Lieber Vater, wir wollen dir ganz herzlich danken für das, was wir miteinander auch in den vergangenen Tagen hier hören konnten. Wir danken dir für dein Wort, mit dem du uns persönlich ermutigt und aufgebaut hast. Du hast uns Orientierung geschenkt und uns die Zeichen deiner Zeit vor Augen gestellt – deine Größe und deinen Weg mit deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus. Ganz herzlichen Dank dafür.
Danke auch für das, was wir schon hören konnten von dem, was du tust – in unterschiedlicher Weise in deinem Plan, in deinem Projekt, Menschen mit deinem Evangelium und deiner Liebe zu erreichen. Wir haben uns besonders auf diesen Abend gefreut und danken dir, dass wir mit erwartungsvollen Herzen hier sein können, hören können, aufnehmen können und mit hineingenommen werden in das, was auf deiner Erde geschieht.
Hab ganz herzlichen Dank für diese Gelegenheit, die du uns gibst. Wir wollen dir heute Abend besonders auch für die freie Möglichkeit danken, dass wir uns hier versammeln können. Dass wir einfach zusammenkommen können, ohne gestört werden zu müssen oder Angst haben zu müssen. Danke für diese Freiheit, die wir in diesem Land genießen.
Wir preisen dich für unsere Lebensmöglichkeiten und bitten dich, dass auch wir sie neu und vermehrt nutzen – in dem Rahmen, den du uns gibst. Danke auch für die Gemeinschaft, die du uns an diesem Abend schenkst. Dir sei die Ehre. Amen.
Einführung in das Thema und persönliche Erfahrungen
Sprachlos, dass sich heute Abend so ein großer Kreis versammelt hat. Ich habe ein Thema gewählt: bedrängte Christen weltweit und die Siege Jesu.
Viele von Ihnen haben vor vielen Jahren – man meint, es sei schon eine Ewigkeit her, nämlich seit 1989 – die großen Leiden im Osten mitgetragen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass einmal der eiserne Vorhang fällt. Es war völlig undenkbar, dass Gott Geschichte macht – und zwar auf eine ganz andere Weise, als wir es in unseren kühnsten Träumen gedacht hätten.
Wer hätte gedacht, was in China geschieht? Doch später werde ich noch einmal darauf zurückkommen. Trotzdem bleiben Christen weltweit bedrängt. Das Leiden vieler Schwestern und Brüder, die um Jesu willen leiden, geht weiter.
Ich möchte immer wieder betonen: Wenn Sie an den riesigen Kontinent Asien denken – von Persien über Indien, Burma, Nepal, Pakistan, hinüber nach Malaysia und Japan – gibt es keine einzige Entscheidung für Jesus, die nicht mit einem ganz schweren Martyrium erkauft ist. Das muss man hier einmal klar sagen. Der Preis, den Menschen dort zahlen, ist sehr hoch.
Wir haben das in Indien erlebt. Als dieser Missionar Stehns mit seinem Sohn im Auto verbrannt wurde, war er nur einer von vielen. Eine amerikanische Mission hat einen großen Fehler gemacht, indem sie viele ihrer indischen Partner-Evangelisten im Internet mit Foto und Adresse veröffentlicht hat. Diese wurden alle ermordet.
Das war ein großer Fehler, denn der dort herrschende Hinduismus ist völlig unduldsam. Oft ist es der eigene Vater, der die Hütte seines Sohnes anzündet, wenn dieser sich zu Jesus bekennt. Wir können nur aus der Ferne ahnen, welches Leid in den Dörfern und abgelegenen Gebieten ertragen wird.
Im Buddhismus ist es ebenfalls sehr schwer. Wenn Menschen sich für Jesus entscheiden, müssen sie großes Leiden ertragen. Wir kennen das auch aus dem Islam, etwa aus Sumatra. Ich habe selbst von vielen gehört, wie der eigene Vater jemanden mit kochendem Wasser überschüttet hat, um ihn zu quälen und zum Widerruf zu bewegen. Oft geschieht das in der eigenen Familie. Dann wird jemand ausgestoßen und verliert alle Kontakte.
Ich möchte Ihnen heute Abend nicht nur all diese schrecklichen Dinge erzählen. Vor ein paar Tagen ist ein Bericht aus dem Norden Nigerias eingegangen – wir verlassen für einen Moment Asien.
Unsere Mitarbeiterin Eva Maria Munsinger, die 14 Jahre Erfahrung in Pakistan hat, berichtet von einem Ort im oberen Industal bei den Pastunen, wo sich heute Bin Laden versteckt hält. Sie ist eine engagierte Frau, die sagt: „Ich kann das nicht mehr erzählen, wie diese islamistischen Horden in einen Gottesdienst einstürmen und vor den Augen der Mutter ein Kind zerstückeln.“
Gewalt und Verfolgung in Nigeria und Indonesien
Wie an der Straße eine Christin mit kochendem Fett überschüttet wird, das passiert im Norden Nigerias, wo ein christlicher Staatspräsident im Amt ist. Dort treffen sich Minister zur Gebetsgemeinschaft, doch sie können nichts gegen die Übermacht ausrichten.
Im Norden war einst die Bevölkerung ganz islamisch geprägt. Heute ist dort das Recht der Scharia eingeführt worden – gegen den großen Widerstand der Christen, die davor gewarnt hatten. Heute herrscht dort Chaos, weil es kein vernünftiges Menschenrecht mehr gibt.
Durch die treue Missionsarbeit der Evangelical Churches of West Africa, der EKWA-Kirchen, einer sehr lebendigen Gemeinschaft, die viele Missionare ausgesandt hat, sind zahlreiche Muslime zu Jesus gekommen. Und dann beginnt immer die Unruhe, die Feindschaft. In unseren Zeitungen wird das meist als Religionsstreitigkeiten dargestellt.
In einer Denkschrift, die von der Studentenmission Nigerias herausgegeben wurde, wurde erneut beklagt, dass eine ganze Reihe von Falschinformationen verbreitet wird. Die Christen halten sich meist still. Unsere Mitarbeiterin Eva Maria Munzing war vor wenigen Monaten dort und konnte kaum fassen, wie eine Kirche in zehn Jahren fünfmal abgebrannt wurde. Die Menschen haben alles verloren: Viele Pfarrhäuser sind in Flammen aufgegangen. Alles, was sie hatten – ihre Gitarren, ihre Liederbücher – ist zerstört.
Der Anlasspunkt war oft ähnlich: In Kano an der Universität veranstaltet die Studentenmission einen Abend. Dabei tritt unter anderem eine junge Frau auf, die erzählt, dass sie früher Muslimin war und dann Jesus gefunden hat. In dieser Nacht brennen die Kirchen in Kano – alles nur wegen des Zeugnisses von Jesus.
Wir erzählen diese Geschichten nicht, um emotional aufgeladen zu sein oder belastet zu werden. Doch wir wissen: Das Evangelium von Jesus ist ein Fremdkörper in der Welt. Wir sind oft feige und schrecken zurück, wenn wir Widerstand spüren.
Wer von ihnen im Presbyterium sitzt oder in seiner Heimatgemeinde evangelistisch wirken will, wundert sich oft, warum Mitchristen plötzlich so fanatisch reagieren und sagen: „So wollen wir das nicht, wir wollen es nicht so pietistisch.“ Das Evangelium von Jesus ist für die Menschen ein Fremdkörper – so wie es auch für uns selbst war. Erinnern Sie sich noch, wie Sie vielleicht einst Ihrer frommen Mutter oder jemand anderem entgegengetreten sind, als Sie Ihre Freiheit suchten?
Nicht nur in den genannten Ländern gibt es schwere Leiden. Auch unsere Mitchristen in Indonesien leiden sehr. Vor 14 Tagen wurden wieder 35 Christen auf der Insel Ambon ermordet. Der Leiter eines Bibelseminars wurde auf grausame Weise getötet.
Was haben die Christen getan? Auf Ambon sind die meisten Christen vertrieben worden. Früher lebten dort etwa 90 Prozent Christen. Professor Nenere, den wir vor einiger Zeit hier zu Vorträgen hatten, war Leiter der staatlichen Universität auf Ambon mit zehntausenden Studenten. Alles wurde niedergebrannt, die Christen vertrieben.
Bis heute kann das Militär keinen Frieden auf Ambon garantieren. Oft paktiert das Militär mit islamistischen Gruppen. Wer sich dafür interessiert, kann im Internet nach „Lasker Dschihad“ suchen. Das ist eine bewaffnete Kampfgruppe mit etwa zehn Kämpfern, die sich in Indonesien aufhalten. Sie werden von Saudi-Arabien bezahlt und verbreiten ihre Propaganda im Internet auf Englisch. Dort erklären sie, warum die Christen völlig aus Indonesien beseitigt werden müssen.
Der Sohn von Professor Nenere wurde auf einem Schiff, als sie nach Surabaya flohen, von jungen Leuten mit einer Machete ermordet. Sie haben ihn nur gefragt: „Bist du Christ?“ – und dann war es um ihn geschehen. Er war 24 Jahre alt.
In Indonesien sind tausend Kirchen abgebrannt. Doch die Christen haben nie Rache genommen. Stattdessen treffen sie sich in den Trümmern ihrer Kirchen und beten für ihre Verfolger.
Es ist wichtig, dass wir wissen, wie wir einst für Christen in Bedrängnis gebetet haben, damit sie mit Freimut das Wort sprechen – ein Wort, das gerade für Muslime, Buddhisten und Hindus das Wort Jesus ist und das, was Jesus bringt: den Frieden, den er geben kann.
Aktuelle Berichte und Ermutigung trotz Verfolgung
Heute Abend möchte ich Ihnen keine bedrückende Geschichte über diese Verfolgungen erzählen. Diese können Sie auch selbst abrufen. In der Evangelischen Allianz gibt es eine Gruppe, die von Pfarrer Doktor Murdoch geleitet wird. Er war selbst einmal als Geisel in Afghanistan entführt worden und ist ein ehemaliger Missionar. Diese Gruppe gibt die neuesten Nachrichten heraus. Zwei- bis dreimal in der Woche können Sie dort genau verfolgen, was in allen Details geschieht, auch in den arabischen Ländern.
Ich möchte Ihnen sagen, dass gerade Jesus heute ganz wunderbar und mächtig wirkt, mitten in diesen Verfolgungen. Besonders wenn wir noch einmal hören, was etwa in Indonesien geschieht, diesem merkwürdigen Land. Indonesien ist das größte und bevölkerungsreichste Moslemland der Welt mit über 200 Millionen Muslimen, verteilt auf 13.000 Inseln. Das ist eine interessante geografische Situation, die es in keinem anderen Land der Welt so gibt.
Interessanterweise müssen Sie wissen, dass Muslime sehr differenziert betrachtet werden müssen. Die meisten Muslime sind sehr offen für das Evangelium. Zum Beispiel sind die Muslime auf Java sehr offen. Auch viele Türken, unter denen sie leben, zeigen eine große Offenheit. Man sollte das nicht mit einem Feindbild betrachten und sagen: „Aha, das sind Muslime.“ Viele haben eine liberale Einstellung zu ihrem Islam und suchen Gott. Durch den Terrorismus sind viele Muslime zusätzlich fragend geworden.
In Indonesien gibt es seit 55 Jahren keine Kolonialregierung mehr. Die Kolonialregierung hinterließ dort sehr traditionelle, lebendige Kirchen. Das war die damalige Kolonialmission, die ebenfalls eine bedrückende Geschichte ist. Dort wurde der holländische Talar eingeführt, mit dicker Fütterung. Man stelle sich vor: Bei Temperaturen von 40 Grad im Schatten trabt der Pfarrer so herum – das ist einfach Idiotie. So läuft das alles in der äußeren Form, wie wir Kirche oft in ihrer toten Weise kennen.
Aber in Indonesien gibt es viele Evangelikale. Was bedeutet das? Evangelikal heißt, der absoluten Autorität der Bibel verpflichtet zu sein. Das schreibt auch der Duden. Diese evangelikalen Gruppen haben so missioniert, dass von den damals fünf gläubigen Christen heute vielleicht 25 Prozent der Bevölkerung Christen sind. Das ist eine ungeheuer große Zahl.
Die Regierung gibt diese Zahlen nicht mehr heraus und erhebt sie auch nicht mehr, weil sie Angst hat, dass sie damit den Konflikt nur noch schürt. Doch immer wieder sagen die Indonesier, die Zahl liegt sicher über 20 Prozent und könnte sogar 25 Prozent der Bevölkerung sein. Das ist der Grund, warum die radikalen Islamisten so ungeheuer heftig losschlagen.
Zeugnisse von Glaubensmut und Bekehrungen
Und wenn sie jetzt fragen, wie das geschieht, nenne ich ein Beispiel aus dieser Zeit. Professor Nannere, der in den Vorträgen bei uns war, berichtet, wie er nach Ambon kommt. Diese Insel ist Schauplatz furchtbarer Kämpfe, auf der bis heute jede Nacht geschossen wird und die meisten Christen vertrieben sind. Dort liest er, dass eine Open-Air-Evangelisation stattfindet.
Er fragt sich, wer denn noch den Mut hat, zu evangelisieren. Dann trifft er auf einen Prediger, der dort spricht. Dieser sagte: „Ich war Lasker-Dschihad-Kämpfer. Als wir eine Kirche anzündeten, bin ich mit Christus begegnet.“
Das ist ganz interessant, denn bei Muslimen hört man oft solche Geschichten. Wahrscheinlich, weil wir sie mit dem Evangelium gar nicht erreichen. Das Interessante ist: Das war nur bei ihrer Bekehrung so. Danach haben sie keine Träume und Visionen mehr. Stattdessen lesen sie die Bibel. Die Bibel ist immer mehr wert als alle Träume und Visionen.
Der Prediger erzählte außerdem, dass sie siebzehn ehemalige Terroristen haben, die heute als Evangelisten in Indonesien tätig sind. Jesus ist stärker als alle Feinde. Wir sollten mehr mit dieser Macht von Jesus rechnen. Noch nie sind so viele Muslime Christen geworden wie in diesen Tagen – weltweit und mitten in einer ganz furchtbar schweren Verfolgung.
Ich darf Ihnen immer wieder Mut machen: Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn und erzählen Sie nur von Jesus. Kein Wort mehr über Religion oder Koran, lassen Sie das alles weg! Erzählen Sie, machen Sie Mut und laden Sie ein!
Mission und Wachstum in Nigeria
Im Norden Nigerias, also in Afrika, ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land des Kontinents. Jeder vierte Afrikaner ist Nigerianer. Nigeria liegt in Westafrika, wenn man sich das geografisch vorstellt. Das ist ganz wichtig zu wissen: Jeder vierte Afrikaner stammt aus Nigeria. Es ist ein riesiger Staat mit großen Erdölvorkommen, aber auch ein sehr unruhiges und zerrissenes Land.
Die Mehrheit der Bevölkerung sind immer noch Christen, doch der Norden war lange Zeit überwiegend islamisch geprägt. Dort gab es evangelikale Kirchen Westafrikas, sogenannte Äquakirchen, die bereits in den 1960er Jahren ein beeindruckendes Programm aufgestellt hatten. Sie wollten gezielt die dunklen Regionen im Norden missionieren.
Die gesamte Missionierung Nigerias war ein großes Abenteuer. Die ersten Missionare sind ums Leben gekommen. Erfahrene alte Missionare sagten, das werde nie gelingen, weil es medizinisch sehr gefährlich sei und viele krank würden. Es waren enorme Opfer nötig. Es waren amerikanische Missionare, die im sudanesischen Gebiet des Tiriamischen Sudan arbeiteten. Damals bezeichnete man nicht das heutige Land südlich von Ägypten als Sudan, sondern den anglo-ägyptischen Sudan, einen breiten Streifen, den man heute als Sahelzone bezeichnet. Das Wort „Sudan“ hat also eine doppelte Bedeutung.
In den 1960er Jahren haben diese Missionare zusammen mit vielen wachen Christen überlegt, wie man missionieren kann. Heute gibt es oft Diskussionen über Methoden, wie Gemeinden lebendig werden sollen. Ich finde es schade, wenn man die Methoden zu sehr vereinfacht. Es gibt viele verschiedene Wege, und wir sollten vielseitiger werden.
Vor allem ist interessant: Die meisten Menschen werden durch das persönliche Zeugnis von Christen zu Jesus geführt und nicht durch große Veranstaltungen. Ich habe es zwar nie statistisch erhoben, aber ich behaupte, dass 90 Prozent aller, die Jesus gefunden haben, es durch persönliches Zeugnis geworden sind – durch das Weitersagen.
Die Methode, die angewandt wurde, war schon aus Mittelamerika bekannt: Die Gemeinde wurde ein Jahr lang auf das persönliche Zeugnis vorbereitet. Es ging nicht darum, viele Veranstaltungen zu organisieren, sondern regelmäßig zu beten. Nach elf Monaten, dann nach zehn Monaten, ging jeder zu seinen Leuten. Man stellte sich genau vor: „Ich gehe zu meinem Kaufmann, zu meiner Nichte, ich möchte sie besuchen und mein Zeugnis weitergeben.“
Man bereitete sich ein Jahr lang im Gebet vor und bat Gott darum, dass er durch die Gemeinde spricht und wie man Zeugnis geben soll. Es war kein langes Wort, sondern ein ganz schlichtes Zeugnis in wenigen Worten, das man aufschrieb und darüber betete, dass es ankommt. Es war also eine Mobilisierung der Gläubigen zum Weitersagen.
In den 1960er Jahren waren nach wenigen Tagen die Buchhandlungen mit Bibeln leergekauft, weil so viele Muslime eine Bibel, vor allem das Neue Testament, lesen wollten. Das hat im Norden Nigerias bis heute angehalten. Die Gemeinden haben richtige Bewegungen gestartet. Sie zogen wochenlang weiter in die Dörfer und fragten bei den Mullahs nach, ob sie dort erzählen dürfen, was ihr Herz erfüllt hat. Die Mullahs erlaubten es, und plötzlich wurde in muslimischen Dörfern von Jesus berichtet.
Das waren ganz normale Menschen aus dem Alltag, so wie Sie und ich, die einfach erfüllt waren vom Glauben und es weiter erzählten. Im Norden Nigerias sind die Gemeinden seitdem enorm gewachsen und tun das bis heute. Diese Kirche hat darüber hinaus mehr als tausend Missionare in fremde Kulturen ausgesandt.
Wir haben dort oben im Norden Nigerias eine aktive Kirche, die stark wirkt. Es ist mir wichtig zu sagen: Wir dürfen uns nicht nur an den schrecklichen Opfern aufregen, die dort geschehen. Obwohl die lieben Mitbrüder und Mitschwestern dort müde werden und keine Kraft mehr haben, fragen sie: Warum hört das nicht auf?
Das zeigt sich auch im aktuellen sieben Seiten umfassenden Aufruf, den sie geschickt haben. Sie wissen oft nicht mehr, was sie noch tun sollen. Die Regierung kann die Lage nicht mehr kontrollieren. Die Menschen sind der Rechtlosigkeit ausgeliefert, und die Terrorgruppen tun, was sie wollen.
Doch wir merken: Letztlich ist das nur die Reaktion des Feindes, der in seiner großen Schwäche operiert und hier noch kämpft, weil das Wort des Evangeliums überall Wunden in den Herzen schlägt, trifft und die Menschen erreicht.
Herausforderungen und Erfolge im Südsudan
Jetzt springe ich mit Ihnen ein, weil ich hoffe, dass Sie nicht durcheinanderkommen. So dürfen Sie die Geografie auch wieder verlassen, wenn wir das dann erleben.
Wir können jetzt vom Südsudan erzählen, wo dieser 25-jährige Bürgerkrieg mit 2,5 Millionen Toten stattfand. Stellen Sie sich mal vor: Wir hatten erfahrene Schwestern, die wir ausgesandt haben. Sie waren schon im Sudan und haben dort im Süden gearbeitet. Nach drei Wochen mussten wir sie in einer Notfall-Expedition bergen. Sie sagten, das halten wir nicht aus, da geht man über Menschenknochen.
Wie dort im Südsudan die Leute nicht einmal beerdigt werden konnten, die dort umgekommen sind – das geht ja bis in unsere Tage hinein weiter. Gott hat einen ganz großen, herrlichen Sieg und eine wunderbare Erweckung bewirkt. Gottesdienste mit zwei- bis dreitausend Leuten, die aus dem Heidentum kommen. Durch diese ganze Drucksituation sind sie aufgewacht und lebendig geworden.
Wir haben hier eine ganze Reihe von Mitarbeitern in verschiedenen Diensten. Ich kann jetzt vielleicht mal kurz erzählen, was wir eigentlich wollen. Wir wollen mit unseren beiden Wegen überhaupt nichts machen. Wir wollen bloß die Christen fragen, die bedrängten Christen: Wie können wir euch helfen?
Dann kommt meist – wir denken immer, sie sagen: Gebt uns Essen, gebt uns Saatgut, helft uns, dass unsere Häuser aufgebaut werden. Für uns überraschend kommt im Südsudan immer: Helft uns beim Druck der Bibeln, helft uns beim Druck unserer Katechismen. Und man sagt: Aber was ist, ihr habt doch nichts zum Nagen und zum Beißen?
Sie wissen noch, wie es 1945 war und wie es in Kriegsgefangenenlagern war, dass in der großen Not die geistlichen Fragen die wichtigsten sind.
Wir haben dort auch ein Lehrer-Ehepaar aus dem Badischen, die ganz toll wieder anfangen, Lehrer auszubilden. Seit 30 Jahren wurde ja keine Schule mehr gehalten. Und das ist so furchtbar: Wie sollen denn die Kinder einmal etwas lernen können, wenn sie gar nicht lesen können? Es gibt Pastoren, die Analphabeten sind und nicht lesen können. Die können immer die Bibel lesen.
Es war wichtig, dass die Schulen wieder losgehen, wenigstens an einem Platz. Wir hatten dann unsere Krankenschwestern. Ich habe Ihnen von den zwei erzählt, die man zurückbringen musste, weil sie psychisch so erschüttert waren. Es sind ganz zarte, schwache Frauen, die jetzt jahrelang dort in Katastrophengebieten waren. Eine von ihnen macht dort Basisgesundheitsdienst.
Das ist ein ganz einfaches Ding: Wie kann man das Wasser sauber machen? Man hat ja keine Kläranlage, man hat keinen Chlor, man hat überhaupt nichts. Man nimmt einen Plastikbeutel, füllt Schmutzwasser hinein und legt ihn in die Sonne. Nach drei Stunden ist das Wasser gesund. Die Sonne tötet die Bakterien.
Wie müssen die Säuglinge versorgt werden? Durchfall ist so schlimm. Wie kann man das stoppen? Dann das Wunderbare, wo schon Professor Schäfer drehte – es ist ja das Heft dabei – von einer Mal die natürliche Medizin: Die unreife Papaya ist das beste Mittel sowohl gegen Durchfallerkrankungen als auch das beste Wundheilmittel. Von keinem anderen medizinischen Medikament kann man das so gleich behandeln.
Alles, was sie dort machen, geschieht an einem Ort, wo Bomben von der Zentralregierung geworfen werden. Die Menschen müssen in die Schützengräben rennen, um sich zu schützen. Als ein Dorf abgebrannt war, habe ich eine unserer Mitarbeiterinnen in Nairobi getroffen. Sie sagte, sie müsse nach Hause, sie sei das einzige Kind ihrer Mutter.
Sie wurde 13 Stunden später von UNO-Leuten geborgen. Sie hatte ein Handy dabei, das war ihr Glück, sonst hätte man sie gar nicht finden können. Sie überlebte. Und dann sagt sie: Nein, ich gehe nicht zurück, ich muss zu diesen Leuten. Ich kann sie doch jetzt nicht im Stich lassen – das ganze Dorf ist abgebrannt.
Sehen Sie, das ist so wunderbar, dass wir einfach davon wissen. In dieser Situation geschieht ganz viel. Dort gibt es ein Hilfswerk, das die Evangelikalen aus Amerika, Australien und England zusammen gegründet haben: Across. Dort geschieht die Hilfe für all die Dörfer. Unsere Mitarbeiter arbeiten auch in Jiu Jiu mit.
Das sind die Siege Jesu, dass er plötzlich dort, wo man sagt, es ist alles vergebens, auf einmal Christen leben, Mut haben, Zuversicht haben, sich einsetzen und wieder aufbauen, obwohl alles so hoffnungslos ist.
Sehen Sie, das macht auch das so anders. Im staatlichen Entwicklungsdienst herrscht eine große Resignation. Was kommt eigentlich heraus? Die große Frage: Was denken Sie, was aus den 17 Milliarden geworden ist, die die Europäische Union bei Arafat in die Taschen gesteckt hat?
So ist es bei der Entwicklungshilfe oft, dass keine Leute da sind, die Vertrauen haben. Bei Christen geht es jetzt gar nicht um große Summen, sondern darum, dass Menschen verändert werden, neu werden, Verantwortung übernehmen und dann plötzlich handeln, tätig werden und wirken.
Eindrücke aus Kuba und die Lage der Christen dort
Nach vielen Jahren war ich vor wenigen Monaten wieder in Kuba. Ja, Touristen reisen auch nach Kuba. Kuba ist wunderschön, doch wir waren nicht an den Stränden, sondern an anderen Orten.
Man braucht ein Visum, das allein 170 Dollar kostet, wenn man Gemeinden besuchen möchte – mit einem Touristenvisum. Die Christen dort geraten dadurch in große Not. Aufgrund der Entfernungen schaffen sie es kaum, die Gemeinden zu besuchen. Außerdem merkt man erst dann, wie die touristischen Gebiete überwacht werden. Es wird genau darauf geachtet, dass niemand das touristische Gebiet verlässt, ohne unter Kontrolle zu bleiben. Kommunisten waren schon immer Weltmeister in Überwachung.
Was ich dort erlebt habe, hat mich erschüttert. Das geht nun schon viele Jahrzehnte so. Fidel Castro herrscht über das Land, und die Armut ist riesengroß. Nun sagen Sie vielleicht, ich sei durch die Städte gefahren und habe eine Rundtour im Bus gemacht. Die Läden sind übervoll, die Schaufenster sind gefüllt. Es gibt alles, was man sich vorstellen kann: Ritter Sport Schokolade, Blend-a-med Zahncreme – alles ist vorhanden, aber nur gegen Dollar.
Doch wie bekommt ein Kubaner Dollar? Durch Umtausch? Nein, das ist nicht möglich. Ein Pastor verdient umgerechnet in Peso etwa sechzehn Euro im Monat, aber er kann nicht umtauschen. Mit diesen sechzehn Euro muss er seine Familie ernähren. Mit den Pesos kann er nur in ganz bestimmten Läden einkaufen. Dort bekommt er mit Lebensmittelkarten zwei Eier im Monat, doch meist sind diese nicht lieferbar. Praktisch hat er nur das, was er selbst anpflanzt oder tut.
Die Situation ist katastrophal. Die Amerikaner boykottieren den Handel mit Kuba, sodass kaum Dollar ins Land kommen. In meiner großen Bibelschule, die aufgebaut wurde und die wir unterstützt haben, habe ich 40 Dollar drei Tage lang in meiner Unterwäsche in einem Plastikbeutel bei mir getragen. Es ist ein unheimliches Gefühl, irgendwo überfallen zu werden, wenn man durch die Hauptstadt geht.
Sie können sich nicht vorstellen, was das bedeutet. Das Baumaterial muss in Dollar bezahlt werden, das verursacht enorme Kosten. Mit der Summe, die damals aus Deutschland kam, konnte ein großes Bibelseminar gebaut werden.
Wir wurden gebeten, die Freizeitsendungen zu unterstützen. Das war schön, wenn man hier auf der Langenstein Barhöhe steht und das sieht. 90 Prozent der Gemeinden sind in Kuba illegal, so wie im Sozialismus üblich. Sie brauchen eine Registrierung. Erinnern Sie sich an die registrierten Gemeinden in Russland? Die standen alle klar zum Evangelium, doch nur zehn Prozent haben es geschafft.
Als wir dort waren, wurden in den letzten vier Wochen mehrere Kirchen von der Polizei abgerissen. Es sind ganz einfache Hütten, doch sobald man sagt, sie seien illegal, werden sie zerstört. 90 Prozent der Gemeinden sind gar nicht legal, obwohl sie seit Jahren die Registrierung eingereicht haben. Die Behörden wollen nicht, dass die Gemeinden anerkannt werden.
Nun haben sie zwei Freizeitstätten, einfache Camps mit einfachen Hütten. Sie haben die Genehmigung bekommen, 50 Betten zu betreiben. Sie müssen sich vorstellen, wie einfach die Betten sind – alte Klappbetten. In Kuba ist alles sehr primitiv. Nun dürfen sie die Betten auf hundert verdoppeln. Wir wurden um achttausend Euro gebeten, mit denen die gesamte Freizeitanlage so ausgebaut werden kann, dass hundert Betten vorhanden sind.
Jedes Wochenende werden die Pastoren zusammengerufen. Dort hält dann ein anderer den Gottesdienst und Schulungskurse ab, weil viele keine Bibelschule besuchen können. Die Pastoren sind junge Leute, brennend für Jesus, aber ohne Ausbildung.
Als ich zurück war, schrieb mir der Präsident der Baptistenkirche. Das bezieht sich nur auf einen Teil Kubas, der bis nach Guantanamo reicht. In Guantanamo gibt es auch eine Gemeinde, nahe dem Gefangenenlager, wo die Amerikaner Al-Qaida-Leute festhalten. Dort unten, in der stark eingegrenzten Zone, befindet sich auch der große Stützpunkt der Amerikaner.
Er schrieb zurück, dass im letzten Jahr viel Arbeit geleistet wurde: 20 neue Gemeinden sind entstanden, 2400 Menschen haben sich taufen lassen und 20 Menschen haben sich bekehrt – alles in einer Kirche Kubas innerhalb eines Jahres. Presse ist keine möglich, nichts darf irgendwo mitgeteilt werden. Was machen sie? Wie in Russland.
Ich hatte den Eindruck, wir fuhren mit einem uralten Fahrzeug. Schon morgens, wenn man von diesem Camp aufbricht, trifft man einen Pastor, der Hausbesuche macht. Das Mittel ist bei uns fast vergessen, aber in Kuba baut die Gemeinde Jesu vor allem durch Hausbesuche auf.
Von morgens halb zehn bis abends sieben gehen sie zu den Nachbarn und fragen, wo jemand krank ist. Sie fragen nicht, ob die Person zur Kirche gehört. Dann besuchen sie die Kranken und trösten die Trauernden. Atheismus und Kommunismus haben kein Evangelium für die Armen.
Die Christen nutzen die offene Tür durch ein freundliches Auftreten. So verbreitet sich das Evangelium, und die Menschen kommen in die Gemeinden. Der Leiter der Bibelschule zeigte mir seine Schuhe, ohne Schuhsohle, die alte war zerbrochen. Er kann keine neuen kaufen.
Man gerät fast in Versuchung zu helfen. Doch wir haben eine strikte Regelung: Wir fangen nicht an, materielle Nöte zu stillen. Das führt nur zu Neid und Streit. Wir lassen die Menschen selbst entscheiden, was Priorität hat.
Dann kommen sie und helfen uns beim Ausbau des Bibelseminars und beim Druck. Wir arbeiten gerade an einem alten Gestätener, der jetzt elektronisch neu aufgelegt wird. So kann man besser kopieren. Bei den Kopiermaschinen ist das schwierig. Wir kämpfen mit der Regierung, damit sie die Einfuhrgenehmigung erteilt.
Das ist ein tolles Gerät, keine Druckmaschine, sieht aber aus wie gedruckt. Damit kann man 3000 Kopien anfertigen. Das wäre wunderbar für die Kirche. Wir kämpfen noch um die Einfuhrgenehmigung.
Das Wunder ist zweimal geschehen: Wir erhielten einen Container mit zehn Büchern, hauptsächlich Bibelauslegungen bester Qualität in spanischer Sprache und Konkordanzen. Wir arbeiteten lange mit Missionen zusammen, die im spanischsprachigen Raum tätig sind. Jeweils 3000 Exemplare wurden legal eingeführt. Für uns war das ein Wunder.
Wir haben es bis zum Schluss kaum geglaubt. Wir dachten, diese Halunken würden uns am Ende noch irgendwo hereinlegen. Doch das Tolle war: Sie führten Seminare mit den Pastoren durch. Am Ende der Fortbildung erhielten die Teilnehmer als Belohnung die Bücher.
Die Freude war groß, dass sie Bibelstellen nachschlagen und sehen können, was die Ausleger dazu sagen. So bleiben sie in der rechten Lehre des Evangeliums. Das ist sehr wichtig. Eine Konkordanz braucht man.
Gott wirkt in Kuba so mächtig, dass man fast den Eindruck hat, Fidel Castro und sein Kommunismus geraten in eine noch größere Krise. Darum muss er immer wieder das Ventil öffnen und solche Dinge genehmigen.
Sie haben sogar plötzlich die Erlaubnis bekommen, in einem großen Stadion in der Hauptstadt eine Evangelisation abzuhalten. Das liegt daran, dass sie den Mut haben, immer wieder voranzugehen. Die Christen können dort gar nicht mehr übersehen werden.
Es gibt auch liberale Kirchen, deren Namen ich nicht nennen möchte. Wir kennen oft solche Strömungen, wie auch bei uns, die durch liberale Theologie müde geworden sind und kein Feuer mehr haben.
Aber was uns sehr beeindruckt hat: Unser Herr wirkt auch in Kuba und baut seine Gemeinde auf ganz mächtige Weise.
Eindrücke aus Zentralasien und Herausforderungen der Mission
Es ist immer schwierig zu entscheiden, was man noch erzählen sollte. Der frischeste Eindruck war Zentralasien. Die alten Russlandreisenden, die als Bibelschmuggler unterwegs waren – an der langen Steinbacher Höhe war ja ein Zentrum des Bibelschmuggels in den Osten – viele haben dort viel gewagt.
Ich wurde nach Almata eingeladen. Almata heißt heute Almaty. Das war manchmal schwierig, denn zu dem Termin wollten sie, dass ich eine Bibelarbeit halte. Sie hatten eine Konferenz geplant, und ich war in meinem ganzen Leben noch nie im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.
Manche meinen, ich reise die ganze Zeit nur herum, aber ich bin sehr bescheiden an meinem Platz geblieben. Dort in Zentralrussland hat es mich immer interessiert. Ich wollte doch mal dort sein, wo ich durch meine Mitarbeit bei Licht im Osten so viel erlebt habe – in Almata.
Wie ich dort war, war es aber kompliziert. Die beiden Wochenenden waren belegt, da wurden Enkel konfirmiert. Da habe ich gedacht: Mensch, der Flugpreis ist 1295 Euro, selbst wenn man die billigste Fluglinie nimmt. Ich habe bei KLM gefragt, ob sie mir die Meilen gutschreiben, denn es gibt ja schon ein Meilen-Bonussystem. Dann haben sie mir den ganzen Flug kostenlos gegeben. Das wurde von Herrn bestätigt. Ich will da auch nichts verbrauchen, ich bin ja auch nicht angestellt bei Hilfe für Brüder. Ich bin ehrenamtlicher Rentner, der mithilft und seine Mitarbeit leistet.
Aber wie ich dorthin gekommen bin, wusste ich nicht. Kasachstan ist halb so groß wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Kasachstan mit der Karaganda-Steppe, dann kommt Kirgisien, dann Usbekistan, Turkmenistan. Das ist riesiges Zentralasien. Und das war immer noch das unerreichte Feld. Die alten Islammissionare haben schon 1910 bei der Weltkirchenkonferenz von Edinburgh gesagt: Die große Aufgabe im zwanzigsten Jahrhundert wird es sein, Zentralasien für Jesus zu erobern. Damals war das nicht möglich, der eiserne Vorhang hat alles zugemacht.
Man müsste etwas Geographie wissen: Zentralasien liegt südlich vom Ural, der Kaschbisee ist nördlich von Indien. Das ist Zentralasien. Das Evangelium hat sich dort nie richtig verbreitet. Es gab eine orthodoxe Kirche in der Mitte, das hat der Zar so eingerichtet. Aber die Orthodoxen haben nie missioniert.
Ich habe oft mit den Deutschrussen gesprochen: Warum bringt ihr das Evangelium nicht zu den Kirgisen, zu den Tadschiken und zu den Usbeken? Da haben sie gesagt: Die stinken so. Ja, liebe Leute, es ist immer eine Schande, dass wir Christen bei der Zigeunerarbeit unsere Vorurteile haben. Dabei stinken wir ja genauso. Ich kann einen nicht riechen. Wir riechen es nicht, weil wir aus dem gleichen Kulturraum kommen. Aber die Asiaten leiden schrecklich an unserem Geruch, den man in unseren Zimmern und Wohnungen hat.
Das ist eine ganz komische Sache bei den Völkern: Man merkt, dass man einen nicht riechen kann, hat aber schon ein Vorurteil, und möchte deshalb nichts mit ihm zu tun haben.
Und da waren ein paar mutige Leute, die zurückgeblieben sind, wie Heinrich Voth und andere in Frunze. Sie haben 1989 mit der Mission begonnen, als der eiserne Vorhang fiel. Auf der Konferenz waren 500 Vertreter dieser Völker dabei: Kasachen, Kirgisen, Usbeken, Turkmenen. Das war wunderbar. Es wurde kniend gebetet, ganz nüchterne Bibelarbeiter. Ich mache das heute Abend nicht drei Stunden, so verstehen Sie das. Der Hunger ist ganz riesig groß.
Da war die Witwe eines tadschikischen Evangelisten dabei, der vor acht Wochen von Muslimen in Tadschikistan erschlagen wurde. Die Christenverfolgung ist in diesen Ländern auf der Kippe. Dann sagten die Brüder: Liebe Schwester, wir tragen dich, aber es wird noch mehr Opfer geben. Wir wollen Jesus treu sein und trotz aller Behinderungen sein Evangelium weitersagen.
Verstehen Sie, diesen Geist brauchen wir wieder in unseren Gemeinden. Darum freue ich mich, dass Sie heute Abend gekommen sind und dass ich Ihnen das einfach übermitteln darf.
In Turkmenistan ist es genauso: Dort gibt es eine sehr schwere Christenverfolgung. Aber in Kasachstan wurden hunderttausend Neue Testamente verteilt. Wir haben immer mit ihnen gestritten, dass es doch gar keinen Wert hat, wenn man Muslimen das Evangelium gibt. Wir wollen ihnen doch nicht Anzündpapier liefern. Zum Ofenanzünden kann man immer Papier brauchen, verstehen Sie? Wegwerfpapier, sie haben ja nicht so viel Papier wie wir.
Nein, Sie ahnen gar nicht, wie sehr die Leute das Evangelium lesen wollen. Der Islam wurde ihnen einst nur von den Tataren aufgezwungen. Vielleicht sind es nur 200 Jahre, in denen sie muslimisch waren. Es ist eigentlich nie richtig tief gegangen. Die Leute haben eine große Ehrfurcht vor dem Heiligen Buch. Darum liegt es überall an zentralen Plätzen.
Wir können jetzt nur beten, dass diese Saat aufgeht und diejenigen, die dort schon Christen geworden sind, sagen: Ihr ahnt gar nicht, wie offen es ist. Der Kinderevangelisationsbund in Usbekistan, wo es große Christenverfolgungen gibt, erzählt, dass die Hälfte seiner 18 Mitarbeiter Muslime waren, die konvertiert sind. Das Evangelium läuft – trotz aller Behinderungen.
Dann merken wir plötzlich, dass das eine Gegenreaktion ist.
Verfolgung als Zeichen des Wirkens Jesu
Mir ist es ganz wichtig, wenn Sie die Weihnachtsgeschichte lesen. Manche sagen, den zweiten Feiertag brauche man nicht, und in manchen Freikirchen wird der zweite Feiertag gar nicht beachtet. Das finde ich ganz schade.
In unserer Gemeinde haben wir den zweiten Feiertag immer als Stephanustag gefeiert. Dabei haben wir über Offenbarung 13 gepredigt, über den Drachen, der Christus verschlingen will, das Kindlein, das geboren ist. Mit der Geburt von Jesus wütet der Feind. Dort, wo man in das Reich der Finsternis hineinbricht, gibt es natürlich Gegenreaktionen.
Mir ist gegeben eine offene Tür, und viele Widersacher sind da. Lasst euch nicht erschrecken von dem, was da kommt, von der Verfolgung. Denn das ist ein Zeichen, dass Jesus am Wirken ist.
Deshalb ist mir das so wichtig für all diese Länder, in denen wir auch tätig sind, dass wir einmal zur Kenntnis nehmen, was dort geschieht. In Burma, einem Land, das heute noch kommunistisch ist und von einer schrecklichen, intoleranten Militärregierung beherrscht wird, wirkt wunderbar eine Mitarbeiterin von uns. Sie arbeitet dort in den Bergen wieder im medizinischen Dienst, mit staatlicher Genehmigung. Sie kann unheimlich viel tun.
Ähnlich ist es mit unseren Wasserbauingenieuren in Laos. Dort sind die meisten Kirchengemeinden durch die Polizei geschlossen worden. Trotzdem können sie in Gebieten dienen, in denen man es sich kaum vorstellen kann und wo das Evangelium noch nie gepredigt wurde.
Ich möchte vielleicht keine Namen nennen, um es durch die Bänder nicht schwierig zu machen. Aber einer unserer Mitarbeiter hat so entschieden: „Herr, da ist ein Tal, und dort ist noch nie das Evangelium gepredigt worden. Da will ich hinein.“ Er hatte keine Genehmigung von der Regierung und betete immer darum: „Herr, du kannst die Tür öffnen.“
Eines Tages kam der Minister der Regierung dieses kommunistischen Landes zu ihm und sprach mit ihm. Dann sagte er: „Warum arbeiten Sie eigentlich nicht in dem Land, in diesem Tal dort?“ Der Mitarbeiter antwortete: „Ich habe bisher keine Genehmigung bekommen.“ Darauf sagte der Minister: „Ich gebe sie Ihnen hiermit. Arbeiten Sie dort!“
Seitdem ist er seit zwei Jahren dort und verkündet das Evangelium neben seinem Beruf. Das ist wunderbar. Es sind Fachärzte, die das tun. Es ist großartig, dass diese Möglichkeit besteht, auch in Gebieten, die sonst versperrt sind.
Wachstum der Gemeinden in China und Zentralasien
Die amerikanische Zeitschrift Newsweek veröffentlichte im Mai, möglicherweise am 14. Mai oder an einem anderen Datum, einen Artikel mit dem Titel „Onward Christian Soldiers“. Darin ging es um das Wachstum der Christengemeinden in China. Ich habe Ihnen das bereits früher hier erzählt, doch wie Newsweek nun berichtet, gab es in den letzten zweitausend Jahren nirgendwo ein so schnelles Wachstum wie dort.
Im Artikel wird von einer Bibelschule der Untergrundgemeinde im Süden Chinas berichtet. Der Leiter dieser Schule wechselt alle drei Tage seine Handynummer, damit die Geheimpolizei ihm nicht auf die Spur kommt. Im vergangenen Jahr sollen dort 200 Missionare ausgebildet worden sein. Das steht in der amerikanischen Zeitschrift, ähnlich wie im Spiegel oder Fokus, und ist ganz öffentlich nachzulesen.
Von den 200 ausgebildeten Missionaren sind bereits 35 in einem buddhistischen Land tätig, vermutlich in Burma. Einige dieser Missionare arbeiten auch in Ländern des Nahen Ostens. Dort prüfen sie den Einsatz weiterer Missionare, die in diesen Regionen eingepflanzt werden sollen. Das Ziel der Gemeinden ist es, in den nächsten Jahren hunderttausend Missionare von China nach Zentralasien zu schicken. Dieses Vorhaben steht unter dem Leitwort „Zurück nach Jerusalem“. Das Evangelium soll erneut dorthin zurückkehren.
Zentralasien ist die letzte große offene Landschaft der Weltmission. Diese Region war lange Zeit verschlossen, vor allem Länder wie Nepal und andere angrenzende Staaten. Nun soll dieser Missionsboden erneut mit dem Evangelium erfüllt werden. Bis heute sind es vor allem Koreaner, die dort stark wirken. Auch das habe ich vorhin vergessen zu erwähnen: In Alma Ata, genauer gesagt in Usbekistan, wo Christen verfolgt werden, leitet ein koreanischer Pastor eine große Gemeinde. Die Geheimpolizei wagt es nicht, ihn zu bedrängen. Die Arbeitsweise dort unterscheidet sich deutlich von unserer.
Wenn nun die chinesischen Missionare hinzukommen, wird die Bewegung noch stärker. Ein Missionar, der Teil dieser alten Bewegung „Zurück nach Jerusalem“ ist, war 27 Jahre im Straflager. Er war 84 Jahre alt, als er zu seiner Familie sagte: „Ich gehe wieder zurück, dorthin, wo ich einst als junger Mann gearbeitet habe.“ Er zog an die Grenze, wo Pakistan und China sich berühren, um im hohen Alter noch einmal als Zeuge für Jesus tätig zu sein. Die Grenze ist streng bewacht und für ihn unpassierbar, doch seine große Sehnsucht ist es, an diesem Rettungswerk von Jesus beteiligt zu sein.
Die Frage lautet: Wie sehen Sie die Welt? Ich bitte Sie immer wieder, die Welt nicht mit den Augen der Zeitungen oder des Fernsehens zu betrachten. Sehen Sie sie heilsgeschichtlich. Betrachten Sie es so, dass unter allen Nationen und Völkern Jesus verkündet wird.
Abschluss und Gebet für bedrängte Christen
Lassen Sie mich zum Schluss noch das Eindrücklichste mit Ihnen teilen, das ich erlebt habe. Es zeigt, wie unser Herr Jesus unter seinem Volk Israel wirkt.
Wir hatten unseren großen Missionstag im Hospitalhof. Doren Iven Ari, der Generalsekretär der Bibelgesellschaft, der auch hier bekannt ist, berichtete uns davon. Er ging durch den Saal, kam zu mir aufs Podium und sagte: „Du glaubst nicht, wen ich da getroffen habe! Der oberste Polizeichef von Israel, der jetzt im Ruhestand hier unterwegs ist, sammelt Geld für Baumpflanzungen.“ Er fügte hinzu: „Das ist ein Jude. Aber immer, wenn ich in Deutschland bin, ist für mich das größte Erlebnis, an christlichen Missionsfesten teilzunehmen.“
Eine gläubige Frau hatte ihn mitgebracht. Sie sagte: „Immer wenn der Feigenbaum grünt, merkt man, dass der Sommer nahe ist.“ Das ist so beeindruckend.
Bei unserer Jugendkonferenz für Weltmission war auch Eyal Frieden dabei. Er ist ein großartiger Balletttänzer und hat in einer Weltpremiere in Jerusalem die Hauptrolle getanzt. Er war früher in einem Ballettkurs mit John Kranco in Stuttgart. Dort erzählte er unseren jungen Leuten: „Ich bin in Stuttgart in die Eberhardskirche gegangen und habe einen Mann, der dort gebetet hat, auf Englisch gebeten: ‚Erzähl mir etwas von Jesus!‘“
Der Mann schüttelte den Kopf und wusste nicht, was er sagen sollte. Vielleicht konnte er kein Englisch. Es kommen Menschen aus Israel hierher und finden in unseren Kirchen nichts mehr, das sie zum Heil führt. Eyal hat sich später bekehrt. Heute leitet er in Israel eine evangelistische Fernsehsendung.
Er befindet sich gerade in einem schwierigen Prozess. Er wird angeklagt, weil ein junger Mann mit sechzehn Jahren sich zu Jesus bekehrt hat. Ihm wird vorgeworfen, das Proselytengesetz übertreten zu haben.
Wir erleben solche Dinge in unseren Tagen. Wo stehen wir, wenn wir den geistlichen Tod unserer Gemeinden sehen? Dann merken wir, dass es Zeit zum Wachwerden ist. Sie müssen Anschluss an gläubige Christen haben. Sie brauchen Menschen, mit denen Sie beten können. Wir wollen uns den Mund von niemandem mehr verbieten lassen.
Wir wissen, dass wir oft keine sichtbare Frucht sehen. Aber wir wissen auch, dass Jesus der Sieger ist.
Ich hoffe, ich habe Sie nicht verwirrt durch die vielen Geschichten. In dem Buch „In der Spur von Jesus bleiben“ geht es genau darum. Geschichten helfen uns, anschaulich zu verstehen, was eigentlich geschieht. Unsere jungen Leute müssen wissen, dass ein Lebendiger unter uns wirkt. Wir brauchen keine bloßen Lehren, sondern den Herrn, der unter uns ist.
Daher dürfen wir um seine große Ernte bitten.
Zum Schluss: Herr Jesus, wir danken dir, dass du deine Gemeinde baust. Wir denken an die Bedrängten und an die, die in Trauer sind, weil Menschen erschlagen wurden – um deines Namens willen. Du kennst die, die heute Abend Angst haben und keinen Freiraum zum Verkündigen finden. Wir bitten dich, mach sie mutig und stark, dass sie zu dir aufblicken.
Wir danken dir für die ermutigenden Siege. Wir wissen, dass es ausgemacht ist, dass du dein Reich in dieser Welt aufrichtest – trotz allem Thron und aller Feindschaft.
Wir wissen auch um die Stunde der großen Trübsal, die kommen wird, und um die Zeit der Versuchung. Erhalte unsere Gemeinden bei deinem Wort. Hilf uns, nicht lau zu werden und nicht die erste Liebe zu dir zu verleugnen, sondern in der Nachfolge von dir zu bleiben.
Ganz herzlichen Dank, dass du uns weltweit so viel Ermutigung gibst. Wir bitten dich: Erwecke auch uns ganz neu zum Leben! Amen!
