Wir wollen noch zu Beginn miteinander beten, und dann geht es an das erste Thema unserer kleinen Reihe. Es soll um das Geheimnis der Gemeinde gehen. Stehen wir auf zum Gebet!
Herr Jesus Christus, wir danken dir von Herzen, dass Gemeinde für uns kein Fremdwort ist. Wir müssen das nicht nur politisch oder soziologisch verstehen, sondern wissen, dass es mit dir zu tun hat und mit dem, was du baust und schaffst in dieser Welt. Du rufst deine Gemeinde heraus, und wir preisen dich, dass jeder von uns, der hier ist, dazugehören darf zu diesem wunderbaren Organismus.
Herr, so preisen wir dich, dass du uns heute Abend durch dein Wort neu oder auch erstmalig Dinge aufschließen möchtest, die die Gemeinde betreffen. Zeig uns, wie du die Gemeinde siehst, was dir die Gemeinde bedeutet, welche Ziele du mit deiner Gemeinde hast. Schenk uns, dass diese Ziele auch unsere werden und unsere Sicht prägen. Wir bitten dich, segne unser Zusammensein. Amen.
Ja, dann wollen wir gleich zum Thema kommen. Ich lasse euch in der Zwischenzeit noch einen kleinen Umdruck durch die Reihen gehen. Leider ist ein Umdruck nach einem langen Tag, wenn man abends nur zuhören soll, sehr anstrengend und ermüdend. Aber ich hoffe, es ist euch eine kleine Hilfe, wenn ihr das mitverfolgen könnt. Einige Inhalte werden wir auch anhand der Folien mitverfolgen.
Wenn jeder einen Umdruck hat, steigen wir ein. Ich weiß, dass wir nicht bei Null anfangen müssen. Viele von euch kennen Gemeinde schon lange, vielleicht sogar länger als ich. Trotzdem ist es wichtig, dass wir uns immer wieder damit beschäftigen. Ich hoffe wirklich, dass wir auch ein Stückchen weiterkommen dürfen.
Grundverständnis und biblische Einordnung der Gemeinde
Also, gehen wir dem Umdruck entlang. Es geht heute an diesem ersten Abend um das Wesen der Gemeinde, und wir beginnen mit dem Begriff Gemeinde im Römerbrief.
Das griechische Wort Ekklesia bedeutet wörtlich „die Herausgerufenen“. Das ist inzwischen allgemein bekannt, das habt ihr alle schon gehört. Ekklesia setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „Eck“ als Vorsilbe bedeutet „heraus“, und „Klesia“ kommt von „Kaleo“, was „rufen“ heißt. Also sind die Herausgerufenen gemeint.
Herausgerufen woraus? Aus Sünde, Schuld, Verlorenheit, einem gottfernen Leben. Wohin gerufen? Zu ihm, zu Christus, dem Auferstandenen, zu dem Haupt der Gemeinde, hin zu den anderen, die ebenfalls herausgerufen sind. Denn wenn viele herausgerufen werden, um einen herum, der ruft, dann entsteht eine Versammlung, eine Ansammlung von Menschen. Und das ist die Gemeinde, die Schar der Herausgerufenen.
Der Begriff Ekklesia hat im Neuen Testament zwei verschiedene Bedeutungen. Einerseits wird er auf die weltweite oder universale Gemeinde angewandt, andererseits auf die örtlich versammelte Gemeinde.
Die weltweite Gemeinde umfasst alle Christen, die zwischen dem ersten Pfingsten in Jerusalem – damals in Apostelgeschichte 2 – und der noch in der Zukunft liegenden Entrückung auf allen Kontinenten in vielen Nationen gelebt haben oder noch leben werden. Zusammen bilden diese alle die weltweite oder universale Gemeinde.
Ich habe hier zwei Stellen angegeben, an denen die Bibel von dieser weltweiten Gemeinde spricht. Die eine Stelle kennen wir alle: Matthäus 16,18. Dort sagt unser Herr: „Ich werde meine Gemeinde bauen.“ Natürlich meinte er nicht nur die Gemeinde in Jerusalem, Samaria, Rom, Korinth oder Hünfeld, sondern die weltweite Gemeinde, seinen Leib, seine Heilskörperschaft, die Gemeinde.
Oder in 1. Korinther 12, das große Kapitel über die Gaben, spricht der Apostel Paulus über den Leib und die Glieder. Es ist ein wunderbares Bild: Der Leib besteht aus vielen, vielen Zellen und Gliedern, ebenso besteht die Gemeinde aus vielen, vielen Menschen, die herausgerufen sind – den wiedergeborenen Christen, könnte man auch sagen.
Schauen wir uns für ein paar Minuten an, wie die Gemeinde im Heilsplan Gottes eingeordnet ist.
Zunächst hatten wir im Alten Testament die Schöpfung, den Sündenfall, die Sintflut und die Berufung Abrahams. Dann beginnt die grün schraffierte Zeit, nämlich im Alten Testament entsteht das Volk Israel – die historische Zeit des Gottesreiches hier auf dieser Erde.
Man nennt das auch Theokratie, Gottesherrschaft. Gott herrschte durch einen Mann, den er sich erwählte. Zuerst war es Mose, später waren es Könige auf dieser Erde. Eine Theokratie, eine Gottesherrschaft.
Diese begann mit Mose und der Gesetzgebung am Sinai. Die Zeit des Volkes Israel dauerte bis zur Zerstreuung Israels, bis zur babylonischen Gefangenschaft. Danach begann die Zeit der Nationen.
Denn Gott regierte nicht mehr auf dieselbe Weise wie zuvor sein Volk, sondern das Volk wurde als Gericht in die Verbannung, in die Zerstreuung nach Babylon geführt. Dort herrschten die Medoperser, später die Griechen und dann das römische Weltreich.
Ab dieser Zeit, ab Nebukadnezar, war Israel nie mehr ein souveräner Staat oder ein souveränes Volk, das nur von Gott regiert wurde. Stattdessen stand es unter der Herrschaft von Nationen. Die Bibel nennt dies die Zeit der Nationen, wie es der Prophet Daniel beschreibt.
In dieser Zeit der Nationen leben wir heute noch, irgendwo hier hinten, keiner weiß genau wo, aber am Ende der Zeit der Nationen.
Ihr seht in der Mitte das Kreuz von Golgatha, die Heilstaten Gottes, die großen Taten Gottes – Kreuz und Auferstehung. Seit dieser Zeit, genauer gesagt seit Pfingsten, gibt es eine neue Heilskörperschaft hier auf dieser Erde: die Gemeinde.
In 1. Korinther 10,32 werden drei Körperschaften genannt, mit denen Gott hier auf dieser Erde arbeitet: Israel, die Nationen und die Gemeinde. Diese drei Heilskörperschaften umfassen alles.
Israel, die Gemeinde und die Nationen – diese drei. Die Gemeinde besteht seit Pfingsten bis zum Tag der Entrückung, bis der Herr die Gemeinde von der Erde wegrufen wird.
Dann beginnt die Zeit der Trübsal, die große Trübsal. Danach hat Gott noch Großes mit seinem Volk hier auf dieser Erde vor: das zukünftige Reich Gottes, das messianische Reich, das tausendjährige Reich, wie es auch genannt wird.
Dieses Reich beginnt nach der sichtbaren Wiederkunft Jesu. All das finden wir hier in Daniel 9, einem ganz entscheidenden Kapitel der Prophetie im Alten Testament.
Uns geht es jetzt also hier in der Zeit der Gemeinde. Es ist aber wichtig, dass wir sehen, wie das im großen Heilsplan Gottes eingeordnet ist.
Das hat Gott einfach so beschlossen, souverän. Das waren seine Gedanken, das hat er sich vorgenommen, schon vor Grundlegung der Welt. Und das führt er jetzt aus in dieser Zeit.
Die weltweite und örtliche Gemeinde im biblischen Kontext
Wir sehen, die weltweite Gemeinde, die herausgerufenen Glieder auf allen Kontinenten zu allen Zeiten, wird die Ekklesia genannt. Ebenso bezeichnet man so auch die örtlich versammelte Gemeinde.
Vielleicht ist euch aufgefallen, dass ich bewusst nicht von der Ortsgemeinde spreche, um Verwechslungen zu vermeiden. Es gibt nämlich eine Gruppe, die man streng genommen als Sekte bezeichnen muss. Diese Ortsgemeinde von Witness Lee in Stuttgart ist in ganz Deutschland unterwegs und tätig. Auch hier in der Nähe veranstalten sie manchmal Freizeiten und verteilen Traktate.
Ich habe selbst schon ein Traktat in Fulda in die Hand bekommen. Ella, du hattest es, glaube ich, ebenfalls in Fulda erhalten. Irgendjemand gab mir ein Traktat in Salzschlärf im Bibelkreis, und es stellte sich heraus, dass es von dieser Ortsgemeinde verteilt wurde. Diese Gruppe ist eine Sekte.
Im Hinblick auf das Heil und auf Christus lehren sie zwar ähnlich wie wir, doch ihr Verständnis von Gemeinde ist ganz, ganz verschoben. Letztlich muss man vor ihnen warnen. Deshalb spreche ich jetzt nicht von der Ortsgemeinde. Es ist immer schade, wenn uns irgendeine Gruppe einen Begriff klaut und für sich beansprucht, sodass wir ihn nicht mehr verwenden dürfen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Aber wir müssen ja nicht Ortsgemeinde sagen. Wir können auch von der örtlichen Gemeinde oder der örtlich versammelten Gemeinde sprechen, damit der Unterschied klar wird: die weltweite Gemeinde und die Gemeinde am Ort.
Diese örtliche, lokale Gemeinde besteht aus wiedergeborenen Christen. Eigentlich ist das ein Unwort, ein unglücklicher Ausdruck. Entweder man ist Christ oder nicht, entweder man ist wiedergeboren oder nicht. „Wiedergeborene Christen“ ist eigentlich eine Doppelung. Dennoch verwenden wir diesen Begriff, weil „Christ“ auch religionssoziologisch gebraucht wird. Man ist nicht Moslem, nicht Hindu, sondern Christ – das heißt, man ist im sogenannten christlichen Abendland aufgewachsen. Darum müssen wir deutlich machen: wiedergeborene Christen.
Diese gehören zu einer bestimmten, klar definierten Gemeinde an einem Ort, zum Beispiel in einem Dorf, einer Stadt oder einem Stadtteil. Auf diese Weise bilden sie die örtliche Gemeinde.
Das finden wir oft in der Bibel, zum Beispiel die Gemeinde in Jerusalem (Apostelgeschichte 8,1). Dort wird klar gesagt: die Gemeinde in Jerusalem. Das war nicht die Gemeinde in Antiochien oder in Philippi, sondern die Gemeinde, die aus denen bestand, die in Jerusalem wohnten.
Oder Paulus schreibt im 1. Korinther 1,2 an die Gemeinde in Korinth. Viele Briefe beginnen damit, dass Christen in einer Stadt angesprochen werden. Auch die Gemeinde in einer Gegend, zum Beispiel in Apostelgeschichte 14 im galatischen Land (heutige Türkei), wird erwähnt.
Ihr seht also, es handelt sich dabei nicht um alle Christen zu allen Zeiten auf allen Kontinenten, sondern um die Gemeinde in einer Stadt oder einem bestimmten Gebiet.
Machen wir mal die Probe aufs Exempel: Gehen wir hier nach Wülfeld, wo wir uns gerade befinden. Und Gott sei Dank gibt es auch hier eine Gemeinde.
Wer gehört dazu? In Hünfeld gibt es eine römisch-katholische Kirche. Ich bin sicher, dass es dort wiedergeborene Christen gibt. Zwei davon kenne ich persönlich, vielleicht sind es mehr, hoffentlich. Es gibt einige wiedergeborene Christen innerhalb der römisch-katholischen Kirche.
Dann gibt es eine evangelische Kirche, in der hoffentlich auch Gläubige sind. Ich habe persönlich noch niemanden kennengelernt, da ich noch nicht so lange hier bin. Aber meine Mutter kennt eine Frau in Hünfeld, die gläubig ist und zur evangelischen Kirche gehört. Ich hoffe, es sind mehr.
Gott weiß, wie viele es sind. Gläubige, die zur Bibelgemeinde Nordröhn gehören, kenne ich auch einige. Ebenso gibt es Gläubige, die zur russlanddeutschen Gemeinde in Sagenzell gehören, dort kenne ich auch einige.
Ich weiß nicht, wie viele es insgesamt sind, da ich noch nie in dieser Versammlung war. Sagenzell gehört einmal zu Hünfeld, wir meinen die Kernstadt mit allen eingemeindeten Orten. Vielleicht gibt es noch weitere Versammlungsstätten, vielleicht treffen sich Christen auch in Hausbibelkreisen oder anderswo.
Es gibt Christen in Hünfeld, und sie alle zusammen bilden die Gemeinde Gottes in Hünfeld, die Gemeinde Jesu Christi. Sie alle gehören zur örtlichen Gemeinde in Hünfeld.
Diese örtliche Gemeinde versammelt sich an verschiedenen Stellen. Wir versammeln uns in der Mackenzellerstraße 12, die Sagenzeller versammeln sich in ihrem eigenen Versammlungsort. Dann gibt es vielleicht noch andere Christen, die sich in Hausbibelkreisen treffen oder anderswo.
Alle diese Christen in Hünfeld bilden streng genommen die örtliche Gemeinde von Hünfeld. Wir können aber auch sagen, dass wir eine örtlich versammelte Gemeinde sind, weil wir uns klar definieren, eine Gruppe sind, die sich bestimmten Ordnungen gegeben hat usw.
Wir sind eine örtlich versammelte Gemeinde hier in Hünfeld, die Bibelgemeinde Nordröhn. Christus ist das Haupt der Gemeinde. Er kennt die Seinen, er weiß genau, wer hier in Hünfeld unter den 15.000 Einwohnern – oder wie viele es sind – zu ihm gehört, wer zu seinem Leib gehört und wer sein Leben empfangen hat. Er weiß es ganz genau.
Doch er möchte, dass alle, die zu seinem Leib gehören, also die wiedergeborenen Glieder, sich in möglichst biblisch ausgerichteten Gemeinden versammeln und dort verbindlich dazugehören. Darüber werden wir gleich noch sprechen.
Noch etwas dazu: Alle Christen der örtlichen Gemeinde gehören zur weltweiten Gemeinde. Das ist sehr klar. Man kann nicht zu einer örtlichen Gemeinde gehören im wirklichen Sinne, ohne wiedergeboren zu sein und ohne zum Leib Christi zu gehören.
Aber nicht alle Christen der weltweiten Gemeinde gehören automatisch zu einer örtlichen Gemeinde. Nur diejenigen, die sich verbindlich anschließen, gehören dazu.
Man kann nicht sagen: „Ich lebe in Hünfeld, also gehöre ich automatisch zur römisch-katholischen Kirche“ oder „automatisch zur Gemeinde in Sagenzell“ oder „automatisch zur Bibelgemeinde Nordröhn“. So funktioniert das nicht.
Man kann in Hünfeld wohnen und Glied der weltweiten Gemeinde sein. Aber man muss sich, man sollte sich einer örtlichen Gemeinde anschließen.
Voraussetzungen und Bedeutung der Zugehörigkeit zur Gemeinde
Was sind die Voraussetzungen für die Zugehörigkeit zu einer neutestamentlichen Gemeinde?
Natürlich ist die Bekehrung und Wiedergeburt die grundlegende Voraussetzung. Die Bekehrung ist der Teil, den wir tun: Wir wenden uns hin zu Gott, nehmen Christus auf. Gott schenkt uns das neue Leben, die Wiedergeburt. Diese ist unerlässlich. Eine biblisch neutestamentliche Gemeinde wird ausschließlich mit Wiedergeborenen aufgebaut. Das ist nicht einfach eine Erfindung evangelikaler Gruppen, sondern lässt sich klar aus der Bibel belegen.
Für Gemeindeglieder sind Bekehrung und Wiedergeburt Erfahrungen der Vergangenheit. Paulus schreibt an die Thessalonicher: „Ihr habt euch bekehrt von den Götzen zu Gott“; von der Finsternis zum Licht. Ähnlich heißt es an anderer Stelle: „Ihr habt euch bekehrt“ – die Bekehrung ist also eine abgeschlossene Erfahrung. In Titus wird gesagt: „Ihr seid abgewaschen durch das Bad der Wiedergeburt“ – das war bereits geschehen.
Für Gemeindeglieder gibt es immer ein Einst und ein Jetzt. Im ersten Korintherbrief schreibt Paulus an die Korinther: „Ihr wart einst Trunkenbolde, Hurer, Diebe, Lästerer und vieles mehr, aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt.“ Es gibt also ein „einst“ und ein „jetzt“ – jetzt sind sie Heilige geworden. Dasselbe schreibt Paulus im Kolosserbrief. Dieses Wissen um ein „einst“ und ein „jetzt“ ist eine schöne Erkenntnis für unser Leben.
Die Gemeindeglieder werden mit Namen beschrieben, die zeigen, dass sie bekehrt und wiedergeboren sind. Im Neuen Testament werden die Gemeindeglieder „Heilige“ genannt – natürlich nicht im Sinne der römisch-katholischen oder orthodoxen Kirche, sondern im Sinne des Neuen Testaments. Jeder, der Jesus Christus, dem Heiligen, gehört, ist ein Heiliger.
Weitere Bezeichnungen sind „Geheiligte“, „Jünger“, „Christen“ – erstmals in Antiochia in Apostelgeschichte 11,26. Dort werden sie auch „Brüder“ genannt, der schönste Titel überhaupt. Nicht „Dr.“ für Doktor, sondern „Bruder“ oder „Schwester“. Weitere Bezeichnungen sind „Auserwählte“, „Geliebte“ (Kolosser 3) oder „die Unsrigen“, die zu uns gehören, wie Johannes sie in seinem ersten Brief nennt. Diese Namen sprechen eindeutig davon, dass es sich um Wiedergeborene handelt. Zur Gemeinde können nur Wiedergeborene gehören, nicht Ungläubige oder Namenschristen. Das war nie Gottes Plan: Gemeinde zu vermischen mit wirklich Gläubigen und Ungläubigen.
Natürlich kann sich, wie wir alle wissen, in die beste Gemeinde der Welt ein Scheingläubiger einschleichen. Das kann eine Gemeinde nicht verhindern, weil wir nicht in die Herzen der Menschen schauen können. Es kann sich jemand hineinschleichen, der so tut, als sei er Christ: Er singt so, betet so und hat das Verhalten nachgeahmt. So kann er Menschen täuschen, weil niemand in sein Herz sieht. Aber Gott sieht es und kennt den Unterschied.
Es macht einen großen Unterschied, ob ein Toter unter vielen Lebenden ist oder ein Lebender unter vielen Toten. Das ist ein großer Unterschied. Ich meine nicht nur den Gottesdienstbesuch, sondern die tatsächliche Zugehörigkeit zur Gemeinde, die Aufnahme und Taufe, also eine verbindliche Mitgliedschaft. Das kann passieren.
In den Gemeindebriefen werden die Gemeindeglieder nie zur Bekehrung aufgerufen. Das fällt vielleicht auf: In den Lehrbriefen von Paulus, Petrus, Johannes und Jakobus werden die Gemeindeglieder nie zur Bekehrung aufgefordert. Sie werden immer zur Heiligung ihres Lebens aufgerufen – zur Reinigung, zum Ablegen des alten Menschen, aber niemals zur Bekehrung. Das zeigt, dass es sich in den Gemeinden um wahre Gläubige, um Wiedergeborene handelt.
In den neutestamentlichen Gemeinden haben sich Ungläubige nicht lange zu Hause gefühlt. Sie kamen zwar manchmal, aber entweder sie bekehrten sich oder sie gingen wieder. In der ersten Gemeinde wurde ihnen der Boden schnell zu heiß unter den Füßen. Es ist zu erwarten, dass auch Unbekehrte versuchen, sich der Gemeinde anzuschließen. Ein Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 8 mit Simon dem Zauberer, der getauft werden wollte und die Gaben erlangen wollte.
Wenn Gemeindeglieder einen Lebenswandel führten wie Ungläubige, dann wurden sie ausgeschlossen (1. Korinther 5,13). Scheinkristen haben es in der ersten Gemeinde auf jeden Fall nicht lange ausgehalten.
Die Bedeutung der Glaubenstaufe für die Gemeindezugehörigkeit
Wie steht es im Blick auf die Zugehörigkeit zu eine örtlichen Gemeinde mit der Glaubenstaufe?
Ich will jetzt wirklich niemandem zu nahe treten, der vielleicht an diesem Punkt noch mit sich kämpft. Aber ich muss einfach sagen, wie es die Schrift nach meiner Erkenntnis lehrt.
Zur Zeit des Neuen Testaments wurden die Christen sofort oder bald nach ihrem Gläubigwerden durch Untertauchen getauft. Das fällt uns auf, wenn wir einmal durch die Apostelgeschichte gehen.
Richard Haferkamp in Belgien lässt die Gläubigen, wenn sie sich bekehrt haben, einfach die Apostelgeschichte lesen. Er sagt: „Bitte lest die Apostelgeschichte und sagt mir, was die Gläubigen als Erstes getan haben, nachdem sie sich bekehrt hatten, nachdem sie errettet wurden.“ Dann kommen sie zurück und sagen ganz klar: „Die haben sich taufen lassen.“ Das finden wir wirklich überall in der Apostelgeschichte.
Die Korinther waren auch getauft. Paulus schreibt in 1. Korinther 1,13, dass er selbst nur zwei getauft hat und die anderen haben dann andere getauft.
Die Glaubenstaufe ist im Normalfall eine Voraussetzung zur Gemeindezugehörigkeit. Nur in begründeten Einzelfällen kann es hier eine Ausnahme von der Regel geben. Es gibt ja in dieser Welt fast keine Regel ohne Ausnahme. Auf der anderen Seite ist es aber auch schade, wenn es gute, neutestamentliche Regeln gibt und wir müssen zu viele Ausnahmen machen.
Es wäre besser, wenn wir alle erkennen würden, wie das der Herr gedacht hat: Die Taufe ist einfach ein Zeugnis vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt, dass man Christ gehört, dass man sein Leben empfangen hat, dass man mit ihm lebt und dass man ihm gehört.
Die Säuglingstaufe als Bedingung zur Mitgliedschaft, wie sie in den großen Kirchen praktiziert wird, ist von der Schrift her natürlich nicht haltbar. Denn wir finden im Neuen Testament keine Säuglingstaufe. Das ist sicher, hundertprozentig.
Dafür habe ich das Neue Testament schon viel zu oft gelesen und ich habe keine Säuglingstaufe gefunden. Es wurde nie jemand zur Taufe getragen, sondern die Leute gingen immer selbst zur Taufe. Es sei denn, jemand war krank oder schon ganz alt. Aber sonst gingen sie selbst zur Taufe.
Gründe für die verbindliche Zugehörigkeit zu einer örtlichen Gemeinde
Warum ist es so wichtig, verbindlich zu einer örtlich versammelten Gemeinde zu gehören?
Ich höre immer wieder Aussagen wie diese: „Ich gehöre ja zur universalen Gemeinde, zum Leib des Christus, das genügt.“ Oder: „Ich gehe ja in einen Hausbibelkreis, dort fühle ich mich so wohl.“ Oder auch: „Die Gemeinden sind mir alle zu verweltlicht, ich lese meine Bibel, bete und höre den Evangeliumsrundfunk, mehr brauche ich nicht.“
Solche Sätze hört man leider immer wieder. Nun, ich muss sagen: Zur Zeit des Neuen Testaments bekehrten sich die Menschen nicht nur zu Gott, sondern immer auch in eine örtliche Gemeinde hinein.
Ich hoffe, ihr habt alle eure Bibel greifbar, denn an dieser Stelle wollen wir ein paar Stellen miteinander lesen.
Apostelgeschichte 2,41: Dort erfahren wir, was nach der Pfingstpredigt des Petrus geschah. Petrus hatte von Kreuz und Auferstehung gepredigt, und das drang den Zuhörern durchs Herz. Vorher hatten sie Feuerzungen gesehen, doch die drangen nicht durchs Herz. Die Predigt, das Wort vom Kreuz, dringt durchs Herz, bringt Menschen zur Buße und zum Glauben.
Also drang es ihnen durchs Herz, sie fragten: Was sollen wir tun? In Apostelgeschichte 2,38 heißt es: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“
Dann fügt Petrus noch hinzu (Vers 40 am Ende): „Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht.“
Die Reaktion darauf war: Die, die sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan. Wozu? Zur Gemeinde.
Dreitausend Seelen. Ihr kennt ja den schönen Satz, den ich schon ein paarmal gesagt habe: Früher, damals, nach einer Predigt bekehrten sich dreitausend Menschen. Heute braucht man ungefähr dreitausend Predigten, bis sich einer bekehrt. So ungefähr hat sich die Sache verändert zwischen Urgemeinde und Endzeitgemeinde.
Aber hier nahmen dreitausend sein Wort auf, ließen sich taufen und wurden hinzugetan zur Gemeinde. Und da sehen wir einen Zusammenhang: Sie nahmen sein Wort auf, ließen sich taufen und wurden hinzugetan.
Darum gibt es viele biblisch ausgerichtete Gemeinden auf dieser Erde, die sagen: Ohne Taufe kann niemand zur Gemeinde gehören, weil es hier in dieser Reihenfolge steht.
Manche Brüder sagen: „Moment, als das hier geschah, da gab es ja noch keine örtlichen Gemeinden, sondern in diesem Moment war die weltweite Gemeinde und die örtliche Gemeinde in Jerusalem identisch, deckungsgleich. Es gab ja sonst noch keine Christen, hier begann es ja gerade erst, hier wurde der Zirkel eingestochen.“
Ja, es geht um die Reihenfolge. Sonst hätte Petrus oder Lukas vielmehr schreiben können: „Die, die sein Wort aufnahmen, wurden hinzugetan zur Gemeinde.“ Aber hier ist noch von der Taufe die Rede: Die, die sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen und wurden zur Gemeinde hinzugetan.
Darum ist es für viele Gemeinden wichtig, und sie sagen: Der normale Weg ist, dass sich jemand bekehrt, Christus in sein Leben kommt, er sich taufen lässt und zur Gemeinde hinzugetan wird.
Die Baptistengemeinden würden sagen: Durch die Taufe wird er hinzugetan. Wir würden das ein bisschen auseinanderhalten und sagen: Nein, er wird nicht unbedingt durch die Taufe hinzugetan, sondern wir nehmen ihn dann danach auf in die Gemeinde.
Gehen wir noch ein Stück weiter in der Apostelgeschichte, zu Kapitel 5, Vers 13. Da habe ich heute etwas Interessantes entdeckt.
Apostelgeschichte 5,12-13: „Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk. Und sie waren alle einmütig in der Säulenhalle Salomos. Von den übrigen aber wagte keiner sich ihnen anzuschließen, doch das Volk rühmte sie.“
Das Wort „anschließen“ habe ich heute mal ein bisschen näher untersucht.
Im Griechischen steht hier das Wort „kolaomai“. Im sprachlichen Schlüssel von Rienecker auf Seite 260 steht dazu: „Sich anschließen meint einen Unterschied zu einem flüchtigen Besuch. Es ist ein wirkliches ‚sich anschließen‘, nicht nur mal Besuch kommen und wieder gehen.“
Das Wort macht also einen Unterschied zu einem Besuch, zu einem sporadischen Besuch genauso wie zu einem regelmäßigen Besuch.
Auch jemand, der ab und zu mal eine Gemeinde besucht oder sogar regelmäßig, ist noch nicht ein wirklich verbindliches Glied dieser Gemeinde. Und das müssen wir unterscheiden.
Hier heißt es: „Von denen wagte sich keiner, sich ihnen anzuschließen.“ Aber die anderen, die zur Gemeinde gehörten, hatten sich angeschlossen – fest und verbindlich.
Noch einmal in der Apostelgeschichte, Kapitel 9, Vers 26, haben wir das Wort noch einmal: „Als er aber nach Jerusalem gekommen war, nämlich Saulus nach seiner Bekehrung, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen, und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei.“
Also auch Paulus, als er nach Jerusalem kam, versuchte sofort, sich den Jüngern anzuschließen, sich der Gemeinde anzuschließen.
Das gebrauchen wir ja auch, das sagen wir ja auch: Man schließt sich irgendwo an.
Noch eine Stelle habe ich genannt: 1. Korinther 6,16. Dasselbe Wort kommt dort noch einmal vor, im 1. Korintherbrief, Kapitel 6, Vers 16, und wird in einem ganz negativen Zusammenhang gebraucht.
Aber das macht uns etwas deutlich. Paulus spricht dort vom Einfleischsein mit einer Hure und will den Korinthern damit etwas verdeutlichen, die kein Problem sahen, wenn gläubige Männer zu einer Hure gingen.
Er sagt: „Wer aber der Hure anhängt, wisst ihr nicht, dass wer der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“
Dort, wo „anhängt“ steht in unserer Übersetzung, steht dasselbe Wort, von dem wir die ganze Zeit sprechen, auch „kolaomai“.
Also: Wer sich einer Hure anschließt, wer eine Verbindung eingeht mit einer Hure, wer mit einer Hure diese enge sexuelle Verbindung eingeht, der wird ein Fleisch mit ihr.
Und das zeigt, was „anschließen“ meint. Anschließen bedeutet, man vereinigt sich mit einer Gruppe, man vereinigt sich mit der Gemeinde, wo man sich anschließt. Man wird Teil davon, man wird Glied in einer Kette. Das heißt „anschließen“ – und darum geht es.
Das machten die ersten Christen: Sie wurden hinzugetan oder schlossen sich an eine örtlich versammelte Gemeinde an.
Noch eine Frage zu diesem Bereich: Warum ist es so wichtig, verbindlich zu einer örtlich versammelten Gemeinde zu gehören?
Wir sehen im Neuen Testament: Die Gemeinde Jesu Christi ist Gottes großer Schutzbereich.
Nämlich schützt die Gemeinde vor Satan und seiner Verführung (1. Korinther 5). Die Gemeinde schützt vor der Anziehungskraft eines rein weltlichen Lebens (2. Timotheus 4,10), wie bei Demas, der angezogen worden war und wieder die Welt liebgewonnen hatte.
Die Gemeinde schützt vor der Lauheit und Schwachheit unseres eigenen Wesens. In Hebräer 10 heißt es, dass wir nicht die Zusammenkünfte verlassen sollen, sondern uns gegenseitig ermuntern, je mehr der Tag kommt, der Wiederkunft Jesu Christi.
Das ist nicht von ungefähr, dass man sich gegenseitig ermuntern soll und nicht von den Zusammenkünften der Gemeinde wegbleiben darf.
Die Gemeinde schützt vor falscher Lehre, natürlich vorausgesetzt, dass in der Gemeinde selbst klar biblisch gelehrt wird.
Die Gemeinde schützt vor einem bloßen Schein- und Namenschristentum, wie es in dieser Welt ganz weit verbreitet ist.
Also: Die Gemeinde ist Gottes großer Schutzbereich.
Zweitens: Gläubige sind zur Gemeinschaft berufen. Das finden wir überall in der Bibel, im Neuen Testament.
Gläubige sind zur Gemeinschaft berufen. Und Gemeinschaft ist natürlich mehr als nur nebeneinander auf einem Stuhl sitzen oder auf einer Bank. Die Gemeinde will eine Gemeinschaft bieten, die ein herzliches Anteilgeben und Anteilnehmen ist – immer in der Reihenfolge: „Das ist doch lieb von unserem Mike.“ Jetzt werdet ihr angeblasen. So, jetzt kommt Bewegung in die Gemeinde und in die Gardinen, gut.
Also: Gemeinschaft.
Aber verbindliche Gemeinschaft setzt immer Grenzen voraus. Eine verbindliche Gemeinschaft kann es nur in einer Gruppe geben, die klar definiert ist.
Drittens: In der Gemeinde und zwischen den Gemeinden sollen gegenseitige Hilfeleistungen, Fürsorge und Ermutigung geschehen.
Das freut mich immer so, wenn ich das höre, sehe und miterlebe, wenn sich Geschwister gegenseitig helfen. Essen wird gebracht, Kinder betreut, bei Umzügen geholfen und was dergleichen noch mehr ist.
Da gibt es so viele Gelegenheiten, dass sich Geschwister untereinander helfen können.
Die Gaben des Geistes sind zur Ausübung in der Gemeinde bestimmt, denn man kann schlecht zu Hause in seinem Zimmer sitzen und dort seine Geistesgaben ausüben.
Die Gaben, die Gott uns gegeben hat, müssen überwiegend in der Gemeinde entfaltet werden. Wenn ich die Gabe der Barmherzigkeit habe, dann muss ich unter Menschen sein. Wenn ich die Gabe der Evangelisation habe, dann muss ich unter Menschen sein. Dasselbe gilt für die Gabe der Lehre oder des Dienstes. Dort können diese Gaben eingesetzt werden.
Fünftens: In der Gemeinde sollen die Christen zum Dienst zugerüstet werden. Das soll geschehen nach Epheser 4,11-12. Das wollen wir jetzt nicht betrachten, das kommt morgen Abend noch, wie das geschehen soll, dass möglichst viele mit hineingenommen werden in den Dienst.
Sechstens: Eine regelmäßige Zusammenkunft, wie wir sie im Neuen Testament finden, setzt auch eine verbindliche Zugehörigkeit voraus.
Denn die Christen kamen nach Paulus an einem Ort zusammen, so nennt er das im 1. Korintherbrief, Kapitel 14. Sie hatten einen Versammlungsraum, eine Versammlungsstätte. Sie kamen immer am selben Ort zusammen oder zu regelmäßigen Zeiten.
Wieder die Hebräerstelle, die wir eben schon hatten: Hebräer 10,23-25, oder Apostelgeschichte 2,42 heißt es, sie blieben beständig oder hielten an in der Lehre, im Brotbrechen, in der Gemeinschaft und im Gebet. Da war eine Beständigkeit, eine Regelmäßigkeit drin.
Und das setzt voraus, dass man einen Ort hat, wo man zusammenkommt, und auch bestimmte feste Zeiten.
Es gab eine klare Trennungslinie zwischen drinnen und draußen. Paulus verwendet genau diese Worte „drinnen“ und „draußen“ in 1. Korinther 5,13. Es gibt ein Drinnen in der Gemeinde und es gibt ein Draußen.
Also ist eine klare Grenze, eine klare Linie gezogen.
Bilder und Illustrationen für die Gemeinde
Zwei Bilder möchte ich noch nennen, die deutlich machen, dass Christen die Gemeinde brauchen.
Das erste Bild ist das der Herde. Eine Herde bietet dem einzelnen Schaf Schutz und Geborgenheit. Ein einzelnes Schaf verläuft sich schnell, gerät in Dornen, fällt einen Abhang hinunter, stürzt in ein Loch oder wird von einem Wolf oder einem anderen Raubtier gerissen. In der Herde hingegen sind die Schafe sicher und geschützt. Dort ist der Hirte, und in echten vierbeinigen Herden gibt es meistens auch noch Hunde – hoffentlich nicht im übertragenen Sinn.
Das zweite Bild ist das des Holzfeuers. Mehrere Scheite brennen lang und hell, während ein einzelner Scheit bald erlischt. So haben es schon unzählige Christen erlebt, die aus verschiedenen Gründen von einer Gemeinde weggekommen sind, an einen Ort gezogen sind, wo es keine Gemeinde gab, oder sich nicht darum bemüht haben, bald eine kennenzulernen. Dann erlosch ihr Glaubensfeuer sehr schnell.
Sie haben dadurch nicht gleich das Heil verloren – das ist unsere feste Überzeugung. Wahrhaft wiedergeborene Christen können das Heil nicht verlieren. Aber man kann sein Glaubensfeuer verlieren. Die Glaubensflamme kann manchmal nur noch bis zu einem Docht herunterglühen, ohne helles Feuer. Das wäre nicht im Sinne unseres Herrn.
Nun haben wir einen ganz großen Punkt geschafft. Die nächsten zwei Punkte, die noch folgen, gehen kürzer. Wir wollen uns noch einige schöne Illustrationen für die Gemeinde anschauen.
Im ersten Teil haben wir gesehen, wie die Gemeinde im Heilsplan Gottes eingeordnet ist. Sie ist nicht gleichzusetzen mit dem Volk Israel, sondern wird in dieser Heilzeit aus allen Nationen und Israel herausgerufen und zu einem Leib geformt. Die Gemeinde besteht aus der weltweiten Gemeinde, die sich an örtlichen Stellen auf dieser Erde versammelt.
Kommen wir nun zu einigen Illustrationen. Im Neuen Testament gibt es wohl zehn Bilder für die Gemeinde. Wir wollen sie einfach nur im Überblick betrachten. Ihr habt sie auch auf eurem Ausdruck: „Zehn Bilder für die Gemeinde“. Bei jedem dieser Bilder könnte man sich lange aufhalten, denn alle haben eine Bedeutung.
Zum Beispiel ist die Gemeinde ein Leib. Dieses Bild spricht von Harmonie und Abhängigkeit untereinander. Wenn ihr an euren Körper denkt: Ein gesunder Körper funktioniert harmonisch, alles ist in Ordnung, wie Gott es gewollt hat. Ein kranker Körper dagegen funktioniert nicht richtig, es gibt Zellen, die sich selbständig machen und wuchern. In einem gesunden Körper herrscht Harmonie, und die Glieder sind voneinander abhängig. Das Auge braucht die Hand, und der Fuß braucht das Ohr, um alles zusammen in wunderbarer Harmonie funktionieren zu lassen.
Dann ist die Gemeinde ein Gebäude. Das zeigt, dass es einen planvollen Entwurf gab und ein Bau nach Plan entsteht. Die Gemeinde ist kein Zufallsprodukt, sondern es gibt einen genialen Bauherrn, der einen Plan entworfen hat und diesen Bau ausführt.
Diese Aufzählung habe ich einem sehr guten Lehrvortrag von Pete Flemming entnommen. Ihr bekommt ihn nachher noch ausgeteilt.
Drittens wird die Gemeinde mit einem bebauten Feld verglichen, um Wachstum und Fruchtbarkeit darzustellen. Ein Feld – wir sind Gottes Ackerfeld, schreibt Paulus in 1. Korinther 3,9. Er spricht von Wachstum und Fruchtbarkeit, die Gott in seiner Gemeinde wirken möchte.
Dann ist die Gemeinde auch ein Tempel. Das steht für Heiligkeit und Hingabe. In einem Tempel dienten Menschen, die sich für Gott abgesondert hatten und wirklich hingegeben waren an seinen Willen und seine Pläne. Heiligkeit und Hingabe – das wäre wirklich schön, wenn auch das in unseren Reihen und in unserem Leben so verwirklicht wäre, wie wir es in diesen Illustrationen finden.
Fünftens ist die Gemeinde eine reine Jungfrau. Das spricht von Entschlossenheit, nämlich der Entschlossenheit zur Treue auf den einen Bräutigam zu warten, und von einer Erwartungshaltung – Vorfreude auf die Hochzeit. Davon soll die Gemeinde des Herrn Jesus geprägt sein.
Es ist schön, wenn man Christen kennenlernt, die wirklich in der Naherwartung leben. Für sie ist es wichtig, dass der Herr zur Entrückung der Gemeinde kommen wird. Hoffentlich ist uns der Gedanke an die Entrückung nicht entrückt in all dem Trubel, in dem wir oft leben – ich eingeschlossen. Da müssen wir den Herrn wirklich bitten, dass er das in uns wachhält, damit wir in dieser Entschlossenheit und Erwartungshaltung leben dürfen.
Sechstens ist die Gemeinde eine Herde. Das spricht von Einheit und Treue zum Hirten, besonders von Einheit. Eine Herde wird im Neuen Testament betont.
Die Gemeinde ist ein Haus. Das steht für Vollständigkeit und Ordnung, wie es in 1. Timotheus 3,15 beschrieben wird. Wir können die Stellen jetzt nicht alle lesen, ihr könnt sie selbst nachlesen, wenn ihr wollt.
Achtens ist die Gemeinde ein Leuchter. Das steht ganz eindeutig für Zeugnis – die Gemeinde als Ganzes und auch eine örtliche Gemeinde ist dazu da, Licht in diese dunkle Welt hineinzutragen.
Neuntens ist die Gemeinde ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. Das zeigt ihre Stärke und ihre Aufgabe. Wir sind ein Pfeiler, wir bauen auf die Wahrheit und gründen uns auf die Wahrheit Gottes. Damit haben wir auch die Aufgabe, diese Wahrheit hochzuhalten in dieser Welt, auch wenn alle um uns herum andere Dinge für wahr halten, glauben und verkündigen. Wir können festhalten an der Wahrheit der Bibel.
Und zehntens ist die Gemeinde eine Familie. Dieses Bild demonstriert Zusammengehörigkeit und Wärme, wie der Herr es gebraucht. Besonders schön sehen wir das in Apostelgeschichte 2 und 4, wie die Gemeinde in Jerusalem wie eine Familie zusammenkam und lebte.
Diese zehn Bilder nach Pete Flemming zeigen, dass alle diese Begriffe und Bilder geistliche Wahrheiten verdeutlichen.
Man könnte es auch anders ausdrücken. Ihr habt das jetzt nicht auf dem Ausdruck, aber auf einer anderen Folie aus dem Buch von Chafer und Walford sind sieben Bilder, die besonders die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde ausdrücken.
Das finde ich so schön: Das Neue Testament spricht davon, dass Christus der Hirte ist und die Gemeinde die Herde. Eine engere Beziehung gibt es nicht als zwischen Hirte und Herde.
Christus ist der Weinstock, die Gemeinde die Reben. Wir sind die Reben, Christus der Eckstein, und wir als Gemeinde die Steine. Christus ist der hohe Priester, und wir als Gemeindeglieder sind Priester – königliches Priestertum, worüber wir morgen noch sprechen werden.
Christus ist das Haupt, die Gemeinde der Leib. Christus ist der letzte Adam, wie er im Korintherbrief genannt wird. Die Gemeinde ist die neue Schöpfung. Der erste Adam ist im Paradies gefallen, daraus entstand die gefallene Schöpfung, zu der wir alle gehörten. Christus, der letzte Adam, ist der Auferstandene, der die neue Schöpfung hervorgebracht hat, zu der wir jetzt auch gehören.
Und siebtens ist Christus der Bräutigam, die Gemeinde die Braut. Das ist vielleicht das innigste und tiefste Bild. Wo gibt es noch eine tiefere Beziehung als zwischen Bräutigam und Braut? Diese Beziehung ist von Freude, Hoffnung und Erwartung geprägt.
Diese sehr schönen Bilder nach Schäfer und Walford vom Dallas Theological Seminary zeigen, dass es bei diesen sieben Bildern immer eine Entsprechung gibt: Christus und die Gemeinde sind ganz eng miteinander verbunden.
Alle diese Bilder, die wir jetzt gesehen haben, treffen sowohl auf die weltweite Gemeinde als auch auf die örtliche zu. Es ist wichtig, dass wir das sehen.
Die weltweite Gemeinde ist ein Leib. Wenn wir hier zusammenkommen, stellen wir auch diesen weltweiten Leib in Miniaturform dar. Die weltweite Gemeinde wird nie an einem Ort zusammenkommen. Es wird nie passieren, dass alle Christen auf dieser Erde zusammenkommen. Und selbst dann wären es nicht alle, die zum Leib gehören, denn die verstorbenen Christen können nicht dabei sein, ebenso wenig wie die, die in Zukunft noch leben werden.
Aber selbst wenn alle Christen der Welt zusammenkämen, wäre es immer noch nicht die weltweite Gemeinde.
Eine örtliche Gemeinde stellt jedoch genauso den Leib dar. Deshalb brechen wir das Brot, weil dieses Brot den einen Leib darstellt.
Die weltweite Gemeinde ist eine Herde, in der Christus der Hirte ist. Die örtliche Gemeinde hier in Hünfeld ist ebenfalls eine Herde – eine kleine, viel kleinere, aber eine Herde. Sie braucht den Erzhirten Jesus Christus und Unterhirten, Hirtenjungen wie Mike und mich sowie noch ein paar weitere Hirtenjungen.
Die weltweite Gemeinde ist ein Leuchter, und so könnten wir alle Bilder durchgehen. Die örtliche Gemeinde soll auch ein Leuchter sein. Seht ihr, da ist eine Entsprechung.
Da ist der Leib Christi weltweit, und genauso soll eine örtliche Gemeinde sein. Eine örtliche Gemeinde soll hier in Hünfeld und Umgebung die gleichen Wahrheiten und Wirklichkeiten darstellen, die wir in der großen weltweiten Gemeinde finden.
Unterschied Gemeinde und Kirche
Kommen wir noch zum letzten Punkt: Ein Vergleich zwischen Gemeinde und Kirche, und dann schließen wir gleich.
Wenn wir das jetzt alles betrachtet haben, müssen wir unschwer erkennen, dass Gemeinde nicht dasselbe ist wie Kirche. Ich möchte das noch einmal zusammenfassen und dazu eine Folie von Dr. Armin Mauerhofer zeigen. Er stellt es folgendermaßen gegenüber:
Eine Gemeinde hat als Grundlage das Wort Gottes. Eine Kirchengemeinde hat meistens die Grundlage der Bibel, aber sie wird durch die Brille pluralistischer theologischer Überzeugungen interpretiert. Das trifft auf die meisten Kirchengemeinden zu.
Die Gemeinde der Gläubigen besteht aus Wiedergeborenen. In der Kirche hingegen besteht die Gemeinde aus allen Getauften. Es kann sein, dass es dort 3.420 Getaufte gibt, aber unter Umständen kein einziger Wiedergeborener dabei ist – so etwas gibt es tatsächlich. Oder wenn zwanzig Wiedergeborene dabei sind, sind sie mit 3.405 Nichtwiedergeborenen zusammen in einer Gemeinde. Das entspricht nicht Gottes Willen.
Bibeltreue Verkündigung führt zur Bekehrung und zum Wachstum der Hörer. Verkündigung, die zur Bekehrung führen will, wird in den Kirchen weitgehend abgelehnt. Das hat Gründe, die mit bestimmten theologischen Vorprägungen zusammenhängen, vor allem mit Karl Barth. Aber wo wird in den Kirchen heute noch wirklich Bekehrung gepredigt? Das geschieht nur ganz, ganz selten.
Das allgemeine Priestertum gilt: Jeder Gläubige dient mit seinen Gaben. Die Kirche ist jedoch weithin eine Pfarrerkirche oder Priesterkirche. Ein Mann leitet, zumindest was die Gottesdienste angeht – das ist der Pfarrer. Der Organist ist oft die einzige weitere Person, und das war es dann meistens.
Wird eine biblische Gemeinde von Ältesten geleitet, die hohe Kriterien erfüllen müssen? Oft sitzen im Kirchenvorstand keine Wiedergeborenen, nicht einmal einer. Unter Umständen gehört auch der Pfarrer nicht dazu.
Die Gläubigen bilden eine Einheit im Heiligen Geist. Die Kirche kennt keine Einheit, da sowohl Gläubige als auch Ungläubige zu ihr gehören. Das kann niemals eine Einheit im biblischen Sinn sein. Es kann in keiner Kirchengemeinde in unserem ganzen Land eine solche Einheit geben, weil es keine Kirchengemeinde gibt, in der nur Wiedergeborene sind. Schon per Definition kann es dort keine Einheit geben.
Gemeindezucht wird in einer Gemeinde geübt, die biblische Grundsätze ernst nimmt. Die Kirche kennt keine Gemeindezucht. Man kann dort unter Umständen in allen Sünden leben, leider manchmal sogar auch Amtsträger. Und man will ja keinen Kirchensteuerzahler verlieren.
Ich sage das mit traurigem Herzen, weil ich selbst einmal zu einer Kirche gehört habe. Ich bin nicht leichtfertig ausgetreten, aber ich hatte keine andere Wahl.
Noch einmal als Gegenüberstellung: Wenn wir das Bild von Gemeinde sehen, wie es im Neuen Testament dargestellt ist und wie Gott sie gedacht hat, dann ist das nicht dasselbe wie eine Kirchengemeinde – ganz gleich, ob es eine römisch-katholische oder eine evangelische ist.
Hinweise zur Wahl einer Gemeinde
Vielleicht nur ganz kurz, falls jemand fragt: „Unter euch“ oder „Wenn euch jemand fragt, welcher Gemeinde soll ich mich anschließen?“
Es wäre sinnlos, eine vollkommene Gemeinde suchen zu wollen. Alle Gemeinden werden außerhalb des Himmels gebaut, darum können sie nicht ohne Mängel sein. Deshalb sollten wir nicht von einer Gemeinde zur anderen hüpfen wie Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Stattdessen sollten wir einfach beten, dass uns der Herr den richtigen Platz zeigt.
Es gibt jedoch einige Punkte, auf die wir achten sollten. Erstens: Schau nicht zuerst auf Äußerlichkeiten, wie große und schöne Räume, eine große Orgel oder das hochtheologische Wissen des Predigers. Zweitens: Beobachte das innere Leben der Gemeinde und stelle dir dabei folgende Fragen:
Wird das Wort Gottes bibeltreu verkündigt und gelebt? Wird Nachdruck darauf gelegt, Jesus Christus in einer persönlichen Entscheidung als Herrn und Retter anzunehmen? Besitzt die Gemeinde Ziele? Wenn ja, welche?
Wir dürfen uns auch ruhig mal fragen, als Geschwister dieser Gemeinde: Gibt es Gebetskreise? Ist es eine betende Gemeinde? Gibt es eine gute Kinder- und Jugendarbeit? Wird Evangelisation klein oder groß geschrieben? Hat die Gemeinde eine Sicht für die Weltmission? Hat jedes Gemeindeglied die Möglichkeit, aktiv mitzuarbeiten?
Das wären Fragen, die mir persönlich wichtig wären, wenn ich nach einer Gemeinde Ausschau halten wollte.
Abschlussbild: Die kostbare Perle als Gemeinde
Ich komme zum Schluss und möchte gerne mit einem wunderbaren Bild schließen, nämlich mit dem, was wir im Neuen Testament finden, in Matthäus 13. Ihr kennt diese Stelle: Matthäus 13,45-46.
Unser Herr sagt dort: „Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht. Als er aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“
Dieses Gleichnis wird oft falsch verstanden, und zwar in der Hinsicht, dass der Herr Jesus die Perle ist und wir der Kaufmann. Man meint, wir müssten jetzt alles verkaufen, um die kostbare Perle zu kaufen. Aber den Herrn Jesus kann man nicht kaufen.
Es ist andersherum. Andersherum wird ein Schuh daraus. Die kostbare Perle ist die Gemeinde, und er ist der Kaufmann, der alles verkaufte, der hinging, der vom Himmel kam und alles daran setzte, um die kostbare Perle zu erwerben – die Gemeinde.
