Ich denke, eine der schönsten Aufgaben für mich als Pastor ist es, einen jungen Mann in das Amt als Pastor einzusetzen, den ich selbst ein wenig mitprägen durfte. Sam, ich freue mich sehr, dass ich bereits dreieinhalb Jahre miterleben durfte, wie Gott dich wachsen ließ – in deinen Begabungen, in deinem Herz für die Gemeinde und auch für den Pastorendienst.
Ich freue mich noch mehr darauf, zu sehen, was der Herr in den nächsten Jahren durch dich tun wird, jetzt als Jugendpastor und auch als Ältester in dieser Gemeinde.
Zu deinem Dienstbeginn möchte ich dir, aber auch uns allen, einen Text predigen, der, glaube ich, sehr gut zu diesem Anlass passt. Es sind Worte eines älteren Pastors, gerichtet an einen jüngeren Pastor – Worte, die der Apostel Paulus an Timotheus geschrieben hat.
Wir schauen uns heute gemeinsam den ersten Timotheusbrief, Kapitel 4, die Verse 12 bis 16 an. Diese Worte sind in gewisser Weise besonders für Sammy gedacht, doch es sind auch Worte, die wir alle persönlich hören sollten.
Mein Gebet war schon vor dem Gottesdienst, dass wir jetzt nicht nur an Sammy denken, sondern uns alle auch persönlich fragen: Beschreibt mich das? Lebe ich so? Strebe ich danach, mehr ein solcher Christ zu sein?
Der Titel der heutigen Predigt sollte jeden einzelnen hier unter uns ansprechen: „Hab Acht auf dich selbst und auf die Lehre, denn es geht um alles.“
Ich lese uns 1. Timotheus 4,12-16 vor:
Niemand verachte dich wegen deiner Jugend, du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit. Fahre fort mit Vorlesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme. Lass nicht außer Acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten.
Dies soll deine Sorge sein. Gehe damit um, damit dein Fortschreiten allen offenbar werde. Hab Acht auf dich selbst und auf die Lehre, beharre in diesen Stücken. Denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören.
Soweit unser Text für heute.
Einführung in den Predigttext und seine Bedeutung
Wir wollen diesen Text in drei Abschnitten betrachten. Zuerst sehen wir uns in Vers 12 den Satz „Hab acht auf dich selbst“ an. Dann folgen die Verse 13 bis 15 mit der Aufforderung „Hab acht auf die Lehre“. Schließlich betrachten wir in der zweiten Hälfte von Vers 16 die Begründung, warum es so wichtig ist, dass wir achtgeben – sowohl auf uns selbst als auch auf die Lehre. Es geht dabei wirklich um alles.
Bevor wir uns diese drei Punkte und den Text genau anschauen, möchte ich mit uns beten, dass Gott uns hilft, sein Wort in rechter Weise zu hören und auch danach zu leben.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet: Dass du durch dein Wort sprichst, dass du Samy ermutigst für den Dienst, den er heute beginnt, und dass du ihm Wegweisung gibst durch dein heiliges Wort. Wir bitten dich, dass wir alle dein Wort hören als ein Wort, das auch zu uns spricht. Herr, dein Wort ist lebendig und kräftig. Deshalb beten wir voller Zuversicht, dass dein Wort nun auch in uns wirkt. Herr, mach du uns bereit, zu hören und dann auch danach zu leben. Das erbitten wir in Jesu Namen. Amen.
Hintergrund und Kontext des Timotheusbriefes
Da wir heute nicht wie sonst üblich einfach ein Bibelbuch von Anfang bis Ende durchpredigen, sondern mitten in ein Buch einsteigen, ist es vielleicht hilfreich, kurz die Situation zu klären.
Paulus war selbst relativ lange in Ephesus gewesen. Er hatte dort mitgeholfen, die Gemeinde zu gründen, und diente dort zweieinhalb Jahre lang – länger als an jedem anderen Ort. Ab nächster Woche kehren wir zum ersten Gründerbrief zurück. Das war die erste Gemeinde, in der Paulus länger als anderthalb Jahre als Pastor tätig war. In Ephesus war er sogar zweieinhalb Jahre, und sein Dienst hatte weitreichende Folgen für die ganze Region.
Irgendwann war es jedoch an der Zeit, weiterzuziehen. Paulus ließ seinen jungen Mitarbeiter, den er auf der zweiten Missionsreise mitgenommen hatte – Timotheus –, in Ephesus zurück. Timotheus sollte dort bleiben und die Gemeinde weiterführen. Es war inzwischen die dritte Missionsreise, und Timotheus sollte in gewisser Weise das fortsetzen, was Paulus begonnen hatte.
Einige Jahre später schreibt Paulus diesen Brief an Timotheus, um ihm noch einmal Anweisungen zu geben. Zum einen im Hinblick auf die Gemeinde, was wir vor allem in den ersten drei Kapiteln sehen. Zum anderen auch ganz persönlich, wie Timotheus seinen Dienst tun soll. Dies führt uns zum heutigen Predigttext in Kapitel 4.
Hier wird der Brief besonders persönlich, weil Paulus Timotheus sehr direkt anspricht. Das sehen wir gleich zu Beginn in Vers 12, wo er schreibt: „Niemand verachte dich wegen deiner Jugend. Du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit.“
Die Herausforderung der Jugend und das Vorbildsein
Wenn Paulus hier zu Timotheus sagt, dass er noch jugendlich ist, meint er damit einen Begriff, der relativ weit gefasst war. Alles unter 40 galt als Jugend. In unserer Gemeinde ist das etwas anders. Wir wissen ja, dass hier Jung auf Alt trifft, und die Grenze liegt oft bei 49, also ist man bei uns noch etwas länger jung – nämlich genau dann, wenn man so alt ist wie ich oder jünger.
Nein, Spaß beiseite: Jugend war damals bis 40 Jahre. Timotheus war sicherlich schon über 30. Paulus hatte ihn mitgenommen, als er vielleicht Anfang 20 war. Jetzt, als er diesen Brief schreibt, sind wahrscheinlich ungefähr 15 Jahre vergangen, seitdem Timotheus zum ersten Mal mit Paulus auf Reisen war.
Auch wenn Timotheus also vielleicht schon Mitte 30 ist, besteht die Gefahr, dass in der Gemeinde gestandene Männer und Frauen sich denken: Was will dieser junge Kerl mir schon sagen? Paulus schreibt diese Worte an Timotheus, aber nicht nur an ihn. Ganz interessant ist, dass man an manchen Stellen des Briefes sieht, dass Paulus tatsächlich auch die ganze Gemeinde anspricht. Das heißt, der Brief ist so geschrieben, dass er Timotheus direkt anspricht, aber ganz bewusst vor der ganzen Gemeinde gelesen werden soll.
Es ist ein bisschen so wie eine Predigt heute: Sie spricht dich in besonderer Weise an, ist aber auch für die ganze Gemeinde gedacht. Deshalb möchte ich bewusst sagen: Wenn wir hier lesen „Niemand verachte dich wegen deiner Jugend“, dann sage ich das auch ganz bewusst uns als Gemeinde – im Hinblick auf Sammy, der noch nicht mal 30 ist. Niemand verachte ihn wegen seiner Jugend.
Wir haben als Gemeinde erkannt, dass Sammy die charakterlichen Anforderungen an das Bischofsamt erfüllt – wie wir vorhin gehört haben. Das Amt hat drei verschiedene Bezeichnungen: Bischof, Ältester oder Pastor. Wir haben gesagt, Sammy hat die Eignung. Wir haben ihn einstimmig berufen – das gab es, glaube ich, in der Gemeinde auch noch nicht – zum Pastor in dieser Gemeinde. Damit sagen wir: Wir sehen in ihm diese Eignung, wir sehen ihn als von Gott begabt und berufen ihn dazu, dieser Gemeinde zu dienen – nicht nur als Jugendpastor, sondern auch als Ältester.
Von daher, liebe Gemeinde: Ab heute ist es unsere Verantwortung, Sammy als einen Ältesten der Gemeinde zu achten, auch wenn er noch sehr jung ist. Niemand verachte ihn wegen seiner Jugend.
Natürlich richten sich diese Worte vor allem an den Adressaten Timotheus. Und da du hier in der Timotheusrolle bist, gelten diese Worte besonders dir: Niemand verachte dich wegen deiner Jugend. Nun gut, das hast du vielleicht gar nicht in der Hand, könnte man denken. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass Paulus das mit einer direkten Aufforderung verbindet: „Du aber sei den Gläubigen ein Vorbild.“
Niemand verachte dich – lebe vorbildlich! Dann nennt Paulus fünf konkrete Bereiche, in denen du vorbildlich leben sollst. Das sind Bereiche, in denen letztlich jeder reife Christ vorbildlich leben sollte. Von daher dürfen wir diese Worte auch ganz persönlich für uns hören.
Fünf Bereiche des vorbildlichen Lebens
Sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort. Manche Ausleger denken, es geht hier um das Wort Gottes. Ich bin mir nicht sicher, ob es hier wirklich darum geht, denn darauf kommt er eigentlich noch zu sprechen. Meiner Meinung nach geht es hier eher um die Worte, die wir einfach so sprechen.
Sei den Gläubigen ein Vorbild darin, wie du deine Worte wählst – mit Bedacht. Sprich die Wahrheit, sprich voller Gnade. Sei ein Vorbild im Wort. Sei auch ein Vorbild im Wandel, das heißt in allen Lebensbereichen. Du leitest durch dein Sein: Wer du bist und wie du lebst, wird wahrgenommen. Sei ein Vorbild im Wandel.
Sei ein Vorbild in der Liebe. Wir haben gehört, dass einige bereits wahrnehmen, dass du ein sehr liebevoller Mensch bist. Bewahre dir das. Die Liebe muss die Triebfeder deines Dienstes sein – Liebe zu Gott und zur Gemeinde. Nimm dir Jesus zum Vorbild. Über ihn heißt es, dass er die Kinder liebte, auch die, die manchmal ein bisschen schwierig sind.
Sei ein Vorbild darin, wie du liebst: christusgemäß, aufopferungsvoll, selbstlos. Nicht, weil die Menschen es verdient haben, sondern weil du die Liebe in dir trägst, die Gott dir gegeben hat, damit du sie weitergeben kannst. Sei ein Vorbild in der Liebe.
Sei ein Vorbild im Glauben, oder in anderen Worten: im Gottvertrauen. Für deinen Dienst brauchst du ganz viel Gottvertrauen. Selbstvertrauen allein taugt nicht. Wenn dein Selbstvertrauen nicht auf einem großen Gottvertrauen basiert, wirst du scheitern. Du darfst vertrauen in das, was Gott in dich hineingelegt hat – aber immer mit dem Blick auf Gott.
Sei ein Vorbild darin und lebe uns vor, dass du auf Gott vertraust und ihm glaubst.
Schließlich sei ein Vorbild in der Reinheit. Bei diesem Wort geht es wohl vor allem um sexuelle Reinheit, aber auch ganz grundsätzlich: Halte dich fern von allem, was unrein und unehrenhaft ist. Das ist der Auftrag.
Lebe so und folge Jesus Christus in all diesen Dingen. Er ist das Vorbild par excellence – im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit. Folge ihm, sodass Menschen nichts Schlechtes über dich sagen können.
Dein Leben ist in gewisser Weise die Grundlage deines Dienstes. Deshalb sehen wir gerade in 1. Timotheus 3, dass Paulus sagt: Die Anforderungen an einen Bischof, an einen Ältesten, an einen Pastor sind fast alle charakterlicher Natur. Es geht ums Leben.
Lebe so, dass für alle sichtbar ist: Dieser Mensch ist wirklich qualifiziert für dieses Amt. Ja, du bist zwar jung, aber lebe wie ein Ältester. Wer vorbildlich lebt – das ist doch klar – wird nicht verachtet, dem hört man zu. Niemand wird dich wegen deiner Jugend verachten.
Das ist dein Auftrag. Unser Auftrag ist, ihn zu respektieren, ihn zu ehren und seine Leitung anzuerkennen. Dein Auftrag ist es auch, entsprechend zu leben.
Ich habe das vorhin schon gesagt: Letztendlich sind das natürlich fünf Anforderungen an ein vorbildliches Leben, die für jeden Christen gelten. Wir wissen aus der Bibel, dass sie sehr klar jedem Christen sagt: Wir sollen Acht geben darauf, wie wir reden und wie wir leben. Wir sollen darauf achten, dass wir Liebe in uns tragen und sie weitergeben. Wir sollen danach streben, im Glauben weiter zu wachsen. Und wir sollen nach Reinheit streben in unserem Leben. Das gilt für uns alle.
Ich hoffe, du hörst diese Worte nicht und schaust auf Samuel und sagst: „Ja, wollen wir mal gucken, wie er das macht.“ Ich hoffe, du hörst die Worte erst einmal für dich selbst. Lieber Christ, folge Jesus Christus. Indem du ihm folgst, kannst du anderen ein Vorbild sein, weil du sie auf Jesus hinweist.
Lebe vorbildlich im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit. Lass dich von Gottes Geist verändern. Das ist es, was Gottes Geist in jedem Christen tun will: Er will uns Jesus Christus ähnlicher machen.
Ein Weg, wie Gott uns verändert und uns Jesus Christus ähnlicher macht, ist durch das Vorbild von anderen, die vielleicht schon ein bisschen reifer sind. Gott gebraucht Vorbilder, um Menschen Christus ähnlicher zu machen.
Paulus selbst hat das gesagt. Im 1. Korinther 11,1 schreibt er: „Folgt meinem Beispiel, meinem Vorbild, so wie ich Jesus Christus folge.“ Das ist dein Auftrag ab heute: Folge Jesus so dicht, dass jeder, der auf dich schaut, fast automatisch Jesus nachfolgt.
Ob du willst oder nicht, ob dir das bewusst ist oder nicht – du leitest durch dein Leben. Das ist eine hohe Verantwortung. Durch dein Vorbild kannst du der Gemeinde zu einem großen Segen werden, du kannst aber auch Schaden anrichten.
Das gilt besonders für die junge Gemeinde. Wir wissen, dass junge Menschen sich noch viel leichter prägen lassen als Ältere. Das ist manchmal gut, manchmal schwierig. Denn wir sehen, wie junge Menschen sich ganz schnell an einer Leitfigur orientieren.
Wenn dir das nicht bewusst ist, dann schau einfach mal irgendwo in der U-Bahn, wo eine Gruppe Jugendlicher zusammensteht. Oder wenn du selbst Jugendlicher bist, schau dich in deinem Freundeskreis um: An wem orientiert man sich? Wie kleidet man sich?
Komisch, es gibt ganze Cliquen, die sehen immer alle irgendwie gleich aus. Sie tragen alle die gleichen Jacken, Pullis und Schuhe. Der Coolste gibt den Takt vor. Sie reden auch alle gleich. Ich weiß, wovon ich spreche. Irgendwer hat den richtigen Spruch drauf, und dann haben alle den Spruch drauf.
In gewisser Weise ist das harmlos und vielleicht ein bisschen witzig. Aber wenn es um geistliche Dinge geht, ist es wirklich sehr entscheidend.
Sammy, du bist jemand mit einer gewissen Ausstrahlung. Junge Leute schauen auf dich. Du hast damit die Möglichkeit und auch die Verantwortung, sie in rechter Weise durch dein Vorbild zu leiten.
Sei ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit.
Die Bedeutung der Lehre im Dienst
Also kurz: Hab Acht auf dein Leben und hab Acht auf die Lehre. Das ist der zweite Aspekt, um den es ab Vers 13 geht. Dort lesen wir: „Fahre fort mit Vorlesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme. Lasst nicht außer Acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten. Dies lass deine Sorge sein, damit gehe um, damit dein Fortschreiten allen offenbar werde.“
Wir sehen hier also, dass der junge Pastor nicht nur vorbildlich leben, sondern auch vorbildlich lehren soll. Die Worte sind sehr persönlich und direkt an Timotheus gerichtet. Manches davon ist fast biografisch und trifft nicht sofort auf dich zu. Timotheus soll einfach da weitermachen, wo Paulus zuvor gedient hatte.
In gewisser Weise machst auch du da weiter, wo vor dir jemand gedient hat. Du machst da weiter, wo Jonathan aufgehört hat. Du sollst also fortfahren mit dem, was Jonathan bisher treu getan hat. Das heißt nicht, dass du keine eigenen Akzente setzen darfst oder sogar sollst. Das wünschen wir uns, denn wir sehen, dass deine Begabung ein bisschen anders ist als die von Jonathan. Bring dich mit deinen Begabungen ein. Aber im Wesentlichen sollst du tun, was Jonathan zuvor getan hat.
Das wird hier beschrieben mit den Worten: „Fahre fort mit Vorlesen, mit Ermahnen, mit Lehren.“ Dabei geht es jeweils um das Wort Gottes. Vielleicht ist es gut, sich kurz klarzumachen, worum es hier konkret geht.
Das Vorlesen von Gottes Wort war in der damaligen Zeit von größter Bedeutung. Die meisten Christen hatten keine eigene Bibel, oft nicht einmal das Alte Testament. Das Neue Testament gab es noch nicht. Viele konnten auch nicht lesen. Der einzige Weg, wie die Christenheit das Wort Gottes überhaupt hören konnte und wissen konnte, wer Gott ist und was er will, war, dass ihnen das Wort Gottes vorgelesen wurde. Das ist eigentlich der grundlegendste Aspekt des Wortdienstes.
Heute haben wir das Privileg, Bibeln in unserer eigenen Sprache zu besitzen. Fast alle von uns können lesen. Wahrscheinlich haben wir alle eine oder sogar mehrere Bibeln zu Hause. Falls du wirklich keine hast, sprich mich gerne an. Ich schenke dir sehr gerne eine.
Das heißt, wir können das heute selbst tun, und wir sollten es auch tun. Matthias hat vorhin dafür gebetet und den Herrn um Vergebung gebeten, dass wir sein Wort vielleicht an manchen Tagen oder in der ganzen Woche nicht gelesen haben. Ihr Lieben, der heilige Gott, unser Schöpfer, der Herr aller Dinge, will mit dir reden. Und er tut das durch sein heiliges Wort. Lies Gottes Wort!
Wir erwarten nicht von Sammy, dass er sich hinsetzt und Vorlesestunden hält. Wir erwarten, dass du Sammy und den jungen Leuten hilfst zu erkennen, wie wertvoll es ist, dass Gott zu ihnen reden will. Dass du ihnen Gottes Wort in gewisser Weise lieb machst, weil es liebenswürdig ist. Und wir erwarten von dir, dass du ihnen hilfst, Gottes Wort immer besser zu verstehen.
Deshalb sind die beiden anderen Aspekte, die dann folgen, wirklich die zentralen Aspekte deines Dienstes. Wenn Paulus hier schreibt: „Fahre fort mit Vorlesen, mit Ermahnen“, dann bedeutet das, das Wort ermahnen heißt hier wirklich das Verkündigen, das ins Leben sprechen, das Ermutigen, das Ermahnen, das zum Herzen sprechen von Gottes Wort.
Ich sage mir: Das sollst du tun. Du sollst Gottes Wort so auf deine Zuhörer anwenden, dass es ihnen ins Leben hineinspricht und ihre Herzen anrührt. Mach gerade der jungen Gemeinde Jesus lieb, so dass in ihnen immer mehr eine Liebe zum Herrn wachsen kann. Darum geht es hier beim Ermahnen, beim Ermutigen von Gottes Wort.
Dann soll Gottes Wort auch gelehrt werden, mit Lehren. Wir alle brauchen es, von Gott durch sein Wort gelehrt zu werden. Gerade die junge Gemeinde braucht viel Lehre. Das ist per Definition so. Junge Menschen müssen Dinge erst einmal lernen. Deswegen gehen Kinder in die Schule, irgendwann studieren sie vielleicht oder machen eine Ausbildung. Lernen ist ganz zentral. Das gehört einfach dazu.
Ich befürchte nur – und da möchte ich ganz bewusst die Kinder und Jugendlichen unter uns ansprechen –, dass manche denken, im geistlichen Bereich gehe das irgendwie von ganz alleine. Ihr erkennt, dass Schule, auch wenn sie manchmal blöd ist, irgendwie wichtig ist. Aber allein dadurch, dass ihr sonntags in der Gemeinde sitzt, euch ein bisschen umschaut und mit euren Eltern mitgeht, werdet ihr nicht wachsen. Ihr müsst bewusst lernen wollen, Gott mehr kennenlernen wollen.
Sammy soll euch dabei helfen, und viele andere Mitarbeiter auch. Aber letztlich seid ihr gefragt. Gott möchte, dass ihr ihn sucht, mehr erkennt und mehr über ihn lernt. Die Mitarbeiter helfen dabei, aber es ist nicht ihre Aufgabe, euch das alles abzunehmen.
Immer wieder werden dir junge Menschen und auch ältere Menschen sagen, dass sie nicht so viel lernen oder so viel Ermahnung wollen. Sie wollen einfach ein bisschen ermutigt werden. „Gib mir ein bisschen was fürs Herz, das ist dann gut.“ Das Problem ist, sie werden das wollen, und wir werden das immer mal wieder wollen – so sind wir Menschen.
Wir haben nämlich trügerische Herzen, und unsere trügerischen Herzen wollen immer nur gestreichelt werden. Das Problem ist aber, dass Gott als liebender Vater weiß, dass das nicht gut für uns ist. Deshalb möchte Gott zu unseren Herzen sprechen. Er will sie ermahnen, er will sie ermutigen, er will sie zurechtbringen, er will sie belehren, damit unsere Herzen mehr für ihn schlagen und wir mehr für ihn leben.
Er lässt sich nicht abbringen davon. Gottes Wort zu lehren und zu ermahnen ist aus Gottes Wort, das brauchen wir alle.
Die Verantwortung der Eltern und die Begabung des Jugendpastors
Nun, liebe Eltern, vielleicht habt ihr jetzt den Eindruck: Das ist ja super, dann macht Sammy das. Ich hoffe, ihr wisst, dass die primäre Verantwortung für die geistliche Erziehung eurer Kinder bei euch liegt.
Ihr könntet sagen: Ja, ich kümmere mich um das allgemeine Benehmen meiner Kinder, die schulische Ausbildung übernimmt die Schule, und die geistliche Erziehung macht die Gemeinde. Wenn das euer Denken ist, dann unterschätzt ihr total, wie bedeutend die geistliche Erziehung eurer Kinder ist.
Wenn ihr meint, da reichen 90 Minuten am Freitagabend, vielleicht ein bisschen Kindergottesdienst, dann achtet ihr nur sehr gering darauf, was Gott eigentlich möchte. Liebe Eltern, ich weiß, dass viele von euch sehr engagiert sind in der geistlichen Erziehung eurer Kinder, und ich preise Gott dafür.
Und habe ich Quatsch gesagt? Eure Eltern geistlich zu erziehen, ist ja auch in Ordnung, sie haben es manchmal auch nötig. Ich meine aber eure Kinder. Ich bin dankbar, dass viele Eltern ihre Verantwortung gegenüber ihren Kindern wahrnehmen. Macht weiter damit! Eure Kinder brauchen das Tag für Tag. Macht sie Jesus lieb!
Da seid ihr gefordert – durch euer Leben und durch die Lehre. Sammy darf euch dabei helfen, er wird euch dabei helfen, so wie viele andere treue Mitarbeiter im Kinder- und Jugendbereich. Wir haben ganz viele tolle, engagierte, gut zugerüstete Mitarbeiter. Das ist ein Segen.
Als Vater kann ich sagen: Ich bin Gott so dankbar für die vielen Mitarbeiter, die sich in meine Töchter toll investieren. Aber das nimmt uns nicht die Verantwortung als Eltern. Wir dürfen zusammenarbeiten mit Sammy und den vielen anderen Mitarbeitern, damit unsere Kinder mit Gottes Hilfe zum Glauben finden und im Glauben wachsen.
Nun, Sammy ist in besonderer Weise lehrbegabt, und deswegen dürfen wir bestimmte Dinge von ihm erwarten. Wenn uns zuhause eine Frage zu kompliziert wird, dann schickt eure Kinder zu Sammy.
Timotheus war auch besonders lehrbegabt, und hier in Vers 14 kommt eine Aussage, die klingt erst einmal ein bisschen mysteriös. Wir wissen nicht ganz genau, was sie bedeutet, aber ich möchte den Vers nicht übergehen.
Da heißt es: „Lass nicht außer Acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten.“ Ich nehme an, dass das gar nicht so mysteriös war, wovon Paulus hier schreibt, sondern dass die Weissagung einfach ein Inslebensprechen war. Das ist Weissagung in der Regel: ein Inslebensprechen.
Ich gehe also davon aus – ich kann mir sehr gut vorstellen –, dass die Situation so war, dass der junge Timotheus da war und die älteren, reifen Christen in der Gemeinde ihn gesehen haben. Sie haben in Timotheus eine Lehrbegabung erkannt und ihm das zugesprochen. Sie haben gesagt: „Wir sehen in dir eine Lehrbegabung.“ Dann haben sie ihm die Hände aufgelegt und für ihn gebetet. Der Zuspruch und das Gebet haben Timotheus freigesetzt, noch mehr in dieser Begabung zu leben.
In gewisser Weise ist das genau das, was wir heute mit dir tun wollen. Wir sprechen dir zu: Das haben wir bei der Berufung getan. 100 Prozent derer, die mitberufen haben, haben gesagt: „Wir sehen in dir eine Lehrbegabung, und wir wollen, dass du unser nächster Jugendpastor wirst.“ Danach werden wir als Älteste dir die Hände auflegen und für dich beten. Wir werden Gott bitten, diese Begabung weiter anzufeuern, anzufachen, sodass du immer mehr darin wandeln und leben kannst.
Das ist, worum es hier geht.
Zu Beginn von Vers 15 sagt Paulus dann weiter: „Lass das deine Sorge sein.“ Das heißt, bei der Ausübung der dir von Gott gegebenen Gabe soll dein Fokus immer darauf liegen, das zu tun, was Gott in dich hineingelegt hat und wozu er dich aufruft.
Es wird vieles geben, was nach deiner Aufmerksamkeit sucht. Manches wird gut sein, manches braucht eine gewisse Aufmerksamkeit, und manche werden dir sagen: In der Kinder- und Jugendarbeit sind Methoden ganz wichtig. Ja, sie haben eine gewisse Wichtigkeit. Aber dein Fokus, deine erste Sorge sollte immer sein, dass du die Jugendlichen, die junge Gemeinde und letztendlich die ganze Gemeinde mit dem Wort Gottes zurüstest – mit Ermahnen und Lehren.
Das ist das, was wir vor allem brauchen. Und das ist deine primäre Verantwortung. Dazu hat Gott dich begabt. Verliere das nicht aus dem Blick! Lass das deine Sorge sein.
Dann heißt es weiter: „Damit gehe um.“ Jetzt unterstreicht Paulus das noch einmal: Damit dein Fortschreiten allen offenbar werde.
Ermutigung zum geistlichen Wachstum und Fortschritt
Diesen letzten Teil, besonders Vers 15, finde ich total ermutigend. Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr das hört.
Nach all diesen Aufforderungen wie „Hab Acht auf dich selbst und auf die Lehre“, „lebe vorbildlich“, „lehre vorbildlich“ und „lass dein Fortschreiten allen offenbar werden“ – warum tröstet mich das?
Nun, weil es mir sagt, dass ich nicht perfekt sein muss. Fortschritt kann ich nur machen, wenn ich noch nicht am Ziel bin. Das ist gut und ermutigend. Und hoffentlich ist es das auch für dich.
Keiner erwartet von dir, dass du perfekt bist. Vielleicht erwartet es irgendwer, aber das kannst du getrost ignorieren, denn Gott erwartet das nicht von dir. Gott erwartet nicht von dir – und ich ganz sicher auch nicht, ebenso wenig die anderen Ältesten oder der Großteil der Gemeinde –, dass du alles perfekt machst.
Du wirst auch nicht alles so schaffen, wie Jonathan es gemacht hat. Manche werden sagen: „Ja, aber Jonathan …“ Und du sagst: „Ja, Jonathan.“ Jonathan war vier Jahre Jugendpastor. Wenn ihr mich mit Jonathan vergleichen wollt, dann bitte vier Jahre zurück zu Jahr eins. Wenn ihr mich mit Alex Heistermann vergleichen wollt, dann bitte zurück zu Jahr eins von Alex. Und auch dann passt ein Vergleich nie ganz.
Aber hoffentlich – und ich glaube, das können wir sagen – haben wir bei Alex Heistermann ein Wachstum, ein Fortschreiten gesehen. Wir haben bei Jonathan ein Wachstum, ein Fortschreiten gesehen. Und das ist auch deine Aufgabe: Schreite fort, fahre fort, wachse darin. Lerne Stück für Stück dazu, wachse in deinen Gaben, und dein Fortschreiten soll offenbar werden für alle Zeit.
Perfektion gibt es nicht. Matthias und ich können das bestätigen, oder? Im Pastorendienst gibt es keine Perfektion. Es gibt nur so Halbgares mit viel Bemühen und Gottes Hilfe. Aber Fortschritt sollte da sein. Und das soll offenbar werden.
Ihr Lieben, das ist übrigens ein Auftrag an uns alle – im geistlichen Sinn, im geistlichen Leben. Es gibt so ein geflügeltes Wort: Stillstand ist Rückschritt. Das gilt gewiss auch für unser geistliches Leben.
Du kannst nicht sagen: „Ja, ich habe meine Bibel dreimal durchgelesen, jetzt weiß ich eigentlich relativ viel, und jetzt passt das.“ Ich erlebe manchmal, wenn meine Kinder in der Schule Bücher lesen, die ich in meiner Schulzeit auch gelesen habe, dass sie sagen: „Ja, du hast das doch auch mal gelesen.“ Ich sage: „Ich habe keine Ahnung mehr, was da drin stand.“ Ich befürchte, das geht uns ganz oft auch so mit der Bibel.
Gib dich nicht zufrieden mit dem, was du mal erkannt hast. Stillstand ist Rückschritt. Die Aufforderung ist aber Fortschritt. Das heißt, unser Fokus sollte nicht sein, zu schauen: „Oh, macht Sammy denn auch wirklich Fortschritte?“ Da überlegen wir nochmal bei Matthias: „Machen die noch Fortschritte?“ Könnt ihr gerne mal drauf schauen. Wenn ihr den Eindruck habt, es geht rückwärts, dann dürft ihr uns ermahnen.
Aber vor allem sollt ihr auf euch selbst schauen, jeder auf sich selbst: Mache ich noch Fortschritte? Komme ich voran im Glauben? Werde ich geistlich stärker?
Vielleicht ganz konkret als etwas zum Drübernachdenken für heute Nachmittag: In welchen Bereichen deines Lebens würdest du sagen, dass du in den letzten ein, zwei Jahren Fortschritte gemacht hast? Ich hoffe, dir fällt was ein.
Und in welchen Bereichen deines geistlichen Lebens möchtest du in den nächsten ein, zwei Jahren Fortschritte machen? Ich bin mir sicher, dir fällt was ein. Mach konkrete Pläne, wie du vorankommen willst.
Es beginnt ganz oft damit, dass wir uns wieder neu dem Wort Gottes aussetzen – und es nicht nur schnell lesen, damit wir irgendwie einen Haken dran machen können, sondern es wirklich studieren, damit Gott in unser Leben hineinsprechen kann.
Es reicht nicht einfach zu sagen: „Ich bin ja sonntags im Gottesdienst.“ Komm in den Gottesdienst, komm in die Bibelstunde, komm in den Hauskreis, komm in die Gruppen, zu denen du gehörst – mit dem Verlangen: „Ich will Fortschritt machen.“ Das ist eine Grundfrage, die du dir jeden Sonntagmorgen stellen kannst, bevor du durch die Tür ins Gemeindehaus gehst: Bin ich innerlich bereit, Fortschritt zu machen?
Hier sind Leute, die nur dazu angestellt sind, damit sie mir dabei helfen können. Dafür zahlen wir so wahnsinnig viel Geld für unsere Pastoren. Na ja, geht so. Dazu wird Sammy heute berufen, dass wir helfen, damit wir alle wachsen können.
Ich hoffe, du hast dieses Anliegen. Bring es vor Gott, bring es ins Gebet. Und wenn du dieses Anliegen hast und sagst: „Ich will Ermahnung und Belehrung“, dann klingt das nicht mehr bedrohlich, sondern wunderbar.
Nun, manchmal werden wir unser eigenes geistliches Wachstum nicht so bewusst wahrnehmen können. Deshalb ist es gut, dass andere uns dabei helfen, das zu erkennen.
Es ist interessant, dass Paulus hier auch sagt, dass sein Fortschreiten allen offenbar werde. Andere nehmen den Fortschritt wahr.
Vielleicht ist das eine Ermutigung für uns – auch als kleine Aufgabe für diese Woche: Da, wo du mit Geschwistern zusammenkommst, die dich gut kennen und mit denen du schon eine Weile unterwegs bist, im Hauskreis, vielleicht aber auch in der Familie oder in der Ehe – nehmt euch Zeit. Nehmt euch einfach mal Zeit, einander zuzusprechen: Wo sehe ich in dir, lieber Bruder, liebe Schwester, Fortschritt? Wo sehe ich, dass du dich gottesgeistig mehr hinein in Jesu Ebenbild verwandelt hast?
Das kann sehr ermutigend sein. Manchmal sehen wir das selber nicht. Aber wenn da jemand ist, der einen gewissen zeitlichen Horizont meines Lebens kennt, kann er mir das ins Leben sprechen. Das ist sehr, sehr ermutigend.
Vielleicht noch etwas für euch Kinder und Jugendliche: Fragt eure Eltern, Mama, Papa: In welchem Bereich bist du geistlich im letzten Jahr gewachsen? Und wie kann ich selber mehr wachsen? Vielleicht eine gute Diskussion heute beim Mittagessen.
Und dann streckt euch danach aus, selber weiter zu wachsen – ihr Eltern und ihr Kinder, ihr Singles, ihr Jungen und ihr Senioren.
Die bleibende Bedeutung von Selbst- und Lehre-Achtsamkeit
Lasst euer Fortschreiten allen offenbar werden! Paulus schließt diesen Abschnitt mit einem Aufruf ab. Dieser Aufruf bildet den Großteil des Predigttitels und steht am Anfang von Vers 16: „Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre und dann beharre in diesen Stücken.“
Das ist also keine einmalige Angelegenheit. Es geht nicht darum, heute einmal auf sich selbst und auf die Lehre zu achten, sondern es ist etwas, das wir immer wieder tun sollen. Warum das gerade für geistliche Leiter so wichtig ist, lesen wir in der zweiten Hälfte von Vers 16, dem letzten kurzen Punkt, den wir noch bedenken wollen: „Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre, beharre in diesen Stücken, denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören.“
Sammy, das ist das große Ziel deines Dienstes. Das klingt vielleicht zunächst nach einer ziemlichen Überforderung. In deinen theologischen Studien hast du gelernt, dass Rettung etwas ist, das alle Menschen nötig haben und das nur Gott bewirken kann. Und hier wird einem jungen Pastor gesagt: Rette dich selbst und andere. Was ist hier los?
Bevor wir weiter darüber nachdenken, möchte ich einen Moment mit uns allen darüber nachdenken, warum wir überhaupt gerettet werden müssen. Wir haben eben schon gehört und darüber nachgedacht, dass wir geistlich wachsen sollen, dass wir Fortschritt machen sollen. Aber geistlich wachsen können wir erst, wenn wir vorher geboren wurden. Fortschritt werden wir nur dann machen, wenn wir auf dem richtigen Weg sind.
Die Bibel lehrt uns allerdings, dass wir alle von Natur aus geistlich tot sind. Der Prophet Jesaja hat schon gesagt, dass wir alle in die Irre gingen wie Schafe. Das heißt, wir können von Natur aus gar keinen Fortschritt in die richtige Richtung machen. Wir können gar nicht wachsen, weil wir gar nicht geistlich lebendig sind.
Deshalb brauchen wir grundlegende Hilfe von Gott. Nur weil Gott unser barmherziger und liebender Gott ist, hat er seinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt, um uns aus dem Tod zum Leben zu bringen. So können wir dann wachsen. Er ruft uns von unseren falschen Wegen zur Umkehr, damit wir auf dem richtigen Weg wirklich Fortschritt machen können. So kam Gott in Jesus Christus zu uns.
Ich hoffe, du weißt, dass du Jesus brauchst. Ich hoffe, du weißt, dass du von Natur aus nicht den richtigen Weg gehst. Gestern Nachmittag hatte ich beim Tennisspiel ein Gespräch mit meinem Gegner beziehungsweise Partner. Wir haben über Glauben gesprochen. Das versuche ich immer, wenn wir zwischen den Ballwechseln Zeit haben. Ich spiele so schnell, dass wir Luft holen müssen, und dann kann ich reden – das ist meine Strategie.
Ich habe mit ihm darüber gesprochen, dass es so ein herrlicher Tag war. Ich sagte, das sei fast wie ein kleiner Schatten davon, wie herrlich es eines Tages in der Gegenwart Gottes sein wird. Er schaute mich groß an und meinte: „Na ja, das wird wohl für jeden anders aussehen.“
Ich antwortete: „Es gibt genau zwei Ausgänge.“ Er meinte: „Da werden wir uns wohl voneinander verabschieden.“ Als ich fragte, warum, sagte er: „Weil ich so einen miesen Charakter habe.“ Er fügte hinzu: „Wenn es nur darum ginge, dann wären wir zusammen.“
Dann konnten wir darüber reden. Was ich ihm erklärt habe und was ich dir heute erklären möchte, falls du es noch nicht verstanden hast: Was du brauchst, ist nicht einfach nur ein etwas besseres Leben oder ein bisschen vorbildlicher zu werden.
Ich hoffe, du hast das, was ich vorhin in Vers 12 gesagt habe – dieses vorbildliche Leben – nicht als etwas verstanden, das du jetzt aus eigener Kraft versuchen musst. Du wirst nie gut genug leben, du wirst nie ein gutes Vorbild sein, um in der Gegenwart eines heiligen, perfekten Gottes bestehen zu können. Wir alle scheitern.
Deshalb kam Gott in Jesus Christus, um für uns das Leben zu leben, das wir hätten leben sollen. Dann nahm er die gerechte Strafe für unser Versagen auf sich. So hat er die Schuld von uns genommen, damit wir von aller Schuld befreit sein können.
Dann ruft er uns: Bring mir deine Schuld, kehre um von deinem falschen Weg, tu Buße – so heißt es in der Bibel –, kehre um, komm zu mir. Das ist genau die Kehrtwende, die jeder Mensch braucht.
Wir schreiten nicht fort, weil wir von Natur aus in die falsche Richtung gehen. Wir brauchen es, dass Gott in seiner Gnade in unser Leben hineinruft und wir anfangen, Jesus Christus nachzufolgen. Nur so werden wir wirklich Fortschritt machen.
In der Tat brauchen wir es, dass er uns sein Leben einhaucht. Das tut Gott, wenn wir uns ihm im Glauben zuwenden. Dann erfahren wir, was die Bibel als Wiedergeburt, als geistliche Geburt beschreibt. Erst dann können wir wachsen.
Wenn dir das noch nicht klar ist, dann komm ins Gespräch. Wir müssen dazu nicht Tennis spielen. Es ist wichtig, dass du das erkennst. Nur so wirst du gerettet, und diese Rettung brauchst du.
Diese Rettung empfangen wir allein von Gott. Sie kommt allein aufgrund seiner Gnade durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus. Aber diese Rettung kommt dadurch, dass es Menschen gibt, die – so wie ich es hier gerade tue – anderen Menschen ins Leben sprechen. Mit diesem Wort der Wahrheit, mit der frohen Botschaft des Evangeliums, dass Rettung möglich ist.
Sammy, so wirst du die retten, die dich hören und sehen. Du sollst ein Vorbild sein für die Menschen, mit denen du in Kontakt kommst. So weist du ihnen durch dein Leben den Weg und zeigst ihnen mit deinen Worten, wohin es geht.
Das heißt, durch dein Vorbild wird Gott Menschen retten. In gewisser Weise wirst auch du Menschen retten, weil du sie mitziehst, Jesus hinterher. Das ist deine Aufgabe, dazu bist du hier.
Gerade bei der jungen Gemeinde wird nicht immer ganz klar sein, wo die geistlich stehen. Du wirst nicht wissen, ob sie schon gerettet sind oder noch nicht. Das ist nicht immer klar erkennbar, besonders wenn sie aus einem christlichen Elternhaus kommen und bestimmte Dinge von klein auf gelernt haben. Du weißt nicht genau, wo sie stehen.
Das ist aber auch gar nicht so entscheidend. Deine Aufgabe ist es nicht, irgendwo deinen Stempel aufzudrücken – gerettet oder nicht gerettet. Deine Aufgabe ist es einfach, der jungen Generation ein Vorbild im Leben zu sein und ihnen durch die Lehre von Gottes Wort den Weg zu weisen.
Den Rest darfst du getrost Gott überlassen. Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre, denn es geht um alles. Ich bete für dich.
Herr, himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort, das uns ermahnt, uns belehrt und uns den Weg weist. Du sprichst so in unser Leben, weil du uns so sehr liebst und es so gut mit uns meinst.
So wollen wir dich preisen für dein heiliges Wort. Wir danken dir, dass du in deiner großen Gnade deiner Gemeinde Männer gibst, die dein Wort lehren als Pastoren. Wir danken dir für Sammy und beten, dass er Acht haben kann auf sein Leben und auf die Lehre. Mögest du sein Vorbild und seine Lehre gebrauchen, um viel, viel geistliche Frucht zu bringen.
Möge es so sein. Amen.