, wie stark sich Tiere durch Züchtung verändert haben, dann ist es durchaus möglich, dass sich auch beim Menschen im Laufe von Jahrtausenden neue Kombinationen und Eigenschaften entwickeln.
Derzeit erleben wir beispielsweise durch internationale Vermischungen und Globalisierung eine neue Mischung des Erbguts, die Veränderungen garantiert.
Wir wissen auch aus historischer Zeit, dass sich beispielsweise in Indien durch indogermanische Einwanderungen zwischen 1500 und 2000 v. Chr. die Bevölkerung genetisch veränderte. Ursprünglich waren die Menschen dort dunkelhäutig, heute gibt es viele hellhäutige und unterschiedlich gebaute Menschen.
Das ist ein historisch belegbarer Einfluss, der an einer Menschengruppe einschneidende Veränderungen hervorgerufen hat.
Auch die indianischen Völker Amerikas haben sich erst in historischer Zeit gebildet. Sie stammen wahrscheinlich aus Asien, weisen aber deutliche Unterschiede zu asiatischen Völkern auf. Das zeigt, dass sich in geschlossenen Genpools bestimmte Eigenschaften ausgeprägt haben.
Das ist realistisch und medizinisch sowie naturwissenschaftlich nachvollziehbar.
Diese Veränderungen bedeuten allerdings nicht, dass das Erbgut dadurch besser wird. Es handelt sich nur um Unterschiede.
Eine Wertung wie „Verbesserung“ ist schwierig. Evolutionsbiologen sprechen eher von Veränderung, nicht von Verbesserung.
Als Christen wissen wir, dass die von Gott losgelöste Schöpfung eher einer Entropie unterliegt, also einem Verfall. Das sehen wir auch daran, dass Adam keine Erbkrankheiten hatte, wie wir sie heute kennen. Diese sind erst im Laufe der Zeit durch Mutationen entstanden.
Mutationen sind nach unserer Erfahrung meist negativ und werden vererbt, was negative Auswirkungen auf den Menschen hat.
Mein Punkt ist: Die Stammväter in der Bibel haben Zucht betrieben und mit Tieren gearbeitet. An keiner Stelle wird ihnen verboten, Gentechnologie zu betreiben oder die ursprünglichen Arten unverändert zu lassen.
Im Gegenteil, es scheint, dass Gott manchmal sogar segnet, wenn ihre Züchtung besonders erfolgreich war und sich die Tiere stark vermehrten.
Prinzipiell ist Züchtung nichts anderes als Gentechnologie mit anderen Mitteln. Gentechnologen wollen heute bestimmte Erbeigenschaften heraussuchen und dafür sorgen, dass alle Nachkommen diese Eigenschaften haben.
Es gibt heute andere Mittel, die bestimmte Möglichkeiten zulassen, die früher nicht vorhanden waren. Aber im Prinzip ist es dasselbe: Der Mensch verändert die Natur nach seinen Vorstellungen, auch auf genetischer Ebene.
Ein Beispiel: Ein Wolf wird mit kurzen Beinen geboren – eine Missgeburt. Einige Menschen finden das toll und züchten diese Eigenschaft weiter. Nach 500 Jahren entsteht daraus der Dackel.
Oder ein anderer Wolf ist schlank, mit langen Beinen. Jemand züchtet diese Eigenschaft weiter, und so entsteht der englische Windhund.
Das ist der Prozess: Mutationen treten zufällig auf, Eigenschaften kristallisieren sich heraus, und diese werden durch gezielte Kreuzung verstärkt.
Das wird von Gott nicht verboten. Alle Stammväter haben das getan und wurden sogar gesegnet, weil es bei ihnen besonders gut funktionierte.
Kommen wir zur Erbsünde: Könnte man nicht auf die Idee kommen, sie durch Gentechnologie loszuwerden?
Nein, denn die Erbsünde steckt nicht in den Genen. Der Begriff „Erbsünde“ bedeutet, dass die gesamte Welt von der Sünde geprägt ist.
Manche Theologen könnten auf die Idee kommen, einen Gentest für Sünde zu machen oder die Erbsünde genetisch zu beseitigen.
Es gibt Gentechnologen, die daran arbeiten, Gene zu identifizieren, die Aggression begünstigen. Die Idee ist, diese Gene abzuschalten, sodass Menschen lammfromm werden, keine Aggression mehr zeigen und es weniger Morde oder Ehebrüche gibt.
Solche Ansätze gibt es tatsächlich.
Der Mensch hat seit Urzeiten Tiere und Pflanzen verändert und damit Gentechnologie betrieben, besonders bei Nutzpflanzen und Nutztieren.
Das Ergebnis ist uns heute bekannt: die Tiere und Pflanzen, mit denen wir zu tun haben.
Man könnte sagen, dass diese gezielte genetische Veränderung der Natur schon seit biblischen Zeiten bekannt und legitimiert ist.
Die heutige Gentechnologie hat jedoch eine andere Qualität. Zum einen können Veränderungen in viel kürzerer Zeit geschehen.
Früher musste man warten, bis ein Tier geboren wurde und sich vermehrte. Eigenschaften kristallisierten sich über Jahrzehnte oder Jahrhunderte heraus.
Heute kann man viel schneller eingreifen, ohne auf biologische Vermehrung angewiesen zu sein, sondern im Labor direkt.
Das ist ein qualitativer Unterschied, auch wenn das Prinzip dasselbe ist.
Darüber hinaus ist es heute leichter möglich, Artgrenzen zu überschreiten. Züchtungen waren früher nur innerhalb einer Art möglich – Hund zu Hund, Katze zu Katze, Kuh zu Kuh.
Heutzutage kann man Eigenschaften von einer Art in eine andere übertragen, zum Beispiel von Gras in eine Kuh.
Das finde ich persönlich faszinierend. Stellen wir uns eine grüne Kuh vor, die Chlorophyll in ihrer Haut hat, nichts mehr fressen muss, sich nur in die Sonne stellt und dadurch wächst.
Oder Menschen, die nicht mehr essen müssen, sondern sich auf eine Sonnenliege legen. Die Sonne produziert Zucker wie bei Pflanzen, der direkt ins Blut aufgenommen wird. So könnte man sich wie ein Akkumulator in der Sonne aufladen und den ganzen Tag aktiv sein.
Das wäre genial – kein Kochen, keine Küche, kein Abwasch, kein Einkaufen mehr.
Kommen wir zum nächsten Punkt: Der Unterschied besteht also darin, dass Artgrenzen leichter überschritten werden können.
Außerdem kann man Nebenwirkungen besser kontrollieren und Erbanlagen maßschneidern.
Früher, wenn man Tiere züchtete, hatte man nie nur eine Eigenschaft, sondern immer eine Kombination von Eigenschaften.
Heute kann man diese theoretisch gezielt auswählen.
Das ist der nächste Punkt.
Der Mensch als Verwalter der Schöpfung
Kommen wir zum dritten Punkt, der uns biblisch aufzeigen soll, wie es mit der Gentechnologie aussieht. Punkt drei besagt, dass Gott den Menschen als Verwalter seiner Schöpfung eingesetzt hat.
Die Schöpfung zeigt, dass die Welt und die Umwelt nicht einfach nur ein Produkt des Zufalls sind, sondern von Gottes liebender Vernunft geschaffen wurden. Die Schöpfung hat eine personale Qualität und spricht zu uns – und zwar darüber, dass Gott dahintersteht. Diese Überzeugung haben Christen schon seit jeher, wie wir im Römerbrief sehen: Gott offenbart sich durch die Natur. Die Natur zeigt dem Menschen, dass es einen Gott gibt. Es ist eine Rede Gottes zu uns, die wir nur verstehen müssen.
Daneben gibt es die spezielle Offenbarung, nämlich die Bibel. Beide, die Natur und die Bibel, sind Wort Gottes und geben Auskunft über Gott, Mensch, Leben, Sterben, Schuld, Versöhnung und mehr.
Auffällig am biblischen Schöpfungsbericht ist im Vergleich zu anderen Schöpfungsmythen des Alten Orients eine konsequente Entsakralisierung der Natur. Wenn wir zum Beispiel babylonische oder ägyptische Schöpfungsmythen betrachten, sind die Naturkräfte immer vergöttlicht: Sonne, Wasser, Bäume und so weiter. Das ist heute noch häufig im Schamanismus oder im Hinduismus der Fall.
Warum betone ich das? Weil, wenn diese Naturkräfte selbstständige Götter sind, sie nicht unserem Einflussbereich unterliegen. Das heißt, wir können nicht über sie bestimmen, denn die Götter stehen über uns.
Erst die Entsakralisierung der Natur – also die Erkenntnis, dass die Natur in erster Linie Materie ist, die Gott geschaffen hat – ermöglicht den nächsten Schritt: Sie wird unserer Fürsorge und Veränderungsmöglichkeit unterworfen. Diese Sichtweise hat die Entwicklung der modernen Naturwissenschaften erst möglich gemacht.
Denn wenn die Sonne ein Gott ist, wie es die Ägypter oder Babylonier glaubten, dann kann dieser Gott tun, was er will. Es lohnt sich nicht, Bahnen zu berechnen, auf denen Sonne, Erde oder Mond laufen, denn das sind freie Götter, die nach Belieben handeln.
Der Gedanke, dass Gott die Natur geschaffen hat und sie daher Materie ist, die den von Gott hineingelegten Gesetzen gehorchen muss, hat erst ermöglicht, dass man die Schöpfung systematisch betrachtet. So sehen wir hier, dass das biblische Menschen- und Weltbild eine systematische Erforschung der Schöpfung und deren Beeinflussung ermöglichte.
Dadurch steht die ganze Welt und Natur dem Menschen offen. Heilige Räume oder Bereiche existieren nicht. Durch den biblischen Schöpfungsmythos kann die ganze Welt entmythologisiert und zum Lebensraum des Menschen umgestaltet werden. Entmythologisierung bedeutet hier nicht bibelkritisch, sondern im Gegensatz zu der Vorstellung, dass jeder Naturgegenstand eine göttliche Kraft in sich trägt.
Der Gestaltungsauftrag aus 1. Mose 1,28 gehört zu den bekanntesten Worten des Alten Testaments: "Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde, macht sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer, über die Vögel unter dem Himmel, über das Vieh und alles Getier, das auf Erden kriecht."
Der zweite Teil dieses Auftrags betrifft die Herrschaft über die Welt: "Macht sie euch untertan und herrschet." Hier sehen wir, dass Gott uns die Natur anvertraut hat und damit auch die Möglichkeit gegeben hat, sie direkt zu verändern. Wir können die Natur beherrschen, das heißt, wir können über sie bestimmen.
Insofern gibt es auch eine Legitimität bis hin zu einer genetischen Veränderung. Gott setzt hier keine Grenze, außer die, dass wir verantwortlich sind für das, was wir mit der Natur tun. Diese Verantwortung gilt natürlich auch für den herkömmlichen Umgang mit der Natur, zum Beispiel in Bezug auf Umweltverschmutzung.
Generell haben wir die Freiheit, mit der Natur umzugehen, wenn wir dabei akzeptieren, dass sie eine Leihgabe ist und dass wir Gott einmal Rechenschaft darüber ablegen müssen. Darauf komme ich gleich noch zu sprechen.
Das wäre zunächst der erste Punkt.
Bei der hebräischen Exegese wird das Wort „kabasch“, das hier mit „untertan machen“ übersetzt wird, auch als „als Kulturland in Besitz nehmen“, „dienstbar machen“ oder „urbar machen“ verstanden. Das nächste Wort, das mit „herrschen“ übersetzt wird, ist „radah“ und bedeutet, königlich oder herrschaftlich aufzutreten, zu bestimmen oder zu regieren. In der damaligen orientalischen Welt bezeichnete das eine absolute Herrschaft.
So, wie damals ein Herrscher absolut über seine Untertanen regieren konnte, wird hier auch der Mensch über die Schöpfung herrschen. Das heißt nicht, dass wir keine Rechenschaft ablegen müssen, aber wir haben zunächst Verfügungsgewalt über die Natur.
Ein großes Augenmerk sollte dabei auf die Nachhaltigkeit gelegt werden, denn das wird in der Bibel immer wieder erwähnt. Gott hat uns die Erde nicht nur anvertraut, sondern auch im Hinblick auf kommende Generationen. Die Güter, die er uns anvertraut hat – wie Jesus es sagt, die Anvertrauten Gaben – müssen wir verantwortungsvoll nutzen.
Im Neuen Testament wird der Knecht, der Geld bekommen hat, frei damit umgehen können. Der Herr, der weggeht, sagt nicht: „Du darfst nur dies oder jenes nicht tun.“ Der Knecht konnte machen, was er wollte. Wichtig ist, dass er damit so umgeht, dass es im Sinne seines Besitzers ist.
Gott bleibt Eigentümer der Welt, wir sind die Besitzer. Juristisch betrachtet ist das korrekt: Gott ist Eigentümer, wir sind Besitzer. Ein Besitzer kann mit der Sache innerhalb des gegebenen Rahmens tun, was er will.
Als nächstes umfasst der Verwaltungsauftrag Gottes an den Menschen, also an Adam, auch die Legitimation, die menschliche Umwelt nach seinen Bedürfnissen umzugestalten. Diese Möglichkeit schloss zum Beispiel die Kultivierung im Paradies und im Garten Eden mit ein (1. Mose 1,28; Psalm 8).
Diese Umgestaltung ist mit Gottes Erlaubnis verbunden, vorausgesetzt, sie ist keine sinnlose Zerstörung. So wird zum Beispiel später auch erlaubt, Tiere zu töten, aber nicht sinnlos. Wer Tiere sinnlos tötet, handelt zwar im Rahmen Gottes, wird aber von Gott zur Rechenschaft gezogen.
Der Mensch hat die Möglichkeit, Tiere zu töten, doch die Beweggründe werden bewertet, nicht die Handlung an sich. Das heißt, es wird beurteilt, ob ein sinnvoller Grund vorliegt.
Hier würde ich sagen, dass eine bewusste Auswahl genetischer Eigenschaften, die zielgerichtet erfolgt und nicht aus Quälerei, sondern um das Leben der Menschen, Tiere oder Pflanzen zu verbessern, eine positive Absicht voraussetzt.
So wie Adam zum Beispiel Gräben im Paradies zog, um es zu entwässern, oder Bäume beschnitt, damit sie mehr Früchte bringen, so kann auch heute die genetische Veränderung zum Wohl des Menschen erfolgen, dem die ganze Natur ja dienen soll.
Wir vertreten keine Ökoreligion, die die Natur an sich als höchsten Wert sieht. Die Natur ist ein Wert, weil sie Lebensraum für den Menschen ist und weil sie Schöpfung Gottes ist. Aber sie ist in erster Linie für den Menschen da – so sagt es zumindest die Bibel.
Wird im biblischen Bericht genau erwähnt, dass Adam Tiere getötet hat? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob zu diesem Zeitpunkt einfach das Fell geschaffen wurde oder ob ein Tier getötet wurde und das Fell dann genommen wurde. Beides ist offen.
Es könnte auch sein, dass Gott hier schon ein Tier getötet hat. Das wäre möglich. Vielleicht kommt daher die Erklärung, warum Adam ein Fell bekommen hat.
Wichtig ist jedoch, nicht nur den bloßen Herrschaftsauftrag zu sehen, sondern auch die Verantwortung, die damit einhergeht. Die Natur hat auch einen Eigenwert.
Die Natur ist in erster Linie für den Menschen da, aber sie hat nicht nur einen Nutzwert, sondern auch einen Eigenwert, weil sie Schöpfung Gottes ist. Ähnlich wie beim Menschen: Der Mensch soll Gott dienen und auch seinen Mitmenschen, aber das ist nicht alles.
Zum Beispiel haben die Blumen einen Wert an sich, egal ob wir sie sehen oder nicht, weil Gott sie geschaffen hat und ihnen einen Wert verliehen hat.
Interessanterweise hat Gott nicht nur das Paradies geschaffen, in dem der erste Mensch lebt, sondern auch das Land ringsherum. So sehen wir, dass die Natur einen Eigenwert hat, der nicht losgelöst vom Menschen ist, aber wir sollen die Natur nicht nur aus unserem Nutzwert betrachten.
Das ist die Einschränkung.
Ich habe auch gesagt, wir sind nicht Eigentümer, sondern Verwalter der Natur. Im englischen Sprachraum nennt man das "Stewardship" – das Fachwort dafür.
Jedes Lebewesen hat auch seinen eigenen Wert.
Das sind die Grundlagen, die ich aus dem Schöpfungsbericht und dem Auftrag Gottes ableite.
Vorurteile und Irrtümer gegenüber Gentechnologie im christlichen Bereich
Nun gibt es einige Vorurteile gegen die Gentechnologie, auch im christlichen Bereich, auf die ich hier eingehen möchte.
Zum Ersten: Gentechnologie sei nicht natürlich. Dieses Argument sollte bei euch eigentlich die Alarmglocken läuten lassen, denn es ist ein bekanntes Muster. Woran müsst ihr dabei denken? An den sogenannten naturalistischen Fehlschluss. Das bedeutet, man darf nicht vom Sein auf das Sollen schließen. Also nicht sagen: „Es ist so, also ist es erlaubt“ oder „Es ist nicht so, also ist es verboten.“ Christen begehen diesen Fehler immer wieder – und oft mit erheblichen Fehldeutungen.
Sehr spannend sind einige Traktate aus dem 19. Jahrhundert, in denen erweckte Theologen argumentierten, dass es für den Menschen völlig verboten sei, mit der Eisenbahn zu fahren. Ihre Begründung: Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch sich so schnell fortbewegt wie mit der Eisenbahn damals – mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit von 30 bis 40 Stundenkilometern –, dann hätte er ihm von Geburt an eine schnellere Fortbewegungsmöglichkeit gegeben.
Hier erkennt man deutlich den Fehlschluss vom Sein auf das Sollen: Der Mensch kann nicht 40 Stundenkilometer laufen, zumindest nicht dauerhaft und die meisten von uns nicht. Deshalb dürfe er sich auch nicht schneller fortbewegen, und folglich sei die Eisenbahn schlecht.
Ganz Ähnliches wurde von Christen behauptet, als das Flugzeug erfunden wurde. „Hätte Gott gewollt, dass der Mensch fliegen kann, dann hätte er ihm Flügel geschaffen.“ Also: Der Mensch hat keine Flügel, also darf er auch nicht fliegen. Fliegen sei Sünde. Ich hoffe, ihr seid noch nicht gesündigt, indem ihr irgendwo in den Urlaub geflogen seid.
Hier will ich nur sagen: Dieses Argumentationsmuster ist falsch. Ich kann nicht davon ausgehen, dass mir etwas verboten ist, nur weil es in der Natur nicht so vorkommt. Vielmehr brauche ich eindeutige Aussagen Gottes, auf die ich mich berufen kann – nicht nur das Sein als Grundlage.
Das ist also die eine Grundlage. Gelegentlich sperren sich Menschen hinter dem Hinweis auf die Natur. Dabei vergessen sie meist den durch die Sünde gekennzeichneten gegenwärtigen Zustand – die Erschöpfung –, die theologisch noch hinzukommt.
Zwar wurden die Lebewesen von Gott vollkommen entworfen, doch später durch die Abwendung des Menschen von Gott pervertiert. So entspricht die heute existierende Natur nicht mehr dem Ideal Gottes.
Wer also sagt: „Natürlich ist gut, und was verändert ist, ist schlecht“, bleibt bei den ersten Schöpfungstagen stehen. Wir müssen nämlich anerkennen, dass die Schöpfung, so wie sie heute ist, nicht mehr vollkommen gut ist. Deshalb muss sie an vielen Stellen verändert werden.
Wenn wir sagen, „nicht natürlich“ sei zum Beispiel auch künstliches Insulin, dann lassen wir Menschen sterben. Natürlich wäre es, dass sie sterben. Auch Krebsbehandlung ist nicht natürlich – natürlicherweise würden die Betroffenen sterben.
Viele andere Dinge sind ebenfalls nicht natürlich. Blutverdünnungsmittel sind auch nicht natürlich. Hätte Gott gewollt, dass sein Blut flüssiger ist, hätte er es so gemacht, zum Beispiel.
Das ist unsinnig, denn die Welt ist gefallen und deshalb schlechter, als Gott sie geschaffen hat. Wir könnten auch fragen: Warum reißen wir die Disteln aus dem Acker? Die sind doch natürlich. Doch wir wollen das nicht.
Oder nehmen wir Grippeviren oder noch schlimmer Tuberkulose. Die Bakterien sind total natürlich. Warum sind wir dann so böse, wenn wir etwas gegen diese natürlichen Bakterien tun?
Hier merken wir, dass wir auf eine Mystifizierung der Natur durch die Ökobewegung hereingefallen sind. Diese sagt, natürlich sei gut, weil sie die Natur idealisiert. Aber die Natur ist nicht idealisiert. Sie wurde von Gott gut geschaffen, ist aber zwischenzeitlich gefallen. Es läuft sehr viel schief, auch in der Natur, wenn wir sie sich selbst überlassen.
Die Natur ist nicht das Himmelreich auf Erden. Das ist der Traum von Jean-Jacques Rousseau: „Geh in die Natur zurück, und dann hast du den glücklichen Menschen.“ Aber das hat weder bei ihm noch bei irgendeinem Naturvolk funktioniert.
Wir müssen also sagen: Die Welt ist generell gefallen. Insofern ist die Idee, Gentechnologie sei nicht natürlich, weil das Natürliche gut sei, biblisch falsch. Denn das, was natürlich ist, ist gerade nicht gut.
Natürlich ist zum Beispiel auch die Sünde, dass der Mensch sündig ist, vollkommen natürlich, weil er in der gefallenen Welt lebt. Trotzdem ist sie nicht gut. Das ist das theologische Argument dahinter.
Wenn ich dieses Argument zu Ende geführt habe, machen wir eine Pause.
Ein weiteres Argument, das oft dazukommt: Homosexualität ist natürlich, Kindermord ist natürlich, das Recht des Stärkeren ist natürlich. Trotzdem sagen wir nicht, dass das gut ist.
Das ist also der erste Grundgedanke bei dem Argument „Gentechnologie ist nicht natürlich“.
Darüber hinaus ist Gentechnologie in der Natur an der Tagesordnung. Zunächst einmal finden wir die Verschlüsselung und die Möglichkeiten, die Gott in die Schöpfung hineingelegt hat – in den Bauplänen – ja auch in der Bibel erwähnt.
Gott hat zahlreiche Tiere und Pflanzen geschaffen, die in seinem Auftrag Gentechnologie betreiben – und das jeden Tag. Denn sogar Gentechnologie im engeren Sinne kommt in der Natur ständig vor.
Nehmen wir beispielsweise Bakterien und Viren. Ein Virus lebt davon, Gentechnologie zu betreiben, denn ohne das kann er gar nicht existieren.
Was macht er? Er schleust sich in die Zelle eines Wirts ein, schneidet dessen Erbinformationen auf, setzt seine eigene Erbinformation ein, und die Zelle produziert fortwährend Kopien dieser Viren. So funktionieren Viren.
Dann gibt es zum Beispiel den ... Hier ist die Stelle nicht ganz klar. Schaffst du, dass der Gott geschaffen ist? Ja, natürlich. Das heißt, Gott hat Lebewesen geschaffen, die Gentechnologie betreiben – und zwar nicht nur in Form von Züchtung oder Vermehrung, sondern auch durch Veränderung des Erbgutes.
Insofern müssen wir sagen: Gentechnologie ist natürlich. Sie ist kein Ergebnis moderner Forschung, sondern kommt direkt in der Natur vor.
Das Argument, sie sei nicht natürlich, ist also falsch. Gentechnologie findet sich zum Beispiel bei Viren. Viren betreiben jeden Tag Gentechnologie – genau so, wie es heute im Labor gemacht wird, ohne Unterschied.
Heute werden Viren sogar als Vektoren benutzt, um Gene in einen Zellkern zu transportieren. Ohne diese natürlichen Gentechnologien könnte heute kein Gentechnologe einen Gentransfer durchführen.
Darüber hinaus gibt es sogenannte gemästigte Phagen, die ebenfalls Gentechnologie betreiben – und zwar ständig. Dabei wird Erbgut von einem Organismus auf einen anderen übertragen, ohne Vermehrung oder Zeugung.
Insofern ist Gentechnologie natürlich und kommt in der von Gott geschaffenen Natur vor.
Aber ich will nicht sagen, dass das allein eine Legitimität begründet. Das wäre ja wieder ein naturalistischer Fehlschluss.
Wir sollten also nicht argumentieren: „Es ist nicht natürlich.“ Denn das ist, wie gesagt, biblisch und naturwissenschaftlich falsch.
Meine Argumentation ist zunächst: Was sagt die Bibel über die Schöpfung, unseren Umgang und unseren Freiraum, den wir haben, sowie unsere Verantwortung?
Die nächste Stufe ist, medizinische oder weltanschauliche Irrtümer zu klären, die Christen haben können.
Dann folgt natürlich die individuelle medizinische Bewertung der einzelnen gentechnologischen Anwendungen.
Das ist die Grundlage, um eine Entscheidung treffen zu können.
Kommen wir jetzt zu den direkt gestellten Fragen, damit wir sie nicht vergessen, bevor wir weitermachen.
Vereinfacht gesagt: In der Schöpfung gibt es Fertigbauteile von Gott, die Menschen entdeckt haben. Nun können sie „Ego spielen“ und etwas Neues machen.
Sehr vereinfacht könnte man das so sagen. Ich würde aber nicht vom Baukastenprinzip sprechen, sondern von einem offenen System.
Gott hat die Organismen nicht als geschlossene Systeme geschaffen, sondern als offene Systeme, die Veränderungen ermöglichen und uns dadurch einen Freiraum eröffnen, den wir bewusst nutzen können.
Wie gesagt, diesen Freiraum haben Menschen schon immer genutzt – mit dem Einverständnis Gottes.
Heute haben wir andere Zugangsmöglichkeiten, um das noch intensiver zu nutzen.
Es ist mehr ein quantitativer Unterschied, kein neues Prinzip.
Das Prinzip ist uralt. In der Natur kommt es vor: bei gemästigten Phagen, Viren und anderen Lebewesen, die ich später noch erwähnen werde.
Es kommt auch in der Züchtung vor, wo der Mensch es schon lange praktiziert.
Das Prinzip hat sich also nicht verändert, nur die Methoden.
Ich denke laut: Die Forschung hat jetzt erheblich stärkere und spannendere Möglichkeiten, aber auch erfahrungsgemäß größere Risiken.
Das ist vollkommen klar. Aber das gilt nicht nur für die Gentechnologie, sondern für jede Technologie und auch jeden Bereich der Medizin.
Vor 200 Jahren, als die Medizin kaum etwas tun konnte – etwa lebensverlängernde Maßnahmen –, hatte man kein ethisches Problem, ob man etwas tun soll oder nicht.
Als man keine Organe transplantieren konnte, stellte sich nicht die Frage, wer ein Organ bekommt, wenn nur eins für zehn Anwärter vorhanden ist.
Das Problem gab es nicht.
Je mehr Möglichkeiten es gibt, desto mehr neue ethische Probleme entstehen.
Wir dürfen aber nicht den Trugschluss machen und sagen: „Am besten hätten wir diese Möglichkeiten gar nicht, dann hätten wir auch keine Probleme.“
Dann hätten wir aber auch nicht die positiven Nutzen, die wir von all dem haben.
Wenn wir keine Atomkraft hätten, hätten wir kein Problem mit Atommüll.
Aber ohne Atomkraft hätten wir auch viele andere Dinge nicht.
Es gibt also einen positiven Einsatz, der immer auch eine höhere Verantwortung mit sich bringt.
So wie beim Geld: Wer wenig Geld hat, hat meist wenige Probleme mit dem Geld – zumindest gibt es weniger Versuchungen.
Wer viel Geld hat, neigt eher zu Angst, es zu verlieren, zu Geiz und anderen Problemen.
In der Bibel werden die Reichen bewusst als besonders gefährdet erwähnt.
So merken wir: Mehr Möglichkeiten bedeuten mehr Gefahren und mehr Verantwortung.
Das gilt auch hier.
Ich kann mich noch erinnern, wie der Stromverbrauch im Haushalt sich verdoppelt hat.
Heute ist das ein verwundertes Argument.
Heute will man eher das Gegenteil sagen: Man soll den Verbrauch möglichst halbieren, wobei man von Effizienzsteigerung spricht – also möglichst halbieren und trotzdem viel mehr nutzen.
Das wäre sozusagen die eierlegende Wollmilchsau.
Dazu kommen wir noch bei der Euthanasie.
Okay, jetzt machen wir eine Pause und machen nach fünf bis zehn Minuten hier weiter.