Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll. Deshalb gibt es wieder kurz gehaltene Vorträge.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Ausgangssituation im Titusbrief und der Auftrag an Titus
Heute wird es ganz praktisch. Wo stehen wir? Wir befinden uns im Titusbrief. Gestern haben wir das erste Kapitel abgeschlossen. Dabei haben wir gesehen, dass Paulus Titus auf Kreta zurücklässt, damit dieser Dinge in Ordnung bringt, die noch nicht ganz geregelt sind.
Insbesondere soll sich Titus um organisatorische Fragen kümmern. Genauer gesagt geht es um die Einsetzung von Ältesten, da diese gebraucht werden. Sie sind notwendig, um Irrlehrer abzuwehren. Diese Irrlehrer tauchen in der Gemeinde auf und sagen: „Wenn ihr wirklich gläubig sein wollt, müsst ihr bestimmte jüdische Riten und jüdisches Denken übernehmen. Ihr müsst mitmachen, ihr müsst erst Juden werden, bevor ihr richtige Christen sein könnt. Denn der jüdische Messias funktioniert nur im Blick auf Juden. Wenn du das nicht bist, fehlt dir etwas. Du bist dann sozusagen ein Christ zweiter Klasse. Vielleicht ist schon etwas da, aber es geht noch viel mehr. Wenn ihr auf mich hört, könnt ihr das freischalten – sozusagen ein neuer Level.“
Paulus sagt dazu ganz klar: Nein. An dieser Stelle waren wir stehen geblieben, in Vers 16. Diese Leute kennen Gott gar nicht und sind völlig unbewehrt. Ihr dürft nicht auf sie hören, sondern müsst sie abweisen. Die vordere Front dieser Abweisung sind die Ältesten.
Gesunde Lehre als zentrales Thema
Wir machen jetzt weiter mit gesunder Lehre. Was mir am Titusbrief besonders gefällt, ist, wie gesund gesunde Lehre wirklich ist. Ihr werdet das gleich sehen.
In Kapitel 2, Vers 1 heißt es: „Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt.“ Das ist der Auftrag an Titus, aber natürlich auch an jeden Prediger, der euch begegnet. Wir sollen etwas predigen, was die Bibel als gesunde Lehre bezeichnet.
Gesunde Lehre ist Lehre, die gesund macht. Das ist relativ einfach zu verstehen. Es bedeutet, dass du, wenn du dich daran hältst, mit Gott gut unterwegs bist. Wenn ihr das im Hinterkopf behaltet bei dem, was jetzt kommt, werdet ihr merken: Christsein ist eigentlich super simpel. Wirklich.
Christsein ist vielleicht die einfachste Religion, die man sich vorstellen kann. Es ist entspannt und simpel. Wir leben einfach ein heiliges Leben, genau dort, wo Gott uns hinstellt.
Am Ende ist es so, dass wir ein Gebot haben: Wir sollen lieben – immer besser, immer mehr, richtig lieben, so wie Jesus es uns am Kreuz vorgemacht hat. Dieses Liebesgebot brechen wir auf alle Aspekte unseres Lebens herunter. Es ist wirklich nicht kompliziert.
Wenn ihr in Gemeinden seid, wo ihr manchmal den Eindruck habt, Christsein sei super kompliziert, weil es dort noch tausend Themen gibt, die ihr nicht versteht, dann vergesst das heute einfach mal. Lasst euch auf den Titusbrief ein, denn er bricht die Sache wirklich runter – ganz bodenständig, so dass ich im Alltag einfach erlebe, was es bedeutet, mit Gott zu leben.
Die Rolle der alten Männer in der Gemeinde
Hört euch das an: Wir fangen mit den alten Männern an. Das sind sozusagen die Ersten. Also alte Männer, alles über vierzig. Ja, ihr könnt auch sagen über sechzig, je nachdem, wo ihr in der Bibel hinschaut. Aber ihr versteht schon, das sind diejenigen, die schon eine Weile mit Gott unterwegs sind.
Was heißt gesunde Lehre für alte Männer? Das ist für mich total spannend. Ich lerne den Vers seit ein paar Wochen auswendig. Ihr wisst, ich bin immer dafür, dass man Bibelverse auswendig lernt, wenn sie einen ansprechen. Dieser Vers sprach mich einfach an, warum auch immer. Vielleicht, weil ich in den Spiegel schaute und feststellte, dass auch meine Haare irgendwann grau werden.
Also, was sollen die alten Männer sein? Hier steht: nüchtern, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren. Total spannend! Wenn man sich das mal so anschaut, sollen alte Männer nüchtern sein.
Normalerweise ist dieser Begriff „nüchtern“ ein Begriff, der damit zu tun hat, dass ich nicht betrunken bin. Im übertragenen Sinn kann er auch für Besonnenheit stehen. An dieser Stelle glaube ich, dass tatsächlich die Trunkenheit mehr im Blick ist, weil die Besonnenheit gleich noch einmal genannt wird.
Wenn hier über alte Männer gesagt wird, dass sie nicht betrunken sein sollen, dann nicht nur, weil das in der Antike, gerade unter den Griechen, ein echtes Problem war. Ich glaube, dass alte Männer aufpassen müssen, wenn es um Abhängigkeiten geht, nicht „lachs“ zu werden. Da gibt es natürlich mehr als nur Alkohol. Aber sie sollen sich nicht in Dingen verlieren, von denen man eigentlich sagt: Freund, da hast du nichts verloren, das tut dir nicht gut.
Ehrbar – das ist klar. Das heißt, ich lebe ein Leben, das mir Respekt von anderen Menschen einbringt. Ich strahle als alter Mensch ein Stück Würde aus. Ich bin nicht der vulgäre, oberflächliche Typ ohne Rückgrat. Das ist ehrbar.
Besonnen – klar. Der alte Mann soll ein Typ sein, der nachdenkt, wohin man geht, der Fragen stellt und nicht irgendeinen Blödsinn erzählt. Sondern einer, der in Ruhe antwortet, der sagt: „Hey, das ist ein Problem, lass uns mal gemeinsam darüber nachdenken.“ Das wären meine Gedanken.
Und dann: gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren.
Die besondere Herausforderung für alte Männer
Und eigentlich habe ich mich gefragt, warum ich alten Männern so etwas sagen muss. Eigentlich müsste es doch so sein: Die alten Männer sind die Letzten, von denen wir erwarten würden, dass sie ein Problem mit Alkohol, einem Mangel an Ehrbarkeit oder einem Mangel an Nachdenken haben. Sie müssten doch zuallererst gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren sein. Das ist der erste Gedanke, den ich hier habe.
Warum, lieber Paulus, betonst du gerade bei den alten Männern diese Punkte? Wenn das bei den jungen Männern stehen würde – zum Beispiel: „Sauft nicht so viel, benehmt euch anständig, denkt mal nach und seid endlich gesund“ – das hätte ich verstanden. Das würde passen. Aber bei den Alten steht es, weil alte Männer in einer besonderen Gefahr stehen. Und zwar in der Gefahr, dass sie sich im Lauf ihres Lebens einen Lebensstil angewöhnen, der nicht ganz ehrlich ist.
Du kannst, wenn du so in den Fünfzigern bist, eine gewisse Heiligkeit durch Disziplin vorspielen. Aber in dem Moment, wo du in die Sechziger kommst und spätestens dann Anfang der Siebziger, wirst du feststellen: Es kommt das heraus, was wirklich drin ist. Es besteht einfach die Gefahr, dass wir – weil wir Leute sind, die in einem christlichen Umfeld leben – manchmal heiliger spielen, als wir wirklich sind. Und bei alten Männern wird das ganz besonders deutlich.
Deshalb ist es so wichtig, dass man den alten Männern sagt: Schaut bitte noch einmal genau hin, wie es wirklich in eurem Leben aussieht. Gibt es wirklich eine Distanz zu all diesen, ich sage mal, Abhängigkeiten? Ist da wirklich Ehrbarkeit? Bist du für junge Leute jemand, an dem man sich im Blick auf Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit und Zielhaftigkeit orientieren kann? Jemand, der sein Leben nicht für drittklassige Ziele vergeudet? Kann man sich an dir wirklich ein Vorbild nehmen?
Bist du wirklich einer, der es gelernt hat, nachzudenken? Oder bist du die ganze Zeit vielleicht einfach nur mitgeschwommen? Bist du noch gesund im Glauben? Bitte glaubt nicht, dass es hier vor allem um Glaubensinhalte geht. Bist du im Alter noch jemand, der das glaubt, wofür er am Anfang seines Glaubenslebens gebrannt hat? Oder ist da eine Lachsheit eingetreten? So eine geistliche Routine? Hat sich vielleicht auch so manch ein Spleen in deinem Leben ausgebildet, der zu ganz komischen Ideen führt?
Bist du gesund in der Liebe? Für mich ist das eigentlich das Dramatischste: Ich sehe alte Männer, die, wenn ihnen die Kraft ausgeht, etwas vorzuspielen, plötzlich eine Lieblosigkeit zeigen. Da denkt man manchmal: „Mann, ganz ehrlich! Kannst du nicht ein bisschen netter auftreten? Kannst du nicht ein bisschen netter formulieren? Kannst du noch einmal überlegen, wie du gerade mit Menschen umgehst?“
Gesund im Ausharren bedeutet auch, im Umgang mit Sünde und im Leben unter Druck von außen nicht aufzugeben und nicht alles hinzuwerfen. Ich sage euch das so: Es betrifft euch ja kaum, was hier steht, aber es ist mein Text. Ich möchte im Alter wirklich charakterlich so authentisch in Christus verwurzelt sein, dass, wenn ich alt werde und die Kraft nachlässt, das, was dann übrig bleibt von dem, was ich wirklich bin, sich in Nüchternheit, Ehrbarkeit, Besonnenheit und dieser grundsätzlichen Gesundheit auch nach außen zeigt.
Habt das bitte im Blick. Ihr müsst das als junge Leute lernen. Also ich rede jetzt zu den Männern: Ihr müsst als junge Männer diese Dinge lernen, damit ihr sie als alte Männer ganz normal als Teil eures authentischen Seins, als Teil eurer Persönlichkeit darstellen könnt.
Die Rolle der alten Frauen und ihre praktische Lebensführung
Kommen wir nun zu den alten Frauen. Sie werden hier besonders in den Blick genommen – warum genau, ist unklar – aber sie erhalten in Vers 3 viel Aufmerksamkeit.
Ebenso geht es um die Haltung der alten Frauen, wie es der Heiligkeit geziemt. Die alten Frauen sollen so leben, dass jeder, der sie erlebt, mitbekommt, was es bedeutet, heilig zu leben. Das haben wir jetzt.
Was bedeutet das praktisch? Fangen wir ganz einfach an: Nicht verleumderisch zu sein.
Tut mir leid, liebe Schwestern, aber die Bibel sagt, dass ihr klatschsüchtig seid. Ihr redet gerne, oft zu viel, und sprecht über Dinge, bei denen man sich denkt: „Jetzt sollten sie doch den Mund halten.“ Diese Tendenz muss bei alten Frauen besonders beobachtet werden. Sie sollten nicht so sein wie die Jüngeren.
Junge Schwestern brauchen bei den älteren Schwestern ein echtes Vorbild – ein Vorbild darin, richtig zu reden.
Ein Vers, den ich euch empfehle, auswendig zu lernen, wenn es ums richtige Reden geht, ist Epheser 4,29: „Kein faules Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe.“
Wenn das, was du sagst, nicht gut, nicht notwendig ist und dem anderen keine Gnade bringt, dann halte den Mund. Du brauchst es nicht zu sagen. Genau darum geht es hier.
Wir wollen nicht verleumderisch sein, alte Schwestern. Auch wenn es Frauen vielleicht schwerer fällt, den Mund zu halten, sollen die alten Schwestern ein Vorbild sein.
Außerdem sollen sie keine Sklavinnen von vielem Wein sein – entschuldigt die direkte Wortwahl. Tratsucht und Trunksucht sind die beiden Stereotype, die man in der antiken Literatur über alte Frauen findet: Sie saufen und quatschen.
Weil beides falsch ist, müssen geistliche Schwestern an dieser Stelle ein super Vorbild sein.
Ihr könnt jetzt überlegen, ob es solche Stereotype vielleicht auch für deutsche Frauen gibt. Was machen sie denn? Auch darüber kann man nachdenken.
Wir wollen ein Vorbild in Heiligkeit sein.
Die Aufgabe der alten Frauen als Lehrerinnen des Guten
Genau genommen wollen wir Lehrerinnen des Guten sein. Das heißt, alte Schwestern werden hier von Paulus im Rahmen gesunder Lehre dazu aufgefordert, jungen Schwestern das Gute beizubringen – Lehrerinnen des Guten.
In Vers 4 geht es dann weiter, damit sie die jungen Frauen unterweisen. Ich weiß nicht, ob das in euren Gemeinden so praktiziert wird, aber aus meiner Sicht wäre es sehr wichtig, den alten Schwestern zu sagen: Euer Auftrag ist die Ausbildung der jungen Schwestern.
Das war es für heute.
Abschluss und Ausblick
Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
