Darum wird es heute gehen: Ich möchte mit euch über ein ganzes Bündel von Gefühlen nachdenken, die uns allen vertraut sind – ob wir das nun zugeben oder nicht. Diese Gefühle stehen unter der Überschrift Neid und Eifersucht.
Wenn man ganz ehrlich ist, brauchen wir Menschen nicht viel zum Leben. Wir brauchen etwas zu essen, Wasser und ein Plätzchen zum Wohnen. Dazu ein paar Kleidungsstücke, damit wir uns nicht zu Tode frieren. Das ist eigentlich nicht viel, und das würde zum Leben reichen.
Doch der allergrößte Teil der Menschheit will mehr als nur überleben. Und hier beginnen die Probleme. Du willst mehr, aber du kannst es dir nicht leisten. Du kannst dir nicht leisten, was du gerne hättest.
Das ist aber noch nicht das größte Problem. Das größte Problem fängt erst an, wenn du jemanden kennst, der es sich leisten kann. Du kannst es nicht, aber der andere kann es. Und dann passiert es leicht, dass man neidisch wird.
Neid ist der Wunsch, das zu haben, was ein anderer hat, und selbst nicht zu besitzen. Neid ist dieses Gefühl der Missgunst. Es ist interessant, wie man bei einer Predigt plötzlich auf solche Begriffe zurückgreifen muss. Unsere Gesellschaft ist gar nicht so stark darin, uns neue Begriffe dafür zu geben – fast so, als würde es diese Gefühle gar nicht mehr geben.
Neid ist das Gefühl der Missgunst. Zu dem Wort Missgunst fällt euch sicher etwas ein. Ich schlage gerne bei Word die Synonyme auf, um zu sehen, was man noch sagen könnte. Missgunst heißt ja: Ich gönne dem anderen das nicht.
Wie kann es sein, dass der andere sich das Handy leisten kann und ich nicht? Warum hat die andere so einen lieben Freund, und ich bin immer noch Single? Wenn man mit Menschen redet, kommt man oft schnell auf Jesus zu sprechen. Man denkt: Ich schaffe das nie. Ich kann mit dem da irgendwie fünf Stunden am Tisch sitzen und bekomme keinen Satz heraus. Oder: Boah, wie der die Karriereleiter hochklettert – der schleimt sich bestimmt beim Chef ein.
Solche Gedanken entstehen, wenn jemand etwas hat, was ich nicht habe, und ich neidisch bin. Neid ist immer falsch, das könnt ihr euch einfach merken.
Bei Eifersucht ist das fast immer so. Es gibt eine gute Seite der Eifersucht, über die wir uns im Rahmen dieser Reihe noch unterhalten werden. Aber Eifersucht ist auch immer dann falsch, wenn ich eifersüchtig darüber wache, dass mir niemand anderes wegnimmt, was ich habe.
Ich denke dann: Meins, mein Schatz, und den kriegt auch keiner. Eifersucht heißt, ich erlaube nicht, dass der andere das hat. Ich möchte mit aller Macht festhalten, was ich brauche, um glücklich zu sein. Und ich will das auch mit niemandem teilen – es ist ja meins.
Wie kommt der andere auf den Gedanken, das haben zu wollen?
Wenn man Neid und Eifersucht gegeneinander hält, dann ist Neid der Wunsch, das zu haben, was ein anderer hat. Eifersucht dagegen ist der Wunsch, zu behalten, was ich schon habe. Man kann die beiden Begriffe so voneinander abgrenzen.
Aber ihr werdet merken, dass sich die Wortfelder im normalen Sprachgebrauch oft überlappen. Mal verwendet man das eine Wort, mal das andere. Man kann sie trennen, aber ich werde das im Verlauf der Predigt nicht groß tun, weil es im Grunde dasselbe komische Gefühl im Bauch ist.
Es mag eine andere Quelle haben, aber dieses Gefühl: „Da stimmt etwas nicht“ – das ist bei beiden völlig identisch.
Die Wurzeln von Neid und Eifersucht
Neid und Eifersucht sind extrem starke Gefühle, weil das Leben nicht immer fair ist. Das merken wir ganz genau. Wir sind oft weit davon entfernt, uns sofort mit denen zu freuen, denen es besser geht als uns selbst, die mehr haben, erfolgreich sind oder womöglich genau das besitzen, was wir uns schon immer gewünscht haben.
Wir alle stehen in der Gefahr, uns zu vergleichen. Dazu gibt es eine tolle Predigt von Walli, die noch in der Grossbärenstraße gehalten wurde. Sie behandelt genau dieses Thema: das Vergleichen und wie daraus Eifersucht entstehen kann. Wie kann das sein? Mir geht es da nicht anders.
Ich erinnere mich noch genau an ein Seminar mit Martin Buser. Danach gehe ich zu David Stoddard ins Büro. Er ist so ein typischer, ich sage mal, amerikanischer Missionar mit einem vernünftigen Werk dahinter. Ihnen wurde zuerst eine Bibliothek zur Verfügung gestellt. Ich dachte mir, ich kaufe mir auch mal einen Kommentar zu einem biblischen Buch.
Dann gehe ich hinein und überlege: Jetzt kostet so etwas dreißig, vierzig, fünfzig Euro. Welches Buch kaufe ich mir? Ich schaue mir verschiedene Kommentarreihen an, entscheide mich für ein Buch und nehme mir vor, das jetzt richtig gut zu bearbeiten.
Im Büro des amerikanischen Missionars, Entschuldigung, wenn ich das so sage, hat man ihm einfach die gesamte Reihe hingestellt. Von einer Reihe, in der es für die gesamte Bibel geschätzt fünfzig Kommentarbücher gibt, hat man ihm alle fünfzig hingestellt. Ich habe nur eins.
Da stehe ich vor dem Schrank und denke: Boah, das ist irgendwie nicht fair. Ich kenne dieses Gefühl gut. Für den Fall, dass jemand denkt, Jürgen sei ein Heiliger: Du kannst mich vielleicht mit deinem Auto nicht jagen. Du kannst mir zeigen, dass du ein Auto hast, aber stell mich vor die richtige Bücherwand und sag mir, dass ich das Geschenk bekommen habe. Dann muss ich ganz schön schlucken.
Ich kenne also auch dieses Gefühl. Neid und Eifersucht machen nicht einmal vor religiösen Menschen, sogar vor Gläubigen, halt.
Die Feinde Jesu waren eifersüchtig, eifersüchtig auf die Popularität von Jesus. Irgendwann wurde aus dieser Eifersucht Missgunst, und sie planten, ihn umzubringen. So weit kann Eifersucht und Neid gehen: bis zu dem Punkt, an dem man den anderen loswerden will.
Natürlich kannst du auch neidisch sein, ohne gleich den anderen umbringen zu wollen. Keine Frage. Aber machen wir uns nichts vor: Was ganz klein anfängt, vielleicht weil du in einem Büro stehst und denkst: „World Biblical Commentary, alle Bände“, kann sich zu Unmut entwickeln. Daraus kann Groll entstehen, der sich tief im Herzen festsetzt. Daraus kann Verbitterung werden, und wenn man es nur lange genug kultiviert, kann daraus Hass werden.
Deshalb sage ich: Neid und Eifersucht sind extrem starke Gefühle, die wir nur ungern zugeben, obwohl sie immer mal wieder hochkommen.
König Saul als warnendes Beispiel für Neid
Ein Beispiel dafür ist König Saul aus dem Alten Testament. König Saul ist ein gutes Beispiel dafür, was Neid bewirken kann. Zum ersten Mal trifft Saul auf den kleinen David. Er findet den Hirtenjungen total lieb. Die beiden haben eine sehr gute Beziehung. David wird Sauls Waffenträger. Wenn Saul von einem bösen Geist geplagt wird und Angst hat, holt David die Klampfe heraus, spielt ein bisschen, und Saul geht es wieder gut.
Dann gibt es die geniale Geschichte, als die Philister kommen und sich Goliath stellt. David ist eigentlich nur zu Besuch, um seinen älteren Brüdern etwas zu essen zu bringen. Doch dann besiegt er Goliath. Das ist doch genial! Was kann sich ein König Besseres wünschen als so jemanden? Die Beziehung zwischen David und Saul ist am Anfang absolut brillant.
Das Problem ist, dass Saul etwas zu verlieren hat: seine Stellung als König. Für den Bibelleser ist von Anfang an klar, dass es schwierig wird. Gott ist von Saul gewichen, hat ihm das Königtum weggenommen und David bereits gesalbt. Saul hängt an seiner Königswürde, obwohl er weiß, dass Gott ihn verworfen hat. Er will seine Niederlage nicht eingestehen und auf keinen Fall zulassen, dass ein anderer König seinen Thron einnimmt. Das ist verständlich.
Nach dem Sieg über Goliath geht der Kampf gegen die Philister weiter. David ist immer vorneweg. Saul kann sich nicht wirklich daran freuen. In 1. Samuel 18,7 wird erzählt, dass in den Straßen gesungen wird. Was singen die Leute? „Saul hat seine Tausende erschlagen.“ Das klingt doch gut, oder? Der König ist ein fähiger Mann, der Tausende erschlagen hat.
Doch dann folgt die zweite Strophe des Liedes: „David seine Zehntausende.“ Merkt man den Unterschied? Saul die Tausend, klar, er ist ein cooler Typ, aber David ist noch cooler – er hat Zehntausende erschlagen.
In 1. Samuel 18,8-9 passiert etwas, als Saul das hört. Saul sieht neidisch auf David von jenem Tag an. Er kann das überhaupt nicht verkraften. In Vers 10 heißt es, dass am folgenden Tag ein böser Geist von Gott über Saul kam. Er geriet im Inneren des Hauses in Raserei. David spielte aber wie täglich die Zither, und Saul hatte einen Speer in der Hand und warf ihn nach David. Ihr kennt die Geschichte.
Es fängt mit Neid an. Saul denkt sich: „Wo führt das hin? Was passiert, wenn diese Popularität überhandnimmt?“ In Vers 8 heißt es, Saul ergrimmte sehr, und die Sache war in seinen Augen böse. Der Gesang in den Straßen war für ihn unerträglich. Er sagte: „Sie haben David Zehntausende gegeben, und mir nur die Tausende.“ Es fehlt ihm nur noch das Königtum. Wie kann das sein? Er ist doch der König!
Neid und die Unfähigkeit, eigene Fehler und Versagen einzugestehen, stehen hier gegen Davids Begabung und Berufung. Jeder sagt: „Schau ihn dir an, das ist der aufsteigende Stern, der hier richtig etwas bewegen wird.“ Saul versucht mit aller Macht, sein Königtum zu verteidigen.
Man sieht die Entwicklung: Es beginnt mit Zuneigung. Alles ist gut. Dann kommt Verdruss. Aus dem Verdruss wird Neid. Schließlich folgen Mordversuche. Saul verliert auf diesem Weg jeglichen moralischen Halt. Er weiß nicht mehr, was richtig ist.
Lest euch die Geschichte durch und nehmt sie als abschreckendes Beispiel dafür, was passiert, wenn Neid sich mit blindem Ehrgeiz und unheiligem Eifer verbindet und uns von innen heraus beherrscht. Das kann einfach passieren.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht erst darauf warten, bis wir... Kennt ihr den Ausdruck „grün vor Neid“? Gibt es das wirklich? Manchmal ist jemand so neidisch, dass man es ihm äußerlich ansieht. Er wirkt blass, fast wie bei einer Krankheit. Was ist da los? Es ist Galle.
Wichtig ist, dass wir festhalten: Du kannst religiös sein, mit Gott leben, und trotzdem in diese Falle rutschen. Plötzlich geht in dir etwas vor sich, das gefährlich ist. Wir müssen uns fragen: Was tun wir, wenn wir gefährdet sind?
Meiner Einschätzung nach sind wir am meisten gefährdet, wenn es uns nicht gut geht. Solange das Leben gut läuft und wir alles haben, was wir wollen, ist Neid meist kein Thema. Oder es ist nur in bestimmten Bereichen ein Thema, zum Beispiel bei guten Büchern.
Richtig schwierig wird das Thema Neid und Eifersucht, wenn es uns schlecht geht.
Psalm 73 als Wegweiser im Umgang mit Neid
Da gibt es einen Psalm, den möchte ich mit euch anschauen. Asaf, ein Psalmdichter – Psalmen sind ja Lieder in der Bibel – hat Psalm 73 geschrieben. Psalm 73 passt hervorragend zum Thema Umgang mit Neid. Es ist ein ganz toller Psalm. Wenn du ein Problem mit Neid hast, dann ist das genau der Psalm, den du dir immer wieder anschauen solltest. Darüber kannst du meditieren, beten, ihn auswendig lernen und alles mitmachen. Er ist wirklich großartig.
Psalm 73 beschreibt eine Phase, die Asaf durchgemacht hat – eine Phase des Neids. Ich lese mal die ersten acht Verse, damit ihr einen Eindruck bekommt, und hänge dann noch Vers zwölf dran.
Ein Psalm von Asaf:
Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.
Ich aber, Gott, fast wären meine Füße ausgeglitten, beinahe hätten gewankt meine Schritte,
denn ich beneidete die Übermütigen.
Ja, warum? Als ich das Wohlergehen der Gottlosen sah,
denn keine Qualen haben sie bei ihrem Tod, und wohlgenährt ist ihr Leib.
In der Mühsal der Menschen sind sie nicht, und sie werden nicht wie andere Menschen geplagt.
Deshalb umgibt sie Hochmut wie ein Halsgeschmeide,
Gewalttat umhüllt sie wie ein Gewand.
Es tritt aus dem Fett heraus ihr Auge – das finde ich immer ganz lustig, weil das durchaus nicht unserem Schönheitsempfinden entspricht. Da ist er richtig aufgedunsen, man sieht, der kann einfach schlemmen.
Sie fahren daher in den Einbildungen des Herzens, sie höhnen und reden in Bosheit,
von oben herab reden sie bedrückend.
Vers zwölf:
Siehe, dies sind die Gottlosen, und immer sorglos erwerben sie sich Vermögen.
Na ja, man schaut sich die anderen an, die ohne Gott leben, und dann vergleicht man das mit dem eigenen Leben. Das hört sich dann so an:
Vers 13 und 14:
Fürwahr, umsonst habe ich mein Herz reingehalten,
versucht, mit Gott zu leben,
umsonst habe ich mein Herz reingehalten, in Unschuld gewaschen meine Hände,
doch ich wurde geplagt den ganzen Tag, meine Züchtigung ist jeden Morgen da.
Also, der wacht morgens auf und denkt: Boah, geht es mir schlecht! Dann geht er durch einen Tag, der einfach nur doof ist, um einzuschlafen und am nächsten Morgen wieder aufzuwachen und festzustellen: Mir geht es immer noch schlecht. Und jetzt macht man vielleicht eine Woche mit, vielleicht auch zwei. Aber das scheint bei ihm eine längere Phase gewesen zu sein.
Er schaut sich um und merkt: Hm, ich halte mein Herz rein. Im Alten Testament steht das Herz für die Gedanken. Ich halte meine Gedanken rein, ich denke über die guten Dinge im Leben nach. Dann sagt er, ich meide alles Böse, aber das Leben ist eine einzige Plagerei. Deshalb sagt er hier, meine Mühe ist irgendwie umsonst.
Ich verstehe das. Das ist jemand, der sich hinstellt und sagt: Wozu eigentlich der Stress, ein Christ zu sein? Wozu? Ich lüge nicht, ich stehle nicht, mache keine Schwarzarbeit, habe keinen Sex vor der Ehe, Sonntagmorgen ausschlafen geht auch nicht, Geld für Missionare muss ich spenden, kann nie mal so richtig einen draufmachen. Ich versuche irgendwo, mit Gott einen klaren Weg zu gehen. Wozu? Wozu, wenn ich mich umschaue und sehe, dass es den Gottlosen einfach viel besser geht?
Das sind die, die sich überhaupt keinen Kopf machen um Moral. Die haben von allem genug. Und dann denkst du: Na ja, wenigstens kommen sie nicht mit allem durch. Doch, mit jedem Betrug kommen sie durch. Die sagen vorher an, sie schreiben ab, und sie haben drei Noten besser als du. Und sie kommen durch. Du denkst, das muss doch irgendjemand mitkriegen, das ist doch offensichtlich. Nein, sie schaffen das. Sie lachen auf das System, greifen noch den Applaus der Menge ab und sind, wenn man so will, die Gewinner im Lebenslotto.
Sind wir doch mal ehrlich, oder wie sieht es aus? Das ist doch nicht fair, oder? Wenn du nie diesen Gedanken hattest, sei dankbar. Aber wenn du dich einfach mal umschaust und sagst: Ja, das kenne ich, das kenne ich, das ist nicht fair – was mache ich jetzt?
Die Fakten liegen auf dem Tisch: Der eine plackt sich eine Plackerei ab, jeden Morgen neu, es geht mir schlecht. Und auf der anderen Seite der, der morgens aufwacht, sich ein bisschen rekelt, sich an seinen Frühstückstisch setzt, isst und trinkt, während du viel zu wenig zum Leben hast. Was mache ich jetzt?
Es ist schön, dass Asaf in Vers zwei schreibt: „Ich aber, Achtung, fast, das ist wichtig, fast wären meine Füße ausgeglitten, beinahe hätten gewankt meine Schritte.“ Es ist wichtig, dass da steht „fast“ und „beinahe“. Das zeigt, dass es eine Anfechtung für ihn war, zu sehen, wie andere Menschen leben.
Wenn man nicht aufpasst, führt Vergleichen ganz schnell zum Neid. Und wenn wir erst einmal anfangen, auf andere Leute eifersüchtig zu sein, dann stellt sich ganz schnell die Frage nach der Güte Gottes. Es ist ein ganz kleiner Sprung von Neid zum Misstrauen: Meint Gott es wirklich gut mit mir? Und vom Misstrauen ist es ein ganz kleiner Schritt in den Unglauben.
Es fängt mit Neid und Vergleichen an: Ich finde alles unfair, ich fange an, Gott zu misstrauen, ich kann nicht mehr glauben, dass Gott es wirklich gut mit mir meint. Fast unmerklich rutsche ich in den Unglauben.
Und das kannst du tun, während du noch in den Gottesdienst gehst. Das kannst du tun, obwohl du noch in der Bibel liest. Das kannst du tun, obwohl du vielleicht ab und zu noch in schwierigen Situationen betest. Aber in deinem Herzen bleibt so ein Restzweifel: Meint Gott es wirklich gut mit mir?
Das macht Neid. Das ist die große Gefahr von Neid. Neid macht nicht nur bitter – das ist auf der Ebene der Menschen –, sondern Neid stellt die Frage: Meint Gott es wirklich gut mit mir?
Asaf sieht das. Er sieht die Gefahr, die dahintersteht, wenn ich anfange, mein Leben mit anderen zu vergleichen, wenn ich diesen Weg des Neids gehe. Warum erliegt Asaf diesen neidischen Gedanken nicht? Er sagt ja: fast, beinahe. Er sieht die Gefahr, er merkt: Boah, das war knapp, das war richtig knapp. Ich habe da angefangen, in eine Richtung zu denken. Wenn ich das weitergedacht hätte, dann hätte es dazu kommen können, dass meine Füße ausgleiten, dass meine Schritte wanken.
Ihr versteht das Bild: Wie ein Läufer, der hinfällt. Dieser Lauf ist sein Glaube, sein Umgang mit Gott. Hinzufallen heißt, vom Glauben wegzurutschen.
Das sind, denke ich, zwei Dinge, die uns davor bewahren können, dass Neid so gefährlich wird. Das eine, das sehen wir bei Asaf: Wir müssen uns die Gefahr, die mit Neid verbunden ist, vor Augen führen. Wir dürfen nicht denken: Na ja, jeder ist doch ein bisschen neidisch.
Vorsicht: Neid ist ein Thema, das dich richtig kaputtmachen kann. Deswegen die Geschichte von Saul und David. Neid ist so eine Art Einstiegsdroge. Und dann kommen andere Sachen hinterher, die von innen heraus dein Herz zerfressen. Am Ende stehst du mit einer kaputten Gottesbeziehung da und fragst dich, wie du da hingekommen bist.
Asaf ist sich dieser Gefahr bewusst – das ist der erste Punkt. Er kennt die Gefährlichkeit neidischer Gedanken. Vielleicht ahnt er es nur, aber jeder kann es wissen, wenn er seinen Rechner anwirft, bibleserver.de eingibt, eine Bibelausgabe auswählt, zum Beispiel die Elberfelder Bibel, und das Wort „Neid“ eingibt.
Dann bekommt man 15 Bibelstellen, in denen der Begriff Neid vorkommt. Das ist wirklich überschaubar. Das kann man vor dem Frühstück oder während des Müsli-Löffelns einfach mal mitlaufen lassen.
Dann stellt man fest: Neid ist sinnlos, sagt der Jakobusbrief. Neid ist unpassend, sagt Paulus an Titus. Neid ist der völlig falsche Weg, sagt Paulus an Timotheus. Neid ist ein Kennzeichen für das Leben ohne Gott, da sind sich Paulus und Petrus einig. Und Neid ist das völlige Gegenteil von Liebe. Du kannst nicht lieben und neidisch sein, es geht nicht, sagt Paulus.
Irgendwie hat Asaf das begriffen: Wenn ich mich auf diesen Weg begebe, der sinnlos, unpassend und falsch ist, der Leute charakterisiert, die ohne Gott unterwegs sind, und nichts mit Liebe zu tun hat, dann kann das einfach nicht gut sein.
In Vers 15, Psalm 73, Vers 15, sagt er:
Wenn ich gesagt hätte, ich will ebenso reden wie die Gottlosen,
siehe, so hätte ich treulos gehandelt an dem Geschlecht deiner Söhne.
Was Asaf klar wird, ist: Wenn ich neidisch werde und diesen Weg des Neids gehe, wo führt er hin? Nochmal: Wenn ich gesagt hätte, ich will ebenso reden, siehe, so hätte ich treulos gehandelt. Wenn mich der Neid dazu treibt, genau so zu leben wie die Gottlosen, sie zu imitieren, dann hätte es mich voll in die Treulosigkeit, in die Untreue hineingetrieben.
Und Asaf sagt: Boah, natürlich auf keinen Fall! Ich hoffe, dass uns das ähnlich geht, dass wir sagen: Wir wollen eine Sache auf keinen Fall, wir wollen nicht treulos sein, wir wollen Gott gefallen.
Das ist der eine Grund, warum Asaf nicht neidisch wird oder warum er es schafft, gerade noch an diesem Neid vorbeizuschlittern: Er sieht die Gefahren, die damit verbunden sind. Neid ist kein Kavaliersdelikt.
Die Kraft des Nachdenkens und die neue Perspektive
Aber es gibt eine zweite Sache, einen zweiten Grund, warum Asaf zwar kurzfristig wahrscheinlich schon neidisch wird. Er sagt sehr deutlich: „Ich bin neidisch geworden.“ Aber dann fängt er sich wieder. Schaut euch mal Verse 16 bis 20 an.
Da dachte ich nach, um dies zu begreifen, eine Mühe war es in meinen Augen – zunächst Vers 16. Asaf merkt, dass er auf dem falschen Weg ist. Was macht man, wenn man das erkennt? Man fängt an, nachzudenken. Für alle, die beim Nachdenken manchmal Schwierigkeiten haben und sagen: „Boah, das ist mir manchmal zu kompliziert, hier ist so ein Thema, da habe ich nicht gleich die Antwort“ – das ist euer Vers.
Da dachte ich nach, um dies zu begreifen, eine Mühe war es in meinen Augen. Es ist nicht so, dass das Leben immer einfach ist, dass man auf jede Frage sofort eine Antwort hat. Es ist eher so, dass man vor bestimmten Fragen steht, mehr als einem lieb ist, und sich fragt: „Und jetzt? Was machen wir jetzt, Herr? Was soll das jetzt?“ Da braucht man gute Ratgeber, viel Bibellese, viel Gebet. Man muss einfach nachdenken, zu Gott hineingehen, wie es im nächsten Vers heißt, ins Heiligtum, und Dinge vor Gott durchkauen. Man muss mit Gottes Weisheit darüber nachdenken. Und Gott ist derjenige, der uns dann helfen möchte.
Asaf hatte das. Er merkte: „Ich bin auf dem falschen Weg, aber ich sehe den richtigen Weg noch nicht. Ich weiß noch nicht, wie ich da rauskomme. Ich sehe die Gefahr, aber ich weiß auch noch nicht genau, wie ich diese Gedanken kontern kann.“
Jetzt kommt Vers 16, den ich noch einmal lese: „Da dachte ich nach, um dies zu begreifen, eine Mühe war es in meinen Augen, bis ich hineinging in das Heiligtum Gottes.“
Und jetzt kommt das Entscheidende: Im Heiligtum, in der Gegenwart Gottes, fängt er an, eine neue Perspektive zu gewinnen. Plötzlich sieht er nicht nur: „Boah, dem geht es ja heute gut“, sondern er kann ein Stück zurücktreten und das gesamte Leben derer überblicken, auf die er neidisch ist, die gottlos sind.
Er bedenkt ihr Ende: „Fürwahr, auf schlüpfrige Wege stellst du sie, du lässt sie in Täuschungen fallen. Wie sind sie so plötzlich zum Entsetzen geworden! Sie haben ein Ende gefunden, sind umgekommen in Schrecken, wie ein Traum nach dem Erwachen. So verachtest du, Herr, beim Aufstehen ihr Bild.“
Was Asaf erkennt, ist, wie kurzlebig der Erfolg der Gottlosen ist. Er erkennt, wie heimtückisch ihr Lebensweg ist. Auf der einen Seite Luxus und Applaus, beides vermittelt ihnen den Eindruck: „Haha, wir sind die Gewinner im Leben.“ Aber in Wirklichkeit sind sie die Betrogenen. Das ist das Irre daran: Sie sind von Gott verachtet, wie Traumtänzer, die am Abgrund entlangtanzen und nur einen Schritt von ewiger Verlorenheit entfernt sind.
Wahnsinn! Und Asaf erkennt das. Er fragt sich: Wie kann ich neidisch sein auf Menschen, die Gott nicht haben? Wie kann ich neidisch sein auf Menschen, deren Zukunft ewige Verlorenheit ist? Wie kann ich neidisch sein auf andere Menschen, wenn ich selbst Gott kennen darf?
In den Versen 23 bis 28 heißt es: „Doch ich bin, versteht er ja, auf der einen Seite, er sieht die Gottlosen und sagt: Boah, das sind ja ganz arme Leute. Ganz ehrlich, ja, die fahren heute für dreißig Jahre das Auto, das sie sich wünschen, ja, und haben, was weiß ich, tolle Villen, Erfolg, Bankkonten. Und dann ist alles weg, alles weg. Was für arme Leute!“
Er sagt weiter: „Doch ich bin stets bei dir, du hast meine rechte Hand gefasst, nach deinem Rat leitest du mich, und nachher nimmst du mich in Herrlichkeit auf.“ Ja, nachher, wenn ich gestorben bin, wo geht es dann für mich hin? Ins Entsetzen wie die Gottlosen? Nein, in die Herrlichkeit!
„Wen habe ich im Himmel, und außer dir habe ich an nichts Gefallen auf der Erde. Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen, meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig. Denn siehe, es werden umkommen die, die sich von dir fernhalten. Du bringst zum Schweigen jeden, der dir die Treue bricht.“
Ich mag diese „Abers“ in der Bibel. Ihr wisst schon, dieses „Bäh“, „Ja, ist mir einfach egal, was der Rest sagt, ich bin dagegen.“
„Ich aber, Gott zu nahen ist mir gut, und ich habe meine Zuversicht auf den Herrn gesetzt, zu erzählen alle deine Taten.“
Ich weiß, ich kriege das jetzt nicht ganz rüber, ich habe nicht die Zeit dafür. Aber lest euch das durch, was Asaf hier besingt. Das ist ja ein Lied. Asaf besingt Gottes Gegenwart. Er hat sich bei der Hand genommen. Da ist jemand bei mir: Gottes Gegenwart, Gottes Führung, Gottes Rettung.
Wie gut es ihm tut, Gott ganz nahe zu sein, Gott zu vertrauen, Gott als den größten Schatz zu besitzen, der mit nichts auf der Erde vergleichbar ist! Noch einmal Vers 25: „Wen habe ich im Himmel, und außer dir habe ich an nichts Gefallen auf der Erde. Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen, meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig.“
Begreift ihr, was Asaf tut? Asaf wirft zuerst einen Blick auf Gottes Gericht, auf Gottes unparteiische Gerechtigkeit. Aus dieser Perspektive sieht er, was uns erwartet, worum es wirklich im Leben geht und worum nicht.
Aus dieser Perspektive fokussiert sich sein ganzes Herz neu. Der neidische und eifersüchtige Christ hat einfach vergessen, wie reich er ist. Ich sage das noch einmal: Der neidische und eifersüchtige Christ hat vergessen, wie reich er ist.
Wir wollen etwas Ruhm, ein neues Auto, einen Mann, mehr Bekehrungen, vielleicht Schönheit, die Chance auf einen Ausbildungsplatz, was weiß ich. Und Gott sagt: „Ich schenke dir etwas. Ich schenke dir meine Gegenwart, ich schenke dir meine Führung, ich schenke dir meine Rettung, ich schenke dir mich selbst.“
Und genau das hatte Asaf irgendwie aus dem Blick verloren. Ich finde das so fantastisch. Ich weiß nicht, ob ihr da eintauchen könnt in diesen Gedanken. Wenn nicht, macht euch keinen Kopf. Wir haben noch eine Predigt, die noch darüber geht. Also wir werden noch ein bisschen weitergehen in diesen Gedanken, und ich werde genau an diesen Punkt noch einmal anknüpfen.
Aber ist dir klar, dass du der reichste Mensch auf Erden bist? Selbst wenn du nur von Wasser und Brot leben würdest, selbst wenn deine Wohnung so klein ist, dass du mit ausgestreckten Armen die Wände links und rechts berühren kannst, und die Heizung manchmal ausfällt, und du eine Einflugschneise darüber hast – selbst dann bist du der reichste Mensch auf Erden.
Weil Gott sagt: Ich liebe dich. Ich will dich. Ich bin bei dir. Ich nehme dich an deiner Hand und bringe dich ans Ziel. Du kannst dich fallen lassen. Du kannst den Rest deines Lebens den größten Blödsinn bauen, der dir einfällt. Ist mir egal, ich liebe dich. Ich bin dein, du gehörst zu mir.
Und aus dieser Perspektive zu sagen: Boah, das ist Leben! Ja, darum geht es im Leben. Das ist die einzige Frage, die im Leben überhaupt von Bedeutung ist: Ist Gott auf meiner Seite?
Du kannst von Party zu Party gehen, du kannst dir jede Droge geben und jeden Karrierekick, du kannst dich tottrinken und alles machen. Wenn du Gott nicht hast, wirst du dich am Ende deines Lebens umdrehen, wirst sehen, was du getan hast, und sagen: „Was war ich für ein Dummkopf, was war ich für ein grandioser Narr, dem ich irgendeine Bedeutung zugewiesen habe.“
Wenn wir unser Leben in dieser ewigen Perspektive leben – ich werde heute Nachmittag die Geschwister mit einer Predigt über Geld ärgern und einfach noch einmal dieses „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes“ in den Mittelpunkt stellen – dann geht es darum.
Dreh dich darum, und du wirst sehen: Gott holt aus deinem Leben das heraus, was in deinem Leben drin ist. Und dann ist es gut. Und dann schauen wir mal, wie die Ewigkeit wird.
Vers 26: „Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen, meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott.“ Nicht mein Bankkonto, nicht mein Aussehen, nicht meine Freundschaften, nicht meine Kinder, nicht mein Hobby, nicht mein Urlaub, nicht mein Beruf – Gott ist mein Teil.
In diesem Leben habe ich Gott. Pah, herrlich, ich mag das.
Leidenschaft statt Verzicht als Antwort auf Neid
Ich sage das mit so viel Leidenschaft, um klarzumachen, dass wir das Problem von Neid nicht dadurch lösen können, dass wir weniger emotional sind. Nach dem Motto: „Die Neidischen wollen immer etwas haben. Wenn ich jetzt weniger will, weniger sehnsüchtig bin, mir weniger gönne und weniger emotional leidenschaftlich das Gute, Richtige und den Erfolg in meinem Leben anstrebe, dann wird alles gut.“
Wenn ich mich weniger nach etwas sehne, werde ich auch weniger neidisch und eifersüchtig. Das ist falsch. Es gibt eine Religion, die genau das sagt: den Buddhismus. Würde man einen Buddhisten fragen, wie man neid- und eifersuchtslos wird, würde er sagen: „Du musst von dir selbst und deiner eigenen Sehnsucht loskommen. Wenn du weniger willst, wirst du auch weniger leiden.“
Weniger neidisch und weniger eifersüchtig zu sein, ist jedoch nicht christlich. Im Christentum geht es nicht darum, Emotionen, Leidenschaft und Sehnsucht nach Erfolg und dem Guten zu dämpfen. Christen, vor allem reife Christen, sollten anders ticken. Wir wissen im Gegensatz zu den Buddhisten, dass das Leben nicht nur Leid ist. Es gibt im Leben viele tolle und gute Dinge, die ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit sind.
Wenn wir mit Freunden zusammensitzen, gute Gespräche führen, etwas Leckeres essen, eine Ausstellung besuchen und Bilder voller Schönheit und Kreativität sehen – oder wenn ich ein schwieriges Rätsel löse und mein Intellekt plötzlich „klick“ macht –, dann berührt die Ewigkeit die Zeit. Das ist für mich das Gute. Die Bibel sagt: „Alle guten Gaben kommen von oben.“ Jedes Mal, wenn du das Gute in deinem Leben erlebst, erfährst du ein Stück Himmel.
Ich bitte dich, an dieser Stelle mehr zu wollen – nicht weniger. Nicht dieses „Was mache ich, wenn ich Lust auf mehr habe?“ Ja, es ist völlig richtig, sich nach dem Himmel zu verzehren. Die Sehnsucht nach dem Guten ist nicht falsch. Neid und Eifersucht sind es. Nicht einmal Ehrgeiz ist grundsätzlich falsch.
Kennst du dieses Bibelwort? „Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.“ (Psalm 69,10) Kultiviere einen heiligen Eifer, eine heilige Leidenschaft, mehr vom Guten und Ewigen in deinem Leben zu bekommen. Pass dabei auf, dass du diese Leidenschaft kultivierst, ohne neidisch oder eifersüchtig zu werden.
Wie gelingt das? Ich mache es, indem ich mir zwei Fragen stelle, während ich dieses Leben leidenschaftlich lebe. Diese Fragen lauten: Was will ich haben? Und wem will ich dienen? Sei leidenschaftlich, aber stelle dir diese Fragen.
Kathrin hat vor ein paar Wochen etwas sehr Wichtiges gesagt, das ich immer wiederholen muss, weil sie es auf den Punkt gebracht hat: Geistliche Beziehung wächst, wenn wir anfangen, selbstreflektiv mit Gott zu reden. Selbstreflektiv bedeutet, im Gebet über sich selbst nachzudenken. Um das zu tun, muss ich Fragen stellen. Ich muss Gott fragen: „Was ist da eigentlich mit mir los?“
Wenn du neidisch oder eifersüchtig bist und spürst, dass da etwas in dir vorgeht, dann stell dir diese zwei Fragen: Was will ich eigentlich haben? Und wem will ich eigentlich dienen? Es gibt nämlich einen heiligen Eifer, eine Sehnsucht nach dem Echten, dem Ewigen, nach der Begegnung mit Gott. Diesen heiligen Eifer zu kultivieren, ist wichtig.
Heiliger Eifer ist kein bloßes Habenwollen. Heiliger Eifer möchte schöpferisch tätig sein. Er will nicht nur immer mehr anhäufen, sondern auch abgeben. Heiliger Eifer bewahrt nicht eifersüchtig seinen eigenen Status, sondern möchte zum Segen für andere werden.
Deshalb diese Fragen: Was will ich haben? Und wem will ich mit dem, was ich habe, dienen? Heiliger Eifer freut sich an der Gegenwart Gottes und seiner Führung. Er nutzt das bedingungslose Ja, das Gott zu uns hat, um ein Leben zu führen, das Gott Ehre bringt und sich nach der Ewigkeit verzehrt.
Bitte glaubt nicht, dass weniger Leidenschaft, weniger Eifer oder weniger Sehnsucht das Problem von Neid und Eifersucht löst. Das tut es nicht. Was wir brauchen, ist mehr Sehnsucht – aber die Sehnsucht nach den richtigen Dingen. Das müssen wir lernen, denn am Ende steckt darin die Lösung hinter Neid und Eifersucht.
Die tiefere Frage hinter Neid und Eifersucht
Wenn nicht – und wir hatten das in der allerersten Weise, wenn ich ganz zurückblicke auf den ersten Vortrag – habe ich das schon gesagt: Was steckt dahinter?
Wenn ich die unausgesprochene Frage stelle, ob Gott wirklich gut ist, ob Gott mich wirklich versorgen will, ob Gott mich wirklich segnen will – oder ob das immer nur die anderen sind und ich leer ausgehe?
Also diese Frage: Meint Gott es wirklich gut mit mir? Oder muss ich mich selbst darum kümmern, dass ich nicht zu kurz komme? Das ist die Frage. Und darüber müssen wir anfangen nachzudenken.
Da kann uns Asaph eine Hilfe sein. Er zeigt uns, wie gefährlich Neid ist und wie letztlich auch töricht es ist, jemanden zu beneiden, der in die Hölle geht. Wie kurzsichtig das ist und wie diese Perspektive viel zu kurz greift.
Was mache ich? Und damit will ich zur nächsten Predigt überleiten: Was mache ich, wenn mir diese Antworten von Asaph nicht genügen?
Also wenn Asaph sagt in Vers 25: „Wen habe ich im Himmel, und außer dir habe ich an nichts gefallen auf der Erde.“ Wenn ich diesen Satz lese, ihn irgendwie heilig finde, vielleicht sogar auswendig lerne, weil ich denke, es ist eine schöne Vision fürs Leben – aber es stimmt in meinem Leben nicht.
Was mache ich, wenn mir Asaphs Antworten fremd bleiben? Wenn meine kritischen Fragen ans Leben nicht wirklich beantwortet werden? Wenn meine Zweifel nicht besänftigt werden?
Ich glaube, ich brauche dann etwas anderes. Und das möchte ich in der nächsten Predigt versuchen: Mehr als nur jemand, der sagt, sei nicht neidisch. Ich brauche jemanden, der mir etwas anderes zeigt. Und das möchte ich nächstes Mal probieren.
Wenn du sagst: „Ich gehe jetzt aus der Predigt raus und habe grundsätzlich verstanden, okay, Neid und Eifersucht sind doof, das soll man nicht machen. Aber das reicht mir noch nicht. Ich verstehe nicht, was Asaph meint. Wie kann man sich hinstellen und sagen: ‚Ich habe an nichts gefallen auf der Erde außer an dir‘?“
Überleg mal, was das für eine Aussage ist. Oder: „Mein Teil ist Gott auf ewig, mag auch mein Leib und mein Herz vergehen.“
Es ist mir egal, ob ich hier draufgehe mit meinem Leben. Es ist mir völlig egal, mein Leib und mein Herz. Wenn ich nicht alles in Gedanken zusammenkriege, wenn ich hier verrotte, ist mir das egal, weil ich Gott habe.
Wenn du sagst: „Das ist mir viel zu strange, das ist mir viel zu weit weg“, dann ist das okay – bis zur nächsten Predigt. Denn da möchte ich dir etwas zeigen, das dich hoffentlich umhaut.
Ich sagte ganz am Anfang: Neid ist immer falsch, und Eifersucht meistens oder fast immer. Es gibt eine Form von Eifersucht, die ist grandios.
Es ist die Eifersucht eines eifersüchtigen, ewigen Gottes, der sich mit unendlicher Liebe, unendlicher Leidenschaft und unendlicher Hingabe danach verzehrt, dir zu begegnen.
Ich glaube persönlich, dass wir diesen Satz hier – „Wen habe ich im Himmel, und außer dir habe ich an nichts gefallen auf der Erde“ – als Zentrum einer Einstellung zum Leben verstehen sollten, die sagt: Ich bin nicht neidisch, ich bin nicht eifersüchtig, ich bin reich, ich habe alles.
Wir werden das in letzter Konsequenz nicht verstehen, wenn wir unser Leben mit dem Leben anderer vergleichen.
Gott meint es gut mit mir, weil ich auch ein Auto habe. Ich habe auch einen Mann gefunden, ich kann meine Miete bezahlen, und ich habe gerade keine Rückenschmerzen – keine Ahnung.
Gott meint es gut mit mir, weil da etwas ist. Und im Vergleich mit all den anderen stehe ich ja auch nicht so schlecht da. Und weil ich auch nicht so schlecht dastehe, mache ich an dem nicht so schlecht dastehen Gottes Güte fest.
Asaph sagt: Völliger Unsinn! Vergiss diesen gesamten Gedankengang, tu ihn einfach weg.
Was du begreifen musst, ist etwas ganz anderes: Du musst begreifen, dass ein eifersüchtiger, ewiger Gott dich liebt.
Darüber würde ich gerne nächstes Mal mit euch nachdenken. Ich glaube, wenn wir das begriffen haben – wer da uns wie liebt –, relativiert sich alles andere, unser gesamtes Leben, wirklich das gesamte Leben.
Und wir kommen vielleicht dahin, dass wir sagen können, weil unser Herz aufgeht und sich füllt mit der Leidenschaft Gottes für uns: „Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen, meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig.“
Da wollen wir das nächste Mal hin, okay? Gut, Amen.