Der Titel der heutigen Predigt lautet: Willst du gute Tage sehen?
Dabei handelt es sich nicht um eine rhetorische Frage, sondern um einen zentralen Vers aus unserem heutigen Bibeltext. Dieser Vers steht im Zusammenhang damit, dass wir im Leben immer wieder in Konflikte mit anderen geraten.
Der Abschnitt zeigt uns, wie wir in solchen Schwierigkeiten – insbesondere im Kontext der Verfolgung, wie sie im ersten Petrusbrief beschrieben wird – unsere Gemüter beruhigen können. Dadurch gelingt es uns, unser Leben auf eine ruhigere Weise zu gestalten.
Alltagssituationen und Konflikte im Arbeitsumfeld
Nun stellt euch einmal vor, ihr seid gerade bei der Arbeit. Aus gutmütiger Absicht habt ihr eurem Chef eine Excel-Datei mit Informationen erstellt, die im Abstimmungsmeeting besprochen wurden. Ihr wolltet einfach aus Freundlichkeit diese Informationen, die auf dem Handzettel eures Chefs standen, zusammentragen und die Datei auf dem Laufwerk ablegen, sodass jeder darauf Zugriff hat.
Ihr denkt euch nichts dabei, doch dann kommt eine Kollegin, die vielleicht nicht bei den Meetings dabei sein konnte. Sie ärgert sich ohne ersichtlichen Grund sehr darüber, dass ihr diese Excel-Datei erstellt und auf dem Laufwerk abgelegt habt. Sie kommt immer wieder ins Büro, sucht Gründe, um euch anzufahren, flüchtet zurück in ihr Büro, kommt erneut und sucht wieder einen Grund, um euch zu kritisieren.
Was sich für euch zunächst wie ein schlechter Tag anfühlt, zieht sich über mehrere Tage hinweg. Ihr hört von euren Kollegen, wie diese Kollegin in eurer Abwesenheit über euch lästert und schlecht über euch redet. Ihr denkt euch: „Ich habe doch gar nichts gemacht. Ich habe einfach nur aus Freundlichkeit eine Datei zusammengestellt und sie öffentlich aufs Laufwerk gelegt, damit jeder darauf Zugriff hat.“
So leidet ihr gewissermaßen nur, weil ihr etwas Gutes getan habt. In dieser Situation fragt ihr euch, wie ihr darauf reagieren sollt. Wahrscheinlich merkt ihr selbst, dass diese Geschichte ausgedacht ist und nichts mit eurem Alltag zu tun hat.
Ihr seid also in so einer Lage und fragt euch: Wie reagiere ich darauf? Es ist in dem Moment sehr leicht – und ich meine das ganz genau so – sich bei den anderen Kollegen über diese Kollegin zu beschweren. Man versucht, die anderen Kollegen auf die eigene Seite zu ziehen, um mit Worten zurückzuschlagen. Man möchte die andere Person wegen ihres übertriebenen Verhaltens bei den Kollegen schlechtmachen, um den eigenen Ruf zu wahren.
Das ist eigentlich eine natürliche Reaktion, die in unserer Natur steckt. Doch dann stellt euch vor, es vergehen noch ein paar Tage. Vielleicht seid ihr ein paar Tage im Urlaub oder auf Dienstreise. Ihr kommt zurück und merkt, dass sich die Situation immer noch nicht beruhigt hat. Die Kollegin schimpft weiterhin über euch.
Ihr denkt euch: Wie verrückt ist das denn? Ich habe gar nichts gemacht. Wie kann ein Mensch so lange und hartnäckig gegen mich vorgehen? Schließlich steht ihr an einem Punkt, an dem ihr überlegt: Entweder gehe ich jetzt in den Kampf mit dieser Person. Wahrscheinlich werde ich diesen Kampf gewinnen, weil der Chef und die Kollegen auf meiner Seite stehen. Am Ende wird sie ins Abseits gestellt, und jeder kennt den Charakter dieser ausgedachten Person.
Das wäre die eine Möglichkeit. Die andere ist die, wie sie in unserem heutigen Bibeltext steht: Ich jage dem Frieden nach. Das bedeutet, alles zu tun, was möglich ist, um Frieden zu schaffen. Dabei ist wichtig, dass man aktiv nach Frieden sucht. Es reicht nicht, einfach abzuwarten, bis sich alles von selbst beruhigt.
So steht ihr vor einer Entscheidung, die möglicherweise Einfluss darauf hat, ob euer zukünftiges Arbeitsleben mit dieser Kollegin gut und angenehm wird oder von weiteren Intrigen und Konflikten geprägt ist, die sich vielleicht über Jahre hinziehen.
Deshalb verstehen wir jetzt vielleicht den Titel der Predigt: „Willst du gute Tage sehen?“ Im Zentrum steht der Vers, der dazu aufruft, Frieden zu suchen. Willst du gute Tage sehen, willst du so gut du kannst die Gemüter beruhigen in deinem Leben?
Gute Tage sehen ist ein Thema, das Christen betrifft, wenn sie unter Druck geraten oder in Konflikte geraten – sei es wegen ihres Glaubens oder einfach, weil sie Gutes tun. Und wenn sie wegen ihres guten Handelns leiden, so heißt es ein paar Verse weiter...
Einführung in den Bibeltext: 1. Petrus 3, 8-12
Petrus schreibt uns in unserem heutigen Bibeltext eine starke Ermahnung, aber auch großen Trost. Schauen wir uns 1. Petrus 3,8-12 an.
In 1. Petrus 3,8 schreibt Petrus: „Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitfühlend, voll brüderlicher Liebe, barmherzig und gütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr wisst, dass ihr dazu berufen seid, Segen zu erben. Denn wer das Leben liebt und gute Tage sehen will, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen, dass sie nicht Trug reden; er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche den Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Flehen. Das Angesicht des Herrn aber ist gegen die, die Böses tun.“
Wir haben hier ein großes Thema, das sich über fast vier Kapitel erstreckt hat: Unterordnung und Unterautoritäten, mit dem Ziel, Menschen zu gewinnen. Dieses Thema ist jetzt abgeschlossen.
Paulus beginnt nun eine neue Gedankeneinheit, die in den großen Zusammenhang des Buches passt: Leiden für Christus. Er startet mit dem Wort „endlich“ in Vers 8. Dieses Wort leitet einen neuen Abschnitt ein und beschreibt im Grunde einen Wendepunkt. Es bedeutet, dass eine Person aufhört, so zu handeln, wie sie es früher getan hat, und nun beginnt, etwas Neues zu tun, was im weiteren Verlauf beschrieben wird.
Paulus schreibt seinen Lesern also: „Jetzt endlich hört auf, so zu handeln, wie ihr es von Natur aus tun würdet, und fangt an, Neues zu tun.“ Petrus richtet sich hier an Christen, die unter Druck und Verfolgung stehen oder vielleicht am Arbeitsplatz Probleme mit anderen haben, obwohl sie Gutes getan haben.
Vers 8 beschäftigt sich zunächst ganz konkret mit dem Umgang unter Christen miteinander. Die Frage lautet: Wie sollen Christen miteinander umgehen, wenn plötzlich Druck auf die Gemeinde kommt? Ab Vers 9 wird der Blick weiter und allgemeiner. Dann geht es auch um den Umgang mit Ungläubigen, die das Leben schwer machen.
Vers 8 konzentriert sich also stark auf die Bruderschaft untereinander. Die Frage ist: Wie sollen wir handeln, wenn Christen durch Ungläubige bedrängt werden? Paulus sagt: „Endlich aber“, also hört auf und fangt an, liebe Christen, untereinander gleichgesinnt zu sein, mitfühlend, voll brüderlicher Liebe, barmherzig und gütig zu sein.
Das ist der erste Punkt für die Predigt heute, basierend auf Vers 8. Dabei werde ich schwerpunktmäßig auf das Wort „gleichgesinnt“ eingehen und heute mehr Zeit mit Vers 9 verbringen.
Die Herausforderung der Einheit in Druckzeiten
Man könnte annehmen, dass Christen in Zeiten von Verfolgung und Schwierigkeiten enger zusammenrücken. Vielleicht denkst du ähnlich: Wenn die Verfolgung beginnt und der Druck steigt, dann rücken wir mehr zusammen.
Ich glaube jedoch, und das hat sich besonders in Deutschland während der letzten weltweiten Krise gezeigt, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Ohne hier Partei zu ergreifen, sieht man, dass Krisen und Druckzeiten Christen auch entzweien können.
Paulus greift dieses Thema in Vers 8 auf. Er schreibt: „Ihr lieben Christen, sorgt dafür, dass ihr gleichgesinnt seid und gemeinsam an der Wahrheit festhaltet.“ Es geht darum, an der Wahrheit der Schrift festzuhalten und darauf zu achten, dass man nicht entzweit wird.
Wie gesagt, man denkt oft, dass man in Druckzeiten mehr zusammenhält. Aber gerade deshalb ermahnt Paulus in diesem großen Kontext der Verfolgung. Es kann nämlich genau dann sein, dass die Einheit auf die Probe gestellt wird – nämlich wenn es schwierig wird, wenn Druck ausgeübt wird und die Gemeinde angefochten wird.
Beispiel aus der Apostelgeschichte: Streit unter Christen
Nun zitiere ich einen Artikel aus dem Internet von E 21, der sich mit Streit unter Christen beschäftigt. Dabei geht es auch um das Thema Einheit und die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Ich werde ausschnittsweise daraus vorlesen.
Streit unter Christen – und nun? Auseinandersetzungen unter Christen sind nichts Neues. Tatsächlich hat sogar jener Apostel, der Christen ermahnte, eines Sinnes zu sein, dieses Ideal nicht immer selbst erreicht. In Apostelgeschichte 15,36-41 lesen wir den traurigen Bericht über einen heftigen Streit zwischen dem Apostel Paulus und seinem engen Gefährten Barnabas.
Barnabas wollte Johannes Markus auf die nächste Missionsreise mitnehmen, doch Paulus war dagegen, weil Markus sie bei einer früheren Gelegenheit unterwegs verlassen hatte. Dieser Konflikt ist deshalb so entmutigend, weil er mit einer Trennung der beiden endete. Die Bibel teilt uns diese traurigen Tatsachen jedoch nicht mit, um uns zu deprimieren, sondern um uns etwas zu lehren.
Wer hatte nun Recht? Man muss die Angelegenheit von beiden Seiten aus der Perspektive der beiden Männer betrachten. Paulus’ Begründung wird im Text angegeben: Johannes Markus hatte seinen Platz verlassen. Dieses Weglaufen war natürlich eine ernste Sache. Welcher Hauptmann würde schon gern einen Soldaten mitnehmen, der beim letzten Einsatz desertiert ist? Paulus folgte offenbar biblischen Prinzipien.
Bis hierhin ist das interessant. Paulus hatte ein biblisches Prinzip, und Markus war irgendwie nicht treu. Paulus stand auf dieser Seite. Doch bevor wir zu einem endgültigen Urteil kommen, sollten wir auch Barnabas zu Wort kommen lassen. Seine Argumentation finden wir nicht direkt im Text, aber sie lässt sich vielleicht aus dem ableiten, was wir über seinen Charakter wissen.
Ich bezweifle, dass Barnabas Markus’ früheres Handeln verteidigte. Er war sicherlich ebenfalls der Ansicht, dass ein Diener des Evangeliums treu sein soll. Dennoch denke ich, dass er Paulus an ein anderes biblisches Prinzip erinnerte: Sünde und Versagen in der Vergangenheit schließen nicht aus, dass jemand in der Zukunft treu sein und Frucht bringen kann.
Man denke an den Apostel Petrus. Er hatte Jesus immerhin dreimal verleugnet, und doch setzte Jesus ihn weiterhin ein. Ich kann Barnabas geradezu sagen hören: Wenn Petrus, warum dann nicht Markus?
Hier sehen wir also zwei Menschen, die beide ein biblisches Prinzip vertreten, aber irgendwie nicht zusammenkommen. Was lernen wir daraus? Wir leben in einer Zeit, in der Gottes Offenbarung, obwohl sie alles beinhaltet, was wir wissen müssen, dennoch Stückwerk ist (1. Korinther 13,9-10). Man kann sich das wie ein großes Puzzle vorstellen, bei dem einige Teile fehlen, aber dennoch genügend Teile da sind, um das Bild zu erkennen.
Das ist einer der Gründe, weshalb auch echte Christen nicht immer zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen, wenn sie sich bemühen, biblische Prinzipien anzuwenden. Der Puritaner Messieur Henry stellte fest: Wir werden niemals alle eines Sinnes sein, bis wir im Himmel sind, wo Licht und Liebe vollkommen sein werden.
Bitte Gott, dass er jenen Menschen dort, wo sie deiner Meinung nach falsch liegen, die rechte Sicht schenkt. Aber soweit sie noch auf dem Weg der Wahrheit unterwegs sind, bitte Gott, sie zu segnen.
Wir merken an diesem Beispiel von Paulus und Barnabas, dass hier zwei Menschen beide von einer biblischen Wahrheit überzeugt waren, die in dieser praktischen Situation nicht zusammenpassten. Doch beide waren scheinbar aufrichtig und hatten ihre Sicht auf die Dinge.
Dieser Abschnitt zeigt ganz klar, dass vieles in der Bibel einfach Stückwerk ist und dass es deshalb normal ist, dass Christen oft nicht zusammenkommen oder nicht eines Sinnes sind.
Ich finde die Anwendung am Schluss besonders gut: Bitte Gott, dass er jenen Menschen, wo sie deiner Meinung nach falsch liegen, die rechte Sicht schenkt. Das kannst du tun – bitte darum, dass Gott ihnen die Augen öffnet. Aber soweit sie sich grundsätzlich auf dem Weg der Wahrheit befinden, bitte Gott, sie zu segnen.
Das ist ein starkes Bild für Einheit: Wir finden nicht immer zusammen, aber wir können Gott bitten, sie zu segnen.
Ermahnung zur Einheit und Mitgefühl unter Christen
Paulus schreibt in 1. Petrus 3,8: Liebe Brüder, in Drucksituationen bemüht euch, die Einheit zu bewahren. Seid gleichgesinnt und legt das Nicht-Gleichgesinnt-Sein ab. Fangt an, gleichgesinnt zu werden und kämpft mit einer Meinung für die Wahrheit.
Dann fährt er fort, Vers 8, und ich überfliege das nur kurz, damit wir Vers 9 später ausführlicher betrachten können. Paulus schreibt weiter, dass wir in der Gemeinde mitfühlend sein sollen. Das griechische Wort, das hier für „mitfühlend“ verwendet wird, ist dieselbe Wurzel, aus der wir heute das Wort „Sympathie“ ableiten. Es bedeutet im Grunde, dieselben Gefühle zu teilen.
Wenn jemand Not oder Leid in seinem Leben hat, ist es mitfühlend, mit unseren Geschwistern dieselben Gefühle zu teilen, mitzuleiden. Das heißt, ihr Anliegen und ihre Trauer so zu unserer eigenen Trauer zu machen und mitzuleiden. Die gleichen Gefühle zu teilen.
Petrus schreibt, dass wir dies in der Gemeinde praktizieren dürfen: die Gefühle des anderen nachzuempfinden. Manchmal denken wir vielleicht: „Ich kann die Gefühle nicht verstehen, reiß dich mal zusammen.“ Oder wir gehen sehr verkopft an die Schwierigkeiten des anderen heran.
Doch hier geht es um viel mehr als nur um eine verkopfte Herangehensweise oder eine rein lösungsorientierte Sichtweise, die Männern oft unterstellt wird. Es geht darum, einfach mit den Weinenden mitzuleiden und ihre Gefühle zu teilen. Wenn es um Krankheit geht, um ausgebrannte Christen und Ähnliches.
Er schreibt weiter, dass dies geschehen soll im Geist der brüderlichen Liebe, des selbstlosen Dienstes und des demütigen Dienens.
Umgang mit Verfolgung und Feinden: Vers 9 und folgende
Ja, und jetzt kommen wir zu Vers neun. Ab Vers neun folgt ein größerer Abschnitt, der letztendlich auf eine Sache hinausläuft, und zwar auf Vers zwölf. Ich glaube, dass die Prinzipien ab Vers neun natürlich auch für die Gemeinde anwendbar sind. Aber spätestens ab Vers zwölf und in den weiteren Versen sehen wir, dass es hier eigentlich darum geht, wie wir uns verhalten, wenn wir zu Unrecht von denen leiden, die Christus verfolgen.
Nun zu Vers zehn: „Denn wem von euch hier heute das Leben lieb ist und wer von euch hier heute gute Tage sehen möchte, der muss seine Lippen bewahren.“ Speziell wird im Vers davor vom Trug gesprochen und davon, die Zunge vom Bösen zu bewahren. Aber ihr werdet gleich sehen, dass es um alles geht, worum es in diesem Textzusammenhang dreht.
Wir haben diesen Bibeltext gemeinsam im Männertreff vor ungefähr vier, fünf Wochen studiert – Micha, Mathias und ich, ich denke, es war vor etwa einem Monat. Wir wollten uns einfach mal mit Exegese beschäftigen und die Frage klären, wie ich so eine Predigt grundsätzlich vorbereite. Wir haben diesen Text gemeinsam für die heutige Vorbereitung studiert und auseinandergenommen und dabei folgende Entdeckung gemacht: In diesem gesamten Abschnitt geht es ganz stark um das, was wir reden.
Schaut im Vers neun, wir lesen dort von Schmähungen und Beschimpfungen. Das meint, schlecht über jemanden reden, lästern. Wenn also schlecht über dich geredet wird, antworte nicht mit schlechtem Reden. Wenn im Hintergrund über dich gelästert wird, antworte nicht mit Lästerung.
Im zweiten Teil von Vers neun steht der Gegensatz: Unser Reden soll segnend sein. Gutes Reden über wen? Über die im Büro, die dich die ganze Zeit angreifen? Lobe sie! Rede gut über sie, obwohl du beschimpft, geschmäht wirst und dein Ruf zerstört wird.
In Vers zehn lesen wir, dass die Zunge keinen Trug reden soll. Und in Vers zwölf finden wir das Flehen zu Gott als Gegenstück dazu. Wir merken also, dass sich dieser ganze Abschnitt, in dem es um Druck geht, stark auf unsere Zunge konzentriert – darauf, wie wir in unserem Reden reagieren.
Die zentrale Frage lautet: Wie sollen wir reden? Was soll aus unserem Mund kommen, wenn wir in Konflikten stehen? Zusammengefasst: Wie sollen wir auf Böses reagieren? Und zwar mit Gutem.
Beispiel aus dem Alltag: Frieden suchen trotz Schmähungen
Nun zurück zu der Anfangsgeschichte, die sich einmal irgendwo in Deutschland abgespielt hat, wo diese Person Unrechtschmähungen abbekam. Einer Legende nach entschied sich diese Person irgendwann dazu, dem Frieden nachzujagen. Interessanterweise geschah das, nachdem sie diesen Text mit ein paar Männern studiert hatte.
Zunächst hatte man sich hinreißen lassen, sich zu verteidigen und den schlechten Charakter der Kollegin zumindest ein bisschen zu betonen, um sich selbst zu rechtfertigen. Doch das Gewissen drängte diese Person irgendwann, eine Nachricht zu schicken, in der ein Friedensangebot enthalten war.
Nun, nicht weil sie der Anfänger des Krieges war, sondern einfach als Friedensangebot. Und ich will euch eins sagen: Es hat geklappt. Es herrscht wieder Frieden, wirklich.
Ich glaube, genau das ist der Punkt, auf den Petrus hinauswill. Dort, wo wir Schmähungen abbekommen und nicht mit Schmähungen antworten, dort, wo über uns gelästert wird und wir nicht mit Lästern antworten, dort, wo wir sogar denen, die uns Böses tun, segnen, wo wir trotz allem Gutes über die andere Partei sagen, wo wir weiterhin Gutes tun (Vers 11) und den Frieden in den Konflikten suchen.
Ich glaube, das ist es, was Petrus meint, wenn er sagt: Willst du gute Tage sehen?
Nun, die Person hätte sich die nächsten Jahre im Büro einfach richtig versauen können, ja? Aber jetzt, für den Moment, sind gute Tage, weil es einfach so ist, dass wir Menschen Wind aus den Segeln nehmen, wenn wir mit Gutem auf Böses antworten.
Und Petrus schreibt das hier zu Leuten, die verfolgt sind, die leiden oder zumindest leiden werden. Er sagt: Ja, wenn sie euch schlagen um der guten Dinge willen, antwortet mit Gutem, antwortet mit Gutem (Vers 11). Jage diesem Frieden nach.
Das Wort "jagen" kann darauf hinweisen, dass vielleicht jemand gar keinen Frieden will, also der Frieden flüchtet. Und er sagt: Jage ihm nach. Sitze es nicht aus, bis der Frieden irgendwann wieder da ist, sondern arbeite aktiv daran, dem Frieden, der flüchtet, nachzujagen, ihn zu suchen.
Ich möchte dir eines sagen: Wenn du einen Konflikt mit irgendjemand hast, auch wenn du nicht schuld bist, ist es deine Pflicht, den Frieden zu suchen. Jage ihm nach, tue alles, was in deiner Macht steht, um Frieden zu suchen.
Manchmal geht es nicht. Wenn möglich, haltet mit allen Menschen Frieden. Wenn möglich. Manchmal ist es nicht möglich, weil die andere Partei nicht will.
Und klar ist es schwierig, gerade wenn man sogar im Recht ist, also gerade dann, wenn man ohne Grund beschimpft wird (Vers 9). Gerade dann, wenn in der eigenen Natur und dem eigenen Gefallen das Gerechtigkeitsempfinden irgendwie alles nach gerechter Vergeltung schreit. Ich weiß, das ist nicht einfach.
Aber ich glaube, gerade dann darf und muss sich beweisen, dass wir Christen sind, dass wir Christus folgen und dass wir ihn imitieren wollen. So heißt es nämlich in Kapitel 2, dass wir seinen Fußstapfen folgen. Das schreibt Petrus erst noch ein paar Verse vorher in Kapitel 2: Seinen Fußstapfen zu folgen, den Weg zu gehen, den er vorausgegangen ist.
Wir werden diese Stelle gleich noch einmal sehen, denn genau dort wird uns Jesus in diesem Kontext gezeigt.
Vier Motivationen, um auf Böses mit Gutem zu antworten
Aber weil es so schwer ist, und wir dabei realistisch bleiben wollen, brauchen wir etwas, das uns Motivation gibt. Diese schwere Aufgabe umzusetzen – auf das Böse mit Gutem zu antworten – erfordert eine besondere Antriebskraft.
Wir brauchen etwas, das uns motiviert. In unserem Text und dem Zusammenhang habe ich vier Motivationen gefunden. Diese vier Motivationen gibt uns Gott durch Petrus. Sie zeigen uns, wie wir es schaffen können, auf das Böse gut zu antworten.
1. Motivation: Jesus ähnlich sein wollen
Der erste Punkt, die erste Motivation, ist, dass wir Jesus ähnlich sein wollen. Wir wollen Jesus folgen. Die Frage lautet also: Was motiviert mich, im Konflikt mit Gutem zu antworten? Die Antwort ist: Weil wir Jesus folgen wollen.
Vergleichen wir dazu 1. Petrus 3,9 mit 1. Petrus 2,21-23. In Kapitel 3,9 geht es stark um die Aufforderung: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, noch Schmähung mit Schmähung.“
In Kapitel 2,21-23 lesen wir: „Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit wir seinen Fußstapfen folgen.“ Er ist also das Vorbild, und wir folgen diesem Vorbild.
Was war dieses Vorbild? Jesus hat keine Sünde getan, und in seinem Mund wurde kein Betrug gefunden. In Vers 23 wird die Verbindung zu Kapitel 3, Vers 9 deutlich: „Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder; als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet.“
Wenn wir Vers 23 mit Kapitel 3, Vers 9 vergleichen, sehen wir die Aufforderung, seinen Fußstapfen zu folgen. Dort steht: Als Jesus geschmäht, beleidigt und verleumdet wurde, beleidigte er nicht zurück.
Petrus hat diesen Vers 23 noch im Kopf, wenn er in Kapitel 3, Vers 9 schreibt. Er wendet es auf uns an und sagt: Liebe Christen, die ihr Jesus’ Fußstapfen folgt, vergeltet auch ihr nicht Schmähung mit Schmähung.
Die Frage heute lautet also als erste Motivation: Wie können wir auf Böses antworten? Willst du den Fußstapfen von Jesus folgen? Willst du diesem Vorbild von Jesus folgen und ihm ähnlicher werden? Gerade im Bereich der Konflikte, besonders im Bereich des Leidens um Jesu Willen, also Leiden, weil du Gutes tust.
Die erste Motivation lautet: Willst du Jesus folgen? Dann lerne, auf Beleidigung mit Segen zu antworten. Denn genau das sollen wir tun.
2. Motivation: Segen erben durch segnen
Neun B segnet und antwortet mit Gutem. Die erste Motivation, anders zu reagieren, liegt im Vorbild von Jesus. Die zweite Motivation findet sich in Neun B selbst.
Warum sollen wir mit Gutem antworten? Was ist der zweite Antrieb, den Gott uns durch Petrus gibt? Neun B sagt: Segnet, also redet Gutes über eure Feinde. Aber warum? Schaut im Bibeltext nach: Warum sollen wir Gutes über unsere Feinde reden? Was ist die Motivation, was steht hier im Text?
Weil wir wissen, dass wir selbst Segen erben werden. Wir fragen uns, die wir in unserer Grundnatur nicht besser sind als die, die uns verfolgen und Böses tun, und die von Gott so gesegnet wurden. Gott hat uns alles vergeben, er geht nicht mit uns ins Gericht und hält uns ein ewiges Leben bereit. Er bereitet uns eine Wohnung vor. 1. Thesalonicher 1 spricht stark von dem Segen, den wir in Christus haben, über den wir uns eines Tages jubelnd freuen werden.
Der Text schreibt: Segnet auch ihr diejenigen, die euch Böses tun. Warum? Weil du weißt, dass du von Christus Segen erbst. Wir fragen uns natürlich: Wie können wir mit anderen ins Gericht gehen und ihnen nicht gnädig sein, obwohl Gott mir gnädig war? Wie kann ich anderen ihre Sünde nachtragen, wenn ich selbst mit offenen Augen vor dem Kreuz stehe, genau weiß, was ich verbrochen habe, was Gott mir alles vergeben hat und wie reich er mich beschenkt?
Wie kann ich dann – wir können es – auf Böses mit Bösem reagieren, nur weil ich einen Drang nach Gerechtigkeit habe? Die zweite Motivation: Wir geben unseren Feinden nicht das, was sie verdient hätten. Was hätten sie verdient, wenn sie uns beleidigen? Zurückbeleidigt zu werden, richtig? Stattdessen geben wir ihnen, was sie nicht verdient haben, indem wir mit Gutem antworten.
Das ist nichts anderes als das, was Jesus mit uns getan hat. Er hat uns nicht vergolten nach unseren Sünden und Missetaten. Wir antworten mit Liebe. Warum? Weil Gott uns zuerst geliebt hat. Das kann Konflikte beruhigen und Holz aus dem Feuer nehmen.
3. Motivation: Förderer eines guten und ruhigen Lebens werden
Und damit kommen wir zur dritten Motivation, nämlich dass sich die Situation laut Vers 3,10 dadurch verbessern kann, dass wir Förderer eines guten und ruhigen Lebens werden.
Wenn wir jedoch trügerisch reden, böse Dinge tun oder zurückschlagen, wird unser Leben automatisch immer mehr in Konflikte hineingezogen.
Stellen Sie sich bei der eingangs erwähnten Geschichte vor, man hätte dauerhaft zurückgeschlagen. Das hätte zu langjährigen Konflikten führen können und das Arbeitsleben erheblich verkompliziert.
4. Motivation: Gottes Fürsorge und Gericht in ungerechtem Leiden
Und jetzt kommt die vierte große Motivation, warum wir – warum es gut ist –, auf Böses mit Gutem zu antworten.
Die vierte Motivation steht in Vers 12. Du darfst dir eine Sache in deinem ungerechten Leiden bewusst machen, und zwar folgende Verheißung aus Vers 12: Wenn du zu Unrecht leidest, achten die Augen Gottes auf dich, und sein Ohr neigt sich deinem Flehen zu, das aus dieser Not herauskommt.
Nur wenn Petrus hier schreibt, dass die Augen des Herrn auf dich schauen, meint er im Kontext nicht, dass Gott dich die ganze Zeit kritisch überprüft und ganz genau sieht, was du im versteckten Kämmerlein machst – überhaupt nicht. In diesem Kontext, wo es darum geht, zu Unrecht zu leiden, will dieser Vers trösten. Er sagt dir, dass während du hier leidest, Gottes Auge wachsam über dein Leben schaut.
So wachsam, wie jeder von euch, der einmal kleine Kinder hatte oder hat, auf sie achtet. So wachsam, wie wenn du mit einem zweijährigen Kind an der Hauptstraße läufst oder irgendwo an einer gefährlichen Stelle bist. Eltern haben ihre Kinder liebevoll die ganze Zeit wie in einem Radar auf dem Schirm. Manchmal können sie sich gar nicht richtig mit anderen unterhalten, weil sie die ganze Zeit nur wachsam auf ihr Kind achten.
Genau das meint Petrus hier, wenn er schreibt: Einer Sache darfst du dir bewusst sein. Gott sieht es nicht nur, er wacht darüber. Er sieht es ganz genau und schaut mitleidend und wachsam auf die Situation. Das ist hier die Ermutigung.
Aber nicht nur das: Wisst ihr, was er noch tut laut diesem Vers? Er neigt sein Ohr deinem Flehen zu – diesem Flehen, das aus einem notvollen Herzen kommt, aus einem leidenden Herzen. Gott neigt sein Ohr, Gott ist mit dir.
In diesem ganzen Abschnitt geht es um Worte, wie ich schon gesagt habe. Und zwar darum, dass wir die schlechten Worte nicht mit ihnen zurückschießen sollen. Unsere Worte sollen etwas anderes bewirken: Sie sollen bei Gott platziert werden, laut Vers 12.
Die erste Reaktion ist oft, mit Zorn und Bösem zurückzuschlagen. Aber Vers 12 sagt, dass Gottes Ohren auf unser Flehen hören. Wir sollen daraus ein Flehen machen und unsere Worte zu Gott bringen. Unser Zorn soll zum Flehen zu Gott werden.
Dann heißt es weiter im Vers, dass das Angesicht des Herrn … Jetzt ist es hier nicht mehr das wachsame Auge über seinen Kindern, sondern das Angesicht Gottes. Hier geht es wohl um Gericht. Dieses Angesicht spricht wohl von Gericht – dass das Angesicht Gottes gegen deine Feinde gerichtet ist.
Seht ihr das? Du leidest als Christ zu Unrecht, und Gott neigt sich dir zu. Aber sein richtendes Angesicht ist gegen die Feinde gerichtet.
Deswegen können wir wie Christus handeln. Wir können Schmähungen ertragen, unser Leid bei Gott klagen. Wir wissen, er wird vergelten. Wir fliehen zu ihm, und er wird handeln.
Und wisst ihr was? Während wir in Vers 12 zu unserem liebenden Vater hinfliehen, der gerecht handeln wird, sind wir wieder wie Jesus. Schaut wieder in Kapitel 2, Vers 23: Was tat Jesus? Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht. Das hatten wir schon. Als er litt, drohte er nicht. Aber was tat er? Er übergab es dem, der gerecht richten wird.
Das ist genau dasselbe, was als Anwendung aus unserem Bibeltext heute herauskommt: Antwortet nicht mit Schmähung, sondern bringt euer Flehen zu Gott. Gott wird gerecht richten. Er übernimmt es. Er ist unser Anwalt, unser Löwe, unsere Verteidigung, unsere Burg.
Aber wir reagieren mit Liebe. Während wir Gott in den Ohren liegen und flehen, und uns unsere eigene Sündhaftigkeit bewusst wird, beten wir gar nicht um Gericht und Zorn. Stattdessen beten wir, dass Gott unsere Feinde retten möchte.
Wir beten, dass er mein Handeln – wie ich auf Böses mit Gutem reagiere – benutzt, um diese Seele zu retten, unverdient, so wie er mich gerettet hat. So wie Jesus am Kreuz, als er für seine Feinde betete, unverdient.
Er übergab es Gott, dem gerechten Richter. Aber unser Wunsch ist es dann eigentlich: Herr, dass du sie doch retten möchtest.
Schlussgedanken: Keine Selbstjustiz, sondern Nachfolge Christi
So bin ich jetzt zum Schluss im Landeanflug, und wir müssen Folgendes sagen: Wir brauchen uns nicht selbst zu rächen. Wir brauchen es wirklich nicht.
Nun, es ist natürlich unsere Reaktion, aber wir brauchen es nicht. Warum? Weil uns selbst so viel vergeben ist. Unsere Antwort auf Unrecht ist, mit Gutem zu antworten. Das kommt sehr deutlich aus diesem Text heraus: Auf Unrecht mit Gutem zu reagieren, nicht mit Bösem.
Warum? Denn in Kapitel 3, Vers 17, ein paar Verse nach unserem Hauptbibeltext, schreibt Petrus: Liebe Christen, wisst ihr was? Es ist besser für euch, für Gutes zu leiden, wenn das der Wille Gottes ist, als für Böses zu leiden. Ja, es ist besser.
Wenn wir für gutes Tun leiden, dann haben wir die Verheißung, dass Gott für uns handeln wird, dass sein Auge über uns wacht und sein Ohr unser Flehen hört. Das ist viel besser, als eigenmächtig eigene Rache vorzunehmen. Gott wird es besser machen.
Und wenn wir zurückschlagen, wenn wir, so wie es in Kapitel 4, Vers 15 heißt, leiden, weil wir Übeltäter sind, weil wir Schläge für unsere Rache bekommen – das kann ja auch passieren –, dann können wir leiden, nicht weil wir Gutes tun, sondern weil wir in den Krieg einsteigen.
Nun, in diesem Fall brauchen wir keinen Lohn zu erwarten. Vielmehr sollten wir vorsichtig sein, Gott in den Ohren zu liegen und zu sagen: „Gott, hilf mir, meine Rache durchzuführen“ oder Ähnliches. Gott stellt sich auf uns, auf unsere Seite.
Also, was ist unsere Motivation? Wir wollen Christus ähnlich sein, der selber nicht zurückschmähte. Wir wollen segnen, gutreden. Warum? Weil wir selber Segen erben.
Wir wollen ein gutes, ruhiges Leben, und Gott ist mit uns. Seine Augen wachen über uns, sein Ohr neigt sich unserem Flehen zu, und sein Angesicht ist gegen die, die uns zu Unrecht leiden lassen.
Und damit schließen wir. Amen.