Ich möchte euch heute ein Stück aus einem Märchen vorlesen. Ich finde, es ist ein sehr nettes Märchen. Ja, es ist ein Märchen, das Kinder lesen können und das vielleicht bei manchem Zwinkern etwas enthält, was Erwachsene verstehen.
Es ist ein sehr schönes Buch. Ich glaube, Heike hat es uns einmal geschenkt. Es heißt „Die gewöhnliche Prinzessin“. Ich weiß nicht, ob ihr das Märchen kennt. Es ist, wie gesagt, ein Märchen, das manchmal ein bisschen ein ironisches Zwinkern hat.
Es kommen Feen darin vor und wunderschöne Prinzessinnen. Die Prinzessin, um die es geht, ist die siebte Tochter des aktuellen Königspaars. Die siebte Tochter ist natürlich etwas ganz Besonderes, und alle Feen sind zu ihrer Geburt eingeladen.
Die letzte Fee aber, nachdem alle anderen Feen ihr tolle Dinge gewünscht haben – bei Feen sind das normalerweise Wünsche, die in Erfüllung gehen – wünscht ihr, dass sie gewöhnlich wird.
Im Gegensatz zu ihren Schwestern und allen anderen wunderschönen Prinzessinnen aus den Märchen ist sie also nicht wunderschön, hat kein langes blondes Haar und keine blauen Augen. Stattdessen hat sie mausgraues Haar, Sommersprossen und eine Stupsnase.
Es gibt keinen Prinzen, der sie heiraten will. Ich könnte jetzt schon wieder einen Vortrag über wahre Schönheit halten, aber das möchte ich heute nicht machen.
Zum Schluss bekommt sie natürlich doch den Prinzen, und zwar ohne dass er sie aus einem Turm befreien muss, der von einem Drachen bewacht wird. Ganz zum Schluss gibt es die wunderschöne Hochzeit.
Von dieser Hochzeit möchte ich euch etwas vorlesen.
Ein ungewöhnliches Märchen und seine Botschaft
Die gewöhnliche Prinzessin trug ein Hochzeitskleid mit einer Schleppe, die siebzehn Meter lang war. Diese musste von zwanzig Pagen getragen werden. Ihre sechs schönen Schwestern kamen mit ihren Ehegatten und Kindern. Auch die alte Fee Krustacea erschien. Sie fuhr in einer Kutsche vor, die ganz aus Austernschalen bestand und von hundert goldenen Fröschen gezogen wurde.
Die Kleider der Schwestern waren feuchter und reicher an Seetang als je zuvor. Doch die alte Fee war in bemerkenswert guter Stimmung und blieb fast bis zum Schluss.
„Ich habe dir kein Hochzeitsgeschenk gesandt“, sagte sie, als sie die Braut küsste, „weil meine Geschenke nicht von der Art sind, die man in Papier wickeln und mit Bindfaden verschnüren kann.“
„Neige dein Haupt, meine Liebe“, sagte die alte Fee Krustacea. Dann berührte sie die gewöhnliche Prinzessin, die nun die Königin von Ambergelda war, mit ihrem krummen Korallenstab an der Stirn.
„Dir soll immer die Liebe deines Gatten und die Achtung und Ergebenheit deiner Untertanen zuteilwerden“, sagte die alte Fee Krustacea. „Du sollst vier prächtige Söhne und zwei reizende Töchter haben und dein Leben lang glücklich sein.“
„Donnerwetter“, sagte Perikrin, „das ist der Bräutigam, Donnerwetter, das nenne ich ein Hochzeitsgeschenk.“
Und der Satz kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich die Gebete lese, die Paulus zum Beispiel im Epheserbrief aufgeschrieben hat. Ich denke immer wieder: Donnerwetter, das ist ein Gebetsanliegen. Ich vergleiche es dann manchmal einfach mit meinen eigenen Gebeten.
Die Herausforderung des Gebets im Alltag
Ein Missionar war einmal völlig frustriert, als er nach Jahren des Dienstes irgendwo in der Ferne nach Hause kam und die Leute besuchte, die seit Jahrzehnten im Himmel für ihn beteten. Er nahm an einer Gebetsversammlung teil und berichtete später, dass er total geschockt war. Denn irgendwie gingen die Gebete nicht über Sätze hinaus wie: „Herr, sei mit ihm“ oder „Herr, segne ihn“.
So sehen meine Gebete ganz oft auch aus: „Herr, sei mit ihm.“ In ganz praktischen Dingen sind wir manchmal etwas konkreter. Wenn jemand krank ist, wenn jemand ganz konkrete Eheprobleme hat oder wenn jemand einen Arbeitsplatz sucht, dann beten wir oft etwas gezielter. Aber ganz oft bleibt es bei mir auf diesem Niveau.
Wenn ich jedoch das lese, was wir von Paulus angeschaut haben – wir haben seine Gebete gelesen, zwei Gebete mit jeweils ungefähr drei Gebetsanliegen –, vielleicht hätte er das anders zusammengefasst, aber er hat es uns im Epheserbrief aufgeschrieben: Epheser 1,7-20 und Epheser 3,14-19. Diese Gebete haben, wie wir gesehen haben, offensichtlich ein ganz anderes Niveau.
Ich möchte heute noch einmal auf dieses Thema zurückkommen.
Rückblick auf den Abschluss des Epheserbriefs
Bevor ich dazu komme, noch ganz kurz zu Epheser Kapitel 6. Wir haben gesehen, dass Paulus seinen Brief mit drei bis vier großen Themen abschließt.
Ein Thema sind die schrecklichen Feinde. Ein weiteres ist die Ausrüstung, die Gott uns in dieser Situation gibt. Dann gibt es einen Auftrag, den wir erfüllen sollen, nachdem wir alles ausgerichtet haben.
Wir haben festgestellt, dass dieser Auftrag zumindest auch Evangelisation umfasst. Es geht immer wieder um Evangelisation, auch nachdem wir alles vorbereitet haben. Es ist sicher nicht nur Evangelisation, aber auch die Bereitschaft zum Evangelium des Friedens. Dieses Evangelium ist nicht nur Evangelisation, sondern vielleicht manchmal auch einfach Frieden mit uns selbst. Es ist zumindest auch das Evangelium, das Evangelium des Friedens.
Wir haben einen Helm des Heils. Damit demonstrieren wir, dass wir Errettung haben und diese kennen. So können wir für andere wie ein Leuchtturm sein, etwas, das Neugier weckt. Menschen können sich an uns wenden, wenn sie Rettung suchen. Wir stehen zu unserer Rettung.
Außerdem haben wir gesehen, dass Paulus in den Versen 19 und 20 von Kapitel 6 ganz konkret darum bittet, für ihn zu beten. Besonders wichtig ist ihm, dass er Freimütigkeit hat und die richtigen Worte des Evangeliums sprechen kann.
Wir haben also einen Auftrag, schreckliche Feinde, eine gute Ausrüstung und einen Auftrag. Ein viertes großes Thema ist das Gebet.
Ja, wir sollen diese Ausrüstung anziehen: den Gürtel der Wahrheit und den Brustpanzer der Gerechtigkeit. Das bedeutet, konsequent zu leben – konsequent das, wovon wir bezeugen, was Gott gesagt hat. Gleichzeitig soll uns diese Ausrüstung schützen und unseren Gott repräsentieren.
Wir haben von der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens an unseren Füßen gelesen. Wir haben vom Schild des Glaubens gelesen, der oft eine Entscheidung ist, den Glauben zu ergreifen. Wir haben vom Helm des Heils und vom Schwert des Geistes gelesen.
Dann kommt die Kampfführung, das, was wir tun sollen. Und es ist offensichtlich: Gebet. In dieser ganzen gefährlichen Situation spielt Gebet eine Schlüsselrolle.
Die Bedeutung des Gebets in der geistlichen Auseinandersetzung
Ich möchte noch einmal mit euch die letzten Verse lesen, die wir beim letzten Mal gelesen haben, zur Wiederholung:
„Zu aller Zeit betend, mit allem Gebet.“
Wahrscheinlich meint Paulus hier nicht, dass wir ununterbrochen beten sollen, sondern zu allen möglichen Zeitpunkten und Gelegenheiten beten. Das Wort „alle“ beziehungsweise „zu aller Zeit“ kommt in diesen Sätzen viermal vor.
Mit „mit allem Gebet“ sind vermutlich alle Arten von Gebet gemeint. In den Hauskreisen hatte ich ein wenig Gelegenheit, darüber zu sprechen, was das sein könnte – verschiedene Arten von Gebet.
Dann steht da: „und flehen im Geist.“ Wir sollen beten wie der Geist es uns eingibt und uns dabei vom Geist, von seinen Prioritäten, immer wieder führen lassen. Wir sollen uns durch das Wort, durch Geschwister und auf jede Weise, wie der Geist es will, immer wieder bewusst machen, was Gottes Prioritäten sind, wenn wir beten.
Und wir sollen es tun mit allem Flehen. „Flehen“ ist ein Wort, das Intensität ausdrückt. Paulus fordert uns auf, konkret und intensiv zu beten. Wie so oft sind meine Gebete oft nur Worte – ich wäre überrascht, wenn Gott mich hören würde. Aber Flehen ist anders.
Weiter heißt es: „Hierzu wachend, mit allem Anhalten.“ Das bedeutet, wachsam zu sein, zu schauen, was passiert. In unseren Gedanken und im Gebet zu verarbeiten, was eigentlich geschieht. Wir sollen einen Blick haben für unsere Umgebung, für die Entwicklungen in der Gesellschaft, für unsere Familie und für die Gemeinde.
Wachen, anhalten, ausdauernd beten – manche Gebete beten wir nur einmal, vielleicht ist das okay. Aber es gibt Dinge, von denen erwartet Gott, dass wir zeigen, dass sie uns wichtig sind, indem wir immer wieder dafür beten. Und das ist so schwer. Ich finde es schwer, auszuharren, anzuhalten, zu beten und zu flehen.
Noch einmal verwendet Paulus das Wort „flehen“ für alle, alle Heiligen. Wir haben wirklich den Auftrag, füreinander zu beten, füreinander zu flehen, die Nöte und Gefahren des anderen wichtig zu nehmen. Das soll sich in unseren Gebeten ausdrücken. Das ist unser Auftrag.
Ja, und wir sollen für das Evangelium beten. Paulus sagt: „Und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums, dass ich ein Gesandter bin in Ketten, damit ich in ihm freimütig rede, wie ich reden soll.“
Die Verbreitung des Evangeliums, die Gelegenheiten und der Auftrag, das ist ein Gegenstand unserer Gebete.
Abschied vom Epheserbrief und Ausblick auf Kolosser
Ja, und jetzt? Sollen wir jetzt eine Stunde lang über Vers 21 und 24 reden? Nein, denn was in Vers 21 und 24 steht, wurde bereits in der Einleitung behandelt, und darüber sprechen wir nicht mehr. Der Elferser Brief ist abgeschlossen.
Darum reden wir heute über etwas anderes. Ich möchte mit euch etwas Exotisches teilen, das ich jetzt sage. Ihr könnt es sofort wieder vergessen oder darüber lächeln, es ist einfach nur exotisch.
In Kolosser 4,16 schreibt Paulus an die Kolosser: „Und wenn der Brief, also der Kolosserbrief, bei euch gelesen wird, sorgt dafür, dass er auch in der Versammlung der Laodizäer gelesen wird und dass auch ihr den aus Laodizea lest.“
Dieser eine Satz hat in der Kirchengeschichte zu vielen Spekulationen geführt. Was ist, wenn der Brief an die Laodizäer gefunden wird? Gehört er dann zum Neuen Testament? Das ist eine sehr theoretische Frage. Warum ist er nicht in der Bibel?
Ich vermute, Paulus hat noch viele Briefe geschrieben, die nicht in der Bibel enthalten sind. Meine Lieblingstheorie im Moment – vielleicht ändert sich das in zwei Wochen – ist, dass der Laodizäerbrief nicht in der Bibel ist, weil er zu viele Ähnlichkeiten mit dem Epheserbrief hat und alles damit doppelt wäre.
Er wurde auch genau zur gleichen Zeit wie der Epheserbrief geschrieben, aber ist nicht in der Bibel. Es kann sein, dass er zu speziell war, vielleicht zu speziell für die Situation der Laodizäer.
Warum sollten ihn dann die Kolosser lesen? Wahrscheinlich war er nicht zu ähnlich zum Kolosserbrief, sonst hätten die Kolosser nicht gesagt bekommen: „Lest den!“ Dann hätte ihnen ihr eigener Brief ja gereicht.
Das ist nur eine ganz wilde These, die zusätzlich zur Zeitgleichheit begründet, warum ich denke, dass es gut ist, wenn man den Kolosserbrief gelesen hat, auch den Epheserbrief zu lesen – und wenn man den Epheserbrief gelesen hat, den Kolosserbrief zu lesen.
Das ist eine indirekte Ableitung aus Kolosser 4,16. Wie gesagt, reine Spekulation. Darum gibt es heute einen Abschnitt aus dem Kolosserbrief als Abschluss zum Epheserbrief.
Gebetsanliegen in Epheser 1 und 3 im Überblick
Noch einmal Epheser Kapitel 1: Paulus schreibt, was er betet. In Epheser 1, Vers 17 heißt es: „Damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst.“
Jetzt kommen eigentlich die eigentlichen Gebetsanliegen. Paulus betet, damit ihr erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst: Erstens, welches die Hoffnung seiner Berufung ist. Zweitens, welcher der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes an den Heiligen ist. Und drittens, welche die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke ist.
Wir haben das betrachtet, und ich werde das heute nicht mehr ausführlich behandeln.
Paulus betet darum, dass wir erkennen, wer wir sind, welche Kraft Gottes in unserem Leben wirksam ist und was es bedeutet, dass wir schon auf dieser Erde Miterben dieses Reiches Gottes sind. Ebenso, was es bedeutet, dass wir eine Zukunft haben als Miterben, als Mitbesitzer Gottes im Himmel.
Zusammengefasst ist das Anliegen von Epheser 1: „Ich bete darum, dass ihr versteht, wer ihr seid, welche Stellung ihr bei Gott habt und was Gott euch geschenkt hat.“
In Epheser Kapitel 3, Verse 14-19, das ich nicht mehr ganz vorlesen werde, liegt der Schwerpunkt auf folgendem Gebet: „Ich bete darum, dass ihr seht, wie groß Gott ist, dass ihr Jesus vor Augen habt, dass Jesus durch den Glauben in euren Herzen wohnt, dass ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid und dass ihr mit allen Heiligen die Breite, Länge, Höhe und Tiefe und die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennt, auf dass ihr erfüllt seid mit der ganzen Fülle Gottes.“
Zusammengefasst ist das Gebet hier: „Ich möchte, dass ihr seht, was Gott tut, wie groß Gott ist und was er durch die Geschichte und über diese Erde hinaus wirkt, damit ihr letzten Endes, weil ihr das vor Augen habt, erfüllt seid mit der ganzen Fülle Gottes.“
Also liegt in Epheser 1 mehr der Schwerpunkt darauf, dass ihr erkennt, wer ihr als Kinder Gottes seid. In Epheser 3 hingegen liegt der Schwerpunkt darauf, dass ihr erkennt, wer Gott ist und was er tut, damit ihr wirklich erfüllt werdet.
Ich glaube, Paulus hätte noch genügend Stoff gehabt, um ein drittes Gebet im Epheserbrief aufzuschreiben. Er hat sich jedoch entschieden, das nicht zu tun. Ein solches Gebet hätte hauptsächlich die Gedanken aus Epheser 5 aufgegriffen – ein ähnliches Gebet, wie er es in Kolosser 1 aufgeschrieben hat.
Ich möchte heute noch einmal mit euch das Gebet in Kolosser 1 anschauen. Denn ich glaube, außer wenn ich versuchen würde, Dinge aus dem Epheserbrief noch einmal wirklich zu wiederholen, fasst das Gebet in Kolosser 1 vieles aus dem Epheserbrief, zumindest aus dem zweiten Teil, sehr gut zusammen.
Ich lese es einfach erst einmal vor.
Das Gebet in Kolosser 1: Wachstum und Erkenntnis
Kolosser 1,9: Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, an dem wir es gehört haben, für euer Wachstum zu beten, seit ihr zum Glauben gekommen seid. Wir hören nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht.
Damit ihr würdig des Herrn wandelt, zu allem Wohlgefallen, in jenem guten Werk fruchtbar seid und wachst durch die Erkenntnis Gottes. Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden.
Dankt dem Vater, der uns fähig gemacht hat, zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht zu werden. Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich seines Sohnes, den er liebt. Dort haben wir die Erlösung und die Vergebung der Sünden.
Wow, das sind Gebetsanliegen! Ihr möchtet dieses Gebet in drei Anliegen aufteilen. Das erste ist sehr komplex, die zwei anderen etwas weniger.
Ich glaube, das erste Gebetsanliegen umfasst Vers 9 und 10. Der Kern dieses Anliegens steht am Anfang von Vers 10, Kolosser 1,10: „Ich bete darum, dass einiges in euch geschieht – in eurem Kopf, in eurem Denken, in eurem Herzen.“
Vers 9: „Ich bete darum, dass einiges bei euch geschieht, damit ihr würdig des Herrn wandelt zu allem Wohlgefallen.“ Das ist der Kern des ersten Gebetsanliegens.
Ich bete darum, dass bei euch etwas geschieht, damit ihr würdig wandelt – dieses Gottes, dem ihr gehört – und so, dass es ihm gefällt und vielleicht auch manchen Menschen.
Das ist übrigens vergleichbar mit Epheser 4,1: „Hier mahne ich euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung.“
Oder Epheser 5,10: „Indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist.“
Ich bete darum, dass ihr würdig wandelt zu allem Wohlgefallen. Das, was im Epheserbrief in Kapitel 4 und 5 den Geschwistern gesagt wird, dafür betet er im Kolosserbrief in diesem Gebet. Das ist der Kern seines ersten Anliegens.
Ich wünsche mir sehr, und ich hoffe, ihr habt diese Sehnsucht und den Wunsch, so zu leben, dass ihr würdig eures Gottes seid und ihm gefällt.
Ich wünsche mir und hoffe sehr, dass ihr das Bedürfnis habt, Gott zu gefallen. Ich bete für euch, dass ihr ein Leben führen könnt, das Gott gefällt.
Das dürft ihr gerne auch für mich beten.
Die Voraussetzung für ein gottgefälliges Leben
Was ist die Voraussetzung? Jetzt müssen wir zurückkommen zu Vers 9. Was ist die Voraussetzung? Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein möget mit der Erkenntnis seines Willens.
Die Voraussetzung, so zu leben, dass es Gott gefällt, ist, dass ich weiß, was Gott will. Oh, wie erkenne ich den Willen Gottes? Das ist ein gewaltiges Thema. Egal, auf welchem Jugendtag du fährst, es gibt immer ein Seminar mit dem Titel: Wie erkenne ich den Willen Gottes? Ich wette, dass ich acht von zehn Jugendtagen rauspicken kann, bei denen es ein Seminar gibt, das sich mit dieser Frage beschäftigt, wie auch immer es formuliert ist.
Es gibt so große Fragen: Welche Ausbildung soll ich machen? Wo soll ich wohnen? In welcher Gemeinde soll ich gehen? Wen soll ich heiraten? Wofür soll ich mein Geld ausgeben? Wie erkenne ich den Willen Gottes?
Wisst ihr, was Paulus betet? Paulus sagt: Ich bete für euch, dass ihr den Willen Gottes erkennt. Aber der Satz ist damit nicht zu Ende. Er fährt fort: Damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht.
Wie sollen die Geschwister, an die der Brief geschrieben ist, den Willen Gottes erkennen? Durch einen Zettel, der irgendwo plötzlich um die Ecke liegt, mit der Aufschrift: "Das will ich von dir:" und dann einem kernigen Satz? Oder dadurch, dass sie die Bibel aufschlagen und plötzlich ein Satz ihnen entgegenleuchtet? Genau das wünschen wir uns doch, gerade bei diesen großen Fragen des Lebens.
Paulus sagt: Ich bete darum, dass ihr den Willen Gottes erkennt, dass ihr erfüllt seid mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht.
Weisheit und geistliche Einsicht als Grundlage
Was heißt das?
Paulus sagt: Ich möchte, dass ihr Gott so gut kennt, dass ihr einfach versteht, was er will. Weil ihr verstanden habt, wie er denkt, wie er ist und was ihm wichtig ist. Das ist Weisheit und geistliche Einsicht. So könnt ihr die Situation beurteilen. Vor allem aber: Kennt ihr Gott?
Ich bete darum, dass das die Grundlage dafür wird, dass ihr in eurem Alltag den Willen Gottes erkennt und lernt, ihn umzusetzen.
Kindern muss ich viele Dinge ganz genau sagen, was ihr Papa will. Am Anfang sage ich ihnen nur, was ihr Papa will. Wenn sie etwas älter sind, erkläre ich ihnen vielleicht auch, warum ihr Papa das will. Irgendwann hoffe ich, dass sie erwachsen werden. Dann ist es weder sinnvoll noch möglich, ihnen ständig zu sagen, was Papa und Mama wollen.
Dann müssen sie verstehen, wie man lebt, was wichtig ist und wofür man lebt. Sie brauchen Weisheit, um Situationen zu beurteilen, sie brauchen geistliche Einsicht. So leben Erwachsene.
Paulus hat im Kolosserbrief gesagt, dass es sein Ziel ist, möglichst viele Menschen zu Erwachsenen zu machen.
Gottes 1,28: Indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen. Das heißt letzten Endes, jeden Menschen dahin zu führen, dass er erwachsen wird.
Vers 29: Wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft.
Paulus sagt: Das ist eines meiner Lebensmottos – Menschen zu erwachsen zu machen. Hier betet er dafür, dass sie erwachsen werden.
Ich sage es euch ehrlich: Für 98 Prozent der Entscheidungen werdet ihr weder einen Zettel noch einen Bibelvers oder sonst irgendetwas finden. Ihr müsst es im Alltag entscheiden. Und ihr entscheidet hoffentlich so, weil ihr wisst, wie Gott ist, was ihm wichtig ist und was er in dieser Situation möchte.
Ich sage euch, das sind oft viel wichtigere Fragen als zum Beispiel, wo ich wohne oder welchen Beruf ich habe. Vielleicht nicht wichtiger als wen ich heirate, aber es ist einfach so.
Schaut mal, meine Frau und ich sind jetzt geschätzte 26 bis 27 Jahre verheiratet. Es kommt mir kürzer vor, aber in mancher Beziehung fühlt es sich noch länger an, als wären wir schon immer zusammen. Ich weiß gar nicht mehr, wie es vorher war.
Es gibt so viele Situationen in unserem Leben, in denen meine Frau einfach weiß, was ich will. Ich muss es ihr nicht dauernd sagen. Natürlich gibt es besondere Situationen, in denen ich es mal sagen muss. Aber in den allermeisten Lebenssituationen weiß sie einfach, wie ich ticke. Warum? Weil sie mich jetzt ewig kennt.
Darum betet Paulus, dass wir Gott so vor Augen haben, so kennen und so verstehen, dass wir uns mit ihm so beschäftigt haben, dass es uns genauso geht. Dass wir einfach wissen, was Gott will.
Dadurch haben wir schon die Grundlage, so zu leben, wie es ihm wohlgefällig ist, wie es ihm gefällt.
Meine Frau hat immer noch die Wahl zu sagen, dass sie nicht alles macht, was ihr Mann will, weil es nicht gut für ihn ist, auch wenn es ihm wohlgefällig ist.
Bei unserer Beziehung zu Gott fällt das glücklicherweise weg. Wir müssen nicht ständig entscheiden, ob es für Gott gut ist, was er will. Wir müssen einfach nur beurteilen, was er will. Und dann ist alles gut. Dann können wir zu seinem Wohlgefallen leben.
Wenn Paulus so ein Gebet formuliert und aufschreibt, hat das immer zwei Seiten.
Auf der einen Seite verrät er den Leuten, was er für sie betet. Dadurch setzt er Schwerpunkte, was ihm wichtig ist, wofür er betet. Das muss ja wichtig sein.
Auf der anderen Seite fordert er auch ein bisschen dazu heraus, an der Erhörung des Gebets mitzuarbeiten. Sonst müsste er es ja nicht aufschreiben.
Dann stellt sich die Frage: Wenn das Gebet lautet, dass wir Gott so gut kennenlernen, dass wir in möglichst vielen Situationen seinen Willen kennen – was können wir dafür tun, Gott so gut kennenzulernen?
Diese Frage steht im Raum, wird hier aber nicht beantwortet.
Ach ja, Epheser 5,17: Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn ist.
Das, was er in Epheser schreibt, betet er für die Kolosser – wahrscheinlich auch für die Epheser.
Fruchtbarkeit und Wachstum als Zeichen eines gottgefälligen Lebens
Aber er bleibt in Kolosser 1 nicht dabei stehen. Das erste Gebetsanliegen ist noch nicht zu Ende. Er möchte noch etwas näher ausführen, was er meint mit „würdig leben“. Würdig des Herrn zu leben, zu allem Wohlgefallen.
Er führt das in der zweiten Hälfte von Vers 10 noch einmal von einer anderen Seite aus. Er sagt: „in jedem guten Werk fruchtbringend und wachsend“. Und jetzt muss er es doch noch einmal sagen: durch die Erkenntnis Gottes. Das ist das, was dieses erste Anliegen einrahmt.
Wir leben würdig, weil wir den Willen Gottes erkennen. Deshalb leben wir ihm wohlgefällig, bringen Frucht und wachsen, weil wir Gott erkennen. Fruchtbringend und wachsend in jedem guten Werk.
Im Epheser 5 hat er gesagt, dass wir früher fruchtlos gelebt haben. Hier betet er darum, dass unser Leben Frucht bringt. In jedem guten Werk sollen Früchte entstehen in unserem Leben, und es sollen Fortschritte sichtbar werden. Das betet er.
Betet darum, dass in eurem Leben gute Früchte entstehen, an denen sich Gott erfreuen kann, an denen Menschen sich erfreuen können und die den Menschen nützlich sind. Ich bete für euch, dass es Fortschritte in eurem Leben gibt – konkrete Fortschritte.
Das ist schon ein Gebetsanliegen, oder? Dort wünscht er sich gute Werke.
Was sind gute Werke? Paulus betet darum, dass sie gute Werke tun, dass es Frucht in ihrem Leben gibt und dass sie darin Fortschritte machen.
Was sind denn gute Werke? Zum Beispiel einer alten Dame über die Straße helfen, die aber auf der anderen Straßenseite sagt, dass sie gar nicht dorthin wollte, weil der Spar dort drüben ist. Ja, natürlich sind gute Werke, jemandem ganz praktisch zu helfen. Geschwistern zu helfen, Leuten zu helfen, die einfach Hilfe brauchen – das ist natürlich ein gutes Werk.
Wir können jemandem das Evangelium sagen. Das ist bestimmt auch ein gutes Werk.
Vielleicht kann man dienstags oder donnerstags abends, freitags oder sonntags unterwegs sein und überlegen: Wen kann ich ermutigen?
Ich weiß gar nicht mehr, ob es Gene Gibson oder Bill Macdonald war, der gesagt hat: Es kommen so viele Leute, die fragen, was ihre Aufgabe in der Gemeinde ist. Sie haben den Eindruck, sie hätten keine konkrete Aufgabe hier. Er sagte: „Ich sage Ihnen immer: Ermutiger werden immer gebraucht.“ Und das ist so.
Jemanden wirklich zu ermutigen und teilzunehmen an dem, was ihn gerade bewegt, ist ein gutes Werk.
Ich bete darum, dass ihr Wachstum und Frucht bringt in guten Werken.
Jemanden eventuell liebevoll und auf eine gute Art auf eine Fehlentwicklung in seinem Leben aufmerksam machen kann, kann auch ein gutes Werk sein.
Gute Werke.
Reife und Standhaftigkeit im Glauben
Paulus betet, dass wir reife, erwachsene Mitarbeiter Gottes werden. Das Wachsen soll dazu führen, dass wir erwachsen werden – hier sind realistische, bodenständige Menschen gemeint. Die Kolosser hingegen waren anders. Sie hofften, dass es in ihrem Leben durch irgendetwas eine plötzliche Veränderung gibt.
Sie erwarteten, dass jemand ihnen die Hände auflegt oder ihnen eine Schlüsselerkenntnis ins Ohr flüstert, sodass es einen plötzlichen Durchbruch gibt. Manchmal passiert es tatsächlich, dass ein plötzlicher Durchbruch eintritt. Gerade wenn es uns gelingt, mit einer Sünde zu brechen, gibt es manchmal einen schnellen Fortschritt im Wachstum.
Wachstum geschieht jedoch meistens nicht so schnell. Ihr erinnert euch vielleicht: Ich habe schon einmal von „Asterix und die Trabantenstadt“ erzählt, und die meisten von euch haben das Buch gelesen. Falls nicht, sollte man es mal wieder lesen.
In der Geschichte wollen die Römer eine Siedlung in der Nähe der Gallier bauen, um ihnen die Dekadenz Roms näherzubringen und sie dadurch besiegbar zu machen. Sie fällen Bäume in dem schönen gallischen Wald, um ihre Häuser zu errichten.
Idefix, der kleine Hund – falls jemand Asterix nicht kennt: Idefix liebt Bäume und ist total entsetzt, als die Bäume gefällt werden. Auch Obelix ist darüber sehr bestürzt. Dann kommt Mirakulix mit seinen Zaubereicheln. Diese wirft er in die Löcher, wo die Bäume gestanden haben. Plötzlich entsteht mit einem „bup“ eine riesige Eiche.
Die Figuren sind total beeindruckt und schauen nach oben. „Hey, hast du gesehen, wie schnell der Baum gewachsen ist?“ fragt jemand. Sie haben noch nie eine Eiche so schnell wachsen sehen und wissen auch nicht, wie schnell Eichen normalerweise wachsen.
Aber ich sage euch: Wer von euch hat schon mal einen Baum wachsen sehen, indem er sich davor gesetzt hat und versucht hat, zuzusehen? Das ist schwer. Manchmal geht es bei Bambus schneller.
Die Aufforderung zum Wurzeln und Wachsen
Eine Schlüsselstelle im Kolosserbrief ist Kolosser 2,6-7, weil es die erste Aufforderung überhaupt im Brief ist. Paulus hat im Kolosserbrief über ein Kapitel geschrieben, ohne irgendetwas zu fordern. Interessanterweise kommen hier die gleichen Themen wieder wie in seinem Gebet.
Kolosser 2,6 lautet: „Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und aufgebaut, fruchtbringend und wachsend.“
Merkt ihr, sein Gebet geht hier noch ein bisschen weiter. In beiden Stellen geht es um Wachstum. Paulus fordert in Kolosser 2,6 die Geschwister auf, sich ihrer Wurzeln bewusst zu werden und zu wachsen. Oft geschieht Wachstum von selbst, wenn die Wurzeln an den richtigen Stellen sind. In seinem Gebet geht er einen Schritt weiter: Er sagt, wachst und bringt Frucht. Es gibt also ein Ziel für Wachstum. Dafür betet er noch.
Dann geht es hier weiter in Kolosser 2,6-7: „Gewurzelt, aufgebaut in ihm und befestigt im Glauben.“
Ich meine, darum wachsen Bäume langsam, oder? Damit sie Zeit haben, stabil zu sein und etwas auszuhalten. Wachstum braucht Zeit, wenn wir Substanz brauchen. Es nützt nichts, wenn du wie ein Bambus bist, ein einzelner Stab. Das ist schlimm, wenn du wie ein Bambus in zwei Tagen auf 1,50 Meter in die Höhe schießt. Dann kommt selbst irgendein Hase vorbei, berührt dich aus Versehen, und du liegst auf dem Boden und richtest dich nie wieder auf.
Deshalb ist es wichtig, „befestigt in eurem Glauben“ zu sein.
Kraft, Ausdauer und Freude im Glaubensleben
Und das ist das zweite Gebetsanliegen von Paulus in Kolosser 1,11. Befestigt steht in Kolosser 2,7: „Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut.“
Wisst ihr, sagte Paulus, ich bete nicht nur für euch, dass ihr wachst, gute Frucht bringt und gute Werke tut, weil ihr den Willen Gottes erkennt und so lebt, dass es Gott wohlgefällig ist.
Habt ihr übrigens gemerkt, dass er im Epheserbrief fast nur für Gebete betet, die für unsere Motivation da sind? Er möchte, dass ihr erkennt, wer ihr seid, wer Gott ist und wie großartig das alles ist. Das sind Motivationsdinge. Er möchte, dass ihr innerlich etwas erkennt, damit ihr motiviert seid.
Hier im Kolosserbrief kommen die Räder auf die Straße. Es geht nicht nur darum, motiviert zu sein, sondern konkret so zu leben, wie es gottwürdig ist, wie es Gott gefällt. Es geht nicht nur darum, einen guten Anfang zu machen, sondern Ausharren zu haben. Und Ausharren hat etwas damit zu tun, dass ich Dinge lange aushalte, auch Dinge, die nicht einfach sind.
Die Situation zum Beispiel in Kolosser war nicht einfach. Viele hatten einen guten Anfang gemacht, aber nicht bei allen ist es gut weitergegangen im Glauben. Auch in der Gemeinde war die Situation dadurch nicht einfacher geworden. Viele Entwicklungen waren entmutigend. Wie leicht wird man müde, wenn es im eigenen Leben nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat!
Für Leute, die sich verantwortlich fühlen in der Gemeinde, ja, wie müde kann man werden, wenn die Gemeinde sich nicht so entwickelt, wie man sich das wünscht! In so vielen Bereichen brauchen wir Geduld, aushalten, ausharren, nicht aufgeben.
Und hier steht dieses kleine Wort Langmut dabei: Ausharren und Langmut. Ich bin nicht einmal sicher, ob das korrekt ist, aber für mich steckt bei Langmut immer noch ein bisschen mehr drin als bei Ausharren. Ausharren ist für mich aushalten, wie in Epheser 6, damit ihr, wenn ihr ausgerichtet habt, noch stehen könnt.
Langmut spielt für mich immer so ein ganz kleines bisschen Zuversicht mit rein. Zumindest im deutschen Wort ist das so: „Lange Mut haben“. Ich weiß, dass die Silbe „Mut“ im Deutschen nicht wirklich von Mut kommt, aber es schwingt für mich immer ein bisschen mit. Nicht nur etwas lange aushalten, sondern die Hoffnung nicht verlieren.
Schätzt das: Der Gemeinde, die sehr erfahren ist und die ich sehr schätze, sagt manchmal, das Leben ist noch nicht zu Ende, wenn es um die Entwicklung von jungen Leuten geht. Lange Hoffnung haben, Dinge aushalten – boah, das ist schon ein Gebetsanliegen, oder?
Für die Geschwister zu beten, die einfach Frust haben, weil ihre persönliche Beziehung zum Herrn sich vielleicht nicht so entwickelt, wie sie sich das wünschen würden. Weil ihre Ehesituation sich nicht so schnell zum Guten wendet, wie sie es erträumen. Weil ihre Kinder sich nicht stetig positiv entwickeln. Füreinandert beten, wie Paulus für die Geschwister gebetet hat, um Ausharren und Langmut.
Für die Verantwortlichen, die einfach Sorge haben um die Entwicklung der Gemeinde, mal wie Paulus um die Entwicklung der Gemeinden, oder? Boah, das dürft ihr gerne für mich beten. Das ist ein Gebet, das ihr legen könnt, wenn ihr irgendwann mal für mich beten wollt. Herzlich willkommen!
Ausharren und Langmut – das ist etwas, was ich oft brauche. Aber jetzt kommt der Hammer, oder? Ich bete für euch um Ausharren und Langmut mit Freude. Das ist verrückt. Mit Freude ausharren, wenn es für lange Zeit frustrierend ist. Das ist wirklich übernatürlich, und das dürft ihr wirklich gerne für mich beten.
In der Märchen hätte Perrin Kring gesagt: „Wow, das ist ein Gebetsanliegen.“
Dankbarkeit als drittes Gebetsanliegen
Und jetzt setzt Paulus noch einen drauf mit seinem dritten Gebetsanliegen, in Vers 12. Er sagt: „Ich bete darum, dass ihr Menschen seid, die dankbar sind.“ Mit anderen Worten betet er hier für Dankbarkeit.
Unzufriedenheit war offenbar ein Problem, vielleicht mehr in der Gemeinde in Kolossä als in der Gemeinde in Ephesus. Immer wieder – wir hatten das irgendwann mal – kommt Paulus in diesem Brief auf das Thema Dankbarkeit zurück. Siehe zum Beispiel Kolosser 2,7: „Befestet im Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend mit Danksagung.“
Und wieder greift er einen Punkt aus seinem Gebet in Kapitel 1 kurz auf. In Kapitel 1 nennt er Beispiele, für was wir dankbar sein können. In Kapitel 2, Vers 7, kommt er erneut auf das Thema Dankbarkeit zurück. Auch in Kolosser 3,15 heißt es: „Seid dankbar.“ Und in Vers 17: „Danket Gott, dem Vater.“
In Kapitel 4, Vers 2, fordert er: „Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung.“ Immer wieder kehrt das Thema Dankbarkeit in diesem Brief zurück, weil Paulus weiß, dass diese Freude im Ausharren – überhaupt die Freude unseres Lebens – viel mit Dankbarkeit zu tun hat.
Aber dann schaut euch an, für was sie dankbar sein sollen. Wisst ihr, ich höre so oft: „Seid dankbar.“ Ich habe schon so oft gehört, dass Leute sagen: „Seid dankbar für die kleinen Dinge des Lebens.“ Das ist sicher ein guter Tipp. Ich weiß nicht, wie ihr das macht, aber das ist so das Motto von diesen Kalendern mit den netten Bibelversen. Da ist immer ein Schmetterling drauf und ein netter Satz. Es gibt auch andere Postkarten, die ähnlich sind, von anderen Verlagen.
Aber Paulus sagt nicht: „Seid dankbar für die kleinen Dinge.“ Paulus sagt hier mit anderen Worten: Wenn du dir seine Beispiele anschaust, sei dankbar für die großen Dinge. Sei euch dieser großen Dinge bewusst, für die wir dankbar sein können.
Und fast sind wir dann wieder bei Epheser 1. Schaut euch an, für was Paulus betet, dass wir dankbar sind. Er betet ja darum: „Ich bete darum, dass ihr dankbare Menschen seid, dass ihr die großen Dinge, die ihr geschenkt bekommen habt, nicht aus den Augen verliert, sondern dass ihr dankbare Menschen werdet.“
Danket dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen. Oh, Epheser 1! Ich bete darum, dass ihr den Reichtum seines Erbes erkennt. Wir lesen es mal in Epheser 1, Vers 17 und 18: „Welchen Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen.“
Ich bete darum, dass ihr dankbar seid dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen. Ich bete darum, dass ihr die Dinge, die eigentlich in Epheser 1 bis 3 stehen, vor Augen habt. Dass ihr Erben seid mit allen Heiligen zusammen und dass ihr dankbar dafür seid. Dass diese Erkenntnis nicht an Kraft verliert in euren Herzen.
Wow, das ist schon ein Gebetsanliegen! In dem Licht, wo ein Feuerwerk von Assoziationen entsteht: „Einst wart ihr Finsternis“ (Epheser 5), „nehmt nicht teil an den unfruchtbaren Werken der Finsternis“ – und jetzt seid dankbar, dass ihr Miterben seid mit allen Heiligen im Licht.
Wir haben eine Gemeinschaft, die von Licht geprägt ist. Eine Gemeinschaft, in der es keine Bosheit gibt, von einem gegen den anderen. Eine Gemeinschaft, in der es kein Misstrauen gibt – Licht. Eine Gemeinschaft ohne schlechte Heimlichkeiten voreinander, ohne versteckte Motive – Licht.
Eine Gemeinschaft ohne unaufgeräumte Vergangenheit, alles ist ausgesprochen, alles ist vergeben – Licht. Ja, diese Gemeinschaft werden wir im Himmel erben. In unserer Beziehung zu Gott haben wir das schon auf dieser Erde. Nichts mehr versteckt, keine Bosheit, kein Misstrauen. Und manchmal erleben wir es sogar schon auf dieser Erde in unserer Gemeinschaft mit unseren Geschwistern.
Paulus sagt: Seid dankbar! Wisst ihr überhaupt noch, wie euer Leben vorher war? Seid ihr schon so lange gläubig, dass ihr vergessen habt, wie euer Leben vorher war? Seid ihr dankbar für die Gemeinschaft der Heiligen im Licht? Für den, der uns fähig gemacht hat, fähig gemacht zu sein zu dem Anteil am Erbe der Heiligen im Licht?
Paulus sagt: Ich bete darum, dass euch das vor Augen steht und dass ihr dankbar seid. Der uns errettet hat, Vers 13, aus der Gewalt der Finsternis. Und jetzt kommt ein anderer Gegensatz: Wir sind versetzt worden in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Wisst ihr, sagt Paulus, wir sind in dem Reich dessen, den der Vater liebt, weil es sein Sohn ist. Es kann sein, dass Gott dich liebt und dich deshalb beschenkt. Aber weißt du was? Selbst wenn es nicht so wäre, weil Jesus sagt: „Das sind meine Leute, die gehören zu meinem Reich“, bekommen sie so viel von der Liebe des Vaters ab, die eigentlich für seinen Sohn gedacht ist.
Der Vater möchte seinen Sohn beschenken, und darum werdet ihr oft mit Segen überschüttet. Ihr seid versetzt aus der Finsternis in das Reich des Sohnes seiner Liebe, indem wir die Erlösung haben und die Vergebung der Sünden.
Paulus sagt: Ich bete darum, dass ihr nicht aufhört, dankbar zu sein für Vergebung. Betet darum, dass ihr nicht aufhört, dankbar zu sein dafür, dass ihr befreit worden seid von so vielen Dingen, die euch gebunden haben – Erlösung und Vergebung.
Er führt das gar nicht weiter aus, sondern wirft nur diese Stichworte am Ende seines Gebets ein. Ich bete darum, dass ihr nicht aufhört, dafür dankbar zu sein. Wisst ihr noch, wie das vorher war? Seid ihr euch noch bewusst, was für ein Unterschied es macht, dass ihr beten könnt?
Ja, und bist du dankbar für Jesus? Hier geht es dauernd um Jesus, und Paulus ist so fasziniert davon, dass er von seinem Gebet direkt in dieses sozusagen Lied übergeht, in dem er von Vers 15 bis Vers 20 nur über Jesus redet.
Paulus sagt: Ich bete darum, dass ihr dankbar seid für die großen Dinge. Und das ist Epheser 1, Vers 3. Ja, es wäre so schön, wenn unsere Gebete, wenn meine Gebete mehr so würden wie die Gebete des Paulus.
Was sind die Gebetsanliegen? Paulus betet darum, dass wir wachsen, damit wir reife, erwachsene Mitarbeiter Gottes werden. Das ist sein erstes Gebetsanliegen: reife, erwachsene Mitarbeiter Gottes.
Dass wir Ausharren haben und Langmut mit Freude und eine konkrete Dankbarkeit in den großen Dingen. Ja, ich glaube, in vielem ist das eine gute Zusammenfassung von vielem, was er im Epheserbrief geschrieben hat.
Überleg mal, du würdest diese Dinge für dich beten oder für einige deiner Geschwister, und Gott würde so hören. Überleg mal, wie es wäre, wenn Gott es wirklich hören würde, diese Gebete. Das wäre ein Hochzeitsgeschenk.