Liebe Freunde, eine Reisegesellschaft befindet sich im Ausland. Obwohl die Zollbestimmungen sehr streng sind, hat natürlich jeder etwas eingekauft. Nun nähert sich die Reisegesellschaft den Zollschranken.
In der Gruppe ist auch ein Priester, ein Mönch, der ein großer Kaffeefanatiker ist. Er hat sich zwei Päckchen Kaffee gekauft. Vor der Zollgrenze klemmt er sich die Päckchen unter die Arme – eins hier, eins dort. Dann legt er die Hände so zusammen, wie es bei Priestern üblich ist, mit ihrer typischen Handhaltung.
Nun kommt der Zöllner und stellt die Frage, auch an ihn: „Haben Sie etwas gekauft?“ Der ganze Bus ist still, denn jeder weiß, dass ein Mönch nicht lügen darf. Der Mönch antwortet: „Ja, zwei Päckchen Kaffee.“
Der Zöllner fragt weiter: „Kann ich sie mal sehen?“ Der Mönch sagt: „Das geht leider nicht, die habe ich bereits unter den Armen verteilt.“ So gut kam Benjamin damals nicht durch die Zollkontrolle.
Von Benjamin und der Prüfung der Brüder
Benjamin, ein harmloser Unschuldsknabe, wurde plötzlich zum schwarzen Schaf erklärt. Zu seinem Schreck hatte man in seinem Gepäck den Becher des ägyptischen Ministerpräsidenten gefunden. Benjamin wurde deshalb wieder blind zur Ohrfeige geschickt. Er hatte den Becher wirklich nicht gestohlen. Wie ich euch beim letzten Mal erzählt habe, hatte der Präsident selbst den Becher heimlich in Bens Gepäck untergebracht.
Fakt war: Der Becher war in Bens Gepäck. Deshalb sollte er in Ägypten bleiben und sterben. Den anderen Brüdern erlaubte dieser Mensch jedoch, nach Hause zu gehen. Er sagte: „Ihr könnt gehen, goodbye, ihr seid frei, auf Wiedersehen.“
Nun stellte sich die Frage: Was würden die Brüder tun? Würden sie dieses Angebot annehmen, in die Freiheit fliehen und ihren Bruder Benjamin zurücklassen? Oder würden sie sich mit ihrem kleinen Bruder Benjamin, der ja unschuldig war, solidarisch erklären?
Sie hatten ja schon einmal einen Bruder verlassen. Ihr erinnert euch an Josef. Er hatte ihnen nicht gefallen, weil er Träume gehabt hatte. Josef hatte ihnen einmal erzählt, dass seine Brüder vor ihm stehen würden. Das hatten sie ihm übel genommen. Sie fragten sich, was er vorhatte – ob er König werden wolle und sie sich vor ihm verneigen müssten.
Damals hatten sie Josef in die Sklaverei verkauft und nach Ägypten abgeschoben. Das war 22 Jahre her.
Josephs Plan und die Prüfung der Brüder
Und sie ahnen nicht, dass der Traum, den der Junge damals gehabt hat, sich jetzt erfüllt hat. Sie wissen nicht, dass sie vor ihrem Bruder stehen. Ebenso ahnen sie nicht, dass Joseph die ganze Geschichte eingefädelt hat, um sie jetzt auf die allerletzte Probe zu stellen.
Er will herausfinden, ob seine Brüder immer noch so brutal und gemein sind wie früher – ohne Brüderliebe und ohne Vaterliebe – oder ob sie sich vielleicht geändert haben. Dabei sieht er sie gespannt an. Werden sie die angebotene Chance nutzen, um in die Freiheit zu fliehen? Oder werden sie Charakter zeigen und sagen: „Wir bleiben und lassen unseren kleinen Bruder hier nicht im Stich“?
In diesem Moment tritt einer der Brüder vor, Juda, und sagt: „Wir sind eigentlich zwölf Brüder, aber einer von uns ist gestorben. Seitdem ist unser alter Vater untröstlich. Er hängt mit seiner ganzen Liebe an dem kleinen Benjamin. Er wollte uns schon gar nicht hierher ziehen lassen. Er hat gesagt: Wenn ihr mir den Benjamin nicht zurückbringt, bringt ihr mich um. Dann sterbe ich.“
„Wir können uns ohne Benjamin zuhause einfach nicht blicken lassen. Das würde unser alter Vater nicht überleben. Deshalb bitte ich dich jetzt: Lass den Benjamin frei! Ich bleibe freiwillig an seiner Stelle hier.“
Judahs Wandel und Jesu Vorbild
Das ist der Beweis für die Sinnesänderung, auf die Joseph gewartet hat. Das ist nicht mehr derselbe Judah, der vor 22 Jahren eiskalt gesagt hat: „Den Joseph, den verkaufen wir.“
Das ist ein anderer, ein neuer Judah. Er gibt seine Freiheit, seine Familie und sein Lebensglück, ja sein Leben hin, um seinem Vater den Schmerz zu ersparen und seinem Bruder das Leben sowie die Freiheit zu retten.
Das ist der Judah, aus dessen Geschlecht später Jesus geboren wurde. Jesus hat am Kreuz sein Leben hingegeben zur Erlösung für alle Menschen.
Als Judah sein Leben für das Leben Benjamins anbietet, ist für Joseph die Sache entschieden. Er kann sich nicht länger beherrschen. Er wirft sämtliche Ägypter und Dolmetscher aus dem Saal.
Als er mit seinen Brüdern allein ist, fängt er hemmungslos an zu weinen. Die Brüder verstehen überhaupt nicht, was das nun bedeuten soll.
Ihr könnt das vielleicht verstehen, denn ihr wisst im Gegensatz zu den Brüdern, wer dieser ägyptische Ministerpräsident tatsächlich ist – nämlich Joseph.
Josephs emotionale Offenbarung
Und alles, was seine Brüder ihm angetan hatten, das war ihm ja noch bewusst. Aber alles, was er getan hat, seine ganze Hoffnung, konzentrierte sich darauf, dass sie sich ändern, dass sie umkehren, dass sie neue Menschen werden.
Und wie er jetzt erleben kann: Sie sind neu geworden. Da löst sich in ihm die Spannung der letzten Tage und die Freude der letzten Minuten auf – und verwandelt sich in Tränen.
Ich habe schon viele gesehen, die bei den Jugendwochen nach vorne gekommen sind und mit Tränen dort standen. Mir sind manchmal selbst die Tränen in die Augen gestiegen.
Vor 14 Tagen war ich bei einer Jugendwoche, wo zwei junge Leute nach vorne kamen, die ich von Geburt an kenne. Wenn solche Menschen, die man ein Leben lang kennt und für die man gebetet hat, es schaffen, endlich ihr Leben in Gottes Hände zu legen, dann packt einen irgendwie die Rührung.
Ich finde es gut, wenn ein Mann noch weinen kann. Das gilt zwar heutzutage als unmännlich, aber ich finde: Ein Mann, der nicht mehr weinen kann, ist unmenschlich.
Die Menschen werden heutzutage immer sentimentaler und gleichzeitig immer roher. Ein echtes, starkes Gefühl, zum Beispiel Mitleid, wird immer seltener.
Wir sehen täglich im Fernsehen die schlimmsten Grausamkeiten. Wir hören von den unmöglichsten Unglücken, aber wir sind blind geworden für das Leid. Wir hören von allen möglichen Katastrophen, ohne mit der Wimper zu zucken, und sind auf diese Selbstbeherrschung sogar noch stolz.
Aber was wir Stolz und Selbstbeherrschung nennen, ist nichts anderes als Gefühllosigkeit, ein seelischer Notstand.
Mir graut vor Menschen, die so hart sind, dass sie kein echtes Gefühl mehr zeigen können. Männer, die zu keiner Träne mehr fähig sind, sind zu allem fähig.
Josephs Charakter und seine Reaktion
Joseph war ein Mann, kein weichlicher Macho, sondern ein richtiger Kerl. Ihr erinnert euch: Er hatte der Versuchung widerstanden. Er ist nicht gleich ins Bett gehüpft, nur weil jemand vor ihm ihm die Augen geöffnet hatte. Stattdessen hat er mannhaft der Versuchung widerstanden.
Daraufhin kam er ins Gefängnis, das hat er ebenfalls durchgestanden. Wer einige Jahre in einem ägyptischen Gefängnis verbracht und überlebt hat, der muss ziemlich starke Nerven besitzen. Joseph war durch die Schicksalsschläge abgehärtet, aber nicht verhärtet.
Jetzt weint er Rotz und Wasser, und es ist ihm völlig egal, dass man das im ganzen Haus hört. Die Dienerschaft hängt traubenweise an den Schlüssellöchern und schaut alle neugierig, was der Chef da macht. Seine Brüder starren ihn fassungslos an. Sie begreifen immer noch nicht, warum er weint.
Als er sich schließlich wieder unter Kontrolle hat, spricht er zu seinen Brüdern – und zwar ohne Dolmetscher, in ihrer eigenen Heimatsprache. Er sagt zu ihnen: „Ich bin Joseph.“ Da verschlägt es ihnen die Sprache. Sie weichen zurück, stellen sich blass wie die Wand an die Wand und sagen keinen Mucks mehr.
Josephs Versöhnung und Gottes Führung
Und wie Joseph und seine Brüder sich jetzt gegenüberstehen, denken diese natürlich: Jetzt ist es aus, jetzt macht er uns fertig, jetzt kommt die Rache.
Stattdessen sagt Joseph: „Kommt doch näher zu mir!“ Vorsichtig treten die Brüder einen Schritt näher. Im ersten Buch Mose, Kapitel 45, sagt Joseph: „Tretet doch her zu mir, ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.“
Die Brüder wissen genau, dass er sich noch an alles erinnert. Joseph hat nichts vergessen und kann es auch nicht verschweigen. Eine Schuld muss offen beim Namen genannt werden. Er sagt weiter: „Habt doch keine Angst, ich würde euch etwas tun oder zornig sein, weil ihr mich hierher verkauft habt. Denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hergesandt.“
Die Brüder denken, sie hören nicht richtig. Joseph weiß genau, dass sie ihn verkauft haben, und trotzdem sagt er: „Gott hat mich vor euch hergesandt.“ Das sagt er gleich noch ein zweites Mal: „Gott hat mich vor euch hergesandt.“ Und dann noch ein drittes Mal: „Gott hat mich vor euch hergesandt.“
Das ist die große Erkenntnis, die Joseph aus seinem verworrenen Lebensweg als Sklave, Zuchthäusler und Minister gewonnen hat. Es war Gott, der ihn geführt hat. Nicht ein blindes Schicksal, nicht die Sterne, nicht ein Zufall oder ein Glücksschwein, sondern Gott.
Gott macht es möglich, Gott macht es gut. Die Brüder, die ihn damals verkauft haben, waren nichts weiter als Werkzeuge in Gottes Hand. Ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen haben sie damals geholfen, den Plan Gottes zu erfüllen.
Wenn Gott ein Menschenleben in seine Hand nimmt, kann nichts und niemand es wieder aus Gottes Hand herausreißen. Gegen Gott kommt keiner an, auch nicht die vereinigte Bosheit einer ganzen Bruderschaft.
Gottes Wirken im Leid und persönliche Erfahrungen
Es gibt Menschen, die uns Böses wollen und es uns auch antun. Gott lässt das zu. Doch Gott dreht die Dinge so, dass am Ende für uns etwas Gutes daraus entsteht. Das ist die große Erkenntnis von Joseph. Deshalb sagt er am Ende zu seinen Brüdern: „Ihr dachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“
Vielleicht hast du Freunde, die dir deine Freundin ausspannen oder sie dir nicht gönnen. Vielleicht hast du Kollegen, die dir deinen Job nicht gönnen, dir Steine in den Weg legen und dir das Leben schwer machen. Vielleicht hast du Geschwister, Familienangehörige oder Nachbarn, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um dir das Leben schwer zu machen. Vielleicht fühlst du dich verkannt, ungerecht behandelt und den Machenschaften anderer Menschen hilflos ausgeliefert.
Wenn du ein Kind Gottes bist, gilt für dich: „Ihr dachtet es böse mit mir zu machen, aber ich, Gott, gedachte es gut mit euch zu machen.“
Als ich in der Schule war, gab es in meiner Klasse drei Jungs, die sich zum Theologiestudium anmeldeten. Zwei davon sind beim Abitur durchgefallen, einer war ich. Als ich damals im Fach Gegenwartskunde durchgefallen bin, weil ich über die Oder-Neiße-Grenze gestolpert bin und falsche Aussagen gemacht habe, war für mich zunächst alles aus. Mein Plan, Theologie zu studieren und Prediger zu werden, schien gescheitert. Das war für mich eine mittlere Katastrophe.
Zwei Jahre später begann ich dennoch das Theologiestudium an der Universität Leipzig. Dort flog ich erneut raus, weil ich politisch nicht tragbar war. Ein Jahr lang saß ich auf der Straße, war arbeitslos. Doch wo bin ich am Ende gelandet? Auf der Kanzel – genau dort, wo ich hinwollte und wo Gott mich haben wollte.
Ich bin zwar drei Jahre später dort angekommen als meine Studienkollegen, aber diese drei Jahre, die zunächst wie ein Verlust wirkten, kann ich heute nur als Gewinn verbuchen. In dieser Zeit habe ich meine Frau kennengelernt. Außerdem hatte ich als Arbeitsloser Zeit, intensiv zu studieren und mein erstes Buch zu schreiben. Die Bosheit meiner Feinde hat mir also letztlich gutgetan.
In der Bibel, im Römerbrief 8,28, steht mein Lieblingsvers: „Denn denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten.“ Das gilt für alle Dinge – auch für die Gemeinheiten, die andere gegen uns aushecken, für schwere Schicksalsschläge und auch für Krankheit.
Krankheit kommt nicht von Gott. Aber Gott kann aus der Krankheit etwas Gutes für uns machen. Vor einem Jahr lag ich in Dresden im Krankenhaus und musste dort predigen. Als ich vor einem Jahr zweimal operiert wurde und vier Monate lang ausfiel, alle Termine absagen musste, war das für mich natürlich eine Katastrophe. Ich sehe das auch heute noch so. Aber ich sehe auch, wie viel Gutes Gott in dieser Zeit für mich getan hat.
Ich sage nicht, dass Krankheit etwas Gutes ist. Ich sage nur, dass Gott für mich daraus etwas Gutes gemacht hat. Die Monate, in denen ich auf der Nase gelegen habe, möchte ich in meinem Leben nicht missen. Diese Zeit war für mich kostbar, und ich bin Gott dafür dankbar.
Gottes Plan trotz Leid und Herausforderungen
Gott ist nicht die Ursache des Bösen. Er tut das Böse nicht und verhindert es auch nicht in jedem Fall. Dennoch benutzt er das Böse, um daraus etwas Gutes zu machen.
Ich behaupte nicht, dass du, wenn du Christ wirst, ein Leben ohne Probleme hast oder dass dir Gott ein Leben schenkt, in dem du nur noch Gutes erlebst. Im Gegenteil: In mancher Hinsicht wirst du es als Christ sogar schwerer haben, als wenn du ohne Gott leben würdest.
Gott hat Josef in die Grube fallen lassen, in die Sklaverei und ins Gefängnis. Auch du wirst den Gemeinheiten und dem Leiden nicht entgehen. Aber wenn du wie Josef ein Kind Gottes bist und Gott liebst, dann gilt auch für dich die Verheißung, dass allen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen.
Gott kann aus dem Mist, den du baust und den andere machen, noch etwas Gutes machen. Wie Luther einmal sagte, kann Gott aus Scheiße Gold machen. Das hat Josef erlebt: Als letzten Dreck hatten ihn seine Brüder weggeschmissen und ihn als Kettensklaven an die Ägypter verkauft.
Jetzt sehen Sie Josef vor sich als den ersten Mann Ägyptens, behängt mit einer großen Goldkette. Diese hohe Position verdankt er Gott. Seine Brüder sind für ihn nur Werkzeuge in Gottes Hand. Deshalb gibt es für Josef keine Rache und keinen Gedanken an Rache. Stattdessen kann er seinen Brüdern verzeihen.
Er fällt ihnen um den Hals. Nachdem sie sich ausgeweint, ausgesprochen und ausgesöhnt haben, schickt er sie mit einer ganzen Wagenladung voller Geschenke wieder nach Hause zum Vater. Er sagt ihnen: Bringt auch den Vater mit hierher, ihr könnt dann bei mir wohnen.
Die Rückkehr zum Vater und die Herausforderung des Glaubens
Das ist nun ein schwerer Weg. So schön es auch ist, dass sie jetzt mit Simeon und Benjamin zurückkommen, und mit der Nachricht, dass Josef lebt, müssen sie dem alten Vater erklären, warum Josef lebt. Sie müssen ihm alles beichten. Und das tun sie auch, so schwer es ist.
Der Vater glaubt ihnen kein einziges Wort. Er sagt: „Was? 22 Jahre habt ihr mir erzählt, Josef sei tot. Und jetzt wollt ihr mir einreden, er lebt – und das auch noch als Ministerpräsident in Ägypten? Ihr spinnt wohl! Das sind doch Märchen. Eingesessene aus dem Altersheim oder was? Ich habe doch noch keine Alzheimer, ich bin doch noch nicht verblödet.“
„Sein Herz blieb kalt“, steht hier in der Bibel. Erst als er die Wagenladung voller Geschenke sieht, beginnt er, seinen Söhnen zu glauben. Solange sie ihm nur etwas erzählt haben, glaubte er nicht. Als er aber etwas zu sehen bekam, fing er an zu glauben.
Dein alter Vater und deine ungläubigen Kollegen lassen sich nicht einfach mit frommen Sprüchen überzeugen. Du kannst ihnen erzählen, wie schön und wichtig es ist, Christ zu sein, wie froh das macht und wie liebevoll das Leben dadurch wird. Doch wenn sie deine mürrische Art sehen, die du morgens hast, und dein liebloses Verhalten zu Hause erleben, dann glauben sie dir nicht.
Sei lieb zu deinem alten, unbekehrten Vater. Sei aufmerksam zu deinen ungläubigen Arbeitskollegen. Zeig ihnen durch deine Taten, was Jesus in deinem Leben bewirkt hat.
Die Versöhnung von Jakob und Josef und die Hoffnung auf Jesus
Als der alte Jakob sieht, welche Geschenke Josef ihm alles mitgeschickt hat, kommt er endlich aus seinem Rumpf. Er wippt aus seinem Schaukelstuhl und macht sich auf den Weg nach Ägypten. Er will seinen Sohn sehen.
Dann sieht er ihn, und auch Josef sieht seinen Vater. Sie fallen sich in die Arme. In diesem Moment sind 22 Jahre Leid, Kummer, Trennung und Tränen vergessen.
So einem Moment gehen wir entgegen. Wir werden Jesus sehen, so wie er ist, steht in der Bibel.
Wer weiß, was sich die Leute alles ausdenken werden, um dir Jesus auszureden und um dich und Jesus auseinanderzubringen? Lass dich durch nichts und niemanden von Jesus abbringen. Denk an Josef.
Sie hatten ihn gewaltsam von seinem Vater getrennt, verkauft, verleumdet und eingesperrt. Sie hatten ihm eingehämmert: „Du bist ein Nichts, du bist ein nutzloses Glied der Gesellschaft, du bist ein Stück Dreck.“ Doch das alles hat nichts genützt. Josef blieb dabei: „Ich bin ein Kind Gottes, ich bin in der Hand Gottes.“
Und dem alten Jakob hatten sie eingetrichtert: „Dein Sohn Josef ist seit zwei Jahrzehnten tot, den siehst du nie wieder.“ Genauso wie sie euch eintrichtern: „Euer Jesus ist seit zweitausend Jahren tot, den seht ihr nie wieder.“ Doch wir werden ihn sehen, steht in der Bibel.
Wir werden ihn sehen, wenn er kommt, um die Lebenden und die Toten zu richten. Du wirst ihn sehen, du wirst vor ihm stehen, und du wirst hören, wie er zu den einen sagt: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten!“ und zu den anderen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich!“
Auf diesen Moment läuft alles hinaus – die Weltgeschichte und die Geschichte deines Lebens. Alles andere ist zweitrangig. Nur eines zählt: dass du dann, wenn Jesus wiederkommt, auf seiner Seite stehst.
Deshalb entscheide dich für Jesus, solange du noch Gelegenheit dazu hast. Heute hast du sie. Ob du sie morgen noch hast, weiß niemand.
Abschied und die Dringlichkeit der Entscheidung
Ich bin heute an der Jugendwoche gewesen. Diese wurde von einem Jugendwart geleitet, einem jungen Mann, verheiratet, mit einem Kind. Er war ein strahlender Christ mit einer brennenden Liebe zu Jesus.
Als die Jugendwoche vorbei war, fuhr er ein paar Tage später mit seinem Auto durchs Dorf, um früh Brötchen beim Bäcker zu holen. Dabei kam es zu einem Frontalzusammenstoß mit einem anderen Auto. Von einer Sekunde zur anderen war alles vorbei.
Dieser junge Mann, Reinhard Berger, hatte keine Zeit mehr, sich für Gott zu entscheiden. Der Tod traf ihn überraschend wie ein Blitz. Doch er traf ihn nicht unvorbereitet. Reinhard Berger hatte sich darauf vorbereitet, Gott zu begegnen. Er war ein Christ, der zum Reich Gottes gehörte und auf dem Weg dorthin war.
Als ich mich damals von ihm unter der Elbbrücke in Meißen verabschiedete, sagte er zu mir: „Theokristen verabschieden sich nie für immer. Wir sehen uns spätestens im Himmel.“ Den Reinhard Berger werde ich auf dieser Erde nicht wiedersehen. Aber wenn ich solche Lieder singe wie das, das wir vor der Predigt gesungen haben – viele Freunde sind schon dort im Reich Gottes –, dann denke ich an Reinhard Berger und manche andere, die schon vorausgegangen sind.
Denn Gottes Reich ist mein Ziel, und dorthin bin ich unterwegs. Da gehe ich hin. Die Frage ist: Was ist dein Ziel? Wohin gehst du? Was passiert mit dir, wenn du stirbst?
Wenn ich sterbe, sei es heute Abend oder irgendwann, dann weiß ich, dass Jesus da stehen wird und mich in seine ausgebreiteten Arme nimmt. In diesem Moment ist alles andere vergessen: die Schänderei, die Gräben, die Kämpfe, die Beleidigungen und das Leiden.
In der Bibel heißt es, dass Gott alle Tränen von ihren Augen abwischen wird. Und wir alle werden mit unseren eigenen Augen Jesus sehen. Er ist das Licht.
„Durch den Tod, durch Gericht, führ mich her zu deinem Licht. Nimm mich bei der Hand und führ mich heim.“
Bevor wir dieses Lied zusammen singen, wollen wir zuerst mit Jesus reden.