Mir bedeutet es immer sehr viel, Sie heute zu treffen. Wenn ich Sie so sehe, wie man aufeinander zugeht und sich grüßt, denke ich, dass Sie das auch so empfinden. Doch das Wichtigste ist, dass wir heute den lebendigen Gott finden und ihm begegnen.
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu dir, Gott.
Wir wollen miteinander ein Loblied auf Gott singen: „Wie groß ist es, allmächtige Güte“ (485), die ersten beiden Verse und den vierten.
Dankbarkeit für Gottes Güte und Einladung zum Lobpreis
Du, unser lieber himmlischer Vater, du heiliger, ewiger Gott, wir wollen dir an diesem Morgen danken für deine große Güte, die wir nicht nur täglich, sondern in jedem Augenblick erfahren.
Du überschüttest uns mit so vielem Guten. Wir haben zu essen, sind versorgt, du gibst uns Gesundheit und Lebenskraft. Und doch wollen wir dich auch für deine große Geduld mit uns preisen.
Du hast uns in den zurückliegenden Tagen nicht verstoßen und nicht fallen lassen, trotz unserer Schuld und unserer Versäumnisse.
Jetzt kommen wir zu dir, weil wir dich suchen wollen und deine Güte ganz neu erfahren möchten. Stärke uns und ermutige uns. Mach uns fröhlich, vor allem über dein wunderbares Vergeben.
Du kannst auslöschen, was uns belastet, was uns beschwert und bedrückt – auch die Schuld, die uns von dir trennt, die Sünde, die uns in deinem Licht anklagt.
Wir freuen uns, Herr, dass wir dir jetzt ganz neu begegnen dürfen. So wollen wir dir in der Stille das bringen, was uns ganz persönlich beschwert und belastet.
Wir beten in der Stille!
Die auf dich harren, kriegen neue Kraft! Amen!
Sein Lob geht ihm an, singt mit, lobt den Herrn, macht mit, freut sich gern an ihm. Er lässt jeden Zieles kurzen Gesang erklingen, stimmt ein Lob an.
Kommt dann, Herr, und reißt mit uns den Herrn, stimmt das Lob mit ein. Er hält uns lieb und liebt uns seinen Geist, den rechten, der uns war.
Gemeinsames Singen und Kinderkirche
Wir singen gleich unser zweites Lied und möchten Sie einladen, den Refrain mit uns mitzusingen. Er heißt: Jesus ist immer noch größer, Jesus ist immer noch größer, und noch einmal: Jesus ist immer noch größer. Ja, Jesus behält den Sieg.
Wir singen ihn Ihnen zusammen mit den Kindern vor. Danach machen wir es so, dass immer die Kinder einmal vorsingen und Sie die Wiederholung bekräftigend mitsingen.
Jetzt dürft ihr in die Kinderkirche gehen. Das ist schön, denn so geht es mit uns auch in der kommenden Woche weiter. Das können wir behalten. Wir staunen darüber, wie ihr die ganzen Verse auswendig könnt.
Wir sind schon froh, wenn wir den Refrain noch behalten können. Aber darin haben wir das Wichtigste.
Zeugnis über Befreiung von Sucht und Hilfsangebote
Vor einigen Jahren haben wir hier in unserer Gemeinde einen Menschen aus unserer Mitte aus seinem Leben erzählen lassen. Das hat sehr viel Echo ausgelöst.
In der vergangenen Woche war ich in einem Kreis von ehemals Alkoholabhängigen und war überrascht, wie durch diese Worte damals eine ganze Reihe von Menschen den Weg zu einer wunderbaren Befreiung gefunden haben. Vielleicht waren das manchmal nur Leute aus dem Gottesdienst, die andere mit unserem Herrn Taube in Verbindung gebracht haben.
Ich war so beeindruckt, dass ich ihn gebeten habe, hier noch einmal aus seinem Leben zu erzählen. Darf ich Sie bitten, Herr Taube?
Er durfte berichten, wie es ihm mit seiner Krankheit ergangen ist und wie Jesus ihm in wunderbarer Weise geholfen hat. Heute kann er als Dank für diese Hilfe anderen Menschen helfen. Bruder Scheffuch hat bereits vom Echo erzählt, das diese Worte damals gefunden haben.
Heute betreue ich zusammen mit meiner Frau eine Gruppe ehemals alkoholabhängiger Menschen und deren Angehörige. Diese Gruppe möchte ihr Leben mit Jesus gehen. Wir versuchen, unsere täglichen Sorgen mit Gottes Wort und seiner Hilfe zu bewältigen. Zumindest wollen wir die aufkommenden Probleme verstehen und annehmen können.
Was wollen wir heute? Wir wollen nicht nur für uns selbst da sein, nicht nur trocken und nüchtern bleiben. Es ist unsere Verpflichtung, Informationen zu liefern, Wege zu weisen und Beispiele zu geben.
Ich möchte Sie einfach einladen: Wenn Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis haben, der von Suchtmitteln abhängig ist, besprechen Sie das mit Pfarrer Schäffbuch. Er wird Sie weitervermitteln. Oder rufen Sie mich an. Mein Name ist Roland Taube. Im Telefonbuch finden Sie mich unter diesem Namen. Die Telefonnummer können Sie sich vielleicht nicht merken, aber den Namen Taube schon.
Wir können nicht allen helfen. Viele Betroffene haben sogenannte Helfer – falsche Helfer. Das sind Freunde, Verwandte oder Bekannte, die aus Scham sagen: Das darf nicht an die Öffentlichkeit, das schaffen wir alleine.
Wenn Sie jemanden in Ihrem Bekannten- oder Verwandtenkreis treffen, der zu Ihnen sagt: „Du bist derjenige, der mich versteht“, dann hat er sich oft schon in eine Falle begeben – als Co-Alkoholiker oder Co-Abhängiger. Denn wenn Sie ihm Verständnis und gute Worte geben, helfen Sie ihm nicht wirklich.
Mein Freund, Doktor Lechler, hat einmal gesagt: Für einen Kranken, besonders für einen Suchtkranken, ist es wichtig, nicht das zu bekommen, was er will, sondern das, was er braucht.
Wir arbeiten zusammen mit Therapeuten der evangelischen Beratungsstelle in Stuttgart und mit Ärzten. Wir selbst sind keine Heiler, sondern Vermittler. Wie gesagt, wir können Wege weisen.
Beispiel aus der Arbeit mit Abhängigen und Familien
Ich darf Ihnen kurz ein Beispiel aus meiner Arbeit erzählen. In diesem Jahr wurde ich zu einer Familie gerufen. Die Mutter ist 55 Jahre alt, der Sohn 29 Jahre alt. Beide trinken.
Da stand ich nun Woche für Woche, machte mehrere Hausbesuche und führte Gespräche – doch es gab keinen Erfolg. Warum? Sie konnten sich den Alkohol selbst besorgen und waren dazu noch in der Lage. Essen konnten sie sich jedoch nicht besorgen, dafür hatten sie keine Zeit.
Die Verwandtschaft half dann immer aus und brachte ihnen etwas zu essen. Denn man kann doch die Menschen nicht verhungern lassen. Doch damit haben sie nicht geholfen, sondern das Leiden nur verlängert.
Eines Tages habe ich dann die Verwandtschaft beiseite genommen und gesagt: „Lass das doch sein.“ Das ist zwar ein paradoxer Weg, aber der einzige, der wirklich hilft.
Dann kam zuerst der Zusammenbruch der Frau. Sie wurde ins Bürgerhospital eingeliefert, zunächst auf die Alkoholinnere Abteilung zum Aufbau für drei Wochen. Danach kam sie auf die Station für Alkoholabhängige und jetzt ist sie in der Psychiatrie, nur noch bedingt therapiefähig.
Als der Sohn allein war und ihm auch niemand mehr half, kam bei ihm der Zusammenbruch. Es war schlimmer, er wurde auf die Intensivstation eingeliefert.
Und da stehen Sie dann an der Intensivstation am Bett eines Kranken, der Sie fragt: „Muss ich jetzt sterben?“ Da habe ich auch keine Antwort. Ich kann es nur Gott übergeben und darum bitten, dass er uns hilft.
So sieht unsere Arbeit in groben Zügen aus. Ich möchte Sie einfach bitten, dass Sie für solche Fälle sensibler werden und nicht gleich jeden verurteilen, der mal einen Rausch hat.
Wir sind zum Beispiel nicht grundsätzlich gegen Alkohol. Ich finde, Alkohol kann für diejenigen, die ihn vertragen, etwas Gutes sein. Ein gutes Viertel Wein zum Essen oder ein Bier zum Vesper – das kann hervorragend sein, und dagegen ist nichts einzuwenden.
Doch bei vielen führt es zum Missbrauch, weil sie nicht damit umgehen können. Und das führt dann zur Sucht.
Zahlen und Fakten zu Suchtproblemen in Deutschland
Zum Abschluss möchte ich Ihnen einige Zahlen nennen, die Sie vielleicht ein wenig nachdenklich stimmen. Es geht darum, dass Sie diese Informationen nicht einfach so hinnehmen, sondern sich damit auseinandersetzen.
In der Bundesrepublik, also ohne die Neuen Bundesländer, hat jeder siebte Arbeitnehmer Alkoholprobleme. Das verursacht Kosten für den Staat beziehungsweise die Krankenkassen von jährlich etwa 75 bis 150 Milliarden D-Mark – Zahlen, die kaum vorstellbar sind.
Circa zwei Millionen Menschen in der Bundesrepublik sind dauerhaft alkoholabhängig. Auf zwei Männer kommt dabei eine Frau, so ist das Verhältnis. Medikamentenabhängig sind in der Bundesrepublik 600 bis 800 Personen, wobei das Geschlechterverhältnis ganz anders ist: 75 davon sind Frauen.
36 Prozent der Bundesbürger rauchen täglich mehr als 15 Zigaretten. Erstaunlicherweise ist das bei den Männern regelmäßiger der Fall als bei Frauen. Bei Frauen und Jugendlichen nimmt das Rauchen jedoch zu.
Die illegalen Drogen, die oft in den Medien hochgespielt werden – Sie lesen fast täglich von Razzien, wie kürzlich in Stuttgart, wo einige Kleindealer gefasst wurden – sind in der Realität weniger verbreitet. Die Zahl der Todesfälle durch illegale Drogen in Stuttgart liegt bei etwa 30 bis 35 pro Jahr, was sehr bedauerlich ist.
Von den 150 Alkoholtoten, die jährlich in Stuttgart sterben, lesen Sie hingegen kaum etwas in der Zeitung. Haben Sie schon einmal von den 20 Alkoholtoten in der Bundesrepublik gelesen? Diese Zahlen machen betroffen.
Deshalb sollten wir alle irgendwo mithelfen. Es geht heute auch um das Opfer des Tages, das für den Hort der Hoffnung steht. Wir wollen Menschen unterstützen, die ihre ganze Kraft in die Arbeit mit Abhängigen investieren.
Vielen Dank. Wenn Sie im Telefonbuch nachschauen, suchen Sie bitte nach „Taube“ – nicht die Vögel verwechseln mit „Adler“ oder Ähnlichem. Taube ist ein Malermeister in Stuttgart, Untertürkheim 60.
Lied und persönliche Reflexion über Gottes Strahlen
So, jetzt singen wir das Anbetungslied Nummer 128, zuerst Vers vier, dann die Verse sechs, sieben und acht.
Wenn wir ein solches Lied singen, hoffe ich, dass das, was wir singen, auch wahr ist. Ich habe die Sehnsucht, dass Gottes Strahlen mein Leben durchdringen. Diese Sehnsucht bewegt mich sehr.
Oder beschäftigen Sie andere Dinge? Kämpfen Sie mit belastenden Gedanken? Ringen Sie ständig mit Niederlagen und kommen doch nicht weiter?
Ja, das ist das Thema unseres Gottesdienstes.
Mose und die Begegnung mit Gott in der Wüste
Wir haben heute in der Reihe über die Wüstenwanderung des Volkes Israel 2. Mose 33 betrachtet. Mose befindet sich auf dem Sinai. Davor hat sich das Furchtbare ereignet: Aaron ließ ein Götzenbild errichten, ein goldenes Kalb, das dann angebetet wurde.
Wir lesen von Vers 12 bis zum Schluss des Kapitels. Mose spricht zu dem Herrn: „Siehe, du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf.“ Gott hatte den Auftrag an Mose noch einmal bekräftigt. Er soll das widerspenstige und störrische Volk dennoch nach Kanaan hinaufführen.
Mose sagt: „Du lässt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, wo du doch gesagt hast: ‚Ich kenne dich mit Namen‘, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden? So lass mich deinen Weg wissen, damit ich dich erkenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und sieh doch, dass dies Volk dein Volk ist.“
Gott antwortet: „Mein Angesicht soll vorangehen, ich will dich zur Ruhe leiten.“
Mose erwidert: „Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führ uns nicht von hier hinauf. Denn woran soll erkannt werden, dass ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, wenn nicht daran, dass du mit uns gehst, so dass ich und dein Volk erhoben werden vor allen Völkern, die auf dem Erdboden sind?“
Der Herr spricht zu Mose: „Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun. Denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen.“
Mose bittet: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“
Gott antwortet: „Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des Herrn: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.“ Das ist der Name Gottes, das ist ein Firmenzeichen.
Gott sagt weiter: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.“
Der Herr spricht weiter: „Siehe, es ist dein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felsluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir hersehen. Aber mein Angesicht kann man nicht sehen.“
Bildhafte Darstellung von Geduld und Gottes Gegenwart im Alltag
Die Verkehrsplaner in Stuttgart und an vielen anderen Orten der Bundesrepublik haben endlich ein Rezept gefunden, wie man den Verkehr beherrschen kann. Sie wissen doch, wie das Rezept heißt: möglichst viele Ampeln auf Rot stellen und möglichst viele Straßen so eng machen, dass niemand mehr durchkommt.
Und dann, wenn die Leute jahrelang im Stau gestanden haben, werden die Autofahrer klug, verkaufen alle ihr Auto, und die Menschen gehen nur noch zu Fuß. So kommt es, dass man im Stau steht und in der Zwischenzeit, bis wir diesen Lernprozess durchgemacht haben, manchen Ärger in sich hineinfressen muss.
Ich habe neulich etwas ganz Köstliches erlebt. Ich sah einen Lkw-Fahrer. Er saß hinter seinem Steuer und hatte einen dicken Schmöker, ein Buch. Neugierig, wie ich bin, dachte ich spitzbübisch: Jetzt interessiert mich, was für ein schmutziges Buch er liest, wenn er so gebannt darin versunken ist.
Doch ich traute meinen Augen nicht. Auf dem Umschlag stand, man sah es gerade so durch die Scheibe des Führerhauses, „Von der Herrlichkeit Gottes“. Also musste ich mit dem Mann reden. Später stellte sich heraus, dass er ein Angehöriger der Baptistengemeinde von Schwäbisch Gmünd war.
Er kletterte aus seinem hohen Führerhaus herunter. Hinter sich hatte er dreißig Tonnen heißen Bitumen, der dampfte fröhlich vor sich hin. Er sagte: „Ach, das ist doch wunderschön, Gott ist überall. Jetzt sehen Sie, ich ärgere mich nicht über den Verkehr. Ich freue mich an Gott, an seiner Güte, an seiner Größe, an seiner Liebe.“
Ich habe gedacht: So muss man es machen. Man sollte sich mitten im Ärger des Alltags viel, viel mehr Zeit nehmen. Machen Sie das mitten im Gedränge, wenn Sie von verschiedenen Leuten angerufen werden und alles gleichzeitig erledigen sollen, und im Geschäft alles drunter und drüber geht.
Dann sollte man sich einen Augenblick Stille nehmen, die Tür schließen und sagen: Jetzt möchte ich still werden und die Strahlen Gottes fassen. Man kann das mitten im wilden Verkehr, auf der Straße, wo es hupt und Leute drängen und sagen: „Du spinnst!“, tun.
Und dann geht es wieder los. Aber ich freue mich an der Gegenwart Gottes. Ach, was ist denn das, was diese Menschen heute erfüllt? Ist das doch gar nicht so wichtig. Wir können uns freuen an der Nähe Gottes.
Die Suche nach Gott als Lebensaufgabe
Jetzt muss ich Sie fragen, ob Sie überhaupt Gott suchen. Spielt das in Ihrem Leben überhaupt eine Rolle? Oder reden Sie nur über Kirche, Pastoren und andere Christen, die Ihnen auf die Nerven fallen?
Es gibt viele Themen, die man im Zusammenhang mit dem religiösen Bereich diskutieren kann. Aber hier geht es um etwas ganz anderes: Gott suchen, seine Nähe spüren, Mut durch ihn bekommen, sein Wort erfahren, seine Liebe wiederentdecken und sich von ihm umhüllen und umgeben lassen.
Hans Brandenburg hat ein Lebensbild von Christa von Fiebern geschrieben und ihm den Titel gegeben: Ich hatte Durst nach Gott – es war ein Leben. Dabei geht es nicht so sehr um die menschlichen Qualitäten einer Frau, sondern um eine Frau, die auf der Suche ist. In den Lebenstagen, die ihr geschenkt sind, will sie Gott finden und von den Erfahrungen, die sie mit Gott macht, etwas weitergeben.
Mir fällt auf, dass in der Bibel auch Menschen beschrieben sind, die das zu ihrem Lebensmotto gemacht haben. Zum Beispiel heißt es: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ Die Erfahrung, die sie machen, ist: Er erquickt meine Seele.
Mit anderen, womöglich auch mit Gläubigen, hat man oft Ärger und Enttäuschung erlebt. Aber er erquickt meine Seele. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Das wollen wir heute bei Mose lernen. Mose, der zu Fuß mit einem großen Haufen quengelnder und schwieriger Leute durch die Wüste zieht, will Gott entdecken und erleben.
Mose kann nichts ohne Gott
Mein erster Punkt: Mose kann nichts mehr ohne Gott. Er macht das Volk auf den Weg und geht noch einmal hinauf auf den Sinai, dorthin, wo er Gott schon einmal begegnet ist. Zuvor hatte er nur im Zelt der Begegnung immer wieder mit Gott gesprochen. Gott redete mit ihm, so wie ein Freund mit ihm spricht. Sie hatten einen vertrauten Umgang miteinander. Das ist das Geheimnis des Glaubenslebens: ganz direkt und unmittelbar mit Gott auf Du und Du zu sein.
Also, Mose kann nicht ohne Gott. Viele moderne Menschen am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts können hingegen prima ohne Gott leben. Sie sagen, endlich haben sie das abgeschüttelt. Sie behaupten, was man über Gott redet und predigt, sei nur eine Erfindung der Kirche, um die Menschen abhängig zu halten. Man müsse sich von Gott freimachen, das sei das Geheimnis des Lebens. Das ist das Motto und Lebensziel vieler, die wir kennen.
Manchmal erscheint es auch einleuchtend, dass Menschen ohne Gott leben und alle frommen Fesseln abschütteln. Sie meinen, man müsse sich selbst verwirklichen können, einfach leben ohne Gott, tun, was einem Spaß macht. Man müsse sich selbst verwirklichen. Sie sagen, man habe ja seinen eigenen Verstand und könne selbst entscheiden, was gut und richtig ist. Man könne seine Lebenspläne selbst machen.
Ihr jungen Leute, so gestalten doch die meisten eurer Freunde und Bekannten ihr Leben ohne Gott. Sie bestimmen selbst und sind die Autorität. Die jungen Leute sagen, was gut ist, wie man heute lebt, ob man eine Ehe führt, wie man es mit der Wahrheit hält und wie man mit Geld umgeht. Das ist ihre Entscheidung, wie sie ihr Leben planen.
Warum kann Mose das nicht mehr? Er hat ja viel von der Welt entdeckt. Wie Herr Taube vorhin gesprochen hat, ist Sucht eine große Gefahr, die heute massiv über uns kommt, etwa durch Alkohol, aber auch durch schmutzige Bilder und vieles, was unser Gefühl bewegt. Merkwürdig schwach sind wir auf vielen Gebieten. Plötzlich kann es das Geld sein, das uns völlig beherrscht. Oder die Ehre, die uns antreibt, und wir werden süchtig. Alles andere ist uns egal, wir leben nur noch für dieses eine.
Es kann auch um Macht gehen. Wir wollen über andere herrschen. Schauen Sie mal, wie das in der Ehe oft aussieht: Macht macht süchtig! Mose hat lange Zeit am Hof des Pharao gelebt. Er kannte den Lebensstil in Ägypten, wie es unter der oberen Klasse war, unter den oberen Zehntausend. Dort ist er aufgewachsen, das hat ihn geprägt. Er war an der ägyptischen Universität und wusste, wie der Geist des Lebens mit der Wissenschaft verbunden ist. Das müssen Sie im Hintergrund haben.
Er hat die Partys mitgefeiert und wusste doch, dass dahinter immer nur die Sucht bleibt, die unerfüllte Sucht. Sie suchen etwas, das sie nicht finden, in Ehre, Liebe und Glück. Doch sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück. Dann wollte Mose mit dem Volk Gottes Schmach leiden. Nicht, dass sie denken, es wäre ein Märtyrerleben gewesen, sondern Mose hat gemerkt: Ich muss den Wert aller Werte finden. Ich muss auf der Suche sein.
Er hat ihn erst gefunden, als ihm Gott am Berg Horeb begegnet ist und ihn gerufen hat: Mose! Da zog er seine Schuhe aus und stand vor Gott. Gott redete mit ihm und berief ihn. Deshalb brach Mose seine Vergangenheit ab. Es gibt das: Sucht zu überwinden, weil man Befriedigung gefunden hat, etwas, das viel mehr erfüllt und schenkt als alles, was einen bisher beherrschte.
So war es auch bei Mose in der Wüste. Er hat mit Gott unsagbar viel erlebt und war erfüllt von der helfenden Hand Gottes, von seinen Wundern, die so handgreiflich waren. Als sie durchs Meer gezogen sind, hat Gott ihnen wunderbar den Weg gebahnt. Und jetzt? Er sucht noch mehr von Gott. Er kann gar nicht genug bekommen.
Jetzt muss ich Ihnen erklären, warum das auch bei gläubigen Menschen immer weitergeht. Mose hat eine erschütternde Erfahrung am Sinai gemacht. Es war eigentlich feierlich, wie Gott sich dem Volk vorgestellt hat. Die Stimme erklang, und das Volk stand um den rauchenden und bebenden Sinai-Berg.
Doch wenig später machte das Volk ein Götzenbild. Sie tanzten in Lust um dieses Götzenbild, jubelten und schrien. Als Mose das sah, ereiferte er sich. Wissen Sie, man kann sich leicht ereifern, wenn man die Sünden der anderen sieht. So geht es uns allen.
Aber Mose begriff: Das ist das Menschenherz. Selbst die Leute, die viel mit Gott erlebt haben, machen sich ein Bild von Gott nach ihren eigenen Gedanken. Es ist erschütternd, dass wir Menschen alle dieses böse, trotzige Herz haben. Wir verfälschen die Offenbarung Gottes.
Sogar der Bruder Moses, Aaron, der Priester und Theologe war, macht mit und leitet das Volk in die falsche Richtung. Was ist nur mit dem Herzen der Menschen? Wie die Bibel immer wieder erschütternd sagt: Das Herz der Gläubigen, das Herz der Frommen.
Wenn das wirklich so ist, dass wir so unzuverlässige, falsche und verkehrte Leute sind, dass wir Gott gar nicht dienen können, dann möchte ich doch aufgeben. Dann mache ich gar nicht mehr weiter. Dann hat alles sowieso keinen Sinn, dann wird alles verkehrt. Man kann Gott gar nicht dienen.
Als Gott Mose noch einmal den Auftrag gab, das Volk zu führen, sagte Mose: Jetzt Schluss, ich mache nicht mehr mit, nur unter einer Bedingung: Wenn du mitgehst. Du kannst dieses störrische Menschenherz binden, du kannst diese Leute in deine Siegeskraft hineinnehmen. Du kannst uns alle führen. In deiner Gegenwart allein können wir überwinden und stark sein.
Jetzt verstehen Sie bitte, warum wir in der Verkündigung nicht mehr die heute verbreiteten Durchhalteparolen weitergeben, die in jedem Psychotraining gelten. Man sagt: Du musst nur mehr Selbstvertrauen haben.
An dieser Stelle betrügt uns unser Selbstvertrauen. Wenn Menschen in einer zerbrechenden Ehe leben und wir ihnen in der Seelsorge sagen, sie müssten nur mehr sich selbst vertrauen und das Gute wollen, dann treiben wir sie zur Verzweiflung. Wenn wir einem Süchtigen sagen: Du musst bloß wollen, du musst dich bloß bemühen, dann treiben wir ihn in den Abgrund.
Das sagt uns die Bibel schon in den ersten Versen des ersten Kapitels im ersten Mosebuch: Das Menschenherz ist ein böses Ding, das man nicht mit unserem schwachen Willen steuern kann. Es ist das falsche Erziehungsrezept, wenn wir unseren Kindern sagen: Du musst bloß wollen. Wir können doch nicht einfach wollen.
Darum hat sich Mose nicht in einer Felsenhöhle verborgen oder den Kopf zwischen die Füße geklemmt und gesagt, ich muss mich nur auf mich selbst besinnen und die heilenden Kräfte des positiven Denkens aktivieren. Stattdessen hat er sich darauf besonnen, dass Gott der Mächtige ist, der den Stürmen gebietet, der die Welt geschaffen hat, der Herr eines störrischen Herzens sein kann, der nicht will, dass die Werke des Teufels in dieser Welt siegen.
Darum wendet er sich an Gott, ruft ihn an und sagt: Ich möchte dich doch sehen. Du musst mitgehen, du musst da sein.
Gottes Güte und Erbarmen als Quelle der Zuversicht
Vor vielen Jahren haben meine Frau und ich ein Erlebnis gehabt im Gespräch mit einer lieben, gebildeten und vornehmen Frau. Sie war immer wieder nicht für das Evangelium aufgeschlossen. Sie sagte: „Ach, Sie stellen das immer so heraus, von der Schuld des Menschen. Ist es nicht so, dass wir in den fernöstlichen Religionen auch entdecken können, wie das Streben des Menschen nach dem Guten und Schönen uns höher bringt?“
So waren wir im Gespräch, doch sie blieb verschlossen für das Wort von Jesus. Dann kam eine schwere, schwere Krankheit, die schließlich zum Tod führte. Ja, oft ist es schwierig, was soll man sagen?
Meine Frau hatte den Mut und schrieb mit ihrer Handschrift, die man besser lesen kann als meine, auf eine Karte nur das Lied: „Stark ist meines Jesu Hand, und er wird mich ewig fassen.“ Von da an, bei jedem Besuch, war es wunderbar zu sehen, wie dieser Mensch anfing zu verstehen: Nicht in mir ist die Kraft, sondern in Jesus, der überwunden hat.
Und wenn mein Leib jetzt zerfällt und ich in die Todestiefen falle, darf ich mich bergen in Jesus, der mich hält und trägt. Das gilt auf jedem Gebiet unseres Lebens. Mose merkt, dass er die Wüstenwanderung nicht schaffen kann, wenn Gott nicht da ist und ihm hilft.
Eines der schönsten Erbauungsbücher ist das Buch von Bunyan, „Die Pilgerreise“. Es ist zwar ein bisschen schwer zu lesen, aber schon ganz am Anfang steht, wie ein Christ sich aufmacht, den Weg zur Ewigkeit zu gehen. Dann ruft ihn der Evangelist und zeigt ihm das Ziel: Er soll doch einmal im Himmel dabei sein. So macht er sich auf den Weg.
Das ist im Bild eines Traumes geschrieben. Da kommt die erste Bewährungsprobe: der Sumpf der Verzagtheit. Der Pilger möchte durch diesen Sumpf wandern, doch er kann nicht mehr gehen. Er merkt: „Ich versinke, da ist kein Boden mehr unter mir.“
Da ist einer mit ihm gewandert, der sagt: „Du musst bloß wollen, du musst bloß wollen.“ Doch der Pilger sagt: „Ich kann doch nicht mehr.“ Schließlich kommt jemand und zieht ihn aus dem Sumpf heraus.
Dann sagt der Pilger: „Jetzt musst du mir aber das erklären, was soll das alles?“ Der andere erklärt: „Mit deinem Willen bist du verloren.“
Es gab schon Obergesetzeslehrer, die haben ganz tolle Pfade und Straßen entworfen, mit denen sie diesen riesigen Sumpf der Verzagtheit überwinden wollten. Aber es blieben Traumgebilde, was die Obergesetzeslehrer da gepredigt haben.
Man hat schon zwanzigtausend Karren bester Unterweisung hineingekippt, in der Hoffnung, dass die Menschen darauf gehen können. Doch es blieb der gleiche weglose Sumpf.
Das Einzige, was dich rettet, ist der, der dich herausreißt. Du kommst nicht hindurch mit deiner eigenen Kraft und mit deinem eigenen Wollen.
Sehen Sie, das ist so wunderbar, was da von Mose erzählt wird: Ich darf Gott rufen, ich darf mit Gott ringen im Gebet und sagen: „Herr, ich will doch dich.“ Mose hatte keinen Mut mehr, er konnte nicht mehr weiter.
Viele von Ihnen stehen vor großen und schwierigen Aufgaben, sind verzagt und mutlos. Aber auch dort, wo ich im Leben meine Fehler kenne, meine Versäumnisse, meine Schuld, auch vor Gott, darf ich zu ihm kommen.
Ich will dich in deiner Güte und mit deinem Erbarmen fassen, auf dich will ich trauen, mit dir will ich es wagen. Das war das Große bei Mose: Er ringt mit Gott, er kämpft mit Gott, er lässt Gott nicht los, er sucht ihn.
Meine Oma stammte von der Schwäbischen Alb. Dort gab es im Elternhaus noch eine Teilzeitlandwirtschaft im Lehrerhaushalt. Sie hat uns Enkeln immer deutlich gemacht: „Ich will an Jesus hängen wie eine Klette am Kleid.“
Wir Männer wissen, wie das mit den Hosenbeinern ist, wenn man durch die Albwiesen geht und die Kletten unten an den Hosenbeinern hängen bleiben. So will ich mich an ihn hinhängen. Er muss mich durchbringen, weil er der Sieger ist, weil er stark ist und weil er Macht hat.
Zweifel und Gottes Unfassbarkeit
Jetzt ein zweiter Punkt: Man muss es ganz genau wissen, man muss es ganz genau wissen. Ja, wir haben alle Zweifel. Wie ist das denn mit Gott? Die modernen Menschen fragen ja: Gibt es überhaupt einen Gott? Gibt es überhaupt einen? Ja, das wäre ja toll, so wie man fragt, ob es vielleicht irgendwo auf dem Mars noch kleine Männchen gibt. Es könnte ja komische Dinge noch in der Welt geben. Gibt es Lebewesen im All? Da könnte es ja auch einen Gott geben. Die Frage ist doch dumm.
Jeder Mensch hat in seinem Gewissen das Reden Gottes schon längst vernommen. Es ist die Frage des Menschen, der Gott von sich stößt, der Gott nicht mehr kennen will. Aber dann kommt die Frage: Wo ist Gott? Wie ist Gott? Da kommt die Bitte von Mose so verständlich wie wir: Ich möchte Gott sehen. Natürlich, ich möchte Gott sehen. Alles, was man sehen kann, das ist wahr.
Deshalb werden wir heute so viel mit Bildern manipuliert. Wir hatten es am Dienstag in unserem Bibeltraining: Mit Bildern kann man die Menschen toll manipulieren, weil die Leute alles glauben, was sie sehen, auch wenn die Bilder nicht stimmen. Ich will Gott sehen. Wenn ich ihn gesehen habe oder womöglich noch mit meinen Händen betastet habe, dann will ich glauben. Und Gott sagt: Nein, kein Mensch wird leben, der mich sieht.
Ja, dann kann man nicht gewiss werden? Doch! Ich will vor deinem Auge – und jetzt merken Sie, was ich Ihnen sage, steht alles wörtlich hier in diesem Abschnitt – ich will vor dir alle meine Güte vorüberziehen lassen, im Hebräischen: meine Schönheit. Was ist denn die Schönheit Gottes? Das ist seine Geduld mit uns, seine Liebe. Das ist bei Gott nicht bloß ein Wort: Ich liebe dich, sondern das hat Gott bewiesen durch so viel Handeln.
Jetzt beobachten Sie mal in Ihrem Leben und lesen Sie mal die Schrift, die Bibel, was Gott an Liebe an uns gewendet hat. Lassen Sie das mal an sich vorüberziehen: Die großen Worte Gottes: Ich habe dich je und je geliebt. Kann auch eine Frau ihr Kind vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und wenn sie denselben vergäße: Ich will dich doch nicht vergessen, siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet. Ach, welch eine Liebe ist das!
Und Mose steht dort oben auf dem Sinai. Nicht das Schauen Gottes ist das Große, sondern das Bewusstwerden: Gottes Güte ist ohne Ende. Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, das Wunder seines Lebens – das tröstet ihn, das macht ihm Mut. Das gibt ihm Zuversicht. So heißt die Predigt: Mut und Zuversicht. Das ist der Grund, warum er später die schwierige Aufgabe wieder aus den Händen Gottes annehmen kann.
Gottes Offenbarung und menschliche Reaktion
Vielleicht haben wir auch schon oft den Wunsch verspürt, Gott einmal in einer Vision zu sehen – Gott selbst. Interessant ist, was die Bibel darüber erzählt. Es gibt Menschen, die an der Grenze standen und Gott gesehen haben. Bei Jesaja im Tempel war es nur der Saum des Gewandes. Doch Jesaja gerät nicht in Ekstase, sondern sagt: „Wehe mir, ich vergehe!“ So geht es Menschen, die etwas von der Größe Gottes gesehen haben.
Auch Petrus erlebte so etwas einst beim wunderbaren Fischfang am See. Er steigt aus dem Kahn aus und sagt: „Herr, geh mir vor mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Jede Gotteserkenntnis ist bei Hiob ähnlich. Am Ende sagt er in Kapitel 42: „Ich bin nur Staub und Asche.“ Jede Erkenntnis von Gott geht einher mit der Erkenntnis der eigenen Fehlbarkeit, Schuld und Sünde. Das geschieht nicht, um uns fertigzumachen, sondern weil Gott uns zeigen will, dass Er Erbarmen mit uns hat.
Dieses Erbarmen können wir erst erfassen, wenn wir uns realistisch sehen – mit all unseren Schwächen, Nöten und Mängeln. Und doch dürfen wir so zu ihm kommen. Das ist dann am wunderbarsten, wie es Saulus von Tarsus erlebt hat, als er Christus sah. In Christus hat Gott noch einmal all seine Güte und Schönheit sichtbar gemacht.
Jesus wollte ja nichts anderes, als den Vater zu verherrlichen. Wer Jesus sieht, sieht den Vater. Dort erkennen wir noch einmal die Güte Gottes, sein Gericht, seine Strenge und auch sein Erbarmen. Er geht uns nach, breitet die Arme aus und sagt: „Komm doch zu mir, ich will dich erquicken.“ Und wenn deine Sünde gleich blutrot wäre, soll sie doch schneeweiß werden.
Diese große Liebe Gottes, dieses Erbarmen – bald kommen wieder die Weihnachtstage. Dann sagen wir: „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen.“ Weil ich nicht weiter kann, bleibe ich anbetend stehen und wünsche: „Oh, dass mein Sinn ein Abgrund wäre.“ Ich brauche Gott nicht selbst zu sehen. Ich habe Jesus gesehen durch den Bericht der Apostel, und das genügt mir.
Ich möchte um die Krippe stehen und dieses Kind bestaunen, weil dort der Sohn Gottes zu mir kommt und mir die Güte und Schönheit Gottes verkündet. Diese gilt mir, sie ist mein Rettungsanker. Sie tröstet mich auch dann noch, wenn mein Leib zerfällt im Sterben. Wenn ich in meinem Gewissen unter meinen Versäumnissen leide, bin ich froh, denn er tröstet mich. Er macht mich fröhlich.
Gottes Schutz und Begleitung trotz Unvollkommenheit
Noch ein letztes: Man kann es auch erleben, wenn Gott zum Schluss sagt: „Ich will dich in der Felsluft stehen lassen.“
Es war eigentlich nicht das, was Mose erbeten hatte, und doch hat er, als er von diesem Berg herunterging, mehr empfangen, als er je gedacht hatte. Man darf mit Gott im Gebet ringen, auch wenn Gott unsere Gebete anders erfüllt, als wir es uns vorgestellt haben.
Dieser Mose weiß: „Ich sehe ihn nicht, ich bin nur in diese Wildnis hineingestellt.“ Wer einmal im Sinai war, ist erschüttert von der fast abweisenden Fremdheit dieses Massivs. Es ist eigentlich Wüste, wo er ist, und doch ist es keine Wüste. Die Gegenwart Gottes deckt ihn und umgibt ihn von allen Seiten.
Sehen Sie, wir haben eine große Zukunft vor uns, wenn wir von hier weggehen. Wir gehen hinein in eine Welt, in der alles tobt, stürmt und schreit. Und ich darf mich bergen unter der Hand Gottes, die mich begleitet. Er geht selbst mit und will bei uns sein. Es gibt keinen Augenblick, in dem die Gegenwart Gottes uns nicht einhüllen und tragen will.
„Ich will an dir all meine Güte vorüberziehen lassen, ich bin dir gnädig.“ Ich kann dann hinter ihm hersehen und sagen: Es war alles nur wunderbar, wie Gott uns durch einen Engpass nach dem anderen hindurchgebracht hat. Wie seine Hand nie zu kurz war zum Helfen, wie er mich nie enttäuscht hat und ich nie Mangel hatte. So wunderbar war es unter seiner starken Hand. Amen!
Abschlusslied und Gebet
Nun wollen wir noch einen Vers singen vom Lied 306, und zwar den letzten Vers. Und meines Glaubens Unterpfand ist, was er selbst verheissen hat – den fünften Vers.
Wir wollen beten: Du barmherziger und gnädiger Gott, wir wollen in dein Licht kommen, gerade weil es bei uns so finster ist. Wir suchen dein Reden, weil wir oft nicht wissen, wie alles weitergehen soll. Wir suchen deinen Trost, weil wir uns selber keinen Mut zusprechen können. Und wir sind so dankbar, dass du gekommen bist, um zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Darum wollen wir vor dir nicht herumreden um die große Not, um das, was in unserem Leben gescheitert ist, da wo wir dir oft nur Schande bereiten, da wo wir dir auch nicht gehorsam sein können.
Darum wollen wir dich fassen und dich immer mehr entdecken und immer mehr mit dir leben. Dann lass es doch geschehen, dass unser Leben widerstrahlt von deiner Herrlichkeit, weil du das tun kannst, gerade durch fehlbare, sündige Menschen. Du hast das getan bei Mose und willst es auch in unserem Leben tun.
So wohne in uns, nimm Besitz von uns und geh jedem von uns nach, bis wir alles in unserem Leben vor dir und in deinem Licht auch mit dir geklärt haben. Bis in unserem Leben alles so ist, dass wir es dir öffnen und du Besitz von uns ergreifen kannst und du unser Herr bist.
Wir wollen dich heute auch bitten für alle Dienste, die geschehen an Menschen, die in Not sind, die mit dem Leben nicht mehr fertig werden, die in Süchten gefangen sind und die dem Nichtigen nachjagen, so wie wir alle immer wieder gefangen sind.
Herr, du kannst befreien und retten und bist gekommen, um dieses Werk zu tun. Lass es auch heute geschehen durch unseren Dienst.
Lass uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hinweise zum Gemeindeleben und Segen
Warten Sie noch einen Moment. Ich wollte eigentlich nur unseren Joe Bobbengru sprechen lassen. Aber wegen der Uhr und des zweiten Gottesdienstes müssen Sie im zweiten Gottesdienst noch ein Wort sagen.
Joe war viele Jahre bei uns, bei den Navikatoren, und ist jetzt wieder zurück in Amerika, in der Arbeit und in den Gemeinden. Joe, du hast ein paar Sätze von deinem Platz aus noch einzurufen.
Herr Präsident! Die Gemeindedienstmappen liegen drüben im Clubzimmer. Auf Ihren Plätzen liegen die Notizzettel schon bis Februar hinein. Da taut der Schnee, und der Frühling kommt. Also, so weit sind wir schon.
Der alte Notizzettel, der rote, liegt noch hier. Er gilt noch bis zum Totensonntag. Am Dienstag haben wir kein Bibeltraining, aber am Mittwoch, am Bustag, haben wir zwei Gottesdienste.
Heute ist unser Opfer bestimmt von der harten Hoffnung, wo die Eltern Kümmel, die ja lange Zeit in unserer Gemeinde waren, einen Dienst tun – einen suchtkranken Menschen. Das soll uns auch im Gebet beschäftigen, dass dort Menschen frei werden durch die Wunder Gottes.
Wir wollen um den Segen Gottes bitten: Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lasse dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!