Einführung in die Vorgeschichte Jesu
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode drei: Vom Urheber, Erhalter und Ziel der Schöpfung.
Wir wollen Jesus von Nazaret kennenlernen. Doch dieser Mensch, Jesus aus dem Ort Nazareth, hat eine Vorgeschichte. Seine Biografie kann nicht einfach mit den Worten „Geboren wurde er am Weihnachtstag in Bethlehem“ beginnen. Solche Worte erfassen nicht die ganze Wahrheit, auch wenn sie, wie wir noch sehen werden, wahr sind.
Mit Jesus betritt Gott – Gott selbst – die Bühne der Weltgeschichte. Deshalb wirft der Apostel Johannes einen Blick weit zurück und gibt uns Anteil an der Vorgeschichte Jesu. Es ist eine Geschichte, die schon läuft, als alles, was wir kennen, seinen Anfang nimmt.
Das Wort als Ursprung der Schöpfung
Johannes 1, Verse 1-3: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. Alles wurde durch dasselbe.
Gott, das Wort, steckt hinter der Schöpfung. Durch das Wort erschafft Gott alles. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Er beantwortet die Frage, ob Jesus ein geschaffenes Wesen sein kann, zum Beispiel ein Engel oder ein Mensch. Die Antwort lautet Nein.
Es gibt zwei Kategorien von Dingen: Dinge, die geschaffen wurden, und Dinge, die nicht geschaffen wurden, also ewig sind. Weil nichts von dem, was geschaffen wurde, ohne das Wort entstand, gehört das Wort selbst nicht in die Kategorie der geschaffenen Dinge. Es ist da, aber es ist nicht Teil der Schöpfung. Es ist Gott.
Jetzt verstehen wir vielleicht, warum Johannes in Vers 2, wenn er sagt: „Dieses war im Anfang bei Gott“, genau das wiederholt, was er schon in Vers 1 geschrieben hatte. Er möchte unbedingt die Nähe des Wortes zu Gott betonen. Er will den Eindruck vermeiden, das Wort wäre nur Mittel oder nur ein Werkzeug, das Gott, der Vater, für die Schöpfung gebraucht. Aber es ist mehr: Es ist Gott, der durch das Wort, das selbst Gott ist, wirkt.
So wie ich es gestern gesagt habe: Im Schöpfungsakt verschenkt sich Gott an die Schöpfung. Er bleibt im Erschaffen des Kosmos nicht distanziert, sondern wird persönlich. Er spricht, nimmt auf eine geheimnisvolle Weise Anteil an der Schöpfung, wirkt in die Schöpfung hinein und gibt sich in ihr zu erkennen. Er gibt ihr Anfang und Ziel.
Johannes 1, Vers 3: Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.
Wenn wir uns mit Jesus von Nazareth beschäftigen, dann haben wir es mit dem Schöpfer in Menschengestalt zu tun. Klingt irre, oder? Wenn die Jünger morgens neben Jesus aufwachten, lag da der Schöpfer der Welt. Und genau das will uns Johannes sagen.
Die Verbindung von Schöpfung und Erlösung
Aber wir sind noch nicht bei der Menschwerdung. Deshalb wollen wir noch ein wenig darüber nachdenken, wie die Schöpfung und der Herr Jesus zusammengehören. Paulus wird uns dabei weiterhelfen.
Im Kolosserbrief feiert der Apostel unsere Errettung durch den Herrn Jesus. Er hebt hervor, dass wir durch ihn Erlösung, Rettung und Vergebung gefunden haben. Anschließend beschreibt Paulus den Herrn Jesus im Hinblick auf die Schöpfung.
Kolosser 1,16: Denn in ihm – oder durch ihn, gemeint ist Jesus – ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne, Herrschaften, Gewalten oder Mächte.
Dieser Gedanke ist derselbe wie in Johannes 1,3: Alles wurde durch dasselbe geschaffen. Paulus führt jedoch noch etwas genauer aus, dass mit „alles“ wirklich alles gemeint ist – die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Mit der Aufzählung „Throne, Herrschaften, Gewalten, Mächte“ sind geistliche Mächte, also Engel, gemeint. Die Christen in Kolossä standen in der Gefahr, den Engeln zu viel Aufmerksamkeit zu schenken – ähnlich wie es heute in christlich-mystischen Kreisen wieder modern wird. Doch auch sie, die Engel, sind nur Teil der Schöpfung. Und sie können uns nichts geben, was wir nicht schon in Christus haben.
In Kolosser 1,16 heißt es weiter: Alles ist durch ihn und für ihn oder auf ihn hin geschaffen. Noch einmal: Alles ist durch ihn und für ihn geschaffen.
Der Herr Jesus ist der Anfang der Schöpfung und ihr Ziel. Wem gehört der Kosmos? Dem Herrn Jesus. Für wen wurde der Kosmos gemacht? Für den Herrn Jesus. Und nicht nur der Kosmos, also das, was wir sehen, sondern die ganze Schöpfung – auch der unsichtbare Teil – alles, wirklich alles ist durch ihn und für ihn geschaffen.
Die zeitliche und ontologische Vorrangstellung Jesu
Und noch mehr, Kolosser 1,17: „Und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn.“ Der Herr Jesus ist vor allem.
Mir scheint, hier geht es nicht zuerst um eine Hierarchie im Sinne von „Er ist die Nummer eins im Universum“. Ohne Zweifel ist das logisch, denn er ist der Schöpfer. Aber hier geht es vor allem um die zeitliche Abfolge.
Wenn wir über Jesu Verhältnis zur Zeit sprechen, stoßen wir an eine Grenze, denn Zeit ist ein Aspekt der Schöpfung. In Johannes 8,58 sagt Jesus deshalb: „Ehe Abraham war, bin ich.“ Seine Existenz lässt sich streng genommen nicht in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einteilen. Gott ist ewig, er ist der Ich Bin, und deshalb ist er vor allem.
Er war schon da, bevor die Schöpfung überhaupt ihren Anfang nahm. Und mehr noch, Kolosser 1,17, der letzte Teil: „Und alles besteht durch ihn.“
Hast du dich schon mal gefragt, warum das Universum, das Gott aus dem Nichts erschaffen hat, nicht einfach ins Nichts zurückfällt? Wer sorgt eigentlich dafür, dass morgens die Welt noch da ist und dass sie noch genauso funktioniert wie gestern? Dass Naturgesetze und Naturkonstanten überhaupt gesetzt und konstant sind?
Jetzt hast du die Antwort: Es ist der Herr Jesus. Der Herr Jesus ist Urheber, Erhalter und Ziel der Schöpfung.
Die fortwährende Schöpferkraft des Sohnes
Oder hören wir kurz in den Hebräerbrief hinein, Hebräer 1, die Verse 1-3: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern in den Propheten geredet hat, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn. Durch ihn hat er auch die Welten gemacht. Er ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens. Alle Dinge trägt er durch sein mächtiges Wort.
Was vom Vater ins Dasein gesprochen wird, wird vom Sohn erschaffen und erhalten. Er macht die Welten und trägt sie durch sein mächtiges Wort. Wo der Vater sprach, spricht der Sohn weiter. Er nimmt den Auftrag, Schöpfer zu sein, ernst und wirkt als Erhalter der Schöpfung jeden Tag schöpferisch in die Schöpfung hinein.
Der Sohn spricht, und sein mächtiges Wort trägt die Schöpfung. Wenn ich „tragen“ höre, denke ich an Jesaja 40,11. Ich kann nicht anders. Dort heißt es: Er, nämlich der Messias, wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen.
Was für ein Bild! Da ist der Hirte, der seine Herde weidet, und ein kleines Lamm, das nicht mehr mitkommt, wenn die Herde weiterzieht. Dieses kleine Lamm wird getragen. Genau so trägt der Schöpfer seine Schöpfung ans Ziel, Tag für Tag, durch sein mächtiges Wort.
Wir sind heute hier, weil der Sohn uns trägt und uns Bestand gibt. Wir existieren nicht aus uns selbst heraus. Wirklich selbstexistent ist nur Gott. Was wir als Realität erleben, ist das Wirken des Wortes Gottes.
Gott, das Wort, oder wie er im Hebräerbrief genannt wird, Gott, der Sohn – beide Begriffe sind synonym. Man kann den Herrn Jesus so oder so nennen. Gott, das Wort, wirkt, erschafft die Welten, erschafft das Sichtbare und das Unsichtbare und trägt sowie erhält die Schöpfung.
Das Ziel der Schöpfung in Christus
Lässt durch sein mächtiges Wort den Moment, den wir Gegenwart nennen, Realität werden. Es ist selbst das Ziel der Schöpfung.
Johannes 1,1-3: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.
Wir wissen jetzt, mit wem wir es zu tun haben, wenn wir über Jesus von Nazaret nachdenken. Ein Mensch, ja sicherlich, aber noch mehr Gott – das Wort, Gott der Sohn, Urheber, Erhalter und Ziel der Schöpfung. So wie er es selbst über sich bezeugt:
Offenbarung 22,13: Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende! Amen.