Der Herr ist auferstanden. Aber Hand aufs Herz: Wie wichtig ist das für unser tägliches Leben?
Die Frage, ob Jesus auferstanden ist, erscheint dir vielleicht eher als eine theologische Frage ohne großen Praxisbezug. Doch wie entscheidend ist diese Frage wirklich für dein tägliches Leben? Über diese Frage möchte ich heute mit uns nachdenken.
Im Rahmen unserer Predigtserie durch das Lukasevangelium kommen wir heute, passend zu Ostern, zum Osterbericht. Wir wollen dabei konkret Lukas 24, die ersten zehn Verse, betrachten. Dort wird berichtet, wie einige Frauen den Ostermorgen erlebten.
Meine Hoffnung ist, dass wir beim Betrachten dieses Textes erkennen können, warum der Glaube an die Auferstehung des Herrn wirklich ganz konkret und tagtäglich lebensverändernd sein kann.
Ich lese uns den Predigttext vor: Lukas 24,1-10.
„Am ersten Tag der Woche, sehr früh, kamen sie zum Grab.“ Das muss man kurz erklären. Das erklärt sich durch die beiden Verse am Ende von Kapitel 23. Dort wird beschrieben, wie mehrere Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren – also Jüngerinnen von Jesus – bei der Kreuzigung Jesu dabei waren und das mitbezeugt hatten. Sie hatten auch gesehen, wie Joseph von Arimathäa den Leichnam von Jesus in eine Grabhöhle gelegt hatte.
Dann hatten sie Salben und Öle vorbereitet, um ihn zu salben. Das war am Karfreitag zu später Stunde geschehen. Jetzt heißt es also: Am ersten Tag der Woche, sehr früh, kamen diese Frauen zum Grab und trugen die wohlriechenden Öle, die sie vorbereitet hatten, bei sich.
Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab und gingen hinein. Dort fanden sie den Leib des Herrn Jesu nicht.
Als sie darüber bekümmert waren, siehe da, traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Sie erschraken, neigten ihr Angesicht zur Erde.
Da sprachen die Männer zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder, gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“
Sie gedachten an seine Worte und gingen wieder weg vom Grab. Sie verkündigten das alles den elf Jüngern und den anderen allen.
Es waren aber Maria von Magdala, Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus, und die anderen Frauen mit ihnen, die das den Aposteln sagten.
Einleitung und Lesung des Osterberichts
Ich möchte mit uns beten.
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Danke, dass dein Wort die Wahrheit ist, ohne Irrtümer und Fehler. Danke auch, dass dein Wort kraftvoll ist, wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert.
Herr, wir bitten dich, dass dein kraftvolles Wort heute tief in uns eindringt und Gutes in uns bewirkt. So sollen unsere Herzen froh werden über das, was wir hier lesen und hören dürfen. Tu dies zu deiner eigenen Verherrlichung und zu unserem Besten. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren lebendigen Herrn. Amen.
Wir wollen diesen Textabschnitt in vier Etappen betrachten. Ich glaube, das wird uns helfen, zu erkennen, was hier wirklich vor sich geht.
In Vers 1 werden wir sehen, was die Frauen am Ostermorgen tatsächlich vorhatten. Sie glaubten nämlich nicht an die Auferstehung. Sie kamen, um dem Jesus, den sie sehr lieb hatten, die letzte Ehre zu erweisen.
Dann wollen wir sehen, wie sie das leere Grab vorfinden und wie sie darüber ganz ratlos sind, weil sie nicht verstanden, was es mit der Auferstehung auf sich hat.
Ab Mitte Vers 4 bis Vers 7 lesen wir, wie zwei Engel auftauchen und den Frauen die Auferstehung des Herrn Jesus nicht nur bezeugen, sondern auch erklären.
Schließlich sehen wir in den abschließenden drei Versen, Vers 8 bis 10, dass die Frauen jetzt verstehen, dass Jesus wirklich leiblich auferstanden ist. Wir werden sehen, dass das alles jetzt verändert.
Das ist der Ablauf für heute, das sind die vier Punkte – eine ganz einfache Struktur. Ich hoffe, wir können dem gut folgen. Es hilft natürlich, wenn wir die Bibeln vor uns geöffnet haben oder das Gottesdienstblatt, auf dem der Text ebenfalls abgedruckt ist. Dort seht ihr auch die Textstruktur.
Die Frauen am Grab: Eine letzte Ehre für Jesus
Und damit kommen wir zum ersten Vers. Wir lesen hier, wie die Frauen, die am Karfreitag gesehen hatten, wie Jesus in die Grabhöhle gelegt wurde, nun zum Grab kommen. Nach dem Sabbat, dem Ruhetag, kommen sie früh am Morgen des Ostersonntags zum Grab – nicht, weil sie erwarten, dass Jesus auferstanden ist. Nein, das glauben sie nicht. Sie kommen, um seinen Leichnam einzubalsamieren.
Wir haben das eben schon gelesen. Ich lese uns noch einmal Vers 1 vor: „Am ersten Tag der Woche, sehr früh, kamen sie zum Grab und trugen bei sich wohlriechende Öle, die sie bereitet hatten.“
Diese Frauen liebten Jesus und wollten ihn ehren. Ihr Glaube an Jesus war an dieser Stelle noch geprägt von einem eher sentimentalen Gedenken. Sie hatten Jesus über eine längere Zeit begleitet und ihn als den wunderbarsten Menschen erlebt, den sie je gekannt hatten. Einen großartigen Lehrer, einen mächtigen Herrn. Sie waren ihm nachgefolgt und hatten ihn sehr lieb gehabt. Auch jetzt, nachdem er von ihnen gegangen war, liebten sie ihn noch immer.
Wahrscheinlich waren sie ganz klar darin, dass sie weiter so leben wollten, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Er hatte sie geprägt. Sie hatten viel Gutes erlebt und wollten nun sicher so weiterleben. Aber in gewisser Weise war das, was die Frauen jetzt hier im Grab tun, wahrscheinlich gar nicht so anders als der Besuch eines Grabes eines lieben Verstorbenen. Jemand, der uns vorausgegangen ist. Man erweist dem Verstorbenen eine gewisse Ehre, zeigt sichtbar, wie lieb man ihn hatte. Vielleicht stellt man Blumen ans Grab und spricht noch ein paar Worte an die verstorbene Person – in der vagen Hoffnung, dass sie diese vielleicht irgendwie hört. Auf jeden Fall hilft es bei der Verarbeitung der Trauer.
Ich denke, das ist das, was die Frauen hier am Ostermorgen vorhatten. Und ich befürchte, dass viele Menschen auch heute noch in dieser Form an Jesus glauben. Sie schätzen ihn sehr, sind ganz angetan von all dem, was er gelehrt hat. Sie empfinden sein Leben als wirklich vorbildlich. In gewisser Weise glauben sie daher an Jesus. Aber das ist letztendlich ein völlig kraftloser Glaube. Es ist nicht viel mehr als Sentimentalität.
Das gilt umso mehr, wenn wir bedenken, dass Jesus behauptet hatte, er würde auferstehen. Und wenn er dann nicht auferstanden ist, dann ist sicher nicht alles, was er gesagt hat, wirklich vollkommen glaubwürdig. Wenn Jesus also nicht auferstanden ist und noch im Grab liegt, dann hat er sich zumindest in dieser einen Sache getäuscht. Dann gäbe es auch für uns keine wirkliche Hoffnung über den Tod hinaus. Auch unser Gebet wäre letztendlich nicht viel mehr als die Verarbeitung von erlebten Dingen, vielleicht verbunden mit der abstrakten Hoffnung, dass es ja doch irgendwie etwas bewirken könnte.
Aber letztendlich bleibt, wenn Jesus nicht auferstanden ist, alles unberechenbar. Man weiß nie, was kommt. Manchmal geht dann einfach alles schief, so wie am Ende des Lebens von Jesus. Und dann ist irgendwann alles vorbei. Der Tod ist das sichere Ende aller Menschen.
Man kann natürlich trotzdem versuchen, sich an Jesu Lehren zu orientieren und seinem Vorbild zu folgen. Das ist eine legitime Option. Aber letztendlich ist das, wie gesagt, ein kraftloser Glaube.
Ich möchte fragen: Denkst du so über das christliche Leben? Ist es für dich einfach ein Folgen von Jesu Lehren, ein Nacheifern an seinem Vorbild? Anders gefragt: Spielt die Frage, ob er wirklich auferstanden ist, in deinem Glaubensleben eine große Rolle?
Ich befürchte, dass es viele Menschen gibt, die heute Ostern feiern, sich als Christen bezeichnen und sagen, sie glauben an Jesus, zugleich aber nicht an die Auferstehung, an die leibliche Auferstehung des Herrn glauben. Wahrscheinlich gehen sie auch davon aus, dass das keine große Rolle spielt.
Das war der Glaube der Frauen, als sie an diesem Morgen zum Grab kamen: ein Glaube an Jesus, eine Hingabe an Jesus – aber an einen toten Jesus, dem sie die letzte Ehre erweisen wollten.
Das leere Grab: Ratlosigkeit und Zweifel
Nun, inmitten der sentimentalen Liebe der Frauen kommt dann ein Schock. Davon lesen wir ab Vers 2: „Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn nicht.“
Dann heißt es weiter, dass sie darüber bekümmert waren. Diese Übersetzung ist nicht besonders hilfreich. Wenn ihr eine andere Übersetzung habt, nicht die Luther 84, dann steht dort, sie waren ratlos. Das ist tatsächlich die bessere Übersetzung: Sie waren ratlos, nicht bekümmert.
Bekümmert wären wir, wenn wir zum Friedhof kommen und das Grab eines Verstorbenen geschändet vorfinden. Das kann uns bekümmern, verärgern oder sehr traurig machen. Aber die Frauen waren nicht bekümmert, sie waren ratlos, völlig ratlos, weil es keine vernünftige Erklärung dafür gab, warum sie Jesu Leichnam nicht vorfanden.
Sie waren ja gerade erst dort gewesen, am Karfreitag, kurz vor Sonnenuntergang, und hatten gesehen, wie sein Leichnam in die Grabhöhle gelegt wurde. Und was war seitdem geschehen?
Am Karfreitag kam der Sonnenuntergang. Sie kamen gerade noch rechtzeitig nach Hause. Es war vorgeschrieben für alle Juden in Judäa, dass man am Sabbat zuhause sein sollte. Das heißt, sie waren gerade noch rechtzeitig nach Hause gegangen, und es war finster.
Dann kam der nächste Tag, der Ruhetag. An diesem Tag ging kein Mensch hinaus, schon gar nicht zu einem Grab außerhalb der Stadt. Am Abend vom Sabbat kam wieder der Sonnenuntergang, und es war finster. Es gab noch kein elektrisches Licht, und wer würde schon im Dunkeln zu einer Grabhöhle außerhalb der Stadt gehen?
Jetzt war die Sonne wieder aufgegangen, und sie waren gleich früh am Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen losgegangen. Wie konnte es sein, dass der Leichnam nicht da war? Was hatte das zu bedeuten?
Diese Frage, was es mit diesem leeren Grab auf sich hat, macht bis heute viele Menschen ratlos. Kaum einer bestreitet, dass das Grab leer war, aber eine wirklich gute Erklärung dafür hat eigentlich keiner – zumindest keiner, der nicht an die leibliche Auferstehung glaubt.
Manche versuchen dann, Erklärungen herbeizuproduzieren. Da wird gesagt, Jesus sei zum Beispiel gar nicht wirklich tot gewesen, sondern nur bewusstlos. Nachdem dann alle weg waren, sei er wieder zu sich gekommen und aus dem Grab herausgekommen.
Allerdings waren die römischen Soldaten, die schon am Kreuz bei ihm standen, Experten darin, zu erkennen, ob jemand wirklich tot war. Pilatus hatte extra noch einmal gefragt, ob er wirklich tot sei, und ließ das überprüfen. Die Soldaten selbst hatten sichergestellt, dass Jesus tot war, indem sie ihm einen Speer in die Seite stießen. Wie bei einem Toten zu erwarten, kamen Blut und Wasser heraus.
Nur um sicherzugehen, dass niemand in das Grab hineingeht oder womöglich herauskommt, standen auch Soldaten vor dem Grab, um es zu bewachen. Dieser Erklärungsversuch macht also keinen Sinn.
Ebenso wenig der, der oft vorgebracht wird, nämlich dass Jesu Jünger den Leichnam gestohlen hätten. Erst einmal wäre das kaum möglich gewesen. Das waren gute, fromme Juden, die wären auch am Sabbat nicht durch die Gegend spaziert. Noch dazu war das Grab bewacht.
Dann stellt sich immer noch die Frage: Selbst wenn sie es irgendwie doch geschafft hätten, warum wären sie bereit gewesen, für diese selbst erfundene Lüge, dass Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist, zu sterben?
Ich meine, es gibt Märtyrer, die für Lügen sterben, das wissen wir, aber nicht für ihre eigenen. Das macht keinen Sinn.
Wieder andere behaupten, dass die Frauen schlicht und ergreifend am falschen Grab waren, sich also einfach vertan hatten und die falsche Adresse aufgeschrieben haben. Aber sie waren gerade erst am Freitagabend, keine 36 Stunden zuvor, am Grab gewesen.
Es war ja nicht nur eine Frau, sondern eine ganze Gruppe von Frauen, die miteinander dorthin gingen. Sie waren sich sicher, am richtigen Grab zu sein. Und noch dazu trafen sie an diesem Grab zwei Männer.
Seht ihr, selbst die hartgesottensten und klügsten Skeptiker haben es in den letzten 2000 Jahren Kirchengeschichte nicht geschafft, eine wirklich überzeugende Erklärung dafür zu finden, warum das Grab leer war.
Letztendlich bleiben auch heute noch viele Menschen ratlos angesichts des leeren Grabes. Viele andere denken gar nicht groß darüber nach. Wieder andere sagen, das spiele für sie keine große Rolle. Es habe für sie keine Bedeutung, ob Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist.
Nur wenn du heute hier bist und vielleicht noch zu dieser Fraktion gehörst – entweder weil du noch ratlos bist, was es damit wirklich auf sich hat, oder weil du denkst, dass es keine so große Rolle spielt – dann möchte ich dich einladen, mir noch ein paar Minuten zu folgen und den Fortgang unseres Predigttextes anzuschauen.
Denn dieser gibt uns die Erklärung für alles.
Die Engel und die Botschaft der Auferstehung
Das bringt uns zum dritten Textabschnitt. Wir lesen im Fortgang von Vers vier, dass, während die Frauen noch ratlos am Grab standen, zwei Männer mit glänzenden Kleidern zu ihnen kamen. Dann heißt es hier weiter: Die Frauen aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss überantwortet werden, in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“
Nach dem Schock über das Vorfinden des leeren Grabes erschrecken die Frauen jetzt noch viel mehr. Es ist schon schlimm genug, dass das Grab leer ist und der Leichnam weg ist. Aber jetzt tauchen da auch noch zwei Männer in leuchtenden Kleidern auf. Das ist nur eine Umschreibung von Engeln. Die Frauen erkannten ja, dass es hier Gottesboten waren, die zu ihnen gekommen waren. Denn es heißt ja hier über die Frauen, sie erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde.
Dann verkünden diese Gottesboten die Osterbotschaft. Und das beginnt tatsächlich mit einer Zurechtweisung: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Jesus lebt? Er ist auferstanden? Genau das wird hier verkündigt: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“
Dieser vorwurfsvolle Ton dieser Engel macht Sinn, weil die Frauen es eigentlich hätten wissen müssen. Genau das machen diese Gottesboten dann deutlich. Sie erklären, Jesus hatte euch das doch selbst mehrfach gesagt. Schon eine ganze Zeit früher hatte er damit angefangen, als ihr noch mit ihm in Galiläa wart.
Wer schon etwas länger hier in der Gemeinde ist und durch diese Lukaspredigt ja schon ein bisschen länger mit dabei ist, der weiß, dass der große Wendepunkt im Lukasevangelium am Ende von Kapitel neun kommt. Am Ende von Kapitel neun wendet Jesus sein Angesicht straks nach Jerusalem, und dann geht er nach Jerusalem. Nach gut zwei Jahren des Dienstes, vor allem in Galiläa, geht er nach Jerusalem, um dort letztendlich zu sterben.
Aber bevor sie losgehen, in Lukas 9,22, hatte Jesus seinen Jüngern deutlich gemacht, nachdem sie angefangen hatten zu verstehen, dass er wirklich der Messias ist – der im Alten Testament verheißene Messias, der Christus –, da sagte er zu ihnen: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und hohen Priestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.“
Diese Ankündigung wird hier zitiert von den Engeln am Grab, genau diese Worte. Und tatsächlich hatte Jesus das nicht nur einmal gesagt, er hatte es mehrfach wiederholt. Die Frauen hatten das gehört, aber es hatte für sie einfach keinen Sinn gemacht. Ja, Jesus hatte das gesagt, aber was sollte das alles bedeuten?
Da waren manche Dinge, die Jesus sagte, für die Frauen und auch die anderen Jünger nicht wirklich zu verstehen. Manches war einfach ein bisschen zu hoch. Und dann nahm das Drama seinen Lauf. Dann kam alles so ganz anders, als die Jünger das erwartet hatten.
Eben noch waren sie nach Jerusalem gekommen, und die Menschen hatten Jesus gefeiert am Palmsonntag. Aber für den Rest der Woche wurde es immer schwieriger. Jesus wurde im Tempel immer wieder kritisch hinterfragt. Man sah mehr und mehr, wie Feinde sich positionierten. Und dann letztendlich wurde er verraten von einem der Ihren.
Die Frauen waren lange mit unterwegs gewesen mit Judas, dem Verräter. Er hatte Jesus an seine Feinde verraten. Er wurde verhaftet und dann schließlich brutal gekreuzigt. Es war alles so schrecklich gewesen. Diese Frauen hatten dort klagend und weinend mit am Kreuz gestanden. All ihre Hoffnungen waren zu einem Ende gekommen.
Inmitten all dieses Leidens, all dieses Dramas, waren Jesu seltsame Ankündigungen in gewisser Weise in Vergessenheit geraten. Was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Aber jetzt erinnern diese beiden Engel die Frauen an genau diese Worte.
Tatsächlich hatte Jesus dabei ja selbst zurückgegriffen auf Ankündigungen über ihn, die es schon im Alten Testament gab. Wir haben in der Textlesung schon die Worte aus Jesaja 53 gehört. Und euch ist sicherlich aufgefallen, dass dort nicht nur beschrieben wird, wie dieser Gottesknecht stellvertretend für Sünder sterben würde. Es heißt dort: „Er trug unsere Krankheiten, er ist um unserer Willen getötet worden.“
Das heißt dann auch weiter: „Und wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben. Und des Herrn Plan wird durch seine Hand gelingen.“ Und genau so war es gekommen.
Der Herr hatte einen guten Plan gemacht, schon lange, bevor Jesus je auf dieser Erde wandelte. Der gute Plan Gottes war der Plan zur Errettung von Menschen. Diesen Plan hatte Gott schon im Alten Testament immer wieder angekündigt, so wie unter anderem hier durch Jesaja in Jesaja 53.
Dann war die Zeit gekommen: Gott wurde Mensch, genau zu diesem Zweck. Um diesen guten Plan Gottes auszuführen, kam Jesus zu uns Menschen. Das war notwendig, denn wir Menschen waren von Gott getrennt. Wir Menschen hatten uns einst von Gott abgewandt, unsere ersten Vorfahren und nach ihnen und durch sie wir alle.
Keiner von uns lebt so, dass wir vor Gott von uns aus bestehen können. In seiner großen Gnade hatte der heilige Gott die sündigen Menschen aus seiner Gegenwart verbannt. Wir hätten dort nicht bestehen können. Es war letztendlich der Weg zur Errettung, der erste Schritt zur Errettung der Menschen, dass wir seine heilige Gegenwart verlassen mussten. Denn dort wären wir zugrunde gegangen.
In seiner großen Gnade hat Gott uns nicht nur in dieser Verbannung gelassen, sondern als wir wieder zu ihm kommen konnten, noch kommen wollten, kam er zu uns – in Jesus Christus. Er kam in Jesus Christus in einem Akt einzigartiger Selbsterniedrigung.
In Jesus Christus erniedrigte sich der ewige Sohn Gottes. Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Er wurde zum Diener, er ward uns Menschen gleich. Gott wurde wie wir, er wurde als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich und ward gehorsam Gott gegenüber, in allem, dem perfekten Plan Gottes gegenüber, bis hin zum Tod, ja, zum Tode am Kreuz.
Jesus war gekommen, um zu sterben. Er war gekommen, um sein Leben zu geben, stellvertretend für viele, um unsere Strafe, die wir verdient hätten, auf sich zu nehmen. Genau das hatte Gott immer wieder angekündigt. Das hatte Jesus selbst angekündigt.
Er war gekommen, nicht um sich dienen zu lassen, sondern um uns zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld, um uns freizukaufen von dem verdienten Gericht, das wir alle verdient gehabt hätten. Er hatte das angekündigt und er hat es getan.
Er hatte angekündigt, dass er den Tod überwinden wird, dass er siegreich über Tod und Sünde auferstehen wird. Und er war nun auferstanden, so wie er es angekündigt hatte. So war es geschehen, deshalb ist das Grab leer.
Das verkündigen die Engel den Frauen: Er ist wahrhaftig auferstanden.
Die veränderte Perspektive der Frauen und die Bedeutung der Auferstehung
Die Frauen hören die Botschaft der Engel, und wir sehen schließlich in den letzten drei Versen, dass dies alles verändert. Ich lese uns Lukas 24,8: „Und sie gedachten an seine Worte, und sie gingen wieder weg vom Grab und verkündigten das alles den elf Jüngern und den anderen allen. Es waren aber Maria von Magdala und Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die anderen mit ihnen, die sagten das den Aposteln.“
Jetzt erinnern sich die Frauen an Jesu Worte – jene Worte, die ihnen einst keinen Sinn zu machen schienen. Plötzlich werden diese Worte, die Jesus ihnen einst gesagt hatte, zur wunderbaren Botschaft. Eine Botschaft, die ihre Herzen höher schlagen lässt, sodass sie aus dem Überfluss ihrer Herzen reden und bezeugen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Sie gedachten an seine Worte, so wie es hier heißt. Sie erinnern sich an das, was Jesus ihnen gesagt hat. Damals hatten sie das noch nicht ganz verstanden, aber sie hatten diese Worte in ihren Herzen behalten. Jetzt, nach dieser Erinnerung durch die Engel, macht alles Sinn. Sie verstehen, dass das, was für sie eben noch das schlimmste Leid war, wirklich das Ende aller Hoffnungen bedeutete – und dass es tatsächlich die beste Nachricht aller Zeiten ist. Jesus hat den Tod besiegt, er ist auferstanden.
Ich möchte fragen: Glaubst du daran? Glaubst du, dass Jesus stellvertretend auch für deine Sünden gestorben ist und dass er den Tod, den wir alle verdient hätten – den ewigen Tod –, auf sich genommen hat, sodass der Tod für uns nicht das Ende aller Dinge sein muss? Glaubst du, dass in Jesu Auferstehung auch deine Auferstehung begründet ist? Folgst du ihm nach? Du bist eingeladen.
Ich möchte dir an diesem Ostersonntag zurufen: Du bist eingeladen, vertraue auf Jesu Auferstehung, vertraue dich dem lebendigen Herrn an, folge ihm nach und beginne jetzt ein neues Leben – ein neues Leben unter der wunderbaren Herrschaft des besten Herrn aller Zeiten, der den Tod überwunden hat und lebt. Er wird dich sicher durch dieses Leben geleiten.
Sei gewiss: Er ist die Auferstehung und das Leben, und jeder, der an ihn glaubt, wird mit ihm auferstehen und ewig leben. Das ist meine Einladung an dich heute früh. Wenn du das noch nicht getan hast, setze dein Vertrauen darauf, dass Jesus Christus wirklich der Mensch gewordene Gott ist, der dich von aller Schuld befreit. Durch ihn zeigt dir Gott, dass er dich liebt – egal, was war. Er liebt dich so sehr, dass er dich teuer erkauft hat und dir ein neues Leben mit Ewigkeitsperspektive schenken will.
Den Frauen wurde jetzt klar, dass Jesus tatsächlich den Tod besiegt hat, genau wie er es gesagt hat. Wichtig ist aber, dass wir erkennen: Um das zu verstehen, hatten sie der Erinnerung bedurft – an das, was er zuvor gesagt hatte. Es war notwendig, dass sie die Worte, die er zuvor gesprochen hatte, gehört und behalten hatten.
Ich glaube, auch wir Christen brauchen immer wieder eine ähnliche Erinnerung. Wir erleben schlimme Dinge, die uns in Situationen bringen, vielleicht gar nicht so anders als die der Frauen am Sonntagmorgen. Schlimme Dinge, die uns große Not machen, die uns sehr traurig stimmen und uns vielleicht sogar in Verzweiflung bringen.
Vielleicht haben auch wir oft, genau wie die Frauen früh am Sonntagmorgen, noch eine falsche Perspektive auf das, was wir erleben. Vielleicht brauchen auch wir dann eine Erinnerung – eine Erinnerung an das, was der Herr gesagt hat.
Ich kann dir versprechen: Wenn du dich neu besinnst auf die Worte des Herrn und anfängst zu verstehen, was der Herr vorhergesagt hat, dann wird alle Verzweiflung weichen. Es wird Raum geben für sichere Hoffnung und echte Zuversicht.
Dazu ist es notwendig, dass wir Gottes Wort mit all seinen Verheißungen kennen. Ähnlich wie die Frauen werden auch wir nicht alles, was wir aus Gottes Wort lesen oder hören, sofort verstehen. Nicht alles wird für uns unmittelbar Sinn machen. Aber auch wir tun gut daran, diese Worte aufzunehmen, sie zu hören und uns zu merken – im Vertrauen darauf, dass eines Tages all die Worte Gottes Sinn machen und uns froh machen werden.
Gottes Wort hilft uns, mit der richtigen Erwartungshaltung zu leben. Es wird uns gerade auch dabei helfen, schwierige Geschehnisse richtig einzuordnen. Jesus hat uns viel gesagt, bevor es geschehen ist. Er hat uns gesagt, dass er leiden muss, getötet werden würde und dann auferstehen würde.
Er hat uns noch vieles anderes gesagt – nicht nur über sein Leben, sondern auch über unser Leben. Er hat uns gesagt, dass wir in dieser Welt Leiden und Nöte erleben werden, dass wir Plagen, Pandemien, Kriege und Widerstände erfahren werden. Wir werden vieles erleben, was uns erst einmal ängstigen könnte.
Doch der Herr hat uns auch gesagt, dass uns diese Dinge nicht erschrecken sollten. Gedenke an Jesu Worte und bedenke, dass dieser Zeit Leiden nicht das letzte Wort haben.
Jesus hat uns durch sein Wort gesagt, dass diese Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen werden gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn unsere Trübsal ist zeitlich begrenzt und schafft in uns eine ewige und über alle Maße gewichtige Herrlichkeit.
Das hat Jesus dir über dein Leben gesagt. Er kannte nicht nur sein Leben, seine Zukunft nach dem Sterben und der Auferstehung, sondern er kennt auch dein Leben und deine Zukunft nach dem Leiden – Herrlichkeit. Nach aller Not kommt Frieden!
Deswegen tun wir gut daran, auf Gottes Wort zu hören. Vielleicht ist heute Nachmittag eine gute Zeit, noch einmal ein paar Seiten zurückzublättern und zu lesen, was wir allein in Lukas 21 finden. Dort spricht Jesus über das, was uns bevorsteht. Er sagt dort, wir sollen uns nicht erschrecken lassen. Wir sollen standhaft bleiben und darauf vertrauen, dass der Herr alles im Griff hat.
Das wird alles kommen müssen, was an Leid angekündigt ist, aber es hat nicht das letzte Wort. Die Auferstehung Jesu belegt, dass der Herr die Zukunft kennt und alles fest in seiner Hand hat. Selbst die schlimmsten Dinge, die geschehen konnten – selbst der Tod, das Töten des ewigen Gottessohnes –, selbst das war ihm nicht entglitten, sondern entsprach genau seinem guten Plan und hatte seinen Zweck.
Verstehst du: Wenn du die Auferstehung Jesu klar vor Augen hast und erkennst, dass Gott in all dem wirkt und seinen guten Plan ausführt, hilft dir das, in deinem täglichen Leben die Schwierigkeiten, die Nöte und das Leid anders einzuordnen.
Hilft es dir zu wissen, dass Jesus gesagt hat: „Ich werde leiden, sterben und auferstehen. Ihr werdet leiden, ihr werdet Nöte erleben, ihr werdet Pandemien und Kriege erleben. Aber seid getrost: Ich habe diese Welt überwunden. Es wird euch nichts geschehen, wenn ihr mir vertraut. Es wird euch nichts geschehen, was euch letztendlich nicht zum Besten dienen wird.“
Das ist seine Verheißung. Und wir können ihr glauben, denn seine Verheißungen werden wahr. Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Die Frauen begannen, anders zu verstehen. Aus ihrer Verzweiflung, aus ihrer Trauer und aus ihrer tiefen inneren Not wurde Hoffnung und Freude. Was geschieht? Sie gehen hinaus und sagen das Wort weiter.
Dieses Wort hat sich ausgebreitet. Die Jünger brauchten zwar eine Weile – wir werden in den nächsten beiden Wochen sehen, dass sie etwas Zeit brauchten, um das ganz zu verstehen –, aber die Wahrheit breitet sich aus. Sie hat sich ausgebreitet bis hierher, bis heute, sodass wir heute früh hören dürfen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Ihr Lieben, ich hoffe, dass wir im Glauben an die Auferstehung des Herrn nun auch zu Menschen werden, deren Herzen froh werden, weil wir Hoffnung haben – mitten in allem, was in deinem Leben gerade los ist.
Und du erkennst: Die Menschen um dich herum, die diese Hoffnung noch nicht haben, die noch verwirrt, verängstigt und verzweifelt sind aufgrund von Not in ihrem Leben, können von dir hören: „Sei getrost! Der Herr Jesus hat das alles gesagt, und er hat alles im Griff. Und alles wird gut.“
Bezeugt diese frohe Botschaft und sprecht sie einander zu. Wo wir einander erleben, dass wir verzweifelt sind, dass wir leiden und Not haben – und das kommt auch bei uns Christen vor –, da lasst uns das tun, was die Engel am Grab den Frauen taten: uns einander daran erinnern, was der Herr gesagt hat.
Denn es ist wirklich wahr: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Schlussgebet und Segenswunsch
Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für diese frohe Botschaft. Du hast deinen Sohn in diese Welt gesandt – nicht damit er als verkrachte Existenz an einem Holzkreuz scheitert, sondern um genau darin, in all dem Leid, deinen guten Plan auszuführen. Sein Leiden war nicht umsonst.
Wir preisen dich dafür, denn er hat uns freigekauft von der Macht der Sünde. Er hat bewiesen, dass er wirklich die Wahrheit ist, der Herr, dem wir vertrauen können.
Herr, schenke uns, dass wir seinen Worten auch dort vertrauen, wo Jesus uns ankündigt, dass wir in dieser Welt Leid erleben werden. Aber er ruft uns auch zu: Seid getrost, ich habe diese Welt überwunden. Wenn ihr mir vertraut, werdet ihr sie mit mir überwinden.
Danke, Herr Jesus, dass du der lebendige Herr bist. Danke, dass du unser guter Hirte bist. Danke, dass du mit uns auch durch die tiefsten Täler gehst. Danke, dass du durch deinen Geist der Tröster bei uns bist, damit wir unseren Weg vollenden können – bis auch wir eines Tages auferstehen werden, in der Herrlichkeit bei dir.
Amen.