Einführung in den großen Zusammenhang des Christseins
Wenn wir noch einmal versuchen, den großen Zusammenhang zu erfassen: Der erste große inhaltliche Block nach den persönlichen Grüßen, Kolosser 1,15-23, behandelt das große Thema „Christus genügt“. Wenn du Jesus hast, dann reicht das.
Wir befinden uns mitten im zweiten großen Block: „Christen leben Christus“. Was bedeutet das? Wir haben die ersten beiden Aussagen bereits behandelt: Erstens, der Christ auf der Suche nach dem, was droben ist. Wir beschäftigen uns mit der himmlischen Welt, wir beschäftigen uns mit Gott. Zweitens, der Christ – weg mit dem alten Menschen. Es ist klar: Da, wo wir etwas ausziehen, müssen wir etwas anderes anziehen.
Deshalb heißt es – und ich habe es überschrieben mit „Der Christ, die Insignien der Heiligen“ – vielleicht werde ich die Überschrift noch ändern –, Kolosser 3,12-17. Kapitel 3, Vers 12: Zieht nun an! Den alten Menschen ausziehen, schmeiß den Blödsinn aus deinem Leben raus, bitte tu es! Wenn du noch irgendwo Blödsinn in deinem Leben hast, schmeiß ihn heute raus. Wenn du noch Diebesgut bei dir hast, schmeiß es heute raus! Wenn du noch geklaute Programme, Filme oder irgendetwas hast, lösche es heute. Mach es sofort weg! Wenn es noch irgendeine Ausrichtung gibt, wo du merkst: „Wer hat etwas in meinem Leben Besitz von mir ergriffen, was eigentlich unrein, unheilig, böse ist?“, dann weg damit! Ein ganz klares Nein zu allen Einstellungen, gegen die Gott ist – das ist die eine Seite.
Und dann: Zieht nun an! Was mache ich denn jetzt als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte? Das sind unsere Stellungen vor Ort. Wir sind vor Gott Auserwählte. Wir sind Leute, die eine besondere Berufung haben. In dem Begriff steckt auch ein besonderer Wert. Wir sind Heilige, Leute, die nicht mehr zu dieser Welt gehören, wir sind Abgesonderte, wir leben jetzt für Gott. Wir sind Geliebte. Gott liebt dich, und wir wollen, dass Gott uns lieben kann. Wir wollen, dass Gott auf unser Leben schaut und emotional ergriffen ist von dem, was er da sieht, und sagt: „Mann, ich freue mich, ich freue mich von ganzem Herzen über das, was ich da sehe.“
Was ziehen solche Leute an? Herzliches Erbarmen. Gehst du mitleidig mit Menschen um? Ist das etwas, was dein Leben prägt? Gott würde sich das wünschen. Güte – bist du einer, der Gutes tut? Man könnte das auch übersetzen mit Freundlichkeiten. Bist du einer, der sich Gedanken darüber macht, wo er anderen etwas Gutes tun kann, wo andere Bedürfnisse haben, die wir stillen können mit unseren Begabungen und Talenten? Zieht nun an: Demut. Eine Haltung, mit der wir anderen Menschen dienen, eine Haltung, mit der wir in der Gemeinde miteinander umgehen sollen.
Jesus sagt einmal von sich, dass er sanftmütig und von Herzen demütig ist. Einer, der demütig ist, kann wegschauen von sich. Er muss nicht immer so tun, als sei er der Nabel der Welt, das Zentrum des Universums und als sei er eh der Allerwichtigste. Der kann sich mal klein machen für andere.
Milde – auch das wird über den Herrn Jesus gesagt. Der Messias ist mild. Er ist einer, der nicht schwach ist, sondern der die Möglichkeit hat, seine eigene Stärke so weit zu zügeln, dass der andere neben ihm noch Platz hat. Milde bedeutet nicht Schwäche. Wir verstehen das oft falsch, wenn wir denken, der Milde sei so ein Laschi, der sich nichts traut. In der Bibel ist der Milde an anderer Stelle auch sanftmütig. Derjenige, der sehr wohl Überzeugungen hat, aber in der Lage ist, diese Überzeugungen so einzusetzen, dass er den anderen damit nicht kaputt macht.
Jemand hat Sanftmütigkeit oder Milde mal übersetzt mit „Power put under Control“. Jesus ist sanftmütig. Er hat die Kraft eines Kernkraftwerks und könnte diese auf einmal explodieren lassen und alles kaputt machen. Stattdessen kann er sie langsam rauslassen und zum Segen werden für die Menschen um ihn herum.
Wo wir milde sind, sind wir nicht kraftlos, sondern wir wissen, dass wir mit unserer eigenen Art, mit der Stärke unserer Persönlichkeit anderen Menschen zum Schaden werden können – und das wollen wir gerade nicht. Deshalb überlegen wir uns: Wie kann ich die Kraft, die ich habe, einsetzen und dem anderen zum Segen werden?
Und dazu gehört dann als letzter Punkt auch noch Langmut. Es gehört Geduld dazu, dass wir es schaffen, da, wo Menschen uns wehtun, nicht gleich zurückzuschlagen, sondern die zweite Meile mitzugehen.
Vers 13: Ertragt einander! Ein ganz schönes Wort: Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig. Ertragen – ich weiß nicht, ob ihr das mal für euch durchbuchstabiert habt, was das bedeutet. Da kommt einer und tut mir etwas Böses, und es ärgert mich. Ich denke mir: Na ja, komm, das kann halt mal passieren. Es gibt viele Momente, wo das halt mal passieren kann. Ja, da macht einer einfach mal was, und es gefällt mir nicht, aber ich fange an, es zu ertragen. Kannst du das? Kannst du Sünde ertragen, einfach nur sagen: „Weißt du was, ist mir egal“?
Ein Bibelvers aus den Sprüchen ist mir selber da eine große Hilfe geworden. Ich will damit nicht zum Ausdruck bringen, dass man Sünde nie ansprechen darf. Man muss Sünde ansprechen, bestimmte Sünde muss man auch in der Gemeinde richten. Aber es gibt einen Bereich im Umgang miteinander, wo wir tatsächlich Sünde ertragen, wo wir Dinge nicht ansprechen und ein Stück entspannt bleiben.
Ich habe ein T-Shirt, ich habe es euch nicht mitgebracht, darauf steht „Heilige Gelassenheit“, weil ich den Eindruck habe, das fehlt uns in Deutschland ein bisschen. Also Leute, wann fängt euer Gottesdienst an? Neun Uhr dreißig, okay. Ich bin mir sicher, er fängt um neun Uhr dreißig an, weil wir sind deutsch, er muss um neun Uhr dreißig anfangen. Und wenn du um neun Uhr fünfundfünfzig kommst, hast du was verpasst, glaub mir. Die haben vielleicht schon um neun Uhr dreiunddreißig angefangen.
Wenn ihr Spandauer Verhältnisse kennen würdet, dann wüsstet ihr, wir fangen um fünfzehn Uhr an, aber das kann auch schon mal fünfzehn Uhr zehn werden. Aber hinter 15.10 Uhr fangen wir wirklich an. Wenn ich meinen Freund Robert, der eine Weile in Kenia gewohnt hat, frage, wann dort Gottesdienste anfangen, dann ist das eher so ein Zeitfenster von bis.
Wenn ich ihn frage, wie ist das mit Bussen in Afrika, kommen die nach Fahrplan? Er sagt: Ja, der Tag steht fest, wann er kommt. Da ist einfach so eine gewisse Lockerheit. Man kann Dinge entspannter sehen.
Das fällt uns Deutschen aber unglaublich schwer. Deshalb heißt es: Ertragt einander! So dieses „Ey, take it easy, mach mal halblang“ ist nicht unsere Welt. Und trotzdem fordert die Bibel dazu auf.
Zum Beispiel heißt es in Sprüche 19, Vers 11: „Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, an der Übertretung vorüberzugehen.“ Was bedeutet der Vers ganz einfach? Die Einsicht – je mehr ich verstehe, und hier ist gemeint über mich selbst –, je mehr ich begreife, wie oft ich selbst Fehler mache und mir das eingestehe, dass ich wirklich einer bin, der Fehler macht, umso öfter sollte es mir leicht fallen, anderen gegenüber entspannt zu reagieren.
Ein Beispiel: Ich habe in meinem Leben schon unendlich viele E-Mails geschrieben, die ich im Nachhinein bedauert habe. Zu schnell schiebt man per E-Mail etwas zurück, antwortet „bam“ raus. Erst schreiben, dann abschicken, dann nachdenken. Das ist mir oft auf die Füße gefallen.
Jetzt bekomme ich manchmal auch E-Mails, bei denen ich den Eindruck habe, der Absender hat mit dem Denken erst nach dem Drücken des Antwort-Buttons angefangen. Was tue ich? Ich ertrage es. Warum? Weil ich weiß, wie oft es mir selbst passiert ist.
Das geht so weit, dass ich euch noch eine lustige Stelle aus dem Alten Testament zeige: Prediger 7, Vers 19. Ach, fang mal mit Vers 19 an, weil es so schön ist:
„Die Weisheit hilft den Weisen mehr als zehn Machthaber, die in der Stadt sind.“ Also wäre ein guter Punkt, wenn du nicht weißt, womit du die nächsten zwanzig Jahre verbringst, die Suche nach Weisheit wäre ziemlich gut. Denn kein Mensch auf Erden ist so gerecht, dass er nur Gutes täte und niemals sündigte.
Jetzt kommt dieser Vers, den ich so hammerhart, nüchtern und praktisch finde: „Auch richte dein Herz nicht auf all die Worte, die man redet, damit du nicht hörst, wie dein Knecht dich verflucht.“ Kümmer dich also nicht darum, was jeder über dich hinter deinem Rücken redet. Warum? Denn auch du hast andere schon verflucht. Du bist kein Stück besser.
Ja, aber der hat so mit mir umgegangen, mag sein. Ja, aber sei mal ehrlich: Der hat gesagt, du seist was, ich weiß nicht, eine Schlampe oder irgendwas anderes. Wie oft hast du über einen anderen schon Ähnliches gesagt, eine abfällige Bemerkung gemacht? Wie oft ist dir das schon rausgerutscht?
Tja, stimmt, eigentlich hast du recht. Ist das nicht nüchtern? Einfach diese ganz heilige Gelassenheit: Der hat was geredet, das ist nicht so dramatisch. Ich muss mich jetzt nicht aufspulen, ich muss nicht so tun, als würde die Welt untergehen, nur weil jemand hinter meinem Rücken über mich geredet hat. Alles ganz entspannt. Ertragt einander!
Und wo du beim Ertragen bist – ich rede jetzt nicht darüber, dass es Sünde gibt, die man ansprechen muss, die gibt es. Wenn du merkst, du kannst mit dem Fehlverhalten des anderen nicht leben, musst du es ansprechen. Wenn du merkst, dass der andere sich mit seinem Fehlverhalten kaputt macht, dann auch.
Aber es gibt so viele Male, wo du weißt, der hat es eigentlich nicht böse gemeint, oder das ist schusselig kommuniziert, oder er hat einfach mal daneben gegriffen. Es gibt so viele Male, wo man einfach sagen kann: „Ey, komm, mach es doch einfach.“ Ertragt einander!
Und vergebt euch gegenseitig. Vergib ihm doch einfach! Ist das nicht toll? Stell dir eine Gemeinde vor, wo man ein bisschen von dieser heiligen Gelassenheit hätte.
Ich bin immer noch dabei, so eine Gemeinde zu bauen. Ich finde das total wichtig. Und ich merke, wie schwer es ist, wenn man selbst mitbekommt, da ist einer gegen mich gewesen, da hat einer was über mich gesagt. Das ist einfach nur runterzuschlucken.
Da hat mir einer eine böse Mail geschrieben. Da hat einer mich, als ich in den Gottesdienstsaal kam, nicht angeschaut. Der hat mich nicht zu seinem Geburtstag eingeladen. Keine Ahnung, was es für Dinge gibt, wo man selbst sagt: „Das geht doch nicht! Ich bin doch auch noch da, der muss mich doch sehen, der muss doch mitkriegen, dass ich auch in der Gemeinde bin.“ Ja, der hatte aber den eingeladen und mich nicht.
Und damals, als das passiert ist, bin ich so – dieses Vergleichen und Hin und Her. Ihr werdet eigene Beispiele haben.
Die Bibel sagt: Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig! Wenn einer Klage gegen den anderen hat, wie auch der Christ euch vergeben hat, so auch ihr. Ertragt einander, vergebt euch, wenn Klage da ist – also wenn es wirklich vor die Gemeinde kommt –, und zwar so: Wie Christus euch vergeben hat, so auch ihr.
Geht die Sachen ein bisschen entspannt an. Und wo ihr gerade dabei seid, zieht an: Herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut, ertragen und vergeben.
Und noch einmal: Es geht um Anziehen. Es geht nicht darum, dass du sagst, „habe ich alles schon“. Hast du nicht, sonst müsstest du es ja nicht anziehen. Genauso wie du sagst: Ich schmeiß die dummen Dinge aus meinem Leben raus, so musst du die richtigen Dinge reinziehen.
Du möchtest fünf Anwendungen formulieren? Nimm die fünf Anwendungen hier. Ich werde nächste Woche und dann lass dir fünf Sachen einfallen: eins für herzliches Erbarmen, eins für Güte, eins für Demut, eins für Milde, eins für Langmut.
Sag mir nicht, dass dir nicht jemand einfällt, bei dem du sagst, da könnte ich noch ein bisschen Langmut gebrauchen. Vielleicht ist es dein Chef, vielleicht deine Lehrerin in Mathematik, vielleicht bist du Lehrerin selbst und sagst, ich habe da einen Schüler, bei dem ich mal … Dir fällt schon was ein, wenn du ein bisschen drüber nachdenkst.
Zieh es an, fang an! Du entscheidest dich dazu, an einer Stelle einen gigantischen Schritt nach vorne zu tun. Ich will das jetzt einmal probieren.
So. Und dann kommt ein neues Ding, dann wird es nach vorne gehen. Damit bist du noch nicht der ultimativ langmütige, milde, sanftmütige Mensch, nein, aber du bist diesem Ziel ein Stück nähergekommen.
Kannst du dir vorstellen, wenn du jeden Tag so etwas tun würdest, was das mit deinem Charakter macht? Überleg dir das mal: Du wirst Jesus tatsächlich ähnlicher.
Und wo du dabei bist, zu diesem allen aber zieht die Liebe an.
Paulus’ Lieblingsthema – ich habe manchmal den Eindruck. Wir haben uns schon ein bisschen über Liebe unterhalten. Es ist das Band der Vollkommenheit, oder man könnte das anders übersetzen: das vollkommene Band.
Es ist das, was uns auf vollkommene Weise zusammenhält. Eine Gemeinde, die diesen Vers nicht versteht, wird nicht zusammenhalten. Entweder verbindet uns miteinander Liebe oder gar nichts.
Es gibt keine Macht, die uns wirklich zusammenhalten kann, wenn es nicht Liebe ist. Es ist nicht das Logo, das wir für unsere Homepage vielleicht irgendwann entworfen haben, der Button, den wir oben drauf haben, dass ihr alle aus einer bibeltreuen Gemeinde seid. Das wird euch nicht zusammenhalten.
Dass ihr alle vielleicht dieselbe Sicht zu bestimmten theologischen Fragen habt, wird euch nicht zusammenhalten. Dass ihr einander im Moment sympathisch findet, weil ihr sagt, wir haben hier eine Gemeindegründung am Laufen, wird euch nicht zusammenhalten.
Wenn ihr einander liebt und an der Liebe arbeitet und versteht, was Liebe ist, und diesen schmerzhaften Prozess des Liebens durchleidet, dann werdet ihr zusammenbleiben. Das muss euch einfach klar sein.
Das Band der Vollkommenheit, dieses vollkommene, uns verbindende Band kann nur Liebe sein. Es kann nicht richtiges Verhalten sein, es können nicht gemeinsame Überzeugungen sein. Es muss Liebe sein.
Denn es wird irgendwann den Punkt in jeder Gemeinde geben, zwischen Geschwistern, wo es echte Probleme gibt, und dann zeigt sich, wie viel Liebe da ist.
Ich möchte dringend warnen vor der Idee: „Wenn wir nur dasselbe glauben, kann das nicht passieren.“ Das stimmt nicht. Ich habe Geschwister sich zerstreiten sehen, die dasselbe geglaubt haben. Aber sie haben die Liebe verloren.
Sie haben einander nicht mehr wirklich geliebt. Sie sind immer noch orthodox, sie haben die rechte Lehre, aber das Miteinander hat nicht mehr funktioniert.
Jetzt kannst du sagen: „Das geht doch nicht.“ Doch, irgendwie geht es schon, und das ist ein ganz trauriger Prozess.
Ich möchte euch davor warnen, eine Gemeinde zu sein, in der, wie es in Vers 15 heißt: „Der Friede des Christus regiere in euren Herzen.“ Man könnte das übersetzen mit: „Der Friede des Christus sei Schiedsrichter in euren Herzen.“
Ich möchte euch warnen vor einer Gemeindesituation, wo der Friede, das gute Miteinander, nicht mehr oberste Priorität hat.
In Römer 14 wird einmal die Frage beantwortet: Wofür soll eine Gemeinde nach außen hin stehen? Paulus sagt: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“
Wir stehen für Gerechtigkeit, wir stehen für Heiligkeit, klar, aber wir stehen auch für Friede. Eine Gemeinde muss dafür stehen, dass, wenn wir dem Friedefürsten folgen, wir untereinander Frieden haben.
Und um das zu haben, müssen wir hart an der Liebe arbeiten.
Ein Wort zu den Jüngeren: Ich weiß, dass das manchmal mit den Älteren nicht leicht ist. Ich denke, ihr habt noch einen Vorteil, weil ihr nicht in einer sehr alten Gemeinde seid.
In sehr alten Gemeinden ist ein Riesenproblem im Moment, alt und jung irgendwie zusammenzukriegen. Leider sind die Alten, die ein Vorbild an Liebe sein sollten, das oft nicht.
Man verlangt von den Jungen Liebe, ohne dass sie an den Alten sehen, was das ist.
Ich möchte euch trotzdem Mut machen, dieses Wort ernst zu nehmen und in der Liebe den ersten Schritt zu tun. Ich weiß, dass das eigentlich nicht euer Job ist.
Ich weiß, dass die Jugend das Recht auf Rebellion, Querdenken, Geldverschwenden, blöde Lieder, die keiner versteht, singen und all das hat.
Ich bin dafür, dass die Jugend das tun darf, weil ihr jung und unerfahren seid und auch noch älter werden dürft.
Eigentlich müssten die Alten, die lieben, sagen: „Wisst ihr was? Ey, take it easy!“
Es gibt so ein Beispiel aus meinem Leben: Ich mag keinen Hip-Hop. Ich bin aber darüber im Klaren, dass in zwanzig Jahren Hip-Hop in der Gemeinde gesungen wird, weil das ja immer so mit einem Versatz in die Gemeinde-Lieder kommt, vielleicht auch in vierzig Jahren.
Es wird irgendwann kommen, während ich wahrscheinlich noch lebe. Ich habe mir vorgenommen, wenn das so weit ist, die Zähne zusammenzubeißen, die Lieder mitzusingen und meine jungen Geschwister zu ermutigen.
Weil ich möchte Liebe üben und ein alter Mann werden, der Liebe gelernt hat.
Ich weiß, dass es darum nicht geht, welche Art von Liedern wir singen. Es geht darum, dass wir Liebe leben, was auch immer das im Einzelfall heißen mag.
Ich möchte euch ermutigen, an der Stelle tief, tief, tief nachzudenken.
Dafür ist heute kein Platz. Ich werde nächste Woche zwei Predigten bei Frogwords einstellen, die sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigen, weil ich im Rahmen einer Bibelwoche in einer anderen Gemeinde mal versucht habe, anzureißen, was das heißen könnte für eine Gemeinde, wenn man Liebe üben würde.
Aber denkt da noch ein Stückchen drüber nach.
Hier steht, dass das Band, das uns verbindet, die Liebe ist und dass wir am Frieden erkannt werden. Gerechtigkeit, Friede und – der Clou ist – Freude im Heiligen Geist.
Drei Dinge, die eine Gemeinde nach außen kennzeichnen sollen: Das sind Leute, die heilig sind, die gut miteinander umgehen und die echt Spaß haben. Schön, oder? Die haben wirklich Freude, Freude im Heiligen Geist.
Freude ist ein biblisches Prinzip. Freude ist so biblisch, dass Paulus hier sagt: „Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen“, zu dem ihr auch berufen worden seid, in einem Leib – Betonung auf „einem Leib“. Du bist nicht berufen als Einzelkämpfer, du bist berufen in einem Leib. Gott möchte Gemeinde.
Und damit wir das nicht vergessen: Sei dankbar!
Also, da kommt es wieder: Dankbarkeit.
Du möchtest ein reifer Christ sein? Dann lerne Dankbarkeit.
Du möchtest ein reifer Christ sein? Dann sieh diesen einen Leib, zu dem du berufen bist. Du bist zur Gemeinde berufen, und Gemeinde kann nur gelebt werden, wenn in allen Entscheidungen der Schiedsrichter der Friede ist.
Halten wir Frieden miteinander? Wenn wir diese Entscheidung treffen, ist das wirklich Friede? Oder ist es einfach nur so, dass die, die die Macht haben, die unterdrücken, die keine Macht haben? Und wir nennen es dann Friede. Ist es wirklich so?
Ist das, was uns verbindet, Liebe? Und sag jetzt nicht: „Ja, ja, wenn XY mal lieben würde, das wäre toll.“ Fang bei dir an!
Wenn du am Sonntag in den Gottesdienst gehst – nein, wenn du hier sitzt – liebst du? Ist das, was du jetzt gerade tust, Liebe? Sprich: Sehnsucht nach Beziehung? Oder geht dir das alles ziemlich vorbei, wo du einfach sagst: „Eigentlich will ich nicht, eigentlich sind Menschen mir egal, eigentlich ist das alles eine Last“?
Wo stehst du? Willst du eigentlich lieben?
Wenn du es nicht willst, wenn du sagst: „Menschen sind mir egal“, wenn du im Umgang mit Menschen keine Liebe lernst, dann lass mich dir noch eine Sache versprechen: Dann wirst du Gott nicht lieben.
Glaube nicht, du kannst Gott lieben, aber Menschen links liegen lassen.
Es ist genau umgekehrt. Es ist leichter, die Geschwister zu lieben als Gott.
1. Johannes 4,20 steht das.
Es ist leichter, den zu lieben, den ich sehe, der mit seinen realen Bedürfnissen vor mir steht.
Der weiß, wenn ich an so einer Kaffeemaschine stehe und die Kaffeekanne in der Hand habe und neben mir einer mit einer leeren Tasse steht, was könnte ich tun? Richtig, du könntest diese Tasse füllen.
Du siehst den mit seiner leeren Tasse, du siehst Gott nicht. Indem du lernst, leere Tassen zu füllen, indem du lernst, Beziehungen zu bauen – auch zu denen, die du noch gar nicht kennst, auch zu denen, die dir gar nicht so lieb sind.
Das ist ja das Schöne an Gemeinde.
Meine Freunde suche ich aus. Die Gemeinde stellt Gott zusammen.
Da kommen Leute zusammen, wo ich sage: „Mit denen hätte ich nie, wirklich nie Kontakt, wenn ich nicht in Gemeinde wäre, wirklich nie.“
Was soll ich mit XY? Ey, das ist überhaupt nicht meine Liga.
Und jetzt sagt Gott: „Doch, ich habe da, das ist so dein Trainingsfeld.“
Das ist sowieso so eine neue sportliche Übung.
Ja, ich habe dann auch nicht so viel Muskulatur.
Ja, musste machen.
Ja, aber dieser Typ liegt mir eigentlich gar nicht.
Stimmt, das weiß ich auch, denkt sich Gott, und deswegen habe ich ihn dir auch mitgebracht. Ganz persönlich ausgewählt für dich.
Und jetzt kannst du dir überlegen: Wie liebe ich den Typ? Mitte 50, Wechseljahre, manchmal so ein bisschen komplex.
Finde ich total spannend, diesen Typ zu lieben, weil du weißt nie so genau, woran du bist.
Oder wie liebe ich den Typ 16 Jahre, Teenie, leicht durch den Wind? Denkt an alles, nur nicht gerade an das, was wichtig ist, weil Hormone brrrr.
Wie liebe ich so jemanden? Wie liebe ich den Typ Mathematik, Physik, Student hinter Technikpult? Wie liebt man sowas? Versteht ihr?
Das muss doch irgendwie anders gehen. Da muss man ein Feeling für entwickeln.
Kannst du nicht sagen: „Schere ich alle über einen Kamm, alle Menschen sind gleich.“ Nein, wirklich nicht.
Indem ich mich auf einzelne Menschen einlasse, entwickle ich eine Liebeskompetenz.
Und es gibt nur eine Liebeskompetenz, die es zu entwickeln gilt, und mit dieser Kompetenz begegne ich Gott.
Wenn ich in der Gemeinde nicht das Lieben lerne, kann ich Gott nicht lieben.
Wir glauben manchmal, ich kann Gott irgendwie lieben, und das, was mit den Menschen ist, steht auf einem anderen Blatt. Das stimmt nicht.
Vorhin hatten wir, ich weiß leider deinen Namen nicht, Alex. Alex hat den 2. Petrus 1 hier in einem internen Gespräch vorgelesen.
Das ist eine Spirale des geistlichen Wachstums, die wir einsetzen, um Gott nahe zu kommen.
Und da steht am Ende: Was aus einem geistlichen Leben, aus Gottesfurcht oder aus Frömmigkeit herauskommt, ist zuerst die Bruderliebe und dann die Liebe.
Erst lerne ich, die Geschwister zu lieben, weil das einfach ist.
Dann fange ich an, mal mit den schwierigeren Sachen zu beginnen, was es sonst noch zu lieben gibt da draußen, Gott eingeschlossen.
Deshalb ist das so wichtig: Wir legen das Alte ab, wir ziehen das Neue an, und dann starten wir: Zu diesem allen aber zieht die Liebe an.
Das ist dann das große Ding, wo wir sagen: Dann geht es richtig los.
Das ist Christsein.
Hier macht Christsein Spaß, wo man plötzlich auf all die Typen in der Gemeinde trifft und sagt: „So, Vater im Himmel, wen nehmen wir uns denn heute vor?“
Ja, das ist eure Aufgabe.
Stellt euch eine Gemeinde vor, wo genau das passieren würde.
Du kommst am Sonntag in den Gottesdienst, und jeder lauert schon darauf, zu lieben.
Ja, doch, irre.
Ja, nicht so dieses: „Nur mal schauen, was der Prediger mir heute zu bieten hat.“
Ja, und dann setzt man sich da hin und übt so seine einzige geistliche Gabe, die man kennt, aus, nämlich Stühle wärmen.
Sondern stell dir vor, du würdest anfangen, das ernst zu nehmen, was in der Bibel steht, wo über das Zusammentreffen in der Gemeinde gesagt wird, dass wir zusammenkommen, um uns zu wozu anzureizen? Zur Liebe und zu guten Werken.
Hebräer 10, Verse 24 und 25.
Wahnsinn, oder?
Stell dir vor, du würdest das ernst nehmen.
Da darf man gar nicht darüber nachdenken, was das für eine Gemeinde wäre.
Wieso sind wir morgen 80? 80 Leute treffen sich in einem Saal mit einem Wunsch: Wir wollen lieben, lieben, lieben.
Boah, das wäre toll. Ich freue mich auf eure Gemeinde.
„Der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid, in einem Leib“ – ganz wichtig.
Und seid dankbar.
Wo wir gerade dabei sind, uns um Liebe zu drehen: Damit Liebe gelebt werden kann, braucht es ein Korrektiv.
Sonst geht Liebe schnell in Richtung Sentimentalität oder in ganz komische Richtungen, wenn Dinge als Liebe verkauft werden, die gar keine Liebe sind.
Deshalb heißt es in Vers 16: „Das Wort des Christus wohne reichlich in euch.“
Wenn du dabei bist, Liebe zu leben und all die guten Dinge zu tun, dann sorge dafür, dass du viel Umgang mit dem Wort Gottes hast.
Warum? Weil deine Aufgabe interessanterweise nicht allein darin besteht, MP3-Predigten zu hören oder CDs irgendwo einzulegen.
Wir sind dazu berufen, in aller Weisheit einander zu lehren und zu ermahnen.
Irre, oder?
Es gibt da nicht nur den einen Prediger oder die zwei, drei, fünf Prediger.
Du bist Prediger!
Ne, glaube ich nicht?
Doch!
Und soll ich dir sagen warum?
Du bist deshalb ein Prediger, weil du ein Priester bist.
Wir sind Priester, wir haben ein allgemeines Priestertum, wir sind ein königliches Priestertum.
Du bist dazu berufen, deine Bibel zu meistern.
Du bist dazu berufen, genug von der Bibel zu wissen, dass du anderen guten Rat geben kannst.
Du bist nicht dazu berufen, in den letzten lehrmäßigen Spitzfindigkeiten die Antwort zu wissen.
Dafür gibt es Lehre.
Aber so dieses ganz Grundsätzliche – dazu kannst du was sagen.
Ich habe vor drei Wochen ein Experiment gemacht.
Ich hatte eine Predigtreihe über das Thema „Anwendung in der Bibel finden“.
Das hat sich so ergeben.
Dann habe ich nach der zweiten oder dritten Predigt gesagt: „So, machen wir Folgendes: Nächste Woche bringe ich die Reihe zu Ende, und ich möchte mal, dass jeder dann in der Woche mal hört: Was hat Gott mir durch das Wort Gottes gesagt?“
Dann tragen wir mal zusammen.
Schickt mir das einfach vorneweg als E-Mail.
Dann bekam ich eine Zuschrift und dachte: Super, ich predige über Anwendungen, ja, Leute sollen Anwendungen aus der Bibel rausnehmen und präsentieren.
Eine Zuschrift.
Da dachte ich mir, das wird nichts.
Aber gut, ich habe es trotzdem gemacht.
Also meine Predigt ein bisschen kürzer, bin nach vorne gegangen, hatte ein Mikro dabei.
Wer möchte uns sagen, was Gott ihm in dieser Woche durch das Wort Gottes gesagt hat?
Dann gab es sechs, acht, zehn Beiträge, und es war total toll.
Da wurde das plötzlich gelebt.
„Lehrt und ermahnt euch gegenseitig.“
Glaubst du wirklich, dass wenn Gott zu dir in dein Leben hinein spricht und das wirklich Wort Gottes ist, davon nicht das eine oder andere wertvoll ist für das, was jemand anders brauchen könnte?
Vielleicht nicht unbedingt im Gottesdienst, aber diese Idee, die hier steht: „Das Wort des Christus wohne reichlich in euch, in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig.“
Gegenseitig!
Das ist nicht: „In aller Weisheit lehrt und ermahnt euch“, wenn ihr als Prediger vorne auf der Kanzel steht.
Nein, gegenseitig!
Hier geht es darum, dass Christen eine Kompetenz in der Lehre entwickeln, alle miteinander.
Das wäre toll.
Mit Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade.
So ein anderer Punkt: Hier sagt er nicht „Sagt Dank“, sondern hier sagt er: „Freut euch so richtig voll!“
Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, also in seiner Autorität, so wie es seinem Charakter und Ziel entspricht, und sagt Gott dem Vater Dank durch ihn.
Nur weil wir das Thema Dank gerade mal wieder nicht hatten.
Also ich sage: Nehmt das Thema Dank euch mal für den Hauskreis und eine Predigt vor.
Sehr dankbar.
Letzter Punkt zu diesem großen Block „Der Christ, Christsein ganz praktisch“:
Was jetzt kommt, Kolosser 3,18 bis 4,6, nennt man eine Haustafel, also unterschiedliche Leute, die in einem Haus – gemeint ist nicht ein Steinhaus, sondern eine Familie, eine Großfamilie – zusammenwohnen, werden jetzt bedacht mit ganz unterschiedlichen Aufgaben.
Da heißt es zuerst: Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es im Herrn geziemt.
Das hört man heute nicht mehr gerne, und trotzdem steht es so hier in der Bibel.
Ich muss aber trotzdem etwas erklärend hinzufügen, weil ich den Eindruck habe, dass man den Begriff der Unterordnung nicht mehr sauber füllen kann.
Wir lesen „Unterordnung“ und wir hören „Heimchen am Herd“.
Die Bibel sagt Unterordnung und denkt an Sprüche 31.
Und das ist ein riesiger Unterschied.
Wer sich mit dem Thema Rolle der Frau beschäftigt, muss sich beschäftigen mit Sprüche 31.
Ich rate euch, ein Spiel zu machen. Macht das gerne beim SBS Plus. Das ist so ein Hermeneutikkurs über mehrere Male.
Dann mache ich irgendwann auch einen Vortrag über „Der Leiter und seine Frau“.
Dann sage ich: Okay, wir machen jetzt folgendes Spiel.
Ihr könnt das zuhause ausprobieren, das ist total lustig.
Man liest Sprüche 31 einmal durch, als Mann. Man kann das auch als Frau machen, aber es macht für Männer mehr Spaß.
Man liest es als Mann durch und schreibt zu jedem Vers, was da so drinsteht, einfach mal mit modernen Begriffen auf.
Was bedeutet das denn?
Ein Beispiel: Wenn da steht, dass sie so planerisch ihren Haushalt schmeißt, dann hat das heutzutage etwas mit Managementfähigkeiten zu tun.
Also man schreibt das einfach mit modernen Begriffen hin.
Was habe ich denn dabei? Sprüche 31.
Was ist das für eine Frau?
Du wirst feststellen, dass das eine Frau ist, die mit beiden Beinen im Leben steht, wirklich mit beiden Beinen im Leben.
Die anscheinend ohne ihren Mann zu fragen Felder kauft, die so ihren kleinen Gewerbebetrieb am Laufen hat, die weitsichtig ist, klug ist, Gottes Willen kennt – das schreibt man einfach mal so auf.
So, und jetzt kommt das Spiel.
Das Spiel oder die Frage, wo dann die Männer nicht mehr so lustig finden.
Bis dahin finden sie es immer noch lustig und denken: „Das macht ja Spaß schon.“
Dann kommt die entscheidende Frage: Was tust du, damit deine Frau das wird?
Na ja, wir sind schnell bei so einem Vers zu sagen: „Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter.“
Ja, richtig, Frauen sollen an der Stelle tatsächlich einen Schritt zurücktreten.
Sie sind in dem Sinn Gehilfin.
Aber du willst doch eine Gehilfin haben, oder?
Du willst doch eine Frau an deiner Seite.
Da darf ich ein bisschen frecher formulieren: Wir wollen ein echtes Weib.
Wir wollen da etwas haben, das einfach mitkämpfen kann.
Kein wirklicher Mann will so einen Ballast hinter sich herziehen.
Das ist nicht Unterordnung.
Möglichst klein halten, möglichst abhängig halten, das ist Quatsch.
Deshalb ist Sprüche 31 so wichtig.
Die Aufgabe der Männer besteht darin, ihre Frauen zu entfalten und zu entwickeln.
Sie sind für ihr geistliches Wohl verantwortlich (Epheser 5).
Sie sind dafür verantwortlich, die Bedürfnisse der Frauen zu erkennen und zu stillen.
Und sie sind dafür verantwortlich, dass neben ihnen eine Frau heranreift, die eine eigene Stärke hat, sich entfaltet und eine Sprüche-31-Frau wird, die etwas stemmen kann.
Wisst ihr, wenn Männer Angst davor haben, dass ihre Frauen sich entfalten und entwickeln, dann haben sie ein riesiges geistliches Problem.
Wenn ein Mann eine Frau unterdrücken muss, weil er Unterordnung will, dann lebt er nicht Bibel, dann lebt er Patriarchat.
Die Aufgabe von uns Männern besteht darin – ich lese das einfach schon mal vor, weil es im Vers danach kommt, Vers 19:
Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.
Und was heißt denn Liebe?
Liebe heißt, dass ich in diese Beziehung investiere, dass ich diese Frau sehe und ihr alles gebe, was sie braucht, um die Frau zu werden, die Gott sich gedacht hat, als er sie geschaffen hat.
Dass ich sie zu der ganzen Reife und Fülle führe, die in ihr steckt.
Dass ich alles an Frausein aus ihr heraushole und ihr dabei helfe, diesen Weg zu gehen.
Und dass ich aufpasse, wo ich als Mann eine Riesengefahr habe, nämlich bei Bitterkeit, bei Grobheit.
Deshalb sagt Petrus auch, dass wir mit Einsicht bei unseren Frauen wohnen sollen.
Es fällt uns nicht immer leicht, die Grenzen von Frauen als Männer anzuerkennen.
Frauen haben alle 28 Tage eine Phase, in der sie emotional sensibler sind.
Ja, das muss man erst mal verkraften.
Am Anfang wusste ich gar nicht, was da passiert.
Plötzlich heult meine Frau. Demir, was ist denn da?
Das ist nichts, Schätze, ist ganz normal.
Demir super, ist ganz normal.
Wir sind unterschiedlich, und wir müssen damit klarkommen.
Ich finde es total toll, meine Frau hat vor zwei Jahren noch mal ein Studium angefangen, weil sie ihren alten Jugendtraum, Grundschullehrerin zu werden, noch einmal angegangen ist.
Und sie wird das noch schaffen.
Ich bin so stolz auf sie, und ich sehe, wie es ihr gut tut.
Für sie war das genau richtig.
Sie entfaltet sich da, und ich genieße es, an meiner Seite eine starke Frau zu haben.
Eine Frau, die so stark ist und überhaupt kein Problem mit Unterordnung hat, weil sie weiß, dass sie einen Mann hat, der sie abgrundtief liebt, sich für sie investiert und alles möglich macht.
Jetzt merke ich: Es gibt eine Predigt von mir bei Frogwords, die heißt „Mann und Frau sind wie ein Hanuta“.
Hanuta kennt ihr, oder? Waffel ohne Geschmack, nochmal Waffel ohne Geschmack und dazwischen viel zu süße Nougat-Nuss-Creme.
Wenn du es zusammenpappst, brillant.
Einzeln einfach nur widerlich.
Männer und Frauen sind auf Zusammengehörigkeit hin angelegt.
Ehe funktioniert, wenn Mann und Frau zusammen mehr ergeben, als sie einzeln darstellen.
Wenn du ein Hanuta wirst, wenn du deinen Teil bringst als Mann und von mir aus die Schicht außen bist, die nach außen hin die Familie darstellt.
Und wenn die Frau dafür sorgt, dass in der Mitte alles zusammengehalten wird und es auch noch ein bisschen nach was schmeckt – super!
Dann funktioniert Ehe.
Und das nennt die Bibel Unterordnung.
Aber beides muss zusammenkommen.
Ich habe Angst, dass wir manchmal nicht genau verstehen, was unsere Aufgabe als Männer ist.
Ich möchte euch Frauen ermutigen, Unterordnung nicht falsch zu verstehen im Sinne von Minderwertigkeit, geringerer Würde oder, schlimmer noch, Duckmäusertum.
Der Begriff der Gehilfin in der Bibel hat sehr viel mit Helfen zu tun.
Wenn du siehst, dass dein Mann irgendwo in die Irre läuft, dann ist es keine Form von Unterordnung, wenn du sagst: „Na ja, wenn er sich eine blutige Nase holen will, soll er es halt haben.“
Sondern dann musst du helfen, denn das macht eine Gehilfin.
Du musst deinem Mann auch Freiraum geben, mal Entscheidungen zu treffen, klar.
Aber mir ist wichtig, dieses Prinzip der Komplementarität.
Wenn ihr Kinder seid, fast zwanzig, ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn.
Natürlich nicht in allem, wenn es um Sünde geht, aber ansonsten halt schon.
Ich denke, hier wird das Spannungsfeld von gläubigen Eltern, gläubigen Kindern mit ungläubigen Eltern auch angerissen.
Kinder sollen ihre Eltern ehren und ihnen gehorchen.
Auf der anderen Seite gilt Vers 21: Ihr Väter – und diesen Begriff kann man auch mit Eltern übersetzen – reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden.
Es gibt einen Erziehungsstil, bei dem man zu viel von den Kindern verlangt.
Es gibt einen, bei dem man Kinder so erzieht, dass sie den Mut verlieren, an den Punkt kommen und den Eindruck gewinnen, es sei unmöglich, die Ansprüche der Eltern zu erfüllen.
Es hat damit zu tun, dass man Sprüche 22, Vers 6 beachtet: „Den Knaben seinem Weg gemäß erziehen.“
Dass man sieht, wo die Grenzen meiner Kinder sind, dass man nichts Unmögliches verlangt.
Aber heute reden wir nicht über Kindererziehung, es ist nur ein Anreißen.
Denkt daran: Wo stehe ich mit meinen Kindern? Will ich zu viel? Will ich womöglich, dass meine Kinder erreichen, was ich nie erreicht habe?
Werden sie eine Projektionsfläche, um mich selbst zu verwirklichen?
Wie gehe ich mit meinen Kindern um? An dieser Stelle müsste man weiterdenken.
Zum Schluss noch das Thema Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Ihr Sklaven – das sind die Arbeitnehmer – gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch, gehorsam, auch wenn er nicht hinschaut.
Nicht in Augendienerei, also nicht nur wenn er hinschaut, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend.
Hier geht es darum: Wir fürchten Gott.
Unser Arbeitgeber ist Gott.
Was auch immer du tust, arbeite von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.
Eine spannende Einstellung, oder?
Wenn du in die Schule gehst, dein Lehrer ist Gott.
Du machst die Hausaufgaben für den Herrn Jesus, und so wie du sie machst, machst du sie ihm.
Du machst deinen Job für den Herrn Jesus, und wie du ihn machst, machst du ihn ihm.
Das ist eine interessante Vorstellung.
Was ich meinem Arbeitgeber, was ich meinem Lehrer tue, tue ich dem Herrn Jesus an.
Wenn du schlampige Hausaufgaben machst, dann machst du es schlampig für den Herrn Jesus.
Wenn du einen schlampigen Job machst, machst du es schlampig für den Herrn Jesus.
Wenn du es gut machst, dann sagt Paulus: „Da ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet, ihr dient dem Herrn Christus.“
Wenn du dich hinsetzt und versuchst, deinen Job gut zu machen, dann wird Gott dich dafür belohnen.
Interessant, oder?
Ja, aber du kennst meinen Chef nicht, Paulus.
Doch, Paulus kennt wahrscheinlich solche Chefs, was es da so gibt.
Und Paulus hat Angst, dass wir in eine Denkfalle hineingeraten.
Vers 25: „Denn wer Unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat.“
Wenn du Angestellter bist und faul bist, deinen Job nicht richtig machst, Schüler bist und lässig bist, dein Schülersein nicht richtig machst, Student bist und nicht lernst, keine Ahnung, wenn du an irgendeiner Stelle das nicht bringst, was ein anderer zu Recht von dir erwarten kann.
Weil du hast gewusst, was du tust, als du dich immatrikuliert hast, als du die Stelle angenommen hast und den Arbeitsvertrag unterschrieben hast.
Dann kannst du sagen: „Wen interessiert es?“ Und Paulus wird sagen: „Gott!“
Wenn du glaubst, dass deine Faulheit durchgeht, vergiss es. Faulheit ist Sünde.
Wenn du glaubst, dass du einfach rumschludern kannst: Nein, hast du nicht.
Ist auch Sünde.
Habt ihr vielleicht noch keine Predigt zugehört, aber es ist trotzdem so.
Deshalb sei dir einfach darüber im Klaren: Wenn du Unrecht tust durch Faulheit, Schludrigkeit, Desinteresse, durch freches Gehabe oder was auch immer hier reinkommt im Arbeitsverhältnis – muss nicht gleich Diebstahl sein, könnte aber auch sein, indem du was mitgehen lässt –, sei dir darüber im Klaren, da ist kein Ansehen der Person.
Gemeint ist bei Gott: Glaub nicht, dass wenn du faul bist, Gott zu deiner Faulheit nichts zu sagen hat.
Dein Leben – um das noch einmal zu wiederholen von vorhin – ist das Mittel, um Gott zu erkennen.
Vielleicht ist diese schusselige Deutschhausaufgabe, die dir so schwer von der Hand geht, bei der du deine Deutschlehrerin allein schon für das Aufsatzthema erschlagen könntest, vielleicht ist das das Mittel, womit Gott dich heute in seine Gegenwart ziehen möchte.
Das Mittel, woran du heute in deiner Gottesbeziehung am allermeisten lernen kannst.
Vielleicht will Gott, dass du deine ganze Chancenlosigkeit ergreifst und erst mal anfängst zu beten.
Vielleicht ist es dieses einfache Ding.
Vielleicht möchte Gott dich retten an der Stelle.
Und wenn du auf der anderen Seite stehst und sagst: „Haha, ich bin der Arbeitgeber, ich bin nicht der Arbeitnehmer, ich darf die Regeln vorgeben, die müssen nach meiner Pfeife tanzen.“
Kolosser 4, Vers 1: Ihr Herren, gewährt euren Sklaven, was recht und billig ist.
Und „billig“ heißt hier nicht möglichst billig im Sinne von wertlos, sondern billig bedeutet fair.
Also Billigkeit ist Fairness oder Gleichheit.
Damit sagt Paulus: Gewährt euren Sklaven, was recht und fair ist.
Ihr müsst euch vorstellen, in der antiken Welt war der Sklave ein Ding auf zwei Beinen, so könnte man das Wort übersetzen: Ding auf zwei Beinen.
Du hast kein Recht als Sklave.
Und jetzt kommt Paulus daher und sagt: Du hast dich bekehrt als Herr, schön, das freut mich für dich.
Das heißt, dass du mit deinen Sklaven jetzt anders umgehen musst.
Du musst sie nicht freilassen, das ist nicht nötig.
Das hätte ihnen auch nichts gebracht, weil wir haben ja kein Arbeitsamt, wo sie sich dann hinwenden können.
Aber wenn du sie behältst, dann sollst du mit ihnen so umgehen, wie man mit richtigen Menschen umgeht.
Ein Mensch hat Würde, und er hat tatsächlich etwas, das recht und billig ist.
Wenn da einer einen Job tut, dann kümmere dich darum, dass er für diesen Job die entsprechende Entlohnung bekommt.
Warum? Da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.
Es ist nicht nur so, dass die Arbeitnehmer fleißig sein sollen.
Auch die Chefs sollen sich darüber Gedanken machen, wem sie eigentlich dienen.
Und damit wird ein gläubiger Herr – ich gehe jetzt mal in die Antike zurück – der Sklaven hat, natürlich dafür sorgen, dass es denen gut geht.
Er wird von ihnen kein Unrecht mehr verlangen.
Er wird ihnen einen Ruhetag einräumen.
Er wird ihnen vielleicht sogar die Möglichkeit geben, ein bisschen Geld beiseite zu legen, um sich selbst freizukaufen.
Was für einen guten Herrn damals durchaus üblich war.
Die geistlichen Tugenden als neue Kleidung
Was ziehen solche Leute an? Herzliches Erbarmen. Gehst du mitleidig mit Menschen um? Ist das etwas, das dein Leben prägt? Gott würde sich das wünschen.
Güte: Bist du jemand, der Gutes tut? Man könnte das auch übersetzen, denn wörtlich steht dort „Freundlichkeiten“. Bist du jemand, der sich Gedanken darüber macht, wo er anderen etwas Gutes tun kann? Wo andere Bedürfnisse haben, die wir mit unseren Begabungen und Talenten stillen können?
Zieht nun an: Demut. Eine Haltung, mit der wir anderen Menschen dienen. Eine Haltung, mit der wir in der Gemeinde miteinander umgehen sollen. Jesus sagt einmal von sich, dass er sanftmütig und von Herzen demütig ist.
Wer demütig ist, kann von sich wegschauen. Er muss nicht immer so tun, als sei er der Nabel der Welt, das Zentrum des Universums oder der Allerwichtigste. Er kann sich auch mal klein machen für andere.
Milde: Auch das wird über den Herrn Jesus gesagt. Der Messias ist mild. Er ist jemand, der nicht schwach ist, sondern die Möglichkeit hat, seine eigene Stärke so weit zu zügeln, dass neben ihm noch Platz für andere bleibt.
Milde bedeutet nicht Schwäche. Wir verstehen das oft falsch, wenn wir denken, der Milde sei der Lasche, der sich nichts traut. In der Bibel wird der Milde an anderer Stelle auch als sanftmütig beschrieben – derjenige, der sehr wohl Überzeugungen hat, aber in der Lage ist, diese so einzusetzen, dass er den anderen damit nicht kaputt macht.
Jemand hat Sanftmütigkeit oder Milde einmal übersetzt mit „Power put under Control“. Jesus ist sanftmütig. Er hat die Kraft eines Kernkraftwerks. Er könnte diese Kraft auf einmal explodieren lassen und alles zerstören. Aber er kann sie auch langsam freisetzen und so zum Segen für die Menschen um ihn herum werden.
Wo wir milde sind, da sind wir nicht kraftlos. Wir wissen, dass wir mit unserer eigenen Art und der Stärke unserer Persönlichkeit anderen Menschen Schaden zufügen können. Das wollen wir gerade nicht. Deshalb überlegen wir uns, wie wir die Kraft, die wir haben, einsetzen können, um dem anderen zum Segen zu werden.
Dazu gehört als letzter Punkt auch noch Langmut, also Geduld. Es gehört dazu, dass wir es schaffen, da, wo Menschen uns wehtun, nicht gleich zurückzuschlagen. Sondern die zweite Meile mitzugehen.
Ertragen und Vergeben als Ausdruck von Liebe
Vers 13: "Ertragt einander." Ein ganz schönes Wort: Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig. Ertragen – ich weiß nicht, ob ihr das mal für euch durchbuchstabiert habt, was das bedeutet: zu ertragen. Da kommt einer und tut mir etwas Böses, und es ärgert mich. Und ich denke mir: Na ja, komm, das kann halt mal passieren. Es gibt viele Momente, in denen das halt mal passieren kann. Ja, da macht einer einfach mal was, und es gefällt mir nicht, und ich fange an, es zu ertragen.
Kannst du das? Kannst du Sünde ertragen, einfach nur sagen: Weißt du was, ist mir egal? Ein Bibelvers aus den Sprüchen ist mir da selber eine große Hilfe geworden. Ich will damit nicht zum Ausdruck bringen, dass man Sünde nie ansprechen darf. Man muss Sünde ansprechen, bestimmte Sünde muss man auch in der Gemeinde richten. Aber es gibt einen Bereich im Umgang miteinander, wo wir tatsächlich Sünde ertragen, wo wir Dinge nicht ansprechen, wo wir ein Stück entspannt bleiben.
Ich habe ein T-Shirt, ich habe es euch nicht mitgebracht, da steht drauf: "Heilige Gelassenheit", weil ich den Eindruck habe, das fehlt uns in Deutschland so ein bisschen. Also Leute, wann fängt euer Gottesdienst an? Neun Uhr dreißig? Okay. Ja, ich bin mir sicher, er fängt um neun Uhr dreißig an, weil wir sind deutsch, er muss um neun Uhr dreißig anfangen. Und wenn du um neun Uhr fünfundfünfzig kommst, hast du was verpasst, glaub mir. Die haben angefangen, vielleicht neun Uhr dreiunddreißig.
Wenn ihr Spandauer Verhältnisse kennen würdet, dann wüsstet ihr: Wir fangen um fünfzehn Uhr an, aber das kann auch schon mal fünfzehn Uhr zehn werden. Aber hinter 15:10 Uhr, da fangen wir wirklich an. Wenn ich meinen Freund Robert, der eine Weile in Kenia gewohnt hat, fragen würde, wann dort Gottesdienste anfangen, dann ist das eher so ein Zeitfenster von bis.
Wenn ich ihn frage, wie das mit Bussen in Afrika ist, ob die nach einem Fahrplan kommen, sagt er: Ja, der Tag steht fest, wann er kommt. Versteht ihr, da ist einfach so eine gewisse... Man kann Dinge ein Stück entspannter sehen. Das fällt uns Deutschen aber unglaublich schwer. Und deswegen ist "ertragt einander" so dieses "Ey, take it easy, mach mal halblang" – das ist nicht unsere Welt. Und trotzdem fordert die Bibel dazu auf.
Da heißt es zum Beispiel in Sprüche 19, Vers 11, auch so einer dieser Verse, die man auswendig lernen könnte, wenn man anfangen wollte: "Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig." Sprüche 19,11: "Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, an der Übertretung vorüberzugehen."
Was bedeutet der Vers ganz einfach? Die Einsicht – je mehr ich verstehe, und zwar hier ist gemeint über mich selbst, je mehr ich begreife, wie oft ich selber Fehler mache und mir das auch eingestehe, dass ich wirklich einer bin, der Fehler macht, umso öfter sollte es mir leicht fallen, anderen gegenüber entspannt zu reagieren.
Ein Beispiel: Ich habe in meinem Leben schon unendlich viele E-Mails geschrieben, die ich im Nachhinein bedauert habe. Zu schnell schiebt man per E-Mail was zurück – Antworten, bam, raus. Erst schreiben, dann abschicken, dann nachdenken. Das ist mir oft auf die Füße gefallen. Jetzt kriege ich manchmal auch E-Mails, wo ich den Eindruck habe, der Absender hat mit dem Denken erst angefangen, nachdem er den Antwort-Button gedrückt hat.
Was tue ich? Ich ertrage es. Warum? Weil ich weiß, wie oft es mir selber passiert ist. Das geht so weit, ich zeige euch noch eine lustige Stelle aus dem Alten Testament: Prediger 7, Vers 19, weil es so schön ist.
Prediger 7,19: "Die Weisheit hilft den Weisen mehr als zehn Machthaber, die in der Stadt sind." Also wäre ein Fall, dass du nicht weißt, womit du die nächsten zwanzig Jahre verbringst, die Suche nach Weisheit wäre ein ziemlich guter Punkt. Sie hilft anscheinend sehr viel.
Denn kein Mensch auf Erden ist so gerecht, dass er nur Gutes täte und niemals sündigte. Jetzt kommt dieser Vers, ich finde ihn so hammerhart, nüchtern, praktisch: "Auch richte dein Herz nicht auf all die Worte, die man redet, damit du nicht hörst, wie dein Knecht dich verflucht."
Kümmer dich also nicht darum. Du brauchst gar nicht wissen, was jeder über dich hinter deinem Rücken quatscht. Warum? Denn auch viele Male, dein Herz weiß es, hast auch du andere verflucht. Du bist kein Stück besser.
Ja, aber der, der, der, der... Ja, mag sein, dass der so mit dir umgegangen ist, kann schon sein. Ja, aber sei mal ehrlich: Der hat jetzt gesagt, dass du, was weiß ich, eine Schlampe bist oder irgendwas anderes. Wie oft hast du über einen anderen schon so etwas Ähnliches gesagt? Irgendwie eine abfällige Bemerkung gemacht? Wie oft ist dir das schon rausgerutscht?
Na ja... Tja, stimmt, eigentlich hast du recht. Ja, ist das nicht nüchtern? Für dieses ganz einfache, ganz heilige Gelassenheit: Der hat was geredet, das ist nicht so dramatisch. Ich muss mich jetzt nicht aufspulen, ich muss jetzt nicht so tun, als würde die Welt untergehen, nur weil jemand hinter meinem Rücken über mich mal was geredet hat. Alles ganz... Wir kochen das mal ein bisschen runter.
Ja, ertragt einander. Und wo du beim Ertragen bist – und ich rede jetzt nicht darüber, dass es keine Sünde gibt, die man ansprechen muss, ja, die gibt es. Wenn du merkst, du kannst mit dem Fehlverhalten des anderen nicht leben, musst du es ansprechen. Wenn du merkst, dass der andere sich mit seinem Fehlverhalten kaputt macht, dann auch.
Aber es gibt so viele Male, wo du weißt, der hat es eigentlich nicht wirklich böse gemeint, oder das ist jetzt irgendwie schusselig kommuniziert, oder er hat einfach mal daneben gegriffen. Es gibt so viele Male, wo man einfach sagen kann: Ey, komm, mach es doch einfach, ertragt einander.
Und vergebt euch gegenseitig. Vergibt ihm doch einfach. Ist das nicht irgendwie toll? Stell dir eine Gemeinde vor, wo man ein bisschen von dieser heiligen Gelassenheit hätte. Ich bin immer noch dabei, am Arbeiten, so eine Gemeinde zu bauen. Ich finde das total wichtig.
Und ich merke, wie schwer es ist, wie schwer es ist, wenn man selber mitbekommt: Da ist einer gegen mich gewesen, da hat einer was über mich gesagt. Das ist einfach nur runterzuschlucken. Da hat mir einer eine böse Mail geschrieben. Da hat einer mich, als ich in den Gottesdienstsaal kam, nicht angeschaut. Der hat mich nicht zu seinem Geburtstag eingeladen.
Keine Ahnung, was es so für Dinge gibt, wo man selber sagt: Das geht doch nicht. Ich bin doch auch noch da, der muss mich doch sehen, der muss doch mitkriegen, dass ich auch in der Gemeinde bin. Ja, der hatte aber den eingeladen, mich nicht. Und damals, als der, das... Da bin ich so... Dieses Vergleichen und Hin und Her und Her und Hin. Ich weiß nicht, ihr werdet eigene Beispiele haben.
Die Bibel sagt: Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig. Wenn einer Klage gegen den anderen hat: "Wie auch der Christ euch vergeben hat, so auch ihr." Ertragt einander, vergebt euch – wenn Klage da ist auch. Also wenn es dann wirklich vor die Gemeinde kommt, und zwar so: "Wie Christus euch vergeben hat, so auch ihr."
Geht die Sachen ein bisschen entspannt an.
Die Liebe als verbindendes Band in der Gemeinde
Und wo ihr gerade dabei seid, zieht so nette Sachen wie herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut an. Es geht noch einmal ums Anziehen. Es geht nicht darum, dass du sagst: „Habe ich alles schon.“ Hast du nicht, sonst müsstest du es ja nicht anziehen.
Genauso, wie du sagst: „Ich werfe die dummen Dinge aus meinem Leben raus“, so musst du die richtigen Dinge hineinziehen.
Du möchtest fünf Anwendungen formulieren? Nimm die fünf Anwendungen hier. Ich werde das nächste Woche tun. Dann überlege dir fünf Dinge: eins für herzliches Erbarmen, eins für Güte, eins für Demut, eins für Milde und eins für Langmut.
Sag nicht, dass dir niemand einfällt, bei dem du sagen könntest: „Da könnte ich noch ein bisschen Langmut gebrauchen.“ Vielleicht ist es dein Chef, vielleicht deine Lehrerin in Mathematik. Vielleicht bist du selbst Lehrerin und sagst: „Ich habe da einen Schüler, bei dem ich mal ...“ Dir fällt bestimmt etwas ein, wenn du ein bisschen darüber nachdenkst.
Zieh es an und fang an. Du entscheidest dich dazu, an einer Stelle einen großen Schritt nach vorne zu tun und sagst: „Ich will das jetzt einmal probieren.“
Dann kommt etwas Neues und du gehst wieder einen Schritt nach vorne. Damit bist du noch nicht der ultimativ langmütige, milde und sanftmütige Mensch, aber du bist diesem Ziel ein Stück nähergekommen.
Kannst du dir vorstellen, was es mit deinem Charakter macht, wenn du jeden Tag so etwas tun würdest? Überlege dir das mal: Du wirst Jesus tatsächlich ähnlicher.
Und wo du dabei bist, zu all dem zieht die Liebe an.
Die Liebe als Band der Vollkommenheit und der Friede Christi
Paulus’ Lieblingsthema, habe ich manchmal den Eindruck. Wir haben uns schon ein bisschen über Liebe unterhalten. Sie ist das Band der Vollkommenheit – oder man könnte es auch anders übersetzen: das vollkommene Band. Es ist das, was uns auf vollkommene Weise zusammenhält.
Eine Gemeinde, die diesen Vers nicht versteht, wird nicht zusammenhalten. Entweder verbindet uns die Liebe miteinander – oder gar nichts. Es gibt keine Macht, die uns wirklich zusammenhalten kann, wenn es nicht die Liebe ist.
Es ist nicht das Logo, das wir für unsere Homepage vielleicht irgendwann entworfen haben. Auch der Button, den wir oben drauf haben, mit dem Hinweis, dass ihr alle aus einer bibeltreuen Gemeinde seid, wird euch nicht zusammenhalten. Dass ihr alle vielleicht dieselbe Sicht zu bestimmten theologischen Fragen habt, wird euch ebenfalls nicht zusammenhalten. Dass ihr euch im Moment sympathisch findet, weil ihr sagt, wir haben hier eine Gemeindegründung am Laufen, wird euch nicht zusammenhalten.
Wenn ihr einander liebt, wenn ihr an der Liebe arbeitet und wenn ihr versteht, was Liebe ist – und diesen schmerzhaften Prozess des Liebens durchlebt –, dann werdet ihr zusammenbleiben. Das muss euch einfach klar sein: Das Band der Vollkommenheit, dieses vollkommene, uns verbindende Band, kann nur Liebe sein.
Es kann nicht richtiges Verhalten sein, es können nicht gemeinsame Überzeugungen sein. Es muss Liebe sein, denn es wird irgendwann den Punkt in jeder Gemeinde geben, zwischen Geschwistern, an dem es echte Probleme gibt. Dann zeigt sich, wie viel Liebe da ist.
Ich möchte dringend vor der Idee warnen, dass, wenn wir nur dasselbe glauben, solche Probleme nicht passieren können. Das stimmt nicht. Ich habe Geschwister gesehen, die sich zerstreiten, obwohl sie dasselbe geglaubt haben. Aber sie haben die Liebe verloren. Sie haben einander nicht mehr wirklich geliebt. Sie sind immer noch orthodox, sie haben die rechte Lehre – aber das Miteinander hat nicht mehr funktioniert.
Jetzt könnt ihr sagen: Das geht doch nicht. Doch, irgendwie geht es schon – und das ist ein ganz trauriger Prozess.
Ich möchte euch davor warnen, eine Gemeinde zu sein, in der, wie es in Vers 15 heißt, „der Friede des Christus in euren Herzen regiere“. Man könnte das auch übersetzen mit: „Der Friede des Christus sei Schiedsrichter in euren Herzen.“
Ich möchte euch warnen vor einer Gemeindesituation, in der der Friede, das gute Miteinander, nicht mehr oberste Priorität hat.
In Römer 14 wird einmal die Frage beantwortet, wofür eine Gemeinde nach außen hin stehen soll. Paulus sagt: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“
Wir stehen für Gerechtigkeit, wir stehen für Heiligkeit – klar. Aber wir stehen auch für Friede. Eine Gemeinde muss dafür stehen, dass, wenn wir dem Friedefürsten folgen, wir untereinander Frieden haben.
Und um das zu erreichen, müssen wir hart an der Liebe arbeiten.
Ermutigung an die Jüngeren und das Miteinander der Generationen
Ein Wort zu den Jüngeren
Ich weiß, dass es manchmal mit den Älteren nicht leicht ist. Ich denke, ihr habt dennoch einen Vorteil, weil ihr nicht in einer sehr alten Gemeinde seid. In sehr alten Gemeinden gibt es im Moment ein großes Problem damit, Alt und Jung irgendwie zusammenzubringen.
Leider sind die Alten, die eigentlich ein Vorbild an Liebe sein sollten, das oft nicht. Man verlangt von den Jungen Liebe, ohne dass sie bei den Alten sehen, was Liebe wirklich bedeutet. Trotzdem möchte ich euch ermutigen, dieses Wort ernst zu nehmen und in der Liebe den ersten Schritt zu tun.
Ich weiß, dass das eigentlich nicht euer Job ist. Ich weiß, dass die Jugend das Recht auf Rebellion, Querdenken, Geldverschwenden und das Singen von blöden Liedern hat, die keiner versteht. Ich bin dafür, dass die Jugend das tun darf, denn ihr seid jung, unerfahren und dürft auch noch älter werden.
Eigentlich müssten die Alten, die lieben, sagen: „Wisst ihr was? Hey, nehmt es an.“ Es gibt so ein Beispiel aus meinem Leben: Ich mag keinen Hip-Hop. Aber ich bin mir darüber im Klaren, dass in zwanzig Jahren Hip-Hop in der Gemeinde gesungen wird, weil das immer mit einem gewissen Versatz in die Gemeindelieder kommt. Vielleicht sogar in vierzig Jahren. Es wird irgendwann kommen, während ich wahrscheinlich noch lebe.
Ich habe mir vorgenommen, wenn es so weit ist, die Zähne zusammenzubeißen, die Lieder mitzusingen und meine jungen Geschwister zu ermutigen. Denn ich möchte Liebe üben und ein alter Mann werden, der Liebe gelernt hat.
Ich weiß, dass es dabei nicht darum geht, welche Art von Liedern wir singen. Es geht darum, dass wir Liebe leben, was auch immer das im Einzelfall heißen mag. Ich möchte euch ermutigen, an dieser Stelle tief, tief, tief nachzudenken. Dafür ist heute kein Platz, aber ich werde nächste Woche zwei Predigten bei Frogwords einstellen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
Ich habe im Rahmen einer Bibelwoche in einer anderen Gemeinde versucht, ein bisschen anzureißen, was es bedeuten könnte, wenn man Liebe in der Gemeinde üben würde. Denkt also noch ein Stückchen darüber nach.
Hier steht, dass das Band, das uns verbindet, die Liebe ist und dass wir am Frieden erkannt werden – Gerechtigkeit und Friede. Und der Clou ist: Ich finde Paulus so toll, denn er nennt Freude im Heiligen Geist als drittes Kennzeichen. Drei Dinge, die eine Gemeinde nach außen kennzeichnen sollen: Das sind Leute, die heilig sind, Leute, die gut miteinander umgehen, und Leute, die echt Spaß haben.
Schön, oder? Sie haben wirklich Freude – Freude im Heiligen Geist. Freude ist ein biblisches Prinzip, Freude ist so biblisch, dass Paulus hier sagt: „Und der Friede Christi regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid, in einem Leib.“ (Kolosser 3,15)
Die Betonung liegt auf „in einem Leib“. Du bist nicht berufen als Einzelkämpfer, du bist berufen in einem Leib. Gott möchte Gemeinde. Und damit wir das nicht vergessen, sei dankbar.
Dankbarkeit und das Leben in der Gemeinde
Okay, also da kommt es wieder: dankbar sein. Du möchtest ein reifer Christ sein? Dann lerne Dankbarkeit.
Du möchtest ein reifer Christ sein? Dann sieh diesen einen Leib, zu dem du berufen bist. Du bist zur Gemeinde berufen. Gemeinde kann nur gelebt werden, wenn in allen Entscheidungen der Schiedsrichter der Friede ist. Halten wir Frieden miteinander? Wenn wir diese Entscheidung treffen: Ist das wirklich Friede? Oder ist es einfach nur so, dass die, die die Macht haben, die unterdrücken, die keine Macht haben, und wir nennen es dann Friede? Ist es wirklich so? Ist das, was uns verbindet, Liebe?
Und sag jetzt nicht „Ja, ja, wenn XY mal lieben würde, das wäre toll.“ Fang bei dir an! Wenn du am Sonntag in den Gottesdienst gehst – nein, wenn du hier sitzt – liebst du? Ist das, was du jetzt gerade tust, Liebe? Sprich: Sehnsucht nach Beziehung? Oder geht dir das alles ziemlich vorbei, und du sagst: Eigentlich will ich nicht, eigentlich sind mir Menschen egal, eigentlich ist das alles eine Last?
Wo stehst du? Willst du eigentlich lieben? Wenn du es nicht willst, wenn du sagst: Menschen sind mir egal, und wenn du nicht im Umgang mit Menschen Liebe lernst, dann lass mich dir noch eine Sache versprechen: Dann wirst du Gott nicht lieben.
Glaube nicht, du kannst Gott lieben, aber Menschen kannst du irgendwie links liegen lassen. Es ist genau umgekehrt. Es ist leichter, die Geschwister zu lieben als Gott. Das steht in 1. Johannes 4,20.
Es ist leichter, den zu lieben, den ich sehe, der mit seinen realen Bedürfnissen vor mir steht. Der weiß, wenn ich da an der Kaffeekanne stehe – ich habe da vorne was, ich stehe da an und habe gerade die Kaffeekanne in der Hand – und da steht neben mir einer mit einer leeren Tasse. Ja, was könnte ich tun? Richtig, du könntest diese Tasse füllen.
Du siehst den mit seiner leeren Tasse, du siehst Gott nicht. Und indem du lernst, leere Tassen zu füllen, indem du lernst, Beziehungen zu bauen – auch zu denen, die du noch gar nicht kennst, auch zu denen, die dir gar nicht so lieb sind – das ist ja das Schöne an Gemeinde.
Meine Freunde suche ich aus, die Gemeinde stellt Gott zusammen. Da kommen Leute zusammen, bei denen ich sage: Mit denen hätte ich nie, wirklich nie Kontakt, wenn ich nicht in Gemeinde wäre. Wirklich nie. Was soll ich mit XY? Ey, das ist überhaupt nicht meine Liga! Und jetzt sagt Gott: Doch, ich habe da, das ist so dein Trainingsfeld.
Das ist sowieso so eine neue sportliche Übung. Ja, ich habe dann auch nicht so viel Muskulatur. Ja, musste machen. Ja, aber dieser Typ liegt mir eigentlich gar nicht. Stimmt, das weiß ich auch, denkt sich Gott, und deswegen habe ich ihn dir auch mitgebracht. Ganz persönlich ausgewählt für dich.
Und jetzt kannst du dir überlegen: Wie liebe ich den Typ? Wie liebe ich den Typ Mitte 50, Wechseljahre, manchmal so ein bisschen komplex? Find ich total spannend, diesen Typ zu lieben, weil du weißt nie so genau, woran du bist.
Oder wie liebe ich den Typ sechzehn Jahre, Teenie, leicht durch den Wind? Denkt an alles, nur nicht gerade an das, was wichtig ist, weil Hormone – brrrr. Wie liebe ich so jemanden?
Wie liebe ich den Typ Mathematik, Physik, Student hinter dem Technikpult? Wie liebt man so etwas? Versteht ihr? Das muss doch irgendwie anders gehen. Da muss man doch ein Feeling für entwickeln.
Kannst du nicht sagen: Schere ich alle über einen Kamm, alle Menschen sind gleich? Nein, nein, wirklich nicht. Und indem ich mich auf einzelne Menschen einlasse, entwickle ich eine Liebeskompetenz.
Und es gibt nur eine Liebeskompetenz, die es zu entwickeln gilt. Mit dieser Kompetenz begegne ich Gott. Und wenn ich in der Gemeinde nicht das Lieben lerne, kann ich Gott nicht lieben.
Wir glauben manchmal, ich kann Gott irgendwie lieben, und das, was mit den Menschen ist, steht auf einem anderen Blatt. Und das stimmt nicht.
Geistliches Wachstum und die Rolle der Liebe
Vorhin hat Alex im internen Gespräch den zweiten Brief des Petrus, Kapitel eins, vorgelesen. Es geht dabei um eine Spirale des geistlichen Wachstums, die wir nutzen, um Gott näher zu kommen. Am Ende steht, was aus einem geistlichen Leben, aus Gottesfurcht oder aus Frömmigkeit hervorgeht: zuerst die Bruderliebe und danach die Liebe.
Zuerst lernt man, die Geschwister zu lieben, weil das einfacher ist. Danach beginnt man, sich den schwierigeren Aufgaben zu stellen – also zu lieben, was sonst noch da draußen ist, einschließlich Gott. Deshalb ist das so wichtig: Wir legen das Alte ab, ziehen das Neue an und starten. Zu all dem zieht die Liebe an. Das ist der große Punkt, an dem es richtig losgeht. Das ist Christsein.
Hier macht Christsein Spaß, wenn man plötzlich auf all die verschiedenen Menschen in der Gemeinde trifft und sagt: „So, Vater im Himmel, wen nehmen wir uns denn heute vor?“ Das ist eure Aufgabe. Stellt euch eine Gemeinde vor, in der genau das passiert. Du kommst sonntags in den Gottesdienst und jeder freut sich darauf, zu lieben.
Das ist doch verrückt, oder? Nicht nach dem Motto „Mal sehen, was der Prediger mir heute zu bieten hat“ und dann setzt man sich hin und übt die einzige geistliche Gabe, die man kennt: Stühle wärmen. Stell dir vor, du würdest ernst nehmen, was in der Bibel über das Zusammentreffen in der Gemeinde steht: Wir kommen zusammen, um uns anzureizen – zur Liebe und zu guten Werken (Hebräer 10,24-25). Wahnsinn, oder?
Stell dir vor, du würdest das wirklich ernst nehmen. Man darf gar nicht darüber nachdenken, wie so eine Gemeinde wäre. Warum sind wir morgen 80? 80 Leute treffen sich in einem Saal mit dem Wunsch: „Wir wollen lieben, lieben, lieben.“ Boah, das wäre toll! Ich freue mich auf eure Gemeinde.
Und der Friede Christi regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen seid – in einem Leib, das ist ganz wichtig. Seid dankbar!
Das Wort Christi als Korrektiv für gelebte Liebe
Und wo wir gerade dabei sind, uns um Liebe zu drehen: Damit Liebe gelebt werden kann, braucht es ein Korrektiv. Sonst geht Liebe schnell in Richtung Sentimentalität oder in ganz komische Richtungen, wenn Dinge als Liebe verkauft werden, die gar keine Liebe sind. Deswegen heißt es in Vers 16: Das Wort des Christus wohne reichlich in euch.
Wenn du also dabei bist, Liebe zu leben und all die guten Dinge zu tun, sorge dafür, dass du viel Umgang mit dem Wort Gottes hast. Warum? Weil deine Aufgabe interessanterweise nicht nur darin besteht, MP3-Predigten zu hören oder CDs irgendwo einzulegen. Wir sind dazu berufen, einander in aller Weisheit zu lehren und zu ermahnen.
Irre, oder? Nein, es gibt nicht nur den einen Prediger oder zwei, drei, fünf Prediger – du bist auch Prediger! Vielleicht glaubst du das nicht, aber es ist so. Und soll ich dir sagen, warum? Du bist deshalb ein Prediger, weil du ein Priester bist. Wir sind Priester, wir haben ein allgemeines Priestertum, ein königliches Priestertum.
Du bist berufen, deine Bibel zu meistern. Du bist berufen, genug von der Bibel zu wissen, um anderen guten Rat geben zu können. Du bist nicht dazu berufen, in allen lehrmäßigen Spitzfindigkeiten Antworten zu wissen – dafür gibt es die Lehre. Aber zu den ganz grundlegenden Dingen kannst du etwas sagen.
Vor drei Wochen habe ich ein Experiment gemacht. Ich hatte eine Predigtreihe über das Thema „Anwendung in der Bibel finden“. Das hat sich so ergeben. Nach der zweiten oder dritten Predigt sagte ich: „So, machen wir Folgendes: Nächste Woche bringe ich die Reihe zu Ende. Und ich möchte, dass jeder in der Woche mal hört, was Gott ihm zu sagen hat. Dann tragen wir das zusammen. Schickt mir das einfach vorneweg per E-Mail.“
Dann bekam ich eine Zuschrift und dachte: Super! Ich predige über Anwendungen, und die Leute sollen Anwendungen aus der Bibel herausholen und präsentieren. Eine Zuschrift – da dachte ich mir, das wird nichts. Aber gut, ich habe es trotzdem gemacht.
Meine Predigt war ein bisschen kürzer. Ich bin nach vorne gegangen, hatte ein Mikro dabei und fragte: „Wer möchte uns sagen, was Gott ihm in dieser Woche durch das Wort Gottes gesagt hat?“ Dann gab es sechs, acht, zehn Beiträge, und es war total toll. Da wurde das plötzlich gelebt: „Lehrt und ermahnt euch gegenseitig.“
Glaubst du wirklich, dass, wenn Gott zu dir in dein Leben hinein spricht und das wirklich das Wort Gottes ist, davon nicht das eine oder andere wertvoll für jemanden anders sein könnte? Vielleicht nicht unbedingt im Gottesdienst, aber diese Idee, die hier steht: „Das Wort des Christus wohne reichlich in euch. In aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig.“ Gegenseitig!
Das heißt nicht: „In aller Weisheit lehrt und ermahnt euch“, wenn ihr als Prediger vorne auf der Kanzel steht. Nein, gegenseitig. Hier geht es darum, dass Christen eine Kompetenz in der Lehre entwickeln – alle miteinander. Das wäre toll.
Dankbarkeit und das Tun im Namen Jesu
Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade.
Ein weiterer Punkt: Hier fordert er nicht einfach auf, Dank zu sagen. Stattdessen sagt er, freut euch von ganzem Herzen.
Und alles, was ihr tut – sei es im Wort oder im Werk – tut es im Namen des Herrn Jesus. Das bedeutet, in seiner Autorität, so wie es seinem Charakter und seinem Ziel entspricht.
Und sagt Gott dem Vater Dank durch ihn.
Nur weil wir das Thema Dank gerade mal wieder nicht hatten, möchte ich sagen: Nehmt euch das Thema Dank für den Hauskreis und eine Predigt vor. Seid sehr dankbar!
Praktische Anweisungen für das christliche Leben im Haushalt
Der letzte Punkt zu diesem großen Abschnitt: Der Christ, Christsein ganz praktisch. Was jetzt folgt, Epheser 3,18 bis 4,6, nennt man eine Haustafel. Damit sind unterschiedliche Personen gemeint, die in einem Haus zusammenleben. Gemeint ist hier nicht ein Steinhaus, sondern eine Familie, eine Großfamilie.
Diese Großfamilie lebt zusammen und hat ganz unterschiedliche Aufgaben. Zuerst heißt es: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es im Herrn geziemt.“ Das hört man heute nicht mehr gern, und trotzdem steht es so in der Bibel. Ich muss aber trotzdem etwas erklärend hinzufügen, weil ich den Eindruck habe, dass man den Begriff der Unterordnung heute nicht mehr richtig versteht.
Wenn wir „Unterordnung“ lesen, denken viele an „Heimchen am Herd“. Die Bibel sagt „Unterordnung“ und denkt dabei an Sprüche 31. Und das ist ein großer Unterschied. Wer sich mit der Rolle der Frau beschäftigt, muss sich mit Sprüche 31 auseinandersetzen. Ich empfehle, ein Spiel zu machen, zum Beispiel beim SBS Plus, einem Hermeneutikkurs, der über mehrere Treffen läuft. Ich werde irgendwann auch einen Vortrag über den Leiter und seine Frau halten. Dann sage ich: „Okay, wir machen jetzt folgendes Spiel.“ Ihr könnt das auch zu Hause ausprobieren, das macht total Spaß.
Man liest Sprüche 31 einmal durch – als Mann. Man kann es auch als Frau machen, aber für Männer ist es oft lustiger. Dann schreibt man zu jedem Vers auf, was darin steht, einfach mit modernen Begriffen. Was bedeutet das? Ein Beispiel: Wenn dort steht, dass sie ihren Haushalt geschickt plant, dann hat das heute etwas mit Managementfähigkeiten zu tun. Man schreibt das einfach mit modernen Begriffen auf.
Was habe ich dadurch? Sprüche 31 – was ist das für eine Frau? Du wirst feststellen, dass es eine Frau ist, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Sie scheint sogar ohne ihren Mann zu fragen Felder zu kaufen, sie führt ihren kleinen Gewerbebetrieb, ist weitsichtig, klug und lebt nach Gottes Willen. Das schreibt man einfach mal so auf.
Jetzt kommt das Spiel. Das Spiel oder die Frage, bei der Männer nicht mehr so viel Spaß haben, obwohl sie es bis dahin lustig fanden. Dann kommt die entscheidende Frage: „Was tust du, damit deine Frau so wird?“ Schnell sagen wir bei dem Vers „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter“: Ja, richtig, Frauen sollen an der Stelle tatsächlich einen Schritt zurücktreten. Sie sind in diesem Sinn Gehilfin.
Aber du willst doch eine Gehilfin haben, oder? Du willst doch eine Frau an deiner Seite. Darf ich das frecher formulieren? Wir wollen ein echtes Weib. Wir wollen etwas haben, das mitkämpfen kann. Kein wirklicher Mann will einen Ballast hinter sich herziehen. Das ist nicht Unterordnung. Möglichst klein halten, möglichst abhängig machen – das ist Quatsch.
Deshalb sind Sprüche 31 so wichtig. Die Aufgabe der Männer besteht darin, ihre Frauen zu entfalten und zu entwickeln. Sie sind für ihr geistliches Wohl verantwortlich (Epheser 5). Sie müssen die Bedürfnisse ihrer Frauen erkennen und stillen. Außerdem sind sie dafür verantwortlich, dass neben ihnen eine Frau heranwächst, die eigene Stärke hat und sich entfaltet – eine Sprüche 31-Frau, die etwas stemmen kann.
Die Verantwortung der Männer in der Ehe
Wenn Männer Angst davor haben, dass ihre Frauen sich entfalten und entwickeln, dann haben sie ein großes geistliches Problem. Wenn ein Mann seine Frau unterdrücken muss, weil er Unterordnung verlangt, dann lebt er nicht nach der Bibel, sondern lebt eine falsche Haltung.
Die Aufgabe von uns Männern besteht darin – ich lese das einfach mal vor, weil es im nächsten Vers steht, Vers 19: „Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.“
Und was bedeutet Liebe? Liebe heißt, dass ich in diese Beziehung investiere, dass ich meine Frau sehe und ihr alles gebe, was sie braucht, um die Frau zu werden, die Gott sich gedacht hat, als er sie geschaffen hat. Dass ich sie zu der ganzen Reife und Fülle führe, die in ihr steckt. Dass ich alles an Frausein aus ihr heraushole und ihr helfe, diesen Weg zu gehen.
Gleichzeitig muss ich als Mann aufpassen, wo eine große Gefahr besteht – nämlich bei Bitterkeit und Grobheit. Deshalb sagt Petrus auch, dass wir mit Einsicht bei unseren Frauen wohnen sollen.
Es fällt uns Männern nicht immer leicht, die Grenzen von Frauen anzuerkennen. Frauen haben alle 28 Tage so eine Phase, in der sie emotional sind – oft wird das als „Heulphase“ bezeichnet. Das muss man erst einmal verstehen und damit klarkommen. Am Anfang wusste ich gar nicht, was da passiert. Plötzlich heult meine Frau und ich frage: „Was ist denn da?“ Sie sagt: „Das ist ganz normal, Schätze.“ Und ich habe gelernt: Ja, es ist ganz normal. Wir sind unterschiedlich, und ich helfe ihr dabei.
Ich finde es total toll, dass meine Frau vor zwei Jahren noch einmal ein Studium angefangen hat, weil sie ihren alten Jugendtraum, Grundschullehrerin zu werden, verwirklichen wollte. Sie wird das schaffen, da bin ich mir sicher. Ich bin so stolz auf sie und sehe, wie gut es ihr tut. Für sie war das genau der richtige Schritt. Sie entfaltet sich und ich genieße es, an meiner Seite eine starke Frau zu haben. Eine Frau, die überhaupt kein Problem mit Unterordnung hat, weil sie weiß, dass sie einen Mann hat, der sie abgrundtief liebt, sich für sie investiert und alles möglich macht.
Es gibt eine Predigt von mir bei Frogwords, die heißt „Mann und Frau sind wie ein Hanuta“. Hanuta kennt ihr, oder? Waffel ohne Geschmack, nochmal Waffel ohne Geschmack und dazwischen viel zu süße Nougat-Nusscreme. Wenn du alles zusammenpappst, ist es brillant. Einzelne Teile sind einfach nur widerlich.
Männer und Frauen sind auf Zusammengehörigkeit angelegt. Ehe funktioniert, wenn Mann und Frau zusammen mehr ergeben, als sie einzeln darstellen. Wenn du ein Hanuta wirst, also deinen Teil als Mann bringst – von mir aus die äußere Schicht, die nach außen hin die Familie darstellt – und wenn die Frau dafür sorgt, dass in der Mitte alles zusammengehalten wird und es auch noch gut schmeckt, dann funktioniert die Ehe.
Das nennt die Bibel Unterordnung. Aber beides muss zusammenkommen.
Ich habe Angst, dass wir manchmal nicht genau verstehen, was unsere Aufgabe als Männer ist.
Ich möchte euch Frauen ermutigen, Unterordnung nicht falsch zu verstehen – nicht als Minderwertigkeit, geringere Würde oder, noch schlimmer, als Duckmäusertum. Der Begriff der Gehilfin in der Bibel hat viel mit Helfen zu tun. Wenn du siehst, dass dein Mann in die Irre läuft, dann ist es keine Form von Unterordnung, wenn du sagst: „Na ja, wenn er sich eine blutige Nase holen will, soll er es halt haben.“ Nein, dann musst du helfen. Denn das macht eine Gehilfin aus.
Du musst deinem Mann auch Freiraum geben, Entscheidungen zu treffen, klar. Aber mir ist wichtig, dieses Prinzip der Komplementarität zu betonen.
Kindererziehung und das Verhältnis zu Eltern
Wenn ihr Kinder seid, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn. Natürlich gilt das nicht in allem, wenn es um Sünde geht, aber ansonsten schon. Ich denke, hier wird das Spannungsfeld zwischen gläubigen Eltern, gläubigen Kindern und ungläubigen Eltern angesprochen.
Kinder sollen ihre Eltern ehren und ihnen gehorchen. Auf der anderen Seite gilt Vers 21: „Ihr Väter“ – und diesen Begriff kann man auch mit „Eltern“ übersetzen – „reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden.“
Es gibt einen Erziehungsstil, bei dem man zu viel von den Kindern verlangt. Ebenso gibt es einen Stil, bei dem Kinder so erzogen werden, dass sie den Mut verlieren. Sie kommen an den Punkt, an dem sie den Eindruck gewinnen, es sei unmöglich, die Ansprüche der Eltern zu erfüllen.
Das hängt damit zusammen, dass man Sprüche 22,6 beachtet: „Den Knaben seinem Weg gemäß erziehen.“ Man sollte also sehen, wo die Grenzen der Kinder sind und nichts Unmögliches verlangen.
Aber wir reden heute nicht über Kindererziehung, es ist nur ein Anreißen.
Denkt daran: Wo stehe ich mit meinen Kindern? Will ich zu viel von ihnen? Will ich womöglich, dass meine Kinder erreichen, was ich selbst nie erreicht habe? Werden sie zu einer Projektionsfläche, um mich selbst zu verwirklichen? Was will ich, und wie gehe ich mit meinen Kindern um?
An dieser Stelle müsste man weiterdenken.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer im christlichen Kontext
Zum Schluss noch das Thema Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Ihr Sklaven, das sind die Arbeitnehmer, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch. Seid gehorsam, da wo ihr Arbeitnehmer seid. Tut das, was euer Chef sagt, auch dann, wenn er mal nicht hinschaut. Nicht in Augendienerei, also nicht nur, wenn er hinschaut, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend.
Hier geht es darum: Wir fürchten Gott. Unser Arbeitgeber ist Gott. Was auch immer er tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen. Eine spannende Einstellung, oder? Wenn du in die Schule gehst, ist dein Lehrer Gott. Du machst die Hausaufgaben für den Herrn Jesus. Und so, wie du sie machst, machst du sie ihm.
Du machst deinen Job für den Herrn Jesus, und wie du ihn machst, machst du ihn ihm. Das ist eine interessante Vorstellung. Was ich meinem Arbeitgeber, was ich meinem Lehrer tue, tue ich dem Herrn Jesus an. Wenn du schlampige Hausaufgaben machst, dann machst du es schlampig für den Herrn Jesus. Wenn du einen schlampigen Job machst, machst du es schlampig für den Herrn Jesus. Wenn du es gut machst, dann sagt Paulus: Da ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet, ihr dient dem Herrn Christus.
Wenn du dich hinsetzt und versuchst, deinen Job gut zu machen, dann wird Gott dich dafür belohnen. Interessant, oder? Ja, aber du kennst meinen Chef nicht, Paulus. Doch, Paulus kennt wahrscheinlich solche Chefs, was es da so gibt. Und Paulus hat Angst, dass wir in eine Denkfalle hineingeraten, Vers 25: Denn wer Unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat.
Wenn du Angestellter bist und faul bist, deinen Job nicht richtig machst, Schüler bist und lässig bist, dein Schülersein nicht richtig ausfüllst, Student bist und nicht lernst – keine Ahnung –, wenn du an irgendeiner Stelle das nicht bringst, was ein anderer zu Recht von dir erwarten kann, dann kannst du sagen: Wen interessiert es? Paulus wird sagen: Gott.
Wenn du glaubst, dass deine Faulheit durchgeht, vergiss es. Faulheit ist Sünde. Wenn du glaubst, dass du einfach rumschludern kannst, nein, hast du nicht. Das ist auch Sünde. Vielleicht hast du noch keine Predigt dazu gehört, aber es ist trotzdem so.
Deswegen sei dir einfach darüber im Klaren: Wenn du Unrecht tust – durch Faulheit, Schludrigkeit, Desinteresse, durch freches Gehabe oder was auch immer jetzt hier ins Arbeitsverhältnis hineinspielt –, muss es nicht gleich Diebstahl sein, könnte es aber auch sein, indem du etwas mitgehen lässt. Sei dir darüber im Klaren, da ist kein Ansehen der Person.
Glaub doch nicht, dass, wenn du faul bist, Gott zu deiner Faulheit nichts zu sagen weiß. Dein Leben, um das noch einmal zu wiederholen von vorhin, ist das Mittel, um Gott zu erkennen. Vielleicht ist diese schusselige Deutschhausaufgabe, die dir so schwer von der Hand geht, bei der du deine Deutschlehrerin allein schon für das Aufsatzthema erschlagen könntest, vielleicht ist das das Mittel, womit Gott dich heute in seine Gegenwart ziehen möchte.
Das Mittel, woran du heute in deiner Gottesbeziehung am allermeisten lernen kannst. Vielleicht will Gott, dass du deine ganze Chancenlosigkeit ergreifst und erst mal anfängst zu beten. Vielleicht ist es dieses einfache Ding. Vielleicht möchte Gott dich an dieser Stelle retten.
Und wenn du auf der anderen Seite stehst, wenn du sagst: „Haha, ich bin der Arbeitgeber, ich bin nicht der Arbeitnehmer, ich darf die Regeln vorgeben, die müssen nach meiner Pfeife tanzen.“ Kapitel 4, Vers 1: Ihr Herren, gewährt euren Sklaven, was recht und billig ist.
Und billig heißt hier nicht möglichst billig im Sinne von wertlos, sondern billig bedeutet fair. Also Billigkeit ist Fairness oder Gleichheit. Damit sagt Paulus: Gewährt euren Sklaven, was recht und fair ist.
Ihr müsst euch vorstellen: In der antiken Welt ist der Sklave ein Ding auf zwei Beinen – so könnte man das Wort übersetzen. Du hast kein Recht als Sklave. Und jetzt kommt Paulus daher und sagt: Du hast dich bekehrt als Herr, schön, das freut mich für dich.
Das heißt, dass du mit deinen Sklaven jetzt anders umgehen musst. Du musst sie nicht freilassen, das ist nicht nötig. Das hätte ihnen auch nichts gebracht, weil wir ja kein Arbeitsamt haben, wo sie sich dann hinwenden können.
Aber wenn du sie behältst, dann sollst du mit ihnen so umgehen, wie man mit richtigen Menschen umgeht. Und ein Mensch hat Würde, und er hat tatsächlich etwas, was recht und billig ist. Wenn da einer einen Job tut, dann kümmere dich darum, dass er für diesen Job die entsprechende Entlohnung bekommt.
Warum? Da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt. Es ist nicht nur so, dass die Arbeitnehmer fleißig sein sollen, auch die Chefs sollen sich darüber Gedanken machen, wem sie eigentlich dienen.
Und damit wird ein gläubiger Herr – ich gehe jetzt mal in die Antike zurück – der Sklaven hat, natürlich dafür sorgen, dass es denen gut geht. Er wird von ihnen kein Unrecht mehr erfordern. Er wird ihnen einen Ruhetag einräumen. Er wird ihnen vielleicht sogar die Möglichkeit geben, ein bisschen Geld beiseitezulegen, um sich selbst freizukaufen, was für einen guten Herrn damals durchaus üblich war.