Ich möchte heute Abend sieben geistliche Wahrheiten weitergeben. Was ich gleich vorlesen werde, stammt aus einem Buch, das mir jemand einmal gezeigt hat. Ich habe mir die wichtigsten Punkte schnell notiert, weil mir der Inhalt sehr gefallen hat.
Es geht um das Leben des Christen und seinen Dienst, um Jüngerschaft. Wenn wir die Bibel lesen, stellen wir fest, dass christliches Leben und christlicher Dienst etwas ganz Unkompliziertes sind. Das Ganze lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Erstens: Gott ist ständig um mich herum am Werk. Er wirkt unaufhörlich.
Zweitens: Er möchte eine andauernde Liebesbeziehung mit mir haben – eine echte und ganz persönliche Verbindung.
Drittens: Er lädt mich ein, mich mit ihm und seinem Wirken zu verbinden.
Viertens: Er spricht zu mir durch den Geist. Dabei gebraucht er die Bibel, Lebensumstände, die Geschichte und die Gemeinde Jesu, um sich mir zu offenbaren – seine Absichten und Wege. So kann ich ihn kennenlernen.
Fünftens: Gottes Einladung, für ihn zu wirken, führt mich immer in eine Entscheidung hinein. Es ist eine Glaubensentscheidung, die von mir verlangt, dass ich vertraue und aktiv werde.
Sechstens: Ich muss mein Leben immer wieder neu nach ihm ausrichten, damit ich an dem Anteil nehmen kann, was er tun möchte.
Siebtens: Ich erkenne Gott und seinen Willen durch Erfahrungen in dem Maße, wie ich ihm gehorche, sein Wort kennenlerne und das Werk erkenne, das er durch mich und durch uns tut.
Zu diesen sieben Wahrheiten, die aus der Bibel hervorgehen, möchte ich heute Abend ein paar Worte sagen. Falls Sie sich nicht alle sieben gemerkt haben, werde ich sie noch einmal wiederholen.
Gottes ständiges Wirken in meinem Leben und Umfeld
Der erste Gedanke ist für uns ganz, ganz wichtig: Gott wirkt ständig in mir und um mich herum. Er ist kein Gott, der sich zurückgezogen hat, von oben herabschaut und sagt: „Mal sehen, was die Christen da unten für mich tun.“ Das ist nicht so.
Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt (Matthäus 28,20). Der Herr hat den Jüngern einen Auftrag gegeben und ihnen dabei gesagt: „Ich bin bei euch.“ Und in Markus 16, ganz am Schluss, lesen wir, dass der Herr durch die mitfolgenden Zeichen mit den Jüngern wirkte, auch nachdem er in den Himmel aufgefahren war.
Also ist der Herr am Wirken. Als er auf Erden war, lebte er genauso (Johannes 5,17). Das wollen wir gemeinsam aufschlagen: Johannes Evangelium, Kapitel 5, Vers 17.
Dort sagt der Herr Jesus – und wir können so viel von ihm lernen, denn er hat uns vorgelebt, wie man ein Christenleben lebt: „Mein Vater ist bis jetzt am Wirken, und ich bin am Wirken.“
Wenn wir das erkennen, dann ist das eine Wahrheit von unschätzbarem Wert. Wir können unser Leben so betrachten, dass wir daran denken: Gott wirkt immer. Egal, wo ich bin, Gott ist immer da und tut etwas. Er möchte auch durch mich etwas bewirken. Ich kann also mit seiner Gegenwart rechnen.
In Sprüche 3,6 heißt es: „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, so wird er deine Pfade ebnen.“ Sie kennen diesen Vers alle auswendig – oder fast alle. Den haben Sie als Kinder schon gelernt. Kapitel 3, Verse 5 und 6 haben Sie wahrscheinlich auch dazugelernt.
Kapitel 3, Vers 5 heißt: „Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen.“ Und Vers 6: „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, so wird er deine Pfade ebnen.“ Was bedeutet das? Wo auch immer wir uns befinden, welche Wege wir gerade gehen – es ist ganz wichtig, dass wir mit dem Bewusstsein gehen: Der Herr ist dabei. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, erkenne seine Gegenwart.
Gott wirkt ständig in uns und um uns herum, in unserer Umgebung. Jedes Ereignis, jede Begegnung, jeder Umstand in meinem Leben soll mir etwas zeigen. Überall darf ich etwas lernen, sogar von einem Regenbogen, der uns heute Abend freundlich anlächelte. Darf ich etwas von Gott lernen? Von jeder Kleinigkeit darf ich lernen. Ich darf immer und überall Gott in meinen Wegen erkennen.
Wenn wir so mit offenen Augen auf Gott gerichtet durchs Leben gehen, wird unser Leben höchst interessant. Römer 8,28 kennen wir auch auswendig. Wie beginnt es? „Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Guten.“ Alle Dinge müssen zum Guten mitwirken für die, die nach seinem Vorsatz berufen sind.
Alle Dinge, die mir begegnen, haben einen Sinn und ein Ziel. Seitdem ich sein Kind bin, bin ich in Gemeinschaft mit ihm gestellt. Er meint es sehr, sehr gut mit mir, und ich darf jetzt jeden Schritt mit ihm gehen – so wie Henoch.
Henoch wandelte mit Gott, heißt es. Das hebräische Wort bedeutet: Er ging hin und her mit Gott. Jeden Schritt, jeder Schritt mit Gott, immer mit Gott. Das hat sein Leben so interessant gemacht.
Also wirkt Gott ständig in mir und auch in anderen Menschen um mich herum. In Johannes 16,8 lesen wir, dass der Heilige Geist auch ein Interesse an meinem Nachbarn, an anderen Leuten, an meinen Schulkollegen hat. An dem Polizisten, der mich an der Ampel anhält oder weil ich zu schnell gefahren bin – an jedem Menschen hat Gott ein Interesse.
Johannes 16,8: „Wenn der Heilige Geist gekommen ist, wird er die Welt überführen in Bezug auf Sünde, Gerechtigkeit und Gericht.“ Der Heilige Geist hat das Anliegen, jeden Menschen zu überführen. Das heißt, ich darf damit rechnen, dass Gott in dem anderen Menschen wirkt.
Jeder Mensch in meiner Umgebung hat eine Geschichte. Jeder Mensch ist unendlich wertvoll. Von George Carver, einem armen Schwarzen, der später ein berühmter Wissenschaftler wurde, sagt man, er habe jedem Menschen, den er gerade vor sich hatte, hundertprozentige Aufmerksamkeit geschenkt – selbst wenn es nur ein Kind war.
So soll auch ich dem Menschen, den Gott mir gerade jetzt gegenüberstellt, meine volle Aufmerksamkeit schenken. Jeder Mensch in meiner Umgebung hat eine Geschichte, jeder ist wichtig und unendlich wertvoll. Gott wirkt auch in ihm, und ich muss das erkennen. Ich darf ihn lieben und ihm dienen.
Es geht um das ewige Heil jedes Menschen. Gott möchte jeden Menschen auf dieser Welt retten. Er wirkt also überall, und dazu möchte er mich gebrauchen. Er möchte, dass ich in sein Wirken einbezogen werde.
Persönliche Erfahrungen mit Gottes Wirken und Einladung zum Gehorsam
Ich war neulich mit unserer Familie im Urlaub in Italien. Dort war auch die Schulklasse unseres Sohnes. Es handelte sich um einen freiwilligen Urlaub, das heißt, die Eltern konnten gemeinsam mit ihren Kindern gleichzeitig Urlaub machen.
Das Wetter war kühl, und ich hatte mir vorgenommen, etwas für meinen Körper zu tun. Also stand ich morgens früh auf und lief ein bisschen am Strand entlang. Während des Laufens hatte ich ein Thema im Kopf, das mich schon länger in meinen Gebeten beschäftigte: Gehorsam.
Beim Laufen kann man gut beten, vor allem wenn man langsam geht. So betete ich: „Herr, ich möchte lernen, Dir gehorsam zu sein. Bitte hilf mir dabei. Ich weiß genau, dass es mir am besten geht, wenn ich Dir gehorche.“
Während ich so lief, sah ich einen Mann am Strand umhergehen. Ich dachte mir, ich laufe zu ihm hin und sage ihm einen guten Morgen. Er freute sich, und wir kamen ein bisschen ins Gespräch. Ich sagte: „Es ist schon eine schöne Zeit am Morgen, so still, da kann man gut beten.“
Er schaute mich an und antwortete: „Ja, stimmt, da kann man beten.“ Wir unterhielten uns noch ein wenig, aber ich merkte, dass es ihm unangenehm war, und so lief ich weiter.
Am nächsten Morgen lief ich wieder die gleiche Strecke. Ich dachte, ich treffe sicher den Mann wieder. Doch als ich einen Mann am Strand sah und zu ihm hinlief, war es nicht derselbe, sondern ein anderer. Ich sagte auch ihm: „Das ist eine schöne Zeit zum Beten.“
Er antwortete: „Ja, also irgendetwas Höheres gibt es schon, irgendein höheres Wesen.“ Ich spürte, dass der Herr möchte, dass ich mit ihm rede. So sprach ich ein paar Worte mit ihm über Gott und Jesus Christus.
Ich dachte mir, was soll ich sagen? Er glaubt wohl nicht viel. Doch dann erinnerte ich mich an die Bibel. Was hat der Herr Jesus gesagt? Wir sollen nicht mit Menschen darüber diskutieren, ob es Gott gibt oder nicht, sondern den Auferstandenen bezeugen.
Also bezeugte ich den Auferstandenen und erzählte ihm, was Jesus Christus in meinem Leben getan hat. Ich teilte ihm mit, dass ich den Herrn erlebe. Dabei wurde es ihm ungemütlich, und ich merkte, dass ich weiterlaufen kann. Er sagte noch: „Ja, dann auf Wiedersehen, vielleicht sehen wir uns morgen wieder.“
Am nächsten Morgen lief ich wieder zur gleichen Zeit die gleiche Strecke. Ich sah den Mann wieder, lief zu ihm hin und sagte guten Morgen. Wir wechselten ein paar Worte. Dann kam seine Frau, die offensichtlich in der Nähe war.
Er sagte zu ihr: „Ah, schauen Sie, da ist der Bibellehrer!“ Ich hatte ihm gesagt, dass ich Bibellehrer bin. Die Frau sagte: „Da ist der Bibellehrer!“ Wir unterhielten uns ein wenig, und kamen auf die Größe Gottes zu sprechen.
Ich las ihnen aus meiner kleinen Bibel Psalm 8 vor. Der Mann sagte dann, dass er jetzt weitergeht. Es interessierte ihn offenbar nicht. Die Frau hingegen wollte unbedingt reden.
Wir gingen ein Stück am Strand entlang. Sie war eine ältere Frau, vielleicht um die siebzig Jahre alt. Wir kamen aufs Thema Vergebung und Sünde zu sprechen. Ich erzählte ihr, wie sehr Gott uns liebt und dass er für unsere Sünden gestorben ist.
Während ich erzählte, sah ich, dass die Frau zu weinen begann. Da merkte ich: Aha, Gott ist am Wirken. Gott wirkt in dieser Frau, offensichtlich. Ich erzählte ihr weiter, dass sie dem Herrn Jesus vertrauen kann.
Zum Schluss sagte ich: „Wissen Sie was? Ich bete jetzt für Sie.“ Sie schaute mich an, und ich betete für sie. Als ich fertig war, war sie überglücklich. Sie strahlte und sagte: „Oh, vielen Dank, vielen Dank.“
Ich ermutigte sie, die Bibel zu lesen. Sie hatte ja sogar eine Bibel irgendwo zuhause versteckt. Jedenfalls freute ich mich sehr, denn der Herr hat geführt und die Augen geöffnet.
Hier laufen so viele Menschen umher, die Hilfe brauchen. Ich hatte dem Herrn vorher gesagt: „Herr, ich möchte Dir gehorchen, bitte hilf mir dabei.“ Und er sagte: „Gut, dann helfe ich dir.“
So konnte ein einziger Mensch ein bisschen etwas von dem Herrn Jesus hören. Ich dachte mir: Mensch, wie viele hast du sicher schon verpasst in deinem Leben, die an dir vorbeigegangen sind. Du hättest mit ihnen sprechen können, und sie hätten das Wort Gottes gebraucht.
Mir wurde ganz neu bewusst: Der Herr ist ständig am Wirken. Jeden Menschen möchte er von der Sünde überführen und retten. Und er möchte uns gebrauchen. Das braucht Führung vom Herrn und Gebet.
Es ist wichtig, dass wir die Dinge beten, die der Herr tun möchte. Er hat ja selbst gesagt, wir sollen in seinem Namen beten. Das heißt, wir sollen das beten, was ihn interessiert und was für ihn wichtig ist. So beten wir in seinem Willen.
Er will die Menschen retten. Dafür können wir beten: „Herr, führe mich zu Menschen, die Interesse haben.“ Das ist die erste geistliche Wahrheit, die wir uns merken sollen: Gott ist ständig um mich herum am Wirken.
Möge er mir das ins Herz schreiben, damit ich merke, dass jede Minute meines Lebens wichtig ist. Ich soll mein Leben für etwas Wichtiges einsetzen. Ich soll mein Leben so mit Gott in Einklang bringen, dass er sagt: „Jetzt bist du mein Mitarbeiter, wir gehen gemeinsam an die Sache heran.“
Gott möchte uns vieles zeigen und gebrauchen. Jetzt fällt mir noch etwas ein: Ich habe George Carver erwähnt. Er war ein Wissenschaftler, aber sehr arm. Gott hat ihn sehr begabt.
Er hatte keine Schule, musste sich die Schule erschleichen, denn er war schwarz. In Amerika durften Schwarze damals, etwa um 1880, keine Schule besuchen. Doch irgendwie gelang es ihm doch.
Damals gab es eine große Not: Die Baumwollplantagen waren von Schädlingen befallen und mussten verbrannt werden. Man überlegte, was man stattdessen anpflanzen könnte.
George Carver kam darauf, dass auf dem Boden, wo Baumwolle wuchs, wunderbar Erdnusssträucher gedeihen. So pflanzte man Erdnusssträucher.
Man fragte sich, was man mit Erdnüssen machen kann. Er sagte, er begann zu beten: „Herr, wozu hast du die Erdnuss erschaffen?“ Er empfahl, keine zu großen Gebete zu beten, sondern mit kleinen Dingen anzufangen.
So betete er: „Herr, wozu hast du die Erdnuss erschaffen? Öffne mir die Augen.“ Und der Herr zeigte ihm etwas. Er sagte: „Ich werde mit dir zusammenarbeiten.“
Dann gingen sie ins Labor, der Herr und er. Er verbrachte die ganze Nacht im Labor mit einer Erdnuss. Wisst ihr, was geschah? Der Herr zeigte ihm 150 Produkte, die man aus der Erdnuss herstellen kann.
150 Produkte, angefangen von Schuhcreme, verschiedenen Fetten, Linoleum, Marmor aus der Schale, Papier aus der Haut und verschiedene Farben.
George Carver wurde berühmt. Er wurde sogar in der Regierung vorgeladen, um zu zeigen, dass das eine wichtige Einnahmequelle für Amerika sein könnte.
Ich möchte nur zeigen, was geschieht, wenn ein Mensch mit Gott zusammenarbeitet. Gott möchte uns vieles zeigen und gebrauchen. Gott ist ständig am Wirken in unserer Umgebung.
Deshalb möge er uns die Augen öffnen.
Die Sehnsucht Gottes nach einer persönlichen Liebesbeziehung
Zweitens strebt Gott eine andauernde Liebesbeziehung mit mir an, die echt und persönlich ist.
Gestern habe ich den Vers Sprüche 23,26 zitiert: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz.“ Außerdem habe ich den Vers erwähnt, in dem es heißt, dass die erste Liebe verlassen wurde. Daraus wird deutlich, wie sehr Gott sich nach dem Gläubigen und nach der Liebe seines Gläubigen sehnt.
Jetzt habe ich hier einen weiteren Vers vor mir, Johannes 14,15. Dort heißt es: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Man merkt in diesem Gespräch des Herrn Jesus mit seinen Jüngern, wie wichtig ihm eine Liebesbeziehung zu ihnen ist. Er sagt nicht: „Ihr seid meine Soldaten und habt zu tun, was ich euch sage, fertig.“ Nein, das ist keine Soldatenbeziehung, sondern eine Liebesbeziehung.
Er sagt auch nicht: „Ihr seid meine Sklaven und tut einfach, was ich sage.“ Stattdessen sagt er: „Wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote.“ In Vers 21 heißt es weiter: „Der, der meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Und der, der mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.“
Als Jünger Jesu muss ich mir bewusst machen: Es geht um Liebe, um eine Liebesbeziehung. Im ganzen Johannesevangelium findet man das immer wieder. Das Johannesevangelium ist ein wunderschönes Evangelium der Beziehung. Wir sehen immer wieder, wie der Herr Jesus in Beziehung zum Menschen tritt. Er ist ein Beziehungsmensch, ein Beziehungsgott, und er möchte, dass wir eine Beziehung zu ihm pflegen.
Auch im 1. Johannesbrief lesen wir: „Das, was wir gesehen und gehört haben, das berichten wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt, und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und das schreiben wir euch, damit unsere Freude völlig sei.“ (1. Johannes 1,3-4)
Gott weiß: Das Schönste, das es gibt, ist eine Beziehung – eine Beziehung zu dem schönsten und besten Wesen, das es gibt. Die höchste Freude besteht nicht in Lust der Augen und Lust des Fleisches, so schön das alles auch sein mag. Es gibt noch etwas Schöneres als Lust der Augen und Lust des Fleisches: eine Beziehung.
Das wissen wir schon aus der Ehe und aus Freundschaftsbeziehungen. Aber das Schönste von allem ist unsere Beziehung mit dem Vater und mit dem Sohn. Johannes schreibt davon und sagt, dass unsere Freude dadurch völlig sein soll.
Gott strebt eine dauernde Beziehung mit mir an, und diese Beziehung soll echt und persönlich sein. Ich muss das als Jünger Jesu verstehen. Das ist ein ganz wichtiges Prinzip: Es geht um eine Liebesbeziehung, nicht um eine Dienstbeziehung.
Vielleicht denken wir gerne, wir wollen Gott dienen, und das ist schön. Aber es geht um mehr. Meine Frau ist nicht zufrieden, wenn ich ihr nur diene. Sie möchte eine Beziehung, sie möchte mein Angesicht sehen, sie möchte in meinem Angesicht strahlen sehen. Wenn sie das sieht, freut sie sich.
Beziehung ist etwas Herrliches. Wenn die Beziehung mit dem besten Menschen der Welt ist, dann ist das wunderbar. Und wenn die Beziehung mit dem besten Wesen des Universums ist, dann ist das das Höchste.
Es geht um eine echte Beziehung, nicht um die äußere Form, sondern um Leben. Nicht die äußere Form ist das Wichtigste, sondern die Echtheit. Natürlich ist es schön, wenn meine Kinder förmlich freundlich sind und mir morgens „Guten Morgen“ sagen. Das ist alles schön. Aber noch schöner ist es, wenn ich merke, dass das wirklich von Herzen kommt und nicht nur eine eingeübte Form ist.
Nicht Form, sondern Leben. Nicht eigene Gesetzlichkeiten oder stereotype Dinge, die man macht, sondern Gott möchte eine frische Beziehung.
Zum Beispiel können zwei Christen morgens aufstehen, sich hinknien und beten. Für den einen ist es reine Form, für den anderen ein großes Bedürfnis, mit dem Vater zu sprechen. Der Herr möchte eine echte, eine Liebesbeziehung, eine ganz persönliche Beziehung.
Er ist eine Person, und ich bin eine Person. Er möchte eine Beziehung, als ob es nur uns beide gäbe.
In Offenbarung 2,17 lesen wir: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und ich werde ihm einen kleinen weißen Stein geben, und auf den kleinen Stein wird ein neuer Name geschrieben sein, den niemand kennt außer dem, der ihn empfängt.“
Da gibt es einen kleinen Stein, auf dem ein Name steht, den nur zwei Personen kennen: du und Gott. Sonst niemand. Nicht einmal dein Ehepartner kennt den Namen, der dort steht.
Was bedeutet das? Ich kann es nicht alles verstehen, aber eines verstehe ich: Es gibt ein persönliches Geheimnis zwischen Gott und mir, eine ganz persönliche Beziehung. Manche denken vielleicht, im Himmel wird das schwierig, weil dort Millionen Christen sind. Sie stellen sich vor, irgendwann haben sie eine fünfminütige Audienz beim König und sind dann wieder weg.
Aber so ist es nicht. Gott wird mit jedem eine Beziehung haben, als ob er der einzige im ganzen Universum wäre. So eine ganz persönliche Beziehung können wir heute schon haben. Wir dürfen eine sehr enge Beziehung zu ihm pflegen.
Wenn wir so leben, betrachten wir unser Leben anders, und unsere Jüngerschaft sieht anders aus, unsere Nachfolge.
Drittens...
Gottes Einladung zur Zusammenarbeit und die Kraft des Gebets
Drittens lädt mich Gott ein, mich mit ihm und seinem Wirken zu verbinden. Was bedeutet das? Gott möchte mit mir zusammenarbeiten. Er gibt mir eine Einladung: Nachdem ich Christ geworden bin, sagt er, dass ich, wenn ich möchte, ein perfekter Mitarbeiter von ihm werden kann. Wenn ich nicht möchte, soll ich mein eigenes Leben leben – Schwierigkeiten werde ich genug haben. Er würde mir gerne helfen, aber wenn ich will, soll ich sein Mitarbeiter werden. Dann arbeiten wir zusammen.
Gott schuf den Menschen zur Zusammenarbeit mit ihm. Als Gott Adam erschuf, machte er ihm klar, dass alles, was Adam tut, in Abhängigkeit von Gott geschehen muss. Adam wurde als ein Abhängigkeitswesen geschaffen. Zuerst waren nur Adam und Gott da, dann kam Eva hinzu. Gott machte Adam deutlich, dass es ihm sehr gut geht, wenn er in völliger Abhängigkeit von Gott lebt.
Was sagte Gott zu Adam? Er sagte: „Hier ist ein Garten. Diesen Garten habe ich vorbereitet, er ist wunderschön, aber du darfst ihn jetzt pflegen.“ Das heißt, Adam sollte dem Garten den letzten Schliff geben. Gott hätte alles perfekt fertig machen können, aber er ließ Adam einige Aufgaben, die er erledigen sollte. Pflege, bebaue und behüte den Garten.
Gott sagte auch: „Füllet die Erde.“ Er wollte, dass sich die Menschen vermehren und die ganze Erde füllen. Was bedeutet das? Stellen wir uns vor, Adam und Eva bekommen viele Kinder – tausend oder zehntausend. Der Garten ist voll. Aber Gott sagte nicht, füllet nur den Garten, sondern füllet die ganze Erde. Was passiert, wenn der Garten voll ist? Adam wird den Garten vergrößern. Mit all seinen Nachkommen kann er den Garten erweitern. Wenn alle mit Gott leben, wird der Paradiesgarten immer größer, der Zaun wird weiter hinausgeschoben. Das Ziel ist, die Erde mit Menschen zu füllen, die so sind wie Adam und Eva – Menschen im Bilde Gottes.
Gott hat den Menschen im Bilde Gottes geschaffen. Nun dürfen sie Kinder haben, die ebenfalls im Bilde Gottes sind. So wird die ganze Welt voller Bilder Gottes sein. Überall wird Gott sichtbar sein – Millionen und Abermillionen von Bildern Gottes. Das ist herrlich! Leider kam die Sünde dazwischen.
Heute aber, nachdem der Herr Jesus begonnen hat, die Menschheit für Gott wiederherzustellen, geht es um dasselbe Thema. Gott sagt: „Ich habe dich erlöst, ich habe dich aus der Sünde herausgerufen. Du hast ein neues Leben und meine Kraft bekommen. Ich möchte, dass das Bild Jesu Christi durch dich sichtbar wird. Ich möchte, dass du mit mir zusammenarbeitest.“ Er lädt mich ein, mich mit ihm und seinem Wirken zu verbinden. Er sagt: „Komm, wir verbinden uns, und wenn du mit mir bist, arbeiten wir gemeinsam.“
Der größte und einzige wirkliche Segen für mich ist, mit Gott zusammenzuarbeiten. Gott zu dienen ist das Schönste für das Geschöpf Gottes. Ihm aus Liebe zu dienen ist erfüllend. Ohne Gott zu arbeiten und zu wirken, ist vergebliche Mühe und bringt viele Schwierigkeiten. Aber Gott will mich führen, mir Begegnungen schenken, mich gebrauchen, segnen und mir seine Schönheiten zeigen. Der Weg der Zusammenarbeit geht über eine lebendige Liebesbeziehung zu ihm.
Wie soll das funktionieren? Gehen wir zurück zu Johannes 14, Vers 12. An jenem Abend, als der Herr Jesus das letzte Mal mit seinen Jüngern zusammen war, erteilte er ihnen äußerst wichtige Lektionen des Christseins. In Johannes Kapitel 13 bis 17 lesen wir diese wichtigen Worte.
In Kapitel 14 sagt der Herr Jesus zu seinen Jüngern: „Ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. Und was immer ihr in meinem Namen bittet, das werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde.“
Was sagt der Herr Jesus hier? Wenn jemand an ihn glaubt, also ihm vertraut, dann wird er Werke durch diesen Menschen tun. Diese Werke werden größer sein als die, die Jesus auf der Erde getan hat. Er sagt nicht, dass der Gläubige die Werke tun wird, die er getan hat, sondern die Werke, die er dann tut. Jesus geht zum Vater.
Was macht Jesus beim Vater? Legt er sich in den Liegestuhl und wartet, bis die Zeit vergeht? Nein. Er ist äußerst aktiv. Der unsichtbare Herr ist in den Himmel aufgefahren, wirkt, handelt und arbeitet. Aber wie macht er das? Durch die Jünger. Sein Geist kommt in die Jünger hinein. Der Geist Christi wirkt in ihnen, und der Herr wirkt durch sie.
So geschehen die Werke Jesu, die jetzt im Himmel getan werden, durch die Jünger auf Erden, durch den Geist Christi. Jesus tut vieles durch uns. Er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Das betrifft Werke, die für die Ewigkeit von Wert sind, bleibende Werke.
Wer an Jesus glaubt, wird die Werke tun, die Jesus tut – ja, sogar größere. Warum größere? Weil Jesus zum Vater geht. Auf der Erde war Jesus gebunden an einen Ort, Israel. Er konnte nicht nach Japan, China oder Amerika reisen. Es gab keine Flugzeuge. Doch jetzt, da er beim Vater ist, kann er überall gleichzeitig wirken: in Amerika, Japan und überall. Deshalb sind die Werke, die jetzt geschehen, viel größer.
Aber wie geschehen diese Werke? Nur durch die Jünger, die ihm vertrauen und mit ihm zusammenarbeiten. Jene, die nicht mit ihm zusammenarbeiten und sagen: „Herr, lass mich mein eigenes Leben leben“, bei denen geschieht nichts. Jesus sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Die anderen, die ihm vertrauen, bei ihnen wird etwas geschehen.
Wir sind Gottes Mitarbeiter. Paulus sagt in 1. Korinther 3, Vers 9: „Wir sind Gottes Mitarbeiter.“ So spricht er, als ob jeder Christ Mitarbeiter sein kann. Sobald jemand Christ geworden ist, kann er Gottes Mitarbeiter sein. Gott möchte jeden Christen gebrauchen.
Er hat den Menschen zur Zusammenarbeit mit sich geschaffen. Er will uns führen, uns Begegnungen schenken. Was müssen wir tun? Wir lesen weiter: In Vers 13 heißt es: „Was immer ihr in meinem Namen bittet, das werde ich tun.“ So funktioniert es: Wir beten, und Gott handelt. Wir beten, und Gott handelt.
Was sollen wir beten? Nicht, dass wir einen schönen Tag haben, ein gutes Auto oder einen Helikopter. Nein, wir beten seine Anliegen im Namen Jesu, also in seinem Interesse. Wenn ich im Namen von Eduard zur Bank gehe, mit seiner Vollmacht, handle ich in seinem Interesse und kann Geld abheben. So ist es auch beim Beten im Namen Jesu: Ich handle im Interesse Jesu.
Man kann nicht einfach beten und am Schluss sagen: „Im Namen Jesu habe ich gebetet“, wenn das oft gar nicht stimmt. Man kann nicht immer im Namen Jesu beten, vor allem nicht, wenn man nicht weiß, ob das Gebet seinem Willen entspricht. Aber es gibt Dinge, die man im Namen Jesu beten kann. Zum Beispiel: „Herr, lehre mich gehorchen. Ich möchte dir dienen und von dir gebraucht werden. Bitte führe mich, öffne mir die Augen für Menschen, die das ewige Leben brauchen. Gebrauche mich in dieser Welt.“ Solche Bitten sind im Namen Jesu, denn das möchte er. Das wissen wir aus der Bibel ganz genau.
Wir bitten, und Gott handelt. Auf der Erde wird gebetet, im Himmel wird gehandelt. „Was ihr auf Erden bindet, wird im Himmel gebunden sein; was ihr auf Erden löst, wird im Himmel gelöst sein.“ Die Erde betet, der Himmel handelt – wenn wir im Willen Gottes beten.
Christus war der ideale Mitarbeiter. Alles, was Jesus auf Erden tat, geschah in Abhängigkeit vom Vater. Alles war geplant, nichts geschah aus eigenem Antrieb. Er betete immer wieder um rechte Führung, und wir sollen es genauso tun.
Beten wir für göttliche Verabredungen, für göttliche Begegnungen. Was sind göttliche Treffen? Man trifft jemanden und merkt: „Das ist von Gott geführt. Jetzt kann ich etwas sagen.“ Eine Schwester erzählte, sie wollte jemanden anrufen. Am Telefon meldete sich eine Frau, die gar nicht die Person war, die sie erreichen wollte. Die Frau sagte: „Bleiben Sie doch dran, ich bin so allein und möchte gern mit Ihnen reden.“ Die Schwester dachte: „Oh, natürlich, ich rede gern mit Ihnen.“ Sie erzählte der Frau, wie sie den Herrn Jesus kennengelernt hat. So wurde die Schwester gebraucht. Das war eine göttliche Verabredung.
Beten wir für solche göttlichen Verabredungen. Der Herr wird uns zur rechten Zeit genügend schicken.
Jesus entschied sich, immer in Abhängigkeit vom Vater zu sein, als er auf der Erde war. Es waren lauter göttliche Verabredungen. Könnt ihr euch erinnern, wie Jesus am Brunnen stand, sehr müde und durstig? Da kam eine Frau, die Wasser schöpfen wollte. Jesus dachte: „Ah, eine göttliche Verabredung.“ Doch es waren zu viele Leute da. Er schickte die Jünger einkaufen. Eigentlich hätte ein oder zwei genügt, aber er schickte alle zwölf, damit er allein mit der Frau sein konnte.
Sie redeten miteinander, und er konnte ihr vom herrlichen Wasser des Lebens erzählen – eine göttliche Verabredung. Danach hatte er keinen Durst mehr, weil es für ihn eine große Freude war, von Gott gebraucht zu werden. So vergaß er seinen Durst. Auch die Frau vergaß ihren Durst und Hunger. Als man ihm zu essen geben wollte, sagte er: „Ich habe genug gegessen. Das ist die Speise, die ich tue, den Willen meines Vaters im Himmel.“
Das war der dritte Punkt: Gott lädt mich ein, mich mit ihm und seinem Wirken zu verbinden.
Gottes Reden durch den Geist und die Bedeutung des Gehorsams
Viertens: Gott spricht
Gott spricht nicht direkt zu uns, sondern durch den Geist. Er hat uns seinen Geist gegeben. Wir sind mit dem Heiligen Geist gesalbt. Im Johannesbrief heißt es, dass wir die Salbung des Geistes haben. Das bedeutet, der Geist Gottes ruht auf uns, der Geist Christi ruht auf uns. Er ist die Kraft Gottes, die uns stärkt. Aber auch spricht er zu uns.
Wie macht er das? Einerseits kann er durch einen Regenbogen zu uns sprechen, uns erfreuen und zeigen, dass es keine Sintflut mehr geben wird, stimmt’s? Aber der Herr spricht auch durch das Wort Gottes, und das tut er am meisten. Wenn wir die Bibel lesen, spricht Gott immer. Jedes Mal, wenn Sie die Bibel lesen, brauchen Sie nicht zu beten: „Herr, sprich zu mir.“ Das brauchen Sie nicht. Es steht auch nirgends in der Bibel, dass wir das beten müssen: „Herr, sprich zu mir.“ Das tut er ja sowieso. Jedes Mal, wenn ich die Bibel lese, wenn wir die Bibel lesen, spricht Gott. Das ist sein Sprechen.
Aber wir sollten vielleicht beten: „Herr, öffne mir die Ohren oder die Augen, dass ich die wunderbaren Dinge an deinem Wort sehe. Lass mich erkennen, was du hier gesagt hast.“ Jedenfalls spricht Gott durch die Bibel. Der Geist Gottes spricht zu mir und macht mir viele Dinge klar durch die Bibel. Aber auch durch Lebensumstände kann mir Gott einiges in meinem Leben klar machen, ebenso durch die Gemeinde, durch Geschwister, die mit mir sprechen, predigen oder mich auf etwas aufmerksam machen. Er wird mir seine Absichten und seine Wege offenbaren.
Gott hat das Anliegen, mir zu offenbaren, was ich tun soll. Ich soll ja sein Mitarbeiter sein, und er will mich gebrauchen. Es ist nicht so, dass ich morgens aufstehe, mich hinsetze und sage: „Herr, ich bin so ein Schwächling und kann gar nichts. Vielleicht kannst du irgendjemand anderen gebrauchen. Ich gehe jetzt wieder ins Bett und schlafe weiter.“ Nein! Der Herr sagt: „Du bist mein Mitarbeiter.“ Er möchte, dass du von dir aus die Bereitschaft zeigst. Also fang an zu beten.
Dann fangen wir an zu beten und sagen: „Herr, du hast mir einen neuen Tag geschenkt, und ich bin gespannt, was dieser Tag bringen wird. Aber eins sage ich dir: An diesem Tag möchte ich dir gehören. Gebrauche mich, ich weihe mich dir, alles will ich dir weihen, aber nur für heute.“ Dann weihen wir uns dem Herrn für die nächsten 24 Stunden. Wunderbar! Am nächsten Morgen sagen wir wieder: „Herr, ich weihe mich dir, aber nur für 24 Stunden.“ Und so geht es Tag für Tag. So können wir uns jeden Tag neu auf den Opferaltar legen. Der Herr wird uns auf irgende Weise seine Wege offenbaren.
In Johannes 14,23 lesen wir: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und eine Wohnung bei ihm machen.“ Und in Vers 21 heißt es: „Der, der mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“ Das heißt, der Herr Jesus offenbart sich, zeigt mir etwas von sich. Auf irgendeine Weise macht er mir klar, führt er mich, und ich werde dann wissen: Aha, es gibt einige Dinge, die sind dran.
Zum Beispiel gibt es Dinge, die ich sowieso weiß, die dran sind. Ich muss meine Pflichten erfüllen: meine Vaterpflichten, meine Mutterpflichten, meine Kinderpflichten, meine Schulpflichten. Das ist alles schon auf dem Programm, das ist alles schon klar. Aber dann bleibt noch freie Zeit übrig. Dann kann ich wieder beten: „Herr, jetzt habe ich freie Zeit. Was ist jetzt dran? Wie willst du diese Zeit von mir füllen?“ Und dann füllt er diese Zeit.
Wie heißt das Lied? „Herr, fülle meinen Tag, dass er dir Früchte bringe.“ Kennt ihr dieses Lied? „O Heiland, fülle meinen Tag, dass er dir Früchte bringe.“ Ich weiß nicht, wie es weitergeht, jedenfalls ist es ein Lied, das zeigt: „Ja, Herr, ich bin bereit, aber jetzt fülle du ihn, fülle du den Tag mit den Dingen, die ich tun darf.“ Und dann führt er uns.
Manchmal führt er uns ganz konkret. Manchmal geschieht es, dass er uns irgendwie per Zufall – in Anführungszeichen – mit irgendjemand zusammenführt und sich etwas ergibt. Oder es kommt jemand zu uns. Manchmal wissen wir durch unser Gewissen, was wir zu tun haben. Es ist oft so, wenn wir mit dem Herrn leben, arbeitet er die ganze Zeit an uns.
Ich denke, die meisten von uns – oder vielleicht alle – wissen genau, an welchem Gebiet der Herr gerade an uns arbeitet. Ich weiß, in welchen Punkten ich Probleme habe, und der Herr hat seinen Finger hingelegt und sagt: „Komm, wir machen da ein kleines Programm jetzt, da musst du noch etwas lernen.“ Dann weiß ich: Aha, da ist der Herr jetzt dran, er will mich unterweisen.
Der Heilige Geist macht mich durch das Gewissen aufmerksam und zeigt mir, was zu tun ist oder wo etwas nicht in Ordnung ist in meinem Leben, was ich noch ordnen muss. Manchmal gibt es auch besondere Führungen, aber wir müssen Acht geben. Besondere Führungen sind sehr selten.
Es gibt Zeiten, in denen einem vorkommt: „Das muss ich jetzt tun.“ Das gibt es. Ich erinnere mich an eine solche Zeit in meinem Leben. Mein Vater ging es nicht gut in Österreich, und ich wohnte in der Schweiz, fünf bis sechs Stunden entfernt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, und meine Mutter hat angerufen, dass es ihm nicht gut geht.
Ich bin dann in den Wald gegangen, habe mit dem Herrn über meinen Vater gebetet. Er hatte schon längere Zeit Krankheiten, und ich wusste, es geht ihm nicht gut. Er war nicht gläubig. Während ich so betete und dem Herrn alles erzählte, kam ein Gedanke: „Fahr doch jetzt nach Österreich!“ Ich sagte: „Herr, ich habe den Gedanken, nach Österreich zu fahren, aber ich habe heute Abend Jugendstunde und morgen eine Predigt. Ich könnte am Sonntagnachmittag fahren.“ Ich betete weiter, und dann kam wieder der Gedanke: „Fahr nach Österreich, jetzt!“
Das war keine Stimme, einfach ein Gedanke. Ich fragte den Herrn: „Ist der Gedanke von dir oder von mir? Fahr nach Österreich jetzt.“ Dann sagte ich: „Herr, ich werde mit meiner Frau reden. Wenn sie einverstanden ist, müssen wir alles absagen – die Jugendstunde absagen oder jemanden suchen, der sie übernimmt, und die Predigt absagen und jemanden suchen, der für mich predigt.“
Ich ging nach Hause, sagte es meiner Frau, und sie meinte: „Dann fahr doch zu deinem Vater!“ Das habe ich dann gemacht. Ich sagte die Predigt ab, setzte mich ins Auto und fuhr nach Österreich. Ich besuchte meinen Vater im Krankenhaus. Er konnte zwar nicht gut sprechen, hatte eine geschwollene Zunge, aber es ging ihm sehr schlecht.
Das Erste, was ich tat, war: „Vater, wir beten jetzt.“ Wir beteten zusammen. Dann sagte ich zu ihm: „Vater, nimm den Herrn Jesus an als deinen Erlöser.“ Mein Vater kannte schon vieles vom Evangelium. Jedenfalls nickte er fest mit dem Kopf. Ich konnte dann noch lange mit ihm an diesem Abend zusammen sein.
Dann fuhr ich zu meiner Mutter. Am Sonntag besuchten wir den Vater nochmals, da waren auch die Geschwister dabei. Persönlich konnte ich nicht viel mit ihm reden. Am Montag wollte ich ihn nochmals besuchen, aber man ließ mich nicht ins Krankenhaus. Am Dienstag wurde mein Vater ins künstliche Koma gelegt. Von diesem Koma ist er nie mehr aufgewacht, das heißt, er ist gestorben.
Die letzte Gelegenheit, mit meinem Vater zu reden, war dieser Samstagabend. Wenn ich einen Tag später gefahren wäre, hätte ich diese Gelegenheit nicht mehr gehabt. Da habe ich verstanden: Ah, das war vom Herrn! Das war eine ganz offensichtliche, direkte Führung vom Herrn, dieser Gedanke: „Fahr nach Hause!“ Das gibt es. Es gibt es nicht oft, aber manchmal haben wir solche Erfahrungen.
Manchmal täuschen wir uns auch, und dann haben wir uns halt getäuscht. Aber ich will nur sagen, wir sollten nicht unbedingt damit rechnen. Es gibt auch solche ganz konkreten Führungen, und der Herr möchte uns einmal so gebrauchen. Manchmal gebraucht er uns, ohne dass wir es wissen.
Wir sprechen mit jemandem, und der andere wird tief getroffen, während wir gar nichts davon wissen. Der Herr möchte jeden Menschen in seinem Königreich gebrauchen. Ich muss weitermachen.
Die Glaubensentscheidung und das Handeln als Antwort auf Gottes Einladung
Fünfter Punkt: Gottes Einladung an mich, für ihn zu wirken, führt immer zu einer Glaubensentscheidung. Das bedeutet, es ist eine Entscheidung, die von mir Glauben und Handeln verlangt.
Es wird also immer so sein, dass Gott fragt: Möchtest du oder nicht? Du entscheidest. Gott gibt mir eine Einladung. Er sagt: Du kannst mit mir zusammenarbeiten, aber du entscheidest, ob du mitmachen willst oder nicht.
Wenn ich dann sage: Ja, Herr, ich möchte dir gehorchen, kommt eine Situation, in der ich mich entscheiden muss. Werde ich jetzt gehorchen oder nicht? Was werde ich jetzt tun?
Mir ging es so: Da war dieser Gedanke, jetzt geh zu diesem Mann am Strand hin und rede mit ihm. Jetzt konnte ich entscheiden: Ach, komm, lass es! Ich kann das sowieso nicht gut, so mit Leuten reden. Das ist nicht meine Gabe. Ich bin kein Evangelist. Ich lerne lieber die Bibel, aber ich kann nicht so persönliche Gespräche mit Leuten anfangen. Und ich tue mir so schwer, den ersten Satz zu sagen.
Kann man alles sagen, oder? Der Herr sagt: Willst du jetzt gehorchen oder nicht? Du hast gerade vorher gebetet, dass du Gehorsam lernen möchtest. Also bitteschön, jetzt gebe ich dir eine Chance. Willst du jetzt gehorchen oder nicht?
Jetzt ist die Frage: Werde ich gehorchen oder werde ich nicht gehorchen? Da muss man manchmal bitten: Herr, jetzt führe du mich! Auch in dieser Sache kannst du mir Kraft und Gelingen geben, dass ich ein bisschen über meinen Schatten springe.
Es ist eine Einladung, und es liegt an mir, ob ich darauf eingehe oder nicht. Ich muss die Entscheidung treffen, immer, jedes Mal.
Vielleicht liegst du im Bett und dann kommt der Gedanke: Aufstehen! Und du denkst: Nein, jetzt möchte ich liegen bleiben. Aber vielleicht wäre es doch gut, jetzt aufzustehen. Dann hättest du noch eine gewisse Zeit im Gebet. Jetzt hat der Herr dich vor dem Wecker geweckt. Sollst du aufstehen oder nicht?
Du kannst auch im Bett liegen bleiben oder weiter schlafen. Aber vielleicht möchte der Herr, dass du jetzt mal betest, mehr betest als sonst. Also gut, raus aus dem Bett und betest. Dann merkst du: Das war gut, dass ich gebetet habe. Es hat genau gepasst. Es gab so viele Anliegen, und es war so wichtig. Du hast große Freude daran.
Entscheiden bedeutet für mich ein ganz konkretes Handeln. Manchmal stehen wir vor der Entscheidung: Soll ich mir ein neues Handy kaufen oder nicht? Oder soll ich mir eine neue Bibel kaufen? Herr, wie soll ich das Geld verwenden?
Der Herr führt jeden persönlich, und ich muss lernen, Prioritäten zu setzen. Gottes Einladung an mich, für ihn zu wirken, führt immer zu einer Entscheidung, die von mir Glauben verlangt und ein Handeln, ein Tun.
Die Notwendigkeit der täglichen Neuausrichtung im Glauben
Sechstens: Ich muss mein Leben immer wieder neu ausrichten, um mich an dem zu beteiligen, was Gott tut und was Gott tun möchte.
In Römer 8,5 steht: „Die des Geistes sind Sinnen auf die Dinge des Geistes.“ Die, die des Geistes sind, sind beschäftigt mit den Dingen des Geistes und somit nach dem Heiligen Geist ausgerichtet. Diejenigen, die nach dem Fleisch sind, richten sich nach den Dingen des Fleisches aus, das heißt nach den diesseitigen Dingen.
Ich muss jedes Mal neu entscheiden und mein Leben ausrichten. Vielleicht geht es uns heute gut, heute sind wir auf Gott ausgerichtet. Wir haben Gottes Wort gehört, viel gelesen, Freude erlebt und vielleicht viel gebetet – wunderbar! Aber morgen ist wieder ein neuer Tag. Wenn ich meine stille Zeit und das Gebet vernachlässige, und alles andere wichtiger wird – das Handy, das Essen oder andere irdische Dinge – dann bin ich wieder falsch gepolt.
Das ist wie beim Radio, wenn der Sender verstellt ist. Dann muss ich neu einstellen. Mein geistliches Leben muss ich jeden Morgen neu ausrichten. Ich muss erneut sagen: Herr, gestern ist es gut gegangen mit dir, und ich entscheide mich auch heute wieder für dich. Ich will diesen Tag mit dir leben. Ich gebe dir mein Leben für die nächsten 24 Stunden zurück und bitte dich, mich zu gebrauchen, mich Gehorsam zu lehren, mich zu lehren, dich zu genießen, und eine Freundschaft sowie Liebesbeziehung mit dir zu pflegen.
Hilf mir, mehr mit dir zu sprechen und mich für das zu interessieren, was dein Reich betrifft. So beschäftige ich mich mit dem Wort Gottes, habe Gemeinschaft mit ihm und mit Geschwistern in der Gemeinde. Dann richte ich mich wieder richtig aus.
Das brauchen wir immer wieder, weil wir eine Neigung haben, abzudriften. Das ist wie beim Auto: Manche Autos sind nicht ganz richtig eingestellt. Wenn du das Lenkrad loslässt, zieht es immer nach rechts – da stimmt etwas mit der Lenkung nicht. Genauso sind wir: Wir ziehen immer ein bisschen weg. Deshalb müssen wir immer wieder zurückhalten und neu einstellen.
Der Herr wird das sehr, sehr segnen.
Gott kennenlernen durch Gehorsam und Erfahrung
Siebtens: Ich lerne Gott mehr kennen durch Erfahrungen, und zwar in dem Maß, in dem ich ihm gehorche. Das stimmt wirklich, das kann ich bezeugen. Wenn ich es einmal geschafft habe, Gott wirklich zu gehorchen, was ist das Ergebnis? Ich habe etwas gelernt. Ich habe gelernt, dass es das Schönste ist, Gott zu gehorchen. Ich habe gelernt, dass Gott es so gut mit meinem Leben meint und dass er mich in dieser Welt für andere Menschen gebrauchen will.
Dann merke ich, wie unsinnig es wäre, nur für meine eigenen Lüste, Ideen und Vorstellungen zu leben. In dem Maß, in dem ich ihm gehorche und er sein Werk durch mich vollbringen kann, werde ich ihn kennenlernen und ihn noch mehr lieben lernen.
In Johannes 14,21 heißt es: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; und wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“ Ich werde ihm also mehr von mir zeigen. Gehorsam ist der entscheidende Knackpunkt – Gehorsam.
Das haben wir schon bei unseren Eltern gelernt, die uns das eingeübt haben, in der Erziehung, vielleicht auch in der Schule. Dort haben wir Gehorsam geübt. Und dann sind wir Christen geworden und üben weiterhin Gehorsam.
Gott sagt: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und lass dir meine Wege wohlgefallen.“ Er will unser Herz, das heißt unser Inneres, unser Denken und unsere Gedanken. Aber wenn meine Gedanken ständig bei meinem Mobiltelefon oder Smartphone sind, wird das nicht funktionieren. Wenn meine Gedanken jedoch bei Gott sind, dann wird es gehen.
Der Herr Jesus hat übrigens auch Gehorsam gelernt. Er musste es nicht durch Ungehorsam lernen, aber er hat es gelernt. In Hebräer 5,7-8 steht: „Obwohl er Sohn war, hat er durch das, was er litt, den Gehorsam gelernt.“ Er musste ihn nicht als Ungehorsamer lernen, aber er hat ihn erfahren. Er hatte nie die Erfahrung gemacht, was es heißt zu gehorchen, denn er war ja Gott selbst. Gott braucht nicht zu gehorchen; Gott regiert einfach.
Aber als er Mensch wurde, hat er kennengelernt, was es heißt, gehorsam zu sein. Er ging den Weg des Gehorsams bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz. Und so wurde er für die, die ihm gehorchen, zum Urheber eines ewigen Heils.
Jesaja 50,4 sagt: „Mein Herr, Jachwe, hat mir eine Zunge des Belehrten gegeben, die Zunge eines Jüngers, damit ich den Müden durch ein Wort aufrichten kann. Er weckt mich jeden Morgen, er öffnet mir das Ohr, damit ich höre, wie ein Jünger hört, wie jemand, der belehrt wird. Mein Herr, Yahweh, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, ich bin nicht zurückgewichen. Ich bot meinen Rücken denen, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mich rauften. Mein Angesicht verberge ich nicht vor Schmach und Speichel. Aber mein Herr, Yahweh, hilft mir; darum bin ich nicht zu Schanden geworden. Darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein, und ich wusste, dass ich nicht beschämt werden würde.“
Der Herr hat sein Angesicht fest gemacht wie einen Kieselstein, und er sagt: „Wir gehen nach Jerusalem.“ Er richtete sein Angesicht fest darauf, nach Jerusalem zu ziehen. Was bedeutet Gehorsam in Jerusalem? Gehorsam bis zum Tod am Kreuz.
Ich lerne Gott durch Erfahrungen kennen, in dem Maß, in dem ich ihm gehorche und er sein Werk durch mich zur Vollendung bringt.
Bhaksing, ein indischer Missionar, mit dem möchte ich schließen. Er lebte fast hundert Jahre, starb im Jahr 2000 und wurde 1902 oder 1903 geboren. Durch ihn sind, man sagt, etwa tausend Gemeinden in Indien entstanden. Dort gab es eine große Erweckungsbewegung.
Bhaksing sagte in seinen Predigten manchmal: „Das größte Problem der Christen ist, dass sie nicht gehorsam sind.“ Er konnte nicht gut reden. Er sprach wie ein Maschinengewehr und hatte einen Sprachfehler. Trotzdem sagte er abgehackt: „Das größte Problem, die Christen, sie können nicht gehorchen. Das ist tatsächlich der wunde Punkt. Der Herr würde euch gebrauchen, wenn ihr ihm gehorchen würdet.“
Bei ihm war es so, dass er sehr viel betete, stundenlang. Dann stand er auf, nahm seine Bibel und ging irgendwo hin, um das Evangelium zu verkündigen.
Einmal kam er spät am Abend nach Hause, war sehr müde und warf sich auf sein Bett. Zuerst betete er im Knien, um weiter beten zu können. Während er betete, kam der Gedanke: „Geh nach draußen.“ Er hatte nur ein ganz kleines Zimmer mit einem Tisch und einem Bett. Er betete weiter, und wieder kam die Stimme: „Geh nach draußen.“ Er antwortete: „Nein, Herr, ich bin müde, ich gehe jetzt schlafen.“ Aber der Gedanke blieb: „Geh nach draußen und geh nach rechts.“
Dann sagte er: „Also gut, Herr, ich mag zwar nicht, aber ich gehe jetzt trotzdem hinaus.“ Er ging hinaus, ging nach rechts und sah zwei Moslems vor sich gehen. Er lief ihnen nach und rief: „Wartet, wartet, wartet! Was ist los?“ Er sagte ihnen: „Ich muss euch sagen, dass ich Jesus Christus gefunden habe. Jesus Christus ist der einzige Weg des Heils.“ Dann erklärte er den beiden Moslems den Heilsweg.
Einer winkte gleich ab, aber der andere sagte: „Na, reden Sie weiter.“ Am nächsten Tag traf er sich noch einmal mit dem Zweiten, und dieser bekehrte sich wenige Tage später.
So hat der Herr ihn gebraucht – einfach, weil er gehorsam war. Das kann man in der Biografie von Bhaksing im ZLV-Verlag nachlesen.
Der Herr möge uns segnen und uns helfen. Beten wir füreinander, dass der Herr uns in dieser Welt gebrauchen möge, jeden an seinem Platz, aber dass er uns gebrauche zu seiner Ehre.
