Einleitung und persönliche Einführung
Wie kann ich Gott erleben?
Von Chris Morphew
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich habe Urlaub. Deshalb diese exklusive Lesung.
Die Herausforderung des Gebets im Alltag
Wie und warum sollte ich beten? Wenn Menschen darüber sprechen, dass Gott weit entfernt erscheint, wird das Gebet oft erwähnt. Du redest zu Gott, aber es fühlt sich so an, als würdest du mit dir selbst sprechen. Du bittest ihn um etwas, doch er gibt es dir nicht. Du betest, dass eine bestimmte Sache nicht passiert, aber sie geschieht trotzdem.
Warum also überhaupt noch beten, wenn es scheinbar nichts bringt? Nun, vermutlich hängt das davon ab, wozu du Gebet für gedacht hältst. Versteh mich nicht falsch: Gott liebt es, unsere Gebete zu erhören, und auf irgendeine Weise tut er das auch immer.
Aber ich glaube, bevor wir wirklich anfangen, das Gebet zu genießen, müssen wir zuerst erkennen, dass es um viel mehr geht, als nur darum, dass Gott macht, was wir wollen. Ich möchte dir zeigen, was ich meine.
Das Vaterunser als Schlüssel zum Gebet
Sieh dir dieses Gebet an, das Jesus seinen ersten Auszubildenden beigebracht hat:
„Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
(Matthäus 6,9b-13)
Zunächst einmal eine Frage: An wen ist dieses Gebet gerichtet? Wer wird angesprochen? Natürlich, es ist Gott. Aber das Gebet beginnt nicht mit „Lieber Gott“. Es fängt an mit „Unser Vater“, und das ist eine Riesensache. Das Wort „Gott“ bedeutet für viele Menschen ganz unterschiedliche Dinge. Hier aber lädt uns Jesus ein, Gott mit derselben Sicherheit und Vertrautheit zu nahen, wie ein Kind mit seinem Vater spricht.
Natürlich gibt es verschiedene Arten von Vätern, und sie sind nicht alle toll. Wenn Gott also unser Vater im Himmel ist, was für ein Vater ist er? Um das zu beantworten, müssen wir nur die Bibel aufschlagen und auf Jesus schauen. Denn Jesus sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Johannes 14,9)
Wenn du siehst, wie Jesus Menschen annimmt, die von allen anderen unbeachtet bleiben, so ist unser Vater im Himmel. Wenn du siehst, wie Jesus geduldig mit seinen Jüngern aushält, egal wie oft sie Fehler machen und ihn immer wieder um eine neue Chance bitten müssen, so ist unser Vater im Himmel.
Wenn du siehst, wie Jesus an einem Kreuz hängt und sein Leben gibt, um für all die Wege zu bezahlen, auf denen wir uns verirrt haben, und wie er für die Menschen, die ihn zu Tode quälen, um Vergebung bittet, so ist unser Vater im Himmel.
Je mehr wir all das erkennen, desto mehr wird unsere Erfahrung des Gebets erneuert.
Die Bedeutung von Gott als liebendem Vater im Gebet
Gott als deinen liebenden Vater zu erkennen bedeutet zum einen, dass du dir keine Sorgen mehr darüber machen musst, ob du die richtigen Worte benutzt. Ein Gebet ist keine Rede. Es ist ein Gespräch mit jemandem, der dich liebt, der dich besser versteht als du dich selbst und der weiß, was du meinst und was du brauchst – selbst wenn du nicht die Worte dafür findest (Römer 8,26).
Also sag einfach, was dir auf dem Herzen liegt, und sei sicher, dass Gott es verstehen wird und dass du ihm wichtig bist. Da Gott dein liebender Vater ist, gibt es nichts, was du ihm nicht sagen darfst.
Ehrlichkeit im Gebet: Das Beispiel von König David
Sieh dir dieses Gebet von König David an:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum bist du so weit weg? Du hörst mein Schreien nicht. Mein Gott, ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe bei Nacht und finde nicht Ruh.“ (Psalm 22,2-3)
David hält sich nicht gerade zurück, oder? Er schüttet sein ganzes Herz vor Gott aus und sagt genau, wie er sich fühlt.
Und genau so lädt Gott auch uns ein, zu ihm zu kommen. Gott weiß bereits alles, was du denkst und fühlst. Deshalb kannst du auch gleich ehrlich zu ihm sein.
Je mehr du lernst, deine tiefsten Gedanken und Gefühle mit Gott zu besprechen, desto mehr wirst du entdecken, dass du dich darauf verlassen kannst, dass Gott dir durch alles hindurch hilft, was das Leben dir an Schwierigkeiten bereitet.
Die Bedeutung des Heiligens von Gottes Namen und des Reiches Gottes
Zurück zu dem Gebet von Jesus. Als Nächstes lesen wir: Dein Name werde geheiligt. Die Grundidee ist hier, dass wir Gottes Größe und Liebe erkennen und ihn so behandeln, wie es ihm zusteht.
Jesus möchte, dass wir dafür beten, Gott immer besser kennenzulernen. Außerdem sollen auch die Menschen um uns herum, die ihn noch nicht kennen, ihn lieben und ehren lernen.
Das bringt uns zum nächsten Satz: Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Jesus lädt seine Auszubildenden ein, mit Vorfreude den Tag zu erwarten, an dem er sein Reich auf der Erde errichtet. Das heißt, wenn er zurückkommt, um diese Welt wieder zu unserem perfekten Zuhause zu machen.
In der Zwischenzeit können wir Gott um seine Hilfe bitten, damit wir als Menschen leben, die jetzt schon zu diesem künftigen Reich gehören. Jetzt, hier und heute, als Menschen, die von Gottes Liebe so verändert werden, dass wir wiederum ihn und andere lieben.
Das Gebet um tägliche Versorgung und Gemeinschaft
Im nächsten Teil des Gebets geht es darum, Gott um das zu bitten, was wir brauchen. Zuerst möchte ich auf Folgendes hinweisen: Jesus sagt nicht, dass wir beten sollen: „Mein tägliches Brot gib mir heute“, sondern „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Dieselbe Ausdrucksweise finden wir im gesamten Gebet: „Unser Vater, vergib uns“, „führe uns“, „erlöse uns“.
Offenbar geht es im Gebet nicht nur um mich, sondern um uns. Auf der ersten Ebene bittest du Gott, dir dein tägliches Brot zu geben. Dabei geht es jedoch nicht nur um Essen. Bitte ihn um alles, was du brauchst, und danke ihm, wenn er es dir gibt.
Auf der nächsten Ebene betest du dann für andere. Du bittest Gott, den Menschen um dich herum zu helfen. Aber ich glaube, es gibt hier noch eine tiefere Ebene. Wenn du dich daran erinnerst, dass Gott uns geschaffen hat, damit wir gemeinsam mit ihm über seine Welt herrschen und sie bewahren, dann sollte es uns nicht überraschen, dass ein wichtiger Kanal, den Gott wählt, um Menschen zu helfen, andere Menschen sind.
Das bedeutet, dass deine Gebete auch eine Möglichkeit sind, dich auf die Art und Weise einzustellen, wie Gott dich vielleicht einlädt, seine Antwort auf das Gebet eines anderen zu werden. Frag dich also: Wer um dich herum hat nicht sein tägliches Brot? Wer hat nicht alles, was er oder sie täglich braucht? Und wie lädt Gott dich möglicherweise zum Helfen ein?
Wie kannst du das nutzen, womit Gott dich gesegnet hat, um für andere ein Segen zu sein?
Vergebung und Versuchung im Gebet
Das Gebet eröffnet uns auch die Möglichkeit, Gott zu bitten: „Vergib uns unsere Schuld und führe uns nicht in Versuchung.“ Es lädt dazu ein, zu bekennen, wenn wir uns an ihm oder an anderen schuldig gemacht haben. Wir können ihn um Vergebung bitten und um Hilfe, uns von allem fernzuhalten, was uns versuchen will, dieselben zerstörerischen Entscheidungen erneut zu treffen.
Dabei heißt es nicht einfach „Vergib mir“, sondern „vergib uns, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Wenn du dein Vertrauen auf Jesus setzt, bietet dir Gott grenzenlose Vergebung – immer wieder, egal wie oft du sie brauchst. Denn Jesus hat am Kreuz deine ganze Schuld bereits bezahlt.
Gottes Vergebung uns gegenüber sollte jedoch Hand in Hand gehen damit, dass wir anderen Menschen vergeben. Gottes Vergebung zu erfahren bedeutet, mit der Hilfe von Gottes Geist zu lernen, den Menschen in unserer Umgebung mit derselben grenzenlosen Vergebung zu begegnen, mit der Jesus uns begegnet.
Gebet als tägliche Praxis: Morgenritual
Wie nehmen wir nun all das und bauen es in unseren Alltag ein? Bei mir sieht das folgendermaßen aus.
Erstens versuche ich, wie schon gesagt, jeden Tag mit ein paar ruhigen Momenten im Gebet zu beginnen. Bevor ich irgendetwas anderes mache, bevor ich die Nachrichten auf meinem Handy lese oder mir Gedanken über den Tag mache, nehme ich mir ein bisschen Zeit, um still zu werden. Ich erinnere mich daran, dass Gott bei mir ist und geduldig darauf wartet, dass ich meinen Fokus wieder auf ihn richte.
Ich danke Gott für den neuen Tag. Ich bete für meine Freunde und Familie sowie für jeden, den Gott mir gerade aufs Herz legt. Ich bitte Gott, mir zu helfen und mich durch alles hindurchzuleiten, was am Tag auf mich zukommt.
Außerdem bitte ich ihn, mich immer wieder daran zu erinnern, dass er den ganzen Tag bei mir ist. Er soll mir helfen, all die Arten und Weisen zu bemerken, wie er mich segnet und für mich sorgt. Ebenso möchte ich all die Gelegenheiten wahrnehmen, die er mir gibt, damit ich seine Liebe bei den Menschen in meinem Umfeld übe.
Gebet als ständige Haltung im Alltag
Das bringt mich zu der zweiten Weise, wie ich versuche, das Gebet zu einem regelmäßigen Teil meines Lebens zu machen.
Es gibt eine Bibelstelle, die bei mir immer für Verwirrung gesorgt hat: „Freut euch allezeit, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1. Thessalonicher 5,16-18).
Was bedeutet es, „immer zu beten“? Gott kann doch nicht von uns verlangen, dass wir die ganze Zeit beten. Was ist mit all den anderen Dingen, die wir erledigen müssen?
Dann begann ich zu verstehen, dass Gott uns nicht einlädt, anstatt unser Leben zu leben, zu beten. Er lädt uns ein, während wir unser Leben leben, zu beten.
Bruder Lawrence, ein Schüler Jesu, der vor etwa vierhundert Jahren lebte, nannte das „die Gegenwart Gottes erlernen“. Damit meinte er, dass es uns immer mehr zur Gewohnheit werden sollte, uns an Gottes Gegenwart und Liebe zu erinnern.
Und das ist ganz einfach: Erinnere dich im Laufe des Tages so oft wie möglich daran, dass Gott bei dir ist. Wenn du etwas bekommst, danke Gott dafür. Wenn du merkst, dass du einen Fehler gemacht hast, bitte Gott um Vergebung. Wenn du mit jemandem sprichst, bete für diese Person.
Es muss kein langes oder kompliziertes Gebet sein. Ein einfaches „Danke“, „Entschuldigung“ oder „Bitte hilf mir“ in deinen Gedanken reicht aus. Eine oder zwei Sekunden genügen.
Ich habe festgestellt: Je mehr ich die Gegenwart Gottes erlerne, desto näher fühle ich mich ihm. Und desto mehr erlebe ich von seiner Liebe, seiner Freude und seinem Frieden.
Gebet als Abendritual und Reflexion
Meine dritte Gebetsgewohnheit praktiziere ich am Ende des Tages, wenn ich im Bett liege. Ich denke an meinen Tag zurück und stelle mir ein paar Fragen.
Als Erstes frage ich mich: Was ist gut gelaufen? Wofür kann ich dankbar sein? Ich nehme mir einen Moment, um Gott für diese Dinge zu danken.
Zweitens überlege ich: Was ist nicht gut gelaufen? Wofür muss ich mich bei Gott entschuldigen und wovon muss ich mich abwenden? Ich nehme mir einen Moment, um bei Gott diese Dinge zuzugeben und ihn um Entschuldigung zu bitten. Das tue ich im Wissen, dass er schon darauf wartet, mir zu vergeben.
Drittens frage ich mich: Wie fühle ich mich am Ende des Tages? Ich versuche, so ehrlich wie möglich zu sein, und bete mit Gott diese Gefühle durch.
Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, diese Schritte exakt so zu befolgen. Zerbrich dir noch nicht einmal den Kopf, wenn du bei der Hälfte einschläfst. Das Wichtigste ist, dass du deinen Tag mit Gott beginnst und beendest und alles mit Gott zusammen verarbeitest – so, als würdest du mit einem Freund oder einer Freundin darüber reden.
Praktischer Tipp: Das Gebetstagebuch
Ein letzter Tipp: Erinnerst du dich noch an das Dankbarkeitsnotizbuch, das ich im letzten Kapitel erwähnt habe? Überlege, ob du es nicht zu einem Gebetstagebuch erweitern möchtest.
Schreibe zu Beginn des Tages oder wann immer es für dich am besten passt nicht nur auf, wofür du dankbar bist, sondern auch, worum du Gott bitten möchtest, wofür du dich bei ihm entschuldigen willst oder was dich sonst noch bewegt.
Das wird dir zum einen helfen, deine Aufmerksamkeit auf das zu richten, wofür du betest. Zum anderen liebt Gott es, wie schon gesagt, unsere Gebete zu erhören – auch wenn es beim Beten um so viel mehr geht, als darum, dass Gott tut, was du willst.
Einige dieser Gebete aufzuschreiben, gibt dir die Möglichkeit, nach einem Monat oder einem Jahr zurückzuschauen und zu sehen, wie oft Gott sie tatsächlich erhört hat – wenn auch vielleicht nicht genau so, wie du es erwartet hast.
Schlusswort und Einladung zum Gebet
Das war es für heute. Bitte bete für den evangelistischen Verteileinsatz von OM in Berlin an Ostern.
Ich habe zusammen mit Freunden einen Chatbot entwickelt. Auf www.osterhase.chat kann man sich mit dem Osterhasen über Jesus unterhalten.
Wenn du diese evangelistische Aktion auch finanziell unterstützen möchtest, findest du alle Informationen dazu unter der angegebenen Adresse.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
